Die Erfindung bezieht sich auf eine Plattenschließeinheit für
eine Spritzgießmaschine, von der im Oberbegriff des Patentan
spruchs 1 angegebenen Art.
Derartige Plattenschließeinheiten sind allgemein bei Kunst
stoff-Spritzgießmaschinen oder bei Spritzgießmaschinen für
thixotrope Metalle bekannt. Dabei sind in der Regel eine beweg
liche Formaufspannplatte und eine feststehende Formaufspann
platte vorgesehen, die jeweils eine Gießformhälfte tragen. Die
Plattenschließeinheit hat erstens die Funktion, die beiden
Formaufspannplatten gegeneinander zu verfahren und somit die
Form zu öffnen bzw. zu schließen. Eine weitere Funktion liegt
darin, eine hohe Schließkraft aufzubringen, um sicherzustellen,
daß die Form auch bei sehr hohen Einspritzdrücken verschlossen
bleibt und nicht auseinanderklafft. Zwar könnte man daran den
ken, beide Funktionen in einer Antriebseinheit zusammenzufas
sen, was aber zu unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich
der Konstruktion führt. So kann das Verfahren der Platten mit
relativ geringer Kraft durchgeführt werden, erfordert aber ei
nen relativ großen Hub; das Verriegeln erfordert bei einer ho
hen Schließkraft einen relativ geringen Hub. Somit ist die Di
mensionierung für einen einzelnen Antrieb, der beide Funktionen
erfüllt, ungünstig.
Separate Einheiten wurden deshalb beispielsweise in der
EP 0 544 903 B1 vorgeschlagen, bei der ein Spindelantrieb die
Verfahrbewegung realisiert und Elektromagnete die Verschluß
kraft sicherstellen; eine Kombination aus Kugelgewindespindel
und Kniehebel zeigt die EP 0 383 935 A1; eine Anordnung aus
Zahnstangen und Exzenter ist aus der DE 195 44 329 A1 bekannt.
Bei den bekannten Techniken sind für die Schließkrafteinheit
aufwendige und wartungsintensive Mechaniken erforderlich bzw.
können sehr hohe Schließkräfte nur bedingt erzeugt werden.
Einen besonders kompakten Aufbau bieten die sogenannten 2-
Plattenschließeinheiten. Beim konventionellen Aufbau (3-Plat
tenaufbau) ist neben einer feststehenden Formaufspannplatte zu
sätzlich eine Stützplatte vorgesehen, wobei die bewegliche
Formaufspannplatte zwischen der feststehenden Formaufspannplat
te und der Stützplatte angeordnet ist und sich mechanisch an
der Stützplatte abstützt. Beim 2-Plattenaufbau stützt sich die
bewegliche Formaufspannplatte lediglich an der feststehenden
Formaufspannplatte ab. Dies stellt zwar einen relativ kompakten
Aufbau dar, macht es aber problematisch, eine Schließkraftein
heit anzubringen.
Dementpsrechend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine
Plattenschließeinheit zu schaffen, die sich durch einen einfa
chen und kompakten Aufbau auszeichnet und insbesondere auch als
2-Plattenschließeinheit ausgeführt sein kann.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch eine Plattenschließein
heit mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1; die weiteren Pa
tentansprüche betreffen weitere Ausgestaltungen der Erfindung.
Bei der erfindungsgemäßen Kombination eines Elektroantriebs für
das Verfahren der beweglichen Formaufspannplatte und einer
fluidbetätigten Vorrichtung für die Schließkrafteinheit können
beide Funktionen, das heißt die Bewegung mit langem Verstellweg
und geringer Kraft und das Aufbringen einer hohen Schließkraft
bei geringem Verstellweg, gleichzeitig ohne großen mechanischen
Aufwand erfüllt werden. Dabei ist vorzugsweise die fluidbetä
tigte Vorrichtung in eine der Formaufspannplatten integriert
oder an ihr ausgebildet.
Vorzugsweise ist der Antrieb ein Gewindespindelantrieb, und die
Schließkrafteinheit ist eine Hydraulikkolbenzylindereinheit.
Bei diesem Aufbau ist es insbesondere vorteilhaft, ein Ende der
Gewindespindel als Element der Hydraulikkolbenzylindereinheit
auszubilden, wobei das andere Element in einer der Formauf
spannplatten ausgebildet ist. Dabei ist es vorteilhaft, die Ge
windespindel drehfest zu halten und die Verschiebung der
Formaufspannplatte über eine Gewindemutter zu realisieren.
Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der beigefügten
Zeichnung erläutert.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße 2-Plattenschließeinheit
in teilweise weggebrochener Seitendarstellung.
Die 2-Plattenschließeinheit gemäß Fig. 1. umfaßt eine festste
hende Formaufspannplatte 16 und eine bewegliche Formaufspann
platte 3. Die Formaufspannplatten 3, 16 sind über vier Gewinde
spindeln 14, 15 miteinander verbunden, wobei in der Darstellung
nur zwei Gewindespindeln sichtbar sind. Die Gewindespindeln
sind durch die bewegliche Formaufspannplatte geführt.
An der beweglichen Aufspannplatte 3 sind Spindelmuttern 2 dreh
bar montiert, die in Eingriff mit dem Gewindeabschnitt der Ge
windespindeln stehen und über einen Zahnriemen 13 von einem
Elektromotor I in Drehung versetzt werden können. Zwischen den
Gewindespindeln 2 und der beweglichen Aufspannplatte 3 sind
lösbare Zahnhaltebremsen 4 vorgesehen, die eine kraftschlüssige
Verbindung zwischen der Formaufspannplatte und den Spindelmut
tern 2 herstellen können.
An der feststehenden Aufspannplatte 16 sind die Enden der Ge
windespindeln derart gelagert, daß sie im wesentlichen keine
bzw. nur eine für einen Verriegelungshub erforderliche Axialbe
wegung durchführen können und gegen Verdrehung gesichert sind.
In der Fig. 1 sind schematisch zwei Formhälften F und F' dar
gestellt, die von der beweglichen Formaufspannplatte 3 bzw. der
feststehenden Formaufspannplatte 16 getragen werden.
Zum Verschließen der Form wird die Zahnhaltebremse gelöst, der
Motor I betreibt über den Zahnriemen 13 die Gewindemuttern 2
und verschiebt somit die bewegliche Formaufspannplatte 3 zum
Verschließen der Form (nach rechts in der Figur) über den Fahr
hub und dem Formhöhenausgleich Δ, bis die Formhälften F und F'
aneinanderliegen und somit die Form verschlossen ist. Die Posi
tion der beweglichen Aufspannplatte 3 ist dabei mit gestrichel
ten Linien als 3' in der Figur dargestellt.
Die in der festen Formaufspannplatte gelagerten Enden der Ge
windespindeln sind jeweils als Kolbenstangen ausgebildet, die
Kolben 9 einer Hydraulikkolbenzylindereinheit tragen, wobei die
Kolben in Zylindern geführt sind, die in der Formaufspannplatte
ausgebildet sind. Zwischen der spindelseitigen Fläche des Kol
bens 9 und der gegenüberliegenden Fläche des Zylinders ist ein
Druckmittelraum 7 gebildet, der durch eine Dichtung D und einen
Kolbenring K abgedichtet ist. Der Druckmittelraum 7 steht über
geeignete Leitungen 18 und ein Ventil 6 in Verbindung mit einem
Druckmittelzylinder 19, in den sich ein Verdrängungskolben S
erstreckt. Der Verdrängungskolben kann durch einen Elektromotor
II axial im Zylinder verschoben werden. Als Verdrängereinheit
kann auch ein Mehrkostensystem eingesetzt werden, z. B. Axial-
oder Radialpumpen. Des weiteren ist ein Druckmittelreservoir
(Niederdruckspeicher) 12 mit dem Druckmittelzylinder 19 verbun
den, über das zusätzliches Druckmittel in den Zylinder einge
bracht werden kann.
Ein Druckaufnehmer 8 ist in der Leitung zwischen dem Ventil 6
und dem Druckmittelraum 7 vorgesehen.
Das Werkzeug wird, wie oben beschrieben, durch die Betätigung
des Motors I verschlossen, wobei sich bei der Bewegung die Kol
ben 9 am Boden der Druckmittelräume 7 (linke Seite in der Fi
gur) abstützen. Nachdem die Zahnhaltebremsen 4 geschlossen
sind, wird das schaltbare Ventil 6 geöffnet, und der Verdrän
gerkolben 5 wird in den Druckmittelzylinder 19 bewegt, so daß
das Druckmittel über die Leitungen 18 in die Druckmittelräume 7
gelangt und dort die Kolben 9 zum Aufbau einer erhöhten
Schließkraft beaufschlagt und bewegt (nach rechts in der Fi
gur). Wenn ein einstellbarer Enddruck erreicht ist, der über
den Druckaufnehmer 8 überwacht wird, wird das Ventil 6 ge
schlossen, so daß die Schließkraft gehalten wird, und der Ein
spritz- bzw. Formvorgang wird gestartet. Nach Beendigung des
Formens wird das Ventil 6 geöffnet, und der Verdrängerkolben 5
wird aus dem Zylinder 19 bewegt, so daß das Druckmittel zurück
in den Zylinder 19 fließt. Eventuell während des Druckaufbaus
über den Kolbenring ausfließendes Druckmittel wird in einem
Sammelraum 21 auf der dem Druckmittelraum gegenüberliegenden
Seite des Kolbens gesammelt und über Leitungen 20 zurück zum
Reservoir geführt. Ein Durchlaß mit Rückschlagventil 22 im Ver
drängerkolben 5 stellt sicher, daß eventuell ausgelecktes
Druckmittel über das Reservoir vor dem nächsten Hub des Ver
drängerkolbens 5 ergänzt wird.
In dem oben erwähnten Sammelraum 21 ist des weiteren eine Ver
drehsicherung 23 für die Gewindespindel angeordnet.
Die erfindungsgemäß Plattenschließeinheit stellt mit einer ein
fachen und überschaubaren Technik eine kurze, platzsparende
Bauweise sicher, und es besteht eine gute Zugänglichkeit für
ein an der Außenseite der feststehenden Formaufspannplatte an
setzendes Einspritzaggregat. An der Außenseite der beweglichen
Formaufspannplatte kann eine Auswerfeinheit zum Auswerfen des
geformten Artikels angebracht werden.
Durch die hydraulische Arbeitsweise ergibt sich ein sehr stei
fes Schließsystem, mit dem auch Prägeschaltungen möglich sind.
Die Mechanik ist überlastsicher, da jede Spindel genau ein
Viertel der Schließkraft trägt, zeichnet sich durch hohe Plat
tenparallelität aus und ermöglicht eine vertikale Bauweise.
Grundsätzlich läßt sich die Plattenschließeinheit auch als 3-
Plattenschließeinheit auslegen. In diesem Fall ist die Platte 3
eine feststehende Stützplatte, und die Platte 16 ist als beweg
liche Formaufspannplatte ausgelegt, die über die Spindeln von
der Stützplatte gegen eine feste Formaufspannplatte bewegt wird
(nach rechts in der Figur zum Schließen der Form).
Auch ist es grundsätzlich möglich, die Gewindemuttern drehfest
zu halten und die Gewindespindeln zu verdrehen; allerdings
dürfte die Bauweise hinsichtlich der Abdichtung der Druckmit
telräume einen erhöhten Aufwand erfordern, so daß die darge
stellte Ausführungsform vorteilhafter erscheint.
Auch ist es möglich, statt des Gewindespindelantriebs Zahnstan
genantriebe einzusetzen, wobei die Zahnstangen in analoger Wei
se an einem Ende Hydraulikkolben tragen.
Die technische Dimensionierung der Plattenschließeinheit ist
dem Fachmann grundsätzlich geläufig und wird hier nicht weiter
im einzelnen erläutert. Rein beispielsweise kann etwa davon
ausgegangen werden, daß der maximale Verriegelungshub δ für die
Schließkrafteinheit etwa 5 mm beträgt.
Grundsätzlich ist es auch möglich, für den Antrieb der bewegli
chen Formaufspannplatte einen Linearmotor einzusetzen. Dabei
wird ein Teil des Linearmotors, vorzugsweise der Antriebsteil,
mit der beweglichen Formaufspannplatte verbunden, und der ande
re Teil, vorzugsweise der Reaktionsteil, mit der feststehenden
Formaufspannplatte, wobei dieser Teil in analoger Weise als
Kolben ausgebildet ist. Um eine ausreichend hohe Schließkraft
sicherzustellen, sollte dabei in der Verschlußstellung der Form
der Linearmotor derart verriegelt werden, daß seine beiden Teile
kraftschlüssig miteinander verbunden sind, beispielsweise
durch mechanische Verriegelungsvorrichtungen.
Auch ist es möglich, den Antrieb mit einem fluidbetriebenen Mo
tor, das heißt einen Hydraulik- oder Pneumatikmotor, zu betrei
ben.