DE10033923A1 - Verfahren zur sensorlosen Ermittlung der Geschwindigkeit und Position elektromagnetischer Stellsysteme - Google Patents
Verfahren zur sensorlosen Ermittlung der Geschwindigkeit und Position elektromagnetischer StellsystemeInfo
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Abstract
Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Positionsbestimmung eines Ankers in einem elektromagnetischen Stellsystem. Es ist insbesondere für die Anwendung in Anordnungen geeignet, die durch zwei gegeneinander arbeitenden Magneten mit einem gemeinsamen Anker und einem gemeinsamen Rückstellfedersystem charakterisiert sind (Umkehrhubmagnete). DOLLAR A Die Positionsbestimmung erfolgt durch die Auswertung der durch die Bewegung des Ankers verursachten Strom- und Spannungsänderungen an einer Erreger- oder Meßspule auf der Basis des vollständigen nichtlinearen PSI(x, i)-Kennlinienfeldes, welches durch die geometrische Konstruktion des elektromagnetischen Stellsystems einschließlich der verwendeten Materialien eindeutig charakterisiert ist.
Description
Im zunehmenden Maße werden in der Technik (Kraftfahrzeug
technik, Hydraulik, Automatisierungstechnik) elektromagnetische
Stellglieder benötigt, die sich durch hohe Lei
stungsdichte, geringe Verlustleistung, kurze Schaltzei
ten, geringe Änderung der Schaltzeiten bei wechselnden
Lasten und sich stark ändernden Umweltbedingungen, gerin
ge Schaltgeräusche und lange Lebensdauer auszeichnen.
Dies trifft in besonderem Maße auf magnetische Stellan
triebe zur zeitvariablen Steuerung von Gaswechselventilen
zu. Eine mögliche Ausführungsform, wie sie in der Litera
tur [1, 2, 3, 4] und in den Patentschriften
DE 198 34 213 A1, DE 195 26 683 A1 und DE 198 36 769 C1
schon mehrfach beschrieben wurde, ist in Fig. 1 darge
stellt, wobei auf die Darstellung des Gaswechselventils
verzichtet wurde.
Diese Anordnung von zwei Elektromagneten, die paarweise
als Umkehrhubmagneten zusammenwirken, (M1, M2) und deren
gemeinsamer Anker (1) mit den Federn (3) ein Schwingsy
stem bildet, besitzt je nach Ansteuerung der Elektroma
gnete (2) drei stabile Positionen. Neben den Positionen
in denen der Magnetkreis des jeweils
eingeschalteten Magneten geschlossen ist, liegt noch eine
dritte stabile Ankerposition x = 0 vor, die von der Fe
dercharakteristik bestimmt wird, wenn beide Magnete abge
schaltet sind.
Diese Anordnung besitzt den Vorteil, daß sich der Anker
bei geeigneter Dimensionierung des Feder-Masse-Systems im
lastfreien Fall ohne Zufuhr elektrischer Energie mit ei
nem optimalen Geschwindigkeitsverlauf von einer Endstel
lung in die andere Endstellung bewegt (Fig. 2). Dabei
wird während der Beschleunigung des Ankers die potentiel
len Energie der Federanordnung zunächst in kinetische
Energie der Bewegung und diese dann während des Abbrem
sens des Ankers wieder in potentiellen Energie der Feder
anordnung umgewandelt. Durch den Fangmagnet (Magnet am
Zielpunkt der Bewegung) kann anschließend der Anker vor
der Umkehr der Bewegung in der Anzugsposition für eine
vorgegebene Rastzeit gehalten werden.
Bei auftretender Belastung (z. B. Reibkräfte, Gaskräfte)
muß dem schwingenden System durch den jeweiligen Fangmagnet
nur die Energiemenge ΔW zugeführt werden, die dem
schwingenden System infolge der Lastarbeit entzogen wird.
Ist jedoch die durch den Fangmagnet zugeführte Energie
menge zu klein, kann der Magnetanker nicht "eingefangen"
werden und schwingt zurück. Ist die durch den Fangmagneten
zugeführte Energiemenge dagegen zu groß, so wird die
überschüssige kinetische Energie des Ankers beim Auftref
fen durch Stöße in Wärme umgewandelt, die Geräusche und
Verschleiß zur Folge haben. Es ist also nach Möglichkeit
zu vermeiden, zuviel Energie in das System zu geben, da
der Fangmagnet nicht in der Lage ist, den Anker abzubrem
sen.
Ziel des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es daher, die
für einen entsprechenden Regelungsvorgang erforderlichen
Informationen über den Bewegungszustand des Ankers ohne
die direkte Messung der mechanischen Größen, sondern
"sensorlos" aus den Klemmengrößen der Elektromagnete zu
bestimmen. Auf diese Weise können zusätzliche Sensorbau
elemente entfallen und die Anzahl der Kontakte minimiert
werden.
In der Patentschrift DE 198 34 213 A1 wird ein Verfahren
zum sensorlosen Steuern von der in Fig. 1 beschriebenen
Magnetanordnung dargestellt, das aus dem zeitlichen Ver
lauf des Erregerstromes Informationen über die zugeführte
Energie, das sichere Einnehmen der Halteposition und die
Schaltzeit entnimmt, die der Steuerung der Erregerströme
dienen. Ausgangswert sind Schwellwerte, die vorher expe
rimentell ermittelt worden sind.
Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß nur von
experimentellen Werten ausgegangen wird, die die Elektro
magnete nur grob beschreiben. Außerdem wird die Regelung
der Erregerströme nur mit einem Zweipunktregler reali
siert, der infolge der kurzen Schaltzeiten nur eine ge
ringe Regelungsgenauigkeit zuläßt.
In der Patentschrift DE 198 36 769 C1 wird das obige Ver
fahren dahingegen verbessert, daß aus dem zeitlichen Ver
lauf des Stromes über ein mathematisches Näherungsverfah
ren die Ankerposition berechnet wird.
Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß dabei
von einem linearen Magnetkreis ausgegangen wird, der ge
rade im Bereich kleiner Luftspalte infolge der Sätti
gungseffekte bei hohen Durchflutungen sehr ungenau ist.
Außerdem wird bei Ableitung des mathematischen Modells
davon ausgegangen, daß sich die Ankergeschwindigkeit
nicht ändert - eine Annahme die nur bedingt zutrifft und
zu Fehlern führen kann.
Mit diesen und weiteren vorgeschlagenen Lösungen konnte
die gewünschten Funktionalität nicht bzw. nur einge
schränkt erreicht werden, da die zugrundeliegenden Modelle
nicht die erforderliche Modellierungsgenauigkeit hat
ten. Besonders im Bereich kleiner Luftspalte, das heißt
kurz vor dem Auftreffen des Ankers auf das Gegenstück,
das für den Energieeintrag und damit das sanfte Auftref
fen des Ankers von entscheidender Bedeutung ist, wurden
unzulässige Vereinfachungen vorgenommen (z. B. Vernachläs
sigung der Sättigungserscheinungen).
Demgegenüber verwendet das erfindungsgemäße Verfahren die
nicht idealisierten, die Dynamik beschreibenden mathema
tischen Zusammenhänge und die vollständigen, die Magneten
beschreibenden Ψ(x,i)-Kennlinien, wodurch es eine sehr
hohe Genauigkeit erreicht, die bisher mit keinem bekann
ten sensorlosen Verfahren erreicht werden konnte.
Es ist aus der Literatur bekannt [1], daß das dynamische
Verhalten eines Gleichstrommagneten vollständig durch
folgendes Differentialgleichungssystem beschrieben werden
kann:
Dabei bedeuten x die Position des Magnetankers, die
Ankergeschwindigkeit (v), Ψ den verketteten magnetischen
Fluß, U die Spannung der Spannungsquelle, m die Masse der
bewegten Elemente (Anker, Federn usw.), d die Dämpfungs
konstante, c die Federkonstante und Fgeg die Gegenkräfte
(z. B. die Gaskraft).
Zu seiner Lösung bzw. Simulation muß neben den mechani
schen Größen auch das Ψ(x,i)-Kennlinienfeld berücksich
tigt werden. Die Berechnung dieses quasistationären
Ψ(x,i)-Kennlinienfeldes kann mit Hilfe von FEM-Methoden
erfolgen (Fig. 3).
Der zweite und dritte Summand
auf der rechten Seite der Gleichung (1) stellen die in
der Erregerspule bei Strom- und Wegänderung auftretenden
Induktionsspannungen dar, die die energetischen Wechsel
wirkungen zwischen der elektrischen Quelle, dem magneti
schen Feld im Magnetkreis und dem mechanischen System zum
Ausdruck bringen.
Erfindungsgemäß soll die Ankerstellung x durch Messung
des Spulenstromes i(t) und der Klemmenspannung u(t) unter
Berücksichtigung des Ψ(i,x)-Kennlinienfeldes mit Hilfe
der Differentialgleichung (1) ermittelt werden. Dafür
bieten sich drei Abwandlungen des Erfindungsgedankens an.
Gleichung (1) wird zunächst in ihre globale Form ge
bracht, d. h. es wird auf die Unterscheidung der induzier
ten Teilspannungen verzichtet und nur die Summe
uind = u1+u2 verwendet.
Nach Umstellung und Integration ergibt sich
Ψ(t) = ∫(u(t)-(i(t)R)dt (5)
bzw. in der für die zeitdiskrete Implementierung notwen
digen Differenzenschreibweise
Ψ(k) = (u(k)-(i(k)R)tS+Ψ(k-1) (6)
wobei k den Zeitschritt und tS die Abtastzeit repräsen
tieren.
Zur Durchführung des Verfahrens ist ferner ein Ψ(i,x)-Kennlinienfeld
(Fig. 3) entweder mittels FEM zu berechnen
oder experimentell zu bestimmen. Außerdem muß der elek
trische Widerstand des Magnetstromkreises R für die An
wendung von (6) bekannt sein. Dann kann das Verfahren
entsprechend des Ablaufplans in Fig. 4 durchgeführt wer
den.
Das Verfahren muß von einer bekannten Position x(0) ge
startet werden. Deshalb ist bei zyklischen Bewegungen ei
ne Synchronisation durch einen entsprechenden Neustart
des Verfahrens zur Vermeidung sich akkumulierender Fehler
sinnvoll.
Vorteil des Verfahrens ist der geringe Aufwand, Nachteil
die unsynchronisierte Ψ(k)-Berechnung. Dadurch entsteht
bei großen Stromanstiegsgeschwindigkeiten ein Fehler bzw.
eine langsame Konvergenz.
Gleichung (1) wird zunächst unter Verwendung der Defini
tionen (8) diskretisiert.
u(k) = i(k)R+u1(k)+u2(k) (7)
Aus den Definitionen (3) erhält man durch Integration und
Diskretisierung
Nach Umformung kann (7) in (6) eingesetzt werden und mit
(8) erhält man:
Ψ(k) = ΔΨ1(k)+ΔΨ2(k)+Ψ(k-1) (9)
Die Aufspaltung der Integration in (9) in zwei Schritte
ist die Grundlage des Zweischrittverfahrens. Im ersten
Schritt wird der Einfluß der Stromänderung berücksich
tigt.
(k) = Ψ(x(k-1),i(k)) = ΔΨ2+Ψ(k-1) (10)
Im zweiten Schritt wird dann der Einfluß der Bewegung be
rücksichtigt.
Ψ(k) = ΔΨ1+(k) (11)
Entsprechend der Definition in (10) ist (k) mit Hilfe
des Ψ(i,x)-Kennlinienfelds aus dem aktuell gemessenen i(k),
und dem zuletzt berechneten x(k-1) berechenbar. Damit
kann (10) zur Berechnung von ΔΨ2(k) benutzt werden. Es
ergibt sich
ΔΨ2(k) = (k)-Ψ(k-1) (12)
Mit der Definition in (8) läßt sich nun u2(k) angeben
und mit (7) u1(k) berechnen.
u1(k) = u(k)-i(k)R-u2(k) (14)
Damit kann schließlich ΔΨ1(k)
DY1(k) = (u(k)-i(k)R-u2(k))tS (15)
und letztlich mit (11) Ψ(k) berechnet werden. Damit kann
das Verfahren entsprechend des Ablaufplans in Fig. 5
durchgeführt werden.
Vorteil des Verfahrens ist die synchronisierte Ψ(k)-Berechnung,
die sich in einem kleineren Fehler bzw. einer
schnelleren Konvergenz bei großen Stromanstiegsgeschwin
digkeiten bemerkbar machen. Nachteil des Verfahrens ist,
daß mehrere Schritte durchlaufen werden müssen.
Beide Verfahren setzen bei ihrer zeitdiskreten Umsetzung
die zeitliche Konstanz der gemessenen Spannungen und
Ströme während eines Abtast-/Verfahrensschrittes voraus.
Wird der Strom im Magneten mit aus dem Stand der Technik
bekannten Prinzipien und Schaltungsanordnungen konstant
gehalten, so lassen sich die im folgenden genannten Vor
teile erzielen:
- 1. Statt des Ψ(i,x)-Kennlinienfeldes wird nur eine Ψ(x)-Kennlinie für i = iM benötigt, die nur noch einen Bruch teil des Speicherplatzes erfordert. Auch die Interpola tion innerhalb der Kennlinie ist wesentlich einfacher und schneller.
- 2. Die Messung des Stromes wird unnötig und die Korrektur
der gemessenen Spannung in (5) vereinfacht sich mit der
Definition
uM = iMR (16)
zu
Ψ(k) = (u(k)-uM)tS+Ψ(k-1) (17)
Aus beiden zuvor beschriebenen Verfahren ergibt sich bei
konstantem Strom ein vereinfachtes Verfahren entsprechend
des Ablaufplans in Fig. 6.
Das vereinfachte Verfahren schließt allerdings die
gleichzeitige Verwendung des Magneten als Aktor und Meß
system aus, da beim Zuschalten des Aktorstroms die Kon
stantstrombedingung nicht mehr erfüllt ist. Dies muß,
insbesondere im beschriebenen Fall des Umkehrhubmagnet
anordnung, kein Nachteil sein.
Claims (5)
1. Verfahren zur Bestimmung der Position eines Ankers in
magnetischen Stellantrieben, dadurch gekennzeichnet,
daß aus Messungen von Strom und Spannung im Erreger
kreis des Elektromagneten unter Verwendung prinzipi
ell bekannter physikalischer Gesetzmäßigkeiten und
des für die Anordnung gültigen Ψ(i,x)-Kennlinienfeldes
die aktuelle Position des Ankers beginnend von einer
bekannten Startposition schrittweise berechnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß zur Berechnung des verketteten Magnetflusses
nach dem in Fig. 4 dargestellten Ablauf
plan nur die induzierte Spannung ausgewertet wird.
3. Verfahren nach Anspruch nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß zur Berechnung des verketteten Mag
netflusses nach dem in Fig. 5 dargestellten Ablauf
plan sowohl die induzierte Spannung als auch alte Po
sition ausgewertet wird.
4. Verfahren nach Ansprüche 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der im Magneten fließende Strom konstant gehalten
wird, so daß sich ein vereinfachtes Verfahren nach
dem in Fig. 6 dargestellten Ablaufplan ergibt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß in einer Umkehrhubmagnetanordnung
die beiden Magnete wechselseitig für die Bestimmung
der Position des gemeinsamen Ankers verwendet werden.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE10033923A DE10033923A1 (de) | 2000-07-12 | 2000-07-12 | Verfahren zur sensorlosen Ermittlung der Geschwindigkeit und Position elektromagnetischer Stellsysteme |
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