DE10030466A1 - Nukleotid- und Aminosäurensequenzen eines zellulären Repressors der DNA Replikation des Herpesvirus Epstein-Barr - Google Patents
Nukleotid- und Aminosäurensequenzen eines zellulären Repressors der DNA Replikation des Herpesvirus Epstein-BarrInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft die Identifizierung eines zellulären Repressors, der mit TB7 bezeichnet wird, der DNA Replikation des Herpesvirus Epstein-Barr (EBV), die Aufklärung der Nukleotid- und Aminosäuresequenzen von TB7 sowie die Verwendung von TB7, insbesondere zur Herstellung einer pharmazeutischen Zubereitung, um die Vermehrung von EBV in infizierten Patienten zu supprimieren.
Description
Die vorliegende Erfindung betriff die Identifizierung eines zellulären Repressors, der mit TB7
bezeichnet wird, der DNA Replikation des Herpesvirus Epstein-Barr (EBV), die Aufklärung der
Nukleotid- und Aminosäuresequenzen von TB7 sowie die Verwendung von TB7, insbesondere
zur Herstellung einer pharmazeutischen Zubereitung, um die Vermehrung von EBV in infizier
ten Patienten zu supprimieren.
Das Epstein-Barr Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviridae, die aufgrund ihrer Patho
genität, der Zelltypen die sie infizieren und ihrer Vermehrungseigenschaften in drei Unterfamili
en (α-, β- und γ-Herpesviren) eingeteilt werden. Das Epstein-Barr Virus wird in die Unterfamilie
der γ-Herpesviren eingeordnet, die sich durch ein sehr enges Wirtsspektrum auszeichnen. Ein
charakteristisches Merkmal aller Herpesviren ist ihre Fähigkeit, nach der Primärinfektion im
infizierten Wirt lebenslang in einem latenten Zustand ohne Bildung infektiöser Partikel zu persistieren.
In diesem Zustand liegt das Genom als histonbepacktes, episomales Plasmid in der
Zelle vor.
Die Primärinfektion mit EBV erfolgt meist bereits im frühen Kindesalter über Zellen des Nasen-
Rachenraumes und verläuft ohne klinische Symptome. Findet der Kontakt mit EBV erst im frü
hen Erwachsenenalter oder später statt, ist er oft mit dem Erkrankungsbild der Infektiösen Mo
nonukleose (IM) verbunden. Diese akute Phase der Infektion geht mit einer massiven Proliferati
on der B-Lymphozyten einher, die zu einer starken T-Zellaktivierung und damit zu den klini
schen Symptomen der IM führt. Die meisten EBV-infizierten Zellen werden normalerweise sehr
effizient durch das Immunsystem eliminiert, alle Infizierten tragen aber lebenslang EBV-positive
B-Lymphozyten im Blut und einige latent Infizierte scheiden das Virus über den Speichel aus.
Die B-Lymphozyten, die nach einer Infektion mit EBV im Körper verbleiben, enthalten das Vi
rus und haben die Fähigkeit, in vitro zu immortalisierten Zellinien auszuwachsen. Bei Patienten
mit einer geschwächten Immunabwehr oder im Zusammenhang mit genetischen Defekten kann
EBV jedoch zu einer tödlich verlaufenden Mononukleose führen. EBV wird auch mit der Ent
stehung von Tumoren im Zusammenhang gebracht. So findet man das EBV-Genom in mindes
tens drei Krebsarten beim Menschen, dem Burkitt Lymphom, dem Hodgkin Lymphom und dem
Nasopharynxkarzinom (zur Übersicht: Rickinson und Kieff, 1996).
Das EBV-Genom besteht aus linearer doppelsträngiger DNA mit einer Länge von 172 kbp und
kodiert für etwa 90 verschiedene Proteine. Es war das erste herpesvirale Genom, das vollständig
kloniert und sequenziert wurde (Skare und Strominger, 1980; Baer et al., 1984). Am Ende des
Genoms befinden sich ca. 500 bp-lange repetitive Sequenzen (TR, "terminal repeats"), die je nach
EBV-Stamm in unterschiedlicher Anzahl vorkommen. Über diese Sequenzen erfolgt nach Infek
tion der Wirtszelle die Zirkularisierung des Genoms (Kintner und Sugden, 1979).
Der Vermehrungszyklus des EBV verläuft, wie der aller Herpesviren, in zwei Phasen. Bei der
Primärinfektion infiziert das Virus Epithelzellen und B-Lymphozyten, die sich in den Schleim
häuten des Nasen-Rachenraumes befinden. In dieser Phase wird das Virusgenom in den meisten
Zellen lytisch repliziert, was zu einer massiven Freisetzung infektiöser Viruspartikel und zum
Tod der Wirtszellen führt. In einem Teil der infizierten B-Lymphozyten etabliert sich hingegen
die latente Phase, in der das Virusgenom als extrachromosomales Plasmid synchron mit dem
Zellzyklus repliziert und an die Tochterzellen weitergegeben wird. Die Replikation in diesen
beiden Phasen ist in Abb. 1 schematisch dargestellt.
Nach Infektion von B-Lymphozyten wird das Genom durch Fusion der terminalen Sequenzen
("terminal repeats") zirkularisiert und über einen bisher nicht geklärten Mechanismus amplifi
ziert, so daß in der latenten Phase zwischen 2 und 250 Kopien pro Zelle vorliegen (Sugden et al.,
1979; Metzenberg, 1990). In dieser Phase werden nur einige wenige virale Gene exprimiert, die
für die Immortalisierung der infizierten Zellen und für die stabile Weitergabe des viralen Ge
noms benötigt werden (Hammerschmidt und Sudgen, 1989; Tomkinson et al., 1993).
Die Replikation des EBV-Genoms in der latenten Phase erfolgt am cis-aktiven Replikation
sursprung oriP, der aus zwei Komponenten zur Initiation (DS-Element) und zur Termination
(FR-Element) zusammengesetzt ist (Gahn und Schildkraut, 1989). Das viral kodierte Protein
EBNA1 (EBV-nukleäres Antigen1) bindet an das FR-Element von oriP, und gewährleistet,
wahrscheinlich durch die Interaktion mit Chromatin, die gleichmäßige Verteilung des viralen
Episoms am Ende der Mitose (Aiyar et al., 1998) (siehe Abb. 1.1 B). Weitere virale Faktoren
sind an der Replikation in der latenten Phase nicht beteiligt. Das EBV-Genom repliziert wie ein
chromosomaler Replikationsursprung mit Hilfe zellulärer Replikationsenzyme genau einmal mit
dem Zellzyklus und wird so stabil an die Tochterzellen weitergegeben (Yates und Guan, 1991;
Davenport und Pagano, 1999)
Die lytische Replikation des EBV findet in vivo in Epithelzellen des Rachenraumes statt und ist
für die Verbreitung des Virus wichtig. Die Mechanismen, die in vivo in latent infizierten Zellen
zu einer Reaktivierung des lytischen Zyklus führen, sind nicht bekannt. Da kein natürliches Zell
kultur-system für das Studium der lytischen Replikation in Epithelzellen existiert, beschränken
sich die bisherigen Erkenntnisse auf Beobachtungen in latent infizierten immortalisierten B-
Lymphozyten. In latent EBV-infizierten B-Lymphozyten stellt die Aktivierung des lytischen
Zyklus aber eher die Ausnahme dar.
Im Gegensatz zur Replikation in der latenten Phase, die durch zelluläre Replikationsenzyme ge
steuert wird, stellen Herpesviren in der lytischen Phase die meisten zur Replikation benötigten
Proteine selbst zur Verfügung. Die EBV-Gene, die für die lytische Replikation verantwortlich
sind, wurden in transienten Transfektionsexperimenten identifiziert (Fixman et al., 1992) und
sind in Tabelle 1.1 dargestellt. Diese sechs viralen Genprodukte, zusammen mit BZLF1, sind
ausreichend für die Replikation von oriLyt-Plasmiden. Es konnte aber kein typisches Initiations
protein charakterisiert werden, das Helikaseaktivität besitzt und spezifisch an den lytischen
Replikationsursprung oriLyt bindet, wie es für Herpes Simplex Virus 1 (UL9), Papillomavirus
(E1) und SV40 (T-Ag) beschrieben ist (Challberg, 1986; Hassell und Brinton, 1996; Stenlund,
1996). Die Bindung von BZLF1 an oriLyt ist zwar notwendig für dessen Aktivierung, jedoch
besitzt BZLF 1 keine intrinsische Helikaseaktivität.
In der lytischen Phase erfolgt die Replikation des EBV-Genoms vom Replikationsursprung ori
Lyt (Hammerschmidt und Sugden, 1988), der in der latenten Phase nicht funktionell ist. OriLyt
ist ein komplexer Replikations-ursprung, der sowohl Elemente der Transkription als auch der
Replikation enthält und sich in seinem Aufbau von allen bisher bekannten eukaryontischen
Replikationsursprüngen unterscheidet (Abb. 2). Der zentrale Bereich von oriLyt enthält zwei
essentielle Komponenten, die den minimalen Replikations-ursprung darstellen und die aufgrund
ihrer Lage als "upstream"- und "downstream"-Komponente bezeichnet werden (Schepers et al.,
1993). Dieser zentrale Bereich wird flankiert von sogenannten Replikationsverstärkern, Sequen
zen, die für die lytische Replikation wichtig, aber nicht essentiell sind (Hammerschmidt und
Sugden, 1988). Innerhalb der "upstream"-Komponente befindet sich der Promotor des BHLF1-
Gens, der durch die Bindung des viralen
Transaktivators BZLF1 an benachbarte ZRE-Bindestellen (ZRE 1-4; ZRE: BZLF1 responsive
element) direkt aktiviert wird. Für die Aktivierung von oriLyt ist die Bindung von BZLF1 an die
ZRE-Bindestellen der "upstream"-Komponente absolut notwendig, die Bindung an ZRE 5, 6 und
7, die sich zwischen der "downstream"-Komponente und dem Promotor des BHRF1-Gens befin
den, ist hingegen für die lytische DNA-Replikation entbehrlich (Schepers et al., 1996). Zwischen
den Bindestellen ZRE 5 und 6 befinden sich außerdem zwei Bindestellen für einen weiteren vi
ralen Transaktivator BRLF1, der zusammen mit BZLF1 transaktivierend auf den BHLF1-
Promotor wirkt (Gruffat et al., 1990; Giot et al., 1991).
Die "downstream"-Komponente von oriLyt liegt etwa 530 bp von der "upstream"-Komponente
entfernt. Mutationsstudien haben gezeigt, daß innerhalb dieser Komponente ein G/C-reicher Se
quenzabschnitt, das TD-Element, absolut notwendig für die lytische DNA-Replikation ist und
daß bereits Punktmutationen zum Verlust der Replikationseffizienz an oriLyt führen (Schepers
et al., 1993). Daher vermutet man, daß diese Sequenz eine Plattform fit die spezifische Bindung
von Proteinen darstellt, die an der lytischen Replikation beteiligt sind. Eine Bindung der viralen
Transaktivatoren BZLF1 und BRLF1 findet nicht statt, jedoch wurden mehrere zelluläre Protein-
Komplexe identifiziert, die sequenzspezifisch an das TD-Element binden (Gruffat et al., 1995).
Der lytische Zyklus kann in einigen latent infizierten Zellen experimentell durch Behandlung mit
chemischen Substanzen induziert werden (zur Hausen et al., 1978). Bereits eine Stunde nach
Stimulierung beobachtet man die Expression von sehr frühen ("immediate early") Genen, die für
die viralen Transaktivatoren BZLF1 und BRLF1 kodieren (Takada und Ono, 1989; Sinclair et
al., 1991). Diese sehr frühen Genprodukte stellen die erste Stufe einer kaskadenartigen Expressi
on von mehr als 80 Genen dar, wobei die Transaktivatoren einer jeweiligen Stufe die Gene für
die Aktivatoren der nächsten Stufe aktivieren, bis am Ende alle zur Virusproduktion wichtigen
Gene exprimiert werden (Kenney et al., 1989; Holley et al., 1990). Der lytische Zyklus kann
auch direkt durch Transfektion von BZLF1 oder BRLF1 in B-Lymphozyten (Countryman und
Miller, 1985; Ragoczy et al., 1998) oder in Epithelzellen (Zalani et al., 1996) induziert werden.
BZLF1 ist ein Transaktivator, der Homologien zu Mitgliedern der AP-1-Transkriptionsfaktor-
Familie, wie c-Jun und c-Fos, besitzt (Farrell et al., 1989). BZLF1 bindet als Homodimer an
ZRE-Motive in oriLyt und kann außerdem mit hoher Affinität an zelluläre oder virale AP1- oder
TRE (TPA responsive element)-Sequenzen binden (Urier et al., 1989). BRLF1 ist ebenfalls ein
sequenz-spezifischer, DNA-bindender Transaktivator (Gruffat et al., 1990; Hardwick et al.,
1992), der synergistisch mit BZLF1 virale Promotoren aktivieren kann (Cox et al., 1990). Die
Aktivität von BRLF1 alleine ist aber für die Induktion der lytischen DNA-Replikation nicht aus
reichend, wie Replikationsstudien mit einem rekombinanten BZLF1-defekten EBV-Genom zei
gen konnten (Feederle et al., 1999).
Die Gene für BZLF1 und BRLF1 liegen in einer überlappenden Transkriptions-einheit und das
BZLF1-Gen kann sowohl von einem eigenen Promotor als auch vom benachbart gelegenen Pro
motor des BRLF1-Gens transkribiert werden (Manet et al., 1989). Die Regulation der BZLF1-
und BRLF1-Gene unterliegt einem komplexen Mechanismus, der im Detail noch nicht verstan
den ist. Die Komplexität wird dadurch gesteigert, daß sowohl BZLF1 als auch BRLF1 sich in
ihrer Expression gegenseitig beeinflussen und zudem autoregulatorisch wirken können (Fle
mington und Speck, 1990; Sinclair et al., 1991). Die transkriptionelle Regulierung dieser beiden
Genprodukte durch zelluläre Faktoren ist essentiell für die Aufrechterhaltung der Latenz. Das
Umschalten von der latenten zur lytischen Phase benötigt wahrscheinlich nicht nur die Aktivie
rung zellulärer Transkriptionsfaktoren, die die BZLF1- und BRLF1-Transkription aktivieren,
sondern auch die Inaktivierung von reprimierenden Faktoren.
Es konnte gezeigt werden, daß die Promotoren des BZLF1- und BRLF1-Gens durch Bindung von
Sp1 aktiviert werden (Zalani et al., 1992; Liu et al., 1997). Durch die Bindung des Transkripti
onsfaktors YY1 (Yin-Yang 1) (Shi et al., 1991) an diese Promotoren wird deren Transkription
negativ reguliert (Montalvo et al., 1995; Zalani et al., 1997). Andere Arbeiten konnten zeigen,
daß die zellulären Transaktivatoren Re1A (Gutsch et al., 1994), und Sµbp-2 (Zhang et al., 1999)
inhibierend auf BZLF1-abhängige Promotoren wirken und somit wahrscheinlich verantwortlich
für die Aufrechterhaltung der latenten Phase sind. Neben der transkriptionellen Kontrolle wurden
auch posttranslationale Regulations-mechanismen beschrieben, die die Aktivität des BZLF1-
Proteins direkt beeinflussen. Eine Interaktion von BZLF1 mit p53 inhibiert die Transaktivierung
durch BZLF1 (Zhang et al., 1994) während durch die Interaktion mit den basalen Transkriptions
faktoren TFIIA und TFIID die Bindung an Promotoren stabilisiert wird (Lieberman et al., 1994).
Neueste Studien zeigen eine direkte Interaktion von BZLF1 mit dem CREB-Bindeprotein (CBP),
einem transkriptionellen Koaktivator mit Histonazetyl-transferaseaktivität (Adamson und Ken
ney, 1999; Zerby et al., 1999). Die CBP-vermittelte Azetylierung von Histonen könnte zu einer
veränderten Chromatinstruktur ("chromatin-remodeling") beitragen, und somit einerseits die
Transaktivierung von BZLF1-regulierten Promotoren begünstigen und andererseits die Ausbil
dung eines Inititationskomplexes an oriLyt erleichtern (Kodadek, 1998).
Auf viraler Regulationsebene wird die Beteiligung des alternativ gespleißten Proteins RAZ
(BRLF1 and BZLF1) diskutiert, das aus der DNA-Bindungs- und Dimerisierungsdomäne von
BZLF1 und der DNA-Transaktivierungsdomäne von BRLF1 zusammengesetzt ist und durch
Heterodimerbildung mit BZLF1 dessen Funktion inhibiert (Furnari et al., 1994).
Die Regulation des Überganges von der latenten zur lytischen Replikation kann also durch zel
luläre Kontrolle der BZLF1- und BRLF1-Aktivität erfolgen. Zusätzlich scheint eine direkte Ak
tivierung und/oder Repression der lytischen Replikation durch Bindung zellulärer Faktoren an
oriLyt stattzufinden. Wie schon erwähnt, ist das TD-Element innerhalb der "downstream"-
Komponente von oriLyt absolut essentiell für die lytische Replikation. Da weder BZLF1 noch
BRLF1 mit dieser Sequenz interagieren, scheinen andere, bisher noch nicht identifizierte Fakto
ren über die Bindung an das TD-Element den Übergang von der latenten zur lytischen Replikati
on zu regulieren. In Bindungsstudien konnten mehrere Proteinkomplexe am TD-Element, dar
unter der Transkriptionsfaktor Sp1, identifiziert werden. Neuere Daten zur Funktion von Sp1 bei
der lytischen Replikation konnten zeigen, daß Sp1 und mindestens ein weiterer zellulärer
Transkriptionsfaktor an das TD-Element binden und virale Replikationsfaktoren an den Replika
tionsursprung rekrutieren (Baumann et al., 1999).
Eine Repression von oriLyt durch Bindung zellulärer Faktoren konnte bisher noch nicht nach
gewiesen werden. Die Identifizierung und Charakterisierung eines zellulären Proteins, welches
die lytische Replikation von EBV hemmt, wäre nicht nur von wissenschaftlichem Interesse; ein
derartiges Protein könnte insbesondere zur Behandlung von an EBV-Infektionen erkrankten Pa
tienten eingesetzt werden.
Es ist demnach eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, nicht nur die Existenz eines derartigen
zellulären Repressors der lytischen DNA Replikation nachzuweisen, sondern insbesondere auch
dessen genomische DNA-Sequenz, seine cDNA-Sequenz sowie Aminosäuresequenz aufzuzei
gen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Nachweis der Existenz des TB7 Proteins und
durch die Beschreibung der genomischen DNA-, cDNA- und Aminosäuresequenzen von TB7
gelöst, wie sie in den beiliegenden Patentansprüchen dargestellt sind. Der zelluläre Repressor
TB7 eignet sich zur Suppression der Replikation von EBV und damit zur Behandlung von EBV
infizierten Patienten, insbesondere zur Behandlung der Infektiösen Mononukleose. Da EBV auch
im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen steht, ist TB7 auch zur Behandlung von Tumoren
einsetzbar, deren Entstehung mit EBV in Verbindung steht, insbesondere zur Behandlung des
Burkitt Lypmphoms, des Hodgkin Lymphoms und des Nasopharynxkarzinoms.
Als mögliche weitere Anwendung von TB7 im pharmakologischen Sinn als antiviraler Wirkstoff
kommen die sehr nahe verwandten humanen gamma-Herpesviren, Beispiel HHV8, und die rela
tiv nahe verwandten humanen beta-Herpesviren, Beispiel humanes Cytomegalovirus, in Frage.
Diese Herpesviren besitzen sehr homologe Replikationsorigins, die auf Grund ihrer strukturellen
Gemeinsamkeiten ähnliche Effekte bei TB7 erwarten lassen.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, der nachfolgen
den Beschreibung und den Ausfühbrungsbeispielen. Die Erfindung ist jedoch nicht auf die nach
folgenden bevorzugten Ausführungsformen beschränkt.
Die Erfindung betrifft insbesondere die genomische DNA-Sequenz, die cDNA-Sequenz sowie
die RNA-Sequenz des TB7 Gens sowie die Aminosäuresequenz des hiervon kodierten Proteins.
Die Erfindung betrifft weiterhin Fragmente und andere Derivate und Analoga des TB7 Proteins.
Die Erfindung umfaßt weiterhin Nukleinsäuren, die für diese Fragmente oder Derivate kodieren.
Die Erfindung umfaßt insbesondere das TB7 Gen humanen Ursprungs, aber auch solche TB7
Gene aus Vertebraten, insbesondere aus Säugetieren, beispielsweise der Maus, der Ratte oder
dem Kaninchen. Die Erfindung umfaßt auch Verfahren zur Herstellung der genannten Proteine
und Derivate, beispielsweise durch rekombinante Techniken.
Die Erfindung umfaßt auch Fragmente und Derivate dieser Fragmente von TB7, die ein oder
mehrere funktionelle Einheiten enthalten. Die Erfindung betrifft weiterhin polyklonale oder mo
noklonale Antikörper, die gegen TB7 und seine Derivate und Analoga, insbesondere seine Epi
tope und Domänen, gerichtet sind.
Nachfolgend werden einige in der vorstehenden Anmeldung benutzte Begriffe näher definiert.
Der Ausdruck "isoliert" bei Nukleinsäuren bedeutet, daß die Nukleinsäure aus ihrer natürlich
vorkommenden Umgebung, d. h. dem Chromosom der Zelle, entfernt wurde. Die Nukleinsäure
befindet sich deshalb in einer zellfreien Lösung oder in einer von der Ausgangszelle unter
schiedlichen zellulären Umgebung. Der Ausdruck bedeutet nicht, daß keine weiteren Nuklein
säurebestandteile vorliegen können, sondern insbesondere, daß es aus seiner natürlichen, chro
mosomalen Umgebung entfernt wurde. Gleiches gilt analog für Proteine bzw. Polypeptide.
Der Ausdruck "angereichert" bedeutet, daß der Anteil der Nukleinsäure oder des Proteins höher
ist als der natürlicherweise in der Zelle vorkommende Anteil.
Der Ausdruck "gereinigt" bedeutet nicht, daß eine absolute Reinheit, d. h. eine homogene Präpa
ration, vorliegt. Der Ausdruck "gereinigt" bedeutet, daß eine höhere Reinheit der Nukleinsäure
oder des Proteins gegeben ist als die in der natürlichen Umgebung.
Der Ausdruck "Hybridisierung" bedeutet, daß eine DNA oder RNA Nukleinsäure mit hoher Af
finität an ein gegebenes Nukleinsäuremolekül, welches DNA oder RNA sein kann, bindet. Unter
hoch stringenten Hybridisierungsbedingungen hybridisieren nur hoch komplementäre Nuklein
säuresequenzen. Bevorzugt wird unter "hoch stringent" verstanden, wenn bei ein oder zwei
Fehlpaarungen bei 20 aufeinanderfolgenden Nukleotiden eine Hybridisierung nicht mehr statt
findet.
Die Stringenz wird durch unterschiedliche Salzkonzentrationen oder Konzentrationen an denatu
rierenden Mitteln bewirkt. Unter hoch stringenten Bedingungen sind beispielsweise die nachfol
genden Hybridisierungsbedingungen zu verstehen: Hybridisierung in 50% Formamid, 5 × SSC,
50 mM NaH3PO4, pH 6,8, 0,5% SDS, 0,1 mg/ml ultraschallbehandelte Lachssperma DNA, 5 ×
Denhart Lösung bei 42°C über Nacht; Waschen mit 2 × SSC, 0,1% SDS bei 45°C; Waschen
mit 0,2 × SSC, 0,1% SDS bei 45°C. Dem Fachmann ist bekannt, daß die Bedingungen je nach
Spezifität und Selektivität variiert werden können.
Unter cDNA versteht man solche Moleküle, die von der mRNA revers transkribiert wurden.
Der Ausdruck "Säugetiere" umfaßt Organismen wie Mäuse, Ratten, Kaninchen, Ziegen, Affen
und bevorzugt Menschen.
Unter "Derivate" sind erfindungsgemäß Abwandlungen bzw. Modifikationen oder Analoga von
chemischen Verbindungen zu verstehen. Analoga sind erfindungsgemäß Derivate chemischer
Verbindungen, bei denen die räumliche Struktur der Verbindungen im wesentlichen unverändert
bleibt.
Nukleinsäurederivate umfassen beispielsweise Nukleinsäuren, bei denen ein oder mehrere Nuc
leotide ausgetauscht, abgewandelt oder modifiziert sind. Zu den Nukleinsäuren, bei denen ein
oder mehrere Nucleotidbasen oder der Zuckeranteil einen zusätzlichen Alkyl-, Aryl und/oder
Arylalkylrest aufweisen, die wiederum mit funktionellen Gruppen derivatisiert sein können.
Weiterhin gehören zu den Nukleinsäurenderivaten auch Analoga, bei denen beispielsweise der
Zuckeranteil eines Nucleotids durch eine andere Verbindung ersetzt ist oder der Zuckeranteil
modifiziert ist.
Aminosäurederivate umfassen erfindungsgemäß beispielsweise solche Verbindungen, bei denen
die Seitenkette modifiziert, ausgetauscht und/oder substituiert ist. Als Modifikationen oder Sub
stituenten kommen beispielsweise Alkyl-, Aryl und/oder Arylalkylreste in Frage, die wiederum
mit funktionellen Gruppen derivatisiert sein können. Erfindungsgemäß sind neben den üblicher
weise vorkommenden L-Aminosäuren auch die D-Aminosäuren umfaßt.
Nachfolgend werden bevorzugte Ausgestaltungen beschrieben.
Die Erfindung offenbart eine Nukleinsäure in isolierter, angereicherter oder gereinigter Form, die
für ein TB7 Polypeptid kodiert oder die eine Nukleinsäure enthält, die für ein TB7 Polypeptid
kodiert. Hierzu gehört beispielsweise die genomische DNA-Sequenz mit den Exonsequenzen des
TB7 Gens, die cDNA für das TB7 Gen, aber auch Vektoren, die eine Nukleinsäure enthalten, die
für ein TB7 Polypeptid kodiert.
Die erfindungsgemäß bereitgestellte Nukleinsäure umfaßt insbesondere die genomische DNA
gemäß SEQ ID NO: 1 sowie die cDNA von SEQ ID NO: 3. Die Erfindung umfaßt auch solche
Nukleinsäuren, die zur Nukleotidsequenz der SEQ ID NO: 1 oder SEQ ID NO: 3 komplementär
sind sowie solche Nukleinsäuren, die unter hoch stringenten Bedingungen, wie sie oben näher
definiert wurden, mit der Nukleinsäure von SEQ ID NO: 1 hybridisieren und für ein funktionel
les TB7 Polypeptid kodieren. Die Erfindung umfaßt auch solche Nukleinsäuren, die für einen
funktionellen Teil des Polypeptids TB7 kodieren.
Unter dem Ausdruck "funktioneller Teil" wird erfindungsgemäß eine Nukleinsäure verstanden,
die für einen Teil des TB7 Polypeptids kodiert, der funktionelle Merkmale erfüllt. Hierzu gehö
ren beispielsweise Epitope und Domänen von TB7, insbesondere solche Domänen des Polypep
tids, die für die Erkennung und/oder Bindung an die EBV-DNA, insbesondere das TD-Element
von EBV, verantwortlich sind oder die antigene Eigenschaften aufweisen.
Hierzu gehört insbesondere die DNA-bindende Domäne des Genprodukts TB7 mit den Amino
säuren 103 bis 151, ausgehend von der Definition der Zink-Finger-Domänen.
Bevorzugte Quelle für die Nukleinsäure ist ein Säugetier, beispielsweise Maus, Ratte, Kanin
chen, Meerschweinchen, Ziege usw., weiterhin bevorzugt Affe und insbesondere bevorzugt
Mensch.
Die Erfindung umfaßt auch solche Nukleinsäuren, die aufgrund der Degeneration des geneti
schen Codes durch eine andere Nukleinsäure ausgetauscht wurden. Die Erfindung umfaßt auch
Nukleinsäuren, die für Derivate des TB7-Polypeptids oder Derivate funktioneller Teile des TB7
Polypeptids kodieren, wie sie hier näher beschrieben sind.
Die Erfindung umfaßt auch RNA, die sich von einer Nukleinsäure, wie sie oben dargestellt wur
de, abgeleitet ist.
Die Erfindung umfaßt auch eine Nukleinsäuresonde zum Nachweis einer Nukleinsäure, die für
ein TB7 Polypeptid kodiert. Unter "Nukleinsäuresonde" wird ein Nukleinsäuremolekül verstan
den, das zu einer Nukleinsäuresequenz komplementär ist und an sie binden kann, die für das TB7
Polypeptid spezifisch ist, bevorzugt unter hoch stringenten Hybridisierungsbedingungen, wie sie
oben beschrieben wurden.
Verfahren unter Verwendung dieser Sonden umfassen den Nachweis auf das Vorliegen von
TB7-RNA oder -DNA oder eine Mengenbestimmung der TB7-RNA oder -DNA in einer Probe,
wobei eine Nukleinsäuresonde unter solchen Bedingungen mit einer Probe in Kontakt gebracht
wird, die eine Hybridisierung und einen Nachweis der Bindung der Sonde an die TB7-RNA oder
-DNA gestatten.
Zur Durchführung dieser und nachfolgender Untersuchungen wird allgemein auf die dem Fach
mann bekannten Verfahren und auf Literatur, die diese Verfahren beschreiben, hingewiesen.
Beispiele für Methodikhandbücher sind Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, A Laboratory
Manual, 2d Ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, New York; Glover,
D. M. (ed.), 1985, DNA Cloning: A Practical Approach, MRL Press, Ltd., Oxford, U. K. Vol. I,
II.
Die Erfindung umfaßt in einer weiteren Ausführungsform auch Vektoren, die ein Nukleinsäure
molekül mit der erfindungsgemäßen TB7-DNA oder funktionelle Teilen hiervon enthält. Unter
einem Vektor sind einzelsträngige oder doppelsträngige, meist zirkuläre Nukleinsäuremoleküle
zu verstehen, die in Zellen transfiziert werden können oder mit denen Zellen transformiert wer
den können und die unabhängig oder zusammen mit dem Wirtszellgenom replizieren. Derartige
Vektoren sind dem Fachmann bekannt. Besonders bevorzugt handelt es sich um Vektoren, die
eine Expression des Polypeptids TB7 oder seiner funktionellen Teile in einer Wirtszelle ermögli
chen. Unter Wirtszelle ist jede prokaryonte oder eukaryonte Zelle zu verstehen, in die ein re
kombinanter Vektor, der TB7-DNA enthält, eingebracht und repliziert werden kann. Zu den besonders
bevorzugten prokaryonten Zellen gehört beispielsweise die E. coli-Zelle. Zu den beson
ders bevorzugten eukaryonten Zellen gehört beispielsweise eine B-Zelle.
Verfahren zum Einbringen von DNA, insbesondere der Vektor-DNA, in eine prokaryonte oder
eukaryonte Zelle sind an sich bekannt. Die Ausdrücke "Transformation" und "Transfektion" um
schreiben derartige Verfahren. Die Vektor-DNA kann entweder extrachromosomal in der Zelle
replizieren oder sie kann auch in das Genom der Wirtszelle integrieren und damit zusammen mit
der Wirtszell-DNA replizieren.
Die in eine derartige Wirtszelle eingebrachte TB7-DNA steht im allgemeinen unter Kontrolle
eines Promotorelements, das natürlicherweise nicht für die Steuerung der Transkription des TB7
Gens in der Zelle verantwortlich ist und welches bevorzugt induzierbar ist. Das Promotorelement
umfaßt Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren, für die Polymerase und für die Transkription
der Vektor-DNA in mRNA. Neben dem Promotorelement können weitere, an sich bekannte E
lemente die Replikation und Transkription der Vektor-DNA steuern und ihre Handhabung er
leichtern und auf der Vektor-DNA integriert werden. Hierzu gehören beispielsweise der Repli
kationsursprung, Ribosomenbindungsstellen, Resistenzgene, Nukleotidsequenzen, die eine Sek
retion des TB7 Polypeptids oder seine funktionellen Teile ermöglichen, Signale zur Aufreini
gung des Polypeptids usw.
Die Erfindung umfaßt auch rekombinante Zellen, die eine rekombinante TB7-DNA oder funkti
onelle Teile hiervon oder ihre Derivate. enthalten. Hierbei kann es sich sowohl um prokaryonte
als auch um eukaryonte Zellen, aber auch Zellinien handeln. Typisches Beispiel für eine proka
ryonte Zelle ist E. coli, typisches Beispiel für eine eukaryonte Zelle eine Säugerzelle, bevorzugt
eine Humanzelle oder -Zellinie. Die rekombinante TB7-DNA oder funktionelle Teile hiervon
oder ihre Derivate können in der rekombinanten Zelle, Zellinie und dann natürlich im rekombi
nanten Organismus entweder in extra-chromosomaler Form oder in das Chromosom integriert
vorliegt. Sie können damit entweder zusammen mit dem Wirtsgenom oder unabhängig hiervon
replizieren, mit dem Wirtszellgenom rekombinieren und in dieses integrieren oder nicht.
Die vorliegende Erfindung beschreibt auch isoliertes, angereichertes oder gereinigtes TB7 Poly
peptid oder funktionelle Teile dieses Polypeptids sowie Derivate des Polypeptids. Das Polypep
tid wird von der Nukleinsäure nach SEQ ID NO: 1 oder SEQ ID NO: 2 kodiert und weist die in
SEQ ID NO: 3 und 4 beschriebene Aminosäuresequenz auf. Bevorzugt liegt es in nicht glycosy
lierter Form vor.
Die Erfindung umfaßt auch Derivate des TB7 Polypeptids, d. h. derartige Polypeptide oder
funktionelle Teile hiervon, bei denen eine oder mehrere der Aminosäuren durch eine andere A
minosäure ersetzt sind, eine oder mehrere Aminosäuren deletiert sind und/oder ein oder mehrere
Aminosäuren zusätzlich enthalten sind, wobei die Funktion von TB7 als Repressor der DNA-
Replikation von EBV erhalten bleibt. Das gleiche gilt für funktionelle Teile des TB7 Repressors.
Unter "funktionelle Teile" werden Domänen und Epitope des TB7 Polypeptids verstanden. Unter
"Domäne" ist ein Teil des TB7 Polypeptids zu verstehen, der für die Funktion, Wechselwirkung
oder Aktivität des Proteins verantwortlich ist. Insbesondere wird hierunter der Teil des TB7 Po
lypeptids verstanden, der mit der TD Sequenz des EBV in Wechselwirkung tritt.
Der Begriff "Derivate" umfaßt solche Aminosäuresequenzen des Polypeptids, die sich von der
nativen Sequenz durch den oben beschriebenen Austausch, Addition oder Deletion von Amino
säuren unterscheiden. Hierbei kann es sich um sogenannte konservative oder nicht-konservative
Austausche von Aminosäuren handeln. Unter "konservativ" ist die Substitution einer Aminosäu
re durch eine Aminosäure mit ähnlichen Eigenschaften, beispielsweise in Bezug auf die Ladung,
Hydrophobizität, Struktur usw., zu verstehen.
Unter "Epitop" ist eine Abfolge von Aminosäuren zu verstehen, die antigene Eigenschaften auf
weist und spezifisch für das TB7 Polypeptid ist. Derartige Epitope können zur Produktion von
Antikörpern eingesetzt werden.
Die Erfindung betrifft auch rekombinante Polypeptide von TB7, die durch rekombinante DNA-
Techniken, wie sie oben beschrieben sind, hergestellt wurden und die oben beschriebenen Poly
peptide, funktionelle Teile hiervon sowie ihre Derivate umfassen.
Die Erfindung beschreibt auch monoklonale und polyklonale Antikörper, die gegen die TB7
Polypeptide, funktionelle Teile hiervon und ihre Derivate gerichtet sind. Derartige Antikörper
mit einer spezifischen Bindung an ein TB7 Polypeptid können zum Nachweis und/oder zur
Mengenbestimmung des TB7 Polypeptids in einer Probe eingesetzt werden. Entsprechende Ver
fahren sind dem Fachmann bekannt und in der Literatur beschrieben.
Polyklonale Antikörper sind heterogene Populationen von Antikörpermolekülen, die aus den
Seren von Tieren stammen, die mit einem Antigen oder einem funktionellen Teil hiervon immu
nisiert wurden.
Monoklonale Antikörper sind im Wesentlichen homogene Populationen von Antikörpern gegen
ein bestimmtes Antigen, hier gegen ein Epitop des TB7 Polypeptids. Verfahren zur Herstellung
von monoklonalen Antikörpern in Zellkulturen sind bekannt. Ein Beispiel hierfür ist die
Originalliteratur von Köhler et al., Nature 256: 495-497 (1975) und U.S. Patent Nr. 4,376,110.
Die Erfindung umfaßt auch Hybridomzellinien, d. h. immortalisierte Zellinien, die monoklonale
Antikörper produzieren und die zur Erkennung und Bindung des TB7 Polypeptids geeignet sind.
Die Erfindung beschreibt auch ein Verfahren zur Hemmung der lytische Replikation von EBV,
wobei ein TB7 Polypeptid oder ein funktionelles Teil des TB7 Polypeptids oder ein Derivat
hiervon mit einer EBV enthaltenden Zelle in Kontakt gebracht wird, wobei das TB7 Polypeptid
oder ein funktioneller Teil des TB7 Polypeptids in einer solchen Menge vorliegt, das die lytische
Replikation durch Bindung von TB7 an das TD-Element von EBV supprimiert wird. In einer
alternativen Ausführungsform wird die genetische Information, die für das TB7 Polypeptid oder
einen funktionellen Teil hiervon oder ein Derivat kodiert, in die zu behandelnde Zelle oder in
einen zu behandelnden Patienten eingebracht und die Expression des Polypeptids induziert, um
die Replikation von EBV zu verhindern oder zumindest zu unterdrücken.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird eine pharmazeutische Zusammensetzung
bereitgestellt, die das TB7 Polypeptid oder einen funktionellen Teil des Polypeptids oder Deri
vate hiervon in einer pharmazeutisch wirksamen Menge enthält. Das TB7 Polypeptid oder ein
funktioneller Teil hiervon oder ein Derivat liegt zusammen mit üblichen Träger- und Hilfsstoffen
vor. Die pharmazeutische Zusammensetzung kann entweder systemisch oder lokal verabreicht
werden. Geeignete Techniken zur Formulierung und Verabreichung sind beispielsweise genannt
in "Remington's Pharmaceutical Sciences", 1990, 18th ed., Mack Publishing Co., Easton, PA. Die
genaue Art und Weise der Formulierung, der Verabreichung und der Dosis können in Abhängig
keit von der zu behandelnden Erkrankung, vom zu behandelnden Patienten, vom Arzt und vom
Pharmazeuten ausgewählt werden. Die entsprechenden Verfahren sind beschrieben, und wir
verweisen hierzu beispielsweise auf Fingl et al., in "The Pharmacological Basis of Therapeutics",
Kap. 1 S. 1, 1975.
Die Erfindung offenbart auch ein Verfahren zur Herstellung eines TB7 Polypeptids oder eines
funktionellen Teils des TB7 Polypeptids oder eines Derivats hiervon. Hierbei wird beispielswei
se in eine Zelle eine Nukleinsäure eingeführt, die die Information für die Expression des TB7
Polypeptids oder eines funktionellen Teils oder Derivats hiervon, zusammen mit üblichen Kon
troll- und Regulationssequenzen wie Promotor,
Enhancerelementen, Polyadenylierungssignalen usw. auf einem Vektor enthält. Geeignete Me
thoden stehen dem Fachmann zur Verfügung, und es wird hier nur beispielsweise die Methode
der Elektroporation oder der Transfektion genannt. Durch Induktion der Transkription erfolgt die
Expression des TB7 Polypeptids oder eines funktionellen Teils oder Derivats hiervon. Die re
kombinante Zelle bzw. Zellinie wird kultiviert und das rekombinante TB7 Polypeptid oder der
funktionelle rekombinante Teil oder Derivat von TB7 wird durch geeignete Verfahren gewonnen
und aufgereinigt.
Nachfolgend wird die Isolierung und Charakterisierung von TB7-DNA und -Polypeptid näher
beschrieben.
Ein Versuchsansatz, DNA-bindende Proteine zu isolieren, stellt eine modifizierte Form des von
Wang und Reed zum ersten Mal beschriebenen genetischen Selektionssystems in Hefe dar, das
inzwischen unter der Bezeichnung "one hybrid screen" Eingang in die Lehrbücher erhalten hat
(Wang und Reed, 1993). Dieses System beruht auf der Beobachtung, daß viele eukaryontische
Transkriptionsaktivatoren eine DNA-Bindedomäne und eine Aktivierungsdomäne enthalten.
Fusioniert man eine beliebige cDNA, die eine DNA-Bindedomäne enthält, an eine Aktivierungs
domäne, so kann das Fusionsprotein über die Bindung an die Zielsequenz die Aktivität von Indi
katorgenen (z. B. HIS3, LacZ) regulieren. Diese Selektion in Hefe hat gegenüber biochemischen
Methoden den Vorteil, daß die Proteine in der Zelle in ihrer nativen Faltung vorliegen und da
durch die Sensitivität der DNA-Protein Wechselwirkungen gesteigert wird.
Für das genetische Selektionssystem TD-bindender Proteine in S. cerevisiae mußte zunächst ein
entsprechender Hefestamm entwickelt werden (Abb. 3A). Dazu wurden in den Hefestamm
RH1533 (MATα; leu2-3, -112; ura3-52; his3-del200; trp1-del901; lys2-801; suc2-del9; MCI-) in
Folge zwei linearisierte Integrationsplasmide transformiert. Diese Plasmide tragen multimeri
sierte TD-Elemente und entweder das Markergen His3 oder LacZ unter der Kontrolle verschie
dener Minimal-Promotoren. Die Integration der Plasmide erfolgte gerichtet in das Lys2- bzw.
Ura3-Gen des Hefestammes, der durch Histidin- und Uracil-Prototrophie selektiert wurde. Die
ser genetisch veränderte Hefestamm wurde mit einer cDNA-Bibliothek transfiziert, die von einer
EBV-immortalisierten humanen B-Zellinie stammt (Durfee et al., 1993). Die cDNAs sind in die
ser Bibliothek an die Aktivierungsdomäne von GAL4 fusioniert. Nach spezifischer Bindung ei
nes Fusionsproteins an die Sequenzmotive des TD-Elementes werden die Promotoren für das
Histidin- bzw. LacZ-Gen durch die GAL4-Aktivierungsdomäne aktiviert. Um die Stringenz der
Selektion zu erhöhen, wurde dem Medium eine zuvor ausgetestete Konzentration von 3-
Aminotriazol (3-AT) zugegeben, das die Synthese von Imidazol-Glyzerol-3-Phosphat-
Dehydratase, ein His3-kodiertes Enzym, inhibiert. Mit Leucin-Mangel wurde auf die erfolgrei
che Transfektion der Plasmide der cDNA-Bibliothek selektioniert, die das Leucin-Gen auf dem
Vektoranteil tragen (Abb. 3 B).
Es ist darauf hinzuweisen, dass TB7 und TD-BP7 als identische Begriffe eingesetzt werden.
Es wurden 2 Klone isoliert, die auf Minimalmedium ohne Leucin, Uracil und Histidin mit 30 mM
3-AT gewachsen waren und die nach Präparation der Plasmid DNA und Retransformation in
Hefe wieder in der Lage waren, auf Minimalmedium zu wachsen (Daten nicht gezeigt). Die
DNAs dieser Klone wurden anschließend sequenziert. Die im Folgenden als TD-Bindeprotein 7
(TD-BP7) bezeichnete cDNA-Sequenz war 951 bp lang. Der isolierte Klon enthielt partielle
cDNAs mit zwei Zink-Finger-Domänen. Der identifizierte offene Leserahmen begann direkt mit
der isolierten cDNA und enthielt an erster Position kein Startkodon. Die Sequenz weist keine
Homologien zu bekannten Proteinen auf. Lediglich im Bereich der Zink-Finger-Domänen gibt es
erkennbare Homologien zu anderen Proteinen mit Zink-Finger Strukturen. Um die Funktion des
Proteins zu untersuchen, wurde die cDNA in voller Länge kloniert.
Um die gesamte cDNA zu klonieren, wurde eine käuflich erworbene cDNA-Bibliothek, die aus
RNA von humanen HeLa-Zellen erstellt wurde (Clontech, #HL1152X), mit der partiellen cDNA
aus dem "one hybrid screen" als Sonde durchsucht. In dieser Bibliothek ist die cDNA in die
BamHI-XbaI-Schnittstelle des Phagenvektors λpDR2 so kloniert, daß sie von zwei gleichge
richteten loxP-Erkennungssequenzen des P1-Phagen flankiert ist. Der Sinn dieser Konstruktion
des Phagenvektors besteht darin, daß die cDNAs nicht wie bei herkömmlichen Lambda-
Vektoren aufwendig subkloniert werden müssen, sondern während der Infektion eines Cre
exprimierenden E.coli-Stammes (AM1) in vivo durch ortsspezifische Rekombination an den
loxP-Sequenzen rekombinieren. Bei der Rekombination entstehen Plasmide, die die klonierte
cDNA enthalten.
Für das Durchsuchen der Bibliothek wurden zunächst ca. 1,2 × 106 Plaque bildende Einheiten
(pfu) auf 24 Bakterienplatten (∅ 140 mm) ausplattiert (ca. 50000 pfu/Platte) und über Nacht bei
37°C inkubiert. Anschließend erfolgte das Übertragen der Plaques auf Nitrozellulose-Filter und
nach Denaturierung und Fixierung der DNA auf den Filtern die Hybridisierung mit 32P-
radioaktiv markierten Sonden. Als spezifische Sonden wurde die aus dem "one hybrid screen"
isolierte partielle cDNA TD-BP7 eingesetzt. Um unspezifische Signale auszuschließen, wurden
jeweils 2 Filterabzüge (Replika) pro Platte hergestellt und die Signale beider Filter miteinander
verglichen. Die Hybridisierung mit der TD-BP7-spezifischen Sonde zeigte ein positives Signal,
das auf dem Replika-Filter bestätigt wurde. Nach Cre-vermittelter ortsspezifischer Rekombinati
on und anschließender Zirkularisierung wurde das neu entstandene rekombinante Plasmid iso
liert und die DNA gereinigt. Die Analyse der cDNA erfolgte zunächst durch Spaltung mit Re
striktionsenzymen und anschließender Gelelektrophorese. Der aus dem "one hybrid screen" iso
lierte Klon konnte bestätigt und die Sequenz in 5'- und 3'-Richtung ergänzt werden. Nach Se
quenzierung ergab sich für die cDNA von TD-BP7 eine Länge von 2308 bp mit einem offenen
Leserahmen von 193 Aminosäuren.
Um regulatorische Elemente und den Aufbau des Gens für TD-BP7 zu bestimmen, wurde eine
humane Plazenta-Bibliothek mit einer TD-BP7-spezifischen Sonde durchsucht. Insgesamt wur
den 5 × 105 Plaques nach Standardmethode hybridisiert (Sambrook et al., 1989) und aus drei po
sitiven Phagenplaques die DNA gereinigt. Um die gesuchten genomischen Abschnitte des TD-
BP7-Gens aus den Phagen zu isolieren, wurden diese mit dem Restriktionsenzym SalI gespalten,
die entsprechenden Fragmente isoliert und in den mit XhoI-linearisierten Vektor pACYC177
ligiert. Drei rekombinante Plasmide konnten etabliert werden (p2147, p2148, p2149). Nach
Transformation und Präparation der plasmidalen DNA wurden die Klone einer umfassenden
Restriktionsenzym-Analyse unterzogen. Es stellte sich heraus, daß Klon p2147 kleiner war als
die Klone p2148 und p2149 und daß diese beiden letzteren Klone identisch und lediglich in ent
gegengesetzter Orientierung in den Plasmidvektor kloniert waren. Zusätzlich wurden die Agaro
segele mit den aufgetrennten Restriktionsfragmenten einer Southern-Blot-Analyse unter Ver
wendung einer TD-BP7-speziflschen Sonde unterzogen, um die Identität der DNA zu bestätigen
und um die genomischen Fragmente vom Vektoranteil unterscheiden zu können.
Ausgehend von der bereits bekannten TD-BP7-cDNA Sequenz und der pACYC Vektorsequenz
wurden Primer ausgewählt und die Sequenzierung des Klons 2148 durchgeführt. Nach insgesamt
23 Sequenzierungsreaktionen ergab sich für die Sequenz des genomischen Abschnittes eine Län
ge von 14328 bp, die im folgenden als TD-BP7-Gen bezeichnet wird. Diese Bezeichnung ent
spricht der Bezeichnung TB7. Durch Computeranalysen und den Vergleich der genomischen
Sequenz mit der cDNA-Sequenz konnte für das TD-BP7-Gen folgender Aufbau ermittelt werden
(Abb. 5): Das TD-BP7-Gen enthält eine 5'-UTR, die innerhalb einer CpG-Insel liegt und der eine
Bindungsstelle für den Transkriptionsfaktor Sp1 vorangeht. Das zweite Exon beinhaltet das
Translations-Initiations-Codon, das in eine gute Kozak-Konsensussequenz eingebettet ist (AT-
CAGCatgG; (Kozak, 1996)). Der offene Leserahmen wird bereits nach 9 bp durch das zweite
Intron unterbrochen. Es folgen weitere fünf Exons unterschiedlicher Länge, das siebte Exon be
endet den offenen Leserahmen mit einem Stop-Codon. Die mRNA endet nach der 1.2 kbp langen
3'-UTR mit einer Poly-A-Sequenz, der allerdings kein eindeutiges Polyadenylierungs-Signal
vorangeht. Die Zink-Finger-kodierenden Sequenzen (Typ C2H2) befinden sich in Exon 5 und 6.
Mit Ausnahme der Übergänge des S. Introns (GT. . .CA) entsprechen alle 5'- und 3'-Spleißstellen
den Spleiß-Konsensus-Motiven (GT. . .AG).
Um festzustellen, ob die cDNA von TD-BP7 für ein Protein mit bekannten Funktionen kodiert,
wurde ein Vergleich der Sequenz mit dem BlastN-Algorithmus und der GENIUSnet-Datenbank
(DKFZ, Heidelberg) durchgeführt. Homologien fanden sich für die cDNA-Sequenz in den 5'-
und 3'-untranslatierten Regionen zu EST-cDNAs ("expressed sequence tag"). Außerdem gab es,
wie bereits erwähnt, im Bereich der Zink-Finger kodierenden Sequenzen Homologien zu be
kannten Zink-Finger-Proteinen. Eine graphische Darstellung der Homologiebereiche zeigt
Abb. 4.
Um die Expression der cDNA auf Proteinebene untersuchen zu können und um spezifische
DNA-Wechselwirkungen von TD-BP7 in Bindungsstudien nachzuweisen, wurden monoklonale
Antikörper gegen dieses Protein hergestellt. Zur Immunisierung von Ratten mußten zunächst die
Protein-Antigene produziert und gereinigt werden. Dazu wurden Fusions-plasmide von Teilen
der TD-BP7-cDNA mit der Glutathion-S-Transferase (GST) oder dem Maltose-Bindeprotein
(MBP) hergestellt und nach Überexpression in E.coli gereinigt.
Monoklonale Antiseren wurden durch Immunisierung von Lou/c-Ratten mit MBP-TD-BP7 An
tigenen gewonnen. Die dazu erforderliche Fusion von isolierten Milzzellen aus der Ratte mit
einer Maus-Myelomzellinie und die zweimalige Reklonierung positiver Klone wurden nach
Standardmethoden durchgeführt (Kohler und Milstein, 1975). Die Testung von je 20 Kulturüber
ständen der jeweiligen Hybridomzellinien erfolgte durch Westernblot-Analyse. Um auszuschlie
ßen, daß die monoklonalen Antikörper gegen den MBP-(TD-BP7) Anteil oder eventuell gegen
eine Neo-Determinante gerichtet sind, wurden die Hybridomüberstände jeweils mit partiell ge
reinigten Antigenen getestet, die als GST-(TD-BP7) Fusionsproteine vorlagen, und die nicht zur
Immunisierung eingesetzt worden waren. Es wurde ein monoklonaler Antikörper gegen TD-BP7
(10C1) ausgewählt.
Der monoklonale Antikörper erkennt das jeweilige Antigen. Ein Nachweis von endogen expri
miertem TD-BP7 in HeLa-Proteinextrakten war mit diesen Antikörpern allerdings nicht möglich.
Nach Expression von pCMV-TD-BP7 in 293-Zellen konnten aber spezifische Signale detektiert
werden. Somit war es gelungen, monoklonale Antikörper gegen TD-BP7 herzustellen, deren
Affinität aber nicht ausreichte, endogene Genprodukte von TD-BP7 nachzuweisen. In Gelretar
dations-Experimenten wurden die Antikörper auf ihre Fähigkeit hin getestet, an nicht-
immobilisierte Protein-DNA-Komplexe zu binden.
Die Protein-Interaktion mit dem TD-Element im "one hybrid-screen" in S. cerevisiae führte zur
Isolierung der cDNA von TD-BP7. Im Folgenden soll untersucht werden, ob die von dieser
cDNA kodierten Proteine auch in vitro an das TD-Element binden. Da aus früheren Studien be
kannt ist, daß insgesamt sechs zelluläre Komplexe an der "downstream"-Komponente ausgebil
det werden (Gruffat et al., 1995), sollte außerdem überprüft werden, ob diese Proteine Teil der
beschriebenen Komplexe sind.
Um festzustellen, ob das Protein TD-BP7 in vitro an das TD-Element bindet, wurden zunächst
Gelretentionsanalysen mit rekombinanten Fusionsproteinen durchgeführt. Die 62 bp-Sequenz des
TD-Elementes von oriLyt wurde radioaktiv markiert und diente als DNA-Probe für die Inkubati
on mit rekombinanten MBP-TD-BP7 Proteinextrakten. Um die Spezifität der Komplexe beur
teilen zu können, wurden zusätzlich Kompetitionen mit unmarkierten Oligonukleotiden (T1-T6
und TD) aus dem Bereich der "downstream"-Komponente durchgeführt. Es zeigte sich, daß das
Protein mit dem TD-Element interagiert. Nach Inkubation des TD-Elementes mit dem MBP-TD-
BP7 Extrakt bildeten sich zwei Komplexe aus, von denen der obere Komplex I durch Zugabe an
unmarkiertem TD-Element nahezu vollständig kompetiert wurde. Die Kompetition mit Oligo
nukleotid T4 aus der "downstream"-Komponente zeigte das gleiche Resultat, mit den Oligo
nukleotiden T3, T3.4 und T6 wurde die Bindung des oberen Komplexes I vollständig blockiert.
Die Zugabe unmarkierter Oligonukleotide inhibierte die Ausbildung des unteren Komplexes II
nur leicht. Die Spezifität der Komplexe wurde außerdem durch die Ausbildung eines Supershif
tes nach Zugabe von monoklonalen Antikörpern gegen das Protein TD-BP7 bestätigt.
Die Kompetition der Komplexausbildung am TD-Element durch das Oligonukleotid T6, das
außerhalb der TD-Sequenz liegt, ist auf die hohe Sequenzähnlichkeit beider Sequenzen zurück
zuführen. Diese Ergebnisse zeigen, daß die rekombinant exprimierten Proteine TD-BP17 und
TD-BP7 in vitro spezifisch an das TD-Element von oriLyt binden. Die Interaktion findet dabei
genau in dem Bereich des TD-Elementes statt (EBV #53,355-#53,395), in dem bereits Punkt
mutationen zur vollständigen Blockierung der lytischen DNA-Replikation von EBV führen
(Schepers et al., 1993).
Die bisherigen Ergebnisse zeigten, daß das Protein TD-BP7 in vitro spezifisch an das TD-
Element von oriLyt bindet. Eine zentrale Frage war, ob dieses Protein einen Einfluß auf die Effi
zienz der lytischen Replikation bei EBV ausübt. Der lytische Replikationsursprung von EBV
wurde von W. Hammerschmidt mit Hilfe eines transienten Replikationsversuches identifiziert
(Hammerschmidt und Sugden, 1988). Bei dieser Methode wurde in EBV-positiven Zellen, die in
der Lage sind, die lytische Phase von EBV zu unterstützen, die Replikation rekombinanter Plas
mide untersucht. Dazu wurden rekombinante Plasmide, die oriLyt-Sequenzen des EBV Stammes
B95-8 tragen, zusammen mit einem BZLF1-Expressionsplasmid in EBV-positive D98/HR1-
Zellen transfiziert. BZLF1 induziert dabei den lytischen Zyklus des endogenen EBV. Zwei Tage
nach Transfektion wurden die Zellen geerntet, lysiert und die DNA isoliert (Hirt, 1967). Nach
einer Restriktionsspaltung mit BamHI und DpnI wurde die neu replizierte DNA durch Southern-
Blot-Hybridisierung quantifiziert. Als Sonde wurden prokaryontische Sequenzen, die spezifisch
die plasmidale DNA erkennen, verwendet. Die Unterscheidung zwischen transfizierter und neu
replizierter DNA wird durch die Spaltung der DNA mit DpnI erreicht, ein Enzym, das aus
schließlich solche DNA spaltet, die in einem dam+-E.coli-Stamm methyliert wurde. Da die
DpnI-Erkennungssequenz GATC sehr häufig vorkommt, wird die transfizierte DNA stark frag
mentiert. DNA, die in eukaryotischen Zellen repliziert hat, wird nicht gespalten und bleibt intakt.
Die Replikationseffizienz des oriLyt-Plasmides p968.22 wurde nach Kotransfektion von CMV-
Expressionsplasmiden für den offenen Leserahmen (ORF) von TD-BP7 im transienten Replika
tionsversuch getestet. Die Kotransfektion von pCMV-BP7/ORF führte zu einer deutlichen Re
pression der Replikationseffizienz im Vergleich zur Vektorkontrolle. Um festzustellen, ob TD-
BP7 mit der Bindung essentieller Replikationsfaktoren an das TD-Element kompetiert oder ob es
sich bei dem beobachteten Effekt um eine aktive Repression handelt, wurde im Vergleich ein
Expressionsplasmid der DNA-Bindedomäne von TD-BP7 transfiziert (pCMV-BP7/DBD). Es
zeigte sich, daß auch die TD-BP7-DNA-Bindedomäne alleine ausreicht, um die Replikation zu
unterdrücken. Die Repression der Replikation von oriLyt ist demnach auf eine kompetitive Bin
dung von TD-BP7 an das TD-Element zurückzuführen, die wahrscheinlich zur Verdrängung
essentieller Replikationsfaktoren führt.
Um auszuschließen, daß bei der Transfektion die pCMV-Expressionsplasmide um Transkripti
onsfaktoren konkurrieren und deshalb die Induktion des lytischen Zyklus durch pCMV-BZLF1
in den Ansätzen unterschiedlich war, wurden die transfizierten Zellen zusätzlich in Westernblot-
Analysen auf die Menge an BZLF1-Expression untersucht. Die BZLF1-Expression war in allen
Ansätzen vergleichbar.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, daß TD-BP7 spezifisch an das TD-Element von oriLyt bindet.
Die Expression von TD-BP7 führte zur vollständigen Repression der lytischen Replikation, was
auf die Bindung des Proteins an den lytischen Replikationsursprung zurückgeführt werden
konnte.
Die Kontaktstellen von TD-BP7 mit dem TD-Element liegen innerhalb einer Sequenz, die als
Bindungsmotiv für den Transkriptionsfaktor Sp1 beschrieben wurde (Gruffat et al., 1995). In
jüngsten Untersuchungen zur Rolle von Sp1 bei der lytischen Replikation konnte gezeigt wer
den, daß der zelluläre Transkriptionsfaktor an das TD-Element bindet und virale Replikations
faktoren an den lytischen Replikationsursprung oriLyt rekrutiert (Baumann et al., 1999). Da TD-
BP7 die lytische Replikation von EBV reprimiert, lag es nahe nachzuprüfen, ob TD-BP7 die
Bindung von Sp1 an das TD-Element unterdrücken kann. Diese Hypothese wurde mit DNaseI-
Schutzexperimenten überprüft. Steigende Mengen rekombinantes Sp1 oder MBP-BP7 wurden
mit einem radioaktiv markierten Fragment der "downstream"-Komponente inkubiert, die DNA
anschließend unter definierten Bedingungen mit DNaseI gespalten und in einem denaturierenden
PAA-Gel aufgetrennt (Abb. 6). Bereits bei der niedrigsten eingesetzten Menge an MBP-BP7
führte die Bindung an die "downstream"-Komponente, in Übereinstimmung mit den kompetiti
ven Gelretardations-Experimenten, zu einer deutlichen Protektion der DNA gegenüber der DNa-
seI-Spaltung im Bereich T3.4 und T6 (EBV #53,403-53,424 und EBV #53,364-53,391), die mit
steigenden Mengen an MBP-BP7 noch deutlicher wurde. Durch die Bindung des Proteins wurde
die Sequenz beidseitig der Bindungsstellen gegenüber DNaseI hypersensitiv. Die Bindung von
Sp1 erzeugte ebenfalls eine Protektion im Bereich von T6 und des TD-Elementes, war aber we
niger gut ausgeprägt und leicht versetzt im Vergleich zu MBP-TD7 (EBV #53,403-53,422 bzw.
EBV #53,359-53,379). Die gleichzeitige Inkubation der Probe mit einer konstanten Menge
(höchste Konzentration der Einzelinkubation) an Sp1 und steigenden Mengen MBP-BP7 oder
vice versa inhibierte in allen Ansätzen die Ausbildung des Sp1-Protektionsmusters nahezu voll
ständig.
Diese Ergebnisse zeigen, daß TD-BP7 mit dem Transkriptionsfaktors Sp1 um die Bindung an die
"downstream"-Komponente von oriLyt kompetiert. Die beobachtete Repression der lytischen
Replikation durch Bindung von TD-BP7 könnte also mit der Verdrängung zellulärer und/oder
viraler Faktoren vom lytischen Replikationsursprung erklärt werden.
Um den Einfluß von TD-BP7 auf die lytische DNA-Replikation von EBV zu untersuchen, wurde
in der Zellinie 2098-31, die das rekombinante EBV-Genom trägt, die lytische Replikation durch
Transfektion von BZLF1 induziert. Gleichzeitig wurden CMV-Flag-Expressionsplasmide für
den offenen Leserahmen oder die DNA-Bindedomäne von TD-BP7 kotransfiziert. Nach drei
Tagen wurden Raji-Zellen mit filtrierten Kulturüberständen inkubiert und nach weiteren drei
Tagen im Fluoreszenzmikroskop auf GFP-Expression untersucht (Abb. 8). Mit Überständen, die
durch Transfektion der Vektorkontrolle gewonnen wurden, exprimierten etwa 40% der Raji-
Zellen GFP. Zellkultur-überstände, die nach Transfektion mit pCMV-BP7/DBD oder pCMV-
BP7/ORF gewonnen wurden, enthielten deutlich weniger infektiöse Partikel, wie die Infektions
rate der Raji-Zellen erkennen läßt. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt nach Transfektion des
Plasmides pCMV-BP7/ORF, das offensichtlich besonders stark die DNA-Replikation von EBV
reprimiert. Westernblot-Analysen der Transfektionsansätze mit BZLF1- und Flag-spezifischen
Anti-körpern dienten zur Kontrolle des Expressionsniveaus der transfizierten Plasmide (Abb. 8).
Die schwache Expression des pCMV-BP7/DBD-Plasmids erklärt die verminderte Repression der
Replikation im Vergleich zum Effekt nach Transfektion des pCMV-TD-BP7/ORF-Plasmides.
Diese Ergebnisse bestätigen die Daten aus den transienten Replikationsversuchen und Bindungs
studien. TD-BP7 reprimiert die DNA-Replikation von oriLyt stark, und dieser Effekt beruht auf
der Bindung des Proteins an den lytischen Replikationsursprung.
Es konnte somit in transienten Replikationsversuchen gezeigt werden, das die Expression des
zellulären Faktors TB7 zu einer nahezu vollständigen Unterdrückung der DNA Replikation von
oryLyt führt (Abb. 7).
Die beiliegenden Abbildungen zeigen:
Abb. 1 Die beiden Phasen des Epstein-Barr Virus. Nach Infektion der Wirtszelle wird die
lineare virale DNA freigesetzt und zirkularisiert über die terminalen repetitiven (TR) Sequenzen.
In der lytischen Phase (A) erfolgt die DNA-Replikation am lytischen Replikationsursprung ori
Lyt. Die DNA-Synthese verläuft dabei wahrscheinlich unidirektional über den sogenannten "rol
ling circle"-Mechanismus ab, wie er für die Replikation des Bakteriophagen ▱ beschrieben ist.
Als Produkt entstehen konkatemere Moleküle, die an den TR-Sequenzen basenspezifisch ge
schnitten und in Viruskapside verpackt werden. In latent infizierten Zellen liegt das virale Ge
nom als extra-chromosonales Episom vor. In dieser latenten Phase repliziert das virale Genom
synchron zum Zellzyklus mit Hilfe des plasmidalen Replikationsursprungs oriP (B). Nur wenige
latent infizierte Zellen unterstützen die spontane lytische Replikation. Durch Behandlung der
Zellen mit Chemikalien oder durch den viral kodierten Transaktivator BZLF1 kann aber in ei
nem Teil der Zellen der lytische Zyklus experimentell induziert werden (C).
Abb. 2 Schematische Darstellung des lytischen Replikationsursprunges oriLyt des Epstein-
Barr Virus. Der lytische Replikationsursprung ist komplex aufgebaut und enthält Elemente der
Transkription und Replikation. Im zentralen Bereich (ca. 1 kbp) befinden sich die beiden für die
Replikation essentiellen "upstream"- und "downstream"-Komponenten, die von zwei in entgegengesetzter
Richtung transkribierten Genen flankiert sind. Diese flankierenden Bereiche werden
als Replikationsverstärker bezeichnet, da sie die Replikation unterstützen, aber nicht unbedingt
notwendig sind. Im unteren Teil der Abbildung sind die bisher definierten Elemente von oriLyt
näher dargestellt. Der Promotor des BHLF1-Gens (TATA) kolokalisiert mit der "upstream"-
Komponente und enthält vier Bindungsstellen für den viralen Transaktivator BZLF1 (ZRE:
BZLF1 responsive element). Weitere ZRE-Bindestellen befinden sich in einem Bereich zwi
schen der "downstream"-Komponente und dem BHRF1-Promotor, wo auch zwei Bindestellen
(R) für den viralen Transaktivator BRLF1 liegen. Die "downstream"-Komponente enthält eine
60 bp-lange G/C-reiche Sequenz (TD-Element), an die die Bindung von Sp1 und anderen, bisher
nicht näher charakterisierten zellulären Proteinen nachgewiesen wurde. Mutationen innerhalb
des TD-Elementes verhindern die lytische Replikation von EBV (nach Gruffat et al., 1995).
Abb. 3 Schema des "one hybrid screens" in S. cerevisiae. (A) Herstellung des Hefestamms.
Der Hefestamm RH1533 wurde mit zwei Plasmiden transformiert, die gerichtet in die defekten
LYS2- bzw. URA3-Gene integrierten. Diese Integrationplasmide führen die beiden unter der
Kontrolle von verschiedenen Promotoren stehenden Markergene HIS3 und LacZ ein, deren Ak
tivität von multimerisierten TD-Elementen bestimmt wird. Nach Integration des Markergens
HIS3 sind die Hefen auf Grund von minimaler HIS3-Promotoraktivität in der Lage, auf Histidin
freiem Medium zu wachsen. Für die Selektion nach Transfektion der cDNA-Bibliothek muß
diese Restaktivität des Promotors durch die Zugabe von 3-Aminotriazol gehemmt werden. Die
Selektion auf Integration erfolgte durch Wachstum auf Minimalmedium ohne Histidin und Ura
cil. (B) Transformation der cDNA-Bibliothek in den hergestellten Hefestamm. Die Promotoren
des HIS3- bzw. LacZ-Gens werden nur dann aktiviert, wenn ein Fusionsprotein spezifisch an die
DNA-Sequenzmotive von TD bindet und dabei die GAL4-Aktivierungsdomäne in die Nähe der
Promotoren bringt. Mit Leucin-Mangel wurde auf die erfolgreiche Transfektion der cDNA-
Bibliothek selektioniert, die das Leu2-Gen auf dem Vektoranteil trägt.
Abb. 4 TB7 kodiert für ein unbekanntes Genprodukt. Graphische Darstellung der Homolo
giebereiche zwischen EST-Sequenzen aus der GENIUSnet-Datenbank und der cDNA von TB7.
Die Nummern der Pfeile beziehen sich auf die in Tabelle 1 beschriebenen Sequenzen. Die Pfeil
richtung gibt an, ob die homologen Sequenzen den kodierenden oder nicht-kodierenden Strang
betreffen. Weiße Balken zeigen die Lokalisation der Zink-Finger-Domänen.
Abb. 5 Schematischer Aufbau des TD-BP7 Gens. Die klonierte Sequenz des TD-BP7-Gens
beträgt 14328 bp. Dargestellt sind die kodierenden Bereiche mit Exons 1-7 und 3'-UTR (schraf
fiert), die Introns (grau) und die genomische Sequenz (weiß). Der Transkriptions-Startpunkt (+1)
liegt innerhalb einer CpG-Insel. Eine putative Bindungsstelle für den Transkriptionsfaktor Sp1
ist gekennzeichnet. Größenangaben in bp.
Abb. 6 TD-BP7 kompetiert mit Sp1 um die Bindung an die "downstream"-Komponente.
Ein 242 bp-Fragment der "downstream"-Komponente wurde radioaktiv markiert und in Anwe
senheit von rekombinantem Sp1 und/oder MBP-TD-BP7 mit DNaseI inkubiert. Die eingesetzten
Mengen rekombinanter Proteine sind angegeben. Zur Bestimmung der Sequenzpositionen diente
eine G+A-Sequenzreaktion (G+A) des Fragmentes nach Maxam-Gilbert. Als Negativkontrolle
wurde eine DNaseI-Reaktion ohne vorherige Proteininkubation verwendet. DNaseI-
hypersensitive Stellen sind durch Sternchen markiert. Seitlich sind die durch die Bindung von
TD-BP7 bzw. Sp1 vor DNaseI-Spaltung geschützten Bereiche der "downstream"-Komponente
schematisch dargestellt (gepunktete bzw. schraffierte Balken). fpu: "footprinting units".
Abb. 7 Transiente Replikationsversuche mit TB7 und Mutanten. Im oberen Teil der Abbil
dung sind schematisch der Aufbau des offenen Leserahmens von TB7 und verschiedene Deleti
onsmutanten dargestellt. Nach Kotransfektion dieser verschiedenen Expressionsplasmide und
eines Expressionsplasmids für BZLF1 (pCMV-BZLF1 als Induktor der lytischen Replikation) in
D98/HR1 Zellen wurde die Replikationseffizienz eines oriLyt-Plasmides untersucht. Durch Ex
pression des intakten TB7 Proteins bzw. einer im 5' Bereich leicht verkürzten Variante wird die
lytische DNA Replikation vollständig unterdrückt (p2065 bzw. p2181). Die Deletion des 5' Be
reiches resultiert in einer partiellen Aufhebung dieses repressorischen Effektes (p2608) während
nach Deletion der DNA bindenden Zink-Finger Domänen die lytische DNA Replikation nicht
beeinträchtigt wird.
Abb. 8 TB7 reprimiert die DNA Replikation von EBV.
Claims (29)
1. Isolierte, angereicherte oder gereinigte Nukleinsäure,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie für ein TB7 Polypeptid kodiert oder die für ein TB7 Polypeptid kodierende Nukleinsäure
enthält.
2. Nukleinsäure nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Nukleinsäure eine Nukleotidsequenz aufweist, die
- a) für ein Polypeptid mit der Aminosäuresequenz von SEQ ID NO: 3 oder 4 oder einem funktionellen Teil hiervon kodiert;
- b) komplementär zur Nukleotidsequenz von (a) ist;
- c) unter hoch stringenten Bedingungen mit der Nukleinsäure von (a) hybridisiert und für ein funktionelles TB7 Polypeptid oder einen funktionellen Teil oder Derivat hiervon kodiert.
3. Nukleinsäure nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie die Sequenz von SEQ ID NO: 2 aufweist, die der cDNA von TB7 entspricht, und sie Teil
der genomischen DNA von SEQ ID NO: 1 ist.
4. Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie aus einem Säugetier isoliert ist, wobei das Säugetier bevorzugt ein Mensch ist.
5. Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie in einem Expressionsvektor zur Expression des TB7 Polypeptids oder eines funktionellen
Teils oder Derivats hiervon in einer Wirtszelle vorliegt.
6. Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie die cDNA von TB7 aufweist.
7. Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine oder mehrere der Basen aufgrund der Degeneration des genetischen Codes abgeändert
sind.
8. Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie ein Fragment ist, das für eine Domäne oder ein Epitop des TB7 Polypeptids kodiert.
9. Nukleinsäuresonde zum Nachweis der für ein TB7 Polypeptid oder eines funktionellen Teils
oder Derivats hiervon kodierenden Nukleinsäure in einer Probe.
10. RNA, die von einer Nukleinsäure nach einer oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche
abgeleitet ist.
11. Isoliertes angereichertes oder gereinigtes Polypeptid,
dadurch gekennzeichnet, daß
es von einer Nukleinsäure nach SEQ ID NO: 1 oder SEQ ID NO: 2 kodiert wird oder die Aminosäuresequenzen
SEQ ID NO: 3 oder 4 oder einen funktionellen Teil oder Derivat davon
aufweist.
12. Polypeptid nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine oder mehrere der Aminosäuren durch eine andere Aminosäure ersetzt sind, eine oder
mehrere Aminosäuren deletiert sind und/oder ein oder mehrere Aminosäuren zusätzlich ent
halten sind, wobei die Funktion von TB7 als Repressor der DNA-Replikation von EBV oder
die Funktion der Domäne oder Epitops beibehalten bleibt.
13. Polypeptid nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche mit den Aminosäuren
103 bis 151 gem. SEQ ID NO: 4.
14. Isoliertes, gereinigtes oder angereichertes TB7 Polypeptid, funktionelle Teile und Derivate
hiervon.
15. Antikörper oder Antikörperfragment mit einer spezifischen Bindungsaffinität an ein TB7
Polypeptid oder eine TB7 Polypeptid-Domäne oder TB7 Polypeptid Epitop.
16. Antikörper nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß
er ein monoklonaler Antikörper ist.
17. Hybridom,
dadurch gekennzeichnet, daß
es einen Antikörper mit einer spezifischen Bindungsaffinität an ein TB7 Polypeptid oder eine
TB7 Polypeptid-Domäne oder -Epitop produziert.
18. Rekombinante Zelle,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie ein TB7 Polypeptid oder einen funktionellen Teil oder Derivat hiervon exprimiert.
19. Rekombinante Zelle,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie eine Nukleinsäure enthält, die für ein rekombinantes TB7 Polypeptid oder einen funktio
nellen Teil oder Derivat hiervon kodiert.
20. Rekombinante Zelle nach Anspruch 18 oder 19,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie eine prokaryonte Zelle, bevorzugt eine E. coli-Zelle, ist.
21. Rekombinante Zelle nach Anspruch 19 oder 20,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie eine eukaryonte Zelle, bevorzugt eine B-Zelle, ist.
22. Verfahren zur Hemmung der Replikation von EBV,
dadurch gekennzeichnet, daß
man eine das EBV Genom enthaltende Zelle mit dem TB7 Polypeptid oder einem funktio
nellen Teil oder Derivat hiervon in Kontakt bringt.
23. Verfahren nach Anspruch 22,
dadurch gekennzeichnet, daß
das in Kontakt bringen durch Expression eines TB7 Polypeptids oder funktionellen Teils oder
Derivats hiervon in der infizierten Zelle erfolgt.
24. Pharmazeutische Zusammensetzung,
dadurch gekennzeichnet, daß
sie ein TB7 Polypeptid oder einen funktionellen Teil oder Derivat hiervon in einer pharma
zeutisch wirksamen Menge, zusammen mit üblichen Träger- und Hilfsstoffen, enthält.
25. Verwendung eines TB7 Polypeptids oder eines funktionellen Teils oder Derivats hiervon zur
Hemmung der Replikation von gamma Herpesviren, insbesondere EBV und HHV8, und beta
Herpesviren, insbesondere Cytomegalovirus.
26. Verwendung eines TB7 Polypeptids nach Anspruch 25 zur Behandlung von Erkrankungen,
die mit gamma Herpesviren, insbesondere EBV und HHV8, und beta Herpesviren, insbesondere
Cytomegalovirus assoziiert sind.
27. Verwendung nach Anspruch 26 zur Behandlung des Burkitt Lymphoms, des Hodgkin
Lymphoms und des Nasopharynxkarzinoms.
28. Verfahren zur Herstellung eines TB7 Polypeptids oder eines funktionellen Teils oder Deri
vats hiervon nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine rekombinante Zelle, die eine Nukleinsäure enthält, die für ein TB7 Polypeptid oder ei
nen funktionellen Teil oder ein Derivat hiervon kodiert, wobei die für das TB7 Polypeptid o
der den funktionellen Teil oder ein Derivat hiervon kodierende Nukleinsäure unter der Kon
trolle eines induzierbaren Promotors steht, der die Expression des TB7 Polypeptids oder des
funktionellen Teils oder Derivats steuert, kultiviert wird, die Expression des Polypeptids oder
seines funktionellen Teils oder Derivats erfolgt und anschließend das TB7 Polypeptid oder
der funktionelle Teil oder das Derivat von TB7 gewonnen wird.
29. Vektor, enthaltend eine Nukleinsäure nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche.
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