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Die
Erfindung betrifft zum einen ein Verfahren zum Ermitteln des Formfüllungsvermögens von Kolbenringen;
sie betrifft aber auch eine Testbüchse als einem wesentlichen
Verfahrenshilfsmittel sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
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Die
Zylinderlaufflächen
von Hubkolbenmaschinen sind in fertig montiertem Zustand nicht mehr exakt
kreiszylindrisch ausgebildet, sondern leicht unrund verzogen. Entsprechend
der Anzahl der um die Zylinderlaufbüchse herum angeordneten Zylinderkopfschrauben
ist die Lauffläche
gegenüber
einem exakten Kreiszylinder mit drei oder vier über den Zylinderumfang verteilt
angeordneten, bogenförmige Ausbauchungen
versehen, wobei die Ausbauchungen an den jeweils höchsten Stellen
eine Abweichung von etwa 15 bis 25 µm und u.U. auch mehr aufweisen
können.
Diese Formabweichung tritt ungeachtet der Bauform der Zylinderlaufbüchsen, also bei
eingesetzten, sog. "nassen" Büchsen, bei
eingepreßten
Büchsen,
bei eingegossene Büchsen
oder bei aus dem selben Werkstoff wie dem des Kurbelgehäuses bestehenden
und voll mit ihm stofflich integrierten Büchsen auf. Die Unrundheit ist
nicht an allen axialen Stellen der Zylinderlaufbüchse gleichgroß, sondern
hat an einer bestimmten axialen Stelle ein Maximum. Dieses axiale
Maximum der Unrundheiten liegt axial auf der Höhe der gehäuseseitigen Gewindenester für die Zylinderkopfschrauben,
bei herkömmlichen
Kurbelgehäusen also
nahe an der Trennebene zum Zylinderkopf. Bei Druckguß-Kurbelgehäusen, die
zum Zylinderkopf hin offen ausgebildet sind, liegt das Unrundheits-Maximum
weiter unten. Mit zunehmender axialer Entfernung von den Gewindenestern
werden die Unrundheiten geringer.
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Die
leicht unrunde Verformung der Zylinderlaufbüchsen kann – je nach Flexibilität der Kolbenringe – zu einer
verminderten Dichtwirkung der Kolbenringe führen. Es können bei schlechter Anpassung der
Kolbenringe an eine unrunde Zylinderlaufbüchse mehr oder weniger lange
und breite, bogenförmige Spalte
zwischen der Lauffläche
des Kolbenrings und der der Büchse
auftreten. Derartige Spalte verursachen nicht nur einen Durchblasverlust
am Kolben und somit einen verminderten Wirkungsgrad des Motors, also
erhöhten
Kraftstoffverbrauch, sondern auch einen erhöhten Schmierölverbrauch
und dementsprechend ein erhöhtes
Auftreten von Kohlenwasserstoffen im Abgas. Es ist also für den Motorentwickler wichtig,
eine zuverlässige
Information bezüglich
der elastischen Anpassungsfähigkeit
der Kolbenringe an eine unrunde Zylinderlaufbüchse zu bekommen.
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Stand der Technik
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Aus
der
EP 133 786 B1 ist
ein gleitverschieblicher Kolben in einem Zylinder einer Brennkraftmaschine
bekannt, wobei der Kolben eine Kolbenringnut mit einem darin eingesetzten
Kolbenring aufweist. Der Kolbenring ist aus einem formanpassungsfähigen, nicht
metallischen Werkstoff gefertigt und drückt mit einem vorgegebenen
Expansionsdruck an die Innenwandung des zugeordneten Zylinders.
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Bisher
wurde die für
einen Kolbenring u.a. wesentliche Eigenschaft, nämlich einen unrund verzogenen
Zylinder mehr oder weniger gut ausfüllen zu können, für jeden Kolbenringtyp über den
sog. k-Faktor als feste Größe berechnet.
Die den k-Faktor beeinflussenden konstruktiven und werkstofflichen
Größen unterliegen
jedoch Innerhalb einer Fertigungs-Losgröße gewissen Schwankungen oder Streuungen,
die jedoch bei der rein rechnerischen Größe des k-Faktors unberücksichtigt
bleiben, weil in ihn nur die Soll-Werte eines Ringtyps, nicht aber
die tatsächlichen
Ist-Werte eines individuellen Kolbenrings eingehen. Der k-Faktor
ist daher allenfalls in der Lage, das Formfüllungsvermögen eines bestimmten Kolbenringtyps
global zu kennzeichnen, nicht jedoch die innerhalb dieses bestimmten
Kolbenringtyps toleranzbedingten Streuungen des Formfüllungsvermögens individuell
deutlich zu machen.
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Auf
dem "International
Congress & Exposition", der in Detroit,
Michigan, USA vom 26. bis 29. Februar 1996 stattgefunden hat, wurde
ein Beitrag von H. Hitosugi, K. Nagoshi, M. Komada und S. Furuhama
mit dem Titel "Study
an Mechanism of Lubricating Oil Consumption (LOC) Caused by Cylinder
Bore Deformation" beigesteuert.
Dieser Beitrag wurde auf den herausgegebenen Kongress-Unterlagen
auf den Seiten 141 bis 150 als SAE-Paper 96 0305 veröffentlicht.
Die Autoren befassen sich mit der Entwicklung einer Methode zur
rechnerischen Vorhersage des Schmierölverbrauchs einer Brennkraftmaschine
unter Berücksichtigung
des Zylinderverzuges. Ausgehend von einem mathematischen Modell,
welches bereits die erwähnten
bogenförmigen
Spalte zwischen Kolbenring und Zylinderlauffläche und dementsprechend eine
lokal größere Schmierfilmdicke berücksichtigt,
geht es in dem Beitrag darum, das mathematische Modell zur rechnerischen
Vorhersage des Schgmierölverbrauchs
dahin zu er weitern oder zu verfeinern, daß die Anzahl der Ausbauchungen – zwei,
drei oder vier – und
deren Ausmaß an
der höchsten
Stelle bei der Berechnungen mit berücksichtigt werden können. Das
Rechenmodell wurde an entsprechenden Versuchsmotoren experimentell überprüft.
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In
diesem Zusammenhang geht der Beitrag (SAE-Paper 96 0305) auch auf
eine Vorrichtung zur Messung der Anpassungsfähigkeit des Kolbenrings an
einen durch den Einfluß der
angezogenen Zylinderkopfschrauben deformierten Zylinder ein. Für eine derartige
Messung wurden kurze Abschnitte von Zylinderlaufbüchsen mit
realitätsnah
deformierten Zylinderbohrungen mit einem Nenndurchmesser von 83 mm
jeweils in einen Halter eines Formprüfgerätes eingesetzt. Jeder Laufbüchsenabschnitt
wurde durch einen O-Ring in dem Halter gesichert, so daß er sich gegenüber dem
Halter nicht unkontrolliert bewegen konnte. In den Laufbüchsenabschnitt
wurde ein zu überprüfender Kolbenring
achssenkrecht eingesetzten und die Rückseite des Kolbenrings sowie
die Zylinderbohrung mittels Mikrotaster an mehreren Umfangsstellen
angetastet. Durch schrittweises Drehen des Probensatzes in Umfangsrichtung
in 10°-Schritten
und Antasten wurde dabei das Umfangsprofil des Kolbenrings und das
der deformierten Bohrung und somit die Anpassungsfähigkeit
des Kolbenrings an die leicht unrunde Zylinderbohrung gemessen.
Nachdem die radiale Ringstärke über den
Umfang hinweg nicht exakt konstant ist, wurde der zu untersuchende Kolbenring
ferner in eine Büchse
mit einer exakt kreisrunden Bohrung eingesetzt und auch bei diesem Probensatz
wiederum die Rückseite
des Kolbenrings sowie die Zylinderbohrung mittels Mikrotaster an mehreren,
um 10°-Schritten
zueinander versetzt liegenden Umfangstellen angetastet. Dadurch
wurde das Umfangsprofil der radialen Kolbenringstärke gemessen.
Die gefundenen umfangsmäßigen Veränderun gen
der radialen Ringstärke
wurden dann von dem gemessenen Wert des Umfangsprofils des Kolbenrings
in der unrunden Bohrung abgezogen. Diese Profildifferenz entspricht
der umfangsmäßigen Verteilung
des auftretenden Spaltes zwischen der Lauffläche des Kolbenrings und der
Innenfläche
der Zylinderlaufbüchse.
Die beschriebenen Messungen wurden an Zylinderbohrungen mit drei
Erhebungen und an solchen mit vier Erhebungen unter Einsatz von Kompressionsringen
mit jeweils verschiedener radialer Stärke durchgeführt. Zur
Auswertung der Meßergebnisse
wurde das gefundene Profil des eingesetzten Kolbenringes einerseits
und der unrunden Zylinderlauffläche
andererseits in ein Polardiagramm bei starker radialer Überhöhung eingezeichnet.
Der Beitrag war im Prinzip nur an der Ermittlung der Spaltweite
an der größten Stelle
interessiert. In der Erörterung
der gefundenen Ergebnisse wird u.a. festgestellt, daß ein radial
weniger starker Kolbenring weicher und demgemäß anschmiegsamer ist.
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Aus
der Literaturstelle (SAE-Paper 96 0305) geht nicht hervor, wie die
in das Formprüfgerät eingesetzten
Abschnitte von Zylinderlaufbüchsen
mit der leicht unrunden Kolbenlauffläche hergestellt worden waren,
die alle in entspanntem Zustand bereits eine unrunde Zylinderlauffläche mit
wahlweise drei oder mit vier Ausbauchungen aufwiesen. Die Ausbauchungen
waren bezüglich
ihrer Umfangserstreckung und ihre radialen Erhebung untereinander
ungleichmäßig ausgebildet.
Bei dem vierfach unrunden Laufbüchsenabschnitt
erstreckten sich die Ausbauchungen zwischen den jeweils niedrigsten
Stellen über
einen Winkelraum von 92°,
105°, 71° und 92°. Die radiale
Höhendifferenz
zwischen der jeweils tiefsten und der höchsten Stelle der Ausbauchungen
waren in der gleichen Reihenfolge 17 µm, 21 µm, 10 µm und 14 µm. Bei dem referierten dreifach
unrunden Laufbüchsen abschnitt
verhielt es sich ähnlich;
die radialen Höhendifferenzen
der Ausbauchungen waren hier im Durchschnitt um etwa 4 µm größer.
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In
der Zeitschrift MTZ Motortechnische Zeitschrift 48 (1987), Heft
11, ist auf den Seiten 467 ff ein Beitrag von P. Neumann, N. Rau
und G. Hübner
unter dem Titel "Bestimmung
der Radialdruckverteilung an Kolbenringen" veröffentlicht.
Bei der darin beschriebene Methode handelt es sich um ein iteratives
Rechenverfahren. Ausgehend von der zuvor exakt ermittelten Form
des Kolbenrings in entspannten Zustand wird unter Verwendung von
Berechnungsmethoden des gekrümmten,
schlanken Biegeträgers, unter
Berücksichtigung
des Elastizitätsmoduls
des Ringwerkstoffs und der sonstigen Ringabmessungen und unter der
Annahme einer bestimmten Verteilung des Radialdruckes die Biegelinie
des Kolbenrings unter dem Einfluß der angenommenen Radialdruckverteilung
berechnet. Dann wird überprüft, in wie
weit die ermittelte Biegelinie mit der Kreisform entsprechend des
späteren
Einbauzustandes übereinstimmt.
Es wird dann entsprechend der festgestellten Abweichung von gerechneter
Biegelinie und der Ziel-Kreisform mit einer ausgesucht veränderten,
neu angenommenen Radialdruckverteilung eine neue Biegelinie ermittelt
und erneut geprüft,
in wie weit die Biegelinie nun mit der anzustrebenden Kreisform übereinstimmt.
Durch wiederholte Berechnung der Ring-Biegelinie mit immer feiner
modifizierten Radialdruckverteilungen kann schließlich eine
solche Radialdruckverteilung gefunden werden, bei der die gerechnete Biegelinie
mit der kreisrunden Einbauform des Kolbenrings mit hinreichender
Genauigkeit übereinstimmt.
Die so rechnerisch und iterativ gefundene, den Kolbenring in die
spätere
kreisförmige
Einbauform elastisch verbiegende Radialdruckverteilung entspricht
hinreichend genau der im Einbauzustand des Kolbenrings herrschenden
Radialdruckverteilung zwischen Kolbenring und Zylinderlauffläche. Diese iterative
Berechnungsmethode ist nicht auf exakt kreisförmige Biegelinien als Zielform
beschränkt, sondern
es können
auch kompliziertere Zielformen der Biegelinie iterativ angenähert werden,
beispielsweise solche, die einem Kolbenring durch eine unrunde Zylinderlaufbüchse aufgeprägt werden.
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Die zu lösende Aufgabe
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Ausgehend
vom geschilderten Stand der Technik besteht die Aufgabe der Erfindung
darin, ein Verfahren zum Messen des Formfüllungsvermögens eines Kolbenringes anzugeben,
welches unter standardisierten Bedingungen zu einer objektiven und
reproduzierbaren Bewertungszahl des Formfüllungsvermögens (FV) eines individuellen
Kolbenrings führt,
wobei die für
einen bestimmten Kolbenring gefundene Bewertungszahl in ihrer Größe analog
zur Güte
des Formfüllungsvermögens dieses
Kolbenrings sein soll. Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht
darin, eine Testbüchse
als wesentliches Hilfsmittel zur Durchführung des Meßverfahrens
sowie ein Verfahren zum Herstellen der Testbüchse anzugeben.
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Die erfindungsgemäße Lösung der
Aufgabe
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Die
genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß bezüglich des Meßverfahrens
durch die Gesamtheit der Merkmale von Anspruch 1, bezüglich der
Testbüchse
durch die von Anspruch 12 und bezüglich des Herstellungsverfahrens
der Testbüchse durch
die von Anspruch 18 gelöst.
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Nach
dem erfindungsgemäßen Meßverfahren
wird eine formstabile Testbüchse
als wesentlichem Verfahrenshilfsmittel bereitgestellt und in einem
Formprüfgerät aufgenommen.
Die Testbüchse ist
an ihrer Innenfläche
mit einem leicht unrund ausgebildeten Abschnitt mit vier bogenförmigen Ausbauchungen
von etwa 20 µm
versehen. Die von einem einbeschreibbaren Kreis und von den Ausbauchungen
eingeschlossene Querschnittsfläche
wird als Referenzfläche
(FR) verwendet. Durch konventionelle Formmessung
des in den unrunden Testbüchsenabschnitt
eingelegten Kolbenrings wird der Profilverlauf der Innenfläche des
Kolbenringes über
dem unrunden Abschnittsumfang ermittelt. In ähnlicher Weise wird – vorzugsweise
in einem exakt kreiszylindrischen Abschnitt der Testbüchse – auch der
Profilverlauf der radialen Stärke
des Kolbenringes über
dem Umfang ermittelt. Durch Differenzbildung beider Profilverläufe erhält man den
Profilverlauf der radialen Spalte zwischen Kolbenring und unrundem
Abschnitt und durch Integration deren Flächeninhalt (FS).
Die Beurteilungskennzahl Formfüllungsvermögen (FV) errechnet
sich dann aus der Beziehung FV = 1 – FS/FR.
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Wegen
der unzureichenden Eignung des bisher verwendeten, sog. k-Faktors,
das Formfüllungsvermögen eines
individuellen Exemplars eines Kolbenringtyps zu kennzeichnen, wird
erfindungsgemäß das Formfüllungsvermögen (FV)
als eine neue Kenngröße für Kolbenringe
eingeführt,
die das individuelle Verhalten eines einzelnen Rings beschreibt
und das Ergebnis einer konventionellen Formmessung ist. Damit hat
man die Möglichkeit,
Streuungen in der Qualität
des Formfüllungsvermögens einzelner
Exemplare von Kolbenringen zu erkennen und diesbezüglich gute
von einzelnen schlechten Kolbenringen innerhalb eines Fertigungsloses
nicht nur zu unterscheiden, sondern auch zahlenmäßig zu qualifizieren.
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Zweckmäßige Ausgestaltungen
des erfindungsgemäßen Meßverfahrens
können
den Unteransprüchen
2 bis 11 und zweckmäßige Ausgestaltungen
der erfindungsgemäßen Testbüchse den
Unteransprüchen
13 bis 17 entnommen werden.
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Figurenübersicht
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Im übrigen ist
die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles nachfolgend
noch erläutert;
dabei zeigen:
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1 ein
Formprüfgerät mit einer
darin aufgenommenen Testbüchse
zur Durchführung
der Formmessungen an einem in der Testbüchse enthaltenen Kolbenring
als Prüfling
in Ausübung
des erfindungsgemäßen Meßverfahrens,
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2 ein
partiell dargestelltes, im Druckgußverfahren herstellbares Kurbelgehäuse mit
offenem Deck und den eingeschraubten Zylinderkopfschrauben,
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3 einen
Kolbenring in Einzeldarstellung, und zwar einmal in entspanntem
Zustand in vollen Linien und im gespannten Einbauzustand (strichpunktiert),
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4 einen
in den unrunden Abschnitt einer Testbüchse aufgenommenen Kolbenring,
wobei die radialen Ausbauchungen der Testbüchse und das mehr oder weniger
gute, elastische Anschmiegen des Kolbenringes darin radial stark überhöht dargestellt
sind,
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5 ein
perspektivisch dargestelltes Meßlinien-Netzwerk
der Innenfläche
der Testbüchse
mit dem deutlich erkennbaren Abschnitt der unrunden und dem der
kreiszylindrischen Innenfläche,
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6 eine
Testbüchse,
die in einen Verformungsdruckring aufgenommen ist, um sie – vorbereitend
für die
Herstellung der Innenfläche – gleichmäßig verformen
zu können,
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7 den
Vorgang des Innenschleifens der unrund zu fertigenden Innenfläche und
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8 eine
Serie von zehn verschiedenen, abgewickelt dargestellten Profilverläufen der
Spalte zwischen Kolbenringlauffläche
und unrunder Testbüchsen-Innenfläche bei
unterschiedlicher Umfangslage des Kolbenringstoßes innerhalb der Testbüchse, wobei – ganz unten
und ebenfalls in abgewickelter Darstellung – die Testbüchsen-Innenfläche in richtiger Umfangslage
in Relation zu den Profilverläufen mit
dargestellt ist.
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Ursachen des Laufbüchsenverzuges
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Bevor
das erfindungsgemäße Verfahren
zum Messen des Formfüllungsvermögens eines
Kolbenrings 21, 21' (3)
anhand eines Beispieles geschildert wird, soll zum einen im Zusammenhang
mit 2 auf die Ursache der Verformungen der Zylinderlaufbüchsen eines
Hubkolbenmotors und zum anderen auf ein für das erfindungsgemäße Meßverfahren
wesentliches Hilfsmittel, nämlich
die Testbüchse nach 4 oder 5 und
das Verfahren zu deren Herstellung (6 und 7)
eingegangen werden.
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Bei
dem in 2 partiell dargestellten Ausführungsbeispiel eines Kurbelgehäuses 11 sind
für jede
Zylinderlaufbüchse 14 jeweils
vier Zylinderkopfschrauben 15 vorgesehen, die außerhalb
der Zylinderlaufbüchse
um diese herum angeordnet sind. Nachdem das in 2 gezeigte
Kurbelgehäuse
im Druckgußverfahren,
also ohne die Verwendung von Sandkernen und ohne Hinterschneidungen,
herstellbar ist, ist der um die Zylinderlaufbüchsen herum angeordnete Wassermantel 12 zur
Trennebene 13 des Kurbelgehäuses hin offen ausgebildet,
wobei der Wassermantel axial etwa bis zur Mitte der Zylinderlaufbüchse hinunterreicht
und dort mit einer Abschlußwand 17 zum
Kurbelwellenraum abgeschlossen ist. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel
sind unterhalb der Abschlußwand 17 in
den zwischen Zylinderlaufbüchse 14 und
Außenwand
des Kurbelgehäuses
gebildeten Zwickeln jeweils Materialanhäufungen zur Bildung von Gewindenestern 16 vorgesehen,
in denen die vom Kühlwasser
benetzte Zylinderkopfschrauben 15 im Kurbelgehäuse verankert
sind. Wegen der Druckguß-Ausbildung
des Kurbelgehäuses
sind diese Gewindenester axial etwa mittig an den Zylinderlaufbüchsen angeordnet.
Bei anderen Konstruktionen von gegossenen Kurbelgehäusen, bei
denen der Wassermantel durch Sandkerne geformt wird, ist die Teilungsebene
des Kurbelgehäuses
zum Zylinderkopf hin im wesentlichen geschlossen; hier sind die
Gewindenester im Bereich des oberen Randes der Zylinderlaufbüchsen angeordnet.
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Nach
der Montage des Zylinderkopfes stehen die Zylinderkopfschrauben 15 unter
erheblicher Zugspannung und es werden an der Axialposition der Gewindenester
Bördelmomente
in die Wandung der Zylinderlaufbüchsen
eingeleitet. Dies führt
zu einer lokalen Ausbauchung der Lauffläche radial nach außen, die
sich – abnehmend – nicht
nur in Umfangsrichtung 42, sondern auch in Axialrichtung
erstreckt. Das Ausmaß dieser
Verformungen an der größten Stelle
kann je nach Konstruktion der verschiedenen Komponenten der Hubkolbenmaschine
unterschiedlich ausfallen. In den meisten Fällen beträgt die größte radiale Verformung der
Zylinderlauffüchsen
etwa 15 bis 25 µm.
Da allermeist vier Zylinderkopfschrauben um die Zylinderlaufbüchsen herum
angeordnet sind, treten in der Regel am Zylinderumfang auch vier Ausbauchungen
auf. Diese Ausbauchungen sind jedoch untereinander in Querschnittsform
und Scheitelhöhe
keineswegs gleichmäßig ausgebildet,
sondern recht unregelmäßig ausgeprägt, weil
in diesem Zusammenhang konstruktiv vorgegebene Steifigkeits-Details des Kurbelgehäuses im
Umfeld der Gewindenester mit eingehen, die von Gewindenest zu Gewindenest
unterschiedlich sein können.
In gewissen Sonderkonstruktionen können auch einzelne Zylinderkopfschrauben
für zwei
benachbarte Zylinderlaufbüchsen
genutzt werden, so daß z.B.
nur drei Zylinderkopfschrauben um je eine Zylinderlaufbüchse herum
angeordnet sind. In einem solchen Fall treten drei Ausbauchungen
am Zylinderkopf auf. In anderen Konstruktionen von Kurbelgehäusen, insbesondere bei
mehrfach lokal ausgesteiften Laufbüchsenwandungen, können die
durch die Zugkräfte
der Zylinderkopfschrauben in die Zylinderlaufbüchsen eingeleiteten Bördelmomente
auch zu einer höheren
Anzahl von Ausbauchungen als der Anzahl der Zylinderkopfschrauben
führen,
z.B. zu acht Ausbauchungen.
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Diese
radialen Ausbauchungen der Lauffläche der Zylinderlaufbüchse sollen
durch die Kolbenringe 21, 21' ausgeglichen werden. Bei schlechter Anpassung
der Kolbenringe an eine unrunde Zylinderlaufbüchse werden nicht nur Durchblasverluste am
Kolben, somit ein verminderter Wirkungsgrad des Motors, also erhöhter Kraftstoffverbrauch
verursacht, sondern es wird auch vermehrt Schmieröl verbraucht,
was dementsprechend zu einem erhöhten Auftreten
von Kohlenwasserstoffen im Abgas führt.
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Die Testbüchse als verfahrenswesentliches
Hilfsmittel
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Um
das Formfüllungsvermögen eines
Kolbenringes objektiv und mit einer reproduzierbaren Bewertungszahl
quantitativ messen zu können,
sieht die vorliegende Erfindung eine Testbüchse 31 vor, die die
Ausbauchungen in einer standardisierten Form langzeitstabil nachbildet.
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Äußerlich
ist die z.B. in 1 in dem Formprüfgerät dargestellte
Testbüchse 31 als
ein Rohrtstück
aus Stahl mit fein und maßgenau
bearbeiteten Stirnflächen 32,
sowie Außen-
(33) und Innenflächen 34 ausgebildet.
Das prozentuale Verhältnis
der Wandstärke
SB zum Durchmesser der Testbüchse kann
10 bis 30 % betragen, sollte aber eher im Bereich von etwa 15 bis
20 liegen. Die Testbüchse
sollte einerseits stabil genug sein, sich aber andererseits – herstellungsbedingt – auch kontrolliert
elastisch verformen lassen. Wie die Darstellung der 5 mit
einem bezüglich
der radialen Formabweichungen stark überhöhten Netzlinienwerk deutlich
machen soll, weist die fertig bearbeitete Testbüchse 31 an ihrer Innenfläche 34 zwei
unterschiedlich geformte Abschnitte 35 und 36 auf.
Die axiale Länge
der beiden untereinander etwa gleichlangen Abschnitte 35 und 36 entspricht
jeweils mindestens etwa dem Zehnfachen der axialen Kolbenringstärke, was
in 5 nicht erkennbar ist, eher schon an dem in 1 dargestellten
Ausführungsbeispiel
der Testbüchse 31 oder
an dem Testbüchsenrohling 31' nach 6 abgeschätzt werden
kann. Und zwar enthält
die Testbüchse
innenseitig zum einen einen Abschnitt 36 mit einer exakt
kreiszylindrischen Innenfläche 34'', deren Durchmesser dem Nenndurchmesser
D des zu prüfenden
Kolbenrings 21' im
Einbauzustand entspricht. Die Innenfläche 34'' des
zylindrischen Abschnittes 36 der Testbüchse 31 weist einen
Rundheitsfehler und einen Geradheitsfehler der Zylindermantellinien
von maximal etwa ±1 μm auf. Daran
schließt
sich axial behinderungs- oder barrierefrei zum anderen ein Abschnitt 35 mit
einer im Durchmesser im wesentlichen gleichgroßen Innenfläche 34' an, die leicht unrund ausgebildet
ist. Der Abschnitt 35 enthält beim dargestellten Ausführungsbeispiel
vier untereinander gleich ausgebildete, bogenförmige Ausbauchungen 37,
die gleichmäßig über den
Zylinderumfang 42 verteilt sind. Die Ausbauchungen 37 erstrecken
sich jeweils über
ein Viertel eines Vollkreises und sind untereinander gleichstark
ausgebildet. In die Ausbauchungen ist ein exakter Kreis 38 einbeschreibbar,
der die Ausbauchungen jeweils an den Umfangsstellen der Minima 41 berührt. Die
Radialposition der Minima 41 darf also nur sehr gering,
z.B. um etwa ±1 μm, gegenüber einem
Mittelwert streuen. Auch bezüglich der
Umfangslage sind die unterschiedlichen Minima 41 gleichmäßig bei
geringer Winkelstreuung, z.B. nur etwa ±2°, über die Umfangsrichtung 42 verteilt.
Ausgehend von diesem einbeschreibbaren Kreis erheben sich die Ausbauchungen 37 jeweils
zu ihrem Maximum 40, welches exakt mittig mit der gleichen
geringen Winkelstreuung zwischen den benachbarten Minima 40 liegt.
Die von den verschiedenen Ausbauchungen 37 an den Maxima
erreichte Bogenhöhe
h streut ebenfalls nur sehr gering, z.B. nur um ±1 µm, wobei allerdings Testüchsen mit
unterschiedlichen Bogenhöhen
von etwa 15 bis 25 µm
vorstellbar sind. Zwischen dem einbeschreibbaren Kreis 38 und
den Ausbauchungen 37 ist eine Querschnittsfläche 39 eingeschlossen.
Die Gesamtgröße dieser
Querschnittsfläche
wird bei der Berechnung des Formfüllungsvermögens als Referenzfläche FR verwendet und muß für jede Testbüchse ermittelt
werden und bekannt sein. Bei einem sinusförmigen Verlauf der Ausbauchungen,
einem Nenndurchmesser D und einer Bogenhöhe h beträgt die Referenzfläche FR unabhängig
von der Anzahl der Ausbauchungen FR = ½π × D × h, was
beispielsweise mit einem Nenndurchmesser D = 80 mm und einer Bogenhöhe h von 25 µm zu einer
Referenzfläche
FR von etwa 3,14 mm2 führt. Um
sicher zu gehen, wird man die tatsächliche Form der Innenfläche 34' des unrunden
Abschnittes auf einem Formfrüfgerät genau
ausmessen und die exakte Größe der Referenzfläche aus
den bei der Formmessung generierten Daten ermitteln.
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Die Herstellung der Testbüchse
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Zum
Herstellen einer solchen Testbüchse
für die
Verwendung in einem Verfahren zum Ermitteln des Formfüllungsvermögens eines
Kolbenringes wird in einem ersten Bearbeitungsschritt ein Rohling 31' der Testbüchse 31 mit
achssenkrechten und planen Stirnflächen 32 und mit zylindrisch
bearbeiteten, koaxialen Außen-
(33) und Innenfläche 34 hergestellt.
An der Innenfläche 34 wird
ein Bearbeitungsaufmaß gegenüber dem
Fertigmaß für einen
weiteren Bearbeitungsvorgang stehen gelassen. Der soweit fertiggestellte
Rohling 31' der
Testbüchse 31 wird
mittels eines kräftig
dimensionierten Verformungsdruckrings 52 gleichmäßig elastisch
verformt.
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In 6 ist
ein Verformungsdruckring 52 dargestellt. Er ist axial kürzer als
die Testbüchse
bzw. ihr Rohling und sollte in jedem Fall radial mindestens so steif
sein wie der Testbüchsenrohling
auch, damit sich letzterer definiert verformen läßt. Zur Erhöhung seiner Steifigkeit ist
der aus Stahl bestehende Verformungsdruckring zweckmäßigerweise
gehärtet.
Um ein gegenseitiges Ausrichten von Testbüchse und Druckring zu erleichtern,
ist der Verformungsdruckring an allen Oberflächen maßgenau und bei feiner Oberflächengüte bearbeitet.
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Bei
dem dargestellten Ausführungsbeispiel des
Verformungsdruckrings 52 sind entsprechend der gewünschten
Anzahl von vier Ausbauchungen vier gleichmäßig über den Umfang verteilt angeordnete
Paare von Druckschrauben 53 vorgesehen, wobei die einzelnen
Druckschrauben eines Paares bei gleicher Umfangslage axial versetzt
angeordnet sind. Die Druckschrauben sind in dem Verformungsdruckring 52 radial
verschraubbar und können
auf die Wandung eines in den Druckring aufgenommenen Testbüchsenrohling 31' über Druckstücke 54 einwirken,
wobei jedem Druckschraubenpaar jeweils ein gemeinsames Druckstück zugeordnet
ist. Die Druckstücke
legen sich jeweils entlang einer Mantellinie an die Außenfläche 33 des
Testbüchsenrohlings
an. Nachdem die Außenfläche 33 des
Testbüchsenrohlings
auch nach der nur geringfügigen
Verformung zylindrisch-konvex geformt ist, genügt es, wenn die Druckstücke an ihrer
Anlagefläche
eben ausgebildet sind, um eine Kantenanlage zu vermeiden. Die Druckschrauben
sind bezüglich
ihrer Größe, d.h.
im Durchmesser, so stabil ausgebildet und vorzugsweise aus gehärtetem Stahl
hergestellt, daß sie
unter den während
der Büchsenverformung
wirkenden Kräften
allenfalls geringfügig
nachgeben. Die Druckstücke 54 sind
an den Enden der Druckschrauben verliersicher und spielarm befestigt.
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Zum
Verformen wird der Testbüchsenrohling 31' koaxial mit
dem unrund zu gestaltenden Abschnitt 35 in den Verformungsdruckring 52 so
eingesetzt, daß ein
Teil des Testbüchsenrohlings 31' axial aus dem
Verformungsdruckring 52 herausragt. Der Testbüchsenrohling 31' kann später mit
diesem Ende in ein Spannfutter 59 einer Innenrundschleifmaschine 57 (7)
aufgenommen werden. Um den Testbüchsenrohling 31' koaxial in
den Verformungsdruckring 52 aufnehmen zu können, werden
beide Teile auf eine ebene Richtplatte aufgelegt und der Testbüchsenrohling
in den Druckring vorsichtig eingeklemmt. Durch iteratives Messen
der Koaxialität
von Testbüchsenrohling
und Verformungsdruckring auf dem Formprüfgerät und Erhöhen der Druckkraft der Druckschrauben 53 mittels
eines Drehmomentschlüssels
wird die Verformung des Testbüchsenrohling
kontrolliert erhöht.
Zwischendurch wird auf dem Formprüfgerät immer wieder kontrolliert,
ob die sich einstellenden Ausbauchungen zum einen in Axialrichtung
alle zylindrisch und nicht etwa konisch sind und ob zum anderen
die Scheitelhöhe
der verschiedenen Ausbauchungen untereinander alle gleichgroß sind.
Im Falle von festgestellten Fehlern oder Abweichungen muß beim nächsten Anzieh-Vorgang
entsprechend korrigiert werden. Dies wird iterativ mit immer kleiner
werdenden Schritten so weit fortgesetzt, bis das gewünschte Maß h gleichmäßig an allen
Ausbauchungen erreicht ist. Der Vollständigkeit halber sei bemerkt,
daß in
diesem Stadium die Ausbauchungen radial nach innen, also der endgültigen Form
gerade entgegengesetzt gerichtet sind.
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Der
so maßgenau
verspannte Testbüchsenrohling 31' wird gemeinsam
mit dem Druckring an dem aus dem Druckring herausragenden Ende in
das Spannfutter 59 einer Innen-Rundschleifmaschine 57 eingespannt
und auf etwa der halben, innerhalb des Druckrings liegenden, axialen
Länge des
Testbüchsenrohlings 31', also im Bereich
des Abschnitts 35, unter Abtrag des Bearbeitungsaufmaßes innenseitig rund
geschliffen. Nachdem der Testbüchsenrohling nicht
aus gehärtetem
Stahl bestehen muß,
sondern aus ungehärtetem
Stahl hergestellt werden kann, kann die Innenrundbearbeitung auch
auf einer Feindrehbank erfolgen. Nach dem Entnehmen des Testbüchsenrohlings
aus dem Verformungsdruckring federt der elastisch verformte Rohling
vollständig
wieder auf, wobei die in verspanntem Zustand zylindrische Innenfläche anschließend die
in 5 im Abschnitt 35 dargestellte Form dauerhaft
und bleibend annimmt. Die bleibenden Ausbauchungen der Innenfläche 34' sind nun radial
nach außen
gerichtet.
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Der
aus dem Verformungsdruckring 52 entnommene, entspannte
Testbüchsenrohling 31' wird – beschränkt auf
den exakt zylindrisch zu gestaltenden Teil Abschnitt 36 des
Testbüchsenrohlings 31' – unter dortigem
Abtrag des Bearbeitungsaufmaßes
innenseitig auf den Nenndurchmesser D des Kolbenrings 21' rund bearbeitet,
z.B. rund geschliffen.
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Die
in der geschilderten Weise fertig gestellte Testbüchse 31 kann
nun für
das Meßverfahren
verwendet werden. Es ist bei serienmäßig eingesetzten Kolbenringen
zweckmäßig, wenn
man sich für
jeden Kolbenringdurchmesser von vornherein wenigstens eine Testbüchse zur
stichprobenweisen Qualitätsüberwachung
des Kolbenrings bereitlegt.
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Der Kolbenring
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Zunächst seien
allgemein einzelne Details von Kolbenringen im Zusammenhang mit
der Darstellung nach 3 terminologisch erläutert. Dort
ist ein und derselbe Kolbenring in zwei unterschiedlichen Zuständen, nämlich als
entspannter Kolbenring 21 in vollen Linien und in einem
auf den Nenndurchmesser D gespannten Zustand (Kolbenring 21') entsprechend
dem Einbauzustand im Motor und in der Testbüchse 31 strichpunktiert
dargestellt. Beim gespannten Kolbenring 21' ist der Kolbenringstoß 22 nur
einen Bruchteil der radialen Stärke
s des Kolbenrings breit, wogegen sich der Stoß beim entspannten Kolbenring
zur Maulweite M öffnet.
Die dem Stoß 22 diametral
gegenüber
liegende Umfangsstelle des Kolbenrings wird als Kolbenringrücken 25 bezeichnet.
Die Lauffläche 23 ist
die radial äußere Fläche des
Kolbenrings; sie ist nicht nur mit geringer Oberflächenrauhigkeit
gestaltet, sondern meist auch besonders beschichtet. Demgegenüber ist
Innenfläche 24 des
Kolbenringes nur von untergeordneter Bedeutung und nur relativ grob
bearbeitet.
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Das Verfahren zum Messen des
Formfüllungsvermögens
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Um
einzelne Exemplare eines Kolbenringes 21, 21' – seien
es serienmäßig eingesetzte
Kolbenringe, seien es Versuchsmuster von Kolbenringe im Rahmen einer
Weiterentwicklung von Brennkraftmaschinen – qualitativ und reproduzierbar
hinsichtlich ihres Formfüllungsvermögens FV überprüfen zu können, wird
folgendermaßen
verfahren:
Zunächst
wird eine in der geschilderten Weise hergestellte, in ihrer Form
langzeit-stabile Testbüchse 31 bereitgestellt,
die im Nenndurchmesser dem des zu überprüfenden Kolbenrings entspricht.
In den unrunden Abschnitt 35 dieser Testbüchse wird
der zu überprüfende Kolbenring 21' als Prüfling achssenkrecht eingelegt,
was unter Zuhilfenahme einer Ringspannzange, wie sie bei der Kolbenmontage
verwendet werden, und eines kolbenähnlichen Schiebestückes geschehen
kann.
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Diese
aus Testbüchse 31 und
eingelegtem Kolbenring 21' bestehende
Probeneinheit wird nach dem Vorbild von 1 konzentrisch
zur vertikalen Drehachse 3 der Werkstückaufnahme 2 in ein
Formprüfgerät 1 aufgenommen.
Derartige Formprüfgeräte sind
an sich in unterschiedlichen Ausführungen bekannt. Es handelt sich
gewissermaßen
um kleine Mehrkoordinaten-Meßgeräte mit hoher
Meßgenauigkeit,
bei denen der Prüfling
um eine Drehachse verdreht werden kann. Bei dem in 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
ist die Drehachse 3 – wie
gesagt – vertikal
ausgerichtet. Mit der Werkstückaufnahme 2 kann
der Prüfling
mit hoher Genauigkeit um beliebige Schwenkwege bis hin zu kleinsten
Winkelinkrementen weitergedreht werden, wobei die Umfangslage der
Werkstückaufnahme
laufend genau mit erfaßt wird.
Seitlich neben der Drehachse ist eine Vertikalführung 5 für eine Führungskonsole 6 angebracht, die
die Führungskonsole
exakt parallel zur Drehachse zu führen erlaubt und ihren Verschiebeweg
laufend exakt mit erfaßt.
Innerhalb der Führungskonsole ist
ein Tastarm 4 horizontal verfahrbar, dessen Verschiebeweg
ebenfalls exakt gemessen wird. An dem der Werkstückaufnahme zugekehrten Ende
des Tastarms sind verschiedene Anbauten zur Halterung eines Mikrotasters 7 anbringbar.
Die Anbauten sind so ausgestaltet, daß die Tastspitze des Mikrotasters
in eine die vertikale Achse 3 einschließenden Ebene zu liegen kommt.
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Die
Innenfläche 24 des
im unrunden Abschnitt 35 der Testbüchse 31 bei bekannter
Umfangslage des Kolbenringstoßes 22 eingelegten
Kolbenrings 21' wird
in dem Formprüfgerät 1 mit
dem Mikrotaster 7 an mehreren verteilt am Umfang liegenden Antaststellen
angetastet und das jeweilige, zu der Umfangslage gehörige Radialmaß festgehalten.
Auf diese Weise wird der Profilverlauf der Kolbenring-Innenfläche über der
unrunden Innenfläche 34' ermittelt.
Hierbei wird in äquidistanten
Winkel-Schritten im Bereich von 1 bis 5° vorgegangen, wobei ein Winkel-Schritt
vorzugsweise 2° beträgt. Um Rauhigkeitseinflüsse und
Antastzufälligkeiten
zu eliminieren, wird die relativ rauhe Innenfläche 24 mit einem Krümmungsradius
an der Tastspitze des Mikro tasters angetastet, der weit oberhalb
der Oberflächenrauhigkeit
der anzutastenden Oberfläche 34' liegt. Bei
den anderen, mit einer geringeren Oberflächenrauhigkeit versehenen Oberflächen, nämlich den
Innenflächen 34' und 34'' der Testbüchse könnte auch ein kleinerer Antastradius
verwendet werden, jedoch können, nachdem
es um die Ermittlung langer Oberflächenwelligkeiten geht, diese
Flächen
ohne weiteres ebenfalls mit dem gleichen, großen Antastradius angetastet
werden.
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In
gleicher Weise wird auch die unrunde Innenfläche 34' der Testbüchse 31 an mehreren
verteilt am Umfang liegenden Antaststellen mit dem Mikrotaster 7 des
Formprüfgerätes 1 angetastet,
wobei die Antaststellen an dieser Fläche umfangsgleich liegen, wie
die Antaststellen beim Antasten der Kolbenring-Innenfläche 24. Durch die
Serie der zweiten Antastungen und die dabei generierten Meßdaten wird ein
umfangsgleich liegender Profilverlauf der Innenfläche 34' des Abschnittes 35 über der
Umfangsrichtung 42 ermittelt. Durch Differenzbildung der
Antastmaße
der beiden erwähnten
Profilverläufe
wird ein neuer Profilverlauf, nämlich
der Profilverlauf der Innenfläche 24 des
Kolbenringes 21 über
der Umfangsrichtung 42 der unrunden Innenfläche 34' ermittelt.
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Der
Vollständigkeit
halber sei noch darauf hingewiesen, daß trotz der Verwendung von
Tastern mit relativ großem
Antastradius bei der hohen hier zu fordernden Meßgenauigkeit die Antastmaße aufgrund
bestimmter Oberflächenunregelmäßigkeiten um
ein bestimmtes Maß streuen
oder – signaltechnisch
ausgedrückt – verrauscht
sein können.
Es gehört
zu den Grundlagen der Signalverarbeitung, daß von verrauschten Signalen
nicht unmittelbar Differenzen gebildet werden dürfen, sondern daß der Verlauf der
Einzelsignale zunächst
geglättet
und der Rausch- Anteil
weitgehend eliminiert werden muß. Derart "entrauschte" Signalverläufe dürfen ohne
Signalverfälschung
voneinander subtrahiert werden. Obwohl dieses Glätten der Signalverläufe vor
der Differenzbildung nicht jedesmal ausdrücklich erwähnt wird, soll hier jedoch
unterstellt werden, daß es gleichwohl
in allen Fällen
einer geschilderten Differenzbildung zwischen zwei verschiedenen
Datensätzen
vorgenommen wird.
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Nachdem
die radiale Stärke
s des Kolbenrings 21' in
Umfangsrichtung nicht mit der hier geforderten Genauigkeit konstant
ist, muß auch
diese über dem
Umfang (Richtung 42) des gespannten Kolbenrings 21' ermittelt werden.
Hierfür
gibt es verschiedene Möglichkeiten,
auf die weiter unten näher
eingegangen werden soll. An dieser Stelle sei unterstellt, daß der Datensatz
eines solchen Profilverlaufs der radialen Stärke s des Kolbenrings 21' über der
Umfangsrichtung mit der zu fordernden Genauigkeit vorliegt.
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Durch
Differenzbildung des Profilverlaufs der radialen Stärke s des
Kolbenringes 21' über dem
Umfang des gespannten Kolbenrings 21' zum einen und des Profilverlaufs
der Innenfläche 24 des
Kolbenringes 21' über der
Umfangsrichtung 42 der unrunden Innenfläche 34' zum anderen wird schließlich der
umfangsmäßige Profilverlauf 71 etwaiger,
radialer Spalte 43 zwischen der Lauffläche 23 des Kolbenrings 21' und der unrunden
Innenfläche 34' der Testbüchse 31 ermittelt.
In 8 sind mehrere derartige Profilverläufe des
Lichtspaltes für
ein und denselben Kolbenring bei unterschiedlicher Umfangslage des
Kolbenrings innerhalb der Testbüchse
dargestellt.
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Der
Flächeninhalt
unter dem umfangsmäßigen Profilverlauf 71 der
Spalte 43 wird integriert und die gesamte lichte Quer schnittsfläche FS der Spalte 43 ermittelt und daraus
das Formfüllungsvermögen FV nach
der Beziehung FV = 1 – FS/FR errechnet.
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Die
erfindungsgemäß ermittelte
Beurteilungskennzahl Formfüllungsvermögen FV drückt sinnflällig und
analog die Güte
aus, mit der ein individuelles Exemplar eines Kolbenrings die unrunde
Innenfläche 34' der Testbüchse 31 mehr
oder weniger spaltfrei auszufüllen
vermag. Ein radial extrem steifer Kolbenring, der sich wie eine
Scheibe verhält,
vermag sich überhaupt
nicht der unrunden Innenfläche anzupassen.
Die mit einem solchen – theoretisch
angenommenen – Kolbenring
ermittelbare Spaltfläche FS wäre
genauso groß wie
die Referenzfläche
FR selber; daraus würde sich nach der obigen Gleichung
für das
Formfüllungsvermögen FV der
Wert null ergeben, was für
einen extrem harten Ring sinnvoll ist. Ein anderer, sich radial
extrem nachgiebig verhaltender Kolbenring könnte die Unrundheiten der Innenfläche 34' der Testbüchse 31 völlig spaltfrei
ausfüllen,
so daß keinerlei
Spaltfläche
FS ermittelbar wäre und mithin das Verhältnis FS/FR = null ist.
In diesem Fall ist der Wert für
das Formfüllungsvermögen FV =
1, was bedeutet, daß dieser
Ring die Unrundheiten optimal auszufüllen vermag. Die an realen
Kolbenringen ermittelbaren Beurteilungskennzahlen für das Formfüllungsvermögen FV liegen
meist im Bereich 0,65 bis 0,95. Das Ideal 1,0 kann also schon recht
gut angenähert
werden.
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Messung der radialen Stärke des
Kolbenrings
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Es
wurde bereits erwähnt,
daß der
umfangsmäßige Profilverlauf
der radialen Stärke
s eines bestimmten Kolbenrings auf unterschiedliche Weise ermittelt
werden kann. Eine Möglichkeit
besteht darin, einen Kolbenring 21 in entspanntem Zustand
annä hernd
konzentrisch zur vertikalen Drehachse und lagestabil, z.B. mittels
eines Doppelklebebandes, auf der Werkstückaufnahme 2 des Formprüfgerätes 1 aufzunehmen
und seine Innenfläche 24 sowie
seine Lauffläche 23 an
mehreren am Umfang verteilt liegenden Stellen anzutasten. Dieses
Antasten kann mittels eines Mikrotasters mit nur einem einzelnen Taster
in zwei verschiedenen Durchgängen
erfolgen, wobei der Profilverlauf der Innenfläche und der der Lauffläche und
durch Differenzbildung beider der Profilverlauf der radialen Stärke s des
Kolbenrings gebildet wird. Nachdem das so gewonnene Profil in der
gestreckten oder abwickelten Lage bzw. Ausbildung verwendet wird,
spielt es keine Rolle, ob das Profil der radialen Stärke s des
Kolbenrings sich nur über
einen Winkelraum von z.B. 350° des
entspannten Kolbenrings 21 oder über 360° des gespannten Kolbenrings 21' erstreckt;
die absolute Länge
des Profils ist in beiden Fällen
gleich lang.
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Durch
Verwendung einer Sonderbauform eines Mikrotasters mit zwei Tastern
kann unmittelbar ein radiales Differenz- oder Abstandsmaß abgegriffen
werden, sofern der Doppeltaster zuvor auf das genaue Nennmaß dieser
Differenz bzw. des Abstandes kalibriert worden ist. Wenn beispielsweise
die radial Stärke
s des Kolbenrings 3,1 mm beträgt,
so würde
der Doppeltaster unter Verwendung eines kombinierten Maß-Normals
von 3,100 mm zunächst
kalibriert werden. Jede ertastete Abweichung von diesem Kalibriermaß würde dann
entsprechend größer oder kleiner
angezeigt werden. Mittels eines Solchen Doppeltasters könnte das
Profil der radialen Stärke
s des Kolbenrings in nur einem Durchgang ohne Differenzbildung ermittelt
werden.
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Der
Vollständigkeit
halber sei an dieser Stelle erwähnt,
daß die
Verwendung eines Doppeltasters auch für die Ermittlung der anderen
weiter oben erwähnten
Profilverläufe
sinnvoll ist, so daß nur
ein einziger Meßdurchgang
auf dem Formprüfgerät erforderlich
und eine Differenzbildung entbehrlich wäre. Derartige Doppeltaster
oder Differenztaster sind beispielsweise aus den Zahnrad-Teilungsmeßmaschinen
bekannt, bei denen die beiden Taster des Doppeltasters in die Zahnlücke zwische
zwei benachbarten Zähnen
eines Zahnrades eingeführt
und deren Abstand ermittelt werden kann. Es handelt sich gewissermaßen um zwei
einzelne Taster, die gemeinsam ein Signal entsprechend der Gesamtauslenkung der
beiden einzelnen Taster liefern.
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Eine
weitere, hier bevorzugte Möglichkeit
zur Ermittlung des umfangsmäßigen Profilverlaufs
der radialen Stärke
s eines bestimmten Kolbenrings besteht in einem völlig analogen
Vorgehen, mit dem auch der Profilverlauf der Innenfläche 24 des
Kolbenringes 21 über
der Umfangsrichtung 42 der unrunden Innenfläche 34' ermittelt wurde.
Zu diesem Zweck weist die bereitgestellte Testbüchse 31 außer dem Abschnitt 35 mit
der leicht unrund geformten Innenfläche 34' noch einen axial daran unmittelbar
behinderungs- oder barrierefrei anschließenden anderen Abschnitt 36 mit
einer exakt kreiszylindrischen Innenfläche 34'' auf,
deren Durchmesser ebenfalls dem Nenndurchmesser D des zu prüfenden Kolbenrings 21' im Einbauzustand
entspricht.
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Um
den umfangsmäßigen Profilverlaufs
der radialen Stärke
s des Kolbenringes 21' ermitteln
zu können,
wird der Kolbenring 21' achssenkrecht
in den Abschnitt 36 mit der kreiszylindrischen Innenfläche 34'' der Testbüchse 31 so eingelegt
wird, daß er am
gesamten Umfang innenseitig spaltfrei anliegt. Daraufhin werden
die Innenfläche 24 des
Kolbenringes 21' und
die zylindrische Innenfläche 43'' des Abschnitts 36 positionsgleich
an meh reren verteilt am Umfang liegenden Antaststellen angetastet.
Von den Antastmaßen
wird die Differenz gebildet und so der genannte Profilverlauf der
radialen Stärke
s des Kolbenringes 21' ermittelt.
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Diskussion der Spaltprofile nach 8
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Es
soll nachfolgend noch auf die Schar von Profilverläufen der
Spaltfläche
FS nach 8 eingegangen
werden. Unten in 8 ist die unrunde Innenfläche 34' der Testbüchse 31 in
abgewickelter Form mit vier Maxima 40 von Ausbauchungen 37 und vier
Minima 41 und einer Höhendifferenz
(Bogenhöhe
h) von 20 μm
dargestellt. Der einbeschreibbare Kreis 38 stellt sich
hier als gerade Linie dar, der den sinusähnlichen Umfangsverlauf der
unrunden Innenfläche
im Bereich der Minima 41 berührt. Oberhalb der abgewickelten,
unrunden Büchsen-Innenfläche sind – in umfangsmäßig richtiger
Zuordnung – zehn verschiedene
Profilverläufen
der Spaltfläche
FS dargestellt, wobei jeweils der Kolbenringstoß 22 als
Doppellinie und der Kolbenrücken
als einfacher Strich eingezeichnet ist. Die Lage des ganz links
liegenden Maximums und des benachbarten Minimums der ersten Ausbauchung
von links sind durch strichpunktierte Linien in den Profilverläufen deutlich
gemacht.
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Die
einzelnen Spaltflächen-Profilverläufe sind
mit ein und dem selben Kolbenring und der selben Testbüchse gewonnen,
wobei der Kolbenringstoß um
jeweils 10° variert
wurde. Die Serie von Profilverläufen
macht deutlich, daß im
Bereich der Maxima 40 freie Teilspalte zwischen der Kolbenringlauffläche und
der unrunden Innenfläche 34' entstehen, weil
der Kolbenring dem Verlauf der Ausbauchung radial nicht vollständig zu
folgen vermag. Abgesehen von den im Bereich des Kolbenringstoßes 22 sich bildenden
Teilspalten liegen die den Maxima 40 der Ausbauchungen
zugeordneten Teilspalte alle an den gleichen Umfangsstellen, was
als eine wesentliche Aussage der 8 oder Regelverhalten
von Kolbenringen festgehalten werden soll.
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Andererseits
muß festgestellt
werden, daß die
Teilspalte an den Umfangsstellen der Maxima in den verschiedenen
Profilverläufen
bezüglich
ihrer Größe zumindest
bei dem in 8 dargestellten Ausführungsbeispiel
recht beträchtliche
Unterschiede aufweisen können.
Betrachtet man z.B. die bei der 0°-Marke
untereinander liegenden Teilspalte und greift von diesen beispielsweise
den besonders klein ausgefallenen lokalen Teilspalt aus dem untersten Profil
heraus und stellt ihn dem besonders großen, lagegleichen Teilspalt
aus dem 2. Profil von oben gegenüber,
so muß man
sagen, daß letzterer
schätzungsweise
mindesten fünf-
bis siebenmal so groß ist,
als der erstgenannte Teilspalt. Eine Ursache für die stark unterschiedliche
Größe der Teilspalte,
die an der gleichen, weit vom Kolbenringstoß entfernt liegenden Umfangsstelle
liegen, kann derzeit noch nicht angegeben werden. Es kann nur vermutet
werden, daß hierbei
gewisse Eigenspannungszustände und
Inhomogenitäten
des Kolbenringes zur Wirkung kommen. Wenn eine lokal steifere Stelle
des Kolbenrings umfangsmäßig in eine
Ausbauchung gelangt, so bildet sich an dieser Umfangsstelle lokal
ein großer
Teilspalt aus. Wenn hingegen beim Weiterdrehen des Kolbenrings eine
benachbart liegende weicher Umfangsstelle in die Ausbauchung gelangt,
schließt sich
der Teilspalt weitgehend. Diese Unregelmäßigkeiten kann zwar das erfindungsgemäße Verfahren auch
aufdecken, dieser Beobachtung soll jedoch hier nicht weiter nachgegangen
werden.
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Der
Kolbenringstoß stellt
eine starke lokale Inhomogenität
des Kolbenrings dar. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Umfangslage
des Kolbenringstoßes 22 nicht
belanglos für
die Ermittlung der Spaltfläche
FS für
einem bestimmten Kolbenring ist. Bei der Folge von Lichtspaltprofilen
nach 8 wandert – beginnend
mit dem untersten Profil nach oben aufsteigend – der Ringstoß 22 von
einer Umfangsposition 10° links
von einem Maximum 40 in 10°-Schritten durch eine Ausbauchung 37 hindurch
und über
das Minimum 41 hinweg bis zum Maximum der nächsten Ausbauchung.
Tendenziell ist feststellbar, daß der Teilspalt im Bereich
des Kolbenringstoßes
dann besonders groß ausfällt, wenn
der Kolbenringstoß umfangsmäßig in der
Mitte zwischen Maximum und Minimum einer Ausbauchung liegt. Mag
diese Beobachtung aus der Profilfolge nach 8 noch nicht
optimal deutlich werden, so kann dies aber aus den Erfahrungen der
Anmelderin bestätigt
werden.
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Aufgrund
der Erfahrungen der Anmelderin kann gesagt werden, daß der Winkelraum,
der für sinnvolle
Variationenen der Umfangslage des Kolbenringstoßes 22 in Frage kommt,
auf eine halbe "Periode" einer Ausbauchung 37 der
unrunden Innenfläche 34', d.h. auf den
Winkelraum zwischen einem Minimum 41 und einem benachbarten
Maximum 40 beschränkt
werden kann. Bei weiterer Variation würden sich die Meßergebnisse – abgesehen
von einer statistischen Streuung – wiederholen.
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Verfeinerung der Messung
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Solange
nicht bekannt ist, ob ein bestimmter Kolbenringtyp bei Variation
der Umfangslage innerhalb der unrunden Innenfläche 34' der Testbüchse 31 ein maximale
Spaltfläche
FS bildet, ist es zweckmäßig, einen Mittelwert aus mehreren
Spaltfläche
FS zu bilden, die bei unterschiedlichen,
innerhalb des genannten Spielraums liegenden Umfangslagen ermittelt
wurden. Dieses zwar etwas aufwendigere Meßverfahren macht sich unabhängig von
unbekannten Zufälligkeiten
des Kolbenringtyps, liefert aber gleichwohl aussagekräftige und
vergleichbare Werte des Formfüllungsvermögens FV.
Die Mehrfachmessung der Spaltfläche
bei unterschiedlichen umfangsmäßigen Relativlagen
zwischen Kolbenring und Testbüchse
empfielt sich vor allem bei neuen Mustern von Kolbenringen, wie
sie vor allem in der Motorenentwicklung laufend vorkommen.
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In
diesem Zusammenhang wird empfohlen, daß der Profilverlauf 71 der
radialen Teilspalte 43 zwischen der Lauffläche 23 des
Kolbenrings 21' und der
unrunden Innenfläche 34' der Testbüchse 31 für ein und
denselben Kolbenring 21' dreimal
bei jeweils unterschiedlicher Umfangslage des Ringstoßes 22 ermittelt
und daraus jeweils die Spaltfläche
FS integriert wird. Und zwar soll die Spaltfläche FS einmal bei Umfangslage des Ringstoßes 22 positionsgleich mit
dem Maximum 40, zum anderen positionsgleich mit dem Minimum 41 einer
bogenförmigen
Ausbauchung 37 und schließlich bei Umfangslage des Ringstoßes 22 positionsgleich
mit der Mitte zwischen dem Maximum 40 und einem benachbarten
Minimum 41 einer bogenförmigen
Ausbauchung 37 ermittelt werden. Selbstverständlich wird
der Profilverlauf der radialen Ringstärke s des Kolbenrings 21' nur einmal ermittelt.
Aus den drei ermittelten Spaltflächen
FS wird ein Mittelwert gebildet und mit
diesem Spaltflächen-Mittelwert
schließlich
der Wert des Formfüllungsvermögens FV
berechnet.
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Eine
andere Empfehlung gilt im Zusammenhang mit bekannten Kolbenringen,
also solchen, die z.B. serienmäßig eingesetzt
werden. Von solchen Kolbenringen werden im Hinblick auf eine Qua litätsüberprüfung einzelne
Ringe nach einer statistischen Zufallsmethode herausgegriffen und
gründlicher überprüft. Nachdem
von einem solchen bekannten Kolbenringtyp eine bestimmte Umfangslage
bekannt sein dürfte,
bei der die Spaltfläche
zwischen der Kolbenringlauffläche
und der unrunden Innenfläche
der Testbüchse
maximal ausfällt,
wird bei der Überprüfung eines
individuellen Einzelexemplars eines Kolbenringes dieses Typs von
vornherein diese Umfangslage für
die Überprüfung des
Formfüllungsvermögens FV
verwendet und auch nur eine einzige Messung durchgeführt.
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Die
Umfangslage der größte Spaltfläche FS für
den betreffenden Kolbenringtyp muß vorab mittels einer Serie
von Probemessungen mit fein abgestuft veränderten Umfangslage des Ringstoßes 22 ermittelt
werden. Dabei wird die Umfangslage des Ringstoßes zwischen dem Maximum 40 und
einem benachbarten Minimum 41 einer Ausbauchung 37 als extrem
liegenden Umfangslagen verändert.
Zweckmäßigerweise
werden mindestens zehn einzelne Messungen bei jeweils unterschiedlicher
Umfangslage durchgeführt,
die zwischen den beiden genannten extremen Umfangslagen äquidistant
verändert
sind. Um sicher zu sein, wird die vorab durchzuführenden Serie von Probemessungen
zur Ermittlung der Umfangslage der größte Spaltfläche FS mit
verschiedenen Einzelexemplaren des gleichen Kolbenringtyps durchgeführt und
aus den gefundenen, untereinander streuenden Umfangslagen der größter Spaltfläche FS ein Mittelwert gebildet.
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Um
auch bei Einzelexemplaren eines neuen Kolbenringtyps die zeitraubende
Mehrfachmessung der Spaltfläche
bei unterschiedlicher Umfangslage des Kolbenringstoßes in der
Testbüchse
vermeiden zu können,
kann versucht werden, über
einen Ansatz der umfangsmäßigen Radialdruckverteilung
Hinweise über
die Um fangslage der maximalen Spaltfläche zu bekommen. In dem eingangs
gewürdigten
Beitrag aus der Zeitschrift MTZ Motortechnische Zeitschrift "Bestimmung der Radialdruckverteilung
an Kolbenringen" wird – wie geschildert – ein iteratives
Berechnungsverfahren zur Ermittlung der Radialdruckverteilung geschildert,
welches von der Form des entspannten Kolbenrings 21 ausgeht,
die ja bei den anzustellenden Messungen entweder ohnehin ermittelt wurde
oder unschwer auf dem Formprüfgerät ermittelt
werden kann. In dem genannten Beitrag werden drei Basistypen von
umfangsmäßigen Radialdruckverteilungen
unterschieden, nämlich
die gleichmäßige, die
birnenförmige
und die apfelförmige
Radialdruckverteilung. Die beiden zuletzt genannten Radialdruckverteilungen
unterscheiden sich vor allem durch den Verlauf des Radialdrucks
im Bereich des Kolbenringstoßes.
Bei der birnenförmigen
Radialdruckverteilung steigt der Radialdruck zu den Stoßenden mehr
oder weniger symmetrisch an und erreicht beim Kolbenringstoß ein Maximum.
Bei der apfelförmigen
Radialdruckverteilung ist es umgekehrt; dort fällt der Radialdruck zum Kolbenringstoß hin annähernd symmetrisch
ab und weist ein Minimum auf. Durch die Berechnung nach dem genannten
Zeitschriften-Artikel läßt sich
in jedem Fall der Druckverteilungstyp: gleichmäßig, birnenförmig oder
apfelförmig
ermitteln.
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Nach
den bisherigen Erfahrungen der Anmelderin können in diesem Zusammenhang
zwei Fallgestaltungen unterschieden werden, nämlich zum einen der Fall relativ
geringer Zylinderverzüge und
damit dominantem Einfluß der
Radialdruckverteilung. Hier vermag der Kolbenring den Zylinderverzügen weitgehend
zu folgen; soweit freie Teilspalte entstehen, rühren diese zumindest teilweise
aus Ungleichmäßigkeiten
in der Radialdruckverteilung des Kolbenrings her. Demgegenüber gibt
es den Fall relativ starker Zylinderverzüge, wo die Eigenelastizität des Kolbenrings
in den Hintergrund tritt.
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In
der erstgenannten Fallgruppe mit relativ geringem Zylinderverzug
und dominantem Einfluß der
Radialdruckverteilung wandern die Teilspalte bei sich ändernden
Stoßlage
innerhalb der Zylinderlaufbüchse
mit dem Kolbenring mit. Bei Kolbenringen mit "apfelförmiger" Druckverteilung (Druckminimum am Stoß) ist die
Umfangslage des Kolbenrings, bei der der Stoß umfangsgleich mit einem Maximum 40 der Ausbauchung 37 der
unrunden Innenfläche
der Testbüchse
liegt, diejenige, bei der eine maximale Spaltfläche zu erwarten ist. Leider
läßt sich
eine entsprechende Prognose nicht für alle Kolbenringe mit "birnenförmiger" Druckverteilung
(Druckmaximum am Stoß)
geben. Jedoch läßt sich
für Kolbenringen
mit "birnenförmiger" Druckverteilung
sagen, daß zumindest
bei einigen Kolbenringen dieses Typs die Umfangslage des Kolbenrings,
bei der der Stoß umfangsgleich
mit einem Minimum 41 der Ausbauchung 37 liegt,
diejenige ist, bei der eine maximale Spaltfläche erwartet werden darf.
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Bei
der oben an zweiter Stelle genannten Fallgruppe mit relativ starkem
Zylinderverzug bleiben die Teilspalte beim Weiterdrehen des Kolbenrings
innerhalb der Testbüchse 31 umfangsmäßig ortsfest stehen.
Maximale Spaltflächen
entstehen innerhalb dieser Fallgruppe am häufigsten, wenn der Kolbenringstoß 22 umfangsmäßig in der
Mitte zwischen einem Maximum 40 und einem Minimum 41 einer
Ausbauchung 37 liegt.
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Eine
abgesicherte Gesamtregel zur Voraussage der Winkellage mit der größten Spaltfläche kann
erst nach weiteren Untersuchungen gefunden werden. Die Kenntnis
der Winkellage mit der größten Spaltfläche bringt
den Vorteil einer Zeitersparnis mit sich, weil man sich dann auf
einen Meßvorgang
beschränken
kann.