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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Bearbeitungsmaschine,
wobei die Maschine ein Werkzeug mit einem aus einer Werkzeughalterung
auskragenden Werkzeugschaft aufweist und die während des
Betriebes auftretende Auslenkung des Werkzeugschaftes erfasst wird,
sowie eine für den Einsatz in einer Bearbeitungsmaschine
geeignete Werkzeughalterung mit einer Messvorrichtung, wobei die
Messvorrichtung zur In-Situ-Erfassung der Auslenkung eines aus der
Werkzeughalterung auskragenden Werkzeugschaftes vorgesehen ist.
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Im
Bereich der spangebenden Bearbeitung wird das eingesetzte Werkzeug
im Einsatz mit Kräften beaufschlagt, die zum einen durch
den gewünschten Bearbeitungsprozess selbst gegeben sind,
zum anderen aber auch durch Störgrößen
beeinflusst werden. Hierzu gehören neben dem Verschleiß des
Werkzeugs Systemfehler, beispielsweise hervorgerufen durch alternierende
Positioniergenauigkeiten der Maschinen, dynamisches Maschinenverhalten,
schwankende Materialparameter von Werkstück und Werkzeug
sowie externe Störgrößen, wie Umgebungstemperatur,
Luftfeuchtigkeit oder Fehlbedienung. Dies ist insbesondere problematisch
im Bereich der spanenden Präzisions- und Ultrapräzisions-Bearbeitung,
deren Ziel die Fertigung von Bauteilen mit Formgenauigkeiten unterhalb
von 1 μm und Oberflächenrauhigkeiten kleiner als
10 nm Ra ist. Die Ultrapräzisions-Bearbeitung zeichnet
sich durch geringen Spanquerschnitt, geringe Prozesskräfte
und Abtragraten sowie im Vergleich zu konventionellen Bearbeitungsverfahren
erheblich längere Fertigungszeiten aus. Sie ist deshalb
deutlich schwerer zu führen und zu überwachen
und unterscheidet sich von der verwendbaren Technik grundlegend
von den Verfahren konventioneller Zerspanung.
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Die
vorgenannten prozesskritischen Störeinflüsse sind
bei den Präzisions- und Ultrapräzisions-Bearbeitungen
ebenso wie die eigentlichen durch den Bearbeitungsvorgang entstehenden
physikalischen Größen Prozesskraft, Körperschall
und Werkstücktemperatur mit Kraftamplituden von typischerweise
kleiner als 10 N sehr klein.
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Störgrößen,
wie zum Beispiel der Verschleiß des Werkzeuges, können
zu einem unbefriedigenden Bearbeitungsergebnis führen.
Insbesondere bei der Präzisions- und Ultrapräzisionsbearbeitung
sind die Bearbeitungszeiten in der Regel mit Stunden und mitunter
Tagen sehr lang. Werden die negativen, möglicherweise bereits
zu Beginn der Bearbeitung auftretenden Auswirkungen einer Störgröße
erst nach Ablauf eines kompletten Bearbeitungszyklus festgestellt,
geht kostentreibende Zeit verloren. Es ist daher das Bestreben,
die Bearbeitungsqualität störende Größen
möglichst frühzeitig zu erkennen. Bislang wird
die Erfahrung des die Bearbeitungsmaschine bedienenden Personals
genutzt, das z. B. entscheidet, ob ein Werkzeug für einen
Bearbeitungsprozess eingesetzt wird, oder nicht. Ist der Prozess
jedoch im Gange, werden Störgrößen oder
deren Auswirkungen in der Regel erst nach Abschluss des Prozesses
sicher erkannt.
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Es
sind Verfahren und Werkzeughalterungen der eingangs genannten Art
bekannt (König, Wilfried; Glocke, Fritz; Fertigungsverfahren
1: Drehen, Fräsen, Bohren, Band 1; Springer Verlag, 1999),
die die typischerweise kleinen Kraftamplituden während
der Präzisions- oder Ultrapräzisionsbearbeitung
messtechnisch erfassen können. Dabei werden die Zerspankräfte
oder Zerspankraftänderungen direkt oder indirekt gemessen.
Direkte Messverfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass entsprechende
Sensoren im Kraftfluss der Maschine montiert werden. Häufig
kommen hierzu piezoelektrische Messelemente, wie z. B. Dynamometer, zum
Einsatz, die mit Hilfe mechanischer Flanschkomponenten zwischen
Werkzeugschaft und Werkzeughalter appliziert werden. Für
praxistaugliche Anwendungen in der Serien- und Auftragsfertigung
sind solche direkten Verfahren auf Grund ihre aufwändigen
Montage im Bereich der Werkzeugschneide oder am Werkstück
sowie der hohen Systemkosten jedoch nicht geeignet. Durch die Anordnung
im Kraftfluss ergibt sich zudem die Gefahr der Sensorbeschädigung
bei Überlast. Zudem können mit den im direkten
Kraftfluss applizierten Messzellen die insbesondere für
die Präzisions- oder Ultrapräzisions-Zerspanung
notwendigen Systemsteifigkeiten häufig nicht erreicht werden.
Zusätzlich verhindert die ungenügende Auflösungsgenauigkeit
den Einsatz in der Überwachung von Präzisions-
und Ultrapräzisions-Bearbeitungsverfahren.
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Im
Bereich der konventionellen Zerspanungstechnologien werden indirekte
Kraftmessverfahren für die Prozessüberwachung
genutzt. Dabei erfolgt die Messung der Zerspankraftkomponenten mittels
piezoelektrischer Kraftmesszellen oder an Maschinenstrukturen applizierter
Dehnungsmessstreifen im Kraftnebenschluss. Die Messelemente sind
in größere Platten oder in Ringe eingebettet und
werden nur mit einem Teil der von diesen Montageplatten aufgenommenen
Kraft belastet. Exakte Größen der im Spanbereich
wirkenden Kraftkomponenten können durch dieses Messprinzip
nicht bestimmt werden. Es sind auf diese Weise lediglich qualitative
Aussagen über die Kraftverläufe möglich.
Zudem zeigt sich je nach mechanischer Systemkonfiguration und Qualität
der Messsensoren ein nicht behebbares Übersprechen zwischen
Schnitt- und Vorschubkraft. Eine reproduzierbare messtechnische
Krafterfassung im Bereich der Präzisions- und Ultrapräzisions-Zerspanung
ist durch diese Methode nicht möglich, da bei den notwendigen
Systemsteifigkeiten die untersetzten geringen Kraftamplituden des
indirekten Flusses unterhalb der Auflösungsgrenze aktueller
Messsysteme liegen.
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Somit
ist die Einrichtung und Qualifikation von Präzisions- oder
Ultrapräzisions-Zerspanungsprozessen in der Serienproduktion
bislang nur durch erfahrenes Fachpersonal unter Einfluss subjektiver
Empfindungsgrößen möglich, woraus Ergebnisschwankungen
resultieren.
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Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren sowie
eine Werkzeug-/halterung der vorgenannten Art zur Verfügung
zu stellen, mit denen eine verbesserte In-Situ-Überwachung
des Werkzeuges möglich ist.
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Die
Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, dass die Auslenkung unmittelbar am Werkzeugschaft
berührungslos erfasst wird.
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Auf
diese Weise ist es möglich, zur Erfassung der Auslenkung
allein die Eigennachgiebigkeit des Werkzeugschaftes ohne zusätzliche
im oder am Schaft fixierte Sensoren auszunutzen. Da die Integration
von Sensoren innerhalb des Werkzeugschaftes entfällt, kann
eine hinreichende Systemsteifigkeit erreicht werden. Damit bleibt
der zu vermessende Werkzeugschaft bei der Applikation der Sensoren
unverändert, und die Messungen sind nicht invasiv. Zudem
ermöglicht das Verfahren eine für die spangebende
Bearbeitung hinreichend hohe lineare Dynamik.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann auch so ausgeführt
werden, dass die Auslenkung mittels mindestens eines Paares einander
gegenüberliegender Sensoren erfasst wird, zwischen denen
im Einsatz der Werkzeugschaft angeordnet ist, wobei für
die Auswertung die Signale der beiden Sensoren des mindestens einen
Paares voneinander subtrahiert werden.
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Diese
Differenzmessung erhöht die Genauigkeit der Messung und
führt zudem zu einer Reduktion des Signalrauschens, worauf
sich eine Erhöhung des Signal – zu – Rausch-Verhältnisses
ergibt.
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Es
kann vorteilhaft sein, das erfindungsgemäße Verfahren
so auszuführen, dass während der Bearbeitung aus
der Eigennachgiebigkeit des in der Werkzeughalterung eingespannten
Werkzeugschaftes und den erfassten Auslenkungen des Werkzeugschaftes
die auf den Werkzeugschaft wirkenden Bearbeitungskräfte oder
Bearbeitungskraft-Änderungen ermittelt werden.
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Insbesondere
bei einer Präzisions- oder Ultrapräzisionsbearbeitung
sind die auftretenden Zerspanungskräfte entscheidend für
die Qualität des Bearbeitungsergebnisses. Werden unterschiedliche
Werkzeuge eingesetzt, führen gleiche Bearbeitungskräfte
zu unterschiedlichen Auslenkungen, weshalb eine quantitative Ermittlung
der Bearbeitungskräfte bzw. der Bearbeitungskraft-Änderungen
sinnvoll ist.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann auch so ausgeführt
werden, dass die Eigennachgiebigkeit des in der Werkzeughalterung
eingespannten Werkzeugschaftes mittels eines mit vorgegebener Testkraft
auf den Werkzeugschaft wirkenden Aktuators festgestellt wird. Die
Eigennachgiebigkeit lässt sich aus der Testkraft und der
resultierenden Auslenkung des Werkzeugschaftes berechnen.
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Auf
diese Weise kann die Eigennachgiebigkeit direkt in der Werkzeughalterung
festgestellt werden. Eine gesonderte Messapparatur muss daher nicht
verwendet werden. Außerdem wird vermieden, dass es auf Grund
von möglichen Unterschieden in der auskragenden Länge
des Werkzeugschaftes zwischen einer gesonderten Messapparatur und
Werkzeughalterung zu fehlerhaften Bestimmungen der Bearbeitungskräfte
oder der Bearbeitungskraft-Änderungen kommt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann auch so ausgeführt
werden, dass die erfassten Auslenkungen oder die erfassten Bearbeitungskräfte
oder Bearbeitungskraft-Änderungen zur Regelung oder Steuerung
der Bearbeitungsmaschine genutzt werden.
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Steht
bei einem bestimmten Werkzeug die Beziehung zwischen der Auslenkung
und den Bearbeitungskräften fest, genügt für
die Regelung oder Steuerung der Bearbeitungsmaschine die Feststellung
der Auslenkung.
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Erfindungsgemäß kann
die Steuerung der Bearbeitungsmaschine darin bestehen, dass die
Bearbeitung bei Überschreiten eines Grenzwertes der Auslenkung
oder eines Grenzwertes der Bearbeitungskraft oder der Bearbeitungskraft-Änderung
unterbrochen wird.
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Des
Weiteren wird die vorgenannte Aufgabe durch eine Werkzeughalterung
der eingangs genannten Art gelöst durch mindestens einen
im Einsatz neben dem Werkzeugschaft angeordneten, berührungslos
messenden Sensor. Ein solcher Werkzeughalter kann mit oder ohne
Adapter für den Einsatz in unterschiedlichen Bearbeitungsmaschinen
vorgesehen sein. Somit ist eine Auswechselbarkeit genauso gegeben
wie die Möglichkeit der Nachrüstung bereits bestehender
Systeme.
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Dabei
kann die erfindungsgemäße Werkzeughalterung so
ausgebildet werden, dass der mindestens eine Sensor kapazitiv misst.
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Kapazitive
Sensoren zeigen in der Regel eine hinreichende Genauigkeit. Ein
parasitäres Driftverhalten und eine Umweltabhängigkeit,
z. B. auf Grund von Dielektrizitätsände rungen
der Luft im Messspalt, können bei kapazitiven Sensoren
nachteilig sein. Daher kann es vorteilhaft sein, die Werkzeughalterung
so auszubilden, dass der mindestens eine Sensor induktiv misst.
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Wirbelstromsensoren
weisen im Vergleich zu den kapazitiven Sensoren ein geringeres parasitäres Driftverhalten
und eine geringere Umweltabhängigkeit auf. Alternativ können
auch weitere geeignete Messverfahren angewendet werden, z. B. optischer
Art.
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Die
erfindungsgemäße Werkzeughalterung kann auch so
ausgebildet werden, dass ein den mindestens einen Sensor tragender
Sensorträger vorgesehen ist.
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Insbesondere
kann es vorteilhaft sein, die Werkzeughalterung so auszubilden,
dass der Sensorträger den Werkzeugschaft zumindest teilweise
umgibt.
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Auf
diese Weise können mehrere Sensoren in verschiedenen Raumrichtungen
relativ zum Werkzeugschaft angeordnet werden.
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Es
kann vorteilhaft sein, die Werkzeughalterung so auszubilden, dass
die Messvorrichtung lösbar an einem Basiselement der Werkzeughalterung
fixiert ist.
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Hierdurch ist eine Austauschbarkeit der
Messvorrichtung gewährleistet.
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Die
erfindungsgemäße Werkzeughalterung kann auch so
ausgebildet sein, dass ein Rotationslager für das Werkzeug
vorgesehen ist. Die Erfindung kann also gleichermaßen für
rotierende, z. B. polierende Werkzeuge verwendet werden. Dabei kann
die Werkzeughalterung auch so ausgebildet sein, dass der Sensorträger relativ
zum Rotationslager fixiert ist. Das Rotationslager bildet somit
die Basis für die zu bestimmende Auslenkung.
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Es
kann vorteilhaft sein, die erfindungsgemäße Werkzeughalterung
so auszubilden, dass Mittel zur Klemmung des Werkzeuges mit Punktkontakten
vorgesehen sind. Die Punktkontakt-Klemmung hat den Vorteil, dass
die Kragarmlänge des Werkzeugschaftes auch bei unbekanntem
Flächenzustand der Schaftseiten definiert werden kann.
Weiterhin kann durch manuelle Feinjustage im Falle mehrerer Punktkontakte
die Winkellage zwischen der Werkzeugachse und der Werkzeughalterungsachse
verändert werden. Potenzielle Verringerungen der Klemmsteifigkeit
im Vergleich zur Klemmung mit Anschlagsflächen sind bei
den zu erwartenden geringen Belastungszuständen der Präzisions-
oder Ultrapräzisions-Bearbeitung vernachlässigbar.
Bei definiertem Zustand der Kontaktflächen kann auch eine
Klemmung mit mindestens einem Flächenkontakt vorteilhaft
angewandt werden.
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Die
erfindungsgemäße Werkzeughalterung kann auch so
ausgebildet sein, dass Mittel zum Einsatz von Sperrluft vorgesehen
sind. Mit dem Einsatz der Sperrluft kann das Eintreten von Spänen
oder Kühlflüssigkeit in den Messspalt verhindert
werden.
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Des
Weiteren kann die Werkzeughalterung so ausgebildet sein, dass mindestens
ein Sensorpaar mit einander gegenüber angeordneten Sensoren
vorgesehen ist, zwischen denen im Einsatz der Werkzeugschaft angeordnet
ist. Diese Anordnung erlaubt – wie oben bereits dargestellt – eine
die Genauigkeit erhöhende Differenzmessung der Auslenkung
des Werkzeugschaftes.
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Schließlich
kann die erfindungsgemäße Werkzeughalterung so
ausgebildet sein, dass mindestens ein zur Einwirkung auf den Werkzeugschaft
senkrecht zu dessen Längsachse geeigneter Aktuator vorgesehen
ist. Mit dem Aktuator kann der Werkzeugschaft mit einer Testkraft
beaufschlagt werden, die die Messung der Eigennachgiebigkeit des
Werkzeugschaftes erlaubt.
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Im
Folgenden werden eine vorteilhafte Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens sowie eine vorteilhafte
Ausbildungsform der erfindungsgemäßen Werkzeughalterung
anhand von Figuren dargestellt. Es zeigen
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1:
die perspektivische Ansicht einer Werkzeughalterung,
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2a und 2b:
ein Werkzeug mit Schaft und Werkzeugspitze,
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3:
die Werkzeughalterung gemäß 1 mit
abgesetztem Sensorpositionierschlitten,
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4:
ein Basiselement der Werkzeughalterung mit geklemmtem Werkzeug,
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5:
eine Prinzipskizze zur Auslenkung eines Kragarmes,
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6:
ein Diagramm mit Biegelinien bei verschiedenen Auskraglängen
und
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7: eine Werkzeughalterung mit integriertem
Piezo-Aktuator.
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1 zeigt
eine Werkzeughalterung mit einem Basiskörper 1,
der einen Montagezylinder 2 aufweist. Eine Zentrierungsphase 3 im
Montagezylinder 2 dient zur korrekten Ausrichtung der Werkzeughalterung
beim Einsetzen in eine hier nicht dargestellte Bearbeitungsmaschine.
Ein im Basiskörper 1 eingeklemmtes Werkzeug 4 ist
in den 2a und 2b vergrößert
dargestellt. Ein Werkzeugschaft 5 weist an seiner Spitze 6 eine Schneidplatte 7,
z. B. aus Diamant, auf, die in 2b vergrößert
dargestellt ist.
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Die
Art der Klemmung des Werkzeuges 4 wird später
genauer dargestellt.
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Eine
Deckplatte 8 ist relativ zum Basiskörper 1 fixiert
und trägt eine Messvorrichtung 10, die im Wesentlichen
aus einem Sensorschlitten 9 und vier daran festgelegte
Sensoren 12a bis 12d besteht. Der Sensorschlitten 9 umgibt
das Werkzeug 4 im Bereich des Werkzeugschaftes 5,
wobei jeweils zwei Sensoren 12a und 12c bzw. 12b und 12d koaxial
zueinander auf gegenüberliegenden Seiten des Werkzeugschaftes
angeordnet sind. Signalleitungen 13a bis 13d führen
zu einer hier nicht dargestellten Auswerteeinheit.
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3 zeigt
den Sensorschlitten 9 in einer vom Basiskörper 1 entfernten
Position. Diese Position gibt den Blick frei auf die Deckplatte 10,
die eine geschliffene Präzisionsauflage 14 bildet
und die einen Schwalbenschwanz 15 zur Führung
des Sensorschlittens 9 aufweist. Die Feinjustierung des
Sensorschlittens erfolgt mit einer Nonius-Skalierung 11.
Fixiert wird der Sensorschlitten 9 durch eine Klemmschraube 16.
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4 zeigt
das Basiselement 1 aus 1 und 3,
diesmal ohne Sensorschlitten 9 und ohne Deckplatte 8.
Am vorderen Ende des Basiskörpers 1 ist das Werkzeug 4 geklemmt.
Dabei ist eine definierte Auskragung des Werkzeugs 4 durch
einen justierbaren Anschlagskontakt mittels einer Madenschraube 17 gegeben.
Die Lage der Madenschraube 17 kann für einen bestimmten
Werkzeugtyp zur Nachführung der Werkzeugschaftlänge
vor der Klemmung durch eine Bohrung 18 von der Rückseite
des Basiskörpers 1 her eingestellt werden.
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Zur
Klemmung des Werkzeuges 4 sind Madenschrauben 19 und 20 vorgesehen.
Hierfür wird der Werkzeugschaft 5 in eine Aufnahmenut 21 des
Basiskörpers 1 eingelegt. Danach wird der Werkzeugschaft 5 zunächst
durch das Madenschraubenpaar 19 und anschließend
durch das Madenschraubenpaar 20 angezogen, wobei die Madenschrauben 20 jeweils
in ein in der Deckplatte 8 (in 4 nicht
gezeigt) vorhandenes Gewinde eingreifen und durch die Deckplatte 8 hindurch
auf den Werkzeugschaft 5 wirken. Im beschriebenen Fall liegt
eine Klemmung mit Anschlagsflächen vor, da der Werkzeugschaft 5 an
zwei geschliffenen Präzisionsflächen der Aufnahmenut 21 anliegt.
Auf diese Weise ist eine hohe Kontakt- und Klemmsteifigkeit gegeben.
Als nachteilig können sich jedoch unbestimmte Flächengeometrien
des Werkzeugschafts 5 erweisen, die eine undefinierte Flächenpassung
bewirken können. Hieraus resultiert wiederum eine unbestimmbare
Kragarmlänge, die sich nachteilig auf die Kraftermittlung
auswirken kann.
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Alternativ
zur Klemmung mit Anschlagsflächen kann der Anschlag mit
Punktkontakten erfolgen. Hierfür werden zwei weitere, in 4 nicht
dargestellte Madenschraubenpaare vorgesehen, die den in 4 gezeigten
Madenschraubenpaaren 19 und 20 gegenüberliegend
angeordnet sind. Hierzu sind die nicht dargestellten Madenschrauben paare
in geeigneter Weise vorzujustieren, so dass sie mit identischen
Längen in die Aufnahmenut hereinragen. Der Werkzeugschaft 5 wird
daraufhin zunächst durch das Madenschraubenpaar 19 und
dann durch das Madenschraubenpaar 20 ohne Vorspannung auf
Kontakt angezogen. Durch die Punktkontakte ist die Kragarmlänge
des Werkzeugschafts 5 auch bei unbekanntem Flächenzustand
der Schaftseiten definiert. Weiterhin kann durch manuelle Feinjustage
der hier nicht dargestellten Madenschrauben die Winkellage zwischen
Werkzeugachse und Werkzeughalterung je nach Technologieanforderung
eingestellt werden.
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4 zeigt
im Basiskörper 1 einen Montagespalt 22,
in den die Deckplatte 8 eingesetzt wird.
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Eine
Bohrung 23 dient als Anschluss für getrocknete
Sperrluft, die in den hinteren Bereich der Aufnahmenut 21 geführt
wird. Die Bohrung 18 wird hierfür geeignet verschlossen.
Die Luft tritt bei Klemmung mit Punktkontakten gleichmäßig
aus den vier Flächenschlitzen zwischen Aufnahmenut 21 und
Werkzeugschaft 5 nach vorne aus und bläst Messspalte
und Messflächen axial von hinten frei. Damit werden eine
Kontamination der Messflächen und der Messspalte durch
Spanmaterial und Kühlschmiermittel und in der Folge Messungenauigkeiten
vermieden.
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Im
Folgenden wird die Möglichkeit der Ermittlung der im Betrieb
auf das Werkzeug wirkenden Bearbeitungskräfte dargestellt.
Zur Verdeutlichung der für die Berechnung notwendigen grundsätzlichen
Größen ist in 5 schematisch
ein aus einer Fixierungswand 24 auskragender Tragbalken 25 mit
der Länge l dargestellt, auf dessen vorderes Ende eine
Kraft FQx in x-Richtung wirkt und damit
eine Auslenkung wX(l) bewegt. An einer beliebigen
Stelle entlang der z-Achse ist die Auslenkung WX(z) geringer
als am vorderen Ende.
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Für
die weitere Berechnung kann aufgrund der bei der Präzisions-
oder Ultrapräzisions-Bearbeitung zu erwartenden kleinen
Kraftamplituden die Einspannung als ideal steif angenommen werden.
Beispielhaft wird im Folgenden von einem Werkzeugschaft
5 mit
rechteckigem Querschnitt und einem freien Kragarm der Länge
l ausgegangen, wie er in Abbildung
2a dargestellt
ist. Dieser Werkzeugschaft wird bei Beaufschlagung einer senkrecht
zur Kragrichtung stehenden Kraft F
Qx um
einen Betrag w
x(z) ausgelegt. Bei ausreichender Auskragung
1 ist
der Querkrafteinfluss gegenüber dem Biegemoment vernachlässigbar
und die Berechnung kann auf eine Dimension reduziert werden. Die
Biegelinie berechnet sich dann wie folgt:
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Die
Auslenkung w
x(z) in Richtung der Querkraft
F
Qx an der Stelle z des Kragarms
25 ist
somit direkt proportional zu F
Qx. Das Elastizitätsmodul
E ist als Materialparameter durch die Wahl des Werkstoffes festgelegt und
beträgt bei Raumtemperatur für einen typischen
Baustahl 210 kN/mm
2. Das Flächenmoment
zweiten Grades l
y ist durch die Geometrie
des Werkzeugschafts 5 festgelegt:
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Bei
den typischen Werkzeugen für die Präzisions- und
Ultrapräzisions-Bearbeitung mit rechtwinkligem Schaft ergibt
sich aus Gleichung 2:
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Durch
Umformung von Gleichung 1 lässt sich bei bekannten geometrischen
Verhältnissen und Materialparametern eine Messposition
z
mess aus der Auslenkung w
x(zmess) die
Querkraft F
Qx bestimmen mit:
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Ohne
Einschränkung lässt sich der eindimensionale Lastfall
durch Superposition um eine weitere Querkraft FQy erweitern.
Gegenseitige Beeinflussungen der Zusammenhänge zwischen
den Querkräften und den Auslenkungen sind aufgrund der
geringen Belastungen vernachlässigbar.
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Mit
Hilfe der zum Beispiel in 1 dargestellten
Sensoren 12a bis 12d lassen sich die Auslenkungen wx(zmess) und wy(zmess) feststellen.
zmess ist aus der Geometrie des Aufbaus
bekannt und bezeichnet den Abstand von Beginn der Auskragung (vordere
Klemmpunkte bei Klemmung mit Punktkontakten bzw. vordere Klemmlinie
bei Klemmung mit Flächenkontakten) bis zur Stelle der Messung.
Da wie oben dargestellt das Elastizitätsmodul E, das Flächenmoment
zweiten Grades ly, die Kragarmlänge
l und der Messabstand zmess aus dem Werkzeugmaterial,
der Werkzeuggeometrie und dem Messaufbau bekannt sind, lassen sich über
Gleichung 4 die zu diesem Zeitpunkt gegebenen Querkräfte
berechnen.
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Das
Produkt W
(l)·(F
Q)
–1 wird im Folgenden Eigennachgiebigkeit
N des Werkzeugschaftes
5 genannt und bildet für
einen bestimmten Werkzeugschaft
5 eine Konstante, die empirisch
ermittelt werden kann. Die Ermittlung dieser Konstante kann in der
erfindungsgemäßen Werkzeughalterung selbst, z.
B. mit der in
7 dargestellten Variante
ermittelt werden:
7 zeigt die Werkzeughalterung
gemäß
1,
3 und
4 mit
dem Basiskörper
1, dem Werkzeug
4 und
dem Sensorschlitten
9. Des Weiteren sind wie in
1 die
Sensoren
12a,
12b und
12d zu sehen. Anstelle
des Sensors
12c ist in
7 ein
Piezo-Aktuator
26 am Sensorschlitten montiert, wobei im
Piezo-Aktuator eine Kraftmesszelle
27 integriert ist. Der
Piezo-Aktuator
26 wirkt über die Kraftmesszelle
27 unmittelbar
auf den Werkzeugschaft
5 und drückt diesen an
einer Stelle z
FTx mit der Kraft F
Tx in x-Richtung. Die resultierende Auslenkung
wird über den Sensor
12a festgestellt, so dass
die Eigennachgiebigkeit durch die Formel
bestimmt werden kann.
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Somit
kann bei Einsatz eines neuen Werkzeuges 4 dessen Eigennachgiebigkeit
auf einfache Weise In-Situ festgestellt werden. Hiernach kann der
Piezo-Aktuator 26 wieder durch den Sensor 12c ersetzt
werden.
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Die
sich gegenüberliegenden Sensoren
12a und
12c bzw.
12b und
12d bieten
die Möglichkeit der differenziellen Auslenkungsmessung,
wodurch die Auflösungsgenauigkeit erhöht werden
kann. Die differenzielle Auslenkung bestimmt sich nach
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Wobei
w
x1(zmess) und w
x2(zmess) die
von den Sensoren
12a und
12c festgestellten Auslenkungen
sind. Durch Einsetzen in die Gleichung 4 ergibt sich für
die Berechnung der Querkraft F
Qxdiff die
Formel
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In äquivalenter
Weise kann die Differenzmessung in y-Richtung mittels der Sensoren 12b und 12d erfolgen.
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Dabei
ist darauf zu achten, dass die einander gegenüberliegenden
Sensoren 12a und 12c bzw. 12b und 12d vom
gleichen Typ sind und damit gleiche Messeigenschaften aufweisen.
Zudem muss die Koaxialität gewährleistet sein,
und die Messspalten müssen einander identisch sein. Durch
die differenzielle Messmethode ergibt sich zu der höheren
Auflösungsgenauigkeit eine Reduktion des Signalrauschens
und dadurch eine Erhöhung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses
(SNR).
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- 1
- Basiskörper
- 2
- Montagezylinder
- 3
- Zentrierungsbase
- 4
- Werkzeug
- 5
- Werkzeugschaft
- 6
- Spitze
des Werkzeugschafts
- 7
- Schneidplatte
- 8
- Deckplatte
- 9
- Sensorschlitten
- 10
- Messvorrichtung
- 11
- Nonius-Skalierung
- 12a–d
- Sensoren
- 13a–d
- Signalleitungen
- 14
- Präzisionsauflage
- 15
- Schwalbenschwanz
- 16
- Klemmschraube
- 17
- Madenschrauben
- 18
- Bohrung
- 19
- Madenschrauben
- 20
- Madenschrauben
- 21
- Aufnahmenut
- 22
- Montagespalt
- 23
- Bohrung
für Sperrluftanschluss
- 24
- Fixierungswand
- 25
- Kragbalken
- 26
- Piezo-Aktuator
- 27
- Kraftmesszelle
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - König,
Wilfried; Glocke, Fritz; Fertigungsverfahren 1: Drehen, Fräsen,
Bohren, Band 1; Springer Verlag, 1999 [0005]