DE10016441C2 - Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen Rohres - Google Patents
Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen RohresInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen
Rohres aus Stahl im Abmessungsbereich von 200 bis 1550 mm Außendurchmesser
und einer Wanddicke von 20 bis 250 mm.
Das bekannte Zieh-Press-Verfahren ist beispielsweise im Stahlrohr-Handbuch, 10.
Aufl. (Oktober 1987), Vulkan-Verlag, Seite 138-140 und im Firmenprospekt der
Mannesmannröhren-Werke (Seamless Hollow Bodies for High-Pressure Engineering,
manufactured by the Pierce and Draw Process, Issue Feb. 1972) veröffentlicht. Bei
diesem im Jahre 1899 von Heinrich Ehrhardt entwickelten Verfahren wird ein
Gussblock, heutzutage kann dies auch ein Stranggussblock sein, in einem Tiefofen
auf Umformtemperatur erwärmt und nach Einsetzen in eine Matrize einer vertikalen
Lochpresse mittels eines Lochdornes zu einem Hohlblock mit einem kegelstumpfartig
ausgebildeten Boden gepresst. Nach dem Ausstoßen aus der Matrize wird der
Hohlblock abgestreckt, indem er mittels eines in den Hohlblock eingeschobenen
konischen Ziehdornes durch mindestens einen, im Regelfall mehrerer, im
Durchmesser sich verkleinernde Ziehringe gestoßen wird. Je nach Werkstoff und
Anzahl der Züge kann es erforderlich sein, zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Zügen eine Nacherwärmung vorzusehen. Danach erfolgt ein Abkühlen auf
Raumtemperatur, im Regelfall durch Ablegen des heißen Hohlblockes in ein Sandbett.
Mittels einer Trennvorrichtung wird der Bodenbereich abgetrennt und die Rohre einer
Vergütung, d. h. Normalisieren plus Anlassen alternativ auch einer Wasservergütung
unterworfen. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur werden die Rohre gerichtet
und anschließend dann der Endbearbeitung und der Endabnahme zugeführt.
Dieser bekannte Verfahrensweg hat den Nachteil, dass bedingt durch den konischen
Ziehdorn der Hohlblock konisch ist und beim Herausziehen des Ziehdornes der in der
Nähe des Anschlages liegende Bereich in Abhängigkeit von der Wanddicke mehr oder
weniger angestaucht wird, so dass über die Länge gesehen über die zulässige
Toleranz hinausgehende Durchmesserabweichungen vorliegen. Darüber hinaus kann
das Rohr beim Normalisieren in Abhängigkeit von der Temperatur und der Wanddicke
bedingt durch das Eigengewicht oval werden. Alle genannten negativen Einflüsse
kann man durch ein entsprechendes Aufmal berücksichtigen, was aber bei der
Endbearbeitung einen entsprechenden Zerspanungsaufwand und damit Kosten
bedeutet.
Der Erfindung liegt daher das Problem zugrunde, das Zieh-Press-Verfahren der
eingangs genannten Art so weiterzuentwickeln, dass das erforderliche Aufmaß auf ein
Minimum reduziert werden kann und die Abmessungsqualität der Rohre über die
Länge vergleichmäßigt wird.
Diese Aufgabe wird mit den im Anspruches 1 angeführten Verfahren gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind jeweils Gegenstand von Unteransprüchen.
Nach der Lehre der Erfindung erfolgt zumindest das Normalisieren des Hohlblockes
bzw. des Rohres schon nach dem letzten Abstreckstich und nach einem kontrollierten
Zwischenabkühlen, wobei nach dem Normalisieren ein Kalibrierstich vorgesehen ist.
Diese Verfahrensweise hat den Vorteil, dass die vom Pressen und Abstrecken
herrührenden geometrischen Abweichungen insbesondere die Konizität und
Wanddickenanstauchung sowie durch die Wärmebehandlung verursachte Ovalität
durch den bei hohen Temperaturen erfolgenden Kalibrierstich ausgeglichen wird. Der
Kalibrierstich (Aufweiten oder Reduzieren) erfolgt als Warmumformung bei einer
Temperatur, die in einem Bereich zwischen Normalisierungstemperatur als
Obergrenze und Normalisierungstemperatur minus 100°C als Untergrenze liegt. Die
Festlegung der Untergrenze ist notwendig um sicher zu stellen, dass keine
Verfestigungen sich ergeben, die ein erneutes Normalisieren erforderlich machen
würde.
Für eine optimale Wärmebehandlung ist es vorteilhaft, wenn der Boden vorher
abgetrennt ist, da dann die Massenverteilung des Glühgutes gleichmäßig ist. Der
Zeitpunkt des Bodenabtrennens hängt aber davon ab, wie die Rohre bestellt werden.
Wenn das Rohr mit toleriertem Innendurchmesser bestellt wird, d. h. die lichte Werte
ist dann die Führungsgröße, erfolgt das Abtrennen des Bodens vor dem
Normalisieren.
Wird dagegen das Rohr mit toleriertem Außendurchmesser bestellt, erfolgt das
Abtrennen des Bodens erst nach dem Kalibrierstich, weil dann wegen des
Außendurchmessers als Führungsgröße der Hohlblock mit Boden wie beim
Abstreckstich durch einen den Außendurchmesser leicht reduzierenden Ziehring
geschoben wird. Bei der letztgenannten Verfahrensweise wird aber dafür gesorgt, dass
ein möglichst nur dünnwandiger Boden angeformt wird, um bei der Wärmebehandlung
keine zu großen Temperaturunterschiede in dem an den Boden angrenzenden
Rohrbereich zu verursachen.
Die vorgeschlagene Verfahrensweise wird nach einem weiteren Merkmal der Erfindung
dadurch verbessert, wenn nach dem letzten Abstreckstich oder nach dem
Heißabtrennen des Bodens der Hohlblock bzw. das Rohr kontrolliert auf einem Rost
bis ≦ 500°C abgekühlt wird. Die Art der weiteren Abkühlung hat dann keinen Einfluss
mehr auf das Gefüge. Auch nach dem Kalibrierstich bzw. nach dem Heißabtrennen
des Bodens wird das Rohr kontrolliert auf einem Rost bis ≦ 300°C abgekühlt. Die
vorgeschlagene kontrollierte Zwischenabkühlung nach dem letzten Abstreckstich oder
nach dem Abtrennen des Bodens hat den Vorteil, dass die Resteigenwärme des
Stückes energiesparend für das Erwärmen beim Normalisieren genutzt werden kann.
Von weiterem Vorteil ist, wenn für das Zwischenerwärmen und Nacherwärmen ein
Hubherdofen verwendet wird. Bei diesem Ofentyp werden die eingelegten Stücke
taktweise quer durch den Ofen transportiert und dabei auch immer auch ein kleines
Stück gedreht, so dass eine gleichmäßige Erwärmung aller Werkstückbereiche
sichergestellt ist.
Das vorgeschlagene Herstellverfahren wird anhand eines Ausführungsbeispieles näher
erläutert, wobei in diesem Beispiel der tolerierte Innendurchmesser die Führungsgröße
der Abmessung ist.
- - Erwärmung des Gussblockes oder Stranggussblockes auf Umformtemperatur in einem Tiefofen
- - Pressen zum Hohlblock mittels einer vertikal angeordneten Matrize und einem Lochdorn
- - Ein- oder mehrfaches Abstrecken auf die Endabmessung mittels sich im Innendurchmesser verkleinernder Ziehringe und eines eingeschobenen Ziehdornes mit ggf. Zwischenerwärmung in einem Hubherdofen
- - Abtrennen des Bodens als Heißschnitt
- - kontrollierte Zwischenabkühlung auf einem Rost auf eine Temperatur ≦ 500°C
- - Einsetzen des Rohres in einen Hubherdofen unter Ausnutzung der Resteigenwärme zum Normalisieren
- - Halten auf Normalisierungstemperatur in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Wanddicke des Rohres
- - Kalibrierstich (Aufweiten) mittels eines durch das Rohr zu schiebenden Dornes, wobei das Rohr am anderen Ende gegen einen Anschlag gefahren wird. Der Kalibrierstich erfolgt bei einer Temperatur im Bereich zwischen < Normalisierungstemperatur und ≧ Normalisierungstemperatur minus 100°C
- - kontrolliertes Zwischenabkühlen auf einem Rost auf eine Temperatur ≦ 300°C
- - Einsetzen des Rohres in einen Kammerofen unter Ausnutzung der Resteigenwärme zum Anlassen
- - Halten auf Anlasstemperatur in Abhängigkeit vom Werkstoff und der Wanddicke des Rohres
- - Abkühlen auf einem Rost
- - Richten
Danach wird das Rohr je nach Bestellwunsch geschliffen oder durch Überdrehen
bearbeitet und einer Endabnahme mit allen vom Besteller aufgegebenen Prüfungen
unterworfen.
Claims (8)
1. Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen Rohres aus Stahl im
Abmessungsbereich von 200 bis 1550 mm Außendurchmesser und einer
Wanddicke von 20 bis 250 mm mit den nachfolgenden Arbeitsschritten:
- - Erwärmung eines Gussblockes oder Stranggussblockes auf Umformtemperatur
- - Pressen zum Hohlblock mit Boden
- - Ein- oder mehrfaches Abstrecken mit Zwischenerwärmung auf die Endabmessung
- - kontrolliertes Zwischenabkühlen
- - Normalisieren des Rohres nach dem letzten Abstreckstich und nach dem kontrollierten Zwischenabkühlen
- - Kalibrierstich, wobei dieser bei einer Temperatur erfolgt, die im Bereich zwischen < Normalisierungstemperatur und ≧ Normalisierungstemperatur minus 100°C liegt, wobei die Normalisierungstemperatur werkstoffabhängig ist
- - Abtrennen des Bodens als Heißschnitt vor dem Normalisieren oder nach dem Kalibrierstich
- - Abkühlen
- - Anlassen des Rohres
- - Abkühlen
- - Richten
2. Zieh-Press-Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass, wenn der tolerierte Innendurchmesser als Führungsgröße der
Abmessung verwendet wird, das Abtrennen des Bodens vor dem Normalisieren
erfolgt,
3. Zieh-Press-Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass, wenn der tolerierte Außendurchmesser als Führungsgröße der
Abmessung verwendet wird, das Abtrennen des Bodens erst nach dem
Kalibrierstich erfolgt.
4. Zieh-Press-Verfahren nach den Ansprüchen 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach dem letzten Abstreckstich oder nach dem Abtrennen des Bodens die
Rohre oder die Hohlblöcke vor dem Normalisieren auf eine Temperatur ≦ 500°C
kontrolliert zwischenabgekühlt werden.
5. Zieh-Press-Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass für den Kalibrierstich durch das Rohr ein leicht aufweitender Dorn
geschoben wird.
6. Zieh-Press-Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass für den Kalibrierstich der Hohlblock mit Boden mittels eines
eingeschobenen Domes durch einen den Außendurchmesser leicht
reduzierenden Ziehring geschoben wird.
7. Zieh-Press-Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Durchmesserveränderung durch das Aufweiten oder Reduzieren
mindestens 10 mm beträgt.
8. Zieh-Press-Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach dem Kalibrierstich und vor dem Anlassen die Rohre auf einen
Temperaturbereich ≦ 300°C kontrolliert abgekühlt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000116441 DE10016441C2 (de) | 2000-03-29 | 2000-03-29 | Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen Rohres |
Applications Claiming Priority (1)
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DE2000116441 DE10016441C2 (de) | 2000-03-29 | 2000-03-29 | Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen Rohres |
Publications (2)
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DE10016441A1 DE10016441A1 (de) | 2001-10-11 |
DE10016441C2 true DE10016441C2 (de) | 2002-11-28 |
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Family Applications (1)
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DE2000116441 Expired - Lifetime DE10016441C2 (de) | 2000-03-29 | 2000-03-29 | Zieh-Press-Verfahren zur Herstellung eines nahtlosen Rohres |
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Country | Link |
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Families Citing this family (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN102728652A (zh) * | 2012-07-17 | 2012-10-17 | 新兴铸管股份有限公司 | 一种外层低碳钢内层轴承钢的双金属无缝钢管的制造方法 |
CN114749508B (zh) * | 2022-03-18 | 2023-11-14 | 德新钢管(中国)有限公司 | 一种大口径奥氏体不锈钢无缝管及其制造方法和用途 |
-
2000
- 2000-03-29 DE DE2000116441 patent/DE10016441C2/de not_active Expired - Lifetime
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
Firmenprospekt der Mannesmannröhren-Werke "Seamless Hollow Bodies for High-Pressure Engineering, manufactured by Pierce and Draw Process", Issue Febr. 1972 * |
Stahlrohr-Handbuch, 10. Aufl., Vulkan-Verlag, 1987, S. 138-140 * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE10016441A1 (de) | 2001-10-11 |
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