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Die
Messung der Impedanz in Stromnetzen wird unter anderem dazu benutzt,
um beim Betrieb von dezentralen Erzeugungsanlagen eine ungewollte Inselbildung
(Islanding) in einem Teilnetz zu erkennen und die Erzeugungsanlage
abzuschalten oder vom Netz zu trennen.
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Es
sind eine Reihe von Messverfahren bekannt, die zu diesem Zweck benutzt
werden. In der Regel werden zur Messung der Impedanz Strompulse
erzeugt, die eine Veränderung
der Netzspannung bewirken. Aus der Differenz der Spannungen mit
und ohne Strompuls wird die Impedanz errechnet.
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Die
Strompulse können
durch zu- oder Abschalten von Lasten, oder auch durch Veränderung der
Einspeiseleistung eines Erzeugers generiert werden. Bei Wechselstromnetzen
können
auch Blindstrompulse erzeugt werden und neben der Spannungsänderung
kann auch die durch den Blindstrom verursachte Phasenverschiebung
zur Ermittlung der Netzimpedanz verwendet werden (siehe auch
DE 195 04 271 C1
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Um
störende
Netzrückwirkungen
zu vermeiden, sind die Strompulse oft als Halb- oder Vollwellenpulse
der Netzfrequenz ausgeführt.
Es gibt auch Geräte,
die kürzere
netzsynchrone, Pulse (wenige Millisekunden) benutzen.
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Die
Anwendbarkeit solcher Geräte
wird in besonderen Fällen
eingeschränkt:
- 1. An Netzpunkten, die stark mit Störungen belastet
sind, (z. B. hoher Pegel von Rundsteuersignalen, Oberwellen von
Umrichtern, starke Verbraucher mit elektronischer Leistungsregelung) kommt
es durch Rückwirkungen
auf die Impedanzmessung zu unerwünschten
Fehlauslösungen
von automatischen Netztrennvorichtungen, wenn die Messungen dadurch
gestört
werden.
- 2. Beim Betrieb mehrerer Geräte
mit Impedanzmessung an einem Netzpunkt kann es zu gegenseitiger
Beeinflussung kommen, da die Pulse netzsynchron sind. (Überlagerung
von Messpulsen führt
zu Fehlmessungen) Es gibt zwar die Möglichkeit bei mehreren Geräten die
Pulse auf verschiedene Zeitpunkte zu verteilen um die gegenseitige
Beeinflussung zu verringern, der Nachteil ist aber, dass dadurch
die mögliche
Anzahl von Messungen in einer vorgegebenen Zeit verringert wird.
(Geringere Mittelwertbildung und damit Störunterdrückung)
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An
die Netzfreischalteinrichtungen wird in der Regel die Forderung
gestellt, einen unsicheren Zustand (sprunghafte Erhöhung der
Netzimpedanz durch unkontrollierte Inselbildung) innerhalb weniger Sekunden
mit Sicherheit zu erkennen und eine Abschaltung auszulösen. Wenn
der an einem Netzpunkt vorkommende Störpegel (bezogen auf das jeweilige Messverfahren)
wesentlich größer als
das Prüfsignal ist,
und der Anzahl der möglichen
Messungen Grenzen gesetzt sind, ist es je nach Höhe des Störpegels und Anzahl der möglichen
Messungen nicht mehr möglich,
das Prüfsignal
von den Störungen
zu differenzieren. Abhilfe würde
einerseits eine Erhöhung des
Prüfstromes
schaffen, dadurch steigen aber unter Umständen die von dem Gerät durch
die Prüfpulse
verursachten Netzrückwirkungen
auf ein unerwünschtes
Maß an.
Auch der höhere
Energieverbrauch und Notwendigkeit von aufwendigere Bauteilen sind
dabei von Nachteil. Der andere Lösungsansatz
liegt darin, möglichst
viel Messungen in der vorgegebenen Zeit durchzuführen und den Störeinfluss durch
Mittelwertbildung abzuschwächen.
Bei der Verwendung sehr häufiger
netzsynchroner Pulse kommt es aber zu starker gegenseitiger Beeinflussung, wenn
mehrere Geräte
an einem Netzpunkt betrieben werden.
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In
der
DE 19504271 C1 wird
ein Verfahren zur Impedanzmessung in Wechselstromnetzen sowie ein
Verfahren und eine Vorrichtung zur Verhinderung von Inselnetzen
beschrieben. Es werden durch die Impedanzmessung und -überwachung
unkontrollierte Inselnetze verhindert. Durch die Messung der Phasenverschiebung
der Spannung ohne Blindstrom zu der Spannung mit Blindstrom kann
die Netzimpedanz ermittelt werden, wobei bei einer sprunghaften Änderung
der Impedanz das Teilnetz abgetrennt wird.
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Nachteil
dieser Erfindung ist es, dass es an Netzpunkten, die mit Störungen belastet
sind, durch Rückwirkungen
auf die Impedanzmessung zu unerwünschten
Fehlauslösungen
von automatischen Netztrennvorrichtungen kommt.
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In
US 5587662 wird die Netzimpedanz über eine
Spanne von Frequenzen gemessen. Dazu muss eine minimale Frequenz,
eine maximale Frequenz, die Zahl der Punkte zwischen der minimalen
und der maximalen Frequenz und die Zahl der Messungen erfasst werden,
um einen Durchschnitt für
jede Frequenz und den nominalen Messwert des eingespeisten Stromes
zu ermitteln. Anschließend
erfolgt eine graphische Darstellungen der Netzimpedanzgröße und -phase,
die auch als einfacher Text gesichert wird, um sie später durch
eine andere Software zu nutzen und zu analysieren. Alternativ kann
der Netzwerkanalysator ohne Nutzung des Computers die Netzimpedanz
als eine Funktion der Frequenz automatisch messen und das Resultat
in einem Textfile sichern.
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Es
wird eine aufwendige Vorrichtung für die Analyse des Netzes bezüglich der
Impedanz bei verschiedenen Frequenzen beschrieben. Für die kontinuierliche Überwachung
der Impedanz in einer Vielzahl kleiner kostengünstiger Geräte zur automatischen Netzfreischaltung
ist sie schon vom Aufwand her ungeeignet. Die einmalige oder mehrmalige
Analyse des Netzes bezüglich
der Impedanz ist etwas völlig
anderes als die kontinuierlich Überwachung
der Impedanz zum Zwecke der Erkennung einer unkontrollierten Inselbildung.
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In
US 5818245 wird eine Impedanzmessung beschrieben,
bei der zwei Testsignale mit einer sich von der vorbestimmten Leitungsfrequenz
unterscheidenden Frequenz beaufschlagt werden. Die sich daraus ergebenden
Impedanzsignale werden durch eine Impedanzmesseinrichtung gemessen.
Durch ein Filter wird die Überlagerung
mit der Leistungsversorgungsleitungsfrequenz unterdrückt.
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In
US 4528497 wird ein Gerät für die Überwachung
nicht geerdeter Stromverteilersysteme beschrieben, welches den totalen
Risikostrom von den isolierten Stromleitern zur Masse anzeigt.
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Auch
mit diesen zwei Erfindungen kann nicht kontinuierlich die Impedanz
zum Zwecke der Erkennung einer unkontrollierten Inselbildung überwacht werden.
Die Verwendung von Filtern für
ein bestimmtes Frequenzspektrum ist dabei immer an die Messung bei
eingeschaltetem Netz gebunden.
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Der
bisherige Stand der Technik zur kontinuierlichen Überwachung
der Impedanz zum Zwecke der automatischen Netzfreischaltung zeigt
ausnahmslos, dass die Messungen netzsynchron oder mit einer festen
Frequenz erfolgen (z.B. durch Filter). Hierbei wird der Netzstrom
oder die Spannung selbst benutzt. Es wird eine Last dazugeschaltet
und aus der Spannungsdifferenz wird die Impedanz errechnet. Dies
ist auch ein wesentlicher Nachteil des Standes der Technik, da in
jedem Fall nur bei angeschaltetem Netz gemessen werden kann.
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Offenbarung der Erfindung
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Technische Aufgabe
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, in Netzfreischalteinrichtungen
die Netzimpedanz kontinuierlich zu überwachen und einen unsicheren
Zustand, der durch eine unkontrollierte Inselbildung gegeben sein
kann, mit einer einfachen, kostengünstigen Schaltung, die kaum
Energie verbrauchen darf, innerhalb weniger Sekunden mit Sicherheit
zu erkennen und einen Schaltvorgang auszulösen.
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Technische Lösung
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Die
Lösung
der Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Messung der Impedanz in
Stromnetzen zur selbsttätigen
Netzfreischaltung realisiert, bei dem durch einen Mikroprozessor
eine schnelle Folge von Prüfpulsen
ausgesendet werden, deren Frequenzspektrum und die Reihenfolge der
benutzten Frequenzen durch eine Zufallsfunktion erzeugt wurde. Es
erfolgt eine sehr große
Anzahl von Messungen der durch die Prüfpulse verursachten Spannungsänderungen
in einer vorgegebenen Zeit, wobei durch Mittelwertbildung Störeinflüsse unterdrückt werden. Eine
Netzfreischaltung erfolgt nur dann, wenn eine sprunghafte Erhöhung der
Netzimpedanz festgestellt wird.
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Die
schnelle Folge von Prüfpulsen
ist nicht netzsynchron und stellt nicht ein Vielfaches der Netzfrequenz
dar.
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In
einer Ausführung
werden die Prüfpulse von
konstanter Amplitude mit unterschiedlichen Frequenzen erzeugt.
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Die
Strompulse werden mit Hilfe einer gesteuerten Konstantstromquelle
erzeugt und die Amplitude der Prüfpulse
wird durch das Programm des Mikroprozessors verändert.
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Die
Flussrichtung wird bei weitgehend gleichem Betrag des Prüfstromes
durch den Mikroprozessor geändert.
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Vorteilhafte Wirkungen
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Es
ergeben sich folgende Vorteile:
Da die Messungen nicht mehr
netzsynchron durchgeführt
werden, kann in einer vorgegebenen Zeit eine sehr große Anzahl
von Messungen erfolgen (begrenzt nur durch die Leistungsfähigkeit
des Microcontrollers). Somit kann durch starke Mittelwertbildung
die Genauigkeit erhöht
und Störeinflüsse unterdrückt werden,
(ähnlich
wie bei einem digitalen Filter, nur dass hier nicht mit einer festen
Frequenz gearbeitet werden muss).
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Wenn
das Prüfsignal
nach dem Zufallsprinzip erzeugt wird, ist eine gegenseitige Beeinflussung praktisch
auszuschließen,
da kein Synchronlauf von benachbarten Geräten mehr vorkommt.
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Da
das Prüfsignal
keine Netzharmonischen oder sonstige stehende Frequenzen enthält, sind
störende
Rückwirkungen
im Netz minimal.
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Das
Verfahren ist völlig
unabhängig
von der Betriebsfrequenz und daher ohne Anpassung in Netzen mit
unterschiedlicher oder schwankender Frequenz einsetzbar. Es kann
daher auch in Gleichspannungsnetzen eingesetzt werden.
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Die
Erfindung ermöglicht
es, dass auch Messungen bei abgeschaltetem Netz durchgeführt werden
können.
Es werden Pulse erzeugt, die mit der Netzspannung und der Netzfrequenz
nichts zu tun haben. Hierin ist auch der wesentliche Vorteil gegenüber dem
Stand der Technik zu sehen: Auch bei Netzfreischaltung erfolgt eine
kontinuierliche Überwachung,
die einen sprunghaften Anstieg der Impedanz erkennt.
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Ausführungsform(en) der Erfindung
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Im
Folgenden wird ein Messverfahren beschrieben, das nicht mit diesen
Nachteilen behaftet ist: Dazu zeigen die Figuren
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1 grundsätzlicher
Aufbau zur Messung der Impedanz in Stromnetzen
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2 Ein
Signal Si1 am AD-Wandler-Eingang ohne Störung mit
den Messpunkten a1, a2,
a3 – an
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3 Ein
Signal Si2 am AD-Wandler-Eingang mit Störung mit
den Messpunkten a1, a2,
a3 – an und b1, b2, b3 – bn
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In
der 1 wird der grundsätzliche erfindungsgemäße Aufbau
zur Messung der Impedanz in Stromnetzen dargestellt, mit dem beim
Betrieb von dezentralen Erzeugungsanlagen eine ungewollte Inselbildung
in einem Teilnetz erkannt und die Erzeugungsanlage abgeschaltet
oder vom Netz getrennt wird.
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Im
Unterschied zu den bekannten Verfahren werden keine netzsynchronen
Pulse verwendet, sondern eine schnelle Folge von Pulsen, die nicht
netzsynchron sind und auch kein Vielfaches der Netzfrequenz darstellen.
Um Störeinflüsse und
Fehlmessungen durch Resonanzen zu verringern, ist es vorteilhaft,
keine feste Frequenz sondern ein ganzes Frequenzspektrum zu verwenden.
Dadurch werden auch Netzrückwirkungen
verringert. Um gegenseitige Beeinflussung von Geräten zu verhindern,
kann anstelle einer festen Frequenzfolge eine Folge verwendet werden,
die durch eine Zufallsfunktion erzeugt wird. Das klingt vielleicht
zunächst
sehr aufwendig, bei der Impedanzmessung sind diese Möglichkeiten aber
einfach zu realisieren, da Aussendung und Empfang der Messpulse
durch den gleichen Microprozessor gesteuert werden können.
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Ein
Nachteil bei der Impedanzmessung mit Prüfpulsen, die eine höhere Frequenz
haben als die Betriebsfrequenz des Netzes, ist die Tatsache, dass durch
frequenzabhängige
Impedanzanteile (in der Regel Induktivität eines Netzes) eine Verfälschung der
Messung vorkommen kann. Wenn bei dem beschriebenen Verfahren aber
mit einerseits konstanter Amplitude der Prüfpulse und andererseits mit
unterschiedlichen Frequenzen gearbeitet wird, lassen sich diese
Fehler leicht rechnerisch im Programm des Microprozessors korrigieren.
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Der
grundsätzliche
Aufbau eines Gerätes nach
dem beschriebenen Verfahren (siehe 1) enthält folgende
Baugruppen Microprozessor M, Impulsgenerator, Hochpass-Filter.
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Der
Impulsgenerator ist so aufgebaut, dass gesteuert vom Microprozessor
M eine schnelle Folge von Pulsen in das Stromnetz eingekoppelt werden kann.
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Ein
möglicher
Aufbau besteht z. B. aus einer bidirektionalen Konstantstromquelle
K und zwei von dem Microprozessor M steuerbaren elektronischen Schaltern
S1 und S2, so dass
ein vom Betrag her konstanter Strom in schneller Folge in seiner
Flussrichtung gewechselt werden und über einen geeigneten Kondensator
in das Stromnetz eingekoppelt werden kann. Eine solche Schaltung
liefert Messpulse von konstanter Amplitude, was die Auswertung erleichtert.
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Für die Erfassung
der Signale wird der Netzpunkt über
ein Hochpass-Filter C3 oder Bandpass-Filter
und einen geeigneten Spannungsteiler R1 und
R2 an einen AD-Wandler-Eingang AD des Microprozessors M gelegt.
Der Messbereich kann so eingestellt werden, dass das eigentliche
Nutzsignal nur einen kleinen Teil des Gesamtmessbereichs des AD-Wandlers benötigt. Durch
Differenz- und Mittelwertbildung können dann Störanteile
unterdrückt
und eine ausreichende Genauigkeit erreicht werden.