[0001] Die Erfindung betrifft einen Autoinjektor mit einer in einem hülsenförmigen Teil angeordneten und relativ zu diesem axial verschiebbaren Injektionsnadel, die aus einer Injektionskanüle und einem Kanülenträger besteht.
[0002] Autoinjektoren sind in vielerlei Ausführungen bekannt. Sie dienen insbesondere zur Verabreichung von Wirkstoffen, die sich der betroffene Patient selbst injiziert. Sie besitzen in der Regel ein Gehäuse mit einem hülsenförmigen Teil, in dem ein Behälter für den Wirkstoff mitsamt einer mit ihm verbundenen Injektionsnadel zwecks Einstechens der Injektionsnadel verschiebbar ist. Im Behälter ist ein Spritzenkolben zwecks Ausschüttens des Wirkstoffes verschiebbar. Mit dem Behälter ist eine Injektionsnadel lösbar verbunden.
Die Injektionsnadel umfasst in der Regel eine üblicherweise aus Metall bestehende Injektionskanüle, die mit einem konusartigen Kanülenträger aus Kunststoff verbunden ist, der seinerseits zur Verbindung der Injektionsnadel mit dem Behälter dient. Solche Verbindungen werden in Fachkreisen als Luerslip-Verbindungen bezeichnet und sind zum Beispiel in der Norm ISO 594-1 beschrieben. Bei einer ähnlichen Verbindung, die als Luerlock-Verbindung bezeichnet wird, ist ebenfalls ein konusartiger Kanülenträger vorgesehen, in welchem die Kanüle beispielsweise eingegossen ist.
An seinem äusseren Umfang weist der Kanülenträger radial abstehende Lappen auf, welche die Funktion eines Aussengewindes übernehmen, das in ein entsprechendes Innengewinde eingeschraubt wird, das am Behälter vorgesehen ist.
[0003] Das Verschieben des Spritzenkolbens zwecks Ausschüttens des im Behälter vorhandenen Wirkstoffes erfolgt bei den meisten Autoinjektoren durch die Kraft einer oder mehrerer zuvor gespannter Federn. Durch diese auf den Spritzenkolben ausgeübte Federkraft kann im Wirkstoff ein sehr hoher hydraulischer Druck erzeugt werden, zumal die Federkraft bei vielen Autoinjektoren schlagartig auftritt. Dadurch entsteht die Gefahr, dass die Injektionsnadel während des Ausschüttens des Wirkstoffes vom Behälter getrennt wird.
Nicht nur durch den hydraulischen Druck kann sich die Injektionsnadel vom Behälter lösen, sondern auch durch Trägheitskräfte, die beim automatischen Einstechen auftreten können. Diese Gefahr ist dann besonders gross, wenn der Autoinjektor ausgelöst wird, ohne dass er auf die Haut eines Patienten aufgesetzt ist. Wenn in einem solchen Fall der Behälter ungedämpft an einen Anschlag prallt, kann es vorkommen, dass die Injektionsnadel geschossartig davonfliegt. Denkbar ist auch der Fall, dass sich die Injektionsnadel beim Herausziehen aus dem Gewebe vom Behälter löst.
Obschon zu diesem Zeitpunkt die Injektion schon abgeschlossen ist, ist dies vom Patienten sehr unerwünscht und gegebenenfalls äusserst schmerzhaft.
[0004] Eine Massnahme, die das Lösen der Injektionsnadel vom Behälter verhindert, besteht im Fall der Luerslip-Verbindung in einer Nadelsicherung (siehe internationale Patentanmeldung WO2004/047 895), die der Benutzer nach dem Aufsetzen der Injektionsnadel und vor dem Einsetzen des Behälters in den Autoinjektor anbringt. Im Fall der Luerlock-Verbindung kann eine Art Drehmomentschlüssel (siehe internationale Patentanmeldung WO2004/047 883) vorgesehen sein, mit welcher der Benutzer die Injektionsnadel am Behälter anschraubt, bevor er diesen in den Autoinjektor einsetzt.
Beide der genannten Massnahmen erfordern eine besondere Aufmerksamkeit und Gewissenhaftigkeit des Benutzers, die gerade bei kranken Menschen nicht immer gegeben ist. Es ist daher eine zusätzliche Massnahme erwünscht, die das Entfernen der Injektionsnadel aus dem Gehäuse des Autoinjektors verhindert, falls sich diese einmal ungewollt vom Behälter löst. Zwar ist eine sehr einfache Massnahme denkbar, die darin besteht, den Durchmesser einer dem Durchtritt der Injektionskanüle dienenden Öffnung an der Stirnseite des Autoinjektors kleiner zu dimensionieren als den Durchmesser des Kanülenträgers.
Wenn aber die Injektionsnadel mit einer Nadelschutzkappe mit grösserem Aussendurchmesser als der Durchmesser des Kanülenträgers versehen ist, die nach dem Laden des Autoinjektors abgenommen werden muss, ist diese Massnahme nicht praktikabel.
[0005] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Autoinjektor vorzuschlagen, bei dem die Injektionsnadel daran gehindert wird, den hülsenförmigen Teil ganz zu verlassen, wenn sie sich in unerwünschter Weise vom Behälter löst.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäss der Erfindung dadurch gelöst, dass an einem Ende des hülsenförmigen Teils bewegliche Laschen angeordnet sind, deren freie Enden in den hülsenförmigen Teil hineinragen.
Die freien Enden dieser Laschen begrenzen eine Durchtrittsöffnung für die Injektionskanüle, versperren aber dem Kanülenträger den Durchtritt.
[0007] Nach einer besonderen Ausführungsart der Erfindung sind die Laschen in Richtung der Injektionskanüle federnd vorgespannt. Mit dieser Massnahme ist gewährleistet, dass die Laschen automatisch eine Lage einnehmen, in der sie dem Kanülenträger den Durchtritt verhindern.
[0008] Nach einer anderen Ausführungsart der Erfindung sind die Laschen an einem ringförmigen Teil angeordnet, der mit dem hülsenförmigen Teil an dessen Ende verbunden ist. Dies erlaubt eine einfache Herstellung der Laschen.
Vorzugsweise ist der ringförmige Teil mit dem hülsenförmigen Teil durch eine Schnappverbindung verbunden, was die Montage des Autoinjektors vereinfacht.
[0009] Nach einer weiteren Ausführungsart der Erfindung besteht der ringförmige Teil aus Kunststoff und ist vorzugsweise durch Spritzgiessen hergestellt. So ist der Teil besonders kostengünstig, insbesondere auch deshalb, weil Filmscharniere hergestellt werden können, mit denen die Laschen mit dem ringförmigen Teil verbunden sind.
[0010] Schliesslich kann nach einer weiteren Ausführungsart der Erfindung eine Sperrhülse vorgesehen sein, die mit der Injektionsnadel so verschiebbar ist, dass sie die Laschen umschliesst.
Dies stellt eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme dar, die gewährleistet, dass die Laschen nicht in unerwünschter Weise nachgeben, wenn der Kanülenträger auf sie trifft.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen beispielhaft erläutert. Es zeigt:
<tb>Fig. 1<sep>einen Längsschnitt durch einen Autoinjektor, bei dem die Injektionsnadel durch eine Nadelschutzkappe geschützt ist,
<tb>Fig. 2<sep>den Autoinjektor gemäss Fig. 1 nach Entfernen der Nadelschutzkappe und bereit zur Injektion,
<tb>Fig. 3<sep>einen Längsschnitt durch den nadelseitigen Bereich des Autoinjektors nach dem Einstechen der Injektionsnadel in einem gegenüber den Fig. 1 und 2 vergrösserten Massstab,
<tb>Fig. 4<sep>einen Längsschnitt durch den Nadelfänger in einem gegenüber Fig. 3 noch einmal vergrösserten Massstab,
<tb>Fig. 5<sep>eine perspektivische Ansicht des Nadelfängers nach Fig. 4,
<tb>Fig. 6<sep>einen Längsschnitt durch den nadelseitigen Bereich des Autoinjektors in einer Vorrichtung zum Entnehmen und Aufsetzen der Nadelschutzkappe und
<tb>Fig. 7<sep>einen Längsschnitt gemäss Fig. 6 während des Entfernens des Autoinjektors aus der Vorrichtung.
[0012] Der Autoinjektor, der in den Fig. 1 und 2 ganz zu sehen ist, besteht im Wesentlichen aus zwei voneinander trennbaren Teilen, nämlich dem Reservoirteil 1, der die eigentliche Injektionsvorrichtung enthält, und dem Antriebsteil 2, der die zum Auslösen und Durchführen des Einstechvorgangs und des Ausschüttvorgangs des Wirkstoffes notwendigen Teile, unter anderem Federn, enthält. Auf den Antriebsteil 2 wird in dieser Beschreibung nicht näher eingetreten. Der Reservoirteil 1 enthält eine äussere Aufnahmehülse 3, in deren Innerem eine Schutzhülse 5 längs verschiebbar aufgenommen ist.
Letztere hat die Aufgabe, nach erfolgter Injektion durch Federkraft über die Injektionsnadel geschoben zu werden, um die Injektionsnadel 6 abzudecken und vor Berührung zu schützen. Die Feder, welche dies bewirkt, ist nur in den Fig. 6 und 7 dargestellt und mit 24 bezeichnet. Ferner ist innerhalb der Aufnahmehülse 3 eine Schiebehülse 4 längs verschiebbar aufgenommen, deren in den Figuren linkes Ende sich in die Schutzhülse 5 hinein erstreckt. Die Schiebehülse 4 nimmt in diesem Ausführungsbeispiel eine gefüllte Fertigspritze 12 auf, welche aus einem Behälter 13, einem darin verschiebbaren Kolben 14 und aus einer Injektionsnadel 6 besteht. Die Injektionsnadel 6 besteht ihrerseits aus einer Injektionskanüle 7 aus Metall, die in einen Kanülenträger 8 aus Kunststoff eingegossen ist.
Der Kanülenträger 8 ist innen konisch und passt dicht auf einen entsprechenden Konus, der an einem Kupplungsteil 25 der Spritze angeordnet ist. Der im Beispiel dargestellte Kupplungsteil 25 ist ein Luerlock-Kupplungsteil und weist einen äusseren, hülsenförmigen Ansatz auf, in dem sich Rippen (nicht sichtbar) befinden, die eine Art Innengewinde oder Bajonettverbindung für den Kanülenträger 8 bilden. Bei einer Luerslip-Verbindung würde dieser hülsenförmige Ansatz fehlen. Am Ende des Kanülenträgers 8 sind zwei radial abstehende Lappen 9 angeformt, die bei der Luerlock-Verbindung im hülsenförmigen Ansatz eingreifen.
[0013] Am Ende der Schutzhülse 5 ist ein Nadelfänger 11 befestigt, dessen Aufbau und Funktion weiter unten noch genauer beschrieben wird.
Wie Fig. 1 zeigt, ist die Fertigspritze 12 mit einer Nadelschutzkappe 10 versehen, deren in der Figur linkes Ende durch den Nadelfänger 11 hindurch ein Stück nach aussen ragt. Fig. 2 zeigt denselben Autoinjektor nach dem Entfernen der Nadelschutzkappe 10 und bereit zum Gebrauch. Wie das Entfernen der Nadelschutzkappe 10 vor sich geht, wird später anhand der Fig. 6 und 7 erläutert. Zunächst wird nun die Funktion des Nadelfängers 11 erklärt. Wie bereits aus den Fig. 1 und 2 hervorgeht, weist der Nadelfänger 11 eine Anzahl federnd nach innen vorgespannter Laschen 16 auf. Während die Laschen in Fig. 1 mit Vorspannung an der Nadelschutzkappe 10 anliegen, sind sie in Fig. 2 entspannt und bilden einen Durchgang, der zwar die Injektionskanüle 7, nicht aber den Kanülenträger 8 passieren lässt.
Noch deutlicher ist dies in Fig. 3 zu erkennen, die den stirnseitigen Abschnitt des Autoinjektors in einem vergrösserten Massstab zeigt, und zwar in der Betriebsposition nach dem Einstechen der Injektionsnadel 6. In dieser Betriebsposition liegt eine Stirnfläche 19 des Nadelfängers 11 in einem geringen Abstand vor den am Kanülenträger 8 angeformten Lappen 9. Es ist offensichtlich, dass wenn sich in dieser Betriebsposition die Injektionsnadel 6 von der Spritze 12 lösen würde, die Lappen 9 an dieser Stirnfläche 19 anstehen würden und damit sicher verhindert wird, dass die Injektionsnadel 6 aus dem Autoinjektor entfernt werden kann.
Eine mit der Schiebehülse 4 verbundene Sperrhülse 15 verhindert zudem in dieser Betriebsposition, dass die Laschen 16 nach aussen nachgeben und den Kanülenträger 8 passieren lassen.
[0014] Die Fig. 4 und 5 zeigen den Nadelfänger 11 allein und in gegenüber den vorangehenden Figuren noch einmal vergrössertem Massstab. Der Nadelfänger 11 besteht im Wesentlichen aus einem hülsenförmigen Aussenteil mit einer umlaufenden Rastnase 18, die der Befestigung des Nadelfängers an der Schutzhülse 5 dient. Die genannten Laschen 16 sind mit Filmscharnieren 17 einstückig mit dem Aussenteil verbunden.
Die Zahl der Laschen 16 muss nicht wie im dargestellten Beispiel vier betragen, es können auch weniger oder mehr als vier Laschen 16 vorgesehen sein.
[0015] Schliesslich wird nun noch anhand der Fig. 6 und 7 die Funktion des Nadelfängers 11 beim Entfernen der Nadelschutzkappe 10 erläutert. Für das Entfernen der Nadelschutzkappe 10 ist eine Vorrichtung 20 vorgesehen, die daneben auch noch andere Funktionen wie etwa das Spannen der Federn erfüllen kann und zudem den Reservoirteil 1 in einer Lage festhält, die das Einsetzen einer Fertigspritze 12 erleichtert. Vorzugsweise nimmt die Vorrichtung 20 beim Gebrauch eine Lage ein, in der ihre Längsachse vertikal orientiert ist. Nach dem Gebrauch des Autoinjektors wird mit Hilfe der Vorrichtung 20 die Nadelschutzkappe 10 wieder aufgesetzt.
Die Vorrichtung 20 weist ein Gehäuse 23 auf, in dem, in der Figur links, ein Greifmechanismus 22 angeordnet ist, der die Aufgabe hat, vor und während der Benutzung des Autoinjektors die Nadelschutzkappe 10 festzuhalten und diese nach der Benutzung wieder freizugeben. Damit der Nadelfänger 11 beim Herausnehmen des Autoinjektors aus der Vorrichtung 20 den Endflansch 26 der vom Greifmechanismus 22 festgehaltenen Nadelschutzkappe 10 passieren kann, müssen die Laschen 16 gespreizt werden. Diese Aufgabe übernimmt ein in der Vorrichtung 20 vorhandenes Rohr 21. Wird der Autoinjektor in die Vorrichtung 20 eingesetzt, dringt das Rohr 21 in den Nadelfänger 11 ein und spreizt die Laschen 16, wie die Fig. 6 besonders deutlich zeigt.
Die Länge des Rohres 21 ist so bemessen, dass beim Herausziehen des Autoinjektors aus der Vorrichtung 20 die Laschen so lange gespreizt bleiben, bis der Endflansch 26 der Nadelschutzkappe 10 mindestens die Stirnseite 19 passiert hat. Fig. 7 zeigt diese Situation.