Verfahren zur Herstellung von dampfgehärtetem Leichtbeton Dampfgehärteter Leichtbeton wird bekanntlich aus wasserreichen Mischungen von feinverteilten, kalkreichen, mineralischen Bindemitteln, welche vor zugsweise hydraulisch sind (Zement, Hochofen schlacke, Naturzement und ähnliches), und ebenfalls feinverteiltem kieselsäurereichem Material, vorzugs weise gemahlenem Sand, hergestellt. Die Mischung wird durch Schaum- oder gaserzeugende Mittel porös gemacht.
Nachdem sie, soviel erhärtet ist, d'ass sie zu Blöcken, Platten usw. geschnitten werden kann, wird sie einer Härtung in Druckdampf unterzogen, wobei die kalkreichen Komponenten mit den kieselsäure- reichen, das heisst im allgemeinen Quarz, chemisch reagieren.
Es. ist bekannt, dass das kalkreiche, vorzugsweise hydraulische, Bindemittel ganz oder teilweise aus gebranntem Kalk bestehen kann. Ebenfalls ist es bekannt, dass das kieselsäurereiche Material, der Sand, vor der Vermahlung einer Trocknung unter zogen werden kann.
Nach der vorliegenden Erfindung wird aber ein überraschend positiver Effekt erreicht, indem min destens ein Teil, des kieselsäurereichen Materials vor der Zerteilung bei einer Temperatur über 600 C gebrannt wird. Dieser Brand soll vorzugsweise derart sein, dass die Kieselsäure des Sandes in eine ver schiedene Kristallmodifikation übergeht.
Dies be- deutet, dass sie in a-Quarz (Umwandlungstemperatur 573 C) oder gegebenenfalls in ss-Tridymit (Um wandlungstemperatur 870 C) überführt werden soll.
Wenn ein Sand, der auf Temperaturen oberhalb dieser Werte erhitzt worden ist, wieder abgekühlt oder kalt wird, wandeln sich die Kieselsäuremodifikationen in grossem Umfange wieder in a-Quarz um, aber Spuren von Hochtemperaturmodifikationen können zurück bleiben (a-Tridymit, a-Quarz, ss- und y-Tridymit),
wenn auch in keiner anderen Form als als Gitterstö- rungen in dem ss-Quarzkristall. Dadurch erhält die Kieselsäure eine erheblich höhere Reaktionsfähigkeit, was sich unter anderem dadurch äussert, dass bei der Leichtbetonherstellung der Dampfhärtungsverlauf schneller und ein Produkt mit einer höheren Festig keit erhalten wird.
Nach der Erfindung ist also ein. zur Leichtbeton herstellung verwendeter Sand ganz oder teilweise auf eine Temperatur zu erhitzen, welche höher als die Bildungstemperatur des a-Quarzes, gegebenenfalls auch höher als die Bildungstemperatur des a-Tri- dymites hegt. Es ist weniger zweckmässig, den Brand .so weit zu treiben, dass die Kieselsäure mit anderen gegenwärtigen Stoffen im grösseren Umfange reagiert.
Die Grenze einer derartigen unvorteilhaften Einwir- kung kann bei der Temperatur gesetzt werden, bei welcher eine Sinterung in dem erhitzten Sand auf zutreten beginnt.
Ein. ganz besonders günstiger Effekt wird dadurch erreicht, dass der Sand in Gegenwart von Kalk (Kal- ziumoxyd, Kalziumhydroxyd, Kalziumkarbonat und ähnliches) gebrannt wird, wobei, ausser einer Um wandlung von Kieselsäure in Hochtemperaturmodifi kationen, auch eine Zersetzung des Kalkes in Kal- ziumoxyd bewirkt wird.
Bei diesem Verlauf wird natürlich die oben genannte Labilisierung von der Kristallstruktur der Kieselsäure und auch offensicht lich eine gewisse Reaktion von dem Kalziumoxyd mit den Sandmineralen erreicht, wobei neue reak tionsfähige Komponenten gebildet werden. Auch in diesem Falle ist es weniger zweckmässig, dass der Brand so weit getrieben wird, dass eine Sinterung erreicht wird.
Die Vorteile der Erfindung bezüglich der Här- tungsdauer und der Festigkeit des hergestellten Betons wird aus den folgenden Vergleichsversuchen ersicht lich.
Beispiel <I>1</I> Marmormehl wurde auf 875 C erhitzt und nach Abkühlung zu einer einer Oberfläche von etwa 3200 cm2/g entsprechenden Feinheit vermahlen. Ausserdem wurde gewöhnlicher Heidesand zu der selben Feinheit vermahlen.
Heidesend derselben Sorte wurde auf 875 C erhitzt und nach Abkühlung zu 3200 cm2/g vermahlen. Schliesslich wurde Heide sand mit Marmormehl gemischt und die Mischung dann bei 875 C gebrannt und nach Abkühlung zu einem Pulver mit einer spezifischen Oberfläche von etwa 3200 cm2/g gemahlen. Eine Analyse des Pulvers zeigte einen Gehalt an CaO von 13,3 %.
Aus diesen Rohmaterialien und' gewöhnlichem Zement wurden drei Leichtbetonmischungen mit fol gender Zusammensetzung gemacht: A. 25% Zement,<B>10%</B> gebranntes, vermahlenes Pulver und<B>65%</B> nicht gebrannter und vermahlener Heidesand.
B. 25 % Zement, 10 % gebranntes und vermahle nes Pulver und 65% gebrannter und vermahlener Heidesand.
C.<B>25%</B> Zement und<B>75%</B> zusammengebrannte und vermahlene Mischung von Heidesand und Marmor.
Es ist zu beobachten, dass sämtliche drei Mischun gen beinahe genau ebensoviel Zement, Kalk und Sand enthalten. Der erhaltene Beton, der bei der Porosie- rung einem Volumgewicht von etwa 0,50 kg/cm3 beigebracht wurde, erhielt mit dem erstgenannten Rezept eine Festigkeit von 28,5 kg/cm2, mit dem zweiten 32,5 und mit dem dritten 39,5 kg/cm2. In sämtlichen drei Fällen wurde das Produkt im Wasser dampf von 10 atü (Atmosphären:
Überdruck) 24 Stunden gehärtet. Der Brand des Sandes ergab also eine wesentliche Erhöhung der Festigkeit des fertigen Leichtbetons.
Wenn der Brand des Sandes in Gegenwart von Kalk vorgenommen wurde, war die Festigkeitserhö hung besonders gross.
<I>Beispiel 2</I> Ein nach den drei oben genannten Rezepten hergestelltes Leichtbetonprodukt wurde bei einem Wasserdampfdruck von 10 atü von 2 bis 24 Stunden gehärtet. Ein nach dem ersten Rezept hergestelltes Produkt, also ohne irgendeinen Brand des Sandeis, hatte nach einer zweistündigen Dampfhärtung eine Festigkeit von 6 kg/em2, nach 5 Stunden 10 kg/cm2, 10 Stunden 16 kg/cm=,
15 Stunden 20 kg/cm@ und 20 Stunden 24 kg/cm2. Entsprechende Wertpaare für ein nach dem Rezept B hergestelltes Produkt waren: Nach 2 Stunden 8 kg/cm2, nach 5 Stunden 16 kg/cm2, 10 Stunden 26 kg/cm2, 15 Stunden 30 kg/cm2 und 20 Stunden 32 kg/cm2. Mit Rezept C wurden schliesslich die folgenden Werte erhalten:
Nach 2 Stunden 15 kg/cm2, nach 5 Stunden 24 kg/cm', nach 10 Stunden 35 kg/cm2, nach 15 Stunden 38,5 kg/cm2 und nach 20 Stunden 32 kg/cm2.
Es ist also ersichtlich, dass das Produkt aus dem zusammengebrannten Sand-Kalkmaterial und aus gebranntem Sand eine wesentlich schnellere Festig keitserhöhung als das Vergleichsmaterial zeigt. Der Versuch bestätigt also, d'ass die Erfindung eine Ver kürzung der zur Dampfhärtung erforderlichen Dauer ermöglicht, was von grosser Bedeutung für die Wirt schaftlichkeit einer Anlage ist.
Eine besonders interessante Anwendung der Er findung wird erbracht, wenn die Natur selbst einen mit Kalk verunreinigten Sand liefert, welcher für ein schlechtes Rohmaterial für die, Herstellung von Leichtbeton gehalten wird. Die Methode ist z. B. mit grösstem Erfolg auf einen mit Koralleresten um etwa <B>1</B>4 % verunreinigten Sand'', einen 8 % gebrochene Schneckenschalen enthaltenden Sand und einen al pinen Sand mit 28 % schwach dolomitischem Kalk stein probiert worden.
Wenn es versucht wurde, Leichtbeton aus solchen Sandsorten ganz einfach dadurch herzustellen, d'ass sie vermahlen und mit Zement oder ähnlichem versetzt wurden, wurden ausserordentlich kleine Festigkeiten erhalten. Nach einem erfindungsgemässen Brand wurde dagegen ein sehr günstiges Rohmaterial erhalten und der für die Leichtbetonmischung erforderliche Bindemittelzusatz konnte im allgemeinen um eine der in dem gebrannten Sand eingehenden CaO-Menge entsprechende Quanti tät vermindert werden.