<Desc/Clms Page number 1>
Einrichtung zum gleichzeitigen Photographieren des Gesichtes einer Person und einer vor dieser befindlichen Druckvorlage
Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zum gleichzeitigen Photographieren des Gesichtes einer Person und einer vor dieser befindlichen Druckvorlage. Zur Verfolgung und Registrierung des Blickverlaufs beim Menschen sind verschiedene Möglichkeiten bekannt. Sie dienen jedoch vorwiegend ophthalmologischen Zwecken. Für die Untersuchung der Beachtung von Zeitschriften, Zeitungen u. ähnl. Informationsträgern unter werbepsychologischen Gesichtspunkten sind diese Verfahren jedoch nicht anwendbar. Sie eignen sich allenfalls zur Durchführung von Forschungsexperimenten, deren Ergebnisse nur unter bestimmten experimentellen Bedingungen Gültigkeit besitzen müssen.
Vor allem sind die bisher bekannten Vorrichtungen zur Verfolgung und Registrierung des Blickverlaufs, die für Untersuchungen der Beachtung von Bildern, Texten oder Inseraten in Zeitschriften oder Zeitungen angewandt wurden, mit folgenden Mängeln behaftet : a) Die Versuchsperson erlebt in starkem Masse den experimentellen Charakter der Versuchssituation, die eindeutig auf ihr Auge zielt, und erkennt unter Umständen sogar den Zweck des Versuchs. Dadurch wird ihr wahrnehmendes Verhalten in einer Weise beeinflusst, die eine Aussage über den in normaler, lebensnaher Situation zu erwartenden Blickverlauf nicht mehr zulässt. In der alltäglichen Lesesituation fehlt die Gespanntheit einer Experimentalsituation völlig.
Der Blickverlauf erfolgt weitgehend unbewusst, die Wahrnehmung ist meistens verhältnismässig unkonzentriert und selbst bei näherer Zuwendung häufig noch flüchtig und jederzeit zum Abbruch und zur Zuwendung auf neue Gegenstände bereit. Jede durch einen Versuch gesetzte Intention nimmt dem Blickverlauf diese schmetterlingshafte Beweglichkeit, Leichtigkeit und gelöste Ungebundenheit und bringt sofort Momente der Selbstbeobachtung mit ins Spiel. b) Die umständliche Auswertung der bekannten Verfahren bringt schwer kontrollierbare Fehlerquellen mit sich und beeinträchtigt somit die Genauigkeit der Ergebnisse. c) Die praktische Nutzung der Verfahren wird durch den hohen Auswertungsaufwand in Frage gestellt, zumal unter solchen Umständen die zur statistischen Sicherung der Ergebnisse erforderliche relativ hohe Zahl von Versuchspersonen nicht oder nur schwer zu erreichen ist.
Für sehphysiologische Untersuchungen verwendet man z. B. kleine Spiegel, die, auf der Hornhaut des Auges befestigt, einen Lichtstrahl reflektieren und so die Augenbewegungen in photographisch registrierbare Lichtspuren umsetzen.
Obwohl für das Forschungsexperiment von grosser Bedeutung, ist dieses Verfahren für die Untersuchung der Beachtung von Teilen des Inhalts von Zeitungen, Zeitschriften u. dgl. unbrauchbar, denn
1. kann man den Versuchspersonen, die für solche routinemässig durchzuführende Tests in Frage kommen, die Anbringung eines Spiegels auf dem Augapfel nicht zumuten,
2. muss der Kopf der Versuchsperson unbeweglich eingespannt werden, was sehr störend wirkt (vgl.
Punkt a),
3. sind die Auswertungsarbeiten überaus langwierig und mühselig (vgl. Punkt b und c).
Die Brandt'sche Augenkamera, die besonders in den USA zur Werbemittelprüfung verwendet wird, vermeidet den erstgenannten Nachteil, indem sie den Lichtstrahl nicht von einem Spiegel, sondern von der Hornhaut direkt reflektieren lässt. Trotz erheblicher technischer Verbesserungen (z. B. vereinfachte Kopffixierung, verbesserte Bildauswertung) ist die Verwendbarkeit des Geräts ziemlich gering. Das Objektfeld ist recht klein, die Versuchsperson kann-behindert durch die Apparatur-in der dargebotenen Zeitschrift nicht oder nur schwer blättern. Vor allem aber setzt der unter Punkt a, Seite 1, beschriebene Mangel der Anwendung dieses Verfahrens enge Grenzen.
<Desc/Clms Page number 2>
Auch die Vorrichtung von Tiffin und Karslake (USA-Patentschrift Nr. 2, 311, 914) ist mit einigen der oben genannten Mängel behaftet :
1. In vollem Umfange muss der unter Punkt a gemachte Vorbehalt gelten.
2. Der Erfolg des Experiments hängt in starkem Masse von Verhaltenszufälligkeiten der Versuchs- person ab. Schon bei geringen Kopf- und Körperbewegungen nach der Seite oder nach oben und unten befindet sich die Augenpartie ausserhalb des Bereiches der totalen Reflexion der Glasscheibe, vgl. Fig. 1 und 2 der Patentschrift.
3. Die Zeitschrift muss fixiert sein.
4. Die Auswertung kann nur mit Hilfe von Tafeln mit Vergleichsbildern zur Lokalisation erfolgen und ist daher umständlich, aufwendig und möglicherweise ungenau (vgl. Punkt c).
Die Erfindung ermöglicht die routinemässige Durchführung von Untersuchungen des Blickverlaufes und damit der Beachtung von redaktionellen Teilen oder von Inseraten und Werbetexten in Zeitschriften,
Zeitungen u. ähnl. Informationsträgern.
Dies wird mit der eingangs genannten Einrichtung gemäss der Erfindung durch eine hinter der Person angeordnete photographische Kamera und einen vor der Person befindlichen Lesetisch mit an seiner Oberkante angebrachter schräger Spiegelfläche, insgesamt derart, dass die Kamera sowohl die Spiegelfläche als auch den Lesetisch erfasst, erreicht.
Mit der erfindungsgemässen Vorrichtung ist es erstmals möglich, die Untersuchung quasi biotisch, d. h. in lebensnaher Situation durchzuführen, wodurch der unter Punkt a beschriebene Hauptmangel der bisher bekannten Verfahren behoben ist. Die Durchführung geschieht nunmehr ohne störende apparative Hilfsmittel und von der Versuchsperson völlig unbemerkt. Der Blickverlauf behält dadurch die in der alltäglichen Lesesituation anzutreffende schmetterlingshafte Beweglichkeit, Leichtigkeit und gelöste Ungebundenheit.
Die Auswertung der kinematographischen Registrieraufnahmen kann-ebenfalls im Gegensatz zu den bisher bekannten Möglichkeiten-sehr rasch und mit grosser Genauigkeit erfolgen. Von grosser Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass das Gesicht des Lesers in das Kamerabild eingespiegelt wird, so dass gleichzeitig sowohl die Vorlagefläche, also das, was der Leser betrachtet, und seine Augenpartie sichtbar sind. Und zwar stehen die Augenpartie und die Vorlage in solch einem räumlichen Verhältnis zueinander, dass die Stelle, auf der der Blick gerade ruht, unmittelbar erfasst werden kann.
Die Erfindung wird an Hand des in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles näher beschrieben.
Die Versuchsperson sitzt auf einem normalen Stuhl 1 vor dem an einem Tisch verstellbar angebrachten Pult 2 und betrachtet das zu untersuchende Objekt 3 in gewohnter Lesebaltung und aus normaler Leseentfernung. Eine in einem schalldichten Schrank 4 unhörbar und unsichtbar eingebaute Filmkamera 5 hinter dem Stuhl 1 nimmt das Objekt und damit die jeweils aufgeschlagene Seite auf und gleichzeitig auch das Gesicht des Lesers, das in einem an der Oberkante des Pultes befestigten Spiegel 6 erscheint. Das Spiegelbild des Lesers ist nur aus der Blickrichtung der Kamera sichtbar, für den Leser selbst erscheint der Spiegel mit einer dunklen leeren Fläche.
Dabei kann sich die Versuchsperson in jeder in einer Lesesituation überhaupt möglichen Weise bewegen, ohne dass ihr Gesicht aus dem Spiegel verschwindet ; gleichfalls kann die Zeitung oder Zeitschrift in jeder Richtung bewegt werden, ohne die Durchführung der Untersuchung zu behindern.
Eine über Tisch und Pult angebrachte Beleuchtung 7 sorgt für die notwendige Helligkeit.
Von grosser Bedeutung für das Erreichen einer weitgehend lebensnahen Situation, die jede Störung durch Selbstbeobachtung usw. ausschliesst, ist die Instruktion. In der Psychologie wird die sogenannte quasibiotische Versuchssituation mit Vorliebe durch Einbettung des Versuchs in einen grösseren Ablauf herbeigeführt, so dass die Versuchsperson während des eigentlichen Versuches gar nicht weiss, dass sie sich in einer Versuchssituation befindet. Beispielsweise wird sie zur Durchführung der Blickregistrierung einfach in eine Wartesituation gebracht, die der alltäglichen Lesesituation in Wartezimmern sehr nahekommt. Sie wird etwa, angeblich um auf einen andern Versuch zu warten, in den Raum geführt, in dem sich das Pult mit der Zeitschrift befindet.
Dabei wird ihr beiläufig gesagt, dass sie in dieser Zeitung oder Zeitschrift, von der die Versuchsperson annimmt, dass sie sich von einem andern Versuch noch zufällig hier befände, inzwischen etwas lesen könne. Das Leseverhalten wird über eine im Schrank neben der Kamera eingebaute Beobachtungseinrichtung, z. B. eine Fernseheinrichtung, vom Nebenraum aus beobachtet und der Beginn bzw. das Ende der kinematographischen Aufnahme von dort elektrisch gesteuert.
Die Aufnahmegeschwindigkeit der von einem Elektromotor angetriebenen Kamera beträgt vier Bilder pro Sekunde, doch können die Aufnahmen mit Hilfe eines stufenlosen Zwischengetriebes auch mit jeder andern Geschwindigkeit im Bereich von 2 bis 64 Bildern pro Sekunde durchgeführt werden.
Eine Variation der Versuchsanordnung besteht darin, dass auch die Registrieraufnahmen selbst nicht mit einer Kamera, sondern mit einem im Schrank an Stelle der Kamera aufgestellten Fernseheinrichtung durchgeführt werden. Die Aufnahmen werden dann im Nebenraum wieder mit einer Schmalfilmkamera vom Bildschirm übernommen.
Statt des isolierten Einzelpultes, das an einem Tisch befestigt werden muss, kann auch ein Lesetisch mit drei pultartigen schrägen Auflageflächen verwendet werden, an deren Oberkanten der Spiegel in
<Desc/Clms Page number 3>
Form einer unauffälligen Zierumrandung aufgesetzt ist. Dadurch kann die zur Versuchsdurchführung erforderliche ungezwungene Wartesituation noch lebensnäher gestaltet werden, so dass selbst leiseste Verdachtsmomente der Versuchspersonen, es könnte sich um eine Versuchsanordnung handeln, ausgeschlossen sind. Die Durchführung der Blickregistrierung ist damit vollbiotisch, d. h. absolut lebensecht. Es bedarf auch keiner Anweisung der Versuchspersonen, die sich jetzt unaufgefordert an den Tisch setzen, um die Wartezeit mit dem Lesen der aufliegenden Objekte auszufüllen.
Die Auswertung erfolgt mit Hilfe eines Filmprojektors, der die Aufnahme als Einzelbilder oder in jeder gewünschten Laufgeschwindigkeit im Abbildungsmassstab 1 : 1 auf einen Auswertungstisch projiziert, wo die angeblickte Stelle auf physiognomischem Wege unmittelbar (ohne der sonst zur Lokalisation erforderlichen Tafeln mit Vergleichsbildern oder Raster) lokalisiert werden kann. Der geübte Auswerter erreicht unschwer eine Auswertegeschwindigkeit von ungefähr 50 Bildern in der Minute. Die Beobachtungsdauer kann durch Auszählen von Einzelbildern leicht ermittelt werden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Einrichtung zum gleichzeitigen Photographieren des Gesichtes einer Person und einer vor dieser befindlichen Druckvorlage, gekennzeichnet durch eine hinter der Person angeordnete photographische Kamera und einem vor der Person befindlichen Lesetisch mit an seiner Oberkante angebrachter schräger Spiegelfläche, insgesamt derart, dass die Kamera sowohl die Spiegelfläche als auch den Lesetisch erfasst.