<Desc/Clms Page number 1>
Vorrichtung für thermo-therapeutisehe Behandlungen, Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung jener Art zur Durchführung thermo-therapeutiseher Behandlungen, insbesondere solcher von Körperhöhlen, wie der Vagina, der Prostatadrüse od. dgl., vom Darm aus, bei welcher ein ausdehnbarer Sack in die Körperhöhle eingeführt und durch ihn eine erwärmte oder gekühlte Flüssigkeit aus einem Gefäss unter Druck hindurchgeschickt wird.
Fast alle krankheitserregenden Bakterien, welche Störungen in den Funktionen des menschlichen Körpers hervorrufen, gedeihen am besten bei Körpertemperatur. Temperaturänderungen nach hinauf oder hinunter beeinträchtigen die Lebensfähigkeit und das Wachstum solcher Bakterien. Für manche unempfindliche Arten schädlicher Bakterien sind recht wesentlich erhöhte Temperaturen notwendig, um eine Zerstörung derselben zu bewirken oder sie genügend unschädlich zu machen. Bisher war es jedoch nicht möglich, die erwünschten hohen Temperaturen wegen auftretender Nekrose und Verbrennungen der Zellgewebe zu verwenden.
Es wurde gefunden, dass, wenn man Wärme mit der erfindungsgemässen Vorrichtung in der nachfolgend beschriebenen Weise zur Anwendung bringt, wesentlich höhere Temperaturen als bisher, ohne Schaden zur Ausnutzung gelangen und damit merklich bessere therapeutische Wirkungen erzielt werden können..
Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist dadurch ausgezeichnet, dass das Flüssigkeitsgefäss mit einer Einrichtung versehen ist, welche eine allmähliche und geregelte Änderung der Temperatur der Flüssigkeit zulässt, und dass ferner dieses Flüssigkeitsgefäss mit dem Sack durch Leitungen verbunden ist, welche mit Steuermittel ausgestattet sind und ein Zirkulieren der Flüssigkeit zwischen Gefäss und Sack unter regelbaren Druck erlauben.
In besonderer Anwendung, beispielsweise zur Behandlung der Vagina, wird in diese der aus einem wärmeleitfähigen Material bestehende Sack eingebracht und darin Wasser oder eine andere Flüssigkeit bei mässiger Temperatur unter so ausreichendem Druck zirkulieren gelassen, dass durch die Ausdehnung der Sack in innigen Kontakt mit den Wandungen der Vagina gebracht wird ; unter Aufrechterhaltung dieses Kontaktes wird dann die Temperatur der zirkulierenden Flüssigkeit während einer entsprechenden Zeit allmählich erhöht, bis die erwünschte hohe Temperatur erreicht ist.
In der Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführung einer Vorrichtung nach der Erfindung, u. zw. in Fig. 1 in einer Vorderansicht, in Fig. 2 in einer Draufsicht bei abgenommenem oberem Deckel und in Fig. 3 in einem Vertikalschnitt nach der Linie 3-3 der Fig. 2, veranschaulicht. Fig. 4 zeigt den Typus eines Sackes für die Behandlung der Vagina und Fig. 5 ist ein Schaltungsschema.
In einem Gehäuse 5 mit Armaturenwand 6 ist ein Behälter 7 (Fig. 2 und 3) für Wasser oder ein anderes flüssiges Behandlungsmedium eingeschlossen, von dem ein mit Schraubpfropfen 9 absehliessbares Zuführungsrohr 8 zum Scheitel des Gehäuses führt und welches zum periodischen Füllen des Behälters dient.
Zur Hervorrufung der Zirkulation der Flüssigkeit durch das später beschriebene Zirkulationsystem sind im Behälter 7 zwei Pumpen 11 und 12 (etwa Schleuderradpumpen od. dgl. ) vorgesehen, von welchen die eine aus dem Behälter Flüssigkeit einsaugt und unter Druck zum Abströmen bringt, während die andere 12 die Flüssigkeit aus dem Zirkulationssystem ansaugt und in den Behälter zurückführt. Beide
<Desc/Clms Page number 2>
Pumpen sollen ziemlich tief unter dem Behälterscheitel liegen, damit sie stets in die Flüssigkeit tauchen. 13 bzw. 14 bezeichnen den Ein-und Austritt der Pumpe 11, während der Eintritt und der Austritt der
EMI2.1
andern Ende des vorerwähnten Blockes 19, und diese Leitung steht mittels des Rohres 24 mit der Ansaugpumpe 12 in Verbindung.
Die Pumpen werden durch einen Elektromotor 26 angetrieben, der mit konstanter oder veränderlicher Geschwindigkeit umläuft und zu seiner Kühlung vorzugsweise mit einem Ventilator 26 versehen ist.
In einem wasserdicht abgeschlossenen Abteil 28 des Behälters 7 ist ein Heizelement 27 von ent- sprechender Heizkraft untergebracht, welches vorzugsweise einen Heizwiderstand enthält. Zur Regelung der Temperatur dieses Heizelementes ist im Heizstromkreis ein Rheostat 29 eingeschaltet, dessen Widerstandswindungen mit Hilfe eines Kontaktes 31 in bekannter Weise in und ausser Strom gesetzt werden können ; dieser Schalter ist durch einen Knopf 32 der Armaturenwand auf Kontakte 33 der Widerstandswicklung verstellbar. Die Temperatur der aus dem Behälter 7 abströmenden erhitzten Flüssigkeit wird durch ein Thermometer 34 angezeigt, dessen Queeksilbergefäss in die die Leitung 18 durchziehende Flüssigkeit taucht. Die Skala des Thermometers ist von aussen durch ein Fenster 35 der Armaturenwand ablesbar.
Der im System herrschende Druck wird durch einen Druckmesser 36 angezeigt, der in die Leitung 18 eingebaut ist und dessen Zeiger 37 in einer Öffnung der Wand 6 spielt.
Der vorherrschende Stand der Flüssigkeit im Behälter 7 wird durch einen Flüssigkeitsstandsanzeiger 38 ersichtlich gemacht, der mit der Behältersohle in Verbindung steht. Die Verbindungsleitung 39 zwischen Behälter und Wasserstandsglas 41 ist vorzugsweises gewählt, dass letzteres knapp an der Armaturenwand 6 liegt und durch ein Fenster 42 derselben beobachtet werden kann.
In Fig. 4 ist eine Ausführungsform eines Sackes 43 dargestellt, der sieh für die Behandlung der Vagina besonders eignet. Derselbe besteht aus einer Kammer 44 aus Kautschuk oder anderem ausdehnungsfähigen und wasserundurchlässigen Material, und an dieser Kammer sind zwei einander gegenüberliegende zusammenfallbare Flügel oder Seitenverlängerungen 45 angeschlossen. An der Kammer ist auch ein Halsteil 47 gebildet, in welchen ein Stopfen 48 dicht einpasst, welcher die Zu- und Austrittsrohre 49 aus Hartgummi od. dgl. für die Zirkulationsflüssigkeit trägt. Die Rohre 49 sind mit Nippeln 51 versehen, über welche Kautschukschläuche 52 und 53 zu schieben sind, die ihrerseits die Verbindung mit den Nippeln 21 und 22 der Pumpvorrichtung herstellen.
Um die Aufblähung oder Ausdehnung des Sackes durch den Druck des im System zirkulierenden Wassers zu regeln und ferner um auch die Durchströmungsgeschwindigkeit der Zirkulationsflüssigkeit zu steuern, wenn der Motor 25 nicht mit verschiedener Geschwindigkeit angetrieben werden kann und dadurch selbst diese Steuerung bewirkt bzw. als zusätzliches Hilfsmittel für diese Steuerung, ist in der Leitung 18 des Abflussarmes des Systems ein Ventil 54 und in der Leitung 2. 1 des Rückleitungsarmes des Systems ein gleiches Ventil 55 angeordnet. Als Ventil kann jedes beliebige verwendet werden, und bei dem dargestellten ist ein kegelstutzförmiger Block 56 mit einem Querkanal 57 in die Leitung eingesetzt, u. zw. in den kegelstutzförmigen Sitz des Blockes 19.
Der mit dem Durchgangskanal 57 versehene Block besitzt an einem Ende einen geflanschten Kopf 61, gegen welchen sich eine Feder 58 legt, die sich anderseits gegen eine Unterlagsscheibe 59 stützt. Diese Feder hält den Block 56 stets in solcher Lage, dass sein Querkanal 57 innerhalb der Leitung 18 liegt. Am gegenüberliegenden Ende ist das Ventil mit einem Steuergriff 62 ausgestattet, der von aussen betätigbar ist.
Fig. 5 zeigt das Sehaltungsschema für die Vorrichtung, dessen nähere Erläuterung überflüssig ist.
Die Arbeitsweise der erfindungsgemässen Vorrichtung ist die folgende :
Der Behälter 7 wird mit Wasser oder einer andern geeigneten Flüssigkeit gefüllt, deren Temperatur mittels des elektrischen Heizelementes 27 auf die für den Beginn der Behandlung geeignete Höhe, beispielsweise auf etwa 37'5-400 C, gebracht wird. Die Schläuche 52 und 53 werden einerseits mit dem Sack 43 und anderseits mit den Anschlussnippel 21 und 22 verbunden, und der Sack wird in schlappem Zustande in die Vagina eingeführt. Der Motor wird dann zum Umlaufen gebracht, um die Pumpen anzutreiben und dadurch eine Zirkulation des Wassers durch das System hervorzubringen ; dabei sind die Ventile 54 und 55 vollkommen offen.
Das Einströmen von Wasser in den Sack und das Durchströmen durch denselben hat eine geringe anfängliche Ausdehnung desselben zur Folge, und wenn die Zirkulation richtig funktioniert, wird das Ventil 55 so verstellt, dass der Wasserdurchfluss durch den Rückleitungsarm des Systems allmählich und so lange gedrosselt wird, bis ein so grosser Rückdruck entsteht, der die gewünschte Ausdehnung des Sackes im Innern der Vagina zu erzeugen vermag. Gleichgültig, wie die Stellung der Flügel 45 und 46 beim Einführen des schlappen Sackes in den Körperkanal ist, beim Ausdehnen des Sackes werden sie die richtige Stellung einnehmen.
Die Höhe, bis zu welcher der Innendruck im Sack ansteigen soll, muss eine solche sein, dass die
EMI2.2
<Desc/Clms Page number 3>
in vollkommen innigem Kontakt mit den Schleimhäuten der Vagina kommt. Hiebei muss aber beachtet werden, dass der Druck auf vorragende Teile des Gewebes kein so grosser wird, dass das Blut aus ihnen verdrängt wird, weil sonst bei der folgenden Temperaturerhöhung die Gefahr von lokalen Verbrennungen auftritt. Diesen unerwünschten lokalen Drücken kann man durch Verwendung eines Sackes begegnen, der aus einem geeigneten elastischen Material, z. B. sehr dünnem Gummi, besteht, welcher sich eher beim Ausdehnen in die Vertiefungen einlegen und sich diesen anschmiegen wird, als Vorragungen, die beträchtlichen Widerstand bieten, flach zu drücken.
Statt des beschriebenen Zirkulationssystems, bei welchem die Pumpen 11 und 12 die gleiche Leistungsfähigkeit haben und der Rückdruck mittels des Ventils 55 geregelt wird, kann man auch eine Abförderpumpe 11 von grösserer Leistung, als die Ansaugpumpe 12 sie aufweist, verwenden, wobei dann zwischen den Zu-und Abführleitungen eine gewisse Druckdifferenz besteht. Wird eine solche Einrichtung verwendet, so muss zu Beginn des Arbeitsvorganges das Ventil 54 so weit verschlossen werden, dass im Sack 43 keine allzu grosse Ausdehnung auftritt : nachher wird dieses Ventil so weit geöffnet, dass die erwünsche Ausdehnung vor sich geht ; wenn notwendig, kann hiefür auch eine Regelung mittels des Ventils 55 mit in Frage kommen.
Der am Messer 36 abzulesende Druck und der vom Wasserstandsglas 41 angezeigte Ausgang von Wasser aus dem Behälter 7 geben Handhabe für die Beurteilung der erzeugten Ausdehnung des Sackes und für die eben vor sich gehende oder später folgende Behandlung des Patienten.
Ist die gewünschte Ausdehnung des Sackes erreicht, so lässt man durch ihn während kurzer Zeit Wasser von der mässigen Anfangstemperatur, z. B. 40 C, zirkulieren, damit sich die behandelte Partie an diese Temperatur gewöhne. Nachher wird die Temperatur allmählich erhöht, wobei eine Erhöhung von etwa 0'4 C pro Minute im allgemeinen zweckentsprechend ist. Diese Temperaturerhöhung wird durch geeignete Regelung der Temperatur des Heizelementes 27 vermittels eines Rheostaten oder sonstwie erreicht und am Thermometer 3d beobachtet. Gewünschtenfalls kann man auch einen selbsttätigen thermostatischen Regler verwenden.
Dadurch, dass man in der beschriebenen Art trockene Wärme in innigen Kontakt mit den Sehleim- häuten zur Einwirkung bringt und dass man die Temperatur allmählich erhöht, kann man ohne abtrag- liche Folgen wesentlich höhere Temperaturen erreichen als bisher, und es hat sich gezeigt, dass bei den erzielbaren höheren Temperaturen erstrebenswerte therapeutische Wirkungen zustande kommen. Temperaturen bis zu 60 C oder mehr wurden vielfach ohne schädigende Wirkungen oder übermässiges Un- behagen des Patienten, aber mit überraschenden therapeutischen Erfolgen erzielt. So hohe Tempera- turen sind nicht immer notwendig, und es erwies sich, dass im allgeseinen bloss eine Temperatur angewandt werden soll, die nicht unter etwa 520 C liegt.
Als eine Erklärung der günstigen Wirkungen der Behandlung kann folgendes vorgebracht werden :
Da die Temperatur der mit dem Sack in Kontakt stehenden Region durch Erhöhung der Temperatur der durch den Sack zirkulierenden Flüssigkeit allmählich ansteigt, dehnen sich die Blutgefässe in der ge- fässreichen Region allmählich aus. Diese Ausdehnung der Blutgefässe ist bei höheren Temperaturen wesentlich grösser als bei niedrigeren. Infolge dieser Ausdehnung strömt eine grössere Menge an Blut durch die erweiterten Gefässe und führt den Überschuss an Wärme ab, der ansonsten je nach seiner Grösse ein wesentliches Unbehagen oder auch Verbrennungen hervorbringt.
Weiters trägt diese aktive, also durch
Erweiterung der Arterien verursachte, Blutüberfülle voraussichtlich zur Wiederherstellung des angegriffenen
Gewebes dadurch bei,. dass sie Stauungen im Gewebe behebt, Zerstörungen, Schwächung oder Vernichtung der Virulenz der Bakterien hervorbringt, ganz abgesehen von der Wärmewirkung als solche, die mit der
Vorrichtung gewährleistet wird.
Hinsichtlich der Wärme- und Temperaturwirkung- g-ilt, dass die vom hocherhitzte Sack abstro- mende Wärme bestrebt ist, jene Bakterien zu töten oder zu schwächen, die am Sack an-und im Durch- dringungsbereich im Gewebe liegen.
Ausser der Wärmeeinwirkung vollzieht sich im Blutstrom infolge der Erweiterung der Blutgefässe eine bestimmte physiologische Reaktion, nämlich, es entsteht Leukozythose in solchem Masse, dass die Anzahl der weissen Blutkörperchen, der Abwehrorgane gegen Bakterien, in 45 Minuten von 10 auf 50%, also im allgemeinen sehr wesentlich erhöht wird. Mit der Erhöhung der Zahl der weissen Blutkörperchen wird die Tötung und Schwächung der Bakterien sehr gesteigert ; das Abtöten solcher durch die Wärme- behandlung bereits gesehwächter Bakterien kann dann verhältnismässig leicht durchgeführt werden.
Wie auch immer die genauen Vorgänge infolge der Behandlung und die Einflüsse der einzelnen Elemente derselben seien, die Tatsache bleibt, dass bei derartigem Vorgang und durch Erreichung der hohen Temperaturen die günstigen Wirkungen eintreten.
Es ist klar, dass die Vorrichtung verschiedene Änderungen erfahren und für die verschiedensten
Anwendungsgebiete benutzt werden kann, z. B. auch für die Behandlung des Darmes, für die Nasen-oder
Ohrhöhlen od. dgl. Dabei werden die verwendeten Säcke der Gestalt der jeweiligen Hohlräume angepasst.
Auch kann die Vorrichtung dazu ausgenutzt werden, allmählich abnehmende Temperaturen dort zur
Einwirkung zu bringen, wo man sich günstige Wirkungen von niedrigen Temperaturen verspricht.