<Desc/Clms Page number 1>
Osterreichische PATENTSCHRIFT Nr. 10536.
ROBERT FLEMMING iN PRETTIN.
Verfahren zum Vernichten der Baum- und Weinrebenschädlinge und Entfernen der Borke lebender Holzgewächse.
Zum Vernichten der Baumschädlinge sind eine ganze Reihe Mittel bekannt (vergl. z. B. Hollrung, Handbuch der chemischen Mittel gegen Pflanzenkrankheiten, 1898, S. 160. bis 163 ; Gaucher, Handbuch der Obstkultur, 1896, S. 314 und 816: Weiss, die schädlichsten Krankheiten unserer Feld-, Obst-, Gemüse und Gartengewächse, 1898, S. 34). Diese Mittel bestehen meist aus Steinkolhlenteer. Naphtalin und Kalk und werden entweder jedes für sich allein oder miteinander gemischt angewendet, ohne dass sie es vermögen, widerstandsfähigere Schädlinge, wie z. 13. die Blutlaus zu vernichten und deren Brutherde zu zerstören.
Nun gibt es zwar ein Mittel, um auch solche widerstandsfähigen Schädlinge, wie die Blutlaus, zu vertilgen, nämlich das aus Steinkohlenteer gewonnene Karbolineum. Jedoch wurde dessen Verwendung in der Baumkultl1r zur Vertilgung von Schädlingen widerraten, weil, wie die Erfahrung gelehrt hat, die Ausdünstungen mit Karbolineum bestrichener Pfähle den benachbarten Bäumen schädlich sind und letztere zum Absterben bringen.
Das Karbolineum besitzt also, trotzdem es aus dem Teere gewonnen ist, wesentlich andere Eigenschaften wie der Teer, und ist ein untrügliches Mittel, auch die Schädlinge,
EMI1.1
schädlichen Eigenschaften zu nehmen, ohne gleichzeitig seine vorteilhaften Eigenschaften zu vernichten.
Dieses Problem ist nun dadurch gelöst, dass dem Karbolineum Kalkmilch zugesetzt wird. Alte, von der Blutlaus befallene Bäume, verloren, mit dem Gemische von Karbolineum
EMI1.2
frische glatte Rinde-und zeigten, dass sämmtlicho Schädlinge, einschliesslich der Blutlaus, vollkommen vernichtet waren. Die kranken, fauligen und brandigen Stellen heilten aus, und der Baum erschien völlig verjüngt und frei von allen Schädlingen, statt einzugehen, win man nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Karbolineum hätte erwarten müssen.
Der Zusatz von Kalkmilch hob also in erster Linie die schädliche Wirkung des Karbolineums auf die Pflanze auf, ohne seine vort. eilhaften Wirkungen zu vernichten.
Die Kalkmilch verwandelt ausserdem den sonst schwarzen Karbolineumanstrich in einen weissen oder weisslichon, so dass Licht und Wärme trotz des Anstriches normal auf die Pflanze einwirken können, sie verhindert ferner ein schädliches Verkleistern der Rinde, so dass die durch die Einwirkung des Karbo1ineumc abgelöste Borke auch abfallen kann.
Der Zusatz der Kalkmilch zum Karbolineum schwankt in weiten Grenzen, da schon ein verhältnismässig geringer Prozentsatz des Kalkmilch-Karbolineumgemisches an Kar-
EMI1.3
<Desc/Clms Page number 2>
In der Praxis wird das neue Mittel dementsprechend in drei Mischungen angewendet, und zwar als :
I. schwache : 1 Teil Karbolineum mit circa 19 Teilen Kalkmilch gemischt.
II. mittlere : 10 Teile Karbolineum mit circa 19 Teilen Kalkmilch gemischt,
III. starke : 1 Teil Karbolineum mit circa 1 Teil Kalkmilch gemischt.