Haftklebmasse
Die Erfindung betrifft das technische Gebiet der Haftklebmassen, wie sie vielfach zum temporären oder dauerhaften Verbinden von Fügeteilen eingesetzt werden. Spezifischer schlägt die Erfindung eine Haftklebmasse auf Basis eines speziell zusammengesetzten Polyacrylat-Copolymers vor, die gute Klebkräfte und Scherfestigkeiten insbesondere auf polaren Klebuntergründen aufweist und gleichzeitig ermöglicht, dass ein signifikanter Anteil der Komponenten auf nachwachsenden Rohstoffen basiert.
Die Ansprüche an die Qualität von Haftklebmassen sind in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Haftklebmassen in Elektronikprodukten wie z.B. Smartphones und Tabletcomputern. Die Klebmassen sollen hier ausgeprägte klebtechnische Eigenschaften, z.B. eine hohe Schockresistenz, aufweisen, müssen aber auch für die oft hochsensiblen elektronischen Bauteile verträglich sein. Zunehmend geraten auch ökologische und soziale Kriterien ins Blickfeld, was z.B. die Herkunft der Rohstoffe anbetrifft.
Besonders nachgefragt sind in diesem Zusammenhang Rohstoffe, die zum T eil oder sogar zur Gänze aus biologischen Quellen stammen (so genannte biobasierte Rohstoffe). Dies ist Bestandteil des derzeit allgemein zu beobachtenden Trends hin zu nachhaltigen Produkten und adressiert insbesondere die endlichen Erdölreserven und das daraus resultierende Erfordernis eines sparsamen Umgangs damit; entsprechende Produkte werden von den Kunden der Klebmassehersteller zunehmend aktiv eingefordert. Neben dem Aspekt der Ressourcenknappheit findet dabei auch der bei der Gewinnung und Herstellung der Komponenten anfallende „ökologische Fußabdruck“ Beachtung. Dabei geht es im Wesentlichen um die Menge an CO2, die bei den entsprechenden Prozessen anfällt. Diese ist in der Regel für Produkte aus nachwachsenden Quellen geringer, zum Teil weisen die hergestellten Substanzen sogar eine negative CO2-Bilanz auf. Es besteht also ein insbesondere ökologisch motiviertes Interesse an Haftklebmassen, die eine gute klebtechnische Performance mit möglichst weitgehender Herkunft der Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen verbinden.
Poly(meth)acrylate haben sich unter den genannten Aspekten immer wieder als gut nutzbare Ausgangsstoffe erwiesen. Dementsprechend wird anhaltend an geeigneten Formulierungen für Poly(meth)acrylat-basierte Haftklebmassen gearbeitet.
Eine wässrige Haftklebzusammensetzung, die im Wesentlichen auf einem in Wasser dispergierten Acrylatpolymer basiert, ist z.B. in EP 2 062 955 A1 beschrieben.
Typisch für Acrylat-basierte Haftklebmassen auf pflanzlicher Rohstoffbasis sind Klebezusammensetzungen auf Basis eines Copolymers, welches das Reaktionsprodukt von
90 bis 99,5 Gew.-% 2-Octyl(meth)acrylat,
0,5 bis 10 Gew.-% (Meth)acrylsäure und weniger als 10 Gew.-% weiteren Monomeren umfasst, wie sie in WO 2008/046000 A1 beschrieben sind.
EP 3 013 767 A1 offenbart die Verwendung eines Polymers, das sich aus der Polymerisation von 2-Octylacrylat erneuerbaren Ursprungs und gegebenenfalls mindestens eines anderen Monomers ergibt, als Bindemittel für die Herstellung einer Beschichtungszusammensetzung, wobei das Polymer eine Glasübergangstemperatur von -30 °C bis 30 °C aufweist.
EP 2 626 397 A1 hat eine Haftklebmasse umfassend eine Polymerkomponente auf Acrylatbasis zum Gegenstand, wobei mindestens 50 Gew.-% der zur Herstellung der Polymerkomponente eingesetzten Monomere vollständig auf nachwachsende Rohstoffe zurückzuführen sind.
Problematisch ist jedoch immer noch, dass biobasierte Rohstoffe zur Herstellung Polyacrylat- basierter Haftklebmassen nur sehr eingeschränkt verfügbar sind. Daher ist es nach wie vor eine Herausforderung, auf Basis des vergleichsweise schmalen Spektrums verfügbarer biobasierter Ausgangsstoffe leistungsstarke Haftklebmassen zu formulieren.
Aufgabe der Erfindung war es, eine Haftklebmasse zur Verfügung zu stellen, die gute Klebkräfte insbesondere auf polaren Haftuntergründen sowie gute Scherfestigkeit aufweist und sich zu einem hohen Anteil aus biobasierten Rohstoffen herstellen lässt.
Ein erster und allgemeiner Gegenstand der Erfindung, mit dem die Aufgabe gelöst wird, ist eine Haftklebmasse, die mindestens ein Copolymer, das auf eine Monomerenzusammensetzung, die a) 45 - 75 Gew.-% mindestens eines Monomers ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus i-Amylacrylat, n-Heptylacrylat, und 2-Octylacrylat, b) 24 - 50 Gew.-% mindestens eines Alkyl(meth)acrylats, dessen Alkoholkomponente 1 bis 4 C-Atome aufweist, und c) 0,5 bis 10 Gew.-% Acrylsäure umfasst, zurückgeführt werden kann; und mindestens ein klebkraftverstärkendes Harz umfasst.
Eine derartige Haftklebmasse weist die aufgabengemäßen guten Klebeigenschaften auf, wobei sich sowohl die Polymerkomponente als auch der Harzanteil weitgehend auf Basis nachwachsender Rohstoffe formulieren lassen. Insbesondere die Monomere a) sind inzwischen gut als biobasierte Substanzen verfügbar. Wie festgestellt wurde, weist eine erfindungsgemäße Masse, schon sofern nur die Alkoholkomponenten der Monomere a) tatsächlich aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden, auch einen geringeren ökologischen Fußabdruck (Carbon Footprint) auf als vergleichbare, zur Gänze auf Erdölbasis hergestellte Haftklebmassen, die als Monomere entsprechend a) häufig 2-Ethylhexylacrylat verwenden. Dies lässt sich wesentlich auf die Gewinnung und Herstellung der betreffenden Monomere a) zurückführen.
Unter einer Haftklebmasse bzw. einem Haftklebstoff wird erfindungsgemäß, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, ein Stoff verstanden, der zumindest bei Raumtemperatur dauerhaft klebrig sowie klebfähig ist. Charakteristisch für einen Haftklebstoff ist, dass er durch Druck auf ein Substrat aufgebracht werden kann und dort haften bleibt, wobei der aufzuwendende Druck und die Einwirkdauer dieses Drucks nicht näher definiert werden. Im allgemeinen, grundsätzlich jedoch abhängig von der genauen Art des Haftklebstoffs sowie des Substrats, der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit, reicht die Einwirkung eines kurzfristigen,
minimalen Drucks, der über eine leichte Berührung für einen kurzen Moment nicht hinausgeht, um den Haftungseffekt zu erzielen, in anderen Fällen kann auch eine längerfristige Einwirkdauer eines höheren Drucks notwendig sein.
Haftklebmassen haben besondere, charakteristische viskoelastische Eigenschaften, die zu der dauerhaften Klebrigkeit und Klebfähigkeit führen. Kennzeichnend für sie ist, dass, wenn sie mechanisch deformiert werden, es sowohl zu viskosen Fließprozessen als auch zum Aufbau elastischer Rückstellkräfte kommt. Beide Prozesse stehen hinsichtlich ihres jeweiligen Anteils in einem bestimmten Verhältnis zueinander, abhängig sowohl von der genauen Zusammensetzung, der Struktur und dem Vernetzungsgrad der Haftklebemasse als auch von der Geschwindigkeit und Dauer der Deformation sowie von der Temperatur.
Der anteilige viskose Fluss ist zur Erzielung von Adhäsion notwendig. Nur die viskosen Anteile, häufig hervorgerufen durch Makromoleküle mit relativ großer Beweglichkeit, ermöglichen eine gute Benetzung und ein gutes Auffließen auf das zu verklebende Substrat. Ein hoher Anteil an viskosem Fluss führt zu einer hohen Haftklebrigkeit (auch als T ack oder Oberflächenklebrigkeit bezeichnet) und damit oft auch zu einer hohen Adhäsion. Stark vernetzte Systeme, kristalline oder glasartig erstarrte Polymere sind mangels fließfähiger Anteile in der Regel nicht oder zumindest nur wenig haftklebrig.
Die anteiligen elastischen Rückstellkräfte sind zur Erzielung von Kohäsion notwendig. Sie werden zum Beispiel durch sehr langkettige und stark verknäuelte sowie durch physikalisch oder chemisch vernetzte Makromoleküle hervorgerufen und ermöglichen die Übertragung der auf eine Klebverbindung angreifenden Kräfte. Sie führen dazu, dass eine Klebverbindung einer auf sie einwirkenden Dauerbelastung, zum Beispiel in Form einer dauerhaften Scherbelastung, in ausreichendem Maße über einen längeren Zeitraum standhalten kann.
Zur genaueren Beschreibung und Quantifizierung des Maßes an elastischem und viskosem Anteil sowie des Verhältnisses der Anteile zueinander werden die mittels Dynamisch Mechanischer Analyse (DMA) ermittelbaren Größen Speichermodul (G‘) und Verlustmodul (G“) herangezogen. G‘ ist ein Maß für den elastischen Anteil, G“ ein Maß für den viskosen Anteil eines Stoffes. Beide Größen sind abhängig von der Deformationsfrequenz und der Temperatur.
Die Größen können mit Hilfe eines Rheometers ermittelt werden. Das zu untersuchende Material wird dabei zum Beispiel in einer Platte-Platte-Anordnung einer sinusförmig oszil-
lierenden Scherbeanspruchung ausgesetzt. Bei schubspannungsgesteuerten Geräten werden die Deformation als Funktion der zeit und der zeitliche Versatz dieser Deformation gegenüber dem Einbringen der Schubspannung gemessen. Dieser zeitliche Versatz wird als Phasenwinkel ö bezeichnet.
Der Speichermodul G‘ ist wie folgt definiert: G' = (T/y) »cos(ö) (T = Schubspannung, Y = Deformation, ö = Phasenwinkel = Phasenverschiebung zwischen Schubspannungs- und Deformationsvektor). Die Definition des Verlustmoduls G" lautet: G" = (T/Y) • sin(ö) (T = Schubspannung, y = Deformation, ö = Phasenwinkel = Phasenverschiebung zwischen Schubspannungs- und Deformationsvektor).
Eine Masse gilt insbesondere dann als Haftklebmasse und wird im Sinne der Erfindung insbesondere dann als solche definiert, wenn bei 23 °C im Deformationsfrequenzbereich von 10° bis 101 rad/sec sowohl G‘ als auch G“ zumindest zum Teil im Bereich von 103 bis 107 Pa liegen. „Zum Teil“ heißt, dass zumindest ein Abschnitt der G‘-Kurve innerhalb des Fensters liegt, das durch den Deformationsfrequenzbereich von einschließlich 10° bis einschließlich 101 rad/sec (Abszisse) sowie den Bereich der G‘-Werte von einschließlich 103 bis einschließlich 107 Pa (Ordinate) aufgespannt wird, und wenn zumindest ein Abschnitt der G“-Kurve ebenfalls innerhalb des entsprechenden Fensters liegt.
Die erfindungsgemäße Haftklebmasse umfasst mindestens ein Copolymer, das auf eine Monomerenzusammensetzung zurückgeführt werden kann, die a) 45 - 75 Gew.-% mindestens eines Monomers ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus i-Amylacrylat, n-Heptylacrylat, und 2-Octylacrylat, b) 24 - 50 Gew.-% mindestens eines Alkyl(meth)acrylats, dessen Alkoholkomponente 1 bis 4 C-Atome aufweist, und c) 0,5 bis 10 Gew.-% Acrylsäure umfasst.
Insbesondere die unter a) aufgeführten Monomere können sämtlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.
Ein Verfahren zur Herstellung von biobasierter Acrylsäure, die als Monomer c) und als Säurekomponente für die Monomere a) und b) eingesetzt werden kann, geht von Glycerin aus, das beispielsweise in großen Mengen bei der Umesterung von Pflanzenölen mit Methanol zur Herstellung von Biodiesel anfällt und daher zur Verfügung steht. Das Verfahren umfasst eine Dehydratisierung des Glycerins zu Acrolein; anschließend erfolgt - in einem ein- oder zweistufigen Prozess - eine Oxidation des Acroleins zur Acrylsäure. Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in US 2007/0129570 A1 beschrieben.
WO 2006/092272 A2 offenbart ein ähnliches Verfahren, bei dem zunächst Glycerin zu einem Acrolein aufweisenden Dehydratisierungsprodukt umgewandelt wird und dann eine Gasphasenoxidation dieses Dehydratisierungsproduktes vorgenommen wird, wobei ein acrylsäurehaltiges Produkt erzeugt wird. Durch Kontakt des Oxidationsproduktes mit einem Quenchmittel und Aufbereitung der Quenchphase erhält man Acrylsäure. Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von Acrylsäure aus nachwachsenden Rohstoffen ohne den Einsatz reaktiver Verbindungen. Das Glycerin erhält man bevorzugt aus der Verseifung von tierischen oder pflanzlichen Fetten.
Biobasierte Acrylsäure lässt sich auch durch ein Verfahren erhalten, bei dem Milchsäure (2- Hydroxypropionsäure) oder 3-Hydroxypropionsäure aus biologischem Material als Fluid - insbesondere in wässriger Phase - erzeugt wird, die Hydroxypropionsäure unter Erhalt eines Acrylsäure beinhaltenden Fluids dehydratisiert wird und das die Acrylsäure beinhaltende Fluid aufgereinigt wird. Die benötigte Hydroxypropionsäure kann durch Fermentation hergestellt werden. Fermentative Umsetzungen verlaufen häufig hochselektiv, mit hohen Ausbeuten und nahezu nebenproduktfrei aufgrund der hohen Selektivität der eingesetzten Mikroorganismen. Nebenreaktionen werden außerdem auch dadurch vermieden, dass die Fermentationsprozesse bei geringen Temperaturen von 30 - 60 °C durchgeführt werden. Großtechnische chemische Prozesse der Petrochemie werden dagegen oftmals zur Optimierung der Ausbeuten bei sehr viel höheren Temperaturen von meist > 200 °C durchgeführt. Hohe Reaktionstemperaturen führen aber immer zu Nebenreaktionen und zur Bildung von Crackprodukten.
Das gerade beschriebene Verfahren ist beispielweise in DE 102006 039203 A1 beschrieben, wobei die Aufreinigung des Acvrylsäure beinhaltenden Fluids durch eine Suspensionskristallisation oder eine Schichtkristallisation durchgeführt wird.
Auch zur Herstellung der Alkohole aus nachwachsenden Rohstoffen stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.
So ist Butanol durch Fermentation von pflanzlicher, meist zuvor aufbereiteter Biomasse erhältlich. Man geht dabei beispielweise von Saccharose, Stärke oder Cellulose aus, zum Teil werden gentechnisch modifizierte Mikroorganismen eingesetzt (so genannte „Weiße Biotechnologie“). Im so genannten A.B.E. -Prozess (A.B.E. für Aceton, Butanol, Ethanol) setzt man zur Fermentation für die Produktion von 1-Butanol das Bakterium Clostridium acetobutylicum ein.
2-Octanol lässt sich als Nebenprodukt bei der Oxidation von Rizinussäure zu Sebacinsäure gewinnen und isolieren. n-Heptanol lässt sich aus Heptanal gewinnen, das bei der thermischen Spaltung von Rizinussäure (pyrolytische Zersetzung zu Heptanal und Undecensäure) anfällt.
Die Monomere a) setzen die Glasübergangstemperatur des Copolymers im Vergleich zu den weiteren enthaltenen Monomeren herab. Dies ist vorteilhaft, weil es das Aufziehen der Haftklebmasse auf den Klebuntergrund begünstigt. Zudem kann die Masse dadurch mehr Harz aufnehmen, was sich ebenfalls positiv auf die Klebleistung auswirkt.
Die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse umfasst Monomere a) erfindungsgemäß zu insgesamt 45 bis 75 Gew.-%. Bevorzugt umfasst die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse Monomere a) zu insgesamt 50 bis 72 Gew.-%, insbesondere zu insgesamt 60 bis 70 Gew.-%. Die Monomerenzusammensetzung kann grundsätzlich ein (einziges) oder mehrere Monomere a) umfassen.
Bevorzugt umfasst die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse als Monomer a) mindestens 2-Octylacrylat. Dies ist besonders vorteilhaft, weil dieses Monomer die Glasübergangstemperatur des Copolymers nochmals stärker herabsetzt. Zudem bringt es keine Seitenkettenkristallinität ein und trägt somit besonders stark zur Ausprägung haftkleberiger Eigenschaften bei. Insbesondere
umfasst die Monomerenzusammensetzung als Monomer a) 2-Octylacrylat. Dies bedeutet, dass ausschließlich 2-Octylacrylat als Monomer a) umfasst ist.
Die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse umfasst erfindungsgemäß ferner 24 - 50 Gew.-% mindestens eines Alkyl(meth)acrylats, dessen Alkoholkomponente 1 bis 4 C-Atome aufweist (Monomere b)). Die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse umfasst Monomere b) also zu insgesamt 24 bis 50 Gew.-%. Bevorzugt umfasst die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse Monomere b) zu insgesamt 25 bis 40 Gew.-%, insbesondere zu insgesamt 27 bis 35 Gew.-%. Die Monomerenzusammensetzung kann grundsätzlich ein (einziges) oder mehrere Monomere b) umfassen.
Bevorzugt ist das mindestens eine Alkyl(meth)acrylat, dessen Alkoholkomponente 1 bis 4 C- Atome aufweist, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Methylacrylat, Ethylacrylat, n- Butylmethacrylat und i-Butylacrylat. Besonders bevorzugt umfasst die Monomerenzusammensetzung des erfindungsgemäßen Copolymers als Monomer b) i- Butylacrylat. i-Butylacrylat ist biobasiert verfügbar und weist insbesondere gegenüber dem häufig verwendeten, auf Erdöl basierendem n-Butylacrylat einen geringeren ökologischen Fußabdruck hinsichtlich Rohstoffgewinnung und Herstellung auf.
Besonders bevorzugt umfasst die Monomerenzusammensetzung des erfindungsgemäßen Copolymers als Monomere b) i-Butylacrylat und Methylacrylat.
Die Monomere b) bewirken - insbesondere im Vergleich zu den Monomeren a) - eine Erhöhung der Glasübergangstemperatur des Copolymers. Dies ist vorteilhaft, weil sich so über eine Verschiebung der Gewichtsanteile der Monomere a) und b) die Eigenschaften der Haftklebmasse auf die jeweiligen Anforderungen abstimmen lassen. Darüber hinaus wird vermutet, dass sie Verschlaufungen in das Copolymer einbringen. Dies ist vorteilhaft, weil der Haftklebmasse dadurch größere Zähigkeit und Kohäsion verliehen werden.
Die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse umfasst Acrylsäure bevorzugt zu 1 bis 7 Gew.-%, insbesondere zu 2 bis 4 Gew.-%.
Bevorzugt besteht die Monomerenzusammensetzung des Copolymers der erfindungsgemäßen Haftklebmasse aus a) 45 - 75 Gew.-% mindestens einem Monomer ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus i-Amylacrylat, n-Heptylacrylat, und 2-Octylacrylat, b) 24 - 50 Gew.-% mindestens einem Alkyl(meth)acrylat, dessen Alkoholkomponente 1 bis 4 C-Atome aufweist, und c) 0,5 bis 10 Gew.-% Acrylsäure bzw. aus den vorstehend als bevorzugt beschriebenen Monomeren in den dort angegebenen Anteilen.
Die Herstellung der Copolymere geschieht bevorzugt durch konventionelle radikalische Polymerisationen oder kontrollierte radikalische Polymerisationen. Die Copolymere können durch Copolymerisation der Monomere unter Verwendung üblicher Polymerisationsinitiatoren sowie gegebenenfalls von Reglern hergestellt werden, wobei bei den üblichen Temperaturen in Substanz, in Emulsion, zum Beispiel in Wasser oder flüssigen Kohlenwasserstoffen, oder in Lösung polymerisiert wird.
Bevorzugt werden die Copolymere durch Copolymerisation der Monomere in Lösungsmitteln, besonders bevorzugt in Lösungsmitteln mit einem Siedebereich von 50 bis 150 °C, insbesondere von 60 bis 120 °C, unter Verwendung von 0,01 bis 5 Gew.-%, insbesondere von 0,1 bis 2 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Monomeren, an Polymerisationsinitiatoren hergestellt.
Prinzipiell eignen sich alle üblichen Initiatoren. Beispiele für Radikalquellen sind Peroxide, Hydroperoxide und Azoverbindungen, zum Beispiel Dibenzoylperoxid, Cumolhydroperoxid, Cyclohexanonperoxid, Di-t-butylperoxid, Cyclohexylsulfonylacetylperoxid,
Diisopropylpercarbonat, t-Butylperoktoat und Benzpinacol. Bevorzugte radikalische Initiatoren sind 2,2'-Azobis(2-methylbutyronitril) (Vazo® 67™ der Firma DuPont) oder 2,2’-Azobis(2- methylpropionitril) (2,2’-Azobisisobutyronitril; AIBN; Vazo® 64™ der Firma DuPont).
Bevorzugte Lösungsmittel für die Herstellung der Copolymere sind Alkohole wie Methanol, Ethanol, n- und iso-Propanol, n- und iso-Butanol, insbesondere Isopropanol und/oder Isobutanol; Kohlenwasserstoffe wie Toluol und insbesondere Benzine eines Siedebereichs von 60 bis 120 °C; Ketone, insbesondere Aceton, Methylethylketon, Methylisobutylketon; Ester wie Essigsäureethylester sowie Gemische der vorstehend genannten Lösungsmittel. Besonders bevorzugte Lösungsmittel sind Gemische, die Isopropanol in Mengen von 2 bis 15
Gew.-%, insbesondere von 3 bis 10 Gew.-%, jeweils bezogen auf das eingesetzte Lösungsmittelgemisch, enthalten.
Das Copolymer der erfindungsgemäßen Haftklebmasse weist bevorzugt ein gewichtsmittleres Molekulargewicht Mw von 750.000 bis 2.000.000 g/mol auf. Die Polydispersität (Mw/Mn) des Copolymers beträgt bevorzugt 50 bis 170.
Bevorzugt weist das Copolymer der erfindungsgemäßen Haftklebmasse einen K-Wert von 50 bis 100, stärker bevorzugt von 60 bis 90, insbesondere von 65 bis 85 auf. Der K-Wert nach Fikentscher ist ein Maß für das Molekulargewicht und die Viskosität von Polymeren.
Das Prinzip der Methode beruht auf der kapillarviskosimetrischen Bestimmung der relativen Lösungsviskosität. Hierzu wird die Testsubstanz in Toluol durch dreißigminütiges Schütteln aufgelöst, so dass man eine 1 %-ige Lösung erhält. In einem Vogel-Ossag-Viskosimeter wird bei 25 °C die Auslaufzeit gemessen und daraus in Bezug auf die Viskosität des reinen Lösungsmittels die relative Viskosität der Probenlösung bestimmt. Aus Tabellen kann nach Fikentscher [P. E. Hinkamp, Polymer, 1967, 8, 381] der K-Wert abgelesen werden (K = 1000 k).
Die erfindungsgemäße Haftklebmasse kann grundsätzlich ein (einziges) oder mehrere Copolymere der vorstehend beschriebenen Art umfassen, bevorzugt umfasst sie genau ein derartiges Copolymer.
Bevorzugt umfasst die erfindungsgemäße Haftklebmasse Copolymere wie vorstehend beschrieben zu insgesamt 40 bis 80 Gew.-%, stärker bevorzugt zu insgesamt 45 -75 Gew.-%, insbesondere zu insgesamt 50 bis 70 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt zu insgesamt 55 bis 65 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Haftklebmasse. Besonders bevorzugt umfasst die erfindungsgemäße Haftklebmasse (genau) ein Copolymer wie vorstehend beschrieben zu 40 bis 80 Gew.-%, stärker bevorzugt zu 45 -75 Gew.-%, insbesondere zu 50 bis 70 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt zu 55 bis 65 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Haftklebmasse.
Das Copolymer oder die Copolymere der erfindungsgemäßen Haftklebmasse sind bevorzugt chemisch vernetzt, insbesondere thermisch vernetzt. „Thermisch vernetzt“ bezeichnet dabei eine Vernetzung mittels Substanzen, die unter dem Einfluss thermischer Energie eine
Vernetzungsreaktion ermöglichen (initiieren) und/oder fördern. Bevorzugte thermische Vernetzer sind kovalent reagierende Vernetzer, insbesondere Epoxide, Isocyanate und/oder Aziridine, und koordinative Vernetzer, besonders bevorzugt Metallchelate, insbesondere Aluminium-, Titan-, Zirconium- und/oder Eisenchelate. Es können auch Kombinationen verschiedener Vernetzer, z. B. eine Kombination von einem oder mehreren Epoxiden mit einem oder mehreren Metallchelaten, eingesetzt werden.
Besonders bevorzugt ist das Copolymer mit einem Epoxid vernetzt, insbesondere mit einem vierfach funktionalisiertem Epoxid mit tertiären Aminfunktionen. Ein Beispiel für einen derartigen thermischen Vernetzer ist Tetraglycidyl-meta-xylendiamin (N,N,N',N'- Tetrakis(oxiranylmethyl)-1 ,3-benzendimethanamin). Derartige Vernetzer werden bevorzugt in einer Menge von 0,03 bis 0,1 Gew.-Teilen, besonders bevorzugt von 0,04 bis 0,07 Gew.- Teilen, jeweils bezogen auf 100 Gew.-Teile des Copolymers (lösemittelfrei), eingesetzt.
Die erfindungsgemäße Haftklebmasse umfasst darüber hinaus mindestens ein klebkraftverstärkendes Harz. Darunter wird entsprechend dem allgemeinem Fachmannverständnis ein Oligomeres oder polymeres Harz verstanden, das die Autohäsion (den Tack, die Eigenklebrigkeit) der Haftklebmasse im Vergleich zu der kein klebkraftverstärkendes Harz enthaltenden, ansonsten aber identischen Haftklebmasse erhöht. Klebkraftverstärkende Harze können darüber hinaus vorteilhaft auch die Benetzungseigenschaften der Haftklebmasse gegenüber dem zu verklebenden Substrat, ihr Aufließverhalten und/oder ihre Adhäsion verbessern.
Das mindestens eine klebkraftverstärkende Harz der erfindungsgemäßen Haftklebmasse kann grundsätzlich jedes mit der Haftklebmasse und insbesondere mit dem Copolymer bzw. den Copolymeren der Haftklebmasse kompatible Klebharz sein. In einer Ausführungsform ist das klebkraftverstärkende Harz ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus aliphatischen, aromatischen und alkylaromatischen Kohlenwasserstoffharzen; Kohlenwasserstoffharzen auf Basis reiner Monomere; hydrierten Kohlenwasserstoffharzen; funktionellen Kohlenwasserstoffharzen und ggf. derivatisierten Naturharzen; bevorzugt ist das Klebharz ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Pinen-, Inden- und Kolophoniumharzen, deren disproportionierten, hydrierten, polymerisierten, veresterten Derivaten und Salzen; aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffharzen; Terpenharzen und Terpenphenolharzen sowie Cs-, Cg- und anderen Kohlenwasserstoffharzen. Die
erfindungsgemäße Haftklebmasse kann grundsätzlich ein (einziges) oder mehrere klebkraftverstärkende Harze umfassen.
Besonders bevorzugt ist das mindestens eine klebkraftverstärkende Harz ausgewählt aus Kolophoniumharzen und Polyterpen-basierten Harzen. Diese Harze sind vorteilhaft einsetzbar, weil sie zu großen Teilen, insbesondere zur Gänze, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt bzw. gewonnen werden können.
Insbesondere ist das klebkraftverstärkende Harz ausgewählt aus Kolophoniumharzen und Polyterpenphenolharzen. Diese Klebharze sind aus nachwachsenden Rohstoffen herstellbar und haben sich als besonders geeignet erwiesen, die klebtechnischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Haftklebmasse in besonderem Maße zu verbessern.
Ganz besonders bevorzugt ist das klebkraftverstärkende Harz ein vollhydriertes Kolophoniumharz. Dies ist besonders vorteilhaft, weil diese Harze eine vergleichsweise geringe Erweichungstemperatur aufweisen und somit vorteilhaft zur Ausprägung haftklebriger Eigenschaften beitragen. Überdies weisen sie eine besonders gute Alterungsstabilität auf.
Bevorzugt umfasst die erfindungsgemäße Haftklebmasse klebkraftverstärkende Harze zu insgesamt 15 bis 60 Gew.-%, stärker bevorzugt zu insgesamt 25 bis 55 Gew.-%, insbesondere zu insgesamt 30 bis 50 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt zu insgesamt 35 bis 45 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Haftklebmasse.
Die erfindungsgemäße Haftklebmasse kann darüber hinaus weitere Komponenten umfassen, z.B. Weichmacher (Plastifizierungsmittel); Füllstoffe, insbesondere Fasern, Ruß, Zinkoxid, Titandioxid, Spinelle, Farbstoffe, Pigmente, Kreide, Voll- oder Hohlglaskugeln, Mikrokugeln aus anderen Materialien, z.B. polymere Mikrohohlkugeln, Kieselsäure und/oder Silikate; Keimbildner; Blähmittel; Compoundierungsmittel; Stabilisatoren und/oder Alterungsschutzmittel, z.B. primäre und/oder sekundäre Antioxidantien und/oder Lichtschutzmittel.
In einer Ausführungsform sind mindestens 50 Gew.-%, bevorzugt mindestens 60 Gew.-%, insbesondere mindestens 65 Gew.-% der erfindungsgemäßen Haftklebmasse biobasiert. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Haftklebmasse besteht darin, dass der Anteil
biobasierter Komponenten mit der etablierten Radiokarbonmethode (14C-Methode) nachgewiesen werden kann.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Haftklebmasse erfolgt bevorzugt aus Lösung, d.h. die Komponenten werden in einem geeigneten Lösemittel dispergiert bzw. gelöst und vermischt; das Lösemittel wird nach Abschluss des Mischvorgangs mittels üblicher Methoden entfernt.
Die erfindungsgemäße Haftklebmasse kann als solche verwendet werden, z.B. in Form eines Schichtkörpers bzw. einer trägerfreien Schicht der erfindungsgemäßen Haftklebmasse, die auch als „Transferklebeband“ bezeichnet wird. Ein solches Transferklebeband ist bevorzugt lediglich auf ein Material aufgebracht, das vorübergehend zum Schutz der Klebeoberfläche, zur leichteren Handhabbarkeit und zur leichteren Applizierbarkeit der Haftklebmasse dient. Derartige Materialien werden auch als Releaseliner oder einfach als „Liner“ bezeichnet und sind in der Regel leicht wieder entfernbar, insbesondere durch geeignete Oberflächenbeschichtungen. Auch die zweite Seite des Transferklebebandes kann mit einem Liner versehen sein.
Die Releaseliner sind insbesondere ein- oder bevorzugt beidseitig antiadhäsiv ausgerüstete (beschichtete oder behandelte) Trägermaterialien. Als Trägermaterial für Releaseliner kommen zum Beispiel diverse Papiere, optional auch in Kombination mit einer stabilisierenden Extrusionsbeschichung, in Frage. Weitere geeignete Liner-Trägermaterialien sind Folien, insbesondere Polyolefin-Folien, zum Beispiel auf Basis von Ethylen, Propylen, Butylen und/oder Hexylen. Bevorzugte Trägermaterialien sind Papiere, z.B. Glassine-Papiere. Papiere sind nicht zuletzt auch deshalb bevorzugt, weil sich das Konzept der Herkunft der Bestandteile aus nachwachsenden Rohstoffen so auch auf Hilfsmaterialien des Klebebandes ausdehnen lässt.
Als antiadhäsive Trennbeschichtung werden häufig Silikonsysteme eingesetzt. Zu den üblicherweise eingesetzten Linern gehören zum Beispiel silikonisierte Papiere und silikonisierte Folien.
Für die Verwendung des Transferklebebandes zur Verklebung auf einer Substratoberfläche wird der Liner bzw. werden die Liner dann entfernt, so dass die beiden klebenden Seiten jeweils direkten Kontakt zu den miteinander zu verklebenden Substratoberflächen erhalten.
Der Liner stellt somit kein produktives Bauteil dar und wird entsprechend auch nicht zum Klebeband gerechnet, sondern stellt vielmehr lediglich ein Hilfsmittel zur Handhabung desselben dar.
Bevorzugt wird die erfindungsgemäße Haftklebmasse im Aufbau bzw. zur Herstellung mehrschichtiger Klebebänder verwendet. Entsprechende mehrschichtige Klebebänder umfassen üblicherweise zumindest eine Trägerschicht und können ein- oder beidseitig eine außenliegende Schicht einer erfindungsgemäßen Haftklebmasse aufweisen. Bei beidseitig klebend ausgerüsteten Klebebändern können entweder eine der außenliegenden Schichten oder auch beide außenliegenden Schichten erfindungsgemäße Haftklebmassen sein. Im letzteren Fall können die Haftklebmasseschichten hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung und/oder ihrer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften und/oder ihrer Geometrie (z.B. der Schichtdicke) unterschiedlich sein, besonders bevorzugt sind sie aber bezüglich ihrer chemischen Zusammensetzung und/oder ihrer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften identisch. Auch bei mehrschichtigen Klebebändern können eine oder auch beide außenliegenden Haftklebmasseschichten mit Linern abgedeckt sein.
Die Klebebänder können weitere Schichten aufweisen, z.B. weitere Trägerschichten, Funktionsschichten oder dergleichen.
Als Trägermaterialien des mehrschichtigen Klebebands werden bevorzugt biobasierte Materialien ausgewählt, zum Beispiel solche, die ausgewählt sind aus der Liste bestehend aus Papieren; biobasierten Geweben oder Vliesen, zum Beispiel aus Baumwolle oder Viskose; Cellophan; Celluloseacetat; biobasierten Polyethylenfolien (PE) und Polypropylenfolien (PP); Folien aus thermoplastischer Stärke; biobasierten Polyesterfolien, z.B. Folien aus Polylactid (PLA; Polymilchsäure), Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylentetrahydrofuranoat (PEF) oder Polyhydroxyalkanoat (PHA). Besonders bevorzugt ist das Trägermaterial eine PET-Folie. PET-Folien sind beispielsweise deshalb bevorzugt, weil sie als recyceltes Material eingesetzt werden können und somit dem Nachhaltigkeitsgedanken auf diese Weise Rechnung tragen.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist somit ein Klebeband, das ein Trägermaterial und zumindest an einer seiner beiden Außenseiten, bevorzugt an beiden Außenseiten, eine erfindungsgemäße Haftklebmasse umfasst. Bevorzugt ist das Trägermaterial eine PET-Folie.
Die PET-Folie weist bevorzugt eine Dicke von 1 bis 5 pm auf; die Schicht bzw. die Schichten der erfindungsgemäße Haftklebmasseweisen bevorzugt jeweils eine Schichtdicke von 20 bis 30 pm auf. Als bevorzugte Gesamtdicke des erfindungsgemäßen Klebebands ergeben sich somit 41 bis 65 pm.
Für die Verankerung der Haftklebmasse auf dem Träger oder auf einem anderen Substrat kann es von Vorteil sein, wenn die Masse und/oder das Substrat vor der Beschichtung mit Corona oder Plasma behandelt wird. Weiterhin kann es für die Verankerung der Haftklebmasseschicht auf weiteren Schichten, insbesondere auf einer Trägerschicht, von Vorteil sein, wenn eine chemische Verankerung, z. B. über einen Primer, erfolgt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung einer erfindungsgemäßen Haftklebmasse bzw. eines erfindungsgemäßen Klebebands zur Herstellung von Verklebungen in elektronischen, optischen und/oder feinmechanischen Geräten.
Elektronische, optische und feinmechanische Geräte im Sinne dieser Anmeldung sind insbesondere solche Geräte, wie sie in Klasse 9 der Internationalen Klassifikation von Waren und Dienstleistungen für die Eintragung von Marken (Klassifikation von Nizza); 10. Ausgabe (NCL(10-2013)), einzuordnen sind; sofern es sich dabei um elektronische, optische oder feinmechanische Geräte handelt, weiterhin Uhren und Zeitmessgeräte gemäß Klasse 14 (NCL(10-2013)), wie insbesondere wissenschaftliche, Schifffahrts-, Vermessungs-, fotografische, Film-, optische, Wäge-, Mess-, Signal-, Kontroll-, Rettungs- und Unterrichtsapparate und -instrumente;
Apparate und Instrumente zum Leiten, Schalten, Umwandeln, Speichern, Regeln und Kontrollieren von Elektrizität;
Bildaufzeichnungs-, -verarbeitungs-, -übertragungs- und -Wiedergabegeräte, wie beispielweise Fernseher und dergleichen; akustische Aufzeichnungs-, Verarbeitungs-, Übertragungs- und Wedergabegeräte, wie beispielsweise Rundfunkgeräte und dergleichen;
Computer, Rechengeräte und Datenverarbeitungsgeräte, mathematische Geräte und Instrumente, Computerzubehör; Bürogeräte wie beispielsweise Drucker, Faxgeräte, Kopiergeräte, Schreibmaschinen; und Datenspeichergeräte;
Fernkommunikations- und Multifunktionsgeräte mit Fernkommunikationsfunktion wie beispielweise Telefone und Anrufbeantworter; chemische und physikalische Messgeräte, Steuergeräte und Instrumente wie beispielweise Akkumulatorladegeräte, Multimeter, Lampen, Tachometer; nautische Geräte und Instrumente; optische Geräte und Instrumente; medizinische Geräte und Instrumente und solche für Sportler;
Uhren und Chronometer;
Solarzellenmodule wie etwa elektrochemische Farbstoff-Solarzellen, organische Solarzellen, Dünnschichtzellen; und
Feuerlöschgeräte.
Im Mittelpunkt technischer Entwicklungen im Elektronikbereich stehen inzwischen vielfach Geräte, die immer kleiner und leichter gestaltet werden, damit sie von ihrem Besitzer jederzeit mitgeführt werden können. Dies geschieht üblicherweise durch Realisierung geringer Gewichte und/oder geeigneter Größe derartiger Geräte. Solche Geräte werden auch als Mobilgeräte oder portable Geräte bezeichnet. In diesem Kontext werden auch feinmechanische und optische Geräte zunehmend mit elektronischen Komponenten versehen, was die Möglichkeiten der Minimierung erhöht. Aufgrund des Mitführens der Mobilgeräte sind diese vermehrt mechanischen Belastungen ausgesetzt, etwa durch Anstoßen an Kanten, durch Fallenlassen, durch Kontakt mit anderen harten Objekten in der Tasche, aber auch schon durch die permanente Bewegung durch das Mitführen an sich. Mobilgeräte sind aber auch stärkeren Belastungen aufgrund von Feuchtigkeitseinwirkung, Temperatureinflüssen und dergleichen ausgesetzt als „immobile“ Geräte, die üblicherweise in Innenräumen installiert sind und nicht oder kaum bewegt werden. Die erfindungsgemäße Haftklebmasse hat sich als besonders bevorzugt herausgestellt, solche Störeinflüsse zu überstehen und sie abzuschwächen oder zu kompensieren. Bevorzugt werden die erfindungsgemäße Haftklebmasse oder das erfindungsgemäße Klebeband daher zur Herstellung von Verklebungen in portablen elektronischen Geräten verwendet.
Portable elektronische Geräte sind z.B.:
Fotoapparate, Digitalkameras; Fotografie-Zubehörgeräte wie Belichtungsmesser, Blitzlichtgeräte, Blenden, Fotogehäuse, Objektive; Filmkameras, Videokameras;
Kleincomputer (Mobilcomputer, Taschencomputer, Taschenrechner), Laptops, Notebooks, Netbooks, Ultrabooks, Tablet-Computer, Handhelds, elektronische Terminkalender und Organisatoren (sogenannte „Electronic Organizer“ oder „Personal Digital Assistants“, PDA, Palmtops), Modems;
Computer-Zubehörgeräte und Bedieneinheiten für elektronische Geräte, wie Mäuse, Zeichenpads, Grafiktabletts, Mikrophone, Lautsprecher, Spielkonsolen, Gamepads, Fernsteuerungen, Fernbedienungen, Tastfelder („Touchpads“);
Monitore, Displays, Bildschirme, berührungsempfindliche Bildschirme (Sensorbildschirme, „Touchscreen-Geräte“), Beamer;
Lesegeräte für elektronische Bücher („E-Books“);
Kleinfernsehgeräte, Taschenfernseher, Filmabspielgeräte, Videoabspielgeräte;
Radios (auch Klein- und Taschenrundfunkgeräte), Walkmen, Disemen, Musikabspielgeräte für z.B. CD, DVD, Blueray, Kassetten, USB, MP3; Kopfhörer; schnurlose Telefone, Mobiltelefone, Smartphones, Funksprechgeräte, Freisprechgeräte, Personenrufgeräte (Pager, Pieper); mobile Defibrilatoren, Blutzuckermessgeräte, Blutdruckmessgeräte, Schrittzähler, Pulsmesser;
Taschenlampen, Laserpointer; mobile Detektoren, optische Vergrößerungsgeräte, Fernsichtgeräte, Nachtsichtgeräte;
GPS-Geräte, Navigationsgeräte, tragbare Schnittstellengeräte der Satellitenkommunikation;
Datenspeichergeräte (USB-Sticks, externe Festplatten, Speicherkarten); und
Armbanduhren, Digitaluhren, Taschenuhren, Kettenuhren sowie Stoppuhren.
Beispiele
Mess- und Testmethoden:
Methode 1 - Bestimmung der Glasübergangstemperatur Tg der Haftklebmassen
Die statische Glasübergangstemperatur der Haftklebmassen wurde mittels Dynamischer Differenzkalorimetrie (DDK) bzw. - synonym - Dynamischer Scanning Kalorimetrie (DSC) bestimmt. Dazu wurden ca. 5 mg einer unbehandelten Probe der Haftklebmasse in ein Aluminiumtiegelchen (Volumen 25 pl) eingewogen und mit einem gelochten Deckel verschlossen. Zur Messung wurde ein DSC 204 F1 der Firma Netzsch verwendet. Es wurde zwecks Inertisierung unter Stickstoff gearbeitet. Die Probe wurde zunächst auf -150 °C abgekühlt, dann mit einer Heizrate von 10 K/min bis +150 °C aufgeheizt und erneut auf -150 °C abgekühlt. Die sich anschließende zweite Heizkurve wurde erneut bei 10 K/min gefahren und die Änderung der Wärmekapazität aufgenommen. Glasübergänge werden dabei als Stufen im Thermogramm (Wärmefluss-Temperatur-Diagramm, siehe Figur 1) erkannt.
Die Glasübergangstemperatur Tg wird folgendermaßen erhalten (siehe Figur 1):
Der jeweils linear verlaufende Bereich der Messkurve vor und nach der Stufe wird in Richtung steigender (Bereich vor der Stufe) bzw. fallender (Bereich nach der Stufe) Temperaturen verlängert (Verlängerungsgeraden © und @). Im Bereich der Stufe wird eine Ausgleichsgerade © parallel zur Ordinate so gelegt, dass sie die beiden Verlängerungslinien schneidet, und zwar so, dass zwei Flächen ® und @ (zwischen der jeweils einen Verlängerungslinie, der Ausgleichsgeraden und der Messkurve) gleichen Inhalts entstehen. Der Schnittpunkt der so positionierten Ausgleichsgeraden mit der Messkurve ergibt die Glasübergangstemperatur.
Methode 2 - Bestimmung des Molekulargewichts
Die Angaben der zahlenmittleren Molmasse Mn und der gewichtsmittleren Molmasse Mw in dieser Schrift beziehen sich auf die an sich bekannte Bestimmung per Gelpermeationschromatographie (GPC). Die Bestimmung erfolgt an 100 pl klarfiltrierter Probe (Probenkonzentration 4 g/l). Als Eluent wird Tetrahydrofuran mit 0,1 Vol.-% Trifluoressigsäure eingesetzt. Die Messung erfolgt bei 25 °C.
Als Vorsäule wird eine Säule Typ PSS-SDV, 5 pm, 103 Ä, 8,0 mm * 50 mm (Angaben hier und im Folgenden in der Reihenfolge: Typ, Partikelgröße, Porosität, Innendurchmesser * Länge; 1 Ä = 10-10 m) verwendet. Zur Auftrennung wird eine Kombination der Säulen des Typs PSS- SDV, 5 pm, 103 Ä sowie 105 Ä und 106 Ä mit jeweils 8,0 mm * 300 mm eingesetzt (Säulen der Firma Polymer Standards Service; Detektion mittels Differentialrefraktometer Shodex RI71). Die Durchflussmenge beträgt 1 ,0 ml pro Minute. Die Kalibrierung wird mittels des kommerziell verfügbaren ReadyCal-Kit Poly(styrene) high der Firma PSS Polymer Standard Service GmbH, Mainz, durchgeführt. Diese wird anhand der Mark-Houwink-Parameter K und alpha
universell in Polymethylmethacrylat (PMMA) umgerechnet, so dass die Angabe der Daten in PMMA-Massenäquivalenten erfolgt.
Methode 3 - Bestimmung des Tack
Bei diesem Test rollte eine Stahlkugel mit einem Gewicht von 5,6 g von einer 65 mm hohen Rampe (Neigungswinkel 21 °) auf einen waagerechten Streifen der zu prüfenden Klebmasse. Die Strecke bis zum Stillstand der Kugel wurde gemessen (Prüfklima 23 °C, 50 % relative Feuchte). Als gutes Ergebnis wird eine Strecke von maximal 300 mm angesehen.
Die Kugeln wurden vor der Messung mit Zellstoff und Aceton gereinigt und 30 min offen im Prüfklima konditioniert.
Die Klebmasse wurde vor der Messung 1 Tag im Prüfklima konditioniert.
Methode 4 - Bestimmung der Scherstandzeit
Die Bestimmung der Scherfestigkeit erfolgte bei einem Prüfklima von 23 +/-1 °C Temperatur und 50 % +/- 5 % rel. Luftfeuchte.
Die Prüfmuster wurden auf eine Breite von 13 ± 0,2 mm zugeschnitten und für mindestens 16 h im Klima gelagert. Für die Prüfung wurden 50 x 25 mm ASTM-Stahl Platten mit 2 mm Dicke und einer 20 mm Markierungslinie verwendet, die vor der Verklebung mehrfach intensiv mit Aceton gereinigt und danach 10 min trocknen gelassen wurden. Die Verklebungsfläche betrug 13 x 20 ± 0,2 mm. Der Prüfstreifen wurde unter Vermeidung von Lufteinschlüssen durch Überstreichen mit einem Anwischer in Längsrichtung mittig auf den Haftgrund aufgebracht, so dass die obere Kante des Prüfmusters genau an der 20 mm Markierungslinie anlag.
Die Rückseite des Prüfmusters wurde mit Aluminiumfolie abgeklebt. Das freie überstehende Ende wurde mit Papier abgeklebt. Sodann wurde der Klebestreifen 2-mal mit einer 2 kg Rolle hin und her überrollt. Nach dem Anrollen wurde eine Gurtschlaufe (Gewicht 5 - 7 g) am überstehenden Ende des Klebebandes angebracht.
Danach wurde mit Schraube und Mutter ein Adapterplättchen auf der Vorderseite der Schertestplatte befestigt. Um sicherzustellen, dass das Adapterplättchen fest auf der Platte sitzt, wurde die Schraube kräftig von Hand angezogen.
Die so vorbereitete Platte wurde über das Adapterplättchen mittels eines Hakens an einer Zähleruhr befestigt; in die Gurtschlaufe wurde dann ein 1-kg-Gewicht ruckfrei eingehängt.
Die Aufziehzeit zwischen Anrollen und Belastung betrug 12 min. Gemessen wurde die Zeit in Minuten bis zum Versagen der Verklebung, die Messergebnisse sind gemittelt aus drei Messungen. Als gutes Ergebnis wird eine Scherstandzeit von mindestens 3.000 min angesehen.
Methode 5 - Klebkraft Stahl
Die Bestimmung der Klebkraft erfolgte bei einem Prüfklima von 23 °C +/- 1 °C Temperatur und 50 % +/- 5 % rel. Luftfeuchte. Die Muster wurden auf 20 mm Breite zugeschnitten und auf eine Stahlplatte (ASTM) geklebt. Die Stahlplatte wurde vor der Messung gereinigt und konditioniert. Dazu wurde die Platte zunächst mit Lösemittel abgewischt und danach 5 Minuten an der Luft liegen gelassen, damit das Lösungsmittel abdampfen konnte. Die dem Prüfuntergrund abgewandte Seite des Klebebandes wurde dann mit 25 pm dicker, geätzter PET-Folie abgedeckt, wodurch verhindert wurde, dass sich das Muster bei der Messung dehnt. Danach erfolgte das Anrollen des Prüfmusters auf den Untergrund. Hierzu wurde das Tape mit einer 4 kg - Rolle fünfmal hin und her mit einer Aufrollgeschwindigkeit von 10 m/min überrollt. 1 min nach dem Anrollen wurde die Platte in eine spezielle Halterung geschoben. Die Klebkraftmessung erfolgte mit einer Zwick-Zugprüfmaschine; die Muster wurden in einem Winkel von 180 ° mit einer Geschwindigkeit von 300 mm/min abgezogen. Die Messergebnisse sind in N/cm angegeben und sind gemittelt aus fünf Einzelmessungen.
Tabelle 1 : Kommerziell erhältliche, eingesetzte Chemikalien
Herstellung der Polyacrylate und der Haftklebmassen:
Ein für radikalische Polymerisationen konventionelles 3 L-Gefäß wurde mit den bei den Beispielen angegebenen Mengen an Acrylsäure (AA) und 2-Octylacrylat (2-OA) sowie gegebenenfalls i-Butylacrylat (iBA) und/oder Methylacrylat (MA) sowie 724 g Benzin/Aceton (70:30) befüllt. Nach 45minütiger Durchleitung von Stickstoffgas unter Rühren wurde der Reaktor auf 58 °C hochgeheizt und 0,5 g Vazo® 67 hinzugegeben. Anschließend wurde die Manteltemperatur auf 75 °C eingestellt und die Reaktion konstant bei dieser Außentemperatur durchgeführt. Nach 1 h Reaktionszeit wurden wiederum 0,5 g Vazo® 67 hinzugegeben. Nach 3 h wurde mit 200 g Benzin/Aceton (70:30) und nach 6 h mit 100 g Benzin/Aceton (70:30) verdünnt. Zur Reduktion der Restinitiatoren wurden nach 5,5 und nach 7 h jeweils 1 ,5 g
Perkadox® 16 hinzugegeben. Die Reaktion wurde nach 24 h Reaktionszeit abgebrochen und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Anschließend wurde das Polyacrylat mit dem Klebharz und dem Vernetzer abgemischt. Die so erhaltene Zusammensetzung wurde mittels eines Rakels aus Lösung auf eine silikonisierte Trennfolie (50 pm Polyester) beschichtet und anschließend getrocknet (Beschichtungsgeschwindigkeit 2,5 m/min, Trockenkanal 15 m, Temperaturen Zone 1 : 40 °C, Zone 2: 70 °C, Zone 3: 95 °C, Zone 4: 105 °C) Der Masseauftrag nach Trocknung betrug 50 g/m2.
Tabelle 2: Zusammensetzung der Polymere und Haftklebmassen
Vgl. - Vergleichsversuch
Tabelle 3: Ergebnisse
Vgl. - Vergleichsversuch n. e. - nicht ermittelt