Innen-Drallräumwerkzeug
Die vorliegende Patentanmeldung nimmt die Priorität der deutschen Pa tentanmeldung DE 10 2019 200 022.3 in Anspruch, deren Inhalt durch Be- zugnahme hierin aufgenommen wird.
Die Erfindung betrifft ein Innen-Drallräumwerkzeug mit den im Anspruch 1 angegebenen Merk len. Innen-Drallräum Werkzeuge sind bekannt aus der DE 23 38 821 C2, der
EP 1 426 131 Al und der US 3 276 100. Ein Räum Werkzeug ist bekannt aus der US 3,815,193. Ein Räumwerkzeug aus Hartmetall ist bekannt aus der EP 1 477 255 Al. Ein Verfahren zum Herstellen von genuteten Innen profilen bei gehärteten Werkstücken und dafür geeignete Räumnadeln sind bekannt aus der DE 36 21 422 Al.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Innen-Drallräumwerk zeug der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass dessen Stand zeit bei gegebener Bearbeitungsleistung erhöht ist.
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch ein Innen-Drallräumwerk zeug mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen.
Der Kalibrier-Werkzeugabschnitt des Innen-Drallräumwerkzeug s wird zum Schlichten, also zum Abtragen geringer Materialmengen eines zu bearbei tenden Werkstücks zu dessen Feinbearbeitung eingesetzt. Schnittgeschwin digkeiten bei der Werkzeugbearbeitung mit dem Innen-Drallräumwerkzeug liegen insbesondere im Bereich zwischen 1 m/min bis 12 m/min, beispiels weise im Bereich zwischen 5 m/min bis 10 m/min. Überraschend hat sich
herausgestellt, dass ein Kalibrier-Werkzeugabschnitt eines Innen-Drall- räumwerkzeugs nicht unbedingt aus Schnellarbeitsstahl gefertigt sein muss, was aufgrund insbesondere der duktilen Eigenschaften derartiger Schnell arbeitsstählen bislang gesetzt war. Trotz der beim Drallräumen vorliegen den Werkzeugbelastungen, insbesondere einer Stoßbelastung und einer Torsionsbelastung, hat sich überraschend herausgestellt, dass für den Ka librier-Werkzeugabschnitt Hartmetall als Werkstoff geeignet ist. Eine Be arbeitung des Kalibrier- Werkzeugabschnitts mit der erforderlichen Genau igkeit zur Erzeugung hochpräziser Innenschrägverzahnungen kann insbe sondere softwareunterstützt mittels insbesondere geregelt ausgerichteter Diamant- Schleifscheiben erfolgen. Ein Schleifergebnis beim Abrichten der Diamant-Schleifscheiben zur Bearbeitung des Hartmetall-Kalibrier- Werk zeugabschnitts kann zur Erfassung eines Ist-Profil wertes der Schleifscheibe insbesondere optisch überwacht werden. Die Diamant- Schleifscheiben können mit Hilfe von Diamant- Abrichtwerkzeugen hochgenau abgerichtet werden. Eine Flankengenauigkeit der Diamant-Schleifscheiben kann dabei bis zu einer Toleranz von 1 mth eingehalten werden. Unter Einsatz dieser Bearbeitungsmethoden kann ein Kalibrier-Werkzeugabschnitt aus Hartme tall mit Fertigungstoleranzen gefertigt werden, die denjenigen entsprechen, die im Stand der Technik für Kalibrier-Werkzeugabschnitte aus Schnellar beitsstahl erreicht wurden.
Zwar werden bestimmte Hartmetalle im Zusammenhang mit dem Innen räumen im Stand der Technik bereits erwähnt, beispielsweise in der US 2004/0223825 Al und der JP 2005-040 871 A, das Hartmetall kommt aber hier jeweils nicht beim Drallräumen zum Einsatz.
Der Vorräum-Werkzeugabschnitt des Innen-Drallräum Werkzeugs kann aus Schnellarbeitsstahl gefertigt sein.
Das Hartmetall kann eine Dichte haben, die größer ist als 10,5 g/cm3, die größer als 11 g/cm3, die größer als 11,5 g/cm3, die größer als 12 g/cm3, die größer als 12,5 g/cm3, die größer als 13 g/cm3, die größer als 13,5 g/cm3, die größer als 14 g/cm3, die größer als 14,5 g/cm3 oder sogar noch größer sein kann. Die Dichte des Hartmetalls kann insbesondere im Bereich zwi schen 12,0 und 15,0 g/cm3 liegen.
Als Hartmetall kann ein Wolframcarbid-Kobalt-Hartmetall, ein
W olframcarbid-Titancarbid- Kobalt-Hartmetall, ein W olframcarbid-T antal-
Niob-Carbid-Kobalt-Hartmetall, ein Wolframcarbid-Zirkonium-Carbid- Koha1t-Hartmeta11 oder auch ein Cermet zum Einsatz kommen. Anstelle von Wolframcarbid kann auch Titancarbid, Titannitrit, Niob-Carbid, Tan- tal-Carbid oder Vanadiumcarbid beim Hartmetall zum Einsatz kommen. Als Bindematrix kann alternativ oder zusätzlich zu Kobalt auch Nickel und/oder Eisen zum Einsatz kommen. Die Wolframcarbid-Kömer des Hartmetalls können eine mittlere Korngröße im Bereich zwischen 0, 1 gm und 25 gm und insbesondere im Bereich zwischen 0, 15 gm und 10 gm oder im Bereich zwischen 1 gm und 3 gm aufweisen.
Der Kalibrier-Werkzeugabschnitt und/oder der Vorräum- Werkzeugab schnitt können eine wendelförmige Verzahnung mit einer Mehrzahl von Gängen aufweisen. Räumzähne nach Anspruch 2, insbesondere des Kalibrier- Werkzeugab schnitts mit positivem Spanwinkel, haben sich überraschend auch beim Einsatz von Hartmetall als Werkstoff als möglich herausgestellt. Auch Hartmetall-Räumzähne mit positivem Spanwinkel halten den Belastungen beim Innenräumen von Schrägverzahnungen Stand. Es können einige oder
auch alle Räumzähne des Vorräum-Werkzeugabschnitts und/oder des Ka- librier-Werkzeugabschnitts einen positiven Spanwinkel aufweisen.
Die Vorteile eines Hartmetall-Kalibrier-Werkzeugabschnitts kommen bei einer Ausführung nach Anspruch 3 als Kalibrier-Büchse besonders gut zum Tragen. Auch hier hat sich herausgestellt, dass Hartmetall zur Gestaltung einer Kalibrier-Büchse geeignet ist, ohne dass es beim Einsatz des Werk zeugs zum Bruch kommt.
Sowohl ein Grundkörper des Werkzeugs als auch eine gegebenenfalls vor handene Buchse bzw. Büchse können mit einer Beschichtung versehen sein. Eine derartige Beschichtung kann insbesondere einer Verschleißmin derung dienen. Bei der Beschichtung kann es sich also um eine Verschleiß schutz-Beschichtung handeln. Soweit die Buchse bzw. Büchse aus Hartme tall gefertigt ist, kann diese mit einer anderen Beschichtung versehen sein als der Grundkörper.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. In dieser zeigen:
Fig. 1 in einer Seitenansicht sowie im Bereich einer Kalibrier-Büchse teilweise gebrochen zur Veranschaulichung innerer Details und im Bereich einer Befestigungsmutter bzw. eines Klemmrings für die Kalibrier-Büchse teilweise im Schnitt ein Innenrundprofil-Räum- werkzeug in Form eines Innen-Drallräumwerkzeugs;
Fig. 2 in einer zu Fig. 1 ähnlichen Ansicht die Kalibrier-Büchse des Werkzeugs nach Fig. 1;
Fig. 3 einen Axial-Längsschnitt eines Details III der Kalibrier-Büchse nach Fig. 2 im Bereich zweier in einer Räumrichtung hintereinan der angeordneter Räumzähne;
Fig. 4 das Werkzeug nach Fig. 1 mit weggelassener Kalibrier-Büchse; und
Fig. 5 das Werkzeug nach Fig. 4 mit zusätzlich weggelassener Befesti gungsmutter bzw. weggelassenem Klemmring.
Ein Innen-Drallräumwerkzeug 1 dient zum Räumen von Innenrundprofilen von Zahnrädern mit Schräg Verzahnung. Das Werkzeug 1 wird hierzu rela tiv zu einem in der Zeichnung nicht dargestellten Werkstück, in dem die Schräg Verzahnung erzeugt wird, in einer Räumrichtung 2 verlagert.
Das Werkzeug 1 hat in der Fig. 1 links einen Werkzeug-Kopfabschnitt 3, an den ein Antrieb zur Verlagerung des Werkzeugs 1 in der Räumrichtung 2 angreifen kann. Hieran schließt sich ein in der Räumrichtung 2 führender Vorräum-Werkzeugabschnitt 4 und ein in der Räumrichtung 2 folgender Kalibrier-Werkzeugabschnitt 5 in Form einer Kalibrier-Büchse an. Die Funktionen des Vorräum-Werkzeugabschnitts 4 und des Kalibrier- Werk zeugabschnitts 5 entsprechen grundsätzlich denen aus dem Stand der Tech nik bekannter Innen-Drallräum Werkzeuge. In diesem Zusammenhang wird verwiesen auf die DE 23 38 821 B2, die EP 1 426 131 Al und die
US 3 276 100.
Die Kalibrier-Büchse 5 ist auf einem Trägerabschnitt 6 eines Grundkörpers des Werkzeugs 1 in der Fig. 1 von rechts her aufgeschoben. Der Trägerab-
schnitt 6 ist fest mit dem Vorräum-Werkzeugabschnitt 4 verbunden und kann nahtlos in den Werkzeug-Kopfabschnitt 3 übergehen.
Zur Fixierung der Kalibrier-Büchse 5 auf den Trägerabschnitt 6 dient eine Befestigungsmutter 7, die in der Fig. 1 von rechts her auf den Trägerab schnitt 6 aufgeschraubt ist und die Kalibrier-Büchse 5 zwischen einer An lagewand 8 der Befestigungsmutter 7 und einer Gegenanlage-Schulter 9 des Grundkörpers des Werkzeugs 1 klemmt. Die Gegenanlage-Schulter 9 stellt gleichzeitig einen Übergangsabschnitt zwischen dem Trägerabschnitt 6 und dem Vorräum-Werkzeugabschnitt 4 dar.
Anstelle einer Befestigungsmutter kann zur Fixierung der Kalibrier-Büchse 5 auf den Trägerabschnitt 6 auch ein Klemmring ohne Gewinde dienen.
Nicht näher dargestellte Räumzähne des Vorräum-Werkzeugabschnitts 4 sind längs wendelförmig um eine Längsachse 10 des Werkzeugs 1 umlau fender Zahnreihen 11 so in der Räumrichtung 2 hintereinander angeordnet, dass Räumzähne aufeinanderfolgender Wendelbahnen der Zahnreihen 11 längs Räumbahnen 12 jeweils schräg hintereinander angeordnet sind. In der Fig. 1 sind drei derartige Räumbahnen 12 gestrichelt angedeutet. Ein Schrägverlauf der Räumbahnen 12 entspricht einem Schrägverlauf der im Werkstück zu erzeugenden Schräg Verzahnung.
In den Fig. 1 und 2 sind einige Räumzähne 13 der Kalibrier-Büchse 5, die ebenfalls längs wendelförmig um die Längsachse 10 umlaufender Zahnrei hen 14 verlaufen, hervorgehoben. Zur Veranschaulichung sind in den Fig.
1 und 2 lediglich einige der in der Räumrichtung führenden und einige in der Räumrichtung abschließenden Zahnreihen 14 dargestellt.
Der Vorräum-Werkzeugabschnitt 4 einerseits und die Kalibrier-Büchse 5 andererseits haben also jeweils eine wendelförmige Verzahnung mit je weils einer Mehrzahl von Gängen. Ein Gangabstand ist beim Vorräum- Werkzeugabschnitt 4 kleiner als beim Kalibrier-Werkzeugabschnitt 5. Bei einer alternativen, nicht dargestellten Ausführung kann der Gangabstand beim Vorräum-Werkzeugabschnitt 4 auch genauso groß sein wie beim Ka librier-Werkzeugabschnitt 5 und kann auch größer sein als beim Kalibrier- Werkzeugabschnitt 5.
Fig. 3 zeigt im Detail zwei längs einer Räumbahn 12 hintereinander ange ordnete Räumzähne 13. Diese Räumzähne 13 der Kalibrier-Büchse 5 haben einen positiven Spanwinkel g. Eine spanabhebende Zahnkante 15 dieser Räumzähne 13 mit positivem Spanwinkel g steht also, gesehen längs einer radialen Richtung, frei über einen hohlzylindrischen Grundkörper 16 der Kalibrier-Büchse 5 über.
An dem Werkzeug-Kopfabschnitt 3 gegenüberliegenden freien Ende hat das Werkzeug 1 einen Werkzeug-Abschlussabschnitt 17, der zur Verbin dung mit einem Lagerkörper eines Räumantriebs ausgeführt ist.
Der Kalibrier-Werkzeugabschnitt 5 des Werkzeugs 1 ist aus einem Hartme tall gefertigt, dessen Dichte größer ist als 10 g/cm3.
Bei dem Hartmetall kann es sich um ein W ol ram carbi d-K obal t-H artm etal 1 handeln. Das Hartmetall kann geringe Mengen anderer Carbide, z. B. Va- nadiumcarbid, Chromcarbid oder Tantal-Niob-Carbid aufweisen. Diese Anteile anderer Carbide können kleiner sein als 2 Gew.-%, können kleiner sein als 1,5 Gew.-%, können kleiner sein als 1,0 Gew.-%, können kleiner sein als 0,75 Gew.-% und können auch kleiner sein als 0,5 Gew.-%. Wol-
framcarbid-Komgrößen des können im Bereich zwischen
0, 1 gm und 25 gm liegen und können beispielsweise im Bereich um einen Mittelwert von 3 gm, von 5 gm, von 8 gm, von 10 gm oder von 15 gm liegen. Ein Kobaltgehalt des Hartmetalls kann im Bereich von 1 % und 40 % und kann insbesondere im Bereich zwischen 2 % und 25 % liegen.
Ein Tantal-Niob-Carbid kann auch größer sein als 5 %, kann größer sein als 10 % und kann auch größer sein als 20 %.
Das Hartmetall kann Anteile anderer Carbide bzw. Mischcarbide aufwei sen, z. B. Titancarbid oder Zirkoniumcarbid.
Die Anteile an diesen Mischcarbiden können im Bereich zwischen 0,5 % und 25 %, können im Bereich zwischen 1 % und 20 %, im Bereich zwi schen 5 % und 15 % und können auch im Bereich um 10 % liegen. Ein Mischcarbid- Anteil kann insgesamt kleiner sein als 8 %. Ein Mischcarbid- Anteil kann alternativ auch größer sein als 12 %.
Als Hartmetall kann auch ein Cermet zum Einsatz kommen. Das Hartme tall kann Titancarbid oder Titannitrit enthalten. Eine Bindematrix eines derartigen Hartmetalls kann Nickel, Kobalt und/oder Molybdän aufweisen.
Alternativ oder zusätzlich zum Hartstoff Wolframcarbid kann als Hartstoff des Hartmetalls auch Titancarbid, Titannitrit, Niob-Carbid, Tantal-Carbid oder Vanadiumcarbid zum Einsatz kommen. Neben Kobalt kann als Bin dematrix bei dem Hartmetall auch Nickel oder eine Kobalt-Nickel-Mi- schung zum Einsatz kommen.
Ein Wolframcarbid- Anteil des kann im Bereich zwischen 65 %
und 99 % und kann insbesondere im Bereich zwischen 75 % und 95 % lie gen, beispielsweise bei 85 %. Ein Kobaltanteil des Hartmetalls kann im Bereich zwischen 1 % und 35 % und insbesondere im Bereich zwischen 5 % und 25 %, beispielsweise im Bereich von 15 % liegen. Als Binde matrix kann alternativ oder zusätzlich auch Nickel zum Einsatz kommen. Als Bindematrix kann auch eine eisenhaltige Mischung, beispielsweise eine Eisen/Nickel/Kobalt-Mischung zum Einsatz kommen.
Die Kalibrier-Büchse 5 kann so ausgeführt sein, dass alle Räumzähne 13 einen positiven Spanwinkel aufweisen. Alternativ kann die Kalibrier- Büchse 5 auch zumindest einige Räumzähne mit negativem Spanwinkel und/oder mit einem Spanwinkel von 0° aufweisen. Ein Anteil von Räum zähnen 13 mit positivem Spanwinkel an der Anzahl aller Räumzähne kann im Bereich zwischen 5 % und 100 % hegen und kann beispielsweise bei 10 %, bei 20 %, bei 30 %, bei 40 %, bei 50 %, bei 60 %, bei 70 %, bei 80 % , bei 90 %, bei 100 % hegen.
Beim Bearbeiten des Werkstücks führt der Kalibrier-Werkzeugabschnitt 5 einen Abtrag geringer Materialmengen zur Fein- bzw. Feinstbearbeitung, also ein Schlichten des Werkstücks durch. Eine Schnittgeschwindigkeit kann dabei im Bereich zwischen 1 m/min bis 12 m/min hegen.