Vorrichtung und Verfahren zur Boroskopinspektion
von Strahltriebwerken
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Boroskopinspektion von Strahltriebwerken.
Die Turbinenschaufeln der Hochdruckturbine gehören aufgrund hoher Drücke und Temperaturen zu den am meisten beanspruchten Bauteilen einer Gasturbine eines Strahltriebwerks. Gleichzei¬ tig haben bereits kleine Beschädigungen oder Abweichungen von ihrer jeweiligen Ursprungsform der Hochdruckturbinenturbinen- schaufein nicht unerheblichen Einfluss auf den Wirkungsgrad des Triebwerks, was sich letztendlich auf den Treibstoffverbrauch auswirkt. Auch müssen die Turbinenschaufeln regelmäßig auf Beschädigungen überprüft werden, um die Turbinenschaufeln ggf. rechtzeitig instand zu setzen oder auszutauschen, bevor ein größerer Triebwerksschaden im laufenden Betrieb auftritt.
Turbinenschaufeln von Strahltriebwerken verfügen aus zulassungsrechtlichen Gründen zwingend über eine eindeutige Seriennummer. Die Seriennummern sind dabei an dem Fuß der Turbinenschaufeln, mit dem die Schaufeln am Schaufelträger des Triebwerks befestigt werden, angeordnet, um zu vermeiden, dass sie unmittelbar mit dem Heißgasstrom in Berührung kommen und durch diesen unkenntlich gemacht werden.
Nachteilig an der Positionierung der Seriennummer am Fuß einer Turbinenschaufel ist, dass die Seriennummern nach dem Einset¬ zen der Turbinenschaufeln nicht mehr einsehbar sind. So ist es bei einer vollständig montierten Gasturbine bzw. einem voll¬ ständig montierten Strahltriebwerk nicht möglich, die Seriennummer einer einzelnen Triebwerksschaufel unmittelbar zu überprüfen. Vielmehr muss zur Ermittlung der Seriennummer das Triebwerk zerlegt werden.
Es ist von großem Interesse, die Seriennummern von Turbinenschaufeln auch bei vollständig montierten Strahltriebwerken, regelmäßig auch, wenn diese am Flugzeug befestigt sind (on- wing) , eindeutig und zuverlässig identifizieren zu können. Erst über eine solche eindeutige Zuordnung wird es möglich,
Beschädigungsverläufe oder sonstige Veränderung an eine Turbi¬ nenschaufel zwischen zwei Inspektionen zu dokumentieren und/oder die Herkunft einer Turbinenschaufel von einem Hersteller oder Reparaturbetrieb zu ermitteln, ohne dass dafür eine auf- wendige und kostenintensive Demontage des gesamten Triebwerks notwendig wäre.
Im Stand der Technik sind diverse Verfahren zur Inspektion von Turbinenschaufeln mithilfe von Boroskopen bekannt. So kann ein Boroskop durch eine seitliche Öffnung in ein vollständig mon¬ tiertes Strahltriebwerk eingeführt werden, um darüber dann die Turbinenschaufeln optisch inspizieren zu können. Allerdings kann dabei nur eine allgemeine Überprüfung aller Turbinenschaufeln einer Stufe erfolgen, ohne dass eine eindeutige Zu¬ ordnung von Seriennummer zu den einzelnen Turbinenschaufeln möglich wäre. Im Falle der Hochdruckturbinenschaufeln der ersten Stufe kommt erschwerend hinzu, dass eine Boroskopinspek- tion nur mit einem durch eine Durchführungsöffnung des Brennkammergehäuses (z. B. durch eine Zündkerzenöffnung) in die Brennkammer geführten flexiblen Boroskop durchgeführt werden kann, welches im Innern des Strahltriebwerks für eine zuver¬ lässige Inspektion nicht ausreichend genau und fest positio¬ niert werden kann.
Die Patentanmeldung US 2015/0036130 AI offenbart eine Befesti¬ gungseinrichtung zur Befestigung eines Endoskops zur endosko- pischen Inspektion, insbesondere zur Inspektion von Turbinenschaufeln eines Triebwerks. Die Befestigungseinrichtung ist so ausgebildet, dass das Endoskop über einen äußeren Zugang in
das Triebwerk eingeführt werden kann, wobei die Einführrichtung so ausgebildet ist, dass das Endoskop über einen inneren Zugang direkt in den Bereich der Turbinenschaufeln geführt werden kann. In dem Patent US 4,784,463 B ist eine Haltevorrichtung für ein Endoskop offenbart. Die Haltevorrichtung umfasst eine Befesti¬ gungsvorrichtung sowie eine Einführhilfe, über die das Endo¬ skop eingesetzt und ausgerichtet werden kann.
Beide Veröffentlichungen offenbaren nur die Möglichkeit einer allgemeinen Überprüfung von Turbinenschaufeln. Eine eindeutige Zuordnung von Seriennummern zu einzelnen Turbinenschaufeln ist mit den beiden bekannten Veröffentlichungen nicht möglich.
Aus der Patentanmeldung DE 10 2005 030 647 B3 ist eine Vorrichtung mit einem Bildgebungsendoskop bekannt, die ein Füh¬ rungsrohr umfasst. An dem Führungsrohr ist mindestens eine über die Bildgebung erkennbare Markierung vorgesehen über die die exakte Position des bildgebenden Teils des Bildgebungsen- doskops ermittelt werden kann. Mit der bekannten Patentanmel¬ dung ist ebenfalls keine eindeutige Zuordnung von Seriennum¬ mern zu einzelnen Turbinenschaufeln möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren zu schaffen, mit dem die eindeutige Zuordnung von Seriennummern zur Turbinenschaufeln der ersten Stufe der Hochdruckturbine eines montierten Strahltriebwerks möglich ist.
Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung gemäß dem Hauptanspruch sowie durch ein Verfahren gemäß dem nebengeordneten Anspruch 11.
Demnach betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Borosko- pinspektion von Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinenstufe eines Strahltriebwerks umfassend ein knickfreies Füh¬ rungsrohr zur Durchleitung eines flexiblen Boroskops, wobei die Vorrichtung eine Führung für das Führungsrohr zur eindeutigen und reproduzierbaren Positionierung und Ausrichtung des Führungsrohrs und eine Befestigungsvorrichtung zur lösbaren Befestigung der Führung an der Außenseite des Strahltriebwerks umfasst, wobei die Befestigungsvorrichtung eine Ausrichteinheit, mit der die Führung auf eine vorgegebene Ausrichtung ge¬ genüber der Außenseite des Strahltriebwerks einstellbar ist, aufweist, und wobei das Führungsrohr starr und derart geformt ist, dass das in das Strahltriebwerk eingeführte Ende des Füh¬ rungsrohrs bei ordnungsgemäßer Ausrichtung der Führung zwischen zwei vorgegebene Leitschaufeln weisend ausrichtbar ist.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Inspektion der Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinenstufe eines Strahltriebwerks mit den Schritten: a) Einführen und Befestigen einer erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche an der vorgegebenen seitlichen Boroskopöffnung des Strahl triebwerks in einer vorgegebenen Ausrichtung; b) Einführen eines flexiblen Boroskops durch das Führungs rohr ; c) Drehen der Hochdruckturbinenstufe und einer damit dreh fest verbundenen weiteren Komponente des Strahltrieb¬ werks unter Beobachtung, bis ein eindeutiges Identifi¬ kationsmerkmal der weiteren Komponente in einer vorge¬ gebenen Position ist;
d) Identifizierung der durch das erste Boroskop zu sehenden Turbinenschaufeln als erste Turbinenschaufel.
Die Erfindung hat erkannt, dass es für die Zuordnung von Se¬ riennummern zu Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinen- stufe eines montierten Strahltriebwerks im Rahmen einer Boro- skopinspektion unerlässlich ist, die exakte Position des in das Triebwerk eingeführten Boroskopobj ektivs zu kennen bzw. - insbesondere im Falle einer (teil-) automatisierten Inspektion - eine vorgegebene Position genau einzuhalten. Nur so ist es möglich - wie im erfindungsgemäßen Verfahren vorgesehen - über ein Identifikationsmerkmal an einer mit der ersten Hochdruckturbinenstufe drehfest verbundenen anderen Komponente des Strahltriebwerks eine erste Turbinenschaufel eindeutig zu identifizieren und davon ausgehend Seriennummern der ersten sowie der weiteren Turbinenschaufeln zuordnen zu können.
Zur Inspektion der Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinenstufe muss das Boroskopobj ektiv durch die Brennkammer zwischen den zwischen Brennkammer und erster Hochdruckturbinenstufe angeordneten Leitschaufeln hindurchgeführt werden o- der zumindest so ausgerichtet sein, dass wenigstens ein Teil des Bildbereichs des Boroskopobj ektivs die Turbinenschaufeln zwischen den Leitschaufeln hindurch erfasst. Entsprechendes ist nur mit einem flexiblen Boroskop, wie bspw. Fiberskop, Flexoskop möglich. Alternativ kann das flexible Boroskop auch als Videoskop ausgebildet sein, bei der anstelle einer opti¬ schen Leitung entlang des Boroskops ein Sensor (bspw. ein CCD- oder CMOS-Chip mit einer entsprechenden Optik, z.B. in Form einer auf den Chip geklebten Linse) der als Boroskopobj ektiv an einem Ende des Boroskops angeordnet ist, der das aufgenom- mene Bild per Datenleitung an eine Anzeige übermittelt.
Um sicherzustellen, dass das Boroskop sich nach dem Einführung in das Strahltriebwerk an einer ermittelbaren oder vorgegebenen Position befindet, weist die erfindungsgemäße Vorrichtung zunächst ein knickfreies Führungsrohr zur Durchleitung des flexiblen Boroskops auf. „Knickfrei" bedeutet in diesem Zusam¬ menhang, dass das Führungsrohr keine Knicke, sondern ausschließlich nur solche Krümmungen aufweist, dass ein Hindurchschieben eines flexiblen Boroskops problemlos möglich ist.
Die letztendliche Position des Boroskopobj ektivs wird bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung maßgeblich durch das in das
Strahltriebwerk eingeführte Ende des Führungsrohrs bestimmt, wobei die Position und Ausrichtung des Boroskopobj ektivs un¬ mittelbar abhängig ist von der Position und Ausrichtung des Führungsrohrs. Das Führungsrohr ist dabei vorzugsweise derart ausgestaltet, dass das zur letztendlichen Inspektion der Turbinenschaufeln eingeführte Boroskop nur maximal um eine solche Länge aus dem Führungsrohr hervorsteht, dass keine unvorher¬ sehbaren Abweichungen in Position und Ausrichtungen des Boroskopobj ektivs aufgrund der Flexibilität des Boroskops zu er- warten sind. In anderen Worten soll das flexible Boroskop über eine solche Länge durch das Führungsrohr geführt werden, dass der aus dem Führungsrohr hervorstehende Teil des flexiblen Bo¬ roskops keine unbeabsichtigte Durchbiegung o.ä. erfährt. Es ist auch möglich, dass das Boroskop nicht aus dem Führungsrohr hervorsteht, das Boroskopobj ektiv also unmittelbar am Ende des Führungsrohrs angeordnet ist.
Um die Position und Ausrichtung des Führungsrohrs gegenüber den Turbinenschaufeln bzw. Leitschaufeln der Hochdruckturbine eindeutig bestimmen oder reproduzierbar einstellen zu können, ist erfindungsgemäß vorgesehen, das Führungsrohr starr auszu¬ gestalten durch eine Führung an einer Befestigungsvorrichtung zu führen. Durch Feststellung der Position des Führungsrohrs
gegenüber der Führung lässt sich die relative Position und Ausrichtung des in das Strahltriebwerk einzuführenden Endes des Führungsrohrs bestimmen. Durch eine Einstellung dieser relativen Position lässt sich das fragliche Ende des Führungs- rohrs auch eindeutig und reproduzierbar gegenüber der Führung positionieren und ausrichten.
Damit die Führung eine eindeutige und reproduzierbare Positio¬ nierung und Ausrichtung des Führungsrohrs gestattet, ist be¬ vorzugt, wenn Führungsrohr und/oder Führung Mittel aufweisen, mit denen die relative Bewegung zueinander in definierten Positionen des Führungsrohrs in der Führung festgelegt werden kann und/oder die Anzahl der Freiheitsgrade des Führungsrohrs in der Führung eingeschränkt ist. In beiden Fällen erfolgt die Führung möglichst ohne Spiel. Es können z.B. Rastelemente und/oder Feststellschrauben vorgesehenen sein, mit denen sich das Führungsrohr wahlweise in durch die Rastelemente und/oder Feststellschrauben vorgegebenen Positionen gegenüber der Führung einstellen lässt. Die Rastelemente und/oder Feststellschrauben können dabei an der Führung oder dem Führungsrohr angeordnet sein, wobei die jeweils andere Komponente dann bspw. entsprechende Vertiefungen oder Ausnehmungen zum Eingriff der Rastelemente und/oder Feststellschrauben aufweist.
Zu Einschränkung der Anzahl der Freiheitsgrade des Führungs- rohrs in der Führung können bspw. Nut-, Schienen- oder Linearführungen vorgesehen sein, welche die Freiheitsgrade der rela¬ tiven Bewegung des Führungsrohrs gegenüber der Führung auf die durch die Nut und/oder Schiene vorgegebene Richtung beschränken. Die Bewegbarkeit des Führungsrohrs in der Führung kann so bspw. auf eine einzelne lineare Bewegung eingeschränkt werden, ohne dass Rotationsfreiheitsgrade bestehen würden.
Es ist bevorzugt, wenn die Führung zur Einschränkung der Bewegbarkeit des Führungsrohrs gegenüber der Führung auf einen Freiheitsgrad ausgebildet ist. Der Freiheitsgrad kann dabei eine Rotationsbewegung, eine Linearbewegung und/oder eine be- liebige, auch abschnittsweise, Kombination daraus abbilden.
Bevorzugt ist es, wenn der eine Freiheitsgrad, auf den die Be¬ wegung eingeschränkt ist, ein geradliniger Translationsfrei- heitsgrad ist. Es ist bevorzugt, wenn der eine Freiheitsgrad derart ausgestaltet ist, dass - im montierten Zustand der Vor- richtung - durch Bewegung entlang des einen Freiheitsgrades das freie Ende des Führungsrohrs in eine Richtung radial zur Achse des Rotors des Strahltriebwerks, vorzugsweise linear, bewegt wird. Durch eine entsprechende Bewegungsmöglichkeit kann bspw. eine zu inspizierende Turbinenschaufel - sofern sie nicht vollständig von dem Boroskop erfasst wird - der Länge nach abgefahren werden, um die Turbinenschaufel über ihre gesamte Länge inspizieren zu können.
Um sicherzustellen, dass das Boroskop sich nach dem Einführen in die für die Boroskopinspektion tatsächlich gewünschte Aus- richtung und Position gegenüber den Turbinenschaufeln aufweist, ist es nicht nur erforderlich, die relative Position des Boroskopobj ektivs gegenüber der Führung, welche über die Position und Ausrichtung des Führungsrohrs ermittelbar ist, sondern auch die Position und Ausrichtung der Führung gegen- über dem Strahltriebwerk selbst zu kennen bzw. einzustellen. Die Position der Führung ist dabei im Wesentlichen durch die Durchführungsöffnung für das Führungsrohr im Strahltriebwerk vorgegeben .
Die Erfindung hat erkannt, dass eine unmittelbare Befestigung der Führung an der Außenseite des Strahltriebwerks im Bereich der Durchführungsöffnung ohne weitergehende Einstellmöglichkeiten die eindeutige Bestimmung oder Einstellung der Position
und Ausrichtung des Führungsrohrs häufig nicht sicher gewähr¬ leistet werden kann. Bspw. aufgrund von vorgesehenen Toleranzen oder Verformungen einzelner Komponenten des Strahltriebwerks, insbesondere im Bereich der Durchführungsöffnung, kön- nen Ausrichtungsabweichungen entstehen, die sich in Abweichungen der Position und Ausrichtung des in das Strahltriebwerk eingeführten Endes des Führungsrohrs widerspiegeln. So kann beispielweise ein die Durchführungsöffnung umgebener Flansch an der Außenseite des Strahltriebwerks eine von einer parallel zur Achse des Strahltriebwerks verlaufenden Ebene abweichende Ausrichtung aufweisen, womit das freie Ende eines Führungs¬ rohrs mit einer auf die parallele Ebene hin ausgelegten Füh¬ rung, die unmittelbar mit dem Flansch verbunden ist, nicht der erwarteten oder gewünschten Position und Ausrichtung ent- spricht.
Um dies auszugleichen umfasst die erfindungsgemäße Vorrichtung eine Befestigungsvorrichtung mit Ausrichteinheit, mit der die Ausrichtung der Führung eingestellt werden kann. Durch die Ausrichteinheit der Befestigungsvorrichtung können Ausrich- tungsfehler vermieden werden, da die Ausrichtung der Führung nicht mehr durch den Bereich der Außenseite des Strahltrieb¬ werks, an dem die Führung befestigt ist, vorgegeben ist, son¬ dern durch die Ausrichteinheit angepasst werden kann.
Die Befestigungsvorrichtung kann als Befestigungsmittel einen Gewindeabschnitt zum Eingriff in ein Gewinde der Durchführungsöffnung für das Führungsrohr und/oder Schrauben zur lösbaren Befestigung an der Außenseite des Strahltriebwerks auf¬ weisen. Insbesondere kann der Gewindeabschnitt Teil einer Hohlschraube mit kegelförmig ausgeformten Kopf sein. Das Füh- rungsrohr kann durch die Hohlschraube hindurchgeführt werden, die wiederum in ein Innengewinde der Durchführungsöffnung eingreifen kann. Durch den kegelförmig ausgeformten Kopf ist es
bei geeigneter Ausformung des entsprechenden Gegenstücks der Befestigungsvorrichtung möglich, das Gegenstück in einer für die gewünschte Ausrichtung der Führung geeigneten Lage an der Durchführungsöffnung zu befestigen und in dieser Lage zu si- ehern.
Die Befestigungsvorrichtung weist zwischen dem Befestigungsmittel bzw. einem gegenüber dem Stahltriebwerk ortsfest befestigten Teil der Befestigungsvorrichtung (bspw. dem Befestigungsmittel) und dem die Führung umfassenden Teil der Befesti- gungsvorrichtung einen beweglichen und/oder verformbaren Abschnitt auf, der die Ausrichtung der Führung ermöglicht. Die Ausrichteinrichtung kann unmittelbar auf diesen Abschnitt einwirken, indem bspw. die Lage der beiden Teile der Befestigungsvorrichtung zueinander über die Ausrichteinrichtung ver- ändert und/oder festgelegt werden kann.
Die Ausrichteinheit umfasst bevorzugt eine oder mehrere An¬ schlagflächen, die zum Anliegen an definierte Bauteile des Strahltriebwerks ausgestaltet und mit dem die Führung umfas¬ senden Teil der Befestigungsvorrichtung verbunden sind. Vor- zugsweise ist dabei wenigstens ein Teil der Anschlagflächen einstellbar, bspw. mit Hilfe von Stellschrauben oder Gewindespindeln verschiebbar. Es ist auch möglich, dass das freie Ende einer Stellschraube unmittelbar eine einstellbare An¬ schlagfläche bildet. Durch die Anschlagflächen wird die Aus- richtung der Führung gegenüber der Außenseite des Strahltriebwerkes festgelegt, wobei die Einstellbarkeit der Anschlagflä¬ chen die Ausrichtung der Führung einstellbar macht.
Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Boroskopinspektion von Turbinenschaufeln einer der ersten Turbinenstufe eines Strahltriebwerks lässt sich die Position und Ausrichtung der Austrittsöffnung des Führungsrohrs durch die erfindungsgemäß
vorgesehene Ausrichtbarkeit der Führung sowie der reproduzier¬ baren Positionierung des Führungsrohrs gegenüber der Führung zuverlässig auf eine Vorgabe einstellen, womit dann auch die Position des Boroskopobj ektivs eines durch das Führungsrohr geführten flexiblen Boroskops. Die dafür erforderliche kor¬ rekte Ausrichtung der Führung lässt sich durch Ausrichtung der Führung gegenüber Komponenten des Triebwerks, deren Position als zuverlässige Referenz herangezogen werden kann, erreichen, bspw. indem Anschlagflächen an diesen Komponenten anliegen. Alternativ oder zusätzlich ist es möglich, die korrekte Ausrichtung der Führung durch Vermessung, bspw. über Laser, oder über an der Führung angeordneten Ausrichthilfen zu finden.
Es ist bevorzugt, wenn die Vorrichtung eine Führungsmechanik umfasst, mit der sich das Führungsrohr entlang der Führung be- wegen lässt. Die Führungsmechanik ist dabei vorzugsweise der¬ art ausgestaltet, dass sie das in das Strahltriebwerk einge¬ führte Ende des Führungsrohrs in eine Richtung radial zur Achse des Rotors des Strahltriebwerks, vorzugsweise linear, bewegt. Die Bewegung kann bspw. durch die Einschränkung der Bewegbarkeit des Führungsrohrs auf einen entsprechenden ein¬ zelnen Freiheitsgrad erreicht werden. Dabei ist selbstver¬ ständlich, dass die gewünschte Bewegbarkeit des Führungsrohrs regelmäßig nur auftreten wird, wenn die Führung gemäß den je¬ weiligen Vorgaben ausgerichtet ist. Eine entsprechende Bewe- gungsmöglichkeit des Führungsrohrs ist dann vorteilhaft, wenn der Bildbereich eines durch das Führungsrohr hindurchgeführte Boroskop eine Turbinenschaufel nicht vollständig, sondern nur teilweise erfasst. Durch die beschriebene Bewegung ist es mög¬ lich, die zu inspizierende Turbinenschaufel ihrer Länge nach „abzufahren" und so vollständig zu inspizieren.
Die Führungsmechanik kann einen Kurbeltrieb zum Einbringen der Bewegung entlang der Führung aufweisen. Die Kurbel kann dabei
längeneinstellbar sein, um den der Hubbereich der Vorrichtung an die Länge der zu inspizierenden Turbinenschaufeln anzupassen .
Alternativ ist es möglich, dass die Führungsmechanik ein
Schraubgetriebe umfasst. Durch Drehen der Gewindespindel des Schraubgetriebes lässt sich das Führungsrohr gegenüber der Führung verfahren. Auch ist die Verwendung eines linearen Stellmotors möglich.
Die Führungsmechanik kann manuell, bspw. per Handkurbel, angetrieben werden. Es ist aber bevorzugt, wenn die Führungsmecha¬ nik einen steuerbaren Antrieb, vorzugsweise einen Schrittmo¬ tor, zum Bewegen des Führungsrohrs entlang der Führung umfasst. Sofern ein Kurbeltrieb vorhanden ist, kann der Antrieb auf den Kurbeltrieb wirken; im Falle eines Schraubgetriebes auf die Gewindespindel. Durch einen entsprechenden Antrieb ist eine automatisierte Bilderfassung einer Turbinenschaufel über ihre gesamte Länge möglich. Dazu wird das Boroskopobj ektiv über die auf das boroskopführende Führungsrohr wirkende Füh¬ rungsmechanik an der Turbinenschaufel der Länge nach vorbeige¬ führt, wobei dabei erfasste Bildinformationen zu einem konti¬ nuierlichen Bild der gesamten Turbinenschaufel vergleichbar zu einer per Stitching von mehreren Bildern hergestellten Panoramaaufnahme zusammengefügt werden.
Damit die Vorrichtung variabel für unterschiedliche Trieb¬ werksmodelle eingesetzt werden kann, ist das Führungsrohr vor¬ zugsweise austauschbar ausgestaltet. Durch den Austausch des Führungsrohrs lässt sich die Vorrichtung an unterschiedliche Triebwerksgeometrien anpassen.
Zur einfacheren Handhabung ist die Vorrichtung vorzugsweise in Baugruppen zerlegbar. Dadurch muss die Vorrichtung nicht in
einem einzigen Schritt und als Ganzes an dem Strahltriebwerk befestigt werden, was aufgrund des erforderlichen Einfädeins des Führungsrohrs in die Öffnung des Strahltriebwerks ggf. schwierig ist, sondern es ist vielmehr möglich, die zu Bau- gruppen der Vorrichtung zusammengefassten Komponenten nacheinander zu montieren. Beispielsweise kann das Führungsrohr eine Baugruppe bilden, während die Führung einer anderen Baugruppe zugeordnet ist. Auch kann durch eine Zerlegbarkeit der Vor¬ richtung die Lager- und Transportfähigkeit der Vorrichtung verbessert werden.
Das Führungsrohr kann derart ausgestaltet sein, dass dessen in das Strahltriebwerk eingeführtes Ende im montierten Zustand der Vorrichtung zwischen zwei vor den Turbinenschaufeln der ersten Turbinenstufe liegenden Leitschaufeln angeordnet ist. Es ist jedoch bevorzugt, wenn das Führungsrohr und das fragli¬ che Ende von den Vorderkanten der Leitschaufeln beabstandet ist. In anderen Worten soll das Führungsrohr nicht zwischen die Leitschaufeln eingeführt werden. Dies bietet den Vorteil, dass das Risiko von Beschädigungen an den Leitschaufeln durch unsachgemäße Verwendung der Vorrichtung reduziert werden kann. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass das durch das starre Füh¬ rungsrohr hindurchgeführte flexible Boroskop in den Bereich zwischen zwei Leitschaufeln hineinragt.
Es ist bevorzugt, wenn das Führungsrohr derart ausgestaltet ist, dass das Boroskop zur Erfassung der Turbinenschaufeln um maximal 150 mm, vorzugsweise um maximal 50 mm aus dem Füh¬ rungsrohr ragt. Das Führungsrohr muss dabei also entsprechend nah an die für das Boroskopobj ektiv vorgesehene Position heranragen. Indem das Boroskop nur um ein geringes Maß aus dem Führungsrohr hervorsteht, können gravitationsbedingte Positi¬ onsabweichungen aufgrund der Flexibilität des Boroskops auf ein Minimum reduziert werden. Sofern das verwendete Boroskop
zur Ausrichtung des Boroskopobj ektivs nach dem Durchführen durch das Führungsrohr abgewinkelt wird (bspw. weil das Boro- skopobjektiv und/oder ein als Boroskopobj ektiv vorgesehener CCD- oder CMOS-Chip seitlich am Boroskop angeordnet sind) , be- zieht sich die angegebene Maximallänge auf die Distanz zwi¬ schen dem Ende des Führungsrohrs und dem Ort der Abwinklung des Boroskops. Um sicherzustellen, dass das Boroskopobj ektiv nur um eine vorgegebene maximale Länge aus dem Führungsrohr ragt, kann die Vorrichtung einen Anschlag aufweisen, mit dem das Boroskop bei Erreichen der gewünschten Position während des Einschiebens in das Führungsrohr in Kontakt kommt. Auch kann das Boroskop mit geeigneten Markierungen versehen sein, über die bei Verwendung mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung von außerhalb des Strahltriebwerks die Länge, um die das Boroskop aus dem freien Ende des Führungsrohr ragt, abgelesen werden kann. Es ist auch möglich, dass die Vorrichtung ein integral mit dem Führungsrohr ausgebildetes oder fest mit diesem verbundenes Boroskop umfasst. In diesem Fall wird das Boroskop nicht nach dem Einführen des Führungsrohrs in das Strahltrieb- werk durch das Führungsrohr hindurchgeschoben, sondern wird als integraler Bestandteil des Führungsrohrs unmittelbar mit diesem in das Strahltriebwerk eingeführt.
Da bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung die Position und Ausrichtung eines Boroskops gegenüber den Turbinenschaufeln der ersten Stufe einer Hochdruckturbine eindeutig ermittelbar bzw. einstellbar sind, lassen sich die Turbinenschaufeln der ersten Stufe der Hochdruckturbine eines Strahltriebwerks auch im zu¬ sammengebauten und/oder am Flugzeug montierten Zustand des Strahltriebwerks eindeutig identifizieren. Ist das Boroskop nämlich dank der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einer bekannten Position und Ausrichtung gegenüber den Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinenstufe ausgerichtet, kann über die Winkelstellung derjenigen Achse, an der die Turbinenstufe
drehfest befestigt ist, eine eindeutige Zuordnung der einzel¬ nen Turbinenschaufeln erfolgen. Entsprechendes ist Gegenstand des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Demnach wird nach der Einführung und Befestigung einer erfin- dungsgemäßen Vorrichtung, ein flexibles Boroskop durch das
Führungsrohr geschoben, dass die Turbinenschaufeln der ersten Hochdruckturbinenstufe durch das Boroskop grundsätzlich zu se¬ hen sind. Anschließend wird die Hochdruckturbinenstufe auf eine bekannte Winkelstellung gedreht, indem eine damit dreh- fest verbundene weitere Komponente beobachtet wird, bis ein eindeutiges Identifikationsmerkmal der weiteren Komponente in einer vorgegebenen Position ist. Bei der weiteren Komponente kann es sich bspw. um eine Kompressorstufe handeln, die auf der gleichen Welle wie die erste Hochdruckturbinenstufe sitzt. Da die Kompressorstufen eines Strahltriebwerks nicht so hoch belastet sind, wie die Turbinenstufen (insbesondere im Hin¬ blick auf die Temperatur) , weisen die Kompressorstufen häufig Identifikationsmerkmale auf, die auch im vollständig montier¬ ten Zustand eines Flugzeugtriebwerks bspw. mit Hilfe eines durch eine zweite seitliche Öffnung des Strahltriebwerks ein¬ geführtes zweites Boroskops erkennbar sind. Wird die Hoch¬ druckturbinenstufe auf eine über eine damit drehfest verbun¬ dene weitere Komponente eindeutig feststellbare Winkelposition verfahren, lässt sich über die Position und Ausrichtung des Boroskops ermitteln, welche Turbinenschaufel der Hochdrucktur¬ binenstufe sich im Blickfeld des durch das Führungsrohr der Vorrichtung geführte Boroskop befindet, womit bspw. auch die Zuordnung einer Seriennummer mit Hilfe einer Satzkarte möglich wird. Die weiteren Turbinenschaufeln können identifiziert wer- den, indem die Hochdruckturbinenstufe unter Beobachtung durch das flexible Boroskop gedreht und dabei die an dem Boroskop
vorbeigeführten Turbinenschaufeln gezählt werden. Die Seriennummern der weiteren Turbinenschaufeln ergeben sich dann unmittelbar aus der Satzkarte der Hochdruckturbinenstufe.
„Satzkarten" sind bei Flugzeugtriebwerken üblich. Auf der Satzkarte sind sämtliche Schaufeln einer Stufe des Strahl¬ triebwerks anhand ihrer Seriennummer aufgelistet. Darüber hin¬ aus geht aus der Satzkarte die Reihenfolge der einzelnen
Schaufeln in Umfangsrichtung hervor. In anderen Worten lässt sich anhand der Satzkarte für jede Schaufel einer Stufe des Strahltriebwerks ermitteln, welche beiden Schaufeln jeweils benachbart dazu angeordnet sind.
Satzkarten gemäß dem Stand der Technik geben dabei grundsätzlich nur die relative Lage der einzelnen Turbinen- oder Kompressorschaufeln einer Stufe eines Strahltriebwerks an, sodass die beschriebene Ermittlung der ersten Turbinenstufe mit einer Satzkarte gemäß dem Stand der Technik häufig nicht oder nur schwer möglich ist. In der DE 10 2016 216 895 AI - auf die vollumfänglich verwiesen wird - ist jedoch ein Verfahren beschrieben, wie die an sich bekannte Satzkarte um Informationen erweitert werden kann, welche die gewünschte Identifizierung der ersten Turbinenschaufel ermöglichen. Ohne dadurch den Offenbarungsgehalt der zitierten DE 10 2016 216 895 AI einzu¬ schränken oder den Verweis zu beschränken, wird in diesem Dokument zusammenfassend vorgeschlagen, während der Montage ei- nes Strahltriebwerks auf der Satzkarte diejenige Turbinen¬ schaufel zu markieren, welche bei einer vorgegebenen Winkelstellung des Hochdruckturbine im montierten Zustand in einem vorab definierten Boroskopsichtfeld liegt.
Aufgrund der erfindungsgemäß ermöglichten genauen Positions- und Ausrichtungsbestimmung bzw. -einstellung eines flexiblen Boroskops zur Inspektion der Turbinenschaufeln der ersten
Hochdruckturbinenstufe lässt sich anhand einer entsprechend markierten Satzkarte ein erste Turbinenschaufel eindeutig be¬ stimmen. Entweder wird das flexible Boroskop mit der erfin¬ dungsgemäßen Vorrichtung so positioniert und ausgerichtet, dass das Boroskopsichtfeld mit demjenigen, welches der Markie¬ rung auf der Satzkarte zugrunde gelegt wurde, übereinstimmt, oder es wird anhand der ermittelbaren Position und Ausrichtung des Boroskops die im Sichtfeld befindliche Turbinenschaufel durch geometrische Berechnungen ausgehend von der auf der Satzkarte markierte Turbinenschaufel ermittelt.
Sofern das Identifikationsmerkmal an der weiteren Komponente über ein zweites Boroskop anvisiert wird, ist es bevorzugt, wenn das zweite Boroskop starr und/oder am Strahltriebwerk befestigbar ist. Durch die starre Ausführung und/oder die Befes- tigung am Strahltriebwerk kann sichergestellt werden, dass die Hochdruckturbinenschaufel ausreichend genau auf die zur Iden¬ tifikation der ersten Turbinenschaufel erforderliche Winkelpo¬ sition gedreht wird.
Bei dem Identifikationsmerkmal der weiteren Komponente kann es sich vorzugsweise um ein Schaufelschloss einer Kompressorstufe handeln. Weist die als weitere Komponente vorgesehene Kompres¬ sorstufe mehrere Schaufelschlösser auf, ist das Identifikati¬ onsmerkmal vorzugsweise dasjenige Schaufelschloss , dessen Ab¬ stand in Umfangsrichtung entgegen einer vorgegebenen Drehrich- tung zwischen dem Schaufelschloss und dem benachbarten Schau- felschloss minimal ist. Das fragliche Schaufelschloss kann durch Drehen der Kompressorstufe unter Beobachtung leicht ausgemacht werden. Entsprechendes ist in DE 10 2016 216 895 AI näher beschrieben.
Die Erfindung wird nun anhand einer vorteilhaften Ausführungsform unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beispielhaft beschrieben. Es zeigen:
Figur 1: eine schematische Darstellung der Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Figur 2: eine Detaildarstellung eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Figur 3a-c: schematische Darstellung einer Verwendung der
Vorrichtung aus Figur 2; und
Figur 4a, b: schematische Darstellungen des freien Endes von durch die Vorrichtung gemäß Figuren 2 und 3 geführten Boroskopen.
In Figur 1 ist schematisch die Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur eindeutigen Identifikation einer ersten Turbinenschaufel 82 λ der ersten Hochdruckturbinenstufe 81 ei¬ nes Strahltriebwerks 80.
In Figur 1 ist das Strahltriebwerk 80 im nahezu vollständig montierten Zustand dargestellt. Lediglich die Turbinenabde¬ ckung ist teilweise entfernt, um Zugang zum Kerntriebwerk zu haben .
In einem ersten Schritt wurde eine erfindungsgemäße Vorrich¬ tung 1 eingeführt und befestigt. Die genaue Ausgestaltung und das letztendliche Einführung der Vorrichtung 1 wird nachfol¬ gend anhand der Figuren 2 und 3 erläutert. Für die Erläuterung des Verfahrens ist zunächst ausreichend, dass das Führungsrohr 2 der Vorrichtung 1 derart durch eine seitliche Boroskopöff-
nung 85 durch die Brennkammer 84 und zwischen den Leitschaufeln 83 der Hochdruckturbine hindurch eingebracht und über die Führung 10 an der Außenseite 86 des Strahltriebwerks 80 bzw. des Kerntriebwerks befestigt ist. Wie nachfolgend noch näher erläutert, wird durch die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 si¬ chergestellt, dass das in das Strahltriebwerk 80 eingeführte Ende 3 des Führungsrohrs 2 sich in einer vorgegebenen oder zumindest eindeutig ermittelbaren Position und Ausrichtung gegenüber der Turbinenschaufel 82 befindet. Insbesondere lässt sich das Führungsrohr 2 so ausrichten, dass das Ende 3 zwischen den Leitschaufeln 83 hindurch weist. Somit befindet sich auch das Objektiv 71 des durch das Führungsrohr 2 geschobenen flexiblen Boroskops 70 in einer eindeutig definierten Position und Ausrichtung unmittelbar vor den im Sichtfeld des Boroskops 70 befindlichen Turbinenschaufeln 82.
Durch eine weitere Boroskopöffnung 87 am Strahltriebwerk 80 ist ein zweites starres Boroskop 72 eingeführt und befestigt. Über dieses Boroskop 72 können die Schaufeln der ersten Hochdruckkompressorstufe 88 beobachtet werden. Auch das Schaufel- schloss der ersten Hochdruckkompressorstufe 88 ist durch die¬ ses zweite Boroskop 72 zu erkennen.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, die Hochdruckkompressorstufe 88 solange zu drehen, bis über das zweite Boroskop 72 festge¬ stellt wird, dass sich das Schaufelschloss dieser Kompressor- stufe 88 in einer vorgegebenen Position befindet. Da die erste Hochdruckturbinenstufe 81 drehfest mit der Hochdruckkompres¬ sorstufe 88 verbunden ist, lässt sich anhand der Satzkarte der Hochdruckturbinenstufe 81 und der über das zweite Boroskop 72 überprüften Winkelposition, aufgrund der bekannten Position und Ausrichtung des Führungsrohrs 2 bzw. des darin eingeführten Boroskops 70 die durch das Boroskop 70 sichtbare Turbinen¬ schaufel identifizieren. Dazu ist lediglich erforderlich, dass
die Satzkarte über eine geeignete Markierung wenigstens einer Turbinenschaufel gemäß der DE 10 2016 216 895 AI verfügt, in der das Verfahren zur Identifizierung von Turbinenschaufeln anhand der der ersten Hochdruckturbinenstufe nachfolgenden Hochdruckturbinenstufen erläutert wird.
Die eindeutige Identifizierung einer ersten Turbinenschaufel 82 der ersten Hochdruckturbinenstufe 81 des Strahltriebwerks 80 ist indes nur möglich, da die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 eine eindeutige Position und Ausrichtung des Objektivs 71 des Boroskops 70 sicherstellt. Ein Ausführungsbeispiel einer dafür geeigneten erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 wird nun anhand der Figuren 2 und 3 erläutert.
In Figur 2 ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfin¬ dungsgemäßen Vorrichtung 1 zur Boroskopinspektion von Turbi- nenschaufeln 82 der ersten Hochdruckturbinenstufe 81 eines
Strahltriebwerks 80 dargestellt. Die Vorrichtung 1 umfasst ein Führungsrohr 2, das durch eine seitliche Öffnung 85 in ein Strahltriebwerk 80 eingeführt werden kann (vgl. Figur 1) . Das eine Ende 3 des Führungsrohrs 2 ist zur Einführung in das Strahltriebwerk 80 vorgesehen. An dem anderen Ende 4 kann ein flexibles Boroskop 70 eingeführt werden, bis das Boroskopob- jektiv 71 aus dem anderen Ende 3 des Führungsrohrs 2 derart knapp hervorsteht, dass der Bildbereich des Boroskops 70 durch das Führungsrohr 2 nicht gestört ist. Um sicherzustellen, dass das Boroskop 70 nur um eine vorgegebene Länge aus dem Füh¬ rungsrohr 2 hervorsteht, weist das Boroskop 70 eine Markierung 73 auf, die auf das andere Ende 4 des Führungsrohrs 2 einge¬ messen ist. Befindet sich die Markierung 73 des Boroskops 70 am anderen Ende 4 des Führungsrohrs 2, ragt das Boroskop 70 mit seinem Objektiv 71 an dem einen Ende 3 um die vorgegebene Länge aus dem Führungsrohr 2 heraus. Das Boroskop 2 kann in
dieser Position durch das Feststellelement 89 gesichert wer¬ den .
Das Führungsrohr 2 ist in einer Führung 10 linear geführt. Dazu ist das Führungsrohr 2 fest mit einem Mitnehmer 5 verbun- den, der spielfrei an einer Linearführung 11 geführt ist, sodass sich das Führungsrohr 2 ausschließlich in die durch den Pfeil 90 angedeutete Richtung bewegen lässt. Das Führungsrohr 2 weist - sofern in der Führung 10 geführt - also nur einen reinen Translationsfreiheitsgrad auf, wodurch das Führungsrohr 2 eindeutig und reproduzierbar gegenüber der Führung 10 zu positionieren ist - nämlich durch entsprechendes Verfahren entlang der Führung 10.
Die Vorrichtung 1 umfasst weiterhin eine Hohlschraube 21 mit kegelförmig ausgeformten Kopf 22, die zusammen mit einem Ge- genstück 23 eine Befestigungsvorrichtung 20 bildet, über die die Vorrichtung 1 an der Außenseite eines Strahltriebwerks 80 befestigt werden kann. Wie nachfolgend noch anhand der Figuren 3a-c erläutert wird, gestattet der kegelförmig ausgeformten Kopf 22 der Hohlschraube 21 eine Befestigung der Vorrichtung 1 in der gewünschten Ausrichtung der Führung 10, da zwischen der Hohlschraube 21 als ein Teil der Befestigungsvorrichtung 20 und dem Gegenstück 23 als weiteren Teil der Befestigungsvorrichtung 20 ein beweglicher Abschnitt geschaffen ist.
Des Weiteren ist bei der Vorrichtung 1 noch eine Ausrichtein- heit 30 als Teil der Befestigungsvorrichtung 20 vorgesehen.
Die Ausrichteinheit 30 ist fest mit dem Gegenstück 23 der Be¬ festigungsvorrichtung 20 verbunden und weist mehrere Anschlagflächen 31 in Form von den freien Enden 32 von Stellschrauben 33 auf. Darüber hinaus sind die Stellschrauben 33 noch an ei- nem entlang einer Linearführung 34 verschiebbaren Schlitten 35
angeordnet, wobei der Schlitten 35 in einer beliebigen Position entlang der Linearführung 34 feststellbar ist.
Die Vorrichtung 1 umfasst auch eine Führungsmechanik 40, mit der sich das Führungsrohr 2 entlang der Führung 10 bewegen lässt, wodurch sich letztendlich auch das eine Ende 3 des Führungsrohrs 2 und damit das Objektiv 71 eines in das Führungs¬ rohr 2 eingeführten Boroskops 70 parallel zur Richtung 90 linear bewegen lässt.
Die Führungsmechanik 40 umfasst einen Kurbeltrieb 41, dessen Pleuel 42 an seinem einen Ende schwenkbar an dem Mitnehmer 5 befestigt ist. An seinem anderen Ende ist der Pleuel 42 dreh¬ bar mit einem von der Kurbelachse entfernt angeordneten Kurbelzapfen an einer Kurbel 43 angebunden, wobei die Kurbel 43 wiederum drehbar um die Kurbelachse gelagert ist. Über die Stellschraube 44 lässt sich der Abstand zwischen Kurbelzapfen und Kurbelachse verändern, wodurch der von dem Mitnehmer 5 ausgeführte Hub in seiner Länge eingestellt werden kann. Zur Betätigung des Kurbeltriebs 41 ist eine Handkurbel 45 vorgese¬ hen. Es ist aber auch möglich, anstelle der Handkurbel 45 ei- nen steuerbaren Antrieb vorzusehen.
Es ist alternativ auch möglich, die Führungsmechanik 40 als Spindeltrieb für den Mitnehmer 5 auszugestalten.
Wie nachfolgend aus der Erläuterung der Figuren 3a-c ersicht¬ lich, ist die Vorrichtung 1 gemäß Figur 1 in einzelne Baugrup- pen zerlegbar, wodurch die Verwendung der Vorrichtung 1 erleichtert wird. Eine erste Baugruppe umfasst die Befestigungs¬ vorrichtung 20 mit Ausrichteinheit 30, eine zweite Baugruppe das Führungsrohr 2 inkl. Mitnehmer 5. Die dritte Baugruppe umfasst die Führung 10, während die Führungsmechanik 40 die vierte Baugruppe bildet.
In Figuren 3a-c ist eine typische Montage der Vorrichtung 1 aus Figur 2 an einem Strahltriebwerk 80, sodass das erfindungsgemäße Verfahren wie in Figur 1 durchführen lässt, schematisch dargestellt. Beginnend mit Figur 3a wurde in einem ersten Schritt zunächst die erste Baugruppe umfassend Befestigungsvorrichtung 20 auf einer für die Durchführung des Führungsrohrs 2 vorgesehenen seitlichen Öffnung 85 des Strahltriebwerkes 80 - in diesem Ausführungsbeispiel eine Zündkerzenhalterung - aufgelegt, mit dieser jedoch noch nicht fest verbunden. Anschließend wurde das Führungsrohr 2 als zweite Baugruppe durch die Hohlschraube 21 der Befestigungsvorrichtung 20 und anschließend durch die Öffnung 85 im Strahltriebwerk 80 geführt, sodass das eine Ende 3 des Führungsrohrs 2 bereits grundsätzlich vor den zu inspi- zierenden Turbinenschaufeln 82 der ersten Hochdruckturbinenstufe 71 angeordnet ist.
Danach wird die Befestigungsvorrichtung 20 ausgerichtet und die Führung 10 wird fest mit der Befestigungsvorrichtung 20 verbunden, sodass die Ausrichtung der Führung 10 eindeutig durch die Ausrichtung der Befestigungsvorrichtung 20 definiert ist. In Figur 3b ist das Ergebnis der nachfolgend noch näher beschriebenen Schritte dargestellt.
Zunächst wird die Hohlschraube 21 in das Gewinde der Öffnung 85 im Strahltriebwerk 80 eingeschraubt, jedoch nicht festgezo- gen, sodass zwar die Position der Befestigungsvorrichtung 20 gegenüber dem Strahltriebwerk 80 und insbesondere der Öffnung 85 im Wesentlichen festgelegt ist, die Lage der Befestigungs¬ vorrichtung 20 aber durchaus noch veränderbar ist.
Anschließend wird der Schlitten 35 der Ausrichteinheit 30 in eine vorgegebene Position verfahren und dort fixiert. In die¬ ser Position des Schlittens 35 liegen die Anschlagflächen 31 an den freien Enden 32 der Schrauben 33 an einem Bauteil des Strahltriebwerks 80 - in diesem Fall einem Flansch des Gehäu¬ ses - an. Durch diese Anlage wird die korrekte Ausrichtung der Befestigungsvorrichtung 20 sichergestellt, in der die Befesti¬ gungsvorrichtung 20 anschließend durch das Anziehen der Hohlschraube 21 an dem Strahltriebwerk 80 endgültig befestigt wird.
Danach wird die Führung 10 an der Befestigungsvorrichtung 20 befestigt, wobei der Mitnehmer 5 der Reinigungslanze 2 in die Linearführung 11 eingeführt wird. Da die Befestigungsvorrichtung 20 über die Ausrichteinheit 30 ausgerichtet ist, gilt auch die damit fest verbundene Führungseinheit 10 als ausge¬ richtet, da sich die Führungseinheit 10 nur in einer vorgege¬ benen Position an der Befestigungseinrichtung 20 befestigten lässt .
Zuletzt wird die Vorrichtung 1 noch wie in Figur 3c gezeigt komplettiert, indem die Führungsmechanik 40 (nur teilweise dargestellt) an der Führung 10 montiert wird. Durch die Füh¬ rungsmechanik 40 lässt sich der Mitnehmer 5 linear entlang der Führungsschiene 11 bewegen, womit auch das Ende 3 des Füh¬ rungsrohrs 2 eine entsprechende Bewegung macht. Durch geeig- nete Ausrichtung des Führungsrohrs 2 durch entsprechende Aus¬ richtung der Führung 10 bzw. der Befestigungsvorrichtung 20 sowie geeignete Einstellung der Hublänge über die Stell¬ schraube 44 des Kurbeltriebs 41 lässt sich nach Hindurchführen eines Boroskops 70 durch das Führungsrohr 2 eine Turbinen- schaufei 82 über deren gesamte Länge abfahren und inspizieren.
Das durch das Führungsrohr 2 hindurchzuführende Boroskop 70 ist kein unmittelbarer Teil der in Figuren 2 und 3 gezeigten Vorrichtung. Vielmehr lässt sich die Vorrichtung 1 beliebig mit verschiedenen Boroskopen 70 verwenden. Wie in Figuren 4a, b gezeigt, lässt sich die Vorrichtung sogar mit verschiedenen Bauarten von flexiblen Boroskopen 70 verwenden.
Wie in Figur 4a dargestellt, kann das Boroskop 70 eine koaxial angeordnete Boroskopobj ektiv 71 aufweisen. Das an sich flexible Boroskop 70 steht dabei nur soweit aus dem Führungsrohr 2 hervor, dass der hervorstehende Teil des Boroskop 70 auch schwerkraftbedingt nicht von der durch das Führungsrohr 2 vorgegebenen Ausrichtung abweicht.
In Figur 4b ist eine alternative Ausführung eines Boroskops 70 gezeigt. Bei diesem Boroskop 70 ist als Boroskopobj ektiv 71 ein CCD-Chip oder CMOS-Chip mit aufgeklebter Linse vorgesehen. Außerdem ist noch eine Leuchtdiode 72 zur Ausleuchtung des Bildbereichs der Boroskopobj ektiv 71 vorgesehen. Da sowohl Boroskopobj ektiv 71 als auch Leuchtdiode 72 seitlich am Boroskop 70 angeordnet sind, lässt sich dessen Spitze abwinkein, um so die Boroskopobj ektiv 71 auf die Turbinenschaufeln 82 der ersten Hochdruckturbinenstufe 82 ausrichten zu können.