Beschreibung
Verfahren zum Ermitteln eines Referenzstromwertes zur An- steuerung eines Kraftstoffinj ektors
Die vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet der Ansteuerung von Kraftstoffinj ektoren . Sie betrifft insbesondere ein Verfahren zum Ermitteln eines Referenzstromwertes zur Ansteuerung eines einen Magnetspulenantrieb aufweisenden Kraftstoffinj ektors . Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Ansteuern eines einen Magnetspulenantrieb auf¬ weisenden Kraftstoffinj ektors für einen Verbrennungsmotor eines Kraftfahrzeuges, eine Motorsteuerung sowie ein Computerpro¬ gramm.
Bei Betrieb von Kraftstoffinj ektoren mit Magnetspulenantrieb (auch Spuleneinspritzinj ektoren genannt) kommt es aufgrund von elektrischen und mechanischen Toleranzen zu unterschiedlichen zeitlichen Öffnungsverhalten der einzelnen Injektoren und somit zu Variationen in der jeweiligen Einspritzmenge.
Die relativen Einspritzmengenunterschiede von Injektor zu Injektor vergrößern sich bei kürzer werdenden Einspritzzeiten. Bisher waren diese relativen Mengenunterschiede klein und ohne praktische Bedeutung. Die Entwicklung in Richtung kleinere
Einspritzmengen und -zeiten führt aber dazu, dass der Einfluss von den relativen Mengenunterschieden nicht mehr außer Betracht gelassen werden kann. Die Injektoren werden für den Betrieb mit einem bestimmten zeitlichen Spannungs- bzw. Stromprofil beaufschlagt. Insbe¬ sondere wird ein Injektor mit einer erhöhten Spannung
(Boostspannung) beaufschlagt, um den Injektor zu öffnen. Dieser Spannungspuls wird dann beendet, wenn der Spulenstrom einen bestimmten Referenzstromwert (sogenannten Peakstrom) erreicht. Zu diesem Zeitpunkt kann der Injektor aber schon offen oder noch nicht ganz offen sein. Dies erschwert das genaue Erreichen einer vorgegebenen Einspritzmenge.
Der zeitliche Verlauf der Stromstärke während eines Öff¬ nungsvorgangs des Kraftstoffinj ektors (in dem der Magnetspu¬ lenantrieb mit einem Spannungspuls (Boostspannung) beaufschlagt wird) ist abhängig von der Induktivität des Magnetspulenan- triebs . Zusätzlich zur sich ändernden Eigeninduktivität des Magnetspulenantriebs (aufgrund des nicht linearen ferromag- netischen Magnetmaterials) kommt ein Anteil Bewegungsinduk¬ tivität aufgrund der Ankerbewegung. Der Anteil der Bewe¬ gungsinduktivität beginnt mit Beginn der Öffnungsphase (An- ker-/Nadelbewegung beginnt) und endet am Ende der Öffnungsphase (Anker-/Nadelbewegung endet) .
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes und einfaches Verfahren bereitzustellen, mit welchem eine präzisere Ansteuerung von Kraftstoffinj ektoren durch Auswählen eines passenden Referenzstromwertes ermöglicht wird .
Diese Aufgabe wird gelöst durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche. Vorteilhafte Ausführungsformen der vorlie¬ genden Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Ermitteln eines Referenzstromwertes zur Ansteuerung eines einen Magnetspulenantrieb aufweisenden Kraftstoffinj ektors für einen Verbrennungsmotor eines Kraftfahrzeuges beschrieben. Das beschriebene Verfahren weist folgendes auf: (a) Erfassen einer Mehrzahl von Stromprofilen bei wiederholter Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors , wobei jedes Stromprofil einen zeitlichen Verlauf der Stromstärke eines durch den Magnetspulenantrieb fließenden Stromes aufweist und wobei jede Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors die folgenden Schritte aufweist: (aa) Beaufschlagen des Magnetspulenantriebs des Kraftstoffinj ektors mit einer Boostspannung bis die Stromstärke des durch den Magnetspulenantrieb fließenden Stromes einen ersten vorbe¬ stimmten Wert erreicht, (ab) Abwarten, dass die Stromstärke während einer ersten Freilaufphase einen zweiten vorbestimmten Wert erreicht, (ac) erneutes Beaufschlagen des Magnetspulen-
antriebs mit der Boostspannung bis die Stromstärke den ersten vorbestimmten Wert erreicht und (ad) Abwarten, dass die
Stromstärke während einer zweiten Freilaufphase den zweiten vorbestimmten Wert erreicht, wobei der erste vorbestimmte Wert für jede Ansteuerung variiert wird, das Verfahren ferner aufweisend (b) Ermitteln einer Mehrzahl von magnetischen Flussprofilen, wobei jedes magnetische Flussprofil einem der Mehrzahl von erfassten Stromprofilen entspricht, und (c) Auswählen des Referenzstromwertes basierend auf einer Analyse der zusammengehörenden Stromprofile und magnetischen Flussprofile .
Dem beschriebenen Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Zusammenhang zwischen Spulenstrom und magnetischem Fluss davon abhängt, ob die beweglichen Teile des Kraftstoffinj ektors (d.h. Anker und Nadel) sich bewegen oder nicht. So kann es durch Analyse der Strom- und Flussprofile z.B. festgestellt werden, ob der Injektor schon in der ersten Freilaufphase ganz offen ist (keine Bewegung) oder nicht (Bewegung) . Dies ermöglicht dann ein qualifiziertes Auswählen des Referenzstromwertes, so dass das Ende des Öffnungsvorgangs und das Ende der Boostphase möglichst nahe aneinander stattfinden können.
In diesem Dokument bezeichnet „Referenzstromwert" insbesondere den Wert der Stromstärke des durch den Magnetspulenantrieb fließenden Stromes, der im Betrieb beim Ansteuern eines
Kraftstoffinj ektors zum Beenden der Boostphase verwendet wird. Mit anderen Worten wird die Boostspannung zu dem Zeitpunkt abgeschaltet, wo die Stromstärke den Referenzstromwert erreicht. Der Referenzstromwert wird auch Peakstrom genannt.
In diesem Dokument bezeichnet „Freilaufphase" eine Phase in welcher dem Magnetspulenantrieb keine weitere elektrische Energie zugeführt wird, wobei der Spulenstrom über Zeit abnehmen wird.
Mit dem beschriebenen Verfahren wird eine Reihe von Ansteuerungen des Kraftstoffinj ektors durchgeführt, wobei der erste vorbe-
stimmte Wert der Stromstärke variiert (zum Beispiel schrittweise erhöht) wird und wobei der Magnetspulenantrieb zweimal mit der Boostspannung beaufschlagt wird. Die beiden Boostphasen sind durch die erste Freilaufphase getrennt und die erste Frei- laufphase wird von der zweiten Freilaufphase gefolgt. Bei jeder Ansteuerung (d.h. für jeden Wert des ersten vorbestimmten Werts) wird die Stromstärke gemessen und abgetastet, so dass das entsprechende Stromprofil erfasst wird. Somit wird eine Mehrzahl von Stromprofilen erfasst, wobei jedes Stromprofil einem ersten vorbestimmten Wert der Stromstärke entspricht. Des Weiteren wird für jedes Stromprofil ein entsprechendes magnetisches Fluss¬ profil ermittelt, das heißt der zeitliche Verlauf des magne¬ tischen Flusses wird ermittelt. Dann wird eine Analyse aller zusammengehörenden Stromprofile und magnetischen Flussprofile durchgeführt und basierend darauf wird der passende Refe¬ renzstromwert für die Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors ausgewählt .
Die Analyse der Stromprofile und magnetischen Flussprofile kann vorteilhafterweise durch Bilden eines magnetischen Phasenraums erfolgen, in welchem zusammengehörende Werte von magnetischem Fluss und Stromstärke für jedes Paar von Strom- und magnetischen Flussprofilen hinterlegt werden. Mit anderen Worten wird ein Phasenraum für jeden Wert des ersten vorbestimmten Werts ge- bildet. Jeder Punkt in einem solchen magnetischen Phasenraum entspricht einer möglichen Kombination von Stromstärke und magnetischem Fluss, das heißt einem Zustand des physikalischen Systems des Kraftstoffinj ektors . Gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Analyse der zusammengehörenden Stromprofile und Flussprofile ein Vergleichen einer ersten Relation zwischen Stromstärke und magnetischem Fluss während der ersten Freilaufphase mit einer zweiten Relation zwischen Stromstärke und magnetischen Fluss während der zweiten Freilaufphase auf.
Anders ausgedrückt wird der Zusammenhang zwischen Stromstärke und magnetischem Fluss in der ersten Freilaufphase mit dem
Zusammenhang zwischen Stromstärke und magnetischem Fluss in der zweiten Freilaufphase verglichen. In Bezug auf den oben erwähnten magnetischen Phasenraum heißt dies, dass der Teil des magne¬ tischen Phasenraums, der der ersten Freilaufphase entspricht, mit dem Teil des magnetischen Phasenraums, der der zweiten Freilaufphase entspricht, verglichen wird.
Somit kann in einfacher Weise festgestellt werden, ob Bewegung in der ersten Freilaufphase vorhanden ist oder nicht. Im ersten Falle wird die erste Relation (entspricht dem Verlauf im
Phasenraum) sich von der zweiten Relation unterscheiden, im zweiten Falle nicht.
Mit anderen Worten ist der Öffnungsvorgang schon vor Anfang der ersten Freilaufphase abgeschlossen, wenn die erste Relation sich nicht von der zweiten Relation unterscheidet. Endet der Öff¬ nungsvorgang aber erst im Laufe der ersten Freilaufphase, dann wird die erste Relation sich von der zweiten Relation unterscheiden .
Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist das Auswählen des Referenzstromwertes ein Auswählen des niedrigsten Wertes des ersten vorbestimmten Wertes auf, bei dem die erste Relation im Wesentlichen gleich der zweiten Relation ist.
Mit anderen Worten wird in diesem Ausführungsbeispiel der niedrigste Wert des ersten vorbestimmten Wertes als Refe¬ renzstromwert ausgewählt, bei dem es keine Bewegung während der ersten Freilaufphase gibt. Somit werden der Zeitpunkt des Beendens des Öffnungsvorgangs und der Zeitpunkt des Beendens der Boostphase sehr nahe aneinander gebracht.
Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung erfolgt das Ermitteln einer Mehrzahl von magnetischen Flussprofilen durch Berechnungen basierend auf Stromstärke, Spannung und elektrischem Widerstand des Magnetspulenantriebs.
Die Spannung U wird vorzugsweise zusammen mit der Stromstärke I gemessen, abgetastet und gespeichert . Der elektrische Widerstand R des Magnetspulenantriebs, das heißt der Spulenwiderstand, wird als bekannt angenommen. Aus diesen Werten (als Funktionen der Zeit) kann dann auch der zeitliche Verlauf des magnetischen Flusses φ durch Lösung der bekannten Differentialgleichung
U = RI + Ν-^- dt
berechnet werden, wobei N die Anzahl der Spulenwicklungen ist.
Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist das Verfahren ferner ein Ermitteln eines Öffnungszeitpunkt des Kraftstoffinj ektors für eines der erfassten Stromprofile ba¬ sierend auf einer Analyse des Stromprofils und des entsprechenden magnetischen Flussprofils auf.
In diesem Ausführungsbeispiel werden ein Stromprofil und das dazugehörende magnetische Flussprofil analysiert, um den Öffnungszeitpunkt des Kraftstoffinj ektors zu ermitteln. Durch Kenntnis des genauen Öffnungszeitpunkts wird es gegebenenfalls möglich, die Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors anzupassen.
Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung weist die Analyse des Stromprofils und des entsprechenden Flussprofils ein Ermitteln eines zusammengehörendes Paares von Stromstärke und magnetischem Fluss auf, bei dem eine erste Relation zwischen Stromstärke und magnetischem Fluss während der ersten Frei¬ laufphase von einer zweiten Relation zwischen Stromstärke und magnetischem Fluss während der zweiten Freilaufphase abweicht. Mit anderen Worten wird ein Punkt im magnetischen Phasenraum ermittelt, bei dem der Verlauf während der ersten Freilaufphase sich von dem Verlauf während der zweiten Freilaufphase trennt.
Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Ansteuern eines einen Magnetspulenantrieb aufweisenden
Kraftstoffinj ektors für einen Verbrennungsmotor eines Kraft-
fahrzeuges beschrieben. Das beschriebenen Verfahren weist folgendes auf: (a) Ermitteln eines Referenzstromwertes durch Durchführung des Verfahrens gemäß dem ersten Aspekt oder einem der vorhergehenden Ansprüche und (b) Beaufschlagen des Magnetspulenantriebs des Kraftstoffinj ektors mit einer
Boostspannung bis die Stromstärke des durch den Magnetspu¬ lenantrieb fließenden Stromes den ermittelten Referenzstromwert erreicht .
In diesem Aspekt der Erfindung wird das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt und/oder den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen dazu verwendet, den optimalen Peakstrom zu ermitteln, so dass Ende der Boostphase möglichst nahe am Ende des Öffnungsvorgangs eintrifft. Mit anderen Worten wird erst ein Referenzstromwert (Peakstrom) ermittelt. Dies kann während normalen Betriebs erfolgen. Dann wird der ermittelte Referenzstromwert bei der Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors verwendet.
Gemäß einem dritten Aspekt der Erfindung wird eine Motorsteuerung für ein Fahrzeug beschrieben, die zum Verwenden eines Verfahrens gemäß dem ersten oder zweiten Aspekt und/oder einem der obigen Ausführungsbeispiele eingerichtet ist.
Diese Motorsteuerung ermöglicht es in einfacher Weise eine präzise und ausgeglichene Einspritzung zu erreichen.
Gemäß einem vierten Aspekt der Erfindung wird ein Computerprogramm beschrieben, welches, wenn es von einem Prozessor ausgeführt wird, eingerichtet ist, das Verfahren gemäß dem ersten oder zweiten Aspekt und/oder einem der obigen Ausführungsbeispiele durchzuführen.
Im Sinne dieses Dokuments ist die Nennung eines solchen Com¬ puterprogramms gleichbedeutend mit dem Begriff eines Pro¬ gramm-Elements, eines Computerprogrammprodukts und/oder eines computerlesbaren Mediums, das Anweisungen zum Steuern eines Computersystems enthält, um die Arbeitsweise eines Systems bzw. eines Verfahrens in geeigneter Weise zu koordinieren, um die mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren verknüpften Wirkungen zu erreichen .
Das Computerprogramm kann als computerlesbarer Anweisungscode in jeder geeigneten Programmiersprache wie beispielsweise in JAVA, C++ etc. implementiert sein. Das Computerprogramm kann auf einem computerlesbaren Speichermedium (CD-Rom, DVD, Blu-ray Disk, Wechsellaufwerk, flüchtiger oder nicht-flüchtiger Speicher, eingebauter Speicher/Prozessor etc.) abgespeichert sein. Der Anweisungscode kann einen Computer oder andere programmierbare Geräte wie insbesondere ein Steuergerät für einen Motor eines Kraftfahrzeugs derart programmieren, dass die gewünschten Funktionen ausgeführt werden. Ferner kann das Computerprogramm in einem Netzwerk wie beispielsweise dem Internet bereitgestellt werden, von dem es bei Bedarf von einem Nutzer heruntergeladen werden kann.
Die Erfindung kann sowohl mittels eines Computerprogramms, d.h. einer Software, als auch mittels einer oder mehrerer spezieller elektrischer Schaltungen, d.h. in Hardware oder in beliebig hybrider Form, d.h. mittels Software-Komponenten und Hardware-Komponenten, realisiert werden.
Es wird darauf hingewiesen, dass Ausführungsformen der Erfindung mit Bezug auf unterschiedliche Erfindungsgegenstände be¬ schrieben wurden. Insbesondere sind einige Ausführungsformen der Erfindung mit Verfahrensansprüchen und andere Ausführungsformen der Erfindung mit Vorrichtungsansprüchen beschrieben. Dem Fachmann wird jedoch bei der Lektüre dieser Anmeldung sofort klar werden, dass, sofern nicht explizit anders angegeben, zusätzlich zu einer Kombination von Merkmalen, die zu einem Typ von Erfindungsgegenstand gehören, auch eine beliebige Kombination von Merkmalen möglich ist, die zu unterschiedlichen Typen von Erfindungsgegenständen gehören.
Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der folgenden beispielhaften Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform.
Figur 1 zeigt eine grafische Darstellung einer Mehrzahl von Stromprofilen, die erfindungsgemäß zum Ermitteln eines Referenzstromwertes verwendet werden. Figur 2 zeigt eine grafische Darstellung einer Mehrzahl von
Schallsignalen, die den in der Figur 1 gezeigten Stromprofilen entsprechen.
Figur 3 zeigt eine grafische Darstellung eines magnetischen
Phasenraums entsprechend den in der Figur 1 gezeigten
Stromprofilen .
Es wird darauf hingewiesen, dass die nachfolgend beschriebenen Ausführungsformen lediglich eine beschränkte Auswahl an mög- liehen Ausführungsvarianten der Erfindung darstellt.
Die Figur 1 zeigt eine grafische Darstellung 101 einer Mehrzahl von Stromprofilen 111 bis 116, die erfindungsgemäß zum Ermitteln eines Referenzstromwertes verwendet werden. Die Stromprofile 111 bis 116 sind in der Darstellung 101 so angeordnet, dass sie alle ihren ersten Maximalwert (bzw. ersten vorbestimmten Wert) zum Zeitpunkt t=0 erreichen.
Jedes Stromprofil 111 bis 116 wird erfindungsgemäß vom Mo- torsteuergerät so aufgenommen, dass der Magnetspulenantrieb eines Kraftstoffinj ektors zuerst mit einer Boostspannung (d.h. einer gegenüber der Bordnetzspannung erhöhten Spannung von z.B. 40V bis 60V) beaufschlagt wird. Die Stromstärke des durch den Magnetspulenantrieb fließenden Stromes wird vom Steuergerät gemessen, abgetastet und gespeichert. Wenn die Stromstärke einen ersten vorbestimmten Wert (Peakstrom des Profils) erreicht, wird die Boostspannung ausgeschaltet und der Kraftstoffinj ektor geht in eine erste Freilaufphase über, in welcher keine weitere elektrische Energie zugeführt wird. Dies führt dazu, dass die Stromstärke mit der Zeit abnimmt. Wenn die Stromstärke einen zweiten vorbestimmten Wert erreicht, wird die erste Frei¬ laufphase beendet und der Magnetspulenantrieb wird erneut mit der Boostspannung beaufschlagt, so dass die Stromstärke wieder
ansteigt. Wenn die Stromstärke dann erneut den ersten vorbe¬ stimmten Wert erreicht, wird die Boostspannung wieder ausgeschaltet und es folgt eine zweite Freilaufphase bis die
Stromstärke erneut den zweiten vorbestimmten Wert erreicht. Danach folgt eine Haltephase, in der den Kraftstoffinj ektor bis zum Beginn des Schließvorgangs durch Beaufschlagung mit einer Haltespannung so lange offen gehalten wird, dass die gewünschte Einspritzmenge erreicht wird. Jedes einzelne Stromprofil 111 bis 116 wird mit anderen Worten durch Anlegen einer zweiten Boostphase erstellt. Somit weist jedes Stromprofil auch zwei Freilaufphasen auf. Durch Vergleichen dieser beiden Freilaufphasen können dann, wie weiter unten näher beschrieben, wertvolle Informationen hinsichtlich des Öffnungszeitpunkts des Kraftstoffinj ektors hergeleitet werden. Die Stromprofile 111 bis 116 können vorteilhafterweise während des normalen Betriebs des Kraftstoffinj ektors erfasst werden . Die in der Figur 1 gezeigten sechs Stromprofile 111 bis 116 unterscheiden sich insbesondere dadurch, dass der vorbestimmte Wert der Stromstärke, bei der die Boostphasen beendet werden, für jedes Stromprofil 111 bis 116 unterschiedlich gewählt ist. Dies beeinflusst selbstverständlich auch die Zeitdauer der
Boostphasen. Für das Stromprofil 111 beträgt der erste vor¬ bestimmte Wert etwa 10A, für das Stromprofil 112 beträgt der erste vorbestimmte Wert etwa 12A, für das Stromprofil 113 beträgt der erste vorbestimmte Wert etwa 14A, für das Stromprofil 114 beträgt der erste vorbestimmte Wert etwa 16A, für das Stromprofil 115 beträgt der erste vorbestimmte Wert etwa 128 und für das
Stromprofil 116 beträgt der erste vorbestimmte Wert etwa 20A.
Die Figur 2 zeigt eine grafische Darstellung 202 einer Mehrzahl von Schallsignalen 221 bis 226 von einem akustischen Sensor am Kraftstoffinj ektor, die den in der Figur 1 gezeigten Stromprofilen 111 bis 116 entsprechen. Genauer gesagt entspricht das Schallsignal 221 dem in der Figur 1 gezeigten Stromprofil 111, das Schallsignal 222 entspricht dem in der Figur 1 gezeigten
Stromprofil 112, das Schallsignal 223 entspricht dem in der Figur 1 gezeigten Stromprofil 111, das Schallsignal 224 entspricht dem in der Figur 1 gezeigten Stromprofil 114, das Schallsignal 225 entspricht dem in der Figur 1 gezeigten Stromprofil 115 und das Schallsignal 226 entspricht dem in der Figur 1 gezeigten Stromprofil 116.
Der akustische Sensor ist so angebracht, dass er die akustischen Geräusche erfassen kann, die durch Bewegungen im Kraftstoffinjektor entstehen, zum Beispiel beim Anschlag des Ankers am Ende des Öffnungsvorgangs. Aus der Darstellung 202 ist es ersichtlich, dass das Ende des Öffnungsvorgangs früher eintrifft für
Stromprofile mit einem hohen ersten vorbestimmten Wert und später für Stromprofile mit einem niedrigeren ersten vorbestimmten Wert. Insbesondere zeigen die Kurven 226, 225 und 224, dass das Ende des Öffnungsvorgangs für die entsprechenden Stromprofile 116, 115 und 114 vor dem Ende der ersten Boostphase (t=0) eintrifft. Des Weiteren zeigen die Kurven 222 und 221, dass das Ende des Öffnungsvorgangs für die entsprechenden Stromprofile 112 und 111 nach dem Ende der ersten Boostphase (t=0) eintrifft. Für die Kurve 223 fällt das Ende des Öffnungsvorgangs aber im Wesentlichen mit dem Ende der ersten Boostphase (t=0) zusammen, so dass eine Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors mit einem Peakstromwert gleich dem ersten vorbestimmten Wert für das Stromprofil 113 dazu führen würde, dass das Ende des Öff¬ nungsvorgangs zeitlich sehr nahe am Ende der entsprechenden Boostphase eintrifft.
Die Darstellung in Figur 2 basiert auf Labormessungen, in denen ein akustischer Sensor speziell eingesetzt wurde. Sie dient lediglich zur Veranschaulichung und ist nicht als solche ein Teil des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Figur 3 zeigt eine grafische Darstellung 303 eines mag- netischen Phasenraums, das heißt eines von der Zeit entkoppelten Zusammenhangs zwischen magnetischem Fluss φ und Stromstärke I, entsprechend den in der Figur 1 gezeigten Stromprofilen 111 bis 116. Der magnetische Fluss wird vorzugsweise vom Steuergerät
basierend auf dem jeweiligen Stromprofil, Spannungsprofil und Spulenwiderstand berechnet.
Der Zusammenhang zwischen magnetischem Fluss und Spulenstrom wird erst mit Bezug auf das Stromprofil 111 in Figur 1 näher erläutert. Vor dem Anfang der ersten Boostphase ist der mag¬ netische Fluss OmWb und der Spulenstrom ist OA. Der erste Stromanstieg des Stromprofils 111 (von t~-0,3ms bis t=0ms) in Figur 1 verläuft entlang des Kurvenabschnitts 330 in Figur 3. Bei einer Stromstärke von knapp über 10A wird die Boostspannung abgeschaltet und sowohl die Stromstärke als der magnetische Fluss fallen jetzt entlang der Kurvenabschnitte 331a und 337 ab bis zum Punkt 338 hin, der dem Ende der ersten Freilaufphase entspricht. Der nachfolgende Stromanstieg in der zweiten Boostphase verläuft dann entlang des Kurvenabschnitts 339 bis die Stromstärke von knapp über 10A am Ende der zweiten Boostphase wieder erreicht wird. Die darauffolgende zweite Freilaufphase verläuft nun entlang der Kurvenabschnitte 331b (bei der der magnetische Fluss etwas größer ist als beim Kurvenabschnitt 331a) und 337 und endet wieder im Punkt 338. Das Schließen des Kraftstoffinj ektors verläuft zum Schluss entlang des Kurvenabschnitts 340.
Wie es der Figur 3 entnommen werden kann, gilt für das Stromprofil 111 in Figur 1, dass die Relation (erste Relation) zwischen Strom und magnetischem Fluss während der ersten Freilaufphase
(Kurvenabschnitt 331a) nicht gleich der Relation (zweiten Relation) zwischen Strom und magnetischem Fluss während der zweiten Freilaufphase (Kurvenabschnitt 331b) ist. Dies ist darauf zurückzuführen, wie es auch oben in Verbindung mit der Figur 2 erläutert wurde, dass der Öffnungsvorgang vor Beginn der ersten Freilaufphase noch nicht vollendet ist. Mit anderen Worten findet im Laufe der ersten Freilaufphase noch Bewegung im Kraftstoffinj ektor statt. Für die Stromprofile 112 und 113 aus der Figur 1 kann in der Figur 3 ein ähnliches Verhalten beobachtet werden, wie es soeben mit Bezug auf das Stromprofil 111 diskutiert wurde. Spezifischer sind eine erste Relation zwischen magnetischem Fluss und Strom entlang
des Kurvenabschnitts 332a bzw. 333a und eine zweite Relation zwischen magnetischem Fluss und Strom entlang des Kurvenabschnitts 332b bzw. 333b zu erkennen. Für die Stromprofile 114, 115 und 116 aus der Figur 1 ist kein Unterschied zwischen den Freilaufphasen mehr erkennbar. Spezifischer ist die Relation bzw. Zusammenhang zwischen magnetischem Fluss und Strom in beiden Freilaufphasen im Wesentlichen gleich. Für das Stromprofil 114 verlaufen beide Freilaufphasen entlang der Kurvenabschnitte 334 und 337, für das Stromprofil 115 verlaufen beide Freilaufphasen entlang der Kurvenabschnitte 335 und 337 und für das Stromprofil 116 verlaufen beide Frei¬ laufphasen entlang der Kurvenabschnitte 336 und 337. Die Motorsteuerung wählt erfindungsgemäß folglich den ersten vorbestimmten Wert des Stromprofils 114, das heißt 16A, als Peakstrom für die Ansteuerung des Kraftstoffinj ektors aus, um das Ende der Boostphase so nahe wie möglich an das Ende des Öff¬ nungsvorgangs zu bringen. Durch diese Synchronisation von Boostphase und Öffnungsvorgang kann die Einspritzmenge sehr genau gesteuert werden.
Des Weiteren kann die Motorsteuerung für jedes einzelne
Stromprofil 111 bis 113 den genauen Zeitpunkt ermitteln, zu dem der Öffnungsvorgang beendet ist. Spezifischer ermittelt die
Motorsteuerung der Punkt im magnetischen Phasenraum, wo die sich unterscheidenden Kurvenabschnitte 331a/b, 332a/b und 333a/b wieder zusammenfinden und sich mit dem gemeinsamen Kurvenabschnitt 337 verbinden. Der Zeitpunkt im entsprechenden
Stromprofil, der innerhalb der ersten Freilaufphase mit der Stromstärke dieses Punktes im magnetischen Phasenraum übereinstimmt, ist dann der gesuchte Öffnungszeitpunkt.
Noch weiter kann die Motorsteuerung für jedes einzelne
Stromprofil 111 bis 116 die während des Öffnungsvorgangs ge¬ leistete Arbeit bzw. Hubarbeit ermitteln. Dies kann durch Integration im Phasenraum entlang der Kurvenabschnitte der ersten Freilaufphase und entlang der Kurvenabschnitte der
zweiten Freilaufphase und durch Subtraktion dieser beiden Integrationswerte erfolgen. Mit Kenntnis der Federkonstante des Magnetspulenantriebs kann nun den Hub des Kraftstoffinj ektors ermittelt werden.
Zusammenfassend ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren in einfacher Weise und ohne den Einsatz von weiterer Hardware (wie zum Beispiel akustischen Sensoren oder Beschleunigungssensoren) eine Ansteuerung eines Kraftstoffinj ektors , bei der das Ende des Öffnungsvorgangs und das Ende der Boostphase zeitlich (im
Wesentlichen) zusammenfallen. Des Weiteren kann basierend auf den verfahrensgemäß aufgezeichneten Messdaten ein Öffnungszeitpunkt sowie eine geleistete Hubarbeit für ein ausgewähltes bzw. einziges Stromprofil ermittelt werden.
Bezugs zeichenliste
101 Grafische Darstellung von Stromprofilen
111 Stromprofil
112 Stromprofil
113 Stromprofil
114 Stromprofil
115 Stromprofil
116 Stromprofil
202 Grafische Darstellung von SchallSignalen
221 Schallsignal
222 Schallsignal
223 Schallsignal
224 Schallsignal
225 Schallsignal
226 Schallsignal
303 Grafische Darstellung vom magnetischen Phasenraum
330 Kurvenabschnitt
331a Kurvenabschnitt
331b Kurvenabschnitt
332a Kurvenabschnitt
332b Kurvenabschnitt
333a Kurvenabschnitt
333b Kurvenabschnitt
334 Kurvenabschnitt
335 Kurvenabschnitt
336 Kurvenabschnitt
337 Kurvenabschnitt
338 Haltezustand
339 Kurvenabschnitt
340 Kurvenabschnitt