Dentalmaterialien mit Debonding-on-Demand Eigenschaften
Die vorliegende Erfindung betrifft thermisch- und/oder licht- härtende Materialien mit Debonding-on-Demand (DoD) Eigenschaf¬ ten, die sich insbesondere als dentale Adhäsive oder Zemente beispielsweise zur Befestigung von Inlays, Onlays, Kronen oder Brücken eignen. Dentale Komposit zemente enthalten eine polymerisierbare orga¬ nische Matrix und einen oder mehrere Füllstoffe, die meist mit einem polymerisationsfähigen Haftvermittler oberflächenmodifi¬ ziert sind. Je nach Art der Füllstoffe, der Monomermatrix und der Anwendung kann der Füllgrad zwischen ca. 20-80 Gew.-% va- riieren.
Die polymerisierbare organische Matrix enthält in der Regel eine Mischung von Monomeren, Initiator-Komponenten, Stabilisa¬ toren und Pigmenten. Als Harze werden meistens Mischungen von Dimethacrylaten eingesetzt. Beispiele hierfür sind die hoch¬ viskosen Dimethacrylate 2 , 2-Bis [ 4- (2-hydroxy-3-methacryloyl- oxypropyl ) phenyl ] propan (Bis-GMA) und 1 , 6-Bis- [ 2-methacryl- oyloxyethoxycarbonylamino ] -2 , 4 , 4-trimethylhexan (UDMA) oder die als Verdünnermonomere genutzten niedrigerviskosen Di- methacrylate, wie z.B. Bismethacryloyloxymethyltricyclo- [5.2.1. ] decan (TCDMA) , Decandiol-1 , 10-dimethacrylate (D3MA) und Triethylenglycoldimethacrylat (TEGDMA) .
Bei der radikalischen Polymerisation von dentalen Kompositze- menten auf der Basis von vernetzenden Dimethacrylaten kommt es am sogenannten Gelpunkt schon innerhalb von wenigen Sekunden zur Bildung eines 3-dimensionalen polymeren Netzwerkes und da¬ mit zur Ausbildung einer hohen mechanischen Festigkeit, so dass ein einfaches, zerstörungsfreies Lösen der mit diesen Ze- menten verbundenen Substrate oder Teile, wie z.B. die Verbin¬ dung eines Zahnstumpfs mit einer Keramikkrone, nur schwer oder gar nicht möglich ist. Die frühe Ausbildung eines 3- dimensionalen Netzwerkes hat zudem eine relativ hohe Polymeri-
sationsschrumpfungsspannung (PKS) zur Folge, weil der Polyme¬ risationsschrumpf nicht mehr durch ein viskoses Fliessen der Monomere kompensiert werden kann. Wiederlösbare Klebeverbindungen haben in verschiedenen Berei¬ chen der Technik eine zunehmende Bedeutung. Beispiele sind das Entfügen von Bauteilen im Rahmen von automatisierten Ferti¬ gungsprozessen, die Reparatur von komplexen Bauteilen mit ge¬ klebten Teilkomponenten oder die Vereinfachung der stofflichen Trennung beim Recycling solcher Bauteile am Produkt lebensende . Das Lösen (debonding) von Klebeverbindungen kann gezielt (on demand) beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Fes¬ tigkeit der adhäsiven Verbundschicht durch Erwärmung deutlich verringert wird.
So beschreibt die DE 198 32 629 AI ein KlebstoffSystem zur Bildung reversibler Klebeverbindungen auf Basis von Polyure¬ thanen, Polyharnstoffen oder Epoxidharzen, bei der eine Zu- sat zkomponente durch Energieeintrag so aktiviert werden kann, dass ein Abbau der Klebstoffkomponenten erfolgt. Beispielswei¬ se können durch Eintrag von Wärme- oder Strahlungsenergie aus blockierten Precursoren organische Basen oder Säuren freige¬ setzt werden, die einen Abbau des Kleberharzes bewirken. Die WO 2010/128042 AI beschreibt technische KlebstoffZusammen¬ setzungen für lösbare Klebeverbindungen im Flugzeug- oder Fahrzeugbau, die aus einer üblichen Klebstoffmatrix und einem partikelförmigen Expansionsstoff wie z.B. Azodicarbonamid be¬ stehen. Dabei erfolgt das Lösen der Bauteile durch Erwärmen der Klebeverbindung mindestens auf die Expansionstemperatur des Expansionsstoffes.
Im Dentalbereich ist das Lösen von Klebeverbindungen unter an¬ derem in der Kieferorthopädie von Bedeutung, wo Brackets, die zur Korrektur von Zahnfehlstellungen auf die Zahnoberfläche geklebt werden, nach erfolgter Korrektur ohne Schädigung des Zahnschmelz wieder entfernen werden müssen. Ausserdem wären im Falle der Reparatur oder des vollkommenen Ersatzes von hoch-
festen keramischen Restaurationen oder Kronen, die mechanisch nur aufwändig entfernbar sind, einfach erweichbare oder trenn¬ bare Zementverbunde von Vorteil. Im Zusammenhang mit orthodontischen Anwendungen beschreibt die US 2007/0142498 AI dentale Zusammensetzungen, die thermisch steuerbare Additive wie z.B. thermoplastische Polymere enthal¬ ten . Die US 2007/0142497 AI offenbart dentale Zusammensetzungen auf Basis von Dimethacrylaten mit säurelabilen tertiären Carbonat- gruppen und Photosäuren wie z.B. Triarylsulfoniumsalzen . Diese Zusammensetzungen lassen sich mit geeigneten Initiatoren wie etwa dem Bisacylphosphinoxid Irgacure 819 mit Licht im sicht- baren Bereich photochemisch härten (Photobonding) und durch Bestrahlung mit UV-Licht bei erhöhter Temperatur wieder erwei¬ chen (photothermisches Debonding) .
Die WO 2013/034777 A2 und die WO 2013/034778 A2 offenbaren Dentalwerkstoffe, die thermolabile oder photolabile polymeri- sierbare Verbindungen enthalten. Die Werkstoffe lassen sich durch Wärmezufuhr oder durch Bestrahlung mit Licht im UV- oder sichtbaren Wellenlängenbereich wieder vom Substrat lösen. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, polymerisierbare Dentalwerkstoffe mit Debonding-on-Demand-Eigenschaften bereit¬ zustellen, die eine gute Substrathaftung insbesondere auf ZahnhartSubstanz und/oder Dentalkeramiken zeigen, die sich durch eine verringerte Polymerisationsschrumpfungsspannung (PKS) und eine verbesserte Schlagzähigkeit auszeichnen und die sich vor allem als Adhäsive oder Komposit zemente eignen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Zusammensetzungen ge¬ löst, die mindestens eine Verbindung der Formel I enthalten, vorzugsweise in Kombination mit einer thermolabilen radika¬ lisch polymerisierbaren Verbindung und/oder einer photolabilen radikalisch polymerisierbaren Verbindung:
H; -CN; ein Phenylrest, der einen oder mehrere Substi- tuenten, wie CH3, C2H5, OH, OCH3, 0-COCH3, eine polymerisa¬ tionsfähige Vinyl-, (Meth) acryloyloxy- oder (Meth) acryl- amidgruppe tragen kann; oder ein aliphatischer linearer oder verzweigter Ci-C20-Alkylen-Rest , der durch ein oder mehrere 1 , 4-Phenylengruppen, Urethangruppen, 0 oder S un¬ terbrochen sein kann und der endständig eine polymeri¬ sationsfähige Vinyl-, (Meth) acryloyloxy- oder (Meth)acryl- amidgruppe tragen kann;
H, ein aliphatischer linearer oder verzweigter C1-C9- Alkyl-Rest, Tolyl oder Phenyl;
SR2, CO-Phenyl, S02R3, PO (R4R5) , PO(OR6) (R7), PO(OR8) (OR9) oder Halogen, wobei
jeweils unabhängig voneinander ein Phenylrest, der einen oder mehrere Substituenten, wie CH3, C2H5, OH, 0CH3, -O-COCH3, eine polymerisationsfähige Vinyl-, (Meth) acryl¬ oyloxy-, (Meth) acrylamidgruppe, -C (=CH2) -C00R11 oder -C (=CH2) -CO-NR12R13 tragen kann; oder ein aliphatischer li¬ nearer oder verzweigter Ci-C20-Alkylen-Rest sind, der durch 0 oder S unterbrochen sein kann und der endständig eine polymerisationsfähige Vinyl-, (Meth) acryloyloxy-, (Meth) - acrylamidgruppe, -C (=CH2) -C00R11 oder -C (=CH2) -C0-NR12R13 tragen kann, wobei R11-13 unabhängig voneinander jeweils ein linearer oder verzweigter Ci-6-Rest sind;
-COO-, -CON(R10)- oder entfällt, wobei die Bindung an A über 0 bzw. N erfolgt und wobei
H; oder ein aliphatischer linearer oder verzweigter Ci-C20- Alkylen-Rest ist, der durch ein oder mehrere 0 oder S un¬ terbrochen sein kann und der endständig eine polymerisati-
onsfähige Vinyl-, (Meth) acryloyloxy-, (Meth) acrylamid- gruppe, -C (=CH2) -COOR11 oder -C (=CH2) -CO-NR12R13 tragen kann, wobei R11-13 unabhängig voneinander jeweils ein line¬ arer oder verzweigter Ci-6-Rest sind;
n eine ganze Zahl von 1 bis 6.
Bevorzugte Halogene sind Chlor oder Brom.
Die Formel erstreckt sich nur auf solche Verbindungen, die mit der chemischen Valenzlehre vereinbar sind. Beispielsweise kann n dann, wenn A Wasserstoff ist, nur 1 sein. Der Hinweis, dass ein Rest durch einen oder mehrere Aromaten, Urethangruppen, 0, S etc. unterbrochen ist, ist so zu verstehen, dass diese Grup¬ pen in die Kohlenstoffkette des Restes eingeschoben werden. Diese Gruppen sind damit beidseitig durch C-Atome begrenzt und können nicht endständig sein. Ci-Reste können nicht unterbro¬ chen sein.
Die Verbindungen der Formel I enthalten mindestens eine radi- kaiisch polymerisierbare Gruppe, wobei Verbindungen mit 2 bis 8 und insbesondere Verbindungen mit 2 bis 4 radikalisch poly- merisierbaren Gruppen bevorzugt sind.
Vorzugsweise haben die Variablen die folgenden Bedeutungen:
A H, -CN, ein Phenylrest, ein aliphatischer linearer oder verzweigter Ci-Cis-Alkyl-Rest , der durch eine oder mehrere
I , 4-Phenylengruppen, Urethangruppen oder 0 unterbrochen sein kann und der endständig eine polymerisationsfähige
(Meth) acryloyloxygruppe tragen kann;
Ri H, Phenyl, Tolyl, ein aliphatischer linearer Ci-C3-Alkyl
Rest ;
L SR2 oder S02R3, wobei
2-3
R- unabhängig voneinander jeweils ein aliphatischer linearer oder verzweigter Ci-C2o-Alkylen-Rest , der durch 0 unterbro¬ chen sein kann und der endständig eine polymerisationsfä¬ hige (Meth) acryloyloxygruppe oder -C (=CH2) -COOR11 tragen kann, wobei R11 ein linearer oder verzweigter Ci-3-Rest
ist; oder ein Phenylrest, der einen oder mehrere Substi- tuenten, vorzugsweise CH3, C2H5, OCH3 und/oder O-COCH3 tra¬ gen kann;
-COO- oder -CON(R10)-, wobei R10 Methyl ist, oder entfällt;
1 oder 2.
Besonders bevorzugt sind Verbindungen der Formel I, in denen mindestens eine und vorzugsweise alle Variablen die folgende Bedeutung haben:
A ein gesättigter, linearer aliphatischer Kohlenwasserstoff¬ rest mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, der durch eine oder mehrere 1 , 4-Phenylengruppen, Urethangruppen oder 0 unter¬ brochen sein und der eine Methacryloyloxygruppe tragen kann,
X -COO- oder -CON(R10)-, wobei R10 Methyl ist, oder entfällt; R1 H,
L -S02R3, wobei R3 CH3 oder Tolyl ist,
n 1 oder 2.
Ganz besonders bevorzugt sind Verbindungen der Formel I, in denen die Variablen die folgenden Bedeutungen haben:
A ein gesättigter, linearer aliphatischer Kohlenwasserstoff- rest mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen, der durch 1 bis 3 0- Atome unterbrochen sein kann,
X -C00-;
R1 H,
L S02R3, wobei R3 CH3 oder Tolyl ist,
n 1 oder 2.
Polymerisationsübertragungsaktive Verbindungen der Formel I sind teilweise bekannt und lassen sich nach bekannten Synthe
¬ semethoden einfach herstellen. So lassen sich die Iod- Verbindungen I-L wie unten gezeigt an ein ungesättigtes Deri
¬ vat addieren, und nachfolgend werden durch HI-Abspaltung die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel I erhalten:
Ein konkretes Beispiel
Bevorzugte Beispiele für die erfindungsgemäßen polymerisat onsübertragungsaktiven Verbindungen der Formel I sind:
Die Verbindungen der Formel I ermöglichen eine Kontrolle bzw. Steuerung der Netzwerkstruktur bei der radikalischen Poly
¬ merisation. Sie führen zu einer deutlich verzögerten Gelbil
¬ dung und damit zu einer längeren Gelzeit, d.h. dass sich das 3-dimensionale Polymernetzwerk später bildet. Dementsprechend wird eine geringere PKS bei der Aushärtung der Harze bzw. ent
¬ sprechender Komposite erzielt, was für eine dentale Anwendung z.B. als Füllungsmaterial ein großer Vorteil ist. Die polyme- risationsübertragungsaktiven Verbindungen der Formel I ergeben darüber hinaus überraschenderweise auch homogenere Polymer
¬ netzwerke mit einem engeren Glasübergang, d.h., dass der Glas
¬ übergang in einem engeren Temperaturbereich stattfindet. Dies hat den Vorteil, dass Kettenspannungen durch Relaxationspro
¬ zesse besser abgebaut werden und ein schnelleres Debonding-on- Demand (DoD) bewirkt werden kann. Besonders vorteilhaft ist, dass die Glasübergangstemperatur deutlich verringert wird. Die verringerte Glasübergangstemperatur hat zur Folge, dass die Polymeren bei niedrigeren Temperaturen erweicht werden können. Dies gestattet z.B. im Fall von Adhäsiven und Zementen ein ge
¬ zieltes Lösen der Klebeverbindung (Debonding-on-Demand) auch unter oralen Bedingungen. Die verringerte Glasübergangstempe
¬ ratur hat den weiteren Vorteil, dass Polymermaterialien mit verbesserter Schlagzähigkeit erhalten werden.
Um den Debonding-on-Demand-Effekt zu verbessern, enthalten die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen neben den Verbindungen der Formel I vorzugsweise mindestens eine thermolabile radikalisch polymerisierbare Verbindung und/oder mindestens eine photola¬ bile radikalisch polymerisierbare Verbindung.
Unter thermolabilen bzw. photolabilen Verbindungen, werden solche Monomere verstanden, die thermisch bzw. durch Strahlung spaltbare Gruppe enthalten. Demgegenüber können mit Verbindun¬ gen der Formel I Polymere erhalten werden, die sich durch eine Temperaturerhöhung zwar erweichen lassen, sich aber selber nicht spalten. Kombiniert man thermolabile Monomere mit Ver¬ bindungen der Formel I, werden Polymere erhalten, die bei re¬ lativ niedrigen Temperaturen erweichen und sich zusätzlich
thermisch spalten lassen. Kombiniert man Verbindungen der For¬ mel mit photolabilen Monomeren, so ergeben sich Polymere, die bei relativ niedrigen Temperaturen erweichen und sich zusätz¬ lich photochemisch spalten lassen. Schliesslich lassen sich Verbindungen der Formel I mit Mischungen aus einem thermolabi- len Monomer und einem photolabilen Monomer kombinieren, wo¬ durch Polymere erhältlich sind, die eine Kombination dieser Merkmale aufweisen. Erfindungsgemäß wurde gefunden, dass sich eine Kombination von Verbindungen der Formel I mit thermo- und/oder photolabilen Monomeren vorteilhaft auf die Debonding- on-Demand-Eigenschaften der gehärteten Materialien auswirkt.
Besonders geeignete thermolabile bzw. photolabile radikalisch polymerisierbare Verbindungen sind thermolabile multifunktio- nelle (Meth) acrylate und photolabile multifunktionelle (Meth) acrylate, insbesondere thermolabile Di (meth) acrylate und photolabile Di (meth) acrylate, d.h. Di (meth) acrylate mit min¬ destens einer thermolabilen oder photolabilen Gruppe. Werk¬ stoffe, die thermolabile Comonomere enthalten, sind bevorzugt. Unter polyfunktionellen (Meth) acrylaten werden Verbindungen mit zwei oder mehr, vorzugsweise 2 bis 4 radikalisch polymeri- sierbaren Gruppen verstanden. Di (meth) acrylate enthalten dem¬ entsprechend 2 (Meth) acrylatgruppen .
Weiter bevorzugt sind thermolabile multifunktionelle
(Meth) acrylamide und photolabile multifunktionelle
(Meth) acrylamide, insbesondere thermolabile Di (meth) acrylamide und photolabile Di (meth) acrylamide . Geeignete thermolabile Gruppen sind an sich bekannt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine oder mehrere thermo¬ labile kovalente Bindungen enthalten. Zu bevorzugten thermola¬ bilen Gruppen mit thermolabilen kovalenten Bindungen gehören thermolabile Cycloadditionsaddukte wie Diels-Alder-Addukte, Hetero-Diels-Alder-Addukte sowie thermolabile Alkoxyamin-, Oximester-, Oximurethan- oder Azogruppen. Beispiele für ther¬ molabile Gruppen sind auch beschrieben in R. J. Wojtecki et al., Nature Materials 2011, 10, 14-27.
Besonders bevorzugt sind solche Verbindungen, bei denen die thermolabile Gruppe an zwei polymerisationsfähige (Meth) acryl- amidgruppen und insbesondere (Meth) acrylatgruppen gebunden ist .
Bevorzugte Beispiele für thermolabile Vernet zermonomere sind polyfunktionelle (Meth) acrylate oder (Meth) acrylamide mit min¬ destens einer thermolabilen Gruppe zwischen zwei (Meth) acryl- bzw. (Meth) acrylamidgruppen . Bevorzugte thermolabile Verbin¬ dungen sind Diels-Alder-Addukte wie das Diels-Alder-Addukt aus Furfurylmethacrylat und N- ( 3- (Methacryloyloxy) propyl ) -malein- imid, die Umsetzungsprodukte von N-Hydroxy- (meth) acrylamid mit Di- oder Triisocyanaten wie Hexamethylen-1 , 6-diisocyanat (HDI), 2,2,4- Trimethylhexamethylen-1 , 6-diisocyanat oder dem HDI-Trimer, sowie Produkte, die durch stöchiometrische Umset¬ zung von Di- oder Triisocyanaten mit 1-Hydroxymethylacryl- säureestern wie 1-Hydroxymethylacrylsäureethylester oder mit ß- Ketoester (meth) acrylaten wie 2-Acetoacetoxyethylmethacrylat erhalten werden.
Gut geeignet sind auch thermolabile Vernet zermonomere, die Gas freisetzen. Beispiele sind die Veresterungsprodukte von Azo- bis (4-cyanovaleriansäure) mit Hydroxyalkyl (meth) acrylaten wie Hydroxyethyl (meth) acrylat oder Hydroxypropyl (meth) acrylat oder mit N- (Hydroxyalkyl ) (meth) acrylamiden wie N- ( 5-Hydroxypentyl ) - methacrylamid oder N-Methyl-N- (2-hydroxyethyl) acrylamid.
Geeignete photolabile Gruppen sind ebenfalls an sich bekannt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine oder mehrere photolabile kovalente Bindungen enthalten. Zu bevorzugten pho¬ tolabilen Gruppen mit photolabilen kovalenten Bindungen gehö¬ ren Benzoinether, Oxyalkylphenylacetophenone, Dialkyloxyaceto- phenone, Benzoyldiphenylphosphinoxide, Dibezoylphenylphosphin- oxide, Dialkylbenzoyl- und Dialkyldibenzoylgermanium-Derivate . Insbesondere sind solche Verbindungen bevorzugt, die eine pho¬ tolabile Gruppe und zwei polymerisationsfähige (Meth) acrylat¬ gruppen enthalten. Bevorzugte Verbindungen sind Bis- (4-meth-
ocryloyloxybenzoyl-diethylgermanium, Bis-{4- [2- (methacryloyl- oxy) -diethylcarbamoyloxybenzoyl } diethylgermanium, Bis- [ 3-
(methacryloyloxymethyl ) -2,4, 6-trimethylbenzoyl ] phenylphosphin- oxid und Methacrylsäure-2- [ 2- ( 4- { 2-methyl-2- [ 2- (methacryl- oyloxy) -ethylcarbamoyloxy ] -propionyl } -phenoxy) -ethoxycarbonyl- amino] -ethylester.
Desweiteren sind die in der WO 2013/034777 A2 und der WO 2013/034778 A2 beschriebenen thermolabilen oder photolabilen Monomere gut geeignet.
Die erfindungsgemäßen Dentalwerkstoffe enthalten, ggf. neben den thermolabilen oder photolabilen polymerisierbaren Verbin¬ dungen, vorzugsweise auch ein oder mehrere weitere radikalisch polymerisierbare Monomere, besonders bevorzugt mindestens ein multifunktionelles (Meth) acrylat oder eine Mischung von mono- und multifunktionellen (Meth) acrylaten . Unter monofunktionel¬ len (Meth) acrylaten werden auch hier Verbindungen mit einer, unter polyfunktionellen (Meth) acrylaten Verbindungen mit zwei oder mehr, vorzugsweise 2 bis 4 radikalisch polymerisierbaren Gruppen verstanden. Gemäß einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Zusammenset¬ zungen mindestens ein Dimethacrylat oder eine Mischung von Mo¬ no- und Dimethacrylaten .
Beispiele für besonders geeignete mono- oder multifunktionelle (Meth) acrylate sind Methyl-, Ethyl-, 2-Hydroxyethyl-, Butyl-, Benzyl-, Tetrahydrofurfuryl- oder Isobornyl (meth) acrylat , p- Cumyl-phenoxyethylenglycolmethacrylat (CMP-1E) , Bisphenol-A- di (meth) acrylat , Bis-G(M)A (ein Additionsprodukt aus (Meth) acrylsäure und Bisphenol-A-diglycidylether) , ethoxy- oder propoxyliertes Bisphenol-A-di (meth) acrylat , wie z.B. das Bisphenol-A-dimethacrylat SR-348c (Sartomer) mit 3 Ethoxygrup- pen oder 2 , 2-Bis [ 4- (2- (meth) acryloxypropoxy) phenyl ] propan, UD(M)A (ein Additionsprodukt aus 2-Hydroxyethyl (meth) acrylat und 2 , 2 , 4-Trimethylhexamethylendiisocyanat ) , Di-, Tri- oder Tetraethylenglycoldi (meth) acrylat, Trimethylolpropantri (meth) - acrylat, Pentaerythrittetra (meth) acrylat , sowie Glycerindi-
und tri (meth) acrylat , 1 , 4-Butandioldi (meth) acrylat , 1,10- Decandioldi (meth) acrylat (D3 A) oder 1 , 12-Dodecandioldi- (meth) acrylat . Die erfindungsgemäßen dentalen Werkstoffe können neben den oben genannten Co-Monomeren vorzugweise auch radikalisch poly- merisierbare, säuregruppenhalt ige Monomere (Haftmonomere) ent¬ halten. Bevorzugte Säuregruppen sind Carbonsäuregruppen, Phosphonsäuregruppen, Phosphorsäuregruppen und Sulfonsäu- regruppen. Bevorzugte Monomere mit Carbonsäuregruppen sind Maleinsäure, Acrylsäure, Methacrylsäure, 2- (Hydroxymethyl ) - acrylsäure, 4- (Meth) acryloyloxyethyltrimellit säureanhydrid,
10-Methacryloyloxydecylmalonsäure, N- (2-Hydroxy-3-methacryl- oyloxypropyl ) -N-phenylglycin und 4-Vinylbenzoesäure . Bevorzug- te Monomere mit Phosphonsäuregruppen sind Vinylphosphonsäure, 4-Vinylphenylphosphonsäure, 4-Vinylbenzylphosphonsäure, 2- Methacryloyloxyethylphosphonsäure, 2-Methacrylamidoethylphos- phonsäure, 4-Methacrylamido-4-methyl-pentylphosphonsäure, 2- [4- (Dihydroxyphosphoryl ) -2-oxa-butyl ] -acrylsäure, 2- [4- (Dihy- droxyphosphoryl ) -2-oxa-butyl ] -acrylsäureethyl- und -2,4,6- trimethylphenylester . Bevorzugte Monomere mit Phosphorsäure¬ gruppen sind 2-Methacryloyloxypropylmono- oder -dihydrogen- phosphat, 2-Methacryloyloxyethylmono- oder -dihydrogenphos- phat, 2-Methacryloyloxyethylphenylhydrogenphosphat , Dipenta- erythritolpentamethacryloyloxyphosphat , 1 O-Methacryloyloxy- decyl-dihydrogenphosphat , Phosphorsäuremono- ( 1-acryloyl-pi- peridin-4-yl ) -ester, 6- (Methacrylamidohexyldihydrogenphosphat und 1, 3-Bis- (N-acryloyl-N-propylamino) -propan-2-yl-dihydrogen- phosphat. Bevorzugte Monomere mit Sulfonsäuregruppen sind Vi- nylsulfonsäure, 4-Vinylphenylsulfonsäure und 3- (Methacryl- amido) propylsulfonsäure .
Zur Initiierung der radikalischen Polymerisation enthalten die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen vorzugsweise einen Initia- tor für die radikalische Polymerisation, besonders bevorzugt einen Photoinitiator. Als Photoinitiatoren eignen sich insbe¬ sondere Benzophenon, Benzoin sowie deren Derivate oder CC- Diketone oder deren Derivate, wie 9, 1 O-Phenanthrenchinon, 1-
Phenyl-propan-1 , 2-dion, Diacetyl oder 4 , 4 " -Dichlorbenzil . Be¬ vorzugt werden Campherchinon (CQ) und 2 , 2-Dimethoxy-2-phenyl- acetophenon und besonders bevorzugt CC-Diketone in Kombination mit Aminen als Reduktionsmittel, wie z.B. 4- (Dimethylamino) - benzoesäureester (EDMAB) , N, N-Dimethylaminoethylmethacrylat , N, N-Dimethyl-sym. -xylidin oder Triethanolamin, verwendet. Ge¬ eignet sind auch Norrish-Typ-I-Photoinit iatoren, vor allem Acyl- oder Bisacylphosphinoxide, und besonders geeignet Mono- acyltrialkyl- bzw. Diacyldialkylgermanium-Verbindungen, wie z.B. Benzoyltrimethylgermanium, Dibenzoyldiethylgermanium oder Bis ( 4-methoxybenzoyl ) diethylgermanium (MBDEGe) . Dabei lassen sich auch Mischungen der verschiedenen Photoinitiatoren ein¬ setzen, wie z.B. Bis ( 4-methoxybenzoyl ) diethylgermanium in Kom¬ bination mit Campherchinon und 4-Dimethylaminobenzoesäure- ethylester.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfin¬ dungsgemäßen Dentalwerkstoffe zusätzlich organischen oder an¬ organischen partikulären Füllstoff, besonders bevorzugt einen oder mehrere anorganische partikuläre Füllstoffe.
Besonders geeignet sind Füllstoffe auf der Basis von Oxiden mit einer Partikelgröße von 0,01 bis 15 pm, wie S1O2, Zr02 und T1O2 bzw. Mischoxiden aus S1O2, ZrC>2, ZnO und/oder T1O2, nano- partikuläre oder mikrofeine Füllstoffe mit einer Partikelgröße von 10 bis 300 nm, wie pyrogene Kieselsäure oder Fällungskie¬ selsäure sowie Glaspulver mit einer Partikelgröße von 0,01 bis 15 [im, vorzugweise von 0,2 bis 1,5 pm, wie Quarz-, Glaskeramik¬ oder röntgenopake Glaspulver von z.B. Barium- oder Strontium- aluminiumsilikatgläsern, und röntgenopake Füllstoffe mit einer Partikelgröße von 0,2 bis 5 [im, wie Ytterbiumtrifluorid, Tan¬ tal (V) -oxid, Bariumsulfat oder Mischoxide von S1O2 mit Ytterbi- um(III)-oxid oder Tantal (V) -oxid . Auch faserförmige Füllstof¬ fe, Nanofasern oder Whiskers sind nicht ausgeschlossen. Wenn nicht anders angegeben handelt es sich bei allen Partikelgrö¬ ßen um gewichtsmittlere Partikelgrößen.
Füllstoffe werden nach der Partikelgröße unterteilt in Makro- füller und Mikrofüller. Makrofüller werden durch Mahlen von Quarz, röntgenopaken Gläsern, Borosilikaten oder von Keramik gewonnen, sind rein anorganischer Natur und bestehen meist aus splitterförmigen Teilchen. Bevorzugt sind Makrofüller mit ei¬ ner mittleren Partikelgröße von 0,2 bis 10 [im. Als Mikrofüller werden vorzugsweise pyrogenes S1O2 oder Fällungskieselsäure eingesetzt, oder auch Mischoxide, z.B. Si02-ZrC>2, die durch hydrolytische Cokondensat ion von Metallalkoxiden zugänglich sind. Die Mikrofüller haben vorzugsweise eine mittlere Parti¬ kelgröße von ca. 5 bis 100 nm.
Der bevorzugte Füllstoffgehalt richtet sich dabei nach der ge¬ wünschten Anwendung. Adhäsive enthalten vorzugsweise 0 bis 20 Gew.-% und Zemente und Komposite vorzugsweise 20 bis 80 Gew.-% Füllstoff, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Werkstoffs.
Zur Verbesserung des Verbundes zwischen den Füllstoffpartikeln und der vernetzten Polymerisat ionsmatrix können SiC>2-basierende Füllstoffe mit (Meth) acrylat-funkt ionalisierten Silanen ober¬ flächenmodifiziert werden. Ein bevorzugtes Beispiel für solche Silane ist 3- (Meth) acryloyloxypropyltrimethoxysilan . Zur Ober¬ flächenmodifizierung von nicht silikat ischen Füllstoffen wie z.B. von ZrC>2 oder T1O2 können auch funkt ionalisierte saure Phosphate, wie z.B. 10- (Meth) acryloyloxydecyldihydrogenphos- phat eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Dentalwerkstoffe können zudem ein ther¬ misch gasfreisetzendes Additiv enthalten. Bevorzugte gasfrei- setzende Additive sind z.B. Azo-Verbindungen wie Azodicarbon- amid, 2 , 2 ' -Azobisisobutyronitril oder 2 , 2 ' -Azobis ( 4-cyano-pen- tansäure) , N-Nitrosoverbindungen, Hydrazide wie Benzolsufonyl- hydrazid, Peroxide wie Dicumolperoxid oder Acetondicarbonsäu- re . Beispiele für solche Verbindungen sind etwa in St. Quinn, Plastics, Additives & Compounding 2001, 3, 16-21 beschrieben. Dabei kann die Zerfallstemperatur beispielsweise im Falle der Azoverbindungen in an sich bekannter Weise durch das Substi-
tuentenmuster eingestellt werden (vgl. D. Braun, R. Jakobi, Monatshefte Chemie 1982, 113, 1403-1414) .
Weiterhin können die erfindungsgemäßen Dentalwerkstoffe ein Additiv enthalten, das eingestrahlte elektromagnetische Strah¬ lung in Wärme umwandeln kann. Solche sogenannten Strahlung- Wärme-Umwandler sind organische, anorganische oder metallorga¬ nische Stoffe oder Hybridkomponenten, die in der Lage sind, UV-, NIR- oder IR-Strahlung, sichtbares Licht, Mikrowellen- oder Radiowellenstrahlung in Wärme umzuwandeln, um thermolabi- le Gruppen zu spalten. Beispiele hierfür sind UV-, NIR oder IR-Strahlung absorbierende Farbstoffe und Pigmente. Beispiele für im IR-Bereich absorbierende Farbstoffe sind Azo-, Methin-, Anthrachinon oder Porphyrinfarbstoffe . Beispiele für NIR- Strahlung absorbierende Pigmente sind Antimon- und Indiumzinn¬ oxid, Phthalocyaninpigmente, Ruß, Ni- und Pt-Dithiolen- Komplexe. Beispiele für im UV-Bereich absorbierende Verbindun¬ gen sind Benzotriazole, Triazine, Benzophenone, Cyanoacrylate, Salicylsäurederivate und Hindered Amine Light Stabilizers (HALS) . Beispiele für Additive, die im Frequenzbereich der Mikrowellen (1 bis 300 GHz) oder Radiowellen (10 kHz bis 1 GHz) absorbieren, sind ferromagnetische keramische Stoffe, so¬ genannte Ferrite, die aus den Eisenoxiden Hämatit (Fe2Ü3) oder Magnetit (Fe3Ü4) und weiteren Oxiden beispielweise der Metalle Zn, Mn, oder Ni aufgebaut und als Pulver kommerziell verfügbar sind .
Gegebenenfalls können die erfindungsgemäß eingesetzten Zusam¬ mensetzungen ein oder mehrere weitere Additive enthalten, vor allem Lösungsmittel wie Wasser, Ethanol oder entsprechende Lö¬ sungsmittelgemische, Stabilisatoren, Farbmittel, fluoridionen- abgebende Additive, optische Aufheller, Weichmacher oder UV- Absorber . Der bevorzugte Lösungsmittelgehalt richtet sich dabei nach der gewünschten Anwendung. Adhäsive enthalten vorzugweise bevor¬ zugt 0 bis 60 Gew.-% und besonders bevorzugt 1 bis 50 Gew.-%
Lösungsmittel. Demgegenüber enthalten Zemente vorzugsweise kein Lösungsmittel.
Die Debonding-Eigenschaften der erfindungsgemäßen Dentalwerk- Stoffe können durch die Zusammensetzung der Materialien ge¬ zielt beeinflusst und an den gewünschte Anwendungszweck ange- passt werden. So nimmt mit der verwendeten Konzentration an thermolabilen oder photolabilen Komponenten, d.h. insbesondere der thermolabilen oder photolabilen Vernet zermonomere und gas- freisetzenden Additive, die Fähigkeit zum gezielten Debonding durch Erwärmen oder Bestrahlen zu. Weiterhin lassen sich die Debonding-Eigenschaften auch durch die Auswahl der Co-Monomere variieren, wobei mit dem Anteil an vernetzenden Monomeren oder durch Zugabe von monofunktionellen Monomeren die Vernetzungs- dichte und damit auch die Festigkeit und der E-Modul variiert werden können.
Die erfindungsgemäßen Dentalmaterialien enthalten vorzugsweise 0,5 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 1,0 bis 50 Gew.-% und besonders bevorzugt 1,0 bis 40 Gew.-% mindestens einer Verbindung der allgemeinen Formel I .
Zusätzlich enthalten die Materialien vorzugsweise auch 0,01 bis 5,0 Gew.-%, bevorzugt 0,1 bis 5,0 Gew.-% und besonders be- vorzugt 0,1 bis 3,0 Gew.-% Initiator (en) für die radikalische Polymerisation, besonders bevorzugt einen Photoinitiator, und besonders bevorzugt auch 1 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 5 bis 50 Gew.-% und besonders bevorzugt 5 bis 40 Gew.-% difunktioneile thermo- und/oder photolabile (Meth) acrylat (e) .
Weiterhin enthalten die erfindungsgemäßen Dentalwerkstoffe vorzugsweise 0 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 70 Gew.-% und besonders bevorzugt 0 bis 60 Gew.-% Füllstoff (e) , wobei der Füllstoffgehalt wie oben beschrieben auf die geplante Verwen- dung der Werkstoffe abgestimmt wird.
Außerdem enthalten die erfindungsgemäßen Dentalwerkstoffe vor¬ zugsweise 0 bis 40 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 30 Gew.-% und be-
sonders bevorzugt 5 bis 30 Gew.-% expandierende Additiv (e) und/oder Strahlungs-Warmeumwandler, und ggf. 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 3 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5 bis 3 Gew.-% sonstige Additiv (e).
Dabei sind erfindungsgemäß Dentalmaterialien besonders bevor¬ zugt, welche die folgenden Komponenten enthalten:
1 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 70 Gew.-% und besonders bevorzugt 10 bis 60 Gew.-% multifunktionelle (Meth) - acrylat (e) ,
0,01 bis 5,0 Gew.-%, bevorzugt 0,1 bis 5,0 Gew.-% und be¬ sonders bevorzugt 0,1 bis 3,0 Gew.-% Initiator (en) ,
0,5 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 1,0 bis 50 Gew.-% und beson¬ ders bevorzugt 1,0 bis 40 Gew.-% mindestens einer Verbin¬ dung der allgemeinen Formel I,
0 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 40 Gew.-% und besonders bevorzugt 0 bis 30 Gew.-% monofunktionelle (Meth) - acrylat (e) ,
1 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 5 bis 50 Gew.-% und besonders bevorzugt 5 bis 40 Gew.-% difunktioneile thermo- und/oder photolabile (Meth) acrylat (e) ,
0 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 70 Gew.-% und besonders bevorzugt 0 bis 60 Gew.-% Füllstoff (e) ,
0 bis 40 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 30 Gew.-% und besonders bevorzugt 5 bis 30 Gew.-% expandierende Additiv (e) und/oder Strahlungs-Warmeumwandler,
0 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 50 Gew.-%, besonders be¬ vorzugt 1 bis 50 Gew.-% Lösungsmittel und
0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 3 Gew.-%, besonders bevor¬ zugt 0,5 bis 3 Gew.-% sonstige Additiv(e).
Alle Mengenangaben beziehen sich wenn nicht anders angegeben auf die Gesamtmasse der Zusammensetzung. Die einzelnen Mengen¬ bereiche können separat gewählt werden.
Ganz besonders bevorzugt sind solche Dentalwerkstoffe, welche aus den genannten Komponenten bestehen. Weiterhin sind solche
Werkstoffe bevorzugt, bei denen die einzelnen Komponenten je¬ weils aus den oben genannten bevorzugten und besonders bevor¬ zugten Stoffen ausgewählt sind. Besonders bevorzugt sind Werk¬ stoffe, die ggf. neben der Verbindung der Formel (I) keine flüchtigen Mercaptane enthalten, d.h. Mercaptane, die einen typischen Mercaptangeruch aufweisen. Ganz besonders bevorzugt sind Zusammensetzungen, die keine weiteren Mercaptane und vor¬ zugsweise auch keine anderen Disulfide oder Thioether enthal¬ ten .
Die erfindungsgemäßen Werkstoffe eignen sich besonders als dentale Adhäsive und Zemente. Sie haben ähnliche mechanische Eigenschaften (Biegefestigkeit und E-Modul) wie auf Dimethac- rylaten basierende Materialien, zeichnen sich aber durch eine verringerte Polymerisationsschrumpfungsspannung (PKS) , Debon- ding-on-Demand Eigenschaften, einen engen Glasübergangsbe¬ reich, verbesserte Schlagzähigkeit und geringen Eigengeruch aus . Die Dentalwerkstoffe eignen sich primär zur intraoralen Anwen¬ dung durch den Zahnarzt zur Restauration geschädigter Zähne (klinische Materialien) . Sie können aber auch extraoral einge¬ setzt werden, beispielsweise bei der Herstellung oder Repara¬ tur von Dentalrestaurationen (technische Materialien) .
Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung von Verbin¬ dungen der Formel I zur Herstellung eines Adhäsive oder Ze¬ ments mit Debonding-on-Demand-Eigenschaften . Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispie¬ len näher erläutert.
Ausführungsbeispiele Beispiel 1 : Synthese von 2-(Toluol-4-sulfonylmethyl)-acrylsäurelauryl- ester (1)
Zunächst wurden im Gelblicht labor 3,81 g (15 mmol) Iod in 70 ml Ethanol gelöst und langsam in eine 0,1M Lösung von Natrium- p-toluolsulfinat (15 mmol) in Wasser getropft. Der dabei ent- stehende gelbe Feststoff ( 4-Methylbenzen-l-sulfonyliodid, MBSI) wurde filtriert und mit Wasser nachgewaschen. Anschlie¬ ßend wurde der Feststoff in CH2CI2 (50 ml) aufgelöst und mit wasserfreiem Na2SC>4 getrocknet. Das Trockenmittel wurde filt¬ riert, und die Lösung mit dem frisch hergestellten MBSI wurde zusammen mit 2,54 g (10 mmol) Laurylmethacrylat (LMA) gerührt. Die Reaktion wurde mittels Dünnschichtchromatographie (PE/EE 20/1) verfolgt. Nachdem das gesamte LMA aufgebraucht war, wur¬ de die Reaktionslösung mit 5 Gew.-% Natriumdithionit-Lösung (2 x 25 ml) und mit Wasser (1 x 25 ml) gewaschen. Die wässrige Phase wurde mit CH2CI2 rückextrahiert (1 x 25 ml) und die ver¬ einigten organischen Phasen über wasserfreiem Na2SC>4 getrock¬ net. Im Anschluss wurden 50 ml Ethylacetat zur Lösung zugege¬ ben und das CH2CI2 wurde am Rotationsverdampfer verdampft. Zur Reaktionslösung wurden nun unter Ar-Atmosphäre 5,06 g (50 mmol) Triethylamin zugegeben und dann über Nacht am Rückfluss gekocht. Nach vollständiger Reaktion wurde die Lösung mit IN HCl (2 x 50 ml) und dest. Wasser (1 x 50 ml) gewaschen. Die wässrigen Phasen wurden rückextrahiert und die vereinigten or¬ ganischen Phasen über wasserfreiem Na2SC>4 getrocknet. Das Lö- sungsmittel wurde am Rotationsverdampfer abgezogen und das Rohprodukt mit einem Gemisch aus PE/EE 5/1 säulenchromatogra- phisch gereinigt (Rf = 0,39) . Die Ausbeute betrug ca. 28,8 g (73% der Theorie) .
H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 7.71 (d, J = 8.2 Hz, 2H; Ar-H) , 7.30 (d, J = 8.2 Hz, 2H; Ar-H), 6.47 (s, 1H; =CH2) , 5.89 (s, 1H; =CH2), 4.12 (s, 2H; -S02-CH2-) , 3.94 (t, 2H; -Q-CH2-CH2-) , 2.42 (s, 3H; Ar-CH3) , 1.52 (m, 2H; -Q-CH2-CH2-) , 1.25 (s, 18H;
-Q-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3) ; 0.86 (m, 3H; -CH2-CH3) ;
1JC-NMR (50 MHz, CDC13, δ) : 164.9 (C=0) , 144.8 (C4), 135.5 (C4), 133.1 (C2), 129.6 (C3), 129.2 (C4), 128.8 (C3), 65.6 (C2), 57.5 (C2), 31.9 (C2), 29.6 (C2, C2, C2), 29.5 (C2), 29.3 (C2), 29.2 (C2), 28.4 (C2), 25.8 (C2), 22.7 (C2), 21.6 (Cl), 14.1 (Cl) . Beispiel 2:
Synthese von Tetraethylenglykol-bis [2- (toluol-4-sulfonylme- thyl) acrylat ] (2)
Tetraethylenglycoldimethacrylat (TTEGDMA: 5,29 g, 16 mmol) und 4-Toluolsulfonyliodid (9,03 g, 32 mmol) wurden gemeinsam in CH
2C1
2 (ca. 50 ml) bei Raumtemperatur im Gelblicht gerührt. Die Reaktion wurde mittels
1H-NMR-Spektoskopie verfolgt. Nachdem das gesamte TTEGDMA aufgebraucht war (Abnahme der Doppelbin- dungssignale) wurde die Reaktionslösung mit 5 Gew.-% Natrium- dithionit-Lösung (2 x 25ml) und mit Wasser (1 x 25ml) gewa
¬ schen. Die wässrige Phase wurde mit CH
2C1
2 rückextrahiert (1 x 25ml) und die vereinigten organischen Phasen über Na
2SC>4 ge
¬ trocknet. Im Anschluss wurden 50 ml Ethylacetat zur Lösung zu- gegeben und das CH
2C1
2 am Rotationsverdampfer verdampft. Zur Reaktionslösung wurden dann weitere 50 ml Ethylacetat zugege
¬ ben und unter Ar-Atmosphäre Triethylamin (8,1 g, 80 mmol) zu
¬ getropft (Feststoff fiel aus) . Danach wurde die Reaktionslö-
sung über Nacht auf Rückfluss gekocht. Nach vollständiger Re
¬ aktion wurde die Lösung mit IN HCl (2 x 50 ml) und dest. Was
¬ ser (1 x 50 ml) gewaschen. Die wässrigen Phasen wurden rück
¬ extrahiert und die vereinigten organischen Phasen über Na
2SC>4 getrocknet. Das Lösungsmittel wurde am Rotationsverdampfer ab
¬ gezogen und das Rohprodukt mit einem Gemisch aus PE/EE 1/4 säulenchromatographisch gereinigt. (R
f ~ 0,32). Ausbeute 70%.
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 7.73 (d, J = 8.2 Hz, 4H; Ar-H) , 7.32 (d, J = 8.2 Hz, 4H; Ar-H), 6.52 (s, 2H; =CH2) , 5.89 (s, 2H; =CH2), 4.14 (m, 8H; OOC-CH2-, S02-CH2-) , 3.62 (m, 12H; -CH2- 0-CH2-CH2-) , 2.43 (s, 6H; Ar-CH3) .
13C-NMR (50 MHz, CDC13, δ) : 164.9 (C=0) , 144.9 (C4), 135.4 (C4), 133.6 (C2), 129.7 (C3), 128.9 (C4), 128.8 (C4), 70.7 (C2), 68.8 (C2), 64.5 (C2), 57.5 (C2), 21.6 (Cl).
Beispiel 3 : Synthese von Triethylenglykol-bis[2-(toluol-4-sulfonylmethyl)- acrylat ] (3)
In einem Braunglaskolben wurden nach Beispiel 1 zur Herstel
¬ lung von MBSI 1 Natrium-p-toluolsulfinat (39, 20 g, 0,22 mol) mit Iod (55, 83 g, 0,22 mol) umgesetzt und aufgearbeitet. Der gelbe Feststoff wurde in Dichlormethan (300 ml) gelöst. Triethylenglykoldimethacrylat (28,63 g, 0,10 mol) wurde zuge- geben und das Reaktionsgemisch wurde bei RT gerührt. Nach 24 h wurde Triethylamin (22, 26 g, 0,22 mol) zugetropft. Die rot
¬ braune Lösung wurde 2 h bei Umgebungstemperatur gerührt und anschliessend am Rotationsverdampfer eingeengt. Das dunkel
¬ braune Öl wurde in n-Hexan/Ethylacetat 1:1 (100 ml) aufgenom- men und über eine mit Kieselgel gefüllte Fritte filtriert (Kieselgel 60, n-Hexan/Ethylacetat 1:1). Das Filtrat wurde am
Rotationsverdampfer eingeengt. Der Rückstand wurde in Ethyl- acetat (400 ml) gelöst und mit Triethylamin (22, 26 g, 0,22 mol) versetzt. Die bräunliche Lösung wurde 6 h am Rückfluss erhitzt. Nach dem Abkühlen wurde die Reaktionslösung mit Salz- säure (IN; 2x 200 ml) und Wasser (200 ml) gewaschen, über Na
2SC>4 getrocknet, filtriert und am Rotationsverdampfer einge
¬ engt. Das bräunliche Öl wurde mittels Säulenchromatographie gereinigt (Kieselgel 60, n-Hexan/Ethylacetat 1:2; R
f = 0.35). Man erhielt 48.44 g (81% Ausbeute) eines gelben Öls.
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 7.73 (d, J = 8.2 Hz, 4H; Ar-H) , 7.32 (d, J = 8.2 Hz, 4H; Ar-H), 6.52 (s, 2H; =CH2) , 5.89 (s, 2H; =CH2), 4.14 (m, 8H; OOC-CH2-, S02-CH2-) , 3.62 (m, 12H; -CH2- 0-CH2-CH2-) , 2.43 (s, 6H; Ar-CH3) ;
13C-NMR (50 MHz, CDC13, δ) : 164.9 (C=0) , 144.9 (C4), 135.4 (C4), 133.6 (C2), 129.7 (C3), 128.9 (C4), 128.8 (C4), 70.7 (C2), 68.8 (C2), 64.5 (C2), 57.5 (C2), 21.6 (Cl); Beispiel 4:
Synthese von 2-Propensäure-2- [ (diethoxyphosphinyl) -methyl] - ethylester (4)
Für die Synthese von _ wurde Ethyl-2-bromomethylacrylat (1,5g, 0,008mol) mit destillierten Triethylphosphit (1,3g, 0,008mol) 7h unter Ar-Atmosphäre im lOmL Rundkolben auf Rückfluss er¬ hitzt und anschließend 12h bei RT umgesetzt. Das Produkt wurde in einen Birnenkolben überführt und EtBr (Sdp. = 38°C bei 1,013 bar) bei 5 mbar entfernt. Anschließend wurde mittels MPLC mit Petrolether (PE) /Ethylacetat (EE) 3:2 gereinigt (Rf ~
0,13). Die Ausbeute an säulenchromatographisch gereinigtem betrug 1,6g (82% der Theorie).
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 0, 92-1, 34 (9, 1 H, m, 3x -CH2-CH3) , 2, 77 (1 H, d, J=0,78 Hz, =C (COOEt ) -CH2-PO (OEt ) 2) , 2,87 (1 H, d, J=0,78 Hz, =C (COOEt) -CH2-PO (OEt) 2) , 3,87-4,18 (6,1 H, m, 3x -0- CH2-CH3) , 5,73 (1 H, dd, J=5,46 Hz, J=0,78 Hz, H2C=C (COOEt )-) , 6,22 (1 H, dd, J=5,66 Hz, J=0,58 Hz, H2C=C (COOEt )-) . Beispiel 5:
Synthese von 2-Propensäure-2- [ (dodecylthio) methyl ] -ethylester
(5)
Für die Synthese von 5 wurden Triethylamin (1,1g, 0, Ollmol) und frisch destilliertes Dodecylthiol (1,6g, 0,008mol) mit lOmL THF in einem 50mL Rundhalskolben vorgelegt und Ethyl-2- bromomethylacrylat (1,5g, 0, 008mol) mit 9mL THF in den Reakti¬ onskolben gespült. Bei Zugabe des Acrylates fiel sofort wei¬ ßer, feiner Niederschlag aus. Das Ende der Reaktion, nach 21h rühren bei Raumtemperatur (RT) , wurde mittels Dünnschichtchro¬ matographie (DC) bestätigt. Die Aufarbeitung erfolgte durch Lösen von nicht umgesetztem Salz in 15mL deion. Wasser. Die wässrige Phase wurde 3x mit 15 mL Petrolether extrahiert, die vereinten organischen Phasen über Na2S04 getrocknet und PE am Rotationsverdampfer abgezogen. Anschließend wurde mittels Mit¬ teldruck-Flüssigkeits-Chromatographie (MPLC) mit PE/EE 10:1 gereinigt (Rf ~ 0,46 (PE/EE 12:1)). Die Ausbeute an säulenchromatographisch gereinigtem 5 betrug 1,2g (50% der Theorie) .
H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 0,85 (3,5 H, t, J=6,46 Hz, -Ci0H20- CH3) , 1, 10-1, 65 (27, 1 H, m, -CH2-Ci0H20-CH3 and -0-CH2-CH3) , 2,42 (2,1 H, t, J=7,24 Hz, -S-CH2-CiiH23) , 3, 35 (2 H, s, =C (COOC2H5) - CH2-S-) , 4,21 (2,2 H, q, J=7,ll Hz, -0-CH2-CH3) , 5,61 (1H, d, J=l,17 Hz, H2C=C (COOC2H5) -) , 6,17 (1 H, d, J=l,98 Hz, H2C=C (COOC2H5) -) .
Beispiel 6: Synthese von 2-{ [2- (Ethoxycarbonyl) -2-propenyl] -sulfanyl] - methyl } -acrylsäureethylester (6)
Für die Synthese von 6_ wurde Ethyl-2-bromomethylacrylat (10,0g, 0,052mol) in einem 50mL Rundkolben vorgelegt und frisch aus deion. H
20 umkristallisiertes Natriumsulfid (5,9g, 0,021mol) in 2mL deion. H
20 auf einmal zugegeben und mittels 8mL H
20 nachgespült. Es wurde 24h bei RT gerührt und nach Kon- trolle der Reaktion mittels DC mit 15mL deion. H
20 verdünnt, um entstandenes Salz zu lösen. Es wurde 3x mit 15mL Petrolether extrahiert, die vereinten organischen Phasen mit gesättigter Kochsalzlösung extrahiert und anschließend über Na
2S0
4 getrock
¬ net. Nach Abziehen des Lösungsmittels am Rotationsverdampfer, erfolgte die Reinigung mittels MPLC in PE/EE 6:1 (R
f ~ 0,49) und ergab 4,0g 6_ (30% theoretische Ausbeute).
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 1,18 (6,1 H, t, J=7,13 Hz, 2x -CH2- CH3), 3,20 (3,8 H, d, J=0,58 Hz, 2x =C (COOC2H5) -CH2-S-) , 4,10 (4,1 H, q, J=7,ll Hz, -0-CH2-CH3) , 5,55 (2 H, d, J=0,98 Hz, 2x H2C=C (COOC2H5) -) , 6,09 (2 H, d, J=0,98 Hz, 2x H2C=C (COOC2H5) -) .
Beispiel 7 :
Synthese von 2-{ [2- (Ethoxycarbonyl) -2-propenyl] -sulfonyl]
methyl } -acrylsäureethylester (7)
Für die Synthese von 7_ wurde Verbindung 6_ (3,0g, 0,012mol) in lOOmL DMF in einem 500mL Rundhalskolben vorgelegt, Kaliumperoxosulfat (13,9g, 0,045mol) zugegeben und mit 200 mL DMF nachgespült. Es wurde 4h bei RT unter Ar-Atmosphäre ge¬ rührt und nach Kontrolle der Reaktion mittels DC deion. H20 (900 mL) zugesetzt. Es wurde 3x mit 130mL Diethylether, lx mit 150 mL gesättigter Kochsalzlösung extrahiert und über Na2SC>4 getrocknet. Nach Abziehen des Lösungsmittels am Rotationsver¬ dampfer, erfolgte die Reinigung mittels MPLC in PE/EE 10:1 (Rf ~ 0,67 (PE/EE 1:1)) und ergab 1,2g 1_ (37% theoretische Ausbeu¬ te) . 1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 1,24 (6,4 H, t, J=7,14 Hz, 2x -CH2- CH3), 4,03 (4,1 H, s, 2x =C (COOC2H5) -CH2-S-) , 4,18 (4,1 H, q, J=7,17 Hz, -O-CH2-CH3), 6,08 (2 H, s, 2x H2C=C (COOC2H5) -) , 6,53 (2 H, s, 2x H2C=C (COOC2H5) -) . Beispiel 8:
Synthese von 2- (Tosylmethyl) acrylonitril (8)
Tosyliodid (4,88 g, 17 mmol) und Methacrylnitril (1,16 g, 17 mmol) wurden in 100 ml Tetrachlorkohlenstoff gelöst und bei Raumtemperatur 4 h gerührt. Anschließend wurden das Lösungs- mittel und entstandenes Iod im Vakuum abgedampft. Nach der er
¬ neuten Zugabe von 100 ml Tetrachlorkohlenstoff wurde die Lö
¬ sung mit 4 Äquivalenten Triethylamin versetzt und 12 h auf Rückfluss erhitzt. Die resultierende braune Lösung wurde mit 5%iger Natriumdithionitlösung (2x 20 ml), IN HCl (lx 20 ml) und gesättigter NaCl Lösung (lx 20 ml) gewaschen um restliches Iod und Triethylamin zu entfernen. Die gesammelten organischen Phasen wurden über 15 g Na
2SC>4 getrocknet und das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer abgezogen. Das Rohprodukt wurde mit reinem Dichlormethan als Laufmittel säulenchromatographisch gereinigt. Die Ausbeute betrug 789 mg (21% d.Th.) 2- (Tosylmethyl) acrylonitril 8_ als feine weiße Nadeln.
λ NMR (200 MHz,CDC13) δ= 7,73 (d, 8,45 Hz, 2 H; Ar-H) , 7,33 (d, J= 8,45 Hz, 2 H; Ar-H), 6,15 (s, 1 H; C=H2), 5,94 (s, 1 H; C=H2), 3,84 (s, 2 H; -S02-CH2-) , 2,41 (s, 3 H; Ar-CH3) ppm.
Beispiel 9:
Synthese von 1-Methy1-4- ( (2-phenylallyl) sulfonyl) benzol (9)
Methylstyrol (2,95 g, 25 mmol), Tosylchlorid (4,77 g, 25 mmol), Cu(I)Cl (2,48 g, 25 mmol) und Triethylamin (2,53 g, 25 mmol) wurden in 70 ml trockenem Acetonitril vorgelegt und 3 h unter Argonatmosphäre auf Rückfluss erhitzt. Nach dem Abziehen des Lösungsmittels am Rotationsverdampfer, wurde das Rohpro¬ dukt in 30 ml Dichlormethan aufgenommen und mit IN HCl (2x 20 ml), gesättigter NaHCC>3 Lösung (lx 20 ml) und gesättigter NaCl Lösung (lx 20 ml) gewaschen. Nach säulenchromatigraphischer Reinigung mit Dichlormethan als Laufmittel wurde 1-Methy1-4-
( (2-phenylallyl) sulfonyl) benzol 9_ in einer Ausbeute von 3,60 g (53% d.Th. ) erhalten. λΗ NMR (200 MHz, CDC13) δ= 7,59 (d, J= 7,64 Hz, 2 H; Ar-H) , 7,5-6,9 (m, 7 H; Ar-H), 5,51 (s, 1 H; C=H2) , 5,14 (s, 1 H; C=H2), 4,18 (s, 2 H; -S02-CH2-) , 2,32 (s, 3 H; Ar-CH3) ppm.
Beispiel 10: Synthese von 2- (Tosylmethyl) acrylsaure (10)
Brommethacrylsäure (8,25 g, 50 mmol) wurde in 250 ml heißem MeOH gelöst und mit NaOH (2 g, 50 mmol) versetzt. Anschließend wurde Natrium-p-toluolsulfinat (8,91 g, 50 mmol) portionsweise zugegeben und 2 h auf Rückfluss erhitzt. Nach dem Abziehen des Lösungsmittels an einem Rotationsverdampfer wurde der feste Rückstand in 500 ml Wasser aufgenommen und 2- (Tosylmethyl) - acrylsaure _1_0 mit 1 N HCl ausgefällt. Ausbeute 7,44 g (62 %d.Th. ) .
1W NMR (200 MHz, CDC13) δ= 8,81 (bs, 1H) , 7,67 (d, J= 8,6 Hz, 2 H; Ar-H), 7,27 (d, J= 8,6 Hz, 2 H; Ar-H), 6,55 (s, 1 H; C=H2) , 5, 94 (s, 1 H; C=H2) , 4,04 (s, 2 H; -S02-CH2-) , 2,36 (s, 3 H; Ar-CH3) ppm.
Beispiel 11: Synthese von N-Methyl-N-propyl-2- (tosylmethyl) acrylamid (11)
2- (Tosylmethyl) acrylsaure 1_0 (3,00 g, 12,5 mmol) wurde in 30 ml Thionylchlorid 2 h lang auf Rückfluss erhitzt. Nach dem Ab-
ziehen des überschüssigen SOCI2 wurde das Säurechlorid in 100 ml Dichlormethan aufgenommen und bei 0 °C langsam mit 6 Äqui¬ valenten Propylmethylamin versetzt. Nach 12 h Rühren bei RT wurde das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer abgezogen und das Rohprodukt, nach der Aufnahme in 20 ml Dichlormethan, mit 1 N HCl (2 x 20 ml) und gesättigter NaCl Lösung (1 x 20 ml) gewaschen. Nach säulenchromatographischer Reinigung (PE:EE (1:1) + 0,5 %iger Essigsäure) wurden 701 mg (19 %d.Th.) N- Methyl-N-propyl-2- (tosylmethyl) acrylamid 11_ erhalten. λ NMR (200 MHz, CDC13) δ= 7,78 (d, J= 8,1 Hz, 2 H; Ar-H) , 7,34 (d, J= 8,1 Hz, 2 H; Ar-H), 5,51 (bs, 1 H; C=H2) , 5,41 (s, 1 H; C=H2), 4,09 (s, 2 H; -S02-CH2-) , 3,5-2,7 (m, 5 H; N-CH3, N-CH2- CH2-CH3) , 2,38 (s, 3 H; Ar-CH3) , 1,7-1,3 (m, 2H; N-CH2-CH2-CH3) , 0, 85 (t, J= 7,5 Hz, 3 H; N-CH2-CH2-CH3) ppm.
Beispiel 12 :
Synthese von 14-Methyl-13-oxo-3, 6, 9, 12-tetraoxapentadec-14-en- 1-yl 2- (tosylmethyl) acrylat (12)
Tetraethylenglykoldimethacrylat (TTEGDMA, 14,6 g, 44,7 mmol) und 4-Toluolsulfonyliodid (12,6 g, 44,7 mmol) wurden gemeinsam in CH2C12 (ca. 100 ml) bei Raumtemperatur im Gelblicht gerührt. Die Synthese erfolgte anlog der Synthese von Beispiel 2. Es wurde Triethylamin (22,6 g, 223,4 mmol) zugetropft (Feststoff fiel aus) . Das Rohprodukt wurde mit einem Gemisch aus PE/EE 1/3 säulenchromatographisch gereinigt. (Rf ~ 0,38). Ausbeute 24%.
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 7,70 (d, J = 8,2 Hz, 2H; Ar-H), 7,31 (d, J = 8,2 Hz, 2H; Ar-H), 6,49 (s, 1H; =CH2) , 6,10 (m, 1H; =CH2) , 5,86 (s, 1H; =CH2) , 5,50 (m, 1H; =CH2) , 4,27 (m, 2H; -OOC-CH2-) , 4,12 (m, 4H; -OOC-CH2-, -S02-CH2-) , 3,71 (m, 2H;
OOC-CH2-CH2-) , 3,63 (m, 10H; -CH2-O-CH2-CH2-O-CH2-CH2- ) , 2,41 (s, 6Η; Ar-CH3) 1,92 (m, 3H; -CO-C-CH3) .
1JC-NMR (50 MHz, CDC13, δ) : 164,9 (C=0) , 145,0 (C4), 136,2 (C4) 135,5 (C4), 133,7 (C2), 129,8 (C3), 129,0 (C4), 128,9 (C3), 125,9 (C2), 70,7 (C2), 69,2 (C2), 68,9 (C2), 64,6 (C2), 64,0 (C2), 57,7 (C2), 21,8 (Cl), 18,4 (Cl).
Beispiel 13:
Synthese von 2- (Methylsulfonylmethyl) -acrylsäureethyl-ester
(13)
Ethyl-2- (bromomethyl ) acrylat (1,1 g, 5,8 mmol), Natrium
¬ methansulfinat (0,7 g, 6,7 mmol) und 0,1 g Polyethylenoxid 400 wurden unter Argon-Atmosphäre in 10 mL absolutem THF vorge
¬ legt. Anschließend wurde für 20 Stunden auf Rückfluss erhitzt, wobei der Reaktionsfortschritt mittels NMR und DC überwacht wurde. Nach vollständiger Reaktion wurde die Reaktionslösung mit 10 ml deionisiertem Wasser und 10 ml Diethylether ver
¬ dünnt. Die wässrige Phase wurde dreimal mit je 25 ml Diethy
¬ lether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden danach mit gesättigter Kochsalzlösung gewaschen, über Natrium- sulfat getrocknet und am Rotationsverdampfer eingedampft. Das erhaltene Rohprodukt wurde säulenchromatographisch mit einem Gemisch aus PE/EE 1/1 gereinigt. (R
f ~ 0,45) . Ausbeute 33%.
1H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 6,64 (s, 1H; =CH2) , 6,15 (s, 1H; =CH2), 4,28 (q, J = 7,1 Hz, 2H; -COO-CH2-CH3) , 4,06 (s, 2H;
-SO2-CH2-C-) , 2,90 (s, 3H; -S02-CH3) , 1,33 (t, J = 7,1 Hz, 3H; -COO-CH2-CH3) .
1JC-NMR (50 MHz, CDC13, δ) : 165,3 (C=0) , 133,9 (C2), 129,1 (C4), 61,9 (C2), 56,4 (C2), 40,5 (Cl), 14,1 (Cl).
Beispiel 14 :
(Z) -Methyl-2- (bromomethyl ) ut-2-enoat (2,7 g, 14,0 mmol) und 0,5 g Polyethylenoxid 400 wurden in 15 ml absolutem THF vorge¬ legt und auf -20 °C abgekühlt. Anschließend wurde Natrium-p- toluolsulfinat (0,8 g, 4,7 mmol) langsam zugegeben. Bei -20 °C wurde für 10 Stunden gerührt. Die Aufreinigung erfolgte säu- lenchromatographisch mit einem Gemisch aus PE/EE 2/1. (Rf ~ 0,50). Ausbeute 36%.
H-NMR (200 MHz, CDC13, δ) : 7,69 (d, J = 8,2 Hz, 2H; Ar-H) 7,30 (d, J = 8,2 Hz, 2H; Ar-H), 6,53 (s, 1H; =CH2) , 5,98 (s 1H; =CH2), 4,58 (q, J = 7,2 Hz, 1H; -S02-CH-) , 3,60 (s, 3H -COO-CH3) , 2,42 (s, 3H; Ar-CH3) , 1,54 (d, J = 7,2 Hz, 3H; -S02 CH-CH3) .
Beispiel 15:
Synthese des thermolabilen Dimethacrylats 3-Oxo-2- (2 , 2 , 4- trimethyl-6- { 2- [2- (methacryloyloxy) -ethoxycarbonyl ] -3-oxo-bu- tyrylamino } -hexylcarbamoyl ) -buttersäure-2- (methacryloyloxy) -
In einer unter Argon ausgeheizten Apparatur wurde Natrium (0,50 g; 2,2 mmol) in Diethylether (400 ml) vorgelegt und (2- Acetoacetoxy) ethylmethacrylat (85,69 g; 0,40 mol) wurde zuge-
tropft. Das Reaktionsgemisch wurde 20 h bei RT gerührt und an¬ schließend im Eisbad auf 0 °C abgekühlt. 2 , 2 , 4-Trimethyl-l , 6- diisocyanatohexan (42,06 g; (0,20 mol) wurde langsam zuge¬ tropft. Das Reaktionsgemisch wurde nach beendeter Zugabe noch 2 h unter Eiskühlung und anschließend bei Umgebungstemperatur weitergerührt. Nach 48 h wurde die Suspension filtriert, und das Filtrat wurde mit Salzsäure (IN; 2x 100 ml), Wasser (100 ml) und gesättigter wässriger NaCl-Lösung (100 ml) gewaschen, über Na2S04 getrocknet, filtriert und am Rotationsverdampfer eingeengt. Das gelbliche Öl wurde in Dichlormethan (100 ml) gelöst und über eine mit Kieselgel gefüllte Fritte filtriert (Kieselgel 60, n-Hexan/Ethylacetat 1:1) . Das Filtrat wurde am Rotationsverdampfer eingeengt und der Rückstand wurde am Fein¬ vakuum getrocknet. Man erhielt das Dimethacrylat 1_5 (105, 42 g, 83% Ausbeute) als gelbliches Öl.
1H-NMR (CDC13, 400 MHz) : δ = 0.95 (s, 6H) , 0.98 - 1.02 (m, 3H) ,
1.09 - 1.68 (m, 5H) , 1.95 (s, 6H) , 2.41 - 2.43 (m, 6H) , 3.05 -
3.36 (m, 4H) , 4.44 (s, 8H) , 5.61 (s, 2H) , 6.13 (s, 2H) , 9.10 - 9.30 (m, 2H) , 18.70 - 18.73 (m, 2H) .
Beispiel 16:
Herstellung von Kompositen mit dem Übertragungsreagenz 1 aus Beispiel 1
Es wurde eine 1/1-Mischung (mol/mol) der Monomere UDMA und D3MA hergestellt (Harzmischung 2M) . Ein Teil dieser Mischung wurde mit dem Monomer 1_ aus Beispiel 1 gemischt. Die zweite Mischung wies die folgende Zusammensetzung auf: UDMA (39 Gew.-%), D3MA (26 Gew.-%) und 1_ (35 Gew.-%) . Beide Mischungen wurden mit dem Photoinitiator Ivocerin® (1 Gew.-%) versetzt. Kompositpasten auf der Basis dieser Mischungen wurden durch Zugabe von 30 Gew.-% der pyrogenen Kieselsäure Ox50 hergestellt. Die Kompo- sitpaste mit dem Monomer 1_ hatte die Gesamt Zusammensetzung : UDMA (27 Gew.-%), D3MA (18 Gew.-%), 1 (24,3 Gew.-%), Initiator
(0,7 Gew.-%) und Ox50 (30 Gew.-%) . Die Formulierungen wurden in Silikonformen gegossen und in einem Lumamat 100 (Ivoclar AG) mit dem Programm 2 (P2 : 10 min Bestrahlung mit einer In¬ tensität von ca. 20 mW/cm2) polymerisiert . Die Stäbe wurden ge¬ wendet und abermals mit P2 ausgehärtet. Die Probestäbchen wur¬ den geschliffen und dann auf einem AntonPaar Rheometer MCR301 mit einem CTD-Ofen (Convection Temperature Control) und einer eingesetzten Festkörpereinspannvorrichtung (SRF12 für recht¬ eckige Querschnitte bis 12 mm) vermessen. Die eingestellte Heizrate betrug 2 °C/min. Alle Proben wurden von -100 °C auf 200 °C aufgeheizt und mit einer konstanten Frequenz von 1 Hz und 0,1% Auslenkung oszilliert. Die in Fig. 1 dargestellten Speichermodulkurven zeigen, dass die Zugabe des Übertragungs¬ reagenz 1_ sowohl bei der ausgehärteten Harzprobe als auch im Falle des Komposits gleichermassen zu einer Verringerung der Glasübergangstemperatur und zu einem tieferen und deutlich schmaleren Glasübergangsbereich führt.
Tabelle 1 : Glasübergangstemperaturen
* Vergleichsbeispiel
Beispiel 17 :
Herstellung von Kompositen mit dem Übertragungsreagenz 2 Bei¬ spiel 2
Analog zu Beispiel 4 wurden Prüfkörper hergestellt und unter- sucht. Dabei wurden folgende Formulierungen verwendet: 1/1- Mischung (mol/mol) von UDMA und D3MA (Mischung 2M) und eine Mi¬ schung von UDMA (43 Gew.-%), D3MA (28 Gew.-%) mit Monomer 2 (29 Gew.-%). Entsprechende Kompositpasten wurden durch Zugabe von 60 Gew.-% Ox-50 erhalten. Die Kompositpaste mit dem Monomer 2_
hatte die folgende Gesamt Zusammensetzung : UDMA (17 Gew.-%), D3MA (11 Gew.-%), 2 (12 Gew.-%) und Ox50 (60 Gew.-%). Fig. 2 zeigt wiederum den Speichermodul in Abhängigkeit von der Tem¬ peratur für die ungefüllten und gefüllten Harze. Die in Fig. 2 gezeigten Speichermodulkurven zeigen, dass die Zugabe des Übertragungsreagenz 2 (Beispiel 2) sowohl bei dem ungefüllten Harz als auch im Falle des Komposits zu einem deutlichen schmaleren Glasübergangsbereich mit verringerter Glasüber¬ gangstemperatur ( TQ) führt.
Tabelle 2 : Glasübergangstemperaturen
* Vergleichsbeispiel
Beispiel 18:
Bestimmung der Debonding-on-Demand-Eigenschaften Ein zweikomponentiger, licht- und dualhärtendes Befestigungs¬ zement Variolink II (Ivoclar Vivadent AG, der Zement basiert auf einer Monomermischung aus Bis-GMA, UDMA und TEGDMA, als Füllstoffe sind Bariumglas, Ba-Al-Fluorosilikatglas , Si02-Zr02- Mischoxid und Ytterbiumtrifluorid enthalten) wurde mittels Mo- nomer 3_ aus Beispiel 3 für Kronenabzugversuche modifiziert. Hierzu wurden 9,066 g der Komponente Variolink II Base trans¬ parent mit 0, 934 g Monomer 3_ für 2x3 Minuten auf höchster Stu¬ fe bei 0,2 bar Restdruck gemischt (Planeten-Mischer DAC 600.2 VAC-P, Fa. Hauschild & Co KG, Hamm, Deutschland) . Auf dieselbe Weise wurden 9,017 g der Komponente Variolink II Katalysator transparent/dünn mit 0, 983 g Monomer 3_ modifiziert.
Die Untersuchung der Kronenabzugkräfte wurde sowohl mit dem modifizierten Material Variolink II (s.o.) als auch mit unmo-
difiziertem Variolink II durchgeführt. Hierzu wurden Testkro¬ nen auf dazu passende Stümpfe aus Zirkoniumdioxid (Kegel¬ stumpfgeometrie: Kegelwinkel 40°, Höhe 3,3 mm, Mantelfläche 56,3 mm2, vorgegebener Zementspalt 50 pm) befestigt. Die Ver- bundflächen des Testsystems wurden zuvor jeweils frisch sand¬ gestrahlt (AI2O3 110 pm, 1 bar) und mit dem Haftvermittler Mo- nobond Plus (Ivoclar Vivadent AG, Einwirkzeit 60s) oberflä- chenkonditioniert . Für die Befestigung wurden jeweils 250 mg Base- und Katalysator-Paste (Testgruppen 1 und 2: Variolink II Base transparent , Variolink II Katalysator transparent/dünn; Testgruppen 3 und 4: gemäß obenstehendem Beispiel modifizierte Variolink II Base transparent , gemäß obenstehendem Beispiel modifizierter Variolink II Katalysator transparent/dünn) von Hand mittels eines Spatels auf einem Mischblock innerhalb von 10 s vermischt und etwa die Hälfte der Mischung in die Krone gefüllt. Daraufhin wurde die Krone auf den Stumpf gesetzt und mit einem statischen Gewicht von 2 kg belastet. Direkt im An- schluss wurden die Überschüsse mittels Microbrush (Microbrush, Grafton, USA) entfernt und dann, ca. 30 s nach Beginn der Be- lastung, mittels eines Lichtpolymerisationsgerätes (Bluephase G2, Ivoclar Vivadent AG; High Power) von 2 Seiten für jeweils 40 s belichtet. Danach wurde der Testkörper entlastet und bis zur Messung für mindestens 16 h bei 37 °C im Trockenschrank gelagert .
Für die Bestimmung der Kronenabzugkräfte wurden die Testkörper der Testgruppen 1 und 3 in einem auf 23 °C, die Testkörper der Gruppen 2 und 4 in einem auf 60 °C temperierten Wasserbad (Temperierbehälter für medizintechnische Versuche, Zwick-Röll GmbH & Co KG, Ulm, Deutschland) mittels einer Materialprüfma¬ schine (Z010, Zwick-Röll) vermessen. Vor Beginn der Messung wurden die Kronen jeweils für mindestens 2 Min. im entspre¬ chenden Wasserbad temperiert. Anschliessend wurden die Kronen lagegeregelt bei einer Traversengeschwindigkeit von 1 mm/min. abgezogen, wobei die dabei auftretende höchste Kraft als Kro¬ nenabzugkraft registriert wurde. Die Ergebnisse in Tabelle 3 belegen eine deutlich reduzierte Kronenabzugskraft bei 60 °C des Zementes mit der erfindungsgemäßen Verbindung 3_.
Tabelle 3 : Kronenabzugkräfte
* Vergleichsbeispiel
Beispiel 19:
Herstellung und Charakterisierung von Polymeren mit Dimethac- rylaten und Übertragungsreagenzien
Es wurde eine 1/1-Mischung (mol/mol) von UDMA und D3 A (2M) so¬ wie Mischungen von UDMA, D3MA und jeweils einem Übertragungsre¬ agenz (Verbindungen Nr. 1, 2, 5-14) gemäß Tabelle 3 herge¬ stellt. Die Formulierungen enthielten zusätzlich 1 Gew.-% Ge- Initiator (Ivocerin). Zur Überprüfung der Photoreaktivität wurden die hergestellten Formulierungen mit einem Photorheome- ter (Modell MCR 302 WESP, Anton Paar) vermessen. Es wurde ein Platte/Platte- Messsystem des Typs PP25 verwendet, und der Messspalt wurde auf 0,1 mm eingestellt. Vor und während der Aushärtung mit einer UV-Lampe (Modell Omniucure 2000; 400-500 nm; 1 W/cm2 bzw. 3 W/cm2) wurden Speicher- und Verlustmodul der Probe im Osziallationsmodus (1 % Auslenkung, 1 Hz) gemessen.
Als Maß für die auftretende Polymerisationsschrumpfung dient der erreichte Doppelbindungsumsatz (DBC) am Gelpunkt (Schnitt¬ punkt von Speicher- und Verlustmodul) . Der Doppelbindungsum¬ satz bis zum Gelpunkt führt nicht zum Aufbau von Spannungen, da die auftretende Polymerisationsschrumpfung durch Fliesspro¬ zesse kompensiert wird. Je höher der Doppelbindungsumsatz bis zum Gelpunkte ist, umso geringer sind folglich der Doppelbin¬ dungsumsatz und der Polymerisationsschrumpf im Gelzustand, was somit auch zu einer geringeren Polymerisationsschrumpfkraft führt. Zur Ermittlung des Glasüberganges wurden die Formulie¬ rungen in Silikonformen gegossen und in einem Lichtofen (Mo- dell Lumamat 100, Ivoclar AG) mit dem Programm 2 (P2 : 10 min
Bestrahlung mit einer Intensität von ca. 20 mW/ cm ) polymeri- siert. Die Stäbe wurden gewendet und abermals mit P2 ausgehär¬ tet. Die Probestäbchen wurden geschliffen und dann auf einem Rheometer (Modell MCR 302) mit einem CTD-Ofen (Convection Tem- perature Control) und einer eingesetzten Festkörpereinspann¬ vorrichtung (SRF12 für rechteckige Querschnitte bis 12 mm) vermessen. Die eingestellte Heizrate betrug 2 °C/min. Alle Proben wurden von -100 °C auf 200 °C aufgeheizt und mit einer konstanten Frequenz von 1 Hz und 0,1 % Auslenkung oszilliert.
Die in Tabelle 4 gezeigten Glasübergangstemperaturen (Maxima der Verlustmodulkurven) zeigen, dass die Zugabe der Übertra¬ gungsreagenzien zu einem tieferen und deutlich schmaleren Glasübergangsbereich führt, was bei den erfindungsgemäßen Zu- sammenset zungen ein Debonding-on-Demand erheblich erleichtert. Außerdem ist ersichtlich, dass der Doppelbindungsumsatz am Gelpunkt durch die Übertragungsreagenzien erhöht wird. Damit ist eine geringere Schrumpfungsspannung zu erwarten, weil bis zum Gelpunkt Spannungen durch Fliessprozesse abgebaut werden können.
Tabelle 4
Formulierung TG [°C] HWB [°C] DBC [%]
2Ma) * 150 152 18
2MC) * 148 145 18
b)
2M + 35 Gew.-% 1 50 28
2M + 29 Gew.-% 2 75 32 23
2M + 29 Gew.-% 5 48 51 30
2M + 14 Gew.-% 6 134 51 24
2M + 16 Gew.-% 7 68 51 29
2M + 6 Gew.-% 8C) 129 93 51
2M + 7 Gew.-% 9C) 126 82 28
2M + 6 Gew.-% 10c) 114 55 25
2M + 34 Gew.-% llc) 74 57 36
b)
2M + 45 Gew.-% 12 64 23
Formulierung TG [°C] HWB [°C] DBC [%]
b)
2M + 20 Gew.-% 13 66 26
b)
2M + 26 Gew.-% 14 65 74
Vergleichsbeispiel
TG Glasübergangstemperatur
HWB Halbwertsbreite
DBC Doppelbindungsumsatz am Gelpunkt
a) 2M: UDMA/D3MA (1/1)
b) nicht gemessen
c) Aushärtung mit 3 W/cm2
Beispiel 20:
Wirksamkeitsprüfung der Kombination von ß-Allylsulfönen mit dem thermolabilen Dimethacrylat 15
Zur Wirksamkeitsprüfung der Kombination kettenregelnder ß- Allylsulfone mit einem thermolabilen Dimethacrylat 1_5 (= ver¬ kapptes Isocyanatmonomer aus Beispiel 15) wurden folgende Po¬ lymerstäbe analog zu Beispiel 16 angefertigt:
AI* D3MA plus 2 (Kettenregler aus Beispiel 2, 25 DB, 41 Gew.- %) ,
A2* Equimolare Dimethacrylatformulierung aus D3MA und 1_5
(thermolabiles Dimethacrylat aus Beispiel 15; 67 Gew.-%,) A3: A2 plus 1_ (Kettenregler aus Beispiel 1, 25 DB, 36 Gew.-%) A4: A2 plus 2_ (Kettenregler aus Beispiel 2, 25 DB, 31 Gew.-%) A5 : Equimolare Formulierung aus 1_5 (thermolabiles Dimethacry¬ lat aus Beispiel 15) und 2_ (Kettenregler aus Beispiel 2 (50 DB, 50 Gew.-%)
* Vergleichsbeispiel
Es wurden DMTA Versuche durchgeführt, um zu testen, ob durch die Netzwerkregelung (weniger dichtes Netzwerk) eine induzier¬ te Gasbildung durch ein verkapptes Isocyanat, zur Zerstörung des Netzwerks, ermöglicht wird. Die fünf beschriebenen Proben wurden wie in Beispiel 16 auf einem Anton Paar Rheometer (MCR 301) mit DMTA Einheit über ein Temperaturintervall von -100
bis 200°C bei einer Auslenkung von 0,1% und einer Frequenz von 1 Hz oszilliert. Die erhaltenen Ergebnisse sind in Fig. 3 und 4 und in Tabelle 5 angeführt. Das Vergleichsbeispiel AI stellt ein modifiziertes Netzwerk mit scharfem Glasübergang dar. Hier ist kein thermolabiler Vernetzer enthalten.
Das Netzwerk A2 (reines Dimethacrylatnet zwerk aus D3 A und dem thermolabilen Dimethacrylatvernet zer 1_5, 67 Gew.-%) diente ebenfalls als Vergleich und zeigt über den gesamten Tempera¬ turverlauf keinen scharfen thermischen Übergang. Eine durch Spaltung des thermolabilen Dimethacrylatvernet zers 1_5 indu¬ zierte Gasbildung konnte aufgrund des dichten Netzwerkes nicht beobachtet werden.
Durch Zugabe der erfindungsgemäßen ß-Allylsulfone 1_ bzw. 2_ (25 DB; A3 mit 36 Gew.-% bzw. A4 mit 31 Gew.-%) konnte ein Debon- ding-on_Demand Fenster in einem gezielten Temperaturintervall eingestellt werden. Darüber hinaus wurde die Netzwerkdichte von A3 und A4 durch Regelung der radikalischen Photopolymeri¬ sation gegenüber A2 herabgesetzt. Das Netzwerk A5 (50 DB, 50 Gew.-% 2 ) stellt ein homogeneres Netzwerk (fwhm = 18 °C) mit noch geringerer Netzwerkdichte (G'r < 2 MPa) dar. Man kann leicht erkennen, dass durch den hohen Anteil an den erfin¬ dungsgemäßen ß-Allylsulfon der thermische Glasübergang bereits bei Raumtemperatur beginnt und dass das Material relativ weich ist. Nichtsdestotrotz kann die Mechanik durch Zugabe von Mono¬ meren, wie etwa Bis-GMA, verbessert werden.
Tabelle 5: DMTA Ergebnisse für die Proben Al-6.
'20 Tg fwhm G'r
Probe Zusammensetzung
MPa / °C / °C / MPa
AI* D3MA/2 (41 Gew. 882 49 34 13. 5 A2* D3MA/15 (67 Gew 1610 131 71 50. 8 A3 A2/1 (36 Gew.-%) 160 34 24 2. 7 A4 A2/2 (31 Gew.-%) 1510 69 26 9. 3 A5 15/2 (50 Gew.-%) 920 42 18 1. 3
Vergleichsbeispiel
Tabelle 5 zeigt die charakteristischen Werte der durchgeführ¬ ten DMTA Analyse und beschreibt, dass durch den Einsatz der erfindungsgemäßen ß-Allylsulfone 1_ bzw. 2_ die Netzwerkdichte der Photopolymere eingestellt werden kann und dadurch ein scharfer thermischer Glasübergang erhalten wird (fwhm = 18 - 26 °C) . Dies ist ein positiver Effekt, der für ein Debonding- on-Demand genutzt werden kann. Noch deutlicher ist dies zu se¬ hen anhand des sehr engen Glasüberganges für A5 (mit 50 Gew.-% _2, fwhm = 18 °C) , wobei hier die Tg mit 42 °C bereits sehr niedrig ist. Betrachtet man nun die Polymerstäbe der geprüften Netzwerke A1-A5 nach der DMTA Messung (Fig. 5), so lässt sich erkennen, dass durch die hohe Vernetzungsdichte von Netzwerk A2 das verkappte Isocyanat 1_5 nicht spaltet und es zu keiner merklichen Gasbildung kommt. Bei dem wesentlich lockereren Netzwerken A3 und A4 (36 bzw. 31 Gew.-% 2 ) lässt sich bereits eine Verfärbung erkennen, die auf eine thermisch induzierte Reaktion hindeutet. Nichtsdestotrotz bleibt der Speichermodul der Netzwerke A2-A4 unverändert und die Netzwerke werden durch die Temperaturbehandlung nicht zerstört.
Schaut man allerdings auf das Netzwerk A5 in Fig. 5 (rechts), so kann man leicht erkennen, dass es hier bei der Temperatur¬ behandlung zu einer induzierten Gasbildung gekommen ist, her- vorgerufen durch 1_5. Die Gasbildung konnte optisch ab ca. 110 °C beobachtet werden. Das Polymernetzwerk wird durch die ent¬ stehenden Gasblasen aufgebläht und durch die erhaltene Porosi¬ tät tritt eine Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften auf. Hiermit konnte gezeigt werden, dass es abhängig von der Netzwerkdichte zu einer induzierten Spaltung des thermolabilen Dimethacrylatvernet zers 1_5 und einer darauffolgenden Gasbil¬ dung kommt. Dieser Effekt kann für ein gezieltes Debonding-on- Demand genutzt werden.