Beschreibung Titel
Verfahren und Mittel zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Messkondensator eines M EMS-Sensorelements
Stand der Technik
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Mittel zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Messkondensator eines MEMS-Sensorelements, bei dem eine Grundspannung an den Messkondensator angelegt wird, und bei dem diese Grundspannung dann so geregelt wird, dass die Potentialdifferenz zwischen den beiden Elektrodenseiten des Messkondensators der Soll-Spannung entspricht.
Von besonderer Bedeutung ist die Regelung der elektrischen Vorspannung am Mess- bzw. Mikrofonkondensator von MEMS-Mikrofonen. Diese umfassen in der Regel eine schalldruckempfindliche Membran und ein feststehendes Gegenelement. Membran und Gegenelement fungieren als Träger für die flächigen Elektroden des Mikrofonkondensators, so dass die schalldruckbedingten Änderungen des Abstands zwischen Membran und Gegenelement als Kapazitätsschwankungen des Mikrofonkondensators erfassbar sind. Zur Erhöhung der Sensitivität derartiger MEMS-Mikrofone wird die Membran mit einer mechanischen Vorspannung beaufschlagt, indem eine Gleichspannung an den Mikrofonkondensator angelegt wird. Dadurch wird die Membran elektrostatisch gegen das Gegenelement gezogen, wobei die elektrostatische Kraft der Gleichspannung der Federkraft der Membran entgegenwirkt. Diese Gleichspannung kann nur bis zum sogenannten Pull-in-Punkt erhöht werden, an dem die elektrostatische Kraft genauso groß ist wie die Federkraft der Membran. Bei Überschreitung der Pull-in-Spannung schnappt die Membran schlagartig gegen das Gegenelement, wodurch der Mikrofonkondensator kurzgeschlossen wird. Da sich die Membran am Pull-in- Punkt im Kräftegleichgewicht befindet, führt jegliche externe Krafteinwirkung zu
einer Membranauslenkung, der keine bzw. nur eine sehr geringe Federkraft entgegenwirkt. Dementsprechend ist die Sensitivität der Membran im Pull-in-Punkt am höchsten. Wenn ein ME MS- Mikrofon im Bereich höchster Sensitivität betrieben werden soll, muss die elektrische Vorspannung am Mikrofonkondensator kontinuierlich überwacht und auf die Pull-in-Spannung geregelt werden. Die Pullin-Spannung von MEMS-Mikrofonen liegt typischerweise im Bereich von 5V bis 8V. Zur Regelung der elektrischen Vorspannung von MEMS-Mikrofonen werden daher in der Praxis Regler eingesetzt, deren Ausgangsstufe Spannungen dieser Größenordnung regeln können.
Offenbarung der Erfindung
Mit der vorliegenden Erfindung wird vorgeschlagen, die Grundspannung, die an den Messkondensator angelegt wird, in einem Niederspannungsbereich zu regeln. Dadurch kann auf einen Hochvoltausgangstreiber verzichtet werden. Dementsprechend reduzieren sich der Strombedarf der Schaltung sowie die für die Schaltung erforderliche ASIC-Fläche.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Realisierungsmöglichkeiten für eine solche Regelung der Grundspannung am Messkondensator sowie für deren schaltungstechnische Umsetzung.
In einer ersten Verfahrensvariante wird an die eine Elektrodenseite des Messkondensators ein vorgegebenes und nicht variierbares Grundpotential in der Größenordnung der Soll-Spannung angelegt. An die andere Elektrodenseite des Messkondensators wird ein regelbares Gegenpotential angelegt, das im Vergleich zum Grundpotential niedrig ist. Dieses Gegenpotential wird dann so geregelt, dass die Potentialdifferenz am Messkondensator der Soll-Spannung entspricht.
Diese erste Verfahrensvariante kann einfach in analoger Schaltungstechnik mit Standard-Transistoren realisiert werden. In einer bevorzugten Ausführungsform umfassen die Mittel zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Messkondensator eines MEMS-Sensorelements in diesem Fall eine erste Spannungsquelle,
die eine Spannung in der Größenordnung der Soll-Spannung liefert und als vorgegebenes Grundpotential ni an die eine erste Elektrodenseite des Messkondensators angeschlossen ist, eine zweite Spannungsquelle, die eine im Vergleich dazu niedrige Spannung liefert und als Gegenpotential n2 an die andere zweite Elektrodenseite des Messkondensators angeschlossen ist, einen Operationsverstärker A, dessen invertierender Eingang mit der zweiten Elektrodenseite des Messkondensators verbunden ist und dessen Ausgang über eine definierte Kapazität Cint auf seinen invertierenden Eingang rückgekoppelt ist, und einen dem Ausgang des Operationsverstärkers A nachgeschalteten Regler, dessen zweiter Eingang mit der ersten Spannungsquelle als Referenzspannung ni verbunden ist und dessen Ausgang auf den nicht invertierenden Eingang des Operationsverstärkers A rückgekoppelt ist. Auf diese Weise wird das am invertierenden Eingang des Operationsverstärkers A anliegende Gegenpotential n2 an der zweiten Elektrodenseite des Messkondensators über das Ausgangssignal des Reglers geregelt.
Grundsätzlich können bei dieser Ausführungsform ganz unterschiedliche Regler zum Einsatz kommen. Jedoch erweist sich ein analoger PI- Regler als besonders geeignet mit einer vorgeschalteten Verarbeitungslogik. Ein solcher PI- Regler um- fasst mindestens einen Operationsverstärker AP|, der über eine definierte Kapazität Ci und einen Widerstand R2 rückgekoppelt ist, und dessen invertierenden Eingang ein Widerstand Rl vorgeschaltet ist.
Eine andere Verfahrensvariante für die erfindungsgemäße Regelung der Grundspannung am Messkondensator sieht vor, die Differenz zwischen der Kapazität des Messkondensators und einer Referenzkapazität zu bestimmen, wobei die Referenzkapazität der Kapazität des Messkondensators bei Anliegen der Soll- Spannung entspricht. Die am Messkondensator anliegende Grundspannung wird dann in Abhängigkeit von der bestimmten Kapazitätsdifferenz geregelt.
Diese zweite Verfahrensvariante lässt sich vorteilhafterweise einfach mit Hilfe von Schaltungsmitteln zur Digitalisierung des Ausgangssignals realisieren.
So umfassen die Mittel zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Messkondensator in einer bevorzugten schaltungstechnischen Umsetzung dieser Verfahrensvariante eine Spannungsquelle, die als Spannungsversorgung für eine
Wheatstone'sche Brücke dient. In dieser Wheatstone'schen Brücke ist der Messkondensator zusammen mit einer Referenzkapazität Cref und zwei weitere Kapazitäten Ci und C2 verschaltet, und zwar so, dass das Ausgangssignal der Wheatstone'schen Brücke der Abweichung der Potentialdifferenz am Messkondensator von der Soll-Spannung entspricht. Das Ausgangssignal der
Wheatstone'schen Brücke wird einem Operationsverstärker A zugeführt, dem ein Filter und ein Quantisierer nachgeschaltet sind. Das Ausgangssignal des Quantisierers wird an die Wheatstone'sche Brücke rückgeführt, so dass die Potentialdifferenz am Messkondensator über den Bitstrom des Quantisierers geregelt wird.
Schaltungstechnisch besonders einfach ist es, wenn die Referenzkapazität Cref im Wesentlichen der Kapazität des Messkondensators bei Anliegen der Soll- Spannung entspricht und die beiden Kapazitäten Ci und C2 im Wesentlichen identisch sind.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass der erfindungsgemäßen Regelung grundsätzlich eine beliebige Sollspannung zugrunde gelegt werden kann. Die Einstellung bzw. Regelung der Pull-in-Spannung am Messkondensator eines MEMS-Sensorelements stellt lediglich eine besonders vorteilhafte Anwendung der erfindungsgemäßen Maßnahmen dar. Diese können grundsätzlich bei jedem stressempfindlichen kapazitiven Sensorelements zum Einsatz kommen, auch wenn sie sich in Verbindung mit MEMS-Mikrofonen als besonders vorteilhaft erweisen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Wie bereits voranstehend erörtert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vorliegende Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu wird einerseits auf die den unabhängigen Patentansprüchen nachgeordneten Patentansprüche verwiesen und andererseits auf die nachfolgende Beschreibung zweier Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Figuren.
Fig. 1 zeigt den schaltungstechnischen Aufbau eines MEMS-Mikrofons mit einer ersten Schaltungsvariante zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Mikrofonkondensator CMic,
Fig. 2 zeigt das Schaltbild eines Reglers 10 für die in Fig. 1 dargestellte
Schaltungsvariante und
Fig. 3 zeigt den schematischen Aufbau eines MEMS-Mikrofons mit einer zweiten Schaltungsvariante zum Regeln der elektrischen Vorspannung am Mikrofonkondensator CMio
Ausführungsformen der Erfindung
Die nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiele beziehen sich jeweils auf ein MEMS-Mikrofon mit einem Mikrofonkondensator CMic zur Signalerfassung, der zur Steigerung der Mikrofonempfindlichkeit mit einer elektrischen Vorspannung beaufschlagt wird. Diese Vorspannung soll auf die Pull-in-Spannung des MEMS-Mikrofonbauelements geregelt werden. Dazu wird bei beiden Ausführungsbeispielen eine Grundspannung an den Mikrofonkondensator CMic angelegt und so geregelt, dass die Potentialdifferenz zwischen den beiden Elektrodenseiten des Mikrofonkondensators CMic der Pull-in-Spannung entspricht. Erfindungsgemäß wird diese Regelung der Grundspannung im Niederspannungsbereich realisiert.
Bei dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel wird die Grundspannung am Mikrofonkondensator CMic mit Hilfe von zwei Spannungsquellen realisiert, die jeweils mit einer Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic verbunden sind. Die eine Spannungsquelle liefert eine Spannung in der Größenordnung der Soll-Spannung, also der Pull-in-Spannung, und ist als vorgegebenes nicht variierbares Grundpotential nl an die eine Elektrodenseite des
Mikrofonkondensators CMic angeschlossen. Die andere Spannungsquelle liefert eine im Vergleich dazu niedrige Spannung und ist als Gegenpotential n2 an die andere Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic angeschlossen. Die Grundspannung am Mikrofonkondensator CMic ergibt sich also als Differenz zwi-
sehen Grundpotential und Gegenpotential (nl-n2). Zumindest das Grundpotential nl wird in Form einer Modulationsspannung angelegt. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Rechteckspannung handeln, die einfach durch zwei Spannungen und einen Auswahlschalter realisierbar ist.
Bei der hier beschriebenen Ausführungsform der Erfindung wird die Grundspannung (nl-n2) auf die Pull-in-Spannung geregelt, indem die erste Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic auf dem hohen Grundpotential nl gehalten wird, während das niedrige Gegenpotential n2 an der zweiten Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic entsprechend geregelt wird. Die Pull-in-Spannung liegt bei MEMS-Mikrofonen üblicherweise im Bereich von 5V bis 8V. Dementsprechend hoch muss die an der ersten Elektrodenseite anliegende Spannung nl sein.
Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel erfolgt die Regelung des niedrigeren Gegenpotentials n2 mit Hilfe eines als Ladungsintegrator dienenden Operationsverstärkers A und eines Reglers 10, dessen schaltungstechnische Umsetzung in Verbindung mit Fig. 2 näher erläutert wird.
Die zweite Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic ist mit dem invertierenden Eingang des Operationsverstärkers A verbunden, so dass hier also das Gegenpotential n2 anliegt. Der Ausgang n3 des Operationsverstärkers A ist zum einen über eine definierte Integrationskapazität Cint auf seinen invertierenden Eingang rückgekoppelt. Zum anderen wird der Ausgang n3 des Operationsverstärkers A dem einen Eingang des Reglers 10 zugeführt. Der zweite Eingang des Reglers 10 ist mit der ersten Spannungsquelle als Referenzspannung verbunden. An diesem Eingang liegt also das feste Grundpotential nl an, auf dem die erste Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic gehalten wird. Der Ausgang n4 des Reglers 10 wird zurückgeführt auf den nicht invertierenden Eingang des Operationsverstärkers A.
Da die Differenz der Eingänge des Operationsverstärkers A zu Null geregelt wird, folgt der invertierende Eingang dem nicht invertierenden Eingang. Auf diese Weise lässt sich das Gegenpotential n2 an der zweiten Elektrodenseite des
Mikrofonkondensators CMic über das Ausgangssignal n4 des Reglers 10 steuern und damit auch die am Mikrofonkondensator CMic anliegende Grundspannung (nl-n2).
Fig. 2 stellt eine Ausführungsvariante für den Regler 10 dar. Kernstück ist ein Pl- Regler, bestehend aus einem Verstärker API, einer Kapazität Cl und zwei Widerständen Rl und R2. Der Widerstand Rl ist dem invertierenden Eingang des Verstärkers API vorgeschaltet. Der nicht invertierende Eingang des Verstärkers API ist an ein Referenzpotential Vref angeschlossen, das im hier dargestellten Ausführungsbeispiel 0V entspricht. Der Ausgang n4 des Verstärkers API ist über den Widerstand R2 und die Kapazität Cl auf seinen invertierenden Eingang rückgekoppelt. Dem Widerstand Rl sind drei Subtrahierer Si, S2, S3 und ein Faktor N bzw. 1/N vorgeschaltet, so dass am Ausgang des Subtrahierers S3 eine Null ausgegeben wird, wenn die folgende Bedingung erfüllt ist: CMic = N ■ Cint . CMic bezeichnet hier die Kapazität des Mikrofonkondensators. Dessen Kapazität im Pull-in-Punkt lässt sich einfach dadurch bestimmen, dass bei der Kapazitätsberechnung der Grundabstand der Kondensatorelektroden auf 2/3 reduziert wird. Da die Integrationskapazität Cint des Operationsverstärkers A bekannt ist, kann der Faktor N einfach berechnet und schaltungstechnisch entsprechend realisiert werden.
Dann liefert der Verstärker API eine Ausgangsspannung n4, mit der das Gegenpotential n2 an der einen Elektrodenseite des Mikrofonkondensators CMic so eingestellt wird, dass die Grundspannung (nl-n2) der Pull-in-Spannung des
Mikrofonkondensators CMic entspricht.
Bei dem in Fig. 3 dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel ist der
Mikrofonkondensator CMic zusammen mit einer Referenzkapazität Cref und zwei weitere Kapazitäten Ci und C2 in einer Wheatstone'schen Brücke verschaltet. Diese Brückenschaltung wird von einer eigenen festen Spannungsquelle U0 gespeist, die eine Spannung in der Größenordnung des Doppelten der Pull-in- Spannung liefert. Die Referenzkapazität Cref und die weiteren Kapazitäten Ci und C2 sind so gewählt und verschaltet, dass das Ausgangssignal der
Wheatstone'schen Brücke der Abweichung der am Mikrofonkondensator CMic anliegenden Spannung von der Pull-in-Spannung entspricht. Im einfachsten Fall entspricht die Referenzkapazität Cref der Kapazität des Mikrofonkondensators CMic bei Anliegen der Pull-in-Spannung und die beiden Kapazitäten Ci und C2 sind im Wesentlichen identisch.
Bei diesem zweiten Ausführungsbeispiel wird die am Mikrofonkondensator CMic anliegende Grundspannung nicht direkt geregelt, sondern indirekt, indem die an der Wheatstone'schen Brücke anliegende Spannung in Abhängigkeit von deren Ausgangssignal geregelt wird. Dazu wird das Ausgangssignal der Wheatstone'schen Brücke einem Operationsverstärker A zugeführt. Diesem sind ein Filter F und ein Quantisierer Q nachgeschaltet. Dabei handelt es sich vorteilhafterweise um einen Delta-Sigma-Modulator zur Digitalisierung des Ausgangssignals. Das digitalisierte Ausgangssignal wird an die Wheatstone'sche Brücke rückgeführt, so dass UWheat = U0 + ÄUQ, wobei ÄUQ dem Bitstrom des
Quantisierers Q entspricht. Dadurch wird die Spannung UWheat an der
Wheatstone'schen Brücke so geregelt, dass die Kapazität des
Mikrofonkondensator CMic der Referenzkapazität Cref entspricht. D.h., dass die Potentialdifferenz am Mikrofonkondensator CMic über den Bitstrom ÄUQ des Quantisierers Q auf die Pull-in-Spannung geregelt wird. Dazu wird die Pulsdichte des Bitstroms ÄUQ so angepasst, dass im Mittel die Spannung erzeugt wird, die für den Pull-in-Betrieb des Mikrofonkondensators CMic benötigt wird.
Da der Spannungsbeitrag des Bitstroms ÄUQ sehr klein ist im Vergleich zu U0 und auch zur Grundspannung am Mikrofonkondensator CMic, erfolgt also auch hier die Regelung der Grundspannung am Mikrofonkondensator CMic in einem Niederspannungsbereich.