Titandioxid-haltige und Carbonat-haltige Kompositpigmente und Verfahren zu ihrer
Herstellung
Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft Titandioxid- und Carbonat-haltige Kompositpigmente, ihre Herstellung und ihre Verwendung zur Verbesserung der Pigment-Lichtstreueffizenz in Beschichtungen, Kunststoffen und Laminat.
Technologischer Hintergrund der Erfindung Anorganische Pigmente und insbesondere Titandioxidpigment werden oft in verschiedene Matrices als Weißmacher, Tönungsmittel oder Trübungsmittel eingearbeitet. Titandioxid streut aufgrund seiner hohen Brechkraft Licht besonders effizient und ist deswegen das wichtigste Weißpigment in den Anwendungsbereichen Farben und Lacke, Kunststoffe, Papier und Fasern. Die Lichtstreueffizienz sinkt, wenn die Titandioxidpartikel in einem geringeren Abstand als etwa der halben Wellenlänge des Lichts, also etwa 0,20 bis 0,25 μπη voneinander entfernt in der Matrix verteilt sind. Die Lichtstreueffizienz wird typischerweise mit Hilfe des Deckvermögens bzw. des Aufhellvermögens (tinting strength) des
Titandioxidpigments in der Matrix gemessen. Titandioxid ist auf der anderen Seite ein signifikanter Kostenfaktor, und es wird seit längerem nach Möglichkeiten gesucht, um die Einsatzmenge an Titandioxid zu verringern, ohne signifikante Einbußen im Deckvermögen hinnehmen zu müssen.
Eine Einsparung ist möglich durch die Kombination von Titandioxidpartikeln mit geeigneten Füllstoffen, die als sogenannte„Extender-Partikel" als Abstandshalter für die Ti02-Partikel wirken sollen. Die bekannten Verfahren umfassen sowohl die einfache Mischung der
Komponenten als auch die Verbindung der Ti02-Partikel mit den Extender-Partikeln mittels eines ausgefällten Bindemittels oder die in situ-Ausfällung des Extenders auf der Oberfläche der Titandioxidpartikel. Desweiteren sind Verfahren bekannt, um die feinen
Titandioxidpartikel auf gröberen Füllstoffpartikeln zu verteilen.
Aus dem umfangreich vorliegenden Stand der Technik werden im Folgenden nur
ausgewählte Schriften zitiert.
WO 1999/035193 A1 beschreibt beispielsweise die Herstellung einer Pigmentmischung aus Titandioxid und einem anorganischen Extender („Spacer") wie Si02 oder CaC03 zur Verwendung bei der Papierherstellung.
DE 10 057 294 C5 offenbart ein Pigmentgemisch aus Titandioxid und Talkum zum Einsatz in Dekorrohpapier.
EP 0 861 299 B1 offenbart ein Titandioxidpigment, welches mit anorganischen
Nanopartikeln, beispielsweise kolloidaler Kieselsäure, sowie einer Schicht aus
anorganischen Oxiden wie Aluminium-, Silicium- oder Zirkonoxid beschichtet ist, wobei die anorganische Oxidschicht entweder zwischen Titandioxidoberfläche und Nanopartikeln angeordnet ist oder die äußere Deckbeschichtung bildet. Bei den anorganischen
Nanopartikeln handelt es sich um Si02, Al203 oder CaC03.
DE 10 2006 012 564 A1 offenbart Titandioxidpigmentpartikel, auf deren Oberfläche sich Mikrohohlkugeln sowie eine Aluminiumoxid-Aluminiumphosphat-Beschichtungen befinden.
In dem Verfahren gemäß EP 0 956 316 B1 werden Pigmentteilchen und gefälltes
Calciumcarbonat (PCC) in wässriger Phase miteinander vermischt, so dass ein
Kompositpigment entsteht, bei dem die Carbonatteilchen mit einer Teilchengröße von 30 bis 100 nm an die Oberfläche der Pigmentteilchen angeheftet sind. Das Kompositpigment enthält 30 bis 90 Gew.-% gefälltes Calciumcarbonat. WO 2009/109705 A1 offenbart ein Kompositpigment, bei dem die Pigmentpartikel von miteinander verwachsenen nanopartikulären Calciumcarbonatpartikeln umhüllt sind.
DE 1 792 118 A1 offenbart die in situ-Ausfällung von Calciumcarbonat in einer
Titandioxidpigmentsuspension durch Vermischen einer Calciumchlorid- und einer
Natriumcarbonatlösung, wobei eine dieser Lösungen Titandioxidpigment enthält. Es entstehen Calciumcarbonat-Titandioxid-Kompositpartikel.
WO 2000/001771 A1 offenbart ein Kompositpigment, das anorganische Partikel einer Partikelgröße von etwa 1 bis 10 μηι enthält und an deren Oberfläche in Folge
entgegengesetzter Oberflächenladung Titandioxidpigmentpartikel geheftet sind. Die
Herstellung erfolgt in einer wässrigen Phase. Die anorganischen Partikel sind ausgewählt aus gängigen Füllstoffen wie z.B. Kaolin, Ton, Talkum, Glimmer oder Carbonate.
WO 2013/023018 A1 offenbart eine Pigmentmischung aus Trägerpartikeln, Pigmentpartikeln und kolloidalen Spacerpartikeln, wobei sich die Spacerpartikel auf der Oberfläche der Pigmentpartikel befinden und die Pigmentpartikel mit den Spacerpartikeln wiederum auf der Oberfläche der Trägerpartikel dispergiert sind.
Aufgabenstellung und Kurzbeschreibung der Erfindung Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein alternatives Kompositpigment mit einem reduzierten Titandioxidgehalt zu schaffen, mit welchem im Vergleich zu reinem Titandioxid ein gleiches Deckvermögen erreicht werden kann, sowie ein Verfahren zu seiner
Herstellung. Die Aufgabe wird gelöst durch ein Titandioxid- und Carbonat-haltiges Kompositpigment, enthaltend:
- Titandioxidpartikel,
- mindestens einen anorganischen und/oder organischen Füllstoff und
- zumindest teilweise in situ gefälltes Calciumcarbonat in einer Menge von weniger als 30 Gew.-% bezogen auf Kompositpigment.
Die Aufgabe wird desweiteren gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Titandioxid- und Carbonat-haltigen Kompositpigmentpartikeln unter Verwendung der Komponenten Titandioxid, mindestens ein anorganischer und/oder organischer Füllstoff sowie lösliche Caiciumquelle und Carbonatquelle als zwei Reaktionskomponenten, umfassend folgende Schritte:
a) Herstellen einer wässrigen Suspension mit Titandioxidpartikeln, Füllstoffpartikeln und der einen Reaktionskomponente,
b) Zugabe der zweiten Reaktionskomponente und Einstellung des pH-Werts der Suspension auf >8, bevorzugt >8,5
c) Abtrennen der Kompositpigmentpartikel aus der Suspension, wobei die Menge der zugegebenen löslichen Caiciumquelle weniger als 30 Gew.-% gerechnet als CaC03 bezogen auf Kompositpigment beträgt. Weitere vorteilhafte Ausformungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Figuren
Figur 1 zeigt eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des erfindungsgemäßen Kompositpigments mit einer Zusammensetzung gemäß Beispiel 3.
Beschreibung der Erfindung
Alle im Folgenden offenbarten Angaben bezüglich Größe in μιη usw., Konzentration in Gew.- % oder Vol.-%, pH-Wert usw. sind so zu verstehen, dass alle Werte, die im Bereich der dem Fachmann bekannten jeweiligen Messgenauigkeit liegen, mit umfasst sind.
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel zeichnen sich dadurch aus, dass
Titandioxidpigmentpartikel auf der Oberfläche von anorganischen oder organischen
Füllstoffpartikeln (Extender) homogen verteilt sind und mittels in situ gefälltem
Calciumcarbonat ein starker Verbund zwischen Extenderpartikel und
Titandioxidpigmentpartikel hergestellt wird, der in der weiteren üblichen Verarbeitung beim Anwender wie z.B. Dispergierung in einem Dissolver oder in einem Inline-Dispergierer nicht getrennt werden kann.
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel unterscheiden sich insofern von entsprechenden Kompositpartikeln oder Pigmentmischungen aus dem Stand der Technik - insbesondere von den in WO 2009/109705 A1 und WO 2013/023018 A1 offenbarten
Zusammensetzungen -, als dass das erfindungsgemäß in situ gefällte Calciumcarbonat in erster Linie den Verbund zwischen Füllstoffpartikel und Titandioxidpartikel herstellt und nicht die Oberfläche der Titandioxidpartikel bedeckt und nicht als Abstandshalter (Spacer) für die Titandioxidpartikel untereinander wirkt (s. Fig. 1).
Unter Titandioxidpartikel oder Titandioxidpigmentpartikel werden im Rahmen der Erfinder Partikel im Größenbereich von etwa 100 nm bis etwa 1 μηι verstanden.
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel enthalten das Pigment in nahezu ideal dispergierter Form und führen damit zu einer Steigerung der Effizienz der Lichtstreuung des Titandioxidpigments. Auf diese Weise kann der Teil des Pigments, der nicht ideal dispergiert, sondern„geflockt" vorliegt, eingespart werden. Die Kompositpigmentpartikel führen im Anwendersystem bei gleicher Pigmentmenge zu verbessertem Deckvermögen, bzw.
erlauben im Anwendersystem eine Reduktion des Pigmentgehalts bei gleichbleibendem
Deckvermögen.
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel werden unter Verwendung der
Komponenten Titandioxid, mindestens ein anorganischer und/oder organischer Füllstoff sowie eine lösliche Caiciumquelle und eine Carbonatquelle als zwei Reaktionskomponenten hergestellt. Dabei wird eine wässrige - insbesondere gut dispergierte - Suspension mit Titandioxidpartikeln, anorganischen und/oder organischen Füllstoffpartikeln und einer Reaktionskomponente hergestellt. In die Suspension wird die zweite Reaktionskomponente gegeben und der pH-Wert auf >8, bevorzugt >8,5 eingestellt. Abschließend werden die Kompositpartikel aus der Suspension abgetrennt. Die Menge der zugegebenen löslichen Caiciumquelle beträgt weniger als 30 Gew.-% gerechnet als CaC03 und bezogen auf Kompositpigment.
In einer ersten Ausführung der Erfindung können die Kompositpigmentpartikel
folgendermaßen hergestellt werden: Es wird eine wässrige Suspension von
Titandioxidpartikeln und Calciumcarbonatpartikeln (als lösliche Caiciumquelle) hergestellt und auf einen sauren pH-Wert von weniger als 5, bevorzugt weniger als 4,3 eingestellt - gegebenenfalls mittels einer sauer reagierenden Verbindung, so dass sich die
Calciumcarbonatpartikel vollständig oder zumindest zu mehr als 50% lösen.
Anschließend wird ein Füllstoff und eine Carbonatquelle zugegeben, so dass
Calciumcarbonat erneut ausfällt und ein Verbund zwischen Titandioxidpartikeln,
Füllstoffpartikeln und Calciumcarbonatpartikeln entsteht. Bevorzugt handelt es sich bei der Carbonatquelle um ein basisches Carbonat, beispielsweise Natriumcarbonat.
Alternativ kann anstelle der Zugabe der basischen Carbonatverbindung der pH-Wert der Suspension durch Zugabe einer basischen Verbindung auf mehr als 8, bevorzugt mehr als 8,5 eingestellt und anschließend Kohlendioxidgas eingeleitet werden.
Grundsätzlich können oberflächenbehandelte oder unbehandelte Titandioxidpigmentpartikel verwendet werden. Bevorzugt werden unbehandelte Titandioxidgrundkörper-Partikel verwendet, insbesondere Titandioxidgrundkörper-Partikel aus dem Chloridprozess. Die Titandioxidpigmentpartikel können dotiert sein, vorzugsweise mit Aluminium. Wirtschaftlich besonders vorteilhaft ist es, nach dem Chloridprozess hergestellte, nicht-sandgemahlene und nicht-entchlorte Titandioxidgrundkörper-Partikel einzusetzen. Alternativ ist es auch möglich, sandgemahlene und entchlorte Titandioxidgrundkörper-Partikel aus dem
Chloridprozess einzusetzen.
Als lösliche Calciumquelle können beispielsweise Calciumsalze wie Calciumchlorid,
Calciumnitrat oder Calciumhydroxid eingesetzt werden. Desweiteren kann Calciumcarbonat in Form einer dem Fachmann bekannten kommerziell üblichen Calciumcarbonatvariante eingesetzt werden. Vorteilhafterweise verfügt das eingesetzte Calciumcarbonat über einen hohen Weißgrad und eine Partikelgröße von maximal etwa 100 μιη, bevorzugt 1 bis 40 μητι und insbesondere 1 bis 20 μιη. Bevorzugt wird natürliches Calciumcarbonat in Form von Kreide oder Marmormehl verwendet.
Als sauer reagierende Verbindung sind beispielsweise anorganische Säuren wie Salzsäure oder Salpetersäure einsetzbar. Es sind desweiteren sauer reagierende Salze, deren
Kationen das Gefüge und die spätere Verwendung der Kompositpigmentpartikel in den Anwendersystemen nicht stören, geeignet. Besonders vorteilhaft ist der Einsatz von sauer reagierenden Verbindungen, die im Rahmen der Titandioxidherstellung anfallen wie
Titanylchlorid (Titanoxychlorid) sowie Salzsäure oder unterchlorige Säure, die
prozessbedingt im Chloridverfahren anfallen. Die Säuren entstehen im Chloridverfahren z.B. durch Lösen des Chlorgases bei der Überführung des Pigments in die wässrige Phase.
Die Herstellung einer sauren Suspension von Titandioxid und löslicher Calciumquelle - beispielsweise Calciumcarbonat - kann in variabler Reihenfolge geschehen. Beispielsweise kann zunächst eine wässrige Suspension von Titandioxid- und Calciumcarbonatpartikeln hergestellt werden, deren pH-Wert in etwa neutral ist, und erst anschließend die saure Komponente hinzugefügt werden. Alternativ kann nicht-entchlorte Titandioxidgrundkörper- Suspension aus dem Chloridprozess eingesetzt werden, deren pH-Wert in der Regel im Bereich von 2,5 bis 4 liegt. Nach Zugabe von Calciumcarbonat wird der pH-Wert
gegebenenfalls durch Zugabe einer weiteren sauren Komponente auf einen pH-Wert von <5, bevorzugt <4,3 eingestellt. Bei einem pH-Wert <5 geht Calciumcarbonat erfahrungsgemäß in Lösung.
In einer weiteren Ausführung der Erfindung kann als lösliche Calciumquelle beispielsweise Calciumchlorid, Calciumnitrat oder Calciumhydroxid in die Titandioxidsuspension gegeben werden und anschließend der pH-Wert der Suspension gegebenenfalls durch Zugabe einer sauren Komponente auf <5 bevorzugt <4,3 eingestellt werden.
Als Füllstoff kommen im Prinzip alle dem Fachmann bekannten kommerziellen
anorganischen oder organischen Füllstoffe, auch als Mischungen in Frage. Als anorganische Füllstoffe sind beispielsweise geeignet: natürliche oder gefällte Calcium- oder Calcium- Magnesium- oder Magnesium-Carbonate wie Marmormehl, Kreide, gefälltes
Calciumcarbonat (PCC), Dolomit, Huntit, Hydromagnesit oder Magnesit. Unter„Carbonate"
fallen in diesem Zusammenhang auch Carbonate mit Hydroxidgruppen und/oder Kristallwasser. Weiterhin geeignet sind Sulfate wie Bariumsulfat und Calciumsulfat, natürliche Phosphate, Hydroxide wie Magnesiumhydroxid, Aluminiumhydroxid oder - oxidhydrat und Oxide wie beispielsweise Siliciumdioxid in natürlicher, gemahlener, pyrogener oder gefällter Form wie Quarzmehl, Kieselgur, usw. Weiterhin geeignet sind beispielsweise Silikate und Alumosilikate wie Talkum, Zeolithe, Kaolin, Wollastonit, Glimmer, ungebrannte und gebrannte Tonminerale. Ebenfalls geeignet sind beispielsweise Perlite und Glasmehl. Weiterhin können anorganische oder organische Fasern als Füllstoff verwendet werden. Desweiteren sind organische Füllstoffe geeignet wie beispielsweise Ropaque der Firma Rohm & Haas.
Bevorzugt werden weiße Füllstoffe eingesetzt. Besonders bevorzugt sind Ca-Mg- oder Mg- Carbonate wie Dolomit, Huntit, Hydromagnesit oder Magnesit.
Die Füllstoffpartikel weisen in der Regel eine Partikelgröße von mehr als 1 μιη auf. Geeignet sind Partikelgrößen von mindestens 1 bis 30 pm, bevorzugt 2 bis10 μιη.
Nachfolgend ist auf intensives Rühren bzw. Dispergieren der Mischung zu achten.
Vorzugsweise kommen hier dem Fachmann bekannte Dispergieraggregate wie Dissolver oder auch diverse Bauarten von Inline-Dispergierern zum Einsatz. Die Intensität und Zeit der Dispergierung variiert je nach verwendeten Füllstoffen und Pigmenten und entspricht den Einstellungen, die auch bei der Herstellung von Dispersionsfarben verwendet werden. Dem Fachmann sind derartige Prozesse bekannt.
Anschließend wird der Suspension eine basische Carbonatverbindung zugegeben, beispielsweise Natriumcarbonat. Die Menge der zugegebenen basischen
Carbonatverbindung wird so bemessen, dass der pH-Wert der Suspension auf >8, bevorzugt >8,5 steigt und das gelöste Calciumcarbonat wieder ausfällt
Alternativ kann anstelle der Zugabe der basischen Carbonatverbindung der pH-Wert der Suspension durch Zugabe einer basischen Verbindung auf mehr als 8 bevorzugt >8,5 eingestellt und anschließend Kohlendioxidgas eingeleitet werden, woraufhin
Calciumcarbonat ausfällt.
Wie oben beschrieben, ist auch hier auf intensive Durchmischung der Suspension während der Fällung zu achten. Abschließend werden die Kompositpigmentpartikel aus der Suspension per Filtration abgetrennt, gewaschen und getrocknet.
In einer zweiten Ausführung der Erfindung werden die Kompositpigmentpartikel nach folgendem Verfahren hergestellt: In eine wässrige Suspension von Titandioxidpartikeln, die einen alkalischen pH-Wert aufweisen kann, wird als erste Reaktionskomponente eine basische Carbonatverbindung gegeben, beispielsweise Natriumcarbonat. Anschließend wird mindestens ein anorganischer und/oder organischer Füllstoff in die Suspension gegeben. Geeignete Füllstoffe sind bereits oben aufgelistet. Anschließend wird als zweite
Reaktionskomponente eine lösliche Calciumquelle und falls erforderlich eine basisch reagierende Verbindung zugegeben, so dass sich ein pH-Wert von >8, bevorzugt >8,5 in der Suspension einstellt. Als lösliche Calciumquelle kommen z.B. CaCI2, Ca(N03)2 oder Ca(OH)2 in Frage. Alternativ kann eine lösliche Calciumquelle, beispielsweise CaCI2, Ca(N03)2 oder Ca(OH)2 auch als erste Reaktionskomponente verwendet werden, wobei der pH-Wert der Suspension auf >8, bevorzugt >8,5 eingestellt wird. Als zweite Reaktionskomponente würde dann die Carbonatquelle in Form einer basischen Carbonatverbindung oder in Form von C02-Gas zusammen mit einer basischen Verbindung zugegeben werden.
Wie oben beschrieben, ist auf intensive Durchmischung der Suspension während der Fällung zu achten.
Abschließend werden die Kompositpigmentpartikel aus der Suspension per Filtration abgetrennt, gewaschen und getrocknet.
Erfindungsgemäß beträgt die Menge der zugegebenen löslichen Calciumquelle weniger als 30 Gew.-% bevorzugt 10 bis 25 Gew.-% gerechnet als CaC03 und bezogen auf
Kompositpigmentpartikel. Bevorzugt enthalten die Kompositpigmentpartikel maximal 70 Gew.-% Ti02, insbesondere maximal 50 Gew.-% Ti02 und insbesondere bevorzugt maximal 30 Gew.-% Ti02.
Je nach gewünschter Qualität der mit den Kompositpigmentpartikeln hergestellten Farbe oder Lack kann die Effektivität des Titandioxids optimiert werden. Durch Einsparung von Pigment, erreicht durch die effektivere Nutzung im Kompositpigmentpartikel, ergibt sich ein wirtschaftlicher Vorteil im Vergleich zum getrennten Einsatz von Extender und Pigment. Die Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten Kompositpigmentpartikel im
Anwendersystem ermöglicht eine Pigmenteinsparung von bis zu 30%, bevorzugt 15 bis 30% bei sonst gleichen optischen Eigenschaften. Das im Anwendersystem benötigte Ti02 kann entweder als Kombination von
erfindungsgemäßem Kompositpigment und reinem Ti02 oder im Vollaustausch nur in Form
des erfindungsgemäßen Kompositpigments zugegeben werden.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass das Ti02 auf dem Kompositpigmentpartikel bereits gut verteilt vorliegt und somit Energie für die Dispergierung im Lacksystem eingespart werden kann. Die gröberen Extender- und Kompositpigmentpartikel benötigen weniger Dispergier- und Mahlenergie und geringere Mengen an Dispergiermitteln. Hierdurch ergibt sich durch die Verwendung der Komposite ein weiterer Vorteil für den Lackhersteller.
In einer weiteren Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die
erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel zusätzlich mit Phosphorsäure oder
Natriumsilikat behandelt werden, wodurch eine verbesserte Säurebeständigkeit des Produkts erreicht wird.
Darüber hinaus ist es möglich, die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel mit den anorganischen Verbindungen zu behandeln, die bei der Titandioxidherstellung üblicherweise eingesetzt werden. Dem Fachmann sind die entsprechenden Verbindungen und
Verfahrensweisen bekannt.
In einer besonderen Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können zusätzlich organische Additive in die Mischvorrichtung gegeben werden, vorzugsweise in einer Menge von 0,05 bis 30 Gew.-% bevorzugt 0,5 bis 10 Gew.-% bezogen auf Pigment- Extendermischung. Die organischen Additive können sowohl in fester als auch in flüssiger Form zugegeben werden. Geeignet als organische Additive sind zum einen handelsübliche wachsartige Additive mit oder ohne weitere chemische Funktionalisierung. Zum anderen sind bekannte Dispergieradditive oder andere in der Lacktechnologie übliche Hilfsstoffe beispielsweise für Rheologie, Entschäumung, Benetzung etc. geeignet.
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel sind insbesondere geeignet für die
Verwendung in Innen- und Außendispersionsfarben sowie in weiteren wasserbasierten Lacksystemen. Sie können weiterhin eingesetzt werden in Kunststoffen und Laminat.
Beispiele
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele genauer beschrieben, ohne dass dadurch der Umfang der Erfindung eingeschränkt werden soll.
Zur Herstellung der Kompositpigmentpartikel wurden folgende Komponenten eingesetzt: Pigment: ungemahlener und nicht entchlorter Titandioxidgrundkörper aus dem
Chloridprozess
Extender 1 : Ultracarb 1250 von Minelco (Huntit-Hydromagnesit-Gemisch) Extender 2: Omyacarb 5GU von Omya, (Calciumcarbonat)
Additiv: Calgon N (Natrium-Hexametaphosphat)
Als Vergleichsbeispiele wurden die reinen Titandioxidpigmente KRONOS 2190 bzw.
KRONOS 2310 eingesetzt.
Die Kompositpigmentpartikel hatten folgende Zusammensetzung (in Masseteilen):
Pigment Extendeh Extender2 Additiv Beispiel 1 30 60 10 0,5
Beispiel 2 30 50 20 0,5
Beispiel 3 30 40 30 0,5
Vergleichsbeispiele 100
Die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel (Beispiel 1 , 2, 3) wurden folgendermaßen hergestellt:
425 g einer wässrigen Suspension von ungemahlenen, nicht-entchlorten Titandioxid- Grundkörper-Partikeln mit einer Feststoffkonzentration von 42,3 Gew.% Ti02 und einem pH- Wert von 3,7 wurden in einem geeigneten Gefäß vorgelegt. Unter Rühren wurden anschließend 180g Omyacarb 5GU (Calciumcarbonat) sowie 150g Wasser hinzugegeben. Diese Suspension wurde durch langsame Zugabe von insgesamt 430ml HCl (25%ig) auf einen pH-Wert von etwa 4,3 eingestellt und ca. 30min bei diesem pH-Wert gerührt.
Anschließend erfolgte die Zugabe des Additivs (0,5 Gew.% bezogen auf Gesamt-Feststoff inklusive aller Füllstoffe). Zu dieser Suspension wurden nun unter intensiver Rührung 240g Ultracarb 1250 (Huntit-Hydromagnesit-Gemisch) gegeben und anschließend bei ca. 4000 · Upm mit einer geeigneten Zahnscheibe für ca. 30 Minuten dispergiert. Nach der
Dispergierung wurde bei einem pH-Wert von ca. 8,5 unter Rühren 1050ml einer 20%igen Natriumcarbonat-Lösung zugegeben und das Calciumcarbonat wieder ausgefällt.
Anschließend wurde die Suspension filtriert, mit ca. 5 I vollentsalztem Wasser gewaschen und ca. 16h bei 120°C im Trockenschrank getrocknet.
Figur 1 zeigt eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des erfindungsgemäßen Kompositpigments mit der Zusammensetzung von Beispiel 3. Die isometrischen Partikel sind
Titandioxid, die plattigen Partikel unterschiedlicher Größe sind der Füllstoff, die feinen Kristallaggregate sind ausgefälltes Calciumcarbonat.
Die Kompositpigmentpartikel und die kommerziellen Ti02-Pigmente KRONOS 2190
(Vergleichsbeispiel 1 ) und KRONOS 2310 (Vergleichsbeispiel 2) wurden bezüglich ihrer Helligkeit (PLV L*) und des gelben Farbstichs (PLV b*) untersucht. Die Messergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1 : Optische Eigenschaften der erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel
PLV (L*-Wert) PLV (b*-Wert)
Beispiel 1 98,4 0,84
Beispiel 2 98,5 1 ,07
Beispiel 3 98,5 1 ,10
Vergleichsbeispiel 1 98,0 1 ,13
Vergleichsbeispiel 2 98,7 0,43
Anschließend wurden die Kompositpigmentpartikel in eine Innendispersionsfarbe mit der in Tabelle 2 angegebenen Rezeptur eingearbeitet, wobei das Ti02-Pigment jeweils zu 20 Gew.-% (bezogen auf Ti02-Pigment) durch die erfindungsgemäßen Kompositpigmentpartikel ersetzt wurde. Die Pigmentvolumenkonzentration (PVK) der Innendispersionsfarbe beträgt 78 %.
Als Vergleich wurde die Innendispersionsfarbe auch mit dem kommerziellen Ti02-Pigment KRONOS 2190 (Vergleichsbeispiel 1 ) sowie mit dem kommerziellen Ti02-Pigment KRONOS 2310 (Vergleichsbeispiel 2) hergestellt.
Tabelle 2: Rezeptur der weißen Innendispersionsfarbe (Testfarbe)
Wasser 27,45 Gew.-%
Calgon N neu (Dispergiermittel) 0,05 Gew.-%
Dispex N 40 (Dispergiermittel) 0,30 Gew.-%
Agitan 315 (Entschäumer) 0,20 Gew.-%
Acticid MBS (Algizid/Fungizid) 0,40 Gew.-%
Ti02-Pigment (KRONOS 2190) 22,00 Gew. -%
Steamat (Füllstoff) 7,00 Gew.-%
Socal P2 (Füllstoff) 2,00 Gew.-%
Omyacarb 2-GU (Füllstoff) 1 ,80 Gew.-%
Omyacarb 5-GU (Füllstoff) 15,50 Gew.-%
Celite 281 SS(Füllstoff) 2,00 Gew.-%
Tylose MH 30000 YG8 (Zellulose) 0,30 Gew.-%
Mowilith LDM 1871 (Bindemittel) 11 ,00 Gew.-%
Die Testfarbe wurde hinsichtlich Kontrastverhältnis (KV) untersucht. Die Messergeb sind in Tabelle 3 zusammengefasst.
Tabelle 3: Weiße Innendispersionsfarbe
Kontrastverhältnis Ti02-Pigmentgehalt
(Mittelwert 80-125pm) [Gew.-%]
Beispiel 1 97,6 17,6
Beispiel 2 97,5 17,6
Beispiel 3 97,2 17,6
Vergleichsbeispiel 1 97,6 22,0
Vergleichsbeispiel 2 96,8 22,0
Testmethoden
Helligkeit (L*) und Farbstich (b*) der Kompositpigmentpartikel und der reinen Pigmente wurden an einem entsprechenden Pulverpressling (PLV-Test) mit einem HUNTERLAB Tristimulus Colorimeter nach folger Vorschrift bestimmt:
Das Pigment-Pulver wird vor der Herstellung des Presslings gemahlen. 100 g des Pulvers wird dazu in einen handelsüblichen Mixer (Hersteller: Braun, Modell: MX 2050) gegeben und 12 mal 5 sec. gemahlen. Zwischen jedem Mahlschritt wird der Mixer geöffnet und das Pulver nochmals durchgemischt. Zur Herstellung des Pulverpresslings legt man auf eine
Bodenplatte mit kreisförmiger Vertiefung ein auf beiden Seiten mattes weißes Blatt Papier und drückt mit der Presse einen Metallring (Höhe 4 cm, Durchmesser 2,4 cm) in die
Vertiefung. Etwa 25 g des gemahlenen Pulvers werden unter leichtem Schütteln und Klopfen in den Metallring gegeben. Mit einem Druck von 2 - 3 kN wird das Pulver
zusammengepresst. Der Pressvorgang wird ein zweites Mal bis zum Erreichen des angestrebten Betriebsdruckes von 15 kN wiederholt. Durch vorsichtiges Drehen und Ziehen des Metallringes trennt man diesen von der Bodenplatte. Das Papier zwischen Bodenplatte und Ring wird entfernt. Im Ring befindet sich nun der Pressling, der für den Messvorgang am
HUNTERLAB Colorimeter verwendet wird. Die Messwerte L* und b* werden am Colorimeter direkt abgelesen.
Zur Bestimmung des Kontrastverhältnisses wurde die nach Rezepturvorschrift hergestellte weiße Innendispersionsfarbe (Testfarbe) mit Spaltrakeln (80 - 125 μηι) mittels
automatischem Filmaufziehgerät mit einer Geschwindigkeit von 12,5 mm/s auf Morest- Kontrastkarten aufgezogen. Anschließend wurden die Farbwerte Y über schwarzem
Untergrund (Y(SChwarz)) und Y über weißem Untergrund (Y(weiß)) je dreimal mit dem
Spektralphotometer Color-view gemessen. Das Kontrastverhältnis wurde nach folgender Formel errechnet:
KV [%] = Y(sc warz) Y(weiß) X 100
Fazit
Die Verwendung erfindungsgemäßer Kompositpigmentpartikel aus Extender und Titandioxid- Pigment ermöglicht je nach gewählter Kombination Pigmenteinsparungen ohne oder mit nur geringen Verlusten der optischen Eigenschaften. Alternativ können bei gleichem
Pigmentgehalt auch bessere Werte insbesondere im Aufhellvermögen erzielt werden.