HYDROLYSIERBARE POLYCARBOXYLATESTER
Die Erfindung betrifft Zusatzmittel für hydraulisch abbindende Zusammensetzungen und Verfahren zu ihrer Herstellung. Die Erfindung betrifft auch Verwendungen, Kits und weitere Verfahren, die solche Zusatzmittel betreffen. Stand der Technik
Kammpolymere werden in der Beton- und Gipstechnologie als Zusatzmittel, insbesondere als Dispergiermittel und Verflüssiger, eingesetzt. Durch Zusatz solcher Polymere zu hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen, wie Zement oder Gips, kann beispielsweise der Wasseranteil herabgesetzt werden, ohne die Verarbeitbarkeit zu beeinträchtigen, was für die Stabilität des ausgehärteten Betons oder Gipses von Vorteil ist. Zudem kann bei gleichem oder geringerem Wasseranteil die Verarbeitbarkeit an sich verbessert werden. Kammpolymere bestehen aus einem Basispolymer („Backbone", „Polymerbackbone"), an das eine Vielzahl von Seitenketten kovalent gebunden sind, so dass die Molekülstruktur insgesamt einem Kamm ähnelt. Es gibt eine Vielzahl solcher Kammpolymere, die neben Estergruppen und freien Carboxygruppen auch Amidgruppen aufweisen können. Kammpolymere, die als Zusatzmittel für Zement- und Gipszusammensetzungen eingesetzt werden, enthalten häufig Polyetherseitenketten, die über Estergruppen mit einem Polycarbonsäure-Basispolymer verbunden sind.
Angesichts der weltweiten Bautätigkeit besteht bei der Verarbeitung von hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen, wie Zement und Gips, ein hoher Bedarf nach Zusatzmitteln auf der Basis solcher Kammpolymere. Kammpolymere sind jedoch vergleichsweise kompliziert aufgebaut und die Synthese ist aufwändig. Zudem stellt es eine Herausforderung dar, Kammpolymere für die unterschiedlichen Anforderungen bei der weltweiten
Herstellung von Beton und Gips bereitzustellen. Das ist den verschiedenen Arten von lokalen Klimas, Zementen, mineralischen Inhaltsstoffen, Aggregaten, Zementersatzfüllstoffen usw. zuzuschreiben, sowie den unterschiedlichen Produkten, wie Fertig-, Transport-, Spritzbeton, selbstverdichtender Beton oder vor Ort gemischter Beton, oder verschiedenen Gipstypen. Daher muss eine Vielzahl spezieller Zusätze bereitgestellt werden, die unter völlig unterschiedlichen Bedingungen wirksam sind. Für den Anwender bedeutet dies, dass er aus einer Vielzahl von Zusatzmitteln auf der Basis von Kammpolymeren eines auswählen muss, das für eine bestimmte Anwendung geeignet ist bzw. in optimaler Weise geeignet, ist. Der Anwender auf einer Baustelle wird solche Zusatzmittel im Allgemeinen beim Hersteller beziehen, testen und bei Eignung in Probeversuchen in größerer Menge nachbestellen. Alternativ muss er eine Auswahl verschiedener Zusatzmittel bereithalten. Die Auswahl geeigneter und optimierter Zusatzmittel für bestimmte Anwendungen ist daher zeit- und kostenintensiv und führt regelmäßig zum Einsatz nicht optimaler Zusatzmittel. Es besteht daher ein Bedürfnis nach Zusatzmitteln, die möglichst allgemein und für verschiedene Anforderungen als Dispergiermittel, insbesondere als Verflüssiger, für hydraulisch abbindende Zusammensetzungen verwendet werden können.
Die EP 1 136 508 A1 offenbart Zusatzmittel für Zementzusammensetzungen auf der Basis von Kammpolymeren, wobei die Kammpolymere Estergruppen enthalten, die in dem alkalischen Zement mindestens teilweise hydrolysieren. Die US 2012/041 103 A1 offenbart Superverflüssiger, die nach dem Vermischen mit basischen Zementen hydrolysiert werden und dadurch die Eigenschaften ändern. Es wird jedoch nicht offenbart, die Struktur der Verflüssiger bereits vor Vermischen mit den Zementen durch Abspalten von Seitenketten einzustellen.
Die EP 1 061 089 A1 offenbart, Kammpolymere vor dem Vermischen mit Zement zu neutralisieren. Bei einer solchen Neutralisation werden jedoch nur
geringe Mengen verdünnter Natronlauge eingesetzt, so dass keine Hydrolyse des Kammpolymers erfolgt.
In Shengua et al., Polymers for Advanced Technologies, 9. Februar 2012, DOI : 10.1002/pat.3034 wird ebenfalls offenbart, Kammpolymere vor dem Vermischen mit Zement mit verdünnter Natronlauge zu neutralisieren.
Aufgabe der Erfindung Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die oben beschriebenen Nachteile zu überwinden. Erfindungsgemäß sollen Zusatzmittel für hydraulisch abbindende Zusammensetzungen bereitgestellt werden, die auch bei verschiedenen Anwendungen optimale Wirkungen erzielen. Die Zusatzmittel sollen insbesondere als Dispergiermittel und als Verflüssiger einsetzbar sein und das Abbindeverhalten steuern. Die Erfindung soll auch Verfahren und Verwendungen bereitstellen, die dem Anwender einen möglichst einfachen und effektiven Einsatz von Kammpolymeren als Zusatzmittel ermöglichen. Dadurch soll für den Anwender eine Zeit- und Kostenersparnis erreicht werden. Offenbarung der Erfindung
Überraschenderweise wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe durch Verfahren, Zusatzmittel, Verwendungen und Kits gemäß den Patentansprüchen gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus der Beschreibung.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Zusatzmittels für eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung, umfassend die Schritte:
(a) Bereitstellen einer wässrigen Lösung enthaltend mindestens ein Kammpolymer, und
(b) Abspalten von Seitenketten des Kammpolymers.
Mit dem Begriff „hydraulisch abbindende Zusammensetzung" werden Zusammensetzungen bezeichnet, die hydraulisch abbindende Bindemittel enthalten. Solche Bindemittel sind im Allgemeinen mineralisch und härten in Gegenwart von Wasser aus. Dabei wird das Wasser von dem Bindemittel aufgenommen, insbesondere in Form von Kristallwasser. Als hydraulisch abbindende Zusammensetzungen werden Zement oder Gips bevorzugt.
Mit dem Begriff "Zusatzmittel" wird eine Zusammensetzung bezeichnet, die beim oder nach dem Vermischen mit einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung mindestens eine Eigenschaft der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung verändert. Bevorzugt ist das Zusatzmittel ein Dispergiermittel. Dies bedeutet, dass das Zusatzmittel die Durchmischung der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung verändert und insbesondere verbessert. Bevorzugt ändert das Zusatzmittel bzw. das Dispergiermittel das Abbindeverhalten der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung und wirkt dabei insbesondere als Verflüssiger.
Bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Zusatzmittels erfolgt die Abspaltung von Seitenketten in Schritt (b) vor der Zugabe zu der hydraulisch abbindbaren Zusammensetzung. Die Abspaltung der Seitenketten ist daher nicht erst eine Folge der Vermischung mit der hydraulisch abbindbaren Zusammensetzung.
Erfindungsgemäß kann in einfacher und schneller Weise ein Kammpolymer in wässriger Lösung durch Abspaltung von Seitenketten modifiziert werden und die Lösung anschließend direkt als Zusatzmittel für hydraulisch abbindende Zusammensetzungen eingesetzt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt nach dem Abspalten der Seitenketten und vor Verwendung als Zusatzmittel zu einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung keine Abtrennung von Komponenten der wässrigen Lösung. Erfindungsgemäß wird das Zusatzmittel in Schritt (b) nach Abspalten von Seitenketten eines Kammpolymers in einer wässrigen Lösung des Kammpolymers erhalten. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist
das Zusatzmittel das unmittelbare Produkt von Schritt (b), d.h. die wässrige Lösung enthaltend mindestens ein Kammpolymer nach Abspaltung von Seitenketten des Kammpolymers. Das Zusatzmittel kann dann unverändert einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung zugefügt werden. Es ist daher erfindungsgemäß bevorzugt, dass die in Schritt (b) erhaltene wässrige Lösung und/oder das veränderte Kammpolymer nicht weiter aufgereinigt werden, und/oder dass das Kammpolymer nicht in weiteren nachfolgenden Schritten chemisch modifiziert wird. Dadurch unterscheidet sich das erfindungsgemäße Verfahren deutlich von Verfahren zur Synthese von Kammpolymeren, bei denen möglicherweise in Zwischenschritten Seitenketten abgespalten werden, dabei jedoch ein Reaktionsgemisch erhalten wird, bei dem das Kammpolymer noch aufgereinigt werden muss bzw. bei dem unerwünschte Komponenten, wie Katalysatoren und Ausgangsstoffe zur Synthese der Kammpolymere, noch entfernt werden, die Lösung noch aufkonzentriert werden muss, dass Kammpolymer in das Salz überführt werden muss etc.. Bevorzugt werden das Abspalten der Seitenketten in Schritt (b) und die Einarbeitung in die hydraulisch abbindende Zusammensetzung vom selben Anwender aus der Baubranche durchgeführt. Entsprechend wird Schritt (b) bevorzugt nicht vom Hersteller der Kammpolymere durchgeführt.
Erfindungsgemäß wird ein Zusatzmittel erhalten, das ein Kammpolymer mit teilweise abgespaltenen Seitenketten aufweist und das für eine konstruktive Anwendung eingesetzt wird oder einsetzbar ist. Bei der konstruktiven Anwendung wird ein ausgehärteter Formkörper hergestellt, der nicht Testzwecken dient. Vielmehr ist der Formkörper das eigentliche konstruktive Ziel, beispielsweise ein Gebäude oder Bestandteil davon, Bodenbelag, eine Beschichtung, eine Füllung oder ein Bauteil, wie einer Betonplatte. Im Stand der Technik und aus der EP 1 136 508 A1 ist bekannt, dass Estergruppen- enthaltende Kammpolymere in basischen Zementzusammensetzungen unter Abspaltung von Seitenketten teilweise hydrolysieren. Die Erfindung unterscheidet sich von der EP 1 136 508 A1 dadurch, dass die Abspaltung von Seitenketten zur Herstellung eines Zusatzmittels und somit vor der Vermischung mit einem Zement erfolgt. Erfindungsgemäß wird bei der
konstruktiven Anwendung das Zusatzmittel mit teilweise abgespaltenen Seitenketten eingesetzt. Dagegen wird gemäß EP 1 136 508 A1 kein Verfahren offenbart, bei dem in einer konstruktiven Anwendung ein Kammpolymer mit teilweise abgespaltenen Seitenketten eingesetzt wird, sondern nur geprüft, ob ein Kammpolymer in einer Zementzusammensetzung hydrolysiert. Erfindungsgemäß erfolgt das Abspalten der Seitenketten in Schritt (b) nicht mit der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung selbst, und bevorzugt auch nicht mit einer Fraktion davon, wie gefilterten Zementwasser. Ungeachtet dessen kann auch bei dem erfindungsgemäßen Zusatzmittel in der hydraulisch abbindbaren Zusammensetzung eine weitere Abspaltung von noch vorhandenen Seitenketten erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann durchgeführt werden, um ein Zusatzmittel für eine konstruktive Anwendung herzustellen. Das Verfahren kann auch als Testverfahren durchgeführt werden, um ein Zusatzmittel für eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung für eine spätere konstruktive Anwendung auszuwählen, zu verbessern oder zu optimieren.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Herstellung und/oder Auswahl des Zusatzmittels zu Testzwecken, und anschließend wird das hergestellte und/oder ausgewählte Zusatzmittel bei einer konstruktiven Anwendung eingesetzt. Dabei erfolgt gegebenenfalls vor der Anwendung die Herstellung des Zusatzmittels in einer für die Anwendung erforderlichen Menge.
Das Abspalten der Seitenketten in Schritt (b) wird gezielt durchgeführt. Dies bedeutet, dass das Abspalten nicht nur eine geringfügige Nebenreaktion eines anderen Verfahrens ist, beispielsweise der Neutralisation eines Kammpolymers mit einer Base. Bevorzugt wird ein signifikanter Anteil von Seitenketten abgespalten, beispielsweise mindestens 1 %, mindestens 2%, mindesten 5% oder mindestens 10% aller Seitenketten des Kammpolymers.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird durch das Abspalten von Seitenketten mindestens eine Eigenschaft einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung, die das Zusatzmittel enthält, eingestellt. Die Eigenschaft ist insbesondere eine physikalische Eigenschaft, welche die Verarbeitbarkeit oder Stabilität nach dem Aushärten betrifft. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Eigenschaft das Dispergiervermögen und/oder das Abbindeverhalten, wobei das Zusatzmittel insbesondere als Verflüssiger wirkt. Die Eigenschaft kann eine Eigenschaft der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung vor dem Abbinden, während des Abbindens oder nach dem Abbinden sein, und dabei vor und nach dem Aushärten zu einem Formkörper. Eine wichtige Eigenschaft, die üblicherweise erst nach dem Aushärten ermittelt wird, ist die mechanische Stabilität des Formkörpers. Wie oben ausgeführt, ist es im Stand der Technik bekannt, dass Kammpolymere in hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen als Dispergiermittel wirken, das Abbindeverhalten verändern und insbesondere als Verflüssiger wirken. Kammpolymere verändern also Eigenschaften der hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen, insbesondere die Verarbeitbarkeit vor und beim Abbinden und/oder vor dem Aushärten. Die Kammpolymere beeinflussen dabei auch Eigenschaften der ausgehärteten Zusammensetzungen, wie die mechanische Stabilität.
Die Wirkung des Kammpolymers in einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung hängt von der Struktur des Kammpolymers ab. Allgemein wird angenommen, dass negativ geladene Basispolymere an mineralische Partikel binden und die Seitenketten sich von den Partikeln weg orientieren, wobei insbesondere Polyetherketten einen Verflüssigungseffekt bewirken. Dabei sind unter anderem Länge und Molekulargewicht des Kammpolymers, das Verhältnis von Basispolymer und Seitenketten, die chemische Struktur und funktionelle Gruppen, Länge, Anzahl und Verteilung der Seitenketten und die Ladungsanzahl und -Verteilung von Bedeutung. Erfindungsgemäß wird ausgenutzt, dass die Anzahl der Seitenketten im Kammpolymer die
Eigenschaften einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung maßgeblich beeinflusst.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Versuchsreihe durchgeführt, um ein Zusatzmittel zu bestimmen, das in optimaler Weise auf eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung einwirkt. Dafür werden bevorzugt mindestens zwei erfindungsgemäße Zusatzmittel hergestellt, bei denen die Seitenketten desselben Kammpolymers in unterschiedlichem Ausmaß abgespalten wurden. Für die verschiedenen Zusatzmittel wird jeweils die Wirkung in einer hydraulisch abbindende Zusammensetzung geprüft und durch Vergleich ermittelt, welches Zusatzmittel besonders geeignet ist, um eine gewünschte Eigenschaft zu erzielen. Eine solche Versuchsreihe kann beispielsweise zwei, drei, vier, fünf, sechs oder mehr Versuche umfassen. Es können auch mehrere Versuchsreihen nacheinander oder parallel durchgeführt werden, um schrittweise zu einem Zusatzmittel mit möglichst vorteilhaften Eigenschaften zu gelangen. Dabei kann der Anwender für eine spezifische hydraulisch abbindende Zusammensetzung, die unter definierten Bedingungen (wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit) hergestellt wird, ein geeignetes Zusatzmittel ermitteln. Nachdem er das Zusatzmittel ermittelt hat, kann er dieses in der erforderlichen Menge herstellen und die eigentliche Verarbeitung der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung durchführen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren durchgeführt, um ein Zusatzmittel in ausreichender Menge zu erhalten und für eine konstruktive Anwendung einzusetzen. Dabei kann er das Zusatzmittel mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in Vorversuchen ermittelt haben.
Der Anwender kann aber auch beispielsweise anhand von bekannten Daten, zum Beispiel in Form von Vergleichstabellen, ermitteln, in welchem Ausmaß er das Abspalten der Seitenketten für ein gegebenes Kammpolymer durchführen muss, um ein Zusatzmittel mit günstigen Eigenschaften zu erhalten. Anhand der Vergleichstabellen und im Hinblick auf konkrete hydraulisch abbindende
Zusammensetzungen stellt er durch Abspalten der Seitenketten gezielt ein Zusatzmittel her, das für die gewünschte Anmeldung geeignet ist. Beispielsweise kann dabei das Ausmaß des Abspaltens der Seitenketten im Hinblick auf das spezielle Problem anhand einer Computerdatenbank ermittelt werden. Bei dieser Ausführungsform ist vorteilhaft, dass Vorversuche zur Ermittlung eines geeigneten oder optimalen Kammpolymers nicht erforderlich sind oder auf ein Minimum beschränkt werden können.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Auswahl eines Zusatzmittels für eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung, umfassend die Schritte
(A) Herstellen eines Zusatzmittels gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren,
(B) Vermischen des Zusatzmittels mit einem hydraulisch abbindenden Bindemittel,
(C) Abbinden der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung durch Vermischen mit Wasser,
(D) Bestimmung mindestens einer Eigenschaft der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung, und
(E) Vergleich der Eigenschaft mit derselben Eigenschaft mindestens einer weiteren hydraulisch abbindenden Zusammensetzung, die ein entsprechendes Zusatzmittel enthält, bei dem das Abspalten der Seitenketten in unterschiedlichem Ausmaß erfolgte. Das Verfahren dient zur Auswahl eines geeigneten Zusatzmittels für eine konkrete Anwendung. Es dient der Vorbereitung der eigentlichen Verwendung des Zusatzmittels im Baubereich. Der Begriff „Auswahl" umfasst auch das Auffinden eines besonders geeigneten Zusatzmittels bzw. das Optimieren eines Kammpolymers oder Zusatzmittels für eine bestimmte Anwendung. Das Verfahren wird bevorzugt in der Reihenfolge der Schritte von (A) bis (E) durchgeführt, wobei die Schritte (B) und (C) auch gleichzeitig oder in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt werden können.
In Schritt (E) wird dieselbe Eigenschaft von mindestens zwei Proben verglichen. Das Auswahlverfahren kann mit einer einzigen Probe durchgeführt werden oder als Versuchsreihe mit zwei oder mehr Proben. Die Proben unterscheiden sich hinsichtlich des Kammpolymers. Das Kammpolymer ist bei den verschiedenen Proben bevorzugt identisch mit Ausnahme der Seitenketten, die in unterschiedlichem Ausmaß abgespalten sind. Bevorzugt sind die Proben identisch bis auf das Kammpolymer, bzw. wurden auf gleiche Weise hergestellt mit Ausnahme des Ausmaßes der Abspaltung der Seitenketten. Der Vergleich ermöglicht die Auswahl des Zusatzmittels, dass für die hydraulisch abbindende Zusammensetzung besonders geeignet ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst das Verfahren nach Schritt (E) einen Schritt
(F) Ermittlung anhand des Vergleichs, welches Zusatzmittel zur Verwendung in der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung geeignet ist.
Dabei wird ermittelt, welches Zusatzmittel unter Berücksichtigung der Umstände der konkreten geplanten Verwendung vorteilhaft ist. Dabei kann es vorteilhaft sein, mehrere Eigenschaften zu prüfen und gegeneinander abzuwägen. So kann beispielsweise bei Verflüssigern neben der verflüssigenden Wirkung auch die mechanische Stabilität des ausgehärteten Formkörpers geprüft und verglichen werden. Das Zusatzmittel, dass für die hydraulisch abbindende Zusammensetzung besonders geeignet ist, wird für die spätere Verwendung ausgewählt.
Die Hydrolysereaktion wird unter geeigneten Bedingungen durchgeführt. Beispielsweise kann die Temperatur auf ca. 30 bis 80°C, insbesondere 65 °C, erhöht werden, um die Hydrolyse zu beschleunigen. Der pH-Wert kann so eingestellt werden, dass eine optimale Umsetzung erreicht wird.
Das in Schritt (a) eingesetzte Kammpolymer besteht aus einem Basispolymer, an das eine Vielzahl von Seitenketten kovalent gebunden sind, so dass die
Molekülstruktur insgesamt einem Kamm ähnelt. Bevorzugt ist das Basispolymer eine Polycarbonsäure. Bevorzugt ist die die Polycarbonsäure eine Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure oder ein Copolymer aus Acrylsäure und Methacrylsäure.
Bevorzugt weisen die Seitenketten des Kammpolymers Polyethergruppen auf, insbesondere Polyoxyethylen oder Polyoxypropylengruppen. Bevorzugt sind die Seitenketten dabei Polyether, insbesondere Polyenthylenglykole oder Polypropylenglykole, die gegebenenfalls endständig substituiert sind, beispielsweise mit C1 bis C12 Alkylgruppen. Die Polyether können mit dem Basispolymer über Estergruppen, Amidgruppen oder Ethergruppen verbunden sein.
Bevorzugt weist das Kammpolymer Seitenketten auf, die mit der Polycarbonsäure über Estergruppen verknüpft sind, wobei zumindest ein Teil der Seitenketten Polyethergruppen aufweist. Polyethergruppen sollten in ausreichenden Umfang vorhanden sein, um eine gute Dispergierbarkeit und insbesondere eine verflüssigende Wirkung in einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung zu gewährleisten. In einer bevorzugten Ausführungsform sind bei dem Kammpolymer in Schritt (a) alle Seitenketten oder ein wesentlicher Anteil der Seitenketten über Estergruppen mit dem Basispolymer verknüpft. Dann kann die Abspaltung der Seitenketten in Schritt (b) besonders gut gesteuert werden. Der Anteil der über Estergruppen verbundenen Seitenketten an allen Seitenketten des Kammpolymers ist dabei vorzugsweise mindestens 80%, mindestens 90%, mindestens 98% oder bevorzugt 100%.
Die Polycarbonsäure des in Schritt (a) eingesetzten Kammpolymers ist üblicherweise nicht vollständig mit Seitenketten ausgestattet und insbesondere nicht vollständig verestert. Das Kammpolymer weist dann freie Carboxygruppen des Basispolymers auf. Bei der Herstellung solcher Kammpolymere durch polymeranaloge Herstellung werden üblicherweise bis zu 50% des Basispolymers mit Seitenketten ausgestattet. Bei der Herstellung der Kammpolymere durch Polymerisation kann auch eine höhere Ausstattung
des Kammpolymers mit Seitenketten erhalten werden. Freie Carboxygruppen sind jedoch für eine optimale verflüssigende Wirkung vorteilhaft. Eine nur teilweise Ausstattung des Kammpolymers mit Seitenketten in Schritt (a) hat daher den Vorteil, dass das Ausgangskammpolymer wegen den freien Carboxygruppen bereits eine moderate verflüssigende Wirkung aufweist.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Kammpolymer vor dem Abspalten der Seitenketten in Schritt (b) einen Anteil an Seitenketten und/oder einen Veresterungsgrad des Basispolymers zwischen 15% und 100%, insbesondere zwischen 20% und 99%, bevorzugt zwischen 30% und 95% auf, bezogen auf die Gesamtzahl der Carboxygruppen des Basispolymers. Insbesondere können 20% bis 60% oder 30% bis 50% Seitenketten vorhanden sein und/oder Seitenketten verestert sein. In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Kammpolymer einen der genannten Veresterungsgrade auf und enthält darüber hinaus keine weiteren Seitenketten. Dies bedeutet, dass das Basispolymer einen entsprechenden Anteil freie Carboxygruppen (als Säure bzw. Salzgruppe des Backbone) aufweist. Das in Schritt (a) eingesetzte Kammpolymer weist bevorzugt freie Carboxygruppen der Polycarbonsäure auf. Dabei kann das Kammpolymer als freie Säure oder als Salz vorliegen, wobei auch nur ein Teil der Säuregruppen als Salz vorliegen kann. Die Polycarbonsäure ist dann vollständig oder teilweise neutralisiert. Bevorzugt ist der Anteil der freien Carboxygruppen zwischen 1 % und 80%, insbesondere zwischen 5% und 70%, bezogen auf die Gesamtzahl der Carboxygruppen des Basispolymers. Insbesondere können 40% bis 80% oder 50% bis 70% freie Carboxygruppen enthalten sein.
Die Herstellung solcher Kammpolymere ist im Stand der Technik bekannt und kann beispielsweise gemäß EP 2065403 A1 durch säurekatalysierte Veresterung von Polycarbonsäuren mit Monohydroxypolyethern in Gegenwart von starken Mineralsäuren, bevorzugt Schwefelsäure, erfolgen.
Das in Schritt (a) eingesetzte Kammpolymer weist vorzugsweise ein mittleres Molekulargewicht Mn im Bereich von 6.000 bis 150.000 g/mol, vorzugsweise 10.000 bis 100.000 g/mol, besonders bevorzugt 15.000 bis 80.000 g/mol auf.
Die folgenden Ausführungen betreffen bevorzugte Strukturen des in Schritt (a) eingesetzten Kammpolymers. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst das Kammpolymer:
a) mindestens eine Säureeinheit S der Formel I):
wobei jedes R
1 , R
2 und R
3 unabhängig von den anderen für H, -COOM, -CH
2COOM oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen stehen, jedes R
4 unabhängig von den anderen für -COOM, -CH
2COOM,
-SO2-OM, -O-PO(OM)2 und/oder -PO(OM)2 steht; oder wobei R3 mit R4 einen Ring bildet zu -CO-O-CO-; wobei M für H, ein Alkalimetall, ein Erdalkalimetall, Ammonium, ein
Ammoniumkation, eine organische Ammoniumverbindung oder Mischungen davon steht; mit der Massgabe, dass in der Summe ein einziger oder zwei der Reste R1 , R2, R3 und R4 Säuregruppen sind, wobei die Säureeinheit S insbesondere
mindestens eine Acrylsäureeinheit A oder ein Salz davon und/oder mindestens eine Methacrylsäureeinheit M oder ein Salz davon ist oder umfasst; und
a) mindestens einer Struktureinheit B der Formel (I);
wobei
R1 unabhängig voneinander für H oder CH3 steht;
R2 unabhängig voneinander für ein Estergruppe -CO-O- oder für eine Amidgruppe -CO-NH- steht,
R3 unabhängig voneinander für eine C2 - C6 Alkylengruppe, insbesondere für eine Ethylen- oder Propylengruppe steht, R4 unabhängig voneinander für H, einen Ci - C12 Alkyl- oder Cycloalkylrest, einen C7 - C2o Alkylaryl- oder Aralkylrest, oder einen substituierten oder unsubstituierten Arylrest, oder einen einwertigen organischen Rest mit 1 bis 30 C-Atomen, welcher gegebenenfalls
Heteroatome umfasst, steht, und
x unabhängig voneinander ein Wert zwischen 0 und 250, vorzugsweise zwischen 3 und 200 ist. Die Säureeinheit S wird üblicherweise in das Polymer eingebracht, indem die Polymerisation in Gegenwart eines entsprechenden Säuremonomers oder eines Salzes oder Anhydrids davon durchgeführt wird. Als Säure-Monomere sind dabei insbesondere α-ungesättigt Mono- oder Dicarbonsäuren geeignet, insbesondere Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäure, Itaconsäure, Crotonsäure oder Fumarsäure.
Die Hauptkette des Kammpolymers ist dabei bevorzugt ein lineares Polymer oder Copolymer, das aus der Säureeinheit S, insbesondere der mindestens einen Acrylsäureeinheit A oder dem Salz davon und/oder der mindestens einen Methacrylsäureeinheit M oder dem Salz davon durch Polymerisation erhalten wurde. Die Struktureinheit B ist Bestandteil des Kammpolymers. Das Basispolymer des Kammpolymers kann je nach Auswahl von a) und b) eine Polyacrylsäure oder eine Polymethacrylsäure oder ein Copolymer aus Acrylsäure und Methacrylsäure sein. Die Säureeinheit S, insbesondere die
mindestens eine Acrylsäureeinheit A und die mindestens eine Methacrylsäureeinheit M, können teilweise oder vollständig neutralisiert sein. Die Säureeinheit kann als freie Säure oder auch als Salz oder Teilsalz oder Anhydrid vorliegen, wobei der Begriff „Salz" hier und im Folgenden neben den klassischen Salzen, wie sie durch Neutralisation mit einer Base erhalten werden, auch komplexchemische Verbindungen zwischen Metallionen und den Carboxylat- oder Carboxygruppen als Liganden umfasst. Die klassischen Salze werden insbesondere durch Neutralisation mit Natriumhydroxid, Calciumhydroxid, Magnesium hydroxid, Ammoniumhydroxid oder einem Amin erhalten.
Die Struktureinheit B der Formel (I) kann je nach Auswahl des Restes R2 ein Ester oder ein Amid sein. In dem Kammpolymer sind Estergruppen und gegebenenfalls zusätzliche Amidgruppen enthalten. Der Anteil der über Estergruppen verbundenen Struktureinheiten B ist dabei vorzugsweise mindestens 80%, mindestens 90% oder mindestens 98%, besonders bevorzugt 100%, bezogen auf die Summe aller Struktureinheiten B. Das Kammpolymer kann an Position R2 beispielweise einen Anteil an Amidgruppen von 0,01 bis 2%, insbesondere zwischen 0,02 und 0,2% aufweisen, bezogen auf die Gesamtzahl der Carboxygruppen des Basispolymers. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind an Position R2 keine Amidgruppen, sondern nur Estergruppen enthalten.
In einer bevorzugten Ausführungsform steht -(R30)x- für eine C2 bis C4 Polyoxyalkylengruppe, insbesondere für eine Polyoxyethylengruppe oder eine Polyoxypropylengruppe oder Mischungen von Oxyethylen- und Oxypropyleneinheiten in beliebiger Sequenz, beispielsweise zufällig, alternierend oder blockweise. R4 ist vorzugsweise nicht H und besonders bevorzugt ein Methylrest.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Kammpolymer an der Gesamtzahl aller (R30)x-Einheiten einen Anteil von Ethylenoxideinheiten von mindestens 30 Mol-%, vorzugsweise 50 bis 100 Mol-
%, insbesondere 80 bis 100 Mol.-% auf. Besonders enthält das Kammpolymer als (R30)x-Einheiten ausschließlich Ethylenoxideinheiten.
In einer Ausführungsform der Erfindung kann das Kammpolymer zusätzlich Polyetherseitenketten enthalten, die über Ethergruppen an das Basispolymer gebunden sind.
In einer Ausführungsform der Erfindung weist das Kammpolymer mindestens eine weitere Struktureinheit C auf, die von den Struktureinheiten A, B und M verschieden ist, und die ausgewählt ist aus einer Ether-, Ester, Amid- oder Imideinheit, einer Säureeinheit, ausgewählt aus Carbonsäure, Sulfonsäure, Phosphonsäure, Phosphorsäureester, Carbonylamidomethylpropansulfonsäure und deren Salzen, oder einer Polyoxyalkylenoxycarbonyl-, Polyoxyalkylenaminocarbonyl-, Polyoxyalkylenoxyalkyl-, Polyoxyalkylenoxy-, Hydroxyethyloxycarbonyl-, Acetoxy-, Phenyl- oder /V-Pyrrolidonylgruppe. Vorzugsweise umfasst die weitere Struktureinheit C Polyoxyalkylengruppen, vorzugsweise Polyoxyethylengruppen, Polyoxypropylengruppen oder Mischungen davon. Beispielsweise kann die Struktureinheit C eine Estereinheit sein, welche durch Umsetzung einer Mono- oder Dicarbonsäure mit einem Alkylalkohol, insbesondere einem C6-C2o Alkylalkohol hergestellt wird.
Das Kammpolymer kann eine Kombination von verschiedenen Struktureinheiten der jeweiligen Struktureinheiten von A, M, B und gegebenenfalls C aufweisen. Beispielsweise können mehrere Säureeinheiten A und M gemischt im Kammpolymer vorkommen, welche gar nicht oder ganz neutralisiert sind. Alternativ können mehrere unterschiedliche Ester- und/oder Amideinheiten B gemischt im Kammpolymer vorkommen, so zum Beispiel mehrere Estereinheiten B mit verschiedenen Substituenten R3. Bevorzugt ist beispielsweise die gemeinsame Verwendung von Polyoxyalkylenen, insbesondere von Polyoxyethylen mit Polyoxypropylen, oder die gemeinsame Verwendung von Polyoxyalkylenen, insbesondere von Polyoxyethylen, mit unterschiedlichem Molekulargewicht.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst das Kammpolymer
a) 5 bis 70 Mol-%, vorzugsweise 40 bis 70 Mol-% Acrylsäureeinheiten A und/oder 5 bis 70 Mol-%, vorzugsweise 40 bis 70 Mol-% Methacrylsäureeinheiten M, wobei bevorzugt die Summe der
Acrylsäureeinheiten A und der Methacrylsäureeinheiten M 5 bis 70 Mol- %, vorzugsweise 40 bis 70 Mol-% ist,
b) 30 bis 95 Mol-%, vorzugsweise 30 bis 60 Mol-% der Struktureinheit B, und
c) 0 bis 30 Mol-%, vorzugsweise 0 bis 5, und insbesondere keine Struktureinheit C,
jeweils bezogen auf die Gesamtzahl aller monomeren Einheiten in der Hauptkette des Kammpolymers. Die Abfolge der einzelnen Struktureinheiten A, M, B, und C im Kammpolymer kann alternierend, statistisch oder blockweise sein.
Bei der Herstellung der Polycarbonsäure-Basispolymere erfolgt die Einstellung der Kettenlänge mit einem Regler, beispielsweise Phosphit oder Sulfit. Daher können die Polycarbonsäuren Gruppen aufweisen, die keine Carbonsäureeinheiten sind, beispielsweise Phosphor- oder Schwefel-haltige Gruppen.
Die Abspaltung der Seitenketten in Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt bevorzugt durch basische Hydrolyse von Estergruppen. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Base eine starke Base, insbesondere Metallhydroxid, insbesondere Natrium- oder Kaliumhydroxid. Das Metallhydroxid wird bevorzugt in wässriger Lösung eingesetzt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Abspalten der Seitenketten gesteuert, indem die Reaktion nach einem definierten Zeitraum beendet wird, insbesondere durch Neutralisation der Base. Die basische Hydrolyse von Estergruppen hat den Vorteil, dass die Reaktion gut steuerbar ist und nach einem definierten Zeitraum einfach durch Neutralisation beendet
werden kann. Auf diese Weise lassen sich in Schritt (b) in einfacher Weise verschiedene Zusatzmittel herstellen, die in unterschiedlichem Ausmaß verestert sind. Die Base wird dabei so ausgewählt, dass eine gezielte Abspaltung der Estergruppen erfolgt und das übrige Kammpolymer nicht oder nur unwesentlich chemisch modifiziert wird. Erfindungsgemäß können in Schritt (b) auch andere chemische Reaktionen eingesetzt werden, um Seitenketten abzuspalten und die Reaktion zu steuern.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden in Schritt (b) zwischen 5 und 95%, insbesondere zwischen 10 und 90% aller Seitenketten des Kammpolymers abgespalten. Dabei ist zu beachten, dass die vorteilhafte Wirkung solcher Kammpolymere in hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen im Allgemeinen nicht mehr erreicht wird, wenn zu viele Seitenketten abgespalten werden. Optimale Eigenschaften werden oft erhalten, wenn ein Anteil der Seitenketten abgespalten wird, der nicht zu hoch und auch nicht zu niedrig ist. Es ist daher erfindungsgemäß bevorzugt, dass in Schritt (b) ein Kammpolymer erhalten wird, das noch mindestens 10%, mindestens 20% oder mindestens 30% Seitenketten aufweist, bezogen auf alle Monomer-Untereinheiten des Basispolymers.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird in Schritt (b) ein Kammpolymer eingesetzt, bei dem unter den gewählten Bedingungen in der wässrigen Lösung ein Teil der Seitenketten nicht abspaltbar ist. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass ein zu hoher Anteil der Seitenketten des Kammpolymers abgespalten wird und die vorteilhafte Wirkung in einem hydraulisch abbindenden Bindemittel zu sehr abnimmt bzw. verloren geht. Bevorzugt sind bis zu 10%, bis zu 20%, bis zu 30% oder bis zu 40% der Seitenketten des Kammpolymers, bezogen auf alle Monomer-Untereinheiten des Basispolymers, in Schritt (b) nicht abspaltbar. Das in Schritt (a) bereitgestellte Kammpolymer enthält bei dieser Ausführungsform zwei verschiedene Arten von Seitenketten. Beispielsweise kann ein Kammpolymer eingesetzt werden, das Seitenketten aufweist, die über basisch hydrolysierbare Estergruppen mit dem Basispolymer verbunden sind, und zudem Seitenketten
aufweist, die über Ethergruppen mit dem Basispolymer verbunden sind, die unter den Bedingungen der basischen Hydrolyse nicht abgespalten werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung, wobei ein erfindungsgemäß hergestelltes und/oder ausgewähltes Zusatzmittel mit einem hydraulisch abbindenden Bindemittel vermischt wird. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das hydraulisch abbindende Bindemittel ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Zement, Gips, beispielsweise in Form von Anhydrid oder Halbhydrat, und gebranntem Kalk. Die Zemente sind beispielsweise Portlandzemente, Tonerdeschmelzzemente oder Mischungen davon mit üblichen Zusätzen. Gegebenenfalls kann die hydraulisch abbindende Zusammensetzung Zusätze enthalten. Übliche Zusätze sind beispielsweise Füllstoffe und Zuschläge, wie Flugaschen, Silica fume, Schlacke, Hüttensande, Kalksteinfilier, Sand, Kies, Steine, Quarzmehl und Kreiden. Es können beispielsweise Mischungen von Zement mit Flugasche, Silica fume, Schlacke, Hüttensand oder Kalksteinfüller eingesetzt werden. Außerdem können Verarbeitungshilfen und Zusatzstoffe zugegeben werden, welche die Eigenschaften der abbindenden und ausgehärteten Zusammensetzungen beeinflussen. So können beispielsweise Betonverflüssiger, wie Lignosulfonate, sulfonierte Naphthalin-Formaldehyd Kondensate, sulfonierte Melamin-Formaldehyd-Kondensate oder Polycarboxylatether, sowie Beschleuniger, Korrosionsinhibitoren, Verzögerer, Schwindreduzierer, Entschäumer, Farbstoffe oder Porenbildner enthalten sein.
Das Kammpolymer wird vorzugsweise in einer Menge von 0.01 bis 5 Gew.%, insbesondere 0,05 bis 2 Gew.% oder 0,1 bis 1 Gew.%, bezogen auf das Gewicht des hydraulisch abbindenden Bindemittels, eingesetzt. Das Zusatzmittel kann der hydraulisch abbindenden Zusammensetzung mit oder kurz vor oder kurz nach der Zugabe des Wassers zugefügt werden. Als besonders geeignet hat sich hierbei die Zugabe des Kammpolymers in Form einer wässrigen Lösung oder Dispersion, insbesondere als Anmachwasser
oder als Teil des Anmachwassers, herausgestellt. Die Herstellung der wässrigen Lösung erfolgt insbesondere durch nachträgliches Vermengen mit Wasser. Das Kammpolymer kann einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung jedoch auch vor oder während ihrem Mahlvorgang, beispielsweise dem Mahlprozess von Zementklinker zu Zement, zugegeben werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers, wobei eine erfindungsgemäß hergestellte hydraulisch abbindende Zusammensetzung ausgehärtet wird. Erfindungsgemäß werden mit dem Begriff „Formkörper" dreidimensionale Körper bezeichnet, beispielsweise ein Gebäude oder Bestandteil davon, Bodenbelag, eine Beschichtung, eine Füllung oder ein Bauteil, wie einer Betonplatte. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Zusatzmittel für eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung, erhältlich gemäß einem erfindungsgemäßen Verfahren. Das Zusatzmittel unterscheidet sich von bekannten Zusatzmitteln dadurch, dass die wässrige Lösung nicht nur das Kammpolymer, sondern auch die abgespaltenen Seitenketten enthält, wobei die abgespaltenen Seitenketten strukturell genau den Seitenketten entsprechen, die nicht vom Kammpolymer abgespalten wurden. Zusätze, wie eine Base oder ein Katalysator, die zur Abspaltung der Seitenketten zugesetzt wurden, oder deren Reaktionsprodukte sind ebenfalls enthalten. Das Zusatzmittel ist bevorzugt an eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung angepasst. Das Zusatzmittel ermöglicht in vorteilhafter Weise die Nutzung der Reaktionsprodukte der Hydrolyse, da die abgespaltenen Polyetherseitenketten im Allgemeinen die verflüssigende Wirkung verstärken. Das Zusatzmittel kann somit unmittelbar als optimiertes Dispergiermittel eingesetzt werden und ist somit ein erfinderisches Zwischenprodukt zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Das Zusatzmittel kann insbesondere als Verflüssiger, als Wasserreduzierer, zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit und/oder zur Verbesserung der Fliessfähigkeit von hydraulisch abbindenden Zusammensetzungen verwendet
werden. Insbesondere können mit dem Zusatzmittel hydraulisch abbindende Zusammensetzungen mit verlängerter Verarbeitbarkeit erhalten werden.
Das Zusatzmittel kann neben der wässrigen Lösung des Kammpolymers und den abgespaltenen Seitenketten weitere Bestandteile enthalten, wie andere Verflüssiger, beispielsweise Lignosulfonate, sulfonierte Naphthalin- Formaldehyd-Kondensate, sulfonierte Melamin-Formaldehyd-Kondensate oder weitere Polycarboxylatether (PCE), Beschleuniger, Verzögerer, Schwindreduzierer, Entschäumer, Luftporenbildner oder Schaumbildner. Typischerweise beträgt der Anteil des Kammpolymers 5 bis 100 Gew.-%, insbesondere 10 bis 100 Gew.-%, bezogen auf das Gesamttrockengewicht des Zusatzmittels. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält das Zusatzmittel bereits Komponenten, welche die Abspaltung der Seitenketten in Schritt (b) fördern oder inhibieren. Beispielsweise könnten Komponenten enthalten sein, die durch Temperatur oder pH-Wert aktiviert werden, so dass die Abspaltung der Seitenketten dadurch eingeleitet werden kann.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung einer Base zur Abspaltung von Seitenketten eines Kammpolymers zur Einstellung mindestens einer Eigenschaft einer hydraulisch abbindenden Zusammensetzung, die das Kammpolymer enthält.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Kit zur Herstellung und Auswahl eines Zusatzmittels für eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung, wobei das Kit eine wässrige Lösung eines Kammpolymers und eine Base zur Abspaltung von Seitenketten des Kammpolymers enthält, wobei auch weitere Komponenten enthalten sein können. Das "Kit" ist eine Kombination der Komponenten. Bevorzugt wird das Kit in einer Form zur Verfügung gestellt, so dass der Anwender auf einfache Weise Versuchsreihen oder Einzelversuche durchführen kann, um ein Zusatzmittel an eine hydraulisch abbindende Zusammensetzung anzupassen und deren Eigenschaften in gewünschter Weise zu verändern. Die Komponenten sind bevorzugt als wässrige Lösungen enthalten, beispielsweise in Flaschen zur einfachen Dosierung. Üblicherweise
ist auch eine Anleitung für den Anwender enthalten. Durch die Anleitung wird der Anwender angeleitet, die Abspaltung von Seitenketten des Kammpolymers mit der Base kontrolliert und in gewünschtem Umfang durchzuführen. Das erfindungsgemäße Verfahren löst die Aufgaben, die der Erfindung zugrunde liegen. Erfindungsgemäß wird ein einfaches, schnelles und effizientes Verfahren bereitgestellt, um Zusatzmittel für konkrete hydraulisch abbindende Zusammensetzungen herzustellen, auszuwählen und in optimaler Weise an konkrete Gegebenheiten anzupassen. Das Verfahren kann von Anwendern in der Bautechnik, insbesondere direkt auf einer Baustelle, durchgeführt werden. Dadurch entfällt die Notwendigkeit für den Anwender, eine Vielzahl verschiedener Kammpolymere zu erwerben und bereitzuhalten. Das erfindungsgemäße Verfahren kann als Vorversuch zur Auswahl geeigneter Zusatzmittel als auch zur konkreten Anpassung eines Zusatzmittels an eine bautechnische Anwendung durchgeführt werden.
Figur 1 stellt die Ergebnisse der Zementpastenversuche 20 bis 27 graphisch dar. Die Rhomben zeigen die Hydrolyse der Seitenketten eines Kammpolymers in Prozent in Abhängigkeit von der Zeit in Minuten. Die Quadrate zeigen für dieselben Kammpolymere das Fließverhalten in Millimeter.
Ausführunqsbeispiele
A Zubereitung der Zementpasten und Messung des Fließmaßes Für die Zubereitung aller Zementpasten wurde eine Mischung von drei Zementen (Markenbezeichnung Normo 4 der Firma Holcim, Markenbezeichnung CEM I 42.5 der Firma Jura Cement, Markenbezeichnung CEM I 42.5 der Firma Vigiers) benutzt. Das Mischverhältnis war 1 :1 :1 . 100 g der Zementmischung wird in einem Becher eingewogen. Zum Zement werden 32.5 g Wasser, welche das gemäß den Tabellen 1 .1 und 2.1 hergestellte Polymer bereits enthalten, auf einmal zugegeben. Die resultierende Zementpaste wird dann von Hand mit einem Spatel während einer Minute gerührt. Nach einer weiteren Minute Ruhepause wird nochmals während 15
Sekunden gerührt. Sofort nach der Zubereitung wird das Fließmaß der Paste nach folgendem Vorgehen bestimmt: Ein auf einer Glasplatte stehender Kegelstumpf wird mit der Zementpaste befüllt. Dann wird der Kegelstumpf angehoben und der Durchmesser des resultierenden Zementkuchens wird mit einer Schublehre gemessen. Die Abmessungen des Kegelstumpfs betragen: unterer Durchmesser = 38 mm, oberer Durchmesser = 19 mm, Höhe = 57 mm.
B Zubereitung der Gipspasten und Bestimmung des Fließmaßes
In einen Becher werden 200 g des Gipses (ß-Halbhydrat der Markenbezeichung SGD Stuck, Firma Spremberg Deutschland) eingewogen. Separat werden in einem zweiten Becher 136.4 g Wasser vorgelegt, welche das gemäß den Tabellen 1 .2 und 2.2 zubereitete Polymer bereits enthalten. Dann wird der eingewogene Gips während 15 Sekunden ins Wasser gestreut. Danach wird 15 Sekunden gewartet, bis der Gips eingesumpft ist. Anschliessend wird während 30 Sekunden intensiv mit einem Schneebesen von Hand gemischt. Sogleich wird ein auf einer Glasplatte stehender Plastikzylinder mit der Gipspaste befüllt. Der Zylinder wird 75 Sekunden nach dem Einstreuen des Gipses ins Wasser angehoben. Der Durchmesser des resultierenden Gipskuchens wird mit einer Schublehre gemessen. Die Abmessungen des Zylinders betragen: Höhe = 50 mm, Durchmesser = 50 mm.
C Hvdrolvseversuche
Die Beispiele wurden mit zwei Polycarboxylatestern (Polymere PCE A und PCE C) durchgeführt. Beide Kammpolymere wurden mittels polymeranaloger Veresterung einer Polycarbonsäure mit Methylpolyethylenglykol hergestellt. Eine detaillierte Beschreibung dieser Art von Herstellung wurde zum Beispiel in EP 1 138 697B1 auf Seite 7, Zeile 20 bis Seite 8, Zeile 50 oder in EP 1 061 089 B1 Seite 4, Zeile 54 bis Seite 5, Zeile 38 oder in den Beispielen der jeweiligen Dokumente offenbart. PCE A wurde mit einem Acrylsäure-Backbone hergestellt. 38% der verfügbaren Carbonsäuregruppen sind verestert (Veresterungsgrad = 38%). PCE C wurde mit einem gemischten Acryl-
/Methacrylsäure-Backbone (Verhältnis 3:1 ) hergestellt. Der Veresterungsgrad beträgt ebenfalls 38 %.
Mit den Kammpolymeren PCE A und PCE C wurden Hydrolyseversuchsreihen in Zement und Gips durchgeführt. In der Versuchsreihe 1 (Beispiele 1 bis 19) wurde die Hydrolyse der PCE über die zugegebene Menge Base kontrolliert. In der Versuchsreihe 2 (Beispiele 20 bis 45) ist die Grundzusammensetzung der Probe konstant und die Hydrolyse wird über die Dauer der Hydrolysebehandlung kontrolliert.
D Versuchsreihe 1 : Kontrolle der Hydrolyse über die zugegebene NaOH Menge
Die Herstellung der Zusammensetzung gemäß Beispiel 1 wird nachfolgend beispielhaft beschrieben. Alle weiteren Proben wurden auf dieselbe Weise hergestellt. Die Versuchsbedingungen und Ergebnisse werden in den Tabellen 1 .1 und 1 .2 zusammengefasst. Tabelle 1 .1 fasst die Versuchsergebnisse mit Zementpasten zusammen. Tabelle 1 .2 enthält die Resultate der Gipspastenversuche.
Beispiel 1 : 0.51 g einer Lösung von PCE A (40.1 % Trockengehalt) werden in einem Becher mit 5.52 g Wasser gemischt. Dann werden 2.09 g einer 0.1 N NaOH Lösung zugegeben und gerührt. Der Becher wird mit einem Deckel verschlossen und für 20 Minuten in einem Ofen bei 65 °C gelagert. Danach wird der Becher aus dem Ofen genommen und 24.38 g kaltes Wasser werden zugegeben. Nun enthält der Becher die für den Zementpastentest benötigten 32.5 g Wasser, inklusive des behandelten Polymers. Diese Lösung wird unmittelbar nach ihrer Zubereitung für den Zementpastentest eingesetzt. Das resultierende Fließmaß ist in Tabelle 1 .1 angegeben.
Die Probe von Beispiel 5 wurde auf dieselbe Weise hergestellt, außer dass keine NaOH Lösung zugegeben wurde; d.h. keine Hydrolyse findet statt. Die Probe von Beispiel 6 enthält dieselbe Menge Polymer PCE A und Wasser, wurde aber nicht im Ofen gelagert und enthält keine NaOH Lösung. Beide Beispiele sind in den Tabellen als Vergleiche (V) gekennzeichnet.
Für die Zubereitung der Probe von Beispiel 1 1 wurde eine 1 .0 N NaOH Lösung eingesetzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Fließfähigkeit der Zement- und Gipszusammensetzungen über die Menge der zugesetzten Base eingestellt werden kann.
Tabelle 1.1 Zementpastenversuche
Tabelle 1.2 Gipspastenversuche:
Bsp. PCE TrockenPCE Wasser 0.1N Zeit Wasser Total Gips geh. (g) (g) NaOH bei (g) Fließmaß
65 °C (g)
(g) (mm)
(%) (min)
14 A 40.1 1.00 10.21 13.11 20 112.08 136.4 169
15 A 40.1 1.01 9.76 19.90 20 105.73 136.4 172
16 A 40.1 1.01 8.97 13.02 40 113.4 136.4 180
17 A 40.1 1.01 10.66 1N: 20 117.2 136.4 211
7.53
18 A 40.1 1.01 10.01 0 20 125.38 136.4 163
(V)
19 A 40.1 1.00 0 0 0 135.4 136.4 164
(V)
E Versuchsreihe 2: Kontrolle der Hydrolyse über die Dauer der Behandlung
Die Versuchsbedingungen und Ergebnisse sind in den Tabellen 2.1 und 2.2 zusammengefasst. Tabelle 2.1 fasst die Versuchsergebnisse mit Zementpasten zusammen. Tabelle 2.2 enthält die Resultate der Gipspastenversuche.
Die Herstellung der Probe von Beispiel 20 wird nachfolgend beispielhaft beschrieben. Die anderen Proben wurden auf dieselbe Weise hergestellt, außer dass die Dauer der Behandlungen variierte. Zuerst wird eine Stammlösung S1 hergestellt. Dazu werden 5.0 g einer Lösung von PCE A (40.1 % Feststoffgehalt) in einem Becher mit 5.254 g Wasser vermischt. Dann werden 25.0 g einer 1 .0 N NaOH Lösung zugegeben und gut gemischt. Diese Stammlösung wird zugedeckt um Verdampfung zu verhindern und bei 22 °C gelagert. Die Probe gemäß Beispiel 20 wurde zubereitet, indem nach 3 Minuten 4.00 g der Stammlösung in einen separaten Becher transferiert wurde. Dazu wird ein Tropfen einer Phenolphthalein Lösung als pH-Indikator gegeben. Die Lösung nimmt eine rosa Färbung an. Danach wird die für komplette Entfärbung benötigte Menge an 0.1 N HCl Lösung zugegeben. Anschliessend werden 2.90 g Wasser beigefügt. Die Gesamtmasse der Probe von Beispiel 20 beträgt nun 32.5 g.
Diese Lösung wird sofort nach ihrer Zubereitung für den Zementtest verwendet. Die Resultate der Zementtests sind in Tabelle 2.1 zusammengefasst. Die Probe von Beispiel 28 enthält dieselbe Menge an PCE A, 0.1 N HCl und Wasser, wurde aber nicht einer Hydrolysebehandlung unterzogen. Für die Beispiele 20 bis 27 wurde der Hydrolysegrad bestimmt, also das Verhältnis der Zahl der abgespaltenen Seitenketten zur Gesamtzahl Seitenketten des Ausgangspolymers. Dabei wurde die Zahl der Seitenketten über Titration der Säure mit 0.1 N NaOH ermittelt.
Tabelle 2.1 Zementpastenversuche:
Stam ÖlPCE FeststoffMenge (g) Wasser (g) 1 N NaOH (g) lösung gehalt (%)
S2 C 40 10.0 10.08 50.16
Probe Hydrolyse Menge von 0.1 N HCl Wasser (g) Total (g) Fließmaß
22 <C [min] S2 (g) (g) (mm)
29 3 4.00 25.3 3.2 32.5 1 12
30 17 3.99 25.2 3.31 32.5 128
31 40 3.99 25.1 3.41 32.5 132
32 87 4.01 25.1 3.39 32.5 139
33 170 3.99 24.9 3.61 32.5 144
34 300 4.00 24.7 3.8 32.5 152
35 400 4.00 24.7 3.8 32.5 151
36 1200 4.00 24.6 3.9 32.5 145
37 (V) 0 A:0.54 25.44 6.52 32.5 87
Tabelle 2.2 Gipspastenversuche:
Die Ergebnisse zeigen, dass die Fließfähigkeit der Zement- und Gipszusammensetzungen über die Dauer der Hydrolysebehandlung eingestellt werden kann. Mit einer erfindungsgemäßen Versuchsreihe kann ein optimales Fließverhalten ermittelt werden. Die graphische Darstellung in Figur 1 zeigt, dass im beispielhaften Zementpastenversuch ein hoher Fluss in einem optimalen Bereich erreicht werden kann, wenn weder zu wenige noch zu viele Seitenketten abgespalten werden.