"Verfahren zur Materialabtragung sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens"
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Materialabtragung über eine vorgegebene Abtragstiefe eines Werkstücks mittels Laserstrahl, der aus einem oder mehreren Teilstrahlen besteht, die jeweils eine definierte Strahlachse aufweisen, wobei die Achse des Laserstrahls oder die jeweiligen Achsen der Teilstrahlen gemeinsam entlang einer Abtragslinie mit einer vorgegebenen Verfahrgeschwindigkeit geführt wird und der Laserstrahl eine vorgegebene räumliche einen Poyntingvektor S definierende Energiestromdichte, mit einem Betrag lof(x) und einer Richtung s, aufweist, wobei die räumliche Energiestromdichte eine Abtragsfront, mit einem Scheitel als dem in Abtragsrichtung am weitesten fortgeschrittenen Teil der Abtragsfront, erzeugt, mit der eine Abtragskante erzeugt wird. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Das Laserschneiden ist ein etabliertes Verfahren zur Materialabtragung durch Schmelzen, bei dem die hergestellte Abtragstiefe die gesamte Dicke des Werkstücks erfasst. Beim Schneiden von Metallen ist die Abtragsfront schmelzflüssig und wird auch als Schneidfront bezeichnet. Unter den lasergestützten Fertigungsverfahren nimmt es in der industriellen Anwendung die führende Position ein. Aus Sicht des Anwenders ist die Steigerung der Produktivität des Verfahrens unter verbesserter Qualität eine anhaltende Forderung.
Es ist bekannt, dass für das Laserschneiden (im Bereich Makro-Anwendung für den Blechdickenbereich von 1mm bis 30 mm) ein Hochleistungs-CC^-Laser (10μ-Strahler) mit einer Wellenlänge der Strahlung von ca. 10 μm und mit einer Laserleistung von 1- 6 kW industriell eingesetzt werden. Darüber hinaus werden zum Laserschneiden auch Faserlaser und Scheibenlaser (1 μ-Strahler) mit einer Wellenlänge der Strahlung von ca. 1 μm und mit einer Laserleistung von 1- 8 kW eingesetzt. Gerade diese Strahlquellen bieten wirtschaftliche Vorteile und finden daher zunehmend Verwendung. Allerdings zeigt sich, dass die Schnittqualität am Werkstück z.B. von der verwendeten Strahlquelle (Faserlaser, Scheibenlaser 1 μ-Strahler, Gaslaser 10μ-Strahler) und z.B. von der zu schneidenden Blechdicke und der Verfahrgeschwindigkeit abhängt.
Daher müssen folgende wesentlichen Merkmale beim Schmelzschneiden zuverlässig erreicht werden:
Produktivität des Prozesses
Kürzere Bearbeitungszeiten und das qualitativ hochwertige Abtragen oder Trennen größerer Materialdicken sind grundlegende Forderungen. Daher werden zunehmend größere Laserleistung und Anlagen mit hochwertigen Antrieben in der Fertigung eingeführt. Die Entwicklung zielt darauf, die technischen Begrenzungen der Verfahrensführung zu erweitern.
Qualität der Schnittkante
Ebenheit und Rechtwinkligkeit sind neben Rauheit und anhaftendem Bart sowie der Bildung von Oxidschichten wesentliche Qualitätsmerkmale der Schnittkante. Die Prozesskette Schneiden-Schweißen ist ein Beispiel, an dem zu erkennen ist, welche Bedeutung die Qualität der Schnittkante für die Vorbereitung des Fügespalts hat. Um schlanke Schweißnähte - die keine Nacharbeit durch Schleifen und Richten erfordern - mit dem Laser herstellen zu können, ist ein Zuschnitt der zu fügenden Bauteile mit ebenen, rechtwinkligen sowie glatten, bart- und oxidfreien Schnittkanten erwünscht. Daher sind die folgenden Unterpunkte zu berücksichtigen:
Auf der Schnittkante entstehen mit zunehmender Blechdicke immer gröbere Riefen, die sich insbesondere im unteren Teil der Schnittkante (bzw. Abtragsfuge) zeigen. Dieses Problem tritt noch stärker bei großen Blechdicken auf.
Insbesondere bei kleiner und großer Vorschubgeschwindigkeit löst die Schmelze nicht vollständig von der Unterkante ab. Die anhaftende und dann erstarrende Schmelze bildet den unerwünschten Bart. Die Mechanismen der Entstehung eines solchen Barts-sind nur zu einem Teil verstanden.
Die Bildung von Rissen und Poren in der Schweißnaht kann durch oxidierte Fügekanten verursacht werden, wie sie beim Brennschneiden entstehen. Daher wird das Schmelzschneiden mit inertem Schneidgas eingesetzt, um oxidfreie Schnittkanten zu erhalten.
Die bekannten Techniken zum Schneiden von Metallen mit Laserstrahlung werden durch die beteiligten Mechanismen zur Einbringung der Schneidenergie eingeteilt in
Laserstrahlschneiden mit reaktivem Schneidgasstrahl Laserstrahlschneiden mit inertem Schneidgasstrahl
Beim Laserstrahlschneiden mit reaktivem Schneidgasstrahl (z.B. Sauerstoff, Pressluft) stellen der Laserstrahl und eine exotherme chemische Reaktion gemeinsam die Schneidenergie zur Verfügung. Techniken zum Laserstrahlschneiden mit reaktivem Schneidgasstrahl werden weiter dadurch unterschieden, ob der Laserstrahl dominant in der Schneidfuge wirkt (Laserstrahlbrennschneiden) oder zusätzlich auf der Oberseite des Bleches (abbrandstabilisiertes Laserstrahlbrennschneiden) eingestrahlt wird.
Beim Laserstrahlschneiden mit inertem Schneidgasstrahl (z.B. Stickstoff) bringt der Laserstrahl die Schneidenergie auf. Das Laserstrahlschneiden mit inertem Schneidgasstrahl wird durch die unterschiedlichen Mechanismen zum Beschleunigen/Austreiben der Schmelze weiter unterschieden. Zusätzlich zur Wirkung des Schneidgasstrahls kann die Verdampfung von schmelzflüssigem Material auftreten und die Schmelze beschleunigen. Mit zunehmender Vorschubgeschwindigkeit nimmt die antreibende Wirkung aufgrund der Verdampfung zu.
Beim Laserschneiden mit inertem Schneidgasstrahl werden drei Verfahrensvarianten unterschieden:
Laserstrahlschmelzschneiden:
Die Temperatur an der Oberfläche der Schmelze bleibt unterhalb der Verdampfungstemperatur und die Schmelze wird nur durch den Schneidgasstrahl ausgetrieben. Diese Verfahrensvariante wird im Bereich von Fein-, Mittel- und Dickblech industriell eingesetzt. Die Schmelze strömt dominant am Scheitel der Schneidfront - vor der Laserstrahlachse - aus. Qualitätsbegrenzend sind die Riefen- und Bartbildung.
Schnellschneiden:
Die Verdampfungstemperatur wird auf dem unteren Teil der Schneidfront überschritten und die austreibende Wirkung aufgrund des Schneidgases und des verdampfenden Materials sind vergleichbar. Die Schmelze strömt dominant im vorderen Bereich der Schneid-
front - rechts und links neben der Laserstrahlachse - aus. Diese Verfahrensvariante kann im Bereich von Fein- und Mittelblech angewandt werden. Qualitätsbegrenzend sind die Riefen- und Bartbildung.
Hochgeschwindigkeitsschneiden:
Die Verdampfungstemperatur wird nahezu auf der gesamten Schneidfront überschritten. Die antreibende Wirkung aufgrund der Verdampfung ist dominant. Die Schmelze strömt um die Laserstrahlachse herum und verschließt einen Teil der Schnittfuge im Nachlauf des Laserstrahles und wird dort durch die Wirkung des Schneidgases ausgetrieben. Diese Verfahrensvariante wird für Feinbleche angewandt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Materialabtragung über eine vorgegebene Abtragstiefe anzugeben, mit dem die Riefen- und Bartbildung minimierbar ist und die Laserstrahlung während des Abtrags optimal geformt wird. Nach dem Stand der Technik ist bekannt, dass die unsachgemäße Einstellung von Abtragsparametern (bzw. Schneidparametern) eine unnötig starke Zunahme der Riefenamplitude mit der Abtragstiefe bewirken kann. Beispiele sind ein zu kleiner Gasdruck, eine zu schmale Abtragsfuge (z.B. beim Feinschneiden) oder eine zu große Verfahrgeschwindigkeit. Die zentrale Aufgabe besteht darin, die Bildung von Riefen mit unnötig großer Amplitude zu vermeiden, die selbst nach sachgemäßer Anwendung der bekannten Maßnahmen nicht mehr verkleinert werden kann. Die Aufgabenstellung wird durch eine überraschende Beobachtung nach dem Stand der Technik begründet: bei der Anwendung von ausgewählten Strahlquellen zum Laserschneiden, wie z.B. dem 1μ-Strahler (Faserlaser, Scheibenlaser etc.), oder beim Schneiden großer Werkstückdicken treten große Riefenamplituden auf, die mit den bekannten Maßnahmen nicht vermieden werden können. Auch der bekannte Stand der Forschung gibt keinen erklärenden Hinweis darauf, welche Ursachen bzw. welcher Mechanismus die unerwünscht großen Riefenamplituden bewirkt.
Aus experimenteller Beobachtungen ist bekannt geworden, dass die unerwünschten, heute nicht vermeidbaren Riefen, typischerweise in einem Bereich, ab einer bestimmten Abtragstiefe (bzw. Schnitttiefe) von kleinen Werten der Riefenamplitude zu deutlich größeren Werten wechseln kann. Dieser Wechsel kann in einem Bereich der Schnitttiefe auftreten,
der im Vergleich zur Dicke des Werkstücks klein ist. Dieser Bereich kann während eines Schnittes in wechselnden Tiefen auf der Schnittkante (bzw. Abtragskante) auftreten.
Die zu lösende Aufgabe besteht daher darin, Verfahren anzugeben, mit denen die Auswirkungen dieses noch nicht bekannten Mechanismus zur Riefenbildung unterdrückt oder ganz vermieden werden können. Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Parameter anzugeben, die den noch nicht bekannten Wechsel von kleinen zu großen Werten der Riefenamplitude ab einer bestimmten Abtragstiefe (bzw. Schnitttiefe) bewirken.
Weiterhin soll eine Vorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens angegeben werden.
Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren zur Materialabtragung über eine vorgegebene Abtragstiefe eines Werkstücks mittels Laserstrahl, der aus einem oder mehreren Teilstrahlen besteht, die jeweils eine definierte Strahlachse aufweisen, wobei die Achse des Laserstrahls oder die jeweiligen Achsen der Teiistrahien gemeinsam entlang einer Abtragslinie mit einer vorgegebenen Verfahrgeschwindigkeit geführt wird und der Laserstrahl eine vorgegebene räumliche einen Poyntingvektor S definierende Energiestromdichte, mit einem Betrag lof(x) und einer Richtung s, aufweist, wobei die räumliche Energiestromdichte eine Abtragsfront, mit einem Scheitel als dem in Abtragsrichtung am weitesten fortgeschrittenen Teil der Abtragsfront, erzeugt, mit der eine Abtragskante erzeugt wird, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die jeweiligen Einfallswinkel α der Abtragsfront, die von den Nomnalenvektoren n auf der Abtragsfront und den Richtungen s der Poyntingvek- toren eingeschlossen sind, so eingestellt werden, dass sie einen Maximalwert αmaχ in einem vordefinierten Bereich um einen Scheitel der Abtragsfront nicht übersteigen, wobei das Überschreiten des Maximalwerts dadurch erfasst wird, dass ein Wechsel von kleiner Riefenamplitude in einem oberen Teil der Abtragskante zu einer großen Riefenamplitude in einem unteren Teil der Abtragskante auftritt.
Die Aufgabe wird auch gelöst durch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zur Materialabtragung mit einer einen Laserstrahl, der aus einem oder mehreren Teilstrahlen besteht, erzeugenden Einrichtung, wobei der Laserstrahl oder die jeweiligen Teilstrahlen eine definierte Strahlachse aufweisen, und mit Einrichtungen, mittels denen die Achse des Laserstrahls oder die jeweiligen Strahlachsen gemeinsam entlang der Abtragslinie mit ei-
πer vorgegebenen Verfahrgeschwindigkeit derart führbar sind, dass die räumliche Energiestromdichte eine Abtragsfront, mit einem Scheitel als dem in Abtragsrichtung am weitesten fortgeschrittenen Teil der Abtragsfront, erzeugt, mit der eine Abtragskante hergestellt wird, und der Laserstrahl so eingestellt ist, dass er eine vorgegebene räumliche einen Poyntingvektor s definierende Energiestromdichte aufweist, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Einrichtungen vorgesehen sind, mit denen die jeweiligen Einfallswinkel α der Abtragsfront, die von den normalen Vektoren n auf der Abtragsfront und den Poynting- vektoren s eingeschlossen sind, so einstellbar sind, dass sie einen Maximalwert in einem vordefinierten Bereich um einen Scheitel der Abtragsfront nicht übersteigen.
Eine bevorzugte verfahrensgemäße Maßnahme liegt darin, dass die Riefenamplitude in dem unteren Teil der Abtragsfuge in zunehmendem Maße verkleinert wird, indem die jeweiligen Einfallswinkel α in einem Bereich mit einer größeren Entfernung vom Scheitel der Abtragsfront den Maximalwert αmax nicht übersteigen.
Bevorzugt werden bei den verfahrensgemäßen Maßnahmen die Einfallswinkel dadurch eingestellt, dass der Poyntingvektor S laserintem oder laserextern mit einer strahlformenden Optik gedreht wird. Eine laserinterne Einstellung des Poyntingvektors S ist dann heranzuziehen, wenn z.B. die Schneidaufgabe einen zu kleinen Arbeitsabstand zwischen der strahlformenden Optik und dem Werkstück erfordert und deshalb eine laserexterne Vorrichtung nicht vorteilhaft anwendbar ist, während eine laserexterne Drehung dann anzuwenden ist, wenn z.B. häufig wechselnde Schneidaufgaben mit einer Vorrichtung zu erledigen sind und eine stets anzupassende Einstellung von Parametern einer laserinternen Optik zu aufwendig ist oder wenn die Funktion des Lasers (z.B. dessen zeitliche Stabilität) beeinträchtigt wird oder wenn die Belastung der zusätzlichen oder modifizierten optischen Komponenten durch die Laserstrahlung bei der laserinternen Drehung zu groß ist.
Die Einfallswinkel α können dadurch eingestellt werden, dass mit einer laserintern oder laserextern strahlformenden Optik der Poyntingvektor S auf der Abtragsfront gedreht wird und dass als strahlformende Optik gasförmige und/oder fluide Medien verwendet werden. Eine alternative Möglichkeit besteht darin, dass die Einstellung der Einfallswinkel α dadurch erfolgt, dass mit einer laserintern oder laserextern strahlformenden Optik die Wirkung erzielt wird, dass der Poyntingvektor S auf der Abtragsfront gedreht wird und dass
als strahlformeπde Optik diffraktive, refraktive, reflektierende oder/und streuende Optiken verwendet werden.
Die Einfallswinkel α können auch dadurch eingestellt werden, dass die Verteilung des Betrages lof(x) der räumlich variierenden Energiestromdichte mit größerem Durchmesser eingestellt wird. Ein Beispiel zum Vergrößern des Durchmessers ist das Einstellen einer Fokuslage oberhalb des Werkstücks oder unterhalb.
Die Erfinder haben erkannt, dass beim Abtragen, d.h. während die Abtragsfuge entsteht, eine innere Instabilität für die Bewegung der Abtragsfront existiert, die zu Schwankungen der Breite der Abtragsfuge und zu den Riefen im Bereich der Abtragskante (Schnittkante) an dem Werkstück führen.
Daher wird mit den vorstehend angegebenen Maßgaben eine Kontrollgröße
dq,
• = 9(α) dx
mit qA = μA(μ)lof (X)1 μ = cos(α) angegeben, wobei αmax = α den Übergang zur Instabilität angibt. An den Orten auf der Abtragsfront, wo die Einfallswinkel α einen maximalen Wert amax < α übersteigen, ist der Ab- tragsprozess instabil. Der Kosinus μ des Einfallwinkels α ist das Skalarprodukt
μ = s(x)- n(x)
aus dem Einheitsvektor in Richtung s des Poyntingvektors und dem Normalenvektor n auf der Abtragsfront. Der Absorptionsgrad der Laserstrahlung auf der Abtragsfront hängt von dem Einfallswinkel ab und wird mit A(μ) bezeichnet. Die Intensität, das ist der Betrag des zeitlich gemittelten Poyntingvektors S, der Laserstrahlung wird durch einen Maximalwert Io und eine räumliche Verteilung f(x) (0<f<1) angegeben. Die Größe x bezeichnet den Abstand der durch Schwankungen gestörten Abtragsfront von ihrem ungestörten Wert x=0. Insbesondere hängt die geometrische Form der Abtragsfront und damit der Normalenvektor n auf der Abtragsfront von einem vorgegebenen Betrag lof(x) des Poyntingvektors S ab.
Erfindungsgemäß wird daher der Einfallswinkel zeitlich (α(t)) so eingestellt, dass Om
3x > α(t) für alle Zeiten t gilt. Hierdurch ergeben sich keine groben Riefen aus der Anfachung (bzw. Instabilität) und die Riefenamplitude nimmt den minimal möglichen Wert an, der nur nach einer unvermeidbaren Schwankung der fest eingestellten Abtragsparameter verursacht wird. Als Konditionierungsmaßnahme wird ein Wechsel — der auch als sprunghafter Anstieg auftreten kann - der Riefenamplitude im Bereich der Abtragsfront herangezogen mit li < d, wobei
die Tiefe des Übergangs zur Anfachung von Riefen kleiner Amplitude aufgrund unvermeidbarer Schwankungen zu Riefen großer Amplitude aufgrund der Anfachung (bzw. Instabilität) angibt und d die Abtragstiefe von der Oberseite des Werkstücks aus (maximal die Dicke des Werkstücks) angibt, so dass gilt: a
max > α .
Der Einfallswinkel α, wie er vorstehend angegeben ist, ist gegeben durch:
α = α[s ■ n])
mit s = Einheitsvektor in Richtung des Poyntingvektors S , JsJ = 1 [SJ = Betrag des Poyntingvektors n = Normalenvektor, ]nj = 1
Nach der Erfindung werden für das Einstellen der Einfallswinkel folgende Punkte berücksichtigt:
es wird ein vollständiger 2-dimensionaler Phasenraum ausgenutzt, der durch Betrag und Richtung der Poyntingvektoren in dem Laserstrahl aufgespannt wird es werden Betrag und Richtung der Poyntingvektoren unabhängig voneinander eingestellt es werden bewusst große Werte von M2 eingestellt, also M2 > 1 , wobei M2 = 1 die physikalische Grenze für die beste Qualität der Laserstrahlung kennzeichnet es werden bewusst große Werte des Strahlradius W0 eingestellt, es wird bewusst ein großer Betrag der Aberration eingestellt, da erkannt wurde, dass mit diesen Maßnahmen die Werte für den Einfallswinkel verkleinert werden.
Im Gegensatz dazu werden nach dem Stand der Technik Variationen/Änderungen der Verfahrensparameter nur in einem näherungsweise 1-dimensioπalen Phasenraum durchgeführt, beispielsweise Variationen der Schneidparameter oder Variationen der Parameter der Optik, mit der Maßgabe, dass der physikalische Idealwert M2 = 1 für die Qualität der Laserstrahlung möglichst gut erreicht werden soll und der Strahlradius w0 klein sein soll und darüber hinaus keine Aberration vorliegen soll. Die Maßgabe M2 = 1 stellt einen festen Zusammenhang von Betrag und Richtung des Poyntingvektors für ein räumlich dreidimensionales Strahlungsfeld dar. Wird die Maßgabe etwa wegen technischer Unvollkommenheit nicht nur näherungsweise, sondern ideal ausgeführt, dann bewirkt sie eine Einschränkung auf einen 1-dimensionalen Phasenraum.
Soweit in diesen Unterlagen von "Anlage" bzw. „anlagenspezifischen" Eigenschaften gesprochen wird, so sind darunter die Gesamtheit der Komponenten zur Durchführung des Verfahrens bzw. die spezifischen Eigenschaften der Gesamtheit von Komponenten zu verstehen, die z.B. eine Strahlquelle, eine Handhabungsmaschine und Komponenten zur Gasstrahlführung umfassen. Bei einem zeitlichen Auftreten von anlagenspezifischen Schwankungen der Einfallswinkel α sollten die verursachenden Schwankungsamplituden der Abtragsparameter verkleinert werden, so dass gilt
CCmax > α + Δα(t)
Als Abtragsparameter werden Laserleistung, Intensitätsverteilung, Gasdruck und/oder Richtung und Betrag der Verfahrgeschwindigkeit des Laserstrahls bzw. dessen Achse berücksichtigt. Auch bei an der Anlage fest eingestellten Werten der Abtragsparameter treten stets technisch unvermeidbare Schwankungen dieser Werte auf.
Die vorstehende Vorschrift αmax > α + Δα(t) sagt aus, dass technisch unvermeidbare Schwankungen der fest eingestellten Werte für die Abtragsparameter so groß sind, dass sie zu Schwankungen Δα des eingestellten Einfallswinkels α führen und dadurch der zulässige Wert αmax des Einfallswinkels α(t) = α + Δα(t) während des Schneidens durch die zu große Schwankungsbreite Δα(t) überschritten wird; dadurch wird der maximale Einfallswinkel αmaχ überschritten und die Anfachung wird erzeugt.
Soweit in diesen Unterlagen von "Anfachung" gesprochen wird, so ist darunter die Auswirkung zu großer Einfallswinkel, die eine Instabilität in Form einer wellenförmigen Bewegung der Abtragsfront mit zunehmender Wellenamplitude bewirken, zu verstehen.
Es hat sich gezeigt, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die herkömmlichen Techniken insbesondere zum Abtragen von Metallen von einem Werkstück bis hin zum vollständigen Trennen von Werkstücken (Schneiden) mit Laserstrahlung so verbessert werden, dass ein Qualitätsschnitt mit kleinen Riefenamplituden und im Wesentlichen ohne Bartbiidung beim Schneiden größerer Blechdicken und mit größeren Schneidgeschwindigkeiten erreicht werden kann.
Bei bisher bekannten Verfahren ohne bewusst eingestellte Modulation werden nämlich die Parameter zum Abtragen aus Erfahrungen zur zeitlich gemittelten Energiebilanz an der Schneidfront abgeleitet. Die Riefen sind nahezu räumlich-periodische Schwankungen des Profils der Schnittkante und Folge dynamischer Vorgänge beim Schneiden. Demnach ist eine dynamische Aufgabenstellung zu lösen.
Alle bekannten Verfahren mit Modulation der Schneidparameter führen nicht zur gewünschten Verkleinerung von Riefenamplituden; sie zielen dominant auf eine Vermeidung von Bart bei kleinen Verfahrgeschwtndigkeiten, wie sie beim Schneiden von Konturen auftreten, eine größere Schneidgeschwindigkeit und eine größere schneidbare Materialdicke bei unveränderter Qualität der Schnittkante.
Mit der Erfindung werden Parameter angegeben, mit denen die axial laufenden Wellen aufgrund unvermeidbarer Schwankungen der Schneidparameter gedämpft und nicht angefacht werden, also eine neue - bisher noch nicht gelöste — dynamische Aufgabenstellung gelöst wird.
Die Erfindung nutzt die Erkenntnis aus, dass Riefen erzeugt werden, weil Abtragsschwankungen aufgrund unvermeidbarer Schwankungen der Parameter des Schneidens entweder durch eine innere Instabilität angefacht werden oder weil die unvermeidbaren Schwankungen in einem Frequenzintervall liegen, das zu besonders großen Amplituden von Abtragsschwankungen führt, und die Amplituden der unvermeidbaren Schwankungen zu groß sind. Diese innere Instabilität ist bis heute unbekannt und wurde durch die Erfinder
erstmals als relevante Größe für die Riefeπbildung zugeordnet und für die Verbesserung der Qualität des Abtragens bzw. des Schneidens genutzt.
Die Erfinder haben somit erkannt, dass der Übergang von gedämpften zu angefachten Abtragsschwankungen aufgrund äußerer Schwankungen insbesondere von dem lokalen Einfallswinkel α der Strahlung, dem Maximalwert I0 der Intensität im Laserstrahl und der räumlichen Verteilung f(x) der Intensität im Laserstrahl abhängen.
Der Übergang zu angefachten Abtragsschwankungen tritt dann auf, wenn der- Einfallswinkel α der Strahlung zu groß eingestellt wird, der Maximalwert Io der Intensität im Laserstrahl zu groß eingestellt wird und die Verteilung f(x) in Richtung x senkrecht zur Absorpti- ons- bzw. Schneidfront zu stark abfallend eingestellt wird, nämlich df(x)/dx<c<0.
Der in Rede stehende Einfallswinkel α der Abtragsfront, der von dem jeweiligen Normalenvektor n auf der Abtragsfront und der Richtung s des entsprechenden Poyntingvektors eingeschlossen ist, kann dadurch eingestellt werden, dass eine Aberration der optischen Abbildung in der Optik vergrößert wird.
Die Aberration in der Optik kann durch refraktive (z.B. Linsen), reflektierende (z.B. Spiegel), diffraktive (z.B. Blenden) und streuende (z.B. Partikel) Optiken vergrößert werden. Refraktive Optiken werden für kleine Laserleistung angewandt (z.B. <6kW beim CO2 Laser). Reflektierende Optiken werden vorteilhaft zur Strahlformung von großer Laserleistung angewandt, wenn die Belastung refraktiver Optiken durch Erwärmung aufgrund von Absorption zu unerwünschten Aberrationen oder sogar zur Zerstörung der optischen Elemente führen. Diffraktive Optiken werden vorteilhaft angewandt, wenn große Ablenkwinkel erzeugt werden sollen oder wenn nur Randbereiche der Laserstrahlung geformt werden sollen.
Die Aberration in der Optik kann dadurch vergrößert werden, dass die Aberration in der Optik erreicht wird, indem eine Kombination aus einer Konkav- und Konvexlinse eingesetzt wird. Eine solche Optik ist dahingehend vorteilhaft, dass besonders große Werte für den Betrag der Aberration eingestellt werden können. Mit der die Aberration erzeugenden Kombination der Linsen kann gleichzeitig die Kollimation und/oder die Fokussierung der
Laserstrahlung durchgeführt werden, so dass der konstruktive Aufwand gering gehalten werden kann.
Die Aberration in der Optik kann auch dadurch vergrößert werden, dass optische Elemente mit asphärischen Flächen eingesetzt werden. Hierbei können die optischen Elemente als Axikon oder als Fresnellinse ausgeführt werden. Ein Axikon ist dann zu bevorzugen, wenn eine ringförmige Verteilung f(x) mit im Bereich der Abtragsfront ansteigenden Werten eingestellt werden soll, während eine Fresnellinse einen Vorteil dann bietet, wenn große Ablenkwinkel erreicht werden sollen.
Die Aberration in der Optik kann auch durch laserinterne oder laserexterne Gradientenin- dexoptiken, die z.B. als Gradientenindexfasern oder Gradientenindexlinsen ausgeführt werden können, erzeugt werden.
Damit der Betrag der Aberration einstellbar ist, wird die Optik als adaptive Optik ausgeführt.
Unter Vorgabe, dass die Laserstrahlung einen Betrag Io f(x) der räumlich variierenden E- nergiestromdichte mit einem Maximalwert I0 und einer Verteilung f(x) (0<f<1) hat, wird der Einfallswinkel eingestellt, indem die Breite der Verteilung f(x) mit der vordefinierten Abtragstiefe monoton ansteigend eingestellt wird.
Darüber hinaus sollen die Einfallswinkel entlang des Scheitels auf der Abtragsfront eingestellt werden, indem mit einer Strahlformung innerhalb oder außerhalb eines Laserresona- tors ein elliptischer Strahlquerschnitt erzeugt wird, wobei die große Halbachse in die Richtung der Abtragslinie zeigt, wobei der Scheitel der Abtragsfront als der in Abtragsrichtung am weitesten fortgeschrittene Teil der Abtragsfront definiert ist. Mit dieser Maßnahme wird ausgenutzt, dass die Anfachung nur in einer Umgebung des Scheitels vermieden wird, wo die größten Wellenamplituden durch die Anfachung auftreten, und dass die Anfachung außerhalb dieser Umgebung, wo kleinere Wellenamplituden durch die Anfachung auftreten, bewusst zugelassen wird.
Unter Vorgabe, dass die Laserstrahlung einen Betrag Io f(x) der räumlich variierenden E- nergiestromdichte mit einem Maximalwert I0 und einer Verteilung f(x) (0<f<1) hat, wird der Einfallswinkel eingestellt, indem durch eine strahlformende Optik innerhalb oder außerhalb
eines Laserresonators die Randbereiche der Verteilung f(x), wo kleine Werte räumlich variierender Energiestromdichte vorliegen, so stark unterdrückt (ausgeblendet oder umverteilt) werden, dass kein Abtrag stattfindet. Mit dieser Maßnahme werden unnötig kleine Einfallswinkel vermieden, die insbesondere im Randbereich der Verteilung auftreten können.
Zur Einstellung des Einfallswinkels können mehrere Laserstrahlen angewandt werden o- der es kann mit einer strahlteilendeπ Optik ein Laserstrahl in mehrere Strahlteile aufgeteilt werden, indem die Teiistrahlen mit unterschiedlichen Fokustiefen eingestellt werden und die Teilstrahlen mit zunehmender Fokustiefe mit einem kleineren Strahlradius und einer größeren Rayleighlänge und/oder einer größeren Leistung eingestellt werden. Eine solche Maßnahme hat den Vorteil, dass die Anfachung auch dann vermieden wird, wenn eine besonders steile Abtragsfront hergestellt werden soll, und sollte dann ergriffen werden, wenn große Werkstücksdicken abgetragen werden oder eine große Verfahrgeschwindigkeit erreicht werden soll. Der größere technische Aufwand, mehrere Laserstrahlen anzuwenden, die z.B. mit mehreren Laserstrahlquellen und damit unabhängig und ohne Phasenbeziehung erzeugt werden, ist vorteilhaft, da eine inkohärente Überlagerung der jeweiligen Wellenfelder nutzbar wird und die gewünschte Einstellmöglichkeit für die beiden Freiheitsgrade Betrag und Richtung der Poyntingvektoren S auf der Abtragsfront erreicht werden kann.
Um die Anfachung zu vermeiden, wenn große Werkstückdicken abgetragen werden und eine große Verfahrgeschwindigkeit erreicht wird, sollte der Einfallswinkel eingestellt werden, indem zusätzlich die Position der Strahlachse der Teilstrahlen mit zunehmender Fokustiefe monoton entgegen der Abtragsrichtung versetzt eingestellt wird.
Unter Vorgabe, dass die Laserstrahlung einen Betrag lof(x) der räumlich variierenden E- nergiestromdichte mit einem Maximalwert I0 und einer Verteilung f(x) (0<f<1) hat, wird die Verteilung f(x) weniger stark abfallend oder sogar ansteigend auf der Abtragsfront eingestellt, wodurch die Einfallswinkel verkleinert werden. Hierbei sollte vorzugsweise der räumlich mit x abfallende Teil der Verteilung f(x) schwächer abfallend (z.B. verbreiterte Gauß- verteilung) eingestellt werden. Hier ist unter Laserstrahlung auch das Zusammenwirken
mehrerer Teilstrahien zu verstehen und die Verteilung beschreibt dann die Superposition mehrerer Teilstrahlen.
Um die Riefenamplitude in dem unteren Teil der Abtragskante weiter zu verkleinem, muss der vordefinierte Bereich, in dem der Einfallswinkel kleiner als der maximal zulässige Wert eingestellt wird, eine größere Entfernung vom Scheitel umfassen. Dies wird erreicht, indem der räumlich mit x abfallende Teil der Verteilung f(x) konstant, also TopHat-fönmig, eingestellt wird.
Falls gefordert ist, dass die Riefenamplitude in dem unteren Teil der Abtragsfuge den kleinsten Wert erreicht, dann sollte der vordefinierte Bereich die größte Entfernung vom Scheitel umfassen. Dies wird erreicht, indem die räumliche Verteilung f(x) im Bereich der Abtragsfront räumlich ansteigend und demzufolge ringförmig eingestellt wird.
Die Verteilung f(x) der räumlich variierenden Energiestromdichte kann eingestellt werden, indem ein oder mehrere Axikon(s) zur Strahlformung eingesetzt werden. Die Einstellung kann auch dadurch vorgenommen werden, dass Optiken, die Aberrationen erzeugen, verwendet werden, und die vorstehend erwähnt sind.
Die thermische Emission der heißen Oberfläche des Schmelzfilms im Bereich der Schneidfront und einer gegebenenfalls auftretenden Hinterschneidung und die Reflexionen einer zusätzlichen Beleuchtungsquelle können mit einer Kamera aufgenommen werden, um die Anfachung in axialer Richtung laufender Wellen während der Bearbeitung festzustellen und auszuwerten.
Eine derartige Beleuchtungsquelle wird der Oberkante der Schneidfront zugeordnet und die thermischen Wirkungen eines Vorheizens der Oberfläche des Werkstoffes werden bestimmt, um dann die Position der Abtragsfront an der Oberkante festzustellen. Die so festgestellte Position der Abtragsfront an der Oberkante geht in die Bestimmung des Einfallwinkels ein.
Die Ausdehnung des intensiv leuchtenden Bereiches der Kameraaufnahmen und die Intensität des Messsignals werden ausgewertet, um die tatsächlich resultierende geometrische Form der Schneidfront zu überwachen, indem sie mit den vor dem Schneiden gemessenen Werten der speziell geformten Laserstrahlung abgeglichen werden, um da-
durch die tatsächlich mit der Einstellung erreichten Werte für den Einfallswinkel α sowie zusätzlich die Effizienz der Steuerung zu überwachen.
Im Rahmen der Überwachung kann die thermische Emission der heißen Oberfläche des Schmelzfilms mit einer Photodiode erfasst werden; der intensiv leuchtende Bereich und die Intensität des Messsignals werden auch qualitativ durch ein räumlich gemitteltes Signal der Photodiode erfasst.
Bevorzugte Ausführungsformen des Verfahrens ergeben sich aus den abhängigen Verfahrensansprüchen 2 bis 31.
Bevorzugte Ausführungsformen der Vorrichtung ergeben sich aus den abhängigen Vor- richtungsansprücheπ 33 bis 46.
Nachfolgend werden einige allgemeine Betrachtungen, insbesondere zu den gegebenen Geometrien im Bereich des Abtrags an einem Werkstück, sowie Ausführungsbeispieie der erfindungsgemäßen Vorrichtung angegeben, wozu auf die Zeichnungen Bezug genommen wird. In den Zeichnungen zeigt
Figur 1 einen Abtrag entlang einer Abtragslinie I-l in Figur 2, um die geometrischen
Gegebenheiten, die bei der Erfindung Berücksichtigung finden, zu erläutern,
Figur 2 eine schematische, perspektivische Darstellung eines Materialstücks, an dem mittels Laserstrahlung unter Materialabtragung eine Abtragskante entlang einer Abtragslinie gebildet ist,
Figur 3 eine Darstellung der Phasenflächen, des Taillenradius eines fokussierten
Laserstrahls und dessen Strahlachse anhand eines Gaußstrahls,
Figur 4 eine schematische Darstellung eines Beispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit den wesentlichen, optischen Komponenten, wobei das Detail "A" vergrößert dargestellt ist, und
Figur 5 einen gegenüber der Figur 4 geänderten Aufbau der Vorrichtung, bei dem
Axikons eingesetzt sind.
Wie erläutert wurde, sollten unnötig große Schwankungen der Abtragsparameter, die über das Maß unvermeidbarer Schwankungen hinausgehen und sich im Riefenbiid widerspiegeln, als vermeidbare Schwankungen identifiziert werden und zumindest verkleinert werden.
In Figur 2 ist schematisch ein mittels Laserstrahl erzeugter Schnitt 1 entlang einer Abtragslinie l-l (Bezugszeichen 2) in einem Werkstück 3 gezeigt. Ein Abtrag des Materials in dem Schnitt 1 wird durch Aufschmelzen, eventuell auch Verdampfen, des Werkstückmaterials unter Unterstützung eines den Laserstrahl ummantelnden Gasstrahles vorgenommen. Der Gasstrahl kann in Bezug auf das Werkstückmaterial reaktiv oder auch inert sein.
Der Schnitt 1 ist eine Schnittfuge mit zwei Schnittkanten bzw. Abtragskanteπ 4 (nur eine ist in dem "Halbschnitt" der Figur 2 zu sehen) und einer Abtragsfront 11. Üblicherweise zeigen die Abtragskanten bzw. Schnittkanten 4 mehr oder weniger prägnant ausgeprägte Riefen 6 und eventuell einen Bart 7 an der Schnittunterkante 8 auf der Werkstückunterseite 9.
Riefen 6 und Bart 7 erfordern gegebenenfalls eine Nachbearbeitung und sollten vermieden oder zumindest verringert werden.
Anhand der Figur 1 werden hierzu einige theoretische Überlegungen vorgenommen, die einen Schnitt entlang einer Abtragslinie l-l in Figur 2 in der Mitte des Schnittes 1 darstellen.
Ein Bruchteil der Teilintensität Δl eines Laserstrahls mit der Strahlachse 10 wird absorbiert und schmilzt das Material des Werkstücks 3 auf. Die schmelzflüssige Abtragsfrbnt 11 wird nun mit einer Geschwindigkeit Vp in x-Richtung bewegt. In den angegebenen Koordinaten gibt „z", ausgehend von einer Werkstückoberseite 12, den jeweiligen Auftreffort der Teilintensität Δl in der Trenn- bzw. Schnittfuge des Schnitts 1 an. Die Bewegung der schmelzflüssigen Abtragsfront 11 , auch als Scheitel bezeichnet, ist damit abhängig von der absorbierten Energiestromdichte qA des Laserstrahls. Die absorbierte Energiestromdicht qA ihrerseits ist abhängig vom Einfallswinkel α der Strahlachse 10 des Laserstrahls auf der Abtragsfront 11 und vom Absorptionsgrad A, der von der verwendeten Laserwellenlänge λ und vom Kosinus des Einfallswinkels α abhängig ist.
Es ist anzumerken, dass in den nachfolgenden Betrachtungen die Verwendung eines Einfallswinkels α der Laserstrahlachse 10 des fokussierten Laserstrahls 13 nur eine Näherung darstellt. Richtigerweise muss nämlich vom Winkel der Normalen ph auf der jeweiligen Phasenfläche im Laserstrahl (Poyntingvektor) ausgegangen werden (siehe Figur 3).
Einen Zusammenhang zwischen den Phasenflächen 15a, 15b, 15c,..., dem Taillenradius W0 eines fokussierten Laserstrahls 13 und der Strahlachse 10 zeigt nun die Figur 3 anhand des Gaußstrahles O-ter Ordnung. Gaußstrahlen höherer Ordnung, wie sie oftmals in der Materialbearbeitung verwendet werden, zeigen allerdings nicht mehr diese einfache Darstellung.
Wie wiederum Figur 2 zeigt, sind entlang der Abtrags- bzw. Schneidkante 4 Riefen 6 mit kleinen Riefenamplituden im oberen Teil, d. h. zur Werkstückoberseite 12 hin, zu beobachten und mit dem Bezugszeicheπ 14 bezeichnet. Im unteren Teil zeigen sich dagegen unter bestimmten Umständen große Riefenamplituden, die mit dem Bezugszeichen 15 bezeichnet sind, d. h. im Bereich zu der Werkstückunterseite 9 hin.
Die Grenze eines vordefinierten Bereichs ist in Figur 2 mit dem Bezugszeichen 16 bezeichnet, wobei es sich bei diesem vordefinierten Bereich um den Bereich handelt, in dem axial laufende Wellen (Bezugszeichen 5) zu beobachten sind, die in der schmelzflüssigen Abtragsfront 11 hervorgerufen werden.
Mit dem Bezugszeichen 17 ist die halbe Breite des mit der Laserstrahlung erzeugten Schnitts 1 angegeben, während das Bezugszeichen 18 die Abtragstiefe bezeichnet.
Wie Figur 1 zeigt, wird der Kosinus cos(α)=s*n des Einfallwinkels α aus dem Skalarpro- dukt des Einheitsvektors s des Poyntingvektor S = l(x) s und des Normalenvektors n auf der Absorptionsfront 11 gebildet.
Es wird daran erinnert, dass, wie einleitend ausgeführt ist, die Erkenntnis gewonnen wurde, dass grobe Riefen aufgrund einer inneren Instabilität des Abtragens bzw. Schneidens entstehen. Die Kontrollvariable für den Übergang zur Instabilität bzw. zur Anfachung von Abtragsschwankungen kann angegeben werden. Weiterhin wurde festgestellt, dass Riefen beim Abtragen sowohl mit einem 10μ-Strahler als auch mit einem 1 μ-Strahler aufgrund desselben Mechanismus entstehen.
Riefen entstehen grundsätzlich aufgrund von Schwankungen der Parameter des Schneidens (Laser- und Maschinenparameter), die Schwankungen der Abtragsgeschwindigkeit (Abtragsschwankungeπ) hervorrufen.
Der Übergang zur Anfachung ist ein Wechsel von gedämpftem Antwortverhalten der Schneidfrontbewegung zur Instabilität bzw. ein nahezu sprunghafter Wechsel von gewünscht kleiner zu unerwünscht großer Sensitivität der Abtragsschwankungen auf äußere Schwankungen der Schneidparameter.
Die physikalische Größe |dqA(x, z, t)/dx| ist eine Kontrollvariable für den Übergang von gedämpftem Antwortverhalten der Schneidfrontbewegung zur Instabilität. Um die Amplituden der Riefenbildung zu verkleinern wird erfindungsgemäß der Übergang zur Anfachung vermieden. Um den Übergang zur Anfachung zu vermeiden, wird die Kontrollvariable |dqA(x, z, t)/dx| eingestellt bzw. verkleinert.
Die Kontrollvariable hängt u. a. von dem Absorptionsgrad und damit von der Wellenlänge der Laserstrahlung ab. Der typische Wert der Kontrollvariable ist für den 10μ-Strahler um bis zu einem Faktor vier kleiner als beim 1 μ-Strahler, so dass der Effekt zu großer Einfallswinkel beim technisch und wissenschaftlich besser untersuchten 10μ-Strahler nur in technisch uninteressanten Grenzfällen auftreten kann und daher sowohl der Effekt des Übergangs zur Instabilität als auch die Kontrollvariable für den Übergang nicht bekannt sind.
Neu ist, dass die Lösung der konkreten Aufgabenstellung daraus abzuleiten ist, dass nach Überschreiten des Übergangs zur Instabilität eine zu vermeidende, zeitlich schnell variierende Bewegung der Abtragsfront zurück in die stationäre Position aus unvermeidbaren Schwankungen bzw. Abweichungen von der stationären Form der Abtragsfront auftritt. Die Abweichung der Geschwindigkeit vp(x, z, t) von der Verfahrgeschwindigkeit, die mit dem Betrag der Kontrollvariable monoton anwächst, und damit die Zeitdauer TReiaxatιon. mit der eine unvermeidbare Abweichung der Frontposition in die stationäre Position zurückkehrt, ist wesentlich und die Abtragsparameter werden erfindungsgemäß so eingestellt, dass die Abweichung der Geschwindigkeit vp(x, z, t) kleine Werte annimmt und damit die Zeitdauer für die Relaxation TReiaχation größer wird als die Zeitdauer TaUsstöm für das Ausströmen der Schmelze über die gesamte Schnitttiefe.
Figur 4 zeigt schematisch eine Vorrichtung, um das beschriebene erfindungsgemäße Verfahren vorzunehmen. Diese Vorrichtung dient dazu, eine Materialabtragung über eine vorgegebene Abtragsttefe zu erreichen.
Die Vorrichtung umfasst als Strahlquelle optional einen Laser mit fasergeführter Laserstrahlung, allgemein mit dem Pfeil 20 angedeutet. Die von dem Laser 20 bzw. der Faseroptik abgegebene Strahlung, wobei die Strahlachse mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet ist, wird über eine Kollimationsoptik 21 kollimiert und der kollimierte Laserstrahl 22 wird einer Aberrationsoptik 23, die in der gezeigten Ausführungsform aus konkav-konvexen Optiken zusammengesetzt ist, zugeführt.
Die von der Aberrationsoptik 23 abgegebene Strahlung wird dann über eine Fokussierop- tik 24 auf ein nicht näher dargestelltes Werkstück fokussiert, wobei der Fokussierbereich vergrößert als Detail "A" dargestellt ist. Anhand dieses Details "A" ist der Fokus mit aber- riertem Strahl um eine angedeutete Ebene 25 herum zu erkennen.
Diese Kollimations- und Fokussieroptiken 21 , 24 können als ein- oder mehrlinsige Systeme ausgeführt werden. Auch kann die Aberrationsoptik 23 aus anderen Kombinationen von Konkav- und Konvexflächen ausgeführt werden und transmissive Optiken könnten auch durch reflektive und/oder diffraktive, aber auch durch diffusive Optiken, ersetzt werden. Auch ist es möglich, Fokussieroptik und/oder Koüimationsoptik und Aberrationsoptik in ein optisches System zusammenzulegen.
Figur 5 zeigt eine Ausführung, bei der die Aberrationsoptik 23 der Figur 4 durch zwei Axi- kons 26, 27 aufgebaut ist. Diese Axikons besitzen gleiche Winkel der Mantelflächen, die zueinander hinweisend orientiert sind. Die Fokussieroptik 28 der Figur 5 ist durch eine einzelne Linse schematisch dargestellt.
Die Axikons 26, 27 der Aberrationsoptik der Figur 5 können gleiche oder ungleiche Winkel der Mantelflächen, getauschte Orientierungen bezüglich der Ausbrertungsrichtung der Laserstrahlung, haben. Auch können ein Axikon oder mehr als zwei Axikons eingesetzt werden. Weiterhin können Axikons verwendet werden, die gekrümmte Flächen besitzen, oder auch solche, die als reflektive Optiken ausgeführt sind.