Axialkraftaufnehmer
Die Erfindung betrifft einen Axialkraftaufnehmer mit einem zur Krafteinleitungsachse rotationssymmetrischen, eine Messfeder bildenden Verformungskorper und mit paarweise in Bereichen entgegengesetzt gerichteter Dehnung angeordneten, zu einer elektrischen Widerstandsbrucke geschalteten Dehnungsmessstreifen.
Derartige Axialkraftaufnehmer, die auch als Kraftmessdosen bezeichnet werden, wandeln die der zu messenden Axialkraft proportionale Dehnung in Bereichen des die Messfeder bildenden Verformungskorpers mittels einer elektrischen Widerstandsbrucke in ein elektrisches Signal um. Die elektrische Widerstandsbrucke ist üblicherweise als Wheatstone' sehe Vollbrucke mit vier messenden Widerstanden ausgeführt.
Für diese Bruckenschaltung müssen die von den Dehnungsmessstreifen gebildeten Widerstände der elektrischen Widerstandsbrucke bei der Belastung des Verformungskorpers jeweils paarweise mit entgegengesetzt gerichteten Dehnungen (Dehnungen mit unterschiedlichen Vorzeichen) beaufschlagt werden. Bei den herkömmlichen Axialkraftaufnehmern liegen die Bereiche des Verformungskorpers, die diesen Bedingungen entsprechen und deshalb zur Aufnahme der Dehnungsmessstreifen geeignet sind, üblicherweise raumlich weit auseinander, so dass der Einsatz eines kompakten kraftmessenden Elements praktisch ausgeschlossen ist.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Axialkraftaufnehmer der eingangs genannten Gattung so auszubilden, dass die den entgegengesetzt gerichteten Dehnungen ausgesetzten Dehnungsmessstreifen räumlich nahe beieinander angeordnet sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Verformungskörper eine bei Axialkraft radial gedehnte zentrische Aufnahmebohrung aufweist, deren Bohrungsrand über eine Ringzarge mit einer in axialem Abstand zur
Aufnahmebohrung angeordneten Verformungsscheibe verbunden ist, deren Scheibenrand über die Ringzarge radial vorspringt, und dass die Dehnungsmessstreifen stirnseitig auf der Verformungsscheibe paarweise innerhalb und außerhalb des Durchmessers der Ringzarge appliziert sind.
Die am Bohrungsrand der Aufnahmebohrung bei axialer Druckbelastung des Verformungskörpers auftretende, über den Umfang gleichmäßig verteilte radiale Dehnung bewirkt eine Verformung der Verformungsscheibe in der Weise, dass ein innerhalb des Durchmessers der Ringzarge liegender, das eine Paar von Dehnungsmessstreifen tragender Bereich eine negative Dehnung (Stauchung) erfährt, während gleichzeitig ein außerhalb des Durchmessers der Ringzarge liegender Bereich des Scheibenrandes, der das andere Paar von Dehnungsmessstreifen trägt, eine positive Dehnung erfährt .
Wird statt der Druckkraft eine Zugkraft auf den Verformungskörper ausgeübt, beispielsweise über ein Anschlussgewinde, so kehren sich die beschriebenen Dehnungsverhältnisse um. Im Bereich innerhalb des
Durchmessers der Ringzarge kommt es zu einer positiven Dehnung, während am Scheibenrand eine negative Dehnung (Stauchung) auftritt. Der Axialkraftaufnehmer kann daher als Druck- und/oder Zugkraftaufnehmer ausgeführt werden. Somit werden aus der durch die Belastung verursachten, gleichgerichteten Dehnung des Bohrungsrandes des die Messfeder bildenden Verformungskörpers zwei Zonen mit entgegengesetzt gerichteten Dehnungen erzeugt. Hierbei können radiale oder tangentiale Dehnungen von den mit entsprechender Messrichtung applizierten
Dehnungsmessstreifen erfasst werden. Damit wird in optimaler Weise die mechanische Voraussetzung für eine Wheatstone' sehe Vollbrücke geschaffen.
Vorzugsweise sind die beiden Paare von
Dehnungsmessstreifen in angenähert gleichem radialem Abstand zum mittleren Durchmesser der Ringzarge angeordnet. Dabei ist es zweckmäßig, wenn die Dehnungsmessstreifen in einem Winkelabstand von 90° zueinander angeordnet sind.
In Weiterbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, dass die Ringzarge und die Verformungsscheibe einen einstückigen Sensorkörper bilden, der mit dem Bohrungsrand des die Messfeder bildenden
Verformungskörpers verbunden ist. Der mit den Dehnungsmessstreifen bestückte Sensorkörper bildet ein kompaktes Messelement zur Erfassung der lastproportionalen Verformung des Bohrungsrandes der Messfeder. Dieser Sensorkörper kann in Messfedern unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Gestaltung eingesetzt werden, wobei an die Messfedern nur die
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Anforderung zu stellen ist, dass sie eine Aufnahmebohrung für den Sensorkörper aufweisen, deren Bohrungsrand lastabhängig verformt wird.
Da der Sensorkörper nicht im Kraftfluss der zu messenden Axialkraft liegt, kann er unabhängig von der jeweils vorgesehenen Nennlast des Axialkraftaufnehmers mit sehr geringer Eigensteifigkeit ausgeführt werden und kann deshalb auch in Messfedern für kleine Lasten eingebaut werden.
Der in die Aufnahmebohrung der Messfeder des Axialkraftaufnehmers eingesetzte Sensorkorper teilt die Radialverformung der Aufnahmebohrung in entgegengesetzte Dehnungen auf und bildet damit die Grundlage für die optimale Dehnungserfassung durch eine Vollbrückenschaltung.
Besonders vorteilhaft ist, dass außer den die Brückenschaltung bildenden Dehnungsmessstreifen auch Kompensationswiderstände und Elemente für den Nullpunktabgleich auf kleinster Fläche auf dem Sensorkörper angebracht werden können. Der so geschaffene Sensor ist daher für Störungseinflüsse besonders unanfällig. Insbesondere werden Störungen des
Messvorgangs durch Temperaturunterschiede an räumlich weiter voneinander entfernten Dehnungsmessstreifen weitestgehend ausgeschlossen.
Die die Vollbrücke bildenden Dehnungsmessstreifen, die Kompensationswiderstände und Widerstände zum Nullpunktabgleich können gemeinsam an einem am
Sensorkorper zu applizierenden Trager ausgebildet werden, so dass eine weitere Applikation des Sensorkorpers mit Dehnungsmessstreifen, Lotstutzpunkten und dergleichen hinfallig ist. Mit dem so geschaffenen Sensor ist es somit möglich, Axialkraftaufnehmer mit einer standardisierten Sensorik kostengünstig auszustatten.
Weiter vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer Unteranspruche .
Die Erfindung wird nachfolgend an einem
Ausfuhrungsbeispiel naher erläutert, das in der Zeichnung dargestellt ist.
Es zeigt:
Fig. 1 einen Axialkraftaufnehmer im Axialschnitt in unbelastetem Zustand,
Fig. 2 den Axialkraftaufnehmer nach Fig. 1 im belasteten, verformten Zustand, wobei die Verformung der deutlicheren Darstellung halber übersteigert dargestellt ist,
Fig. 3 den Sensorkorper des in den Fig. 1 und 2 dargestellten Axialkraftaufnehmers mit den daran applizierten Dehnungsmessstreifen, wobei in einem Diagramm die Dehnungen über den Durchmesser der Verformungsscheibe des Sensorkorpers aufgetragen sind, und
Fig. 4 eine Ansicht des Sensorkorpers in Richtung des Pfeiles IV in Fig. 3, wobei die Zusammenschaltung der Dehnungsmessstreifen zu einer Wheatstone' sehen Vollbrucke schematisch dargestellt ist.
Der in den Fig. 1 und 2 dargestellte Axialkraftaufnehmer weist einen eine Messfeder bildenden Verformungskorper 1 auf, der im Wesentlichen napfformig ausgebildet ist. Ein zylindrischer Ring 2 des Verformungskorpers 1 ist mit einem Napfboden 3 einstuckig verbunden, der einen axial vorspringenden Krafteinleitungsring 4 aufweist. Wie in Fig. 2 schematisch angedeutet, wird die zu messende Druckkraft F auf den Krafteinleitungsring 4 aufgebracht und über einen Stutzring 5 auf eine Stutzflache 6 abgetragen.
Der Napfboden 3 ist in seinem zentralen Bereich als ein im Wesentlichen biegeweicher Membranring 7 ausgeführt, der eine Aufnahmebohrung 8 umgibt.
In der Aufnahmebohrung 8 ist vorzugsweise durch stoffschlussige Verbindung ein einstuckiger Sensorkorper
9 angebracht .
Der Sensorkorper 9 weist eine Ringzarge 10 auf, die bei dem dargestellten Ausfuhrungsbeispiel als hohlzylindrischer Ring ausgebildet ist. Die Ringzarge 10 ist über einen radial vorspringenden
Krafteinleitungsflansch 11 mit dem Bohrungsrand 12 der Aufnahmebohrung 8 verbunden.
Die Ringzarge 10 ist mit einer in axialem Abstand zur
Aufnahmebohrung 8 angeordneten, verhältnismäßig dünnen Verformungsscheibe 13 verbunden, deren Scheibenrand 14 über die Ringzarge 10 radial vorspringt.
Einzelheiten des in der Aufnahmebohrung 8 angebrachten Sensorkorpers 9 und der darauf applizierten Dehnungsmessstreifen sind in den Fig. 3 und 4 dargestellt.
Die Verformungsscheibe 13 tragt auf ihrer Stirnseite (in den Fig. 1 - 3 unten liegend) vier Dehnungsmessstreifen 15, 16 und 17, 18. Obwohl diese Dehnungsmessstreifen 15 - 18 tatsächlich in einem Winkelabstand von 90° zueinander angeordnet sind, wie man aus Fig. 4 erkennt, sind diese Dehnungsmessstreifen 15 - 18 der deutlicheren Darstellung halber in Fig. 3 in der Schnittebene dargestellt.
Man erkennt, dass bei der Verformung der Messfeder unter Axialkraft im Bereich innerhalb des Durchmessers der Ringzarge 10 an der Stirnseite 13a der Verformungsscheibe 13 eine Stauchung (negative radiale oder tangentiale Dehnung) auftritt, die durch die dort applizierten Dehnungsmessstreifen 17 und 18 erfasst wird.
Am Scheibenrand 14 tritt gleichzeitig eine positive radiale oder tangentiale Dehnung auf, die von den dort stirnseitig applizierten Dehnungsmessstreifen 15 bis 18 erfasst wird.
Bei dem dargestellten Ausfuhrungsbeispiel sind die
Dehnungsmessstreifen 15, 16 mit radialer Messrichtung ausgeführt. Statt dessen können die Dehnungsmessstreifen
auch mit tangentialer Messrichtung ausgeführt sein, um die dort gleichzeitig in Umfangsrichtung auftretende Dehnung zu erfassen.
Der Axialkraftaufnehmer wurde als Druckkraftaufnehmer beschrieben. Wenn der Verformungskörper 1 so gestaltet wird, dass auch die Aufnahme von Zugkräften möglich ist, beispielsweise über ein (nicht dargestelltes) Anschlussgewinde, dann ist die Ausführung als Druck- und/oder Zugkraftaufnehmer möglich.
Wie in Fig. 4 dargestellt, sind die Dehnungsmessstreifen 15, 16 und 17, 18 zu einer elektrischen Widerstandsvollbrücke zusammengeschaltet, deren Spannungsversorgung V und Signalausgang S angedeutet sind. Bei einem praktischen Ausführungsbeispiel beträgt das Verhältnis der absoluten Dehnungsgrößen an den Dehnungsmessstreifen 15, 16 und 17, 18 etwa 1:4.