Verfahren und Vorrichtung zur Verringerung der Partikelanzahl im Abgas einer
Verbrennungskraftmaschine
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verringerung der Partikelanzahl im Abgas einer Verbrennungskraftmaschine.
Verbrennungskraftmaschinen, die mit Kohlenwasserstoffen als Kraftstoff betrieben werden, emittieren ein Abgas, das unter anderem auch kohlenstoffhaltige Par- tikel enthält. Diese kohlenstoffhaltigen Partikel weisen verschiedene Größen auf, deren Verteilung variabel ist. Insbesondere kohlenstoffhaltige Partikel mit kleinen Durchmessern, die auch als Feinstaub bezeichnet werden, sollen für Erkrankungen von Mensch und Tier verantwortlich sein. Unter Feinstaub werden hier insbesondere Partikel verstanden, deren mittlerer Durchmesser 100 Nanometer oder weni- ger beträgt. Kohlenstoffhaltige Partikel umfassen insbesondere auch Kohlenstoffpartikel gegebenenfalls mit angelagerten Kohlenwasserstoffen.
Zur Reduktion der Partikelemissionen insbesondere in Kraftfahrzeugen werden oftmals so genannte geschlossene Partikelfilter eingesetzt, bei denen eine Struktur von Abgas durchströmt wird, die wechselweise verschlossene Kanäle und zwischen den Kanälen poröse Wände aufweist. Um einen möglichst geringen Gegendruck des Partikelfilters auch im bereits beladenen Zustand zu gewährleisten, müssen Porositäten eingesetzt werden, die gerade den Feinstaub im wesentlichen ungefiltert passieren lassen, so dass solche geschlossenen Partikelfilter gerade die Partikel passieren lassen, die nach heute vertretener Auffassung eine besonders große Gefährdung der menschlichen Gesundheit verursachen sollen.
Von daher liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Aufbereitung der Abgase von Verbrennungskraftma- schinen vorzuschlagen, bei denen die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile zumindest gelindert werden.
Die Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung und ein Verfahren mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Die jeweiligen abhängigen Ansprüche sind auf vorteilhafte Weiterbildungen gerichtet.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung dient der Verringerung der Partikelanzahl im Abgas einer Verbrennungskraftmaschine und umfasst mindestens zwei vom Abgas durchströmbare Strukturen, wobei im Betrieb zunächst eine erste Struktur und dann eine zweite Struktur vom Abgas durchströmt wird. Erfindungsgemäß ist zwischen diesen Strukturen eine elektrische Potentialdifferenz erzeugbar.
Unter einer Struktur wird hier eine Komponente verstanden, die mindestens einen vom Abgas durchströmbaren Hohlraum enthält. Beispiele solcher Strukturen sind Wabenkörper, Wire Mesh Strukturen, Metallschaumstrukturen und ähnliches. Die elektrische Potentialdifferenz kann insbesondere dadurch erzeugt werden, dass eine der Strukturen, bevorzugt die zweite Struktur, elektrisch leitend mit einer Masse verbunden wird, während an die erste Struktur eine Spannung, bevorzugt eine im Vergleich zur Masse negative Spannung angelegt wird. Besonders bevorzugt ist eine elektrische Isolierung zwischen mindestens einer der Strukturen und anderen Komponenten des Abgassystems, insbesondere zwischen einer der Strukturen und mindestens einer anderen Struktur, ausgebildet. Bevorzugt ist hierbei eine solche Potentialdifferenz erzeugbar, die nicht zur Bildung eines Plasmas fuhrt.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung erlaubt im Betrieb die Agglomeration von Partikeln, so dass sich der mittlere Durchmesser der Partikel erhöht und gleichzeitig die Partikelanzahl im Abgas reduziert. Dies beruht auf einer elektrostatischen Agglomeration, bei der elektrische Ladung auf die Partikel übertragen wird. Dieser Ladungsübertrag kann beispielsweise über Stickstoffionen erfolgen, worauf die Partikel eine negative Ladung tragen. Dies befördert gleichzeitig eine Abscheidung der Partikel auf der als positiv geladenen Elektrode wirkenden entspre-
chend geladenen Struktur und dort die Agglomeration mehrerer Partikel. Hierdurch erhöht sich der mittlere Partikeldurchmesser. Selbst wenn es nach Abscheidung der Partikel auf der zweiten Struktur zu einem Lösen des dann vergrößerten Partikels von der Struktur kommt, kommt es regelmäßig nicht zu einer Aufsplitte- rung des vergrößerten Partikels. Dies führt dazu, dass sich im Betrieb einerseits durch die erfindungsgemäße Vorrichtung die Partikelanzahl im Abgas verringert und sich andererseits die Verteilungsfunktion der Partikelgröße hin zu größeren Partikeln verschiebt, so dass insbesondere die Emission von Feinstaub durch die erfindungsgemäße Vorrichtung wesentlich verringert werden kann.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfasst mindestens eine Struktur mehrere für ein Fluid durchströmbare Hohlräume.
Hierbei kann es sich um regelmäßige Hohlräume wie beispielsweise Kanäle und/oder um unregelmäßige Hohlräume, die beispielsweise durch Metallschaum oder Wire Mesh Strukturen gebildet werden, handeln.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vor- richtung umfasst mindestens eine Struktur eine Wabenstruktur.
Hierbei kann es sich bevorzugt um zumindest teilweise metallische Wabenstrukturen handeln. Insbesondere kann in vorteilhafter Weise mindestens eine Struktur durch Aufwickeln oder Verwinden mindestens einer metallischen Lage gebildet sein. In vorteilhafter Weise kann mindestens ein Teilbereich mindestens einer Lage für ein Fluid zumindest teilweise durchströmbar sein. Weiterhin ist auch die Ausbildung einer keramischen Wabenstruktur mit eingelagerten Elektroden möglich und erfindungsgemäß.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist mindestens eine der Strukturen zumindest teilweise eine katalytisch aktive Beschichtung auf.
Hier kann eine übliche Beschichtung eines Drei-Wege Katalysators ausgebildet sein. Grundsätzlich ist eine Beschichtung bevorzugt, die die Umsetzung der Partikel, d. h. insbesondere die zumindest teilweise Oxidation der Partikel, katalysiert, so dass die Regenerationstemperatur insbesondere der zweiten Struktur so in vorteilhafter Weise gesenkt werden kann.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist die Vorrichtung eine Durchströmungsrichtung und die erste Struktur eine erste Länge und die zweite Struktur eine zweite Länge in Durchströmungsrichtung auf, wobei das Verhältnis der ersten Länge zur zweiten Länge kleiner als eins ist.
Um eine möglichst gute Abscheidungsrate zu erreichen, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die zweite Struktur länger ist als die erste Struktur. Insbesondere wird die Länge der zweiten Struktur so gewählt, dass ein vorgebbarer Anteil der Partikel durch die elektrostatischen Kräfte, die die zweite Struktur im Betrieb erzeugt, bis zu den Wänden der Struktur abgelenkt wird. Alternativ zu einem Verhältnis der ersten Länge zur zweiten Länge kleiner als eins kann das Verhältnis auch größer als eins gewählt werden, wobei dann vorteilhafter Weise ein sich an die zweite Struktur anschließendes Stück der Abgasleitung auch auf das gleiche elektrische Potential wie die zweite Struktur gebracht wird, so dass dieses Stück Abgasleitung ebenfalls zur Abscheidung von Partikeln, insbesondere bei großen Abgasströmungen, dienen kann.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vor- richtung weist die erste Struktur eine erste Länge in Durchströmungsrichtung auf, wobei zwischen der ersten Struktur und der zweiten Struktur ein Abstand in
Durchströmungsrichtung ausgebildet ist, wobei das Verhältnis zwischen erster Länge und Abstand größer als im wesentlichen zwei, bevorzugt größer als im wesentlichen vier und besonders bevorzugt im wesentlichen sieben oder mehr beträgt.
Grundsätzlich kann bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung der Abstand so klein gewählt werden, dass gerade kein Kurzschluss zwischen der ersten und der zweiten Struktur erfolgt.
Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Verringern der Partikelanzahl im Abgas einer Verbrennungskraftmaschine vorgeschlagen, bei dem zunächst eine erste Struktur und dann eine zweite Struktur vom Abgas durchströmt wird, wobei zwischen der ersten und der zweiten Struktur eine elektrische Potentialdifferenz aufgebaut wird.
Insbesondere kann das erfindungsgemäße Verfahren in einer erfindungsgemäßen Vorrichtung durchgeführt werden.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Potentialdifferenz zeitlich im wesentlichen konstant.
Eine zeitlich im wesentlichen konstante Potentialdifferenz kann auf einfache Art und Weise gewährleistet werden. Unter im wesentlichen konstant wird hier eine Potentialdifferenz verstanden, deren Schwankungen im Bereich von 95 % bis 105 % des Mittelwertes der Potentialdifferenz liegen.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens variiert die Potentialdifferenz zeitlich.
Insbesondere bevorzugt ist hier eine zeitliche Variation der Potentialdifferenz, bei der die Potentialdifferenz keinen Vorzeichenwechsel aufweist, bei der also das
Potential der zweiten Struktur stets höher als das der ersten Struktur liegt. Bevorzugt sind hier periodische Variationen der Potentialdifferenz, besonders bevorzugt niederfrequente Variationen der Potentialdifferenz, insbesondere mit Frequenzen von 10 Hz und weniger, vorzugsweise sogar von 5 Hz und weniger. Durch eine zeitliche Variation der Potentialdifferenz kann in besonders vorteilhafter Weise die zweite Struktur gleichmäßig und regelbar mit Partikeln beaufschlagt werden.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Potentialdifferenz größer als 5 Kilovolt (kV).
Insbesondere kann die Potentialdifferenz auch mehr als 10 kV oder sogar 30 kV und mehr betragen. Dies ermöglicht einen effizienten Ladungstransfer auf die Partikel.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Potentialdifferenz zwischen der ersten Struktur und der zweiten Struktur positiv.
Das heißt, dass bevorzugt die zweite Struktur ein höheres elektrisches Potential aufweist als die erste Struktur, so dass die Partikel beim Durchströmen der ersten Struktur negativ ionisiert und dann auf der zweiten Struktur abgeschieden und agglomeriert werden.
Die für das erfindungsgemäße Verfahren offenbarten Vorteile und Details lassen sich in gleicher Weise auf die erfindungsgemäße Vorrichtung anwenden und übertragen. Die für die erfindungsgemäße Vorrichtung offenbarten Vorteile und Details lassen sich in gleicher Weise auf das erfindungsgemäße Verfahren anwenden und übertragen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der beigefugten Figuren näher erläutert, ohne dass die Erfindung auf die dort gezeigte Ausführung beschränkt wäre. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung im
Längsschnitt und
Fig. 2 schematisch einen Querschnitt einer möglichen Struktur.
Fig. 1 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung 1 zur Verringerung der Partikelanzahl im Abgas einer nicht gezeigten Verbrennungskraftmaschine. Diese wird im Betrieb in einer Durchströmungsrichtung 2 vom Abgas durchströmt. Im Betrieb der Vorrichtung 1 wird zunächst eine erste Struktur 3 und dann eine zweite Struktur 4 vom Abgas durchströmt. Zwischen diesen Strukturen 3, 4 ist eine elektrische Potentialdifferenz erzeugbar. Die Strukturen 3, 4 weisen jeweils elektrische Anschlüsse 5 auf, über die die Strukturen 3, 4 auf definierte e- lektrische Potentiale gebracht werden können, hu vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die erste Struktur 3 auf einem negativen Potential und die zweite Struktur 4 auf einem positiven elektrischen Potential. Dies wird durch Verbinden der An- Schlüsse 5 mit einer entsprechenden Gleichspannungsquelle 6 erreicht.
Durchströmt das mit Partikeln beladene Abgas nun die erste Struktur 3, so wird Ladung auf die kohlenstoffhaltigen Partikel übertragen, so dass diese negative Ladungen tragen. Beim Durchströmen der zweiten Struktur 4 erfolgt dann eine Abscheidung der Partikel auf der zweiten Struktur 4, wobei Partikel aneinander anhaften und miteinander verbunden werden und somit agglomerieren. Die agglomerierten Partikel können später auf der zweiten Struktur 4 umgesetzt oder durch Gaspulse von der zweiten Struktur 4 gelöst werden. Hierdurch weist das Abgas hinter der zweiten Struktur 4 im zeitlichen Mittel weniger Partikel auf als das Abgas vor der ersten Struktur 3. Zudem weisen die Partikel hinter der zweiten Struktur 4 einen größeren mittleren Durchmesser auf als vor der ersten Struktur 3,
so dass die Emission insbesondere von Feinstaub im Abgas von Verbrennungskraftmaschinen verringert werden können.
Die erste Struktur 3 weist in Durchströmungsrichtung 2 eine erste Länge 7 und die zweite Struktur 4 eine zweite Länge 8 auf. Die Strukturen 3, 4 weisen einen Abstand 9 voneinander auf. Bevorzugt ist die zweite Länge 8 kleiner als die erste Länge 7. Alternativ oder zusätzlich ist bevorzugt der Abstand 9 kleiner als die erste Länge 7, bevorzugt wesentlich kleiner. Die Strukturen 3, 4 können beispielsweise als übliche Wabenstrukturen bzw. Wabenkörper ausgebildet sein. Al- ternativ oder zusätzlich können die Strukturen 3, 4 zumindest teilweise beispielsweise als Wire-Mesh Strukturen, Filterkerzen, Metall- oder Keramikschäume ausgebildet sein.
Fig. 2 zeigt schematisch ein Beispiel einer Struktur 3, 4 im Querschnitt. Die Struktur 3, 4 ist als Wabenstruktur 10 ausgebildet. Die Wabenstruktur 10 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel aus miteinander verwundenen Stapeln von strukturierten 11 und im wesentlichen glatten metallischen Lagen 12 geformt, die Kanäle 13 bilden. Durch diese Kanäle 13 kann das Abgas strömen. Erste 3 und zweite Struktur 4 können bevorzugt mit unterschiedlichen Anzahlen von Kanälen pro Querschnittsfläche aus unterschiedlich dicken metallischen Lagen 11, 12 gebildet werden. Bevorzugt kann zumindest ein Teil der Lagen 11, 12 zumindest in Teilbereichen porös sein.
Durch Transfer einer Ladung auf im Abgas enthaltene kohlenstoffhaltige Partikel in der ersten Struktur 3 erfolgt eine Abscheidung und Agglomeration der Kohlenstoffhaltigen Partikel auf der zweiten Struktur 4.
Bezugszeichenliste
1 Vorrichtung zur Verringerung der Partikelanzahl im Abgas einer Verbren- nungskraftmaschine
2 Durchströmungsrichtung
3 erste Struktur
4 zweite Struktur
5 elektrischer Anschluss 6 Gleichspannungsquelle
7 erste Länge
8 zweite Länge
9 Abstand
10 Wabenstruktur 11 Strukturierte metallische Lage
12 im wesentlichen glatte metallische Lage
13 Kanal