Organopolysiloxane und ein Verfahren zu ihrer Herstellung
Die Erfindung betrifft Organopolysiloxane und ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
EP 1037 937 Bl offenbart Verfahren zur Herstellung von Organo- polysiloxanen, die Struktureinheiten enthalten, in denen zwei R2Si-Einheiten über einen bifunktionellen α, ω-Alkandiylrest mit 2 bis 18 C-Atomen miteinander verbunden sind.
EP 868 470 Bl beschreibt Organopolysiloxane mit aliphatisch ungesättigten Resten, die unter anderem mindestens eine Einheit der Formel 01/2R2SiOxYRSiO enthalten sowie gegebenenfalls auch Oi/2R2SiOxYR2SiOi/2-Einheiten. Im Falle „x" = 0 sind entwe- der eine Dialkyl- mit einer Alkyl-siloxyeinheit oder/und zwei Dialkylsiloxyeinheiten miteinander über den Spacer Y verbunden. Y ist ein bifunktioneller Rest der Formel - (CR32) nCHR3-, mit R3 gleich einem aliphatisch gesättigten Kohlenwasserstoffrest oder gleich H und n gleich Null oder eine ganze Zahl von 1 bis 7. Siloxanpolymere mit einem Spacer Oi^R∑SiYRSiO sind auch in US 4886 865 beschrieben.
Organopolysiloxanverbindungen mit Aktivwasserstoff in Form von H-Si-Verbindungen sowie Kohlenwasserstoffbrücken zwischen zwei Si-Atomen sind beschrieben in EP 786 463 Al sowie JP 06,107,949 und US 4849491.
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Organopolysiloxanver- bindung, die pro Molekül mindestens eine Struktureinheit der allgemeinen Formel
O3-a/2RaSi-Y ( SiR3 O3-a/2 ) b ( D
enthält, wobei R gleich oder verschieden sein kann und einen einwertigen
SiC gebundenen organischen Rest mit 1 bis 30 C-Atomen, der ein oder mehrere N und/oder O-Atome enthalten kann, bedeutet Y einen zwei- bis zwölfwertigen org. Rest mit 1 bis 30 C-
Atomen, der ein oder mehrere O-Atome enthalten kann, bedeutet a 0 oder 1 ist und b eine ganze Zahl von 1 bis 11 ist.
Der Begriff Organopolysiloxane soll im Rahmen der vorliegenden Erfindung sowohl polymere als auch dimere und oligomere SiIo- xane umfassen.
Beispiele für R sind gesättigte oder ungesättigte Kohlenwas- serstoffreste, die aromatische oder aliphatische Doppelbindungen enthalten können, z. B. Alkylreste, wie der Methyl-, E- thyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, n-Butyl-, iso-Butyl-, tert.- Butyl-, n-Pentyl-, iso-Pentyl-, neo-Pentyl- und der tert.- Pentylrest, Hexylreste, wie der n-Hexylrest, Heptylreste, wie der n-Heptylrest, Octylreste, wie der n-Octylrest und iso- Octylreste, wie der 2, 2, 4-Trimethylpentyl- und der 2- Ethylhexylrest, Nonylreste, wie der n-Nonylrest, Decylreste, wie der n-Decylrest, Dodecylreste, wie der n-Dodecylrest, Tetradecylreste, wie der n-Tetradecylrest, Hexadecylreste, wie der n-Hexadecylrest und Octadecylreste, wie der n-
Octadecylrest, Cycloalkylreste, wie Cyclopentyl-, Cyclohexyl- und 4-Ethylcyclohexylrest, Cycloheptylreste, Norbornylreste und Methylcyclohexylreste, Arylreste, wie der Phenyl-, Biphenyl-, Naphthyl- und Anthryl- und Phenanthrylrest; Alkaryl- reste, wie o-, m-, p-Tolylreste, Xylylreste und Ethylphenyl- reste; Aralkylreste, wie der Benzylrest, Alkenylreste, wie der 7-0ctenyl-, 5-Hexenyl-, 3-Butenyl-, Allyl- und der Vinylrest sowie der alpha- und der ß-Phenylethylrest, Ether oder PoIy- ether, Amine oder Polyamine, die primäre, sekundäre oder ter- tiäre Aminogruppen enthalten können.
Bevorzugt ist R eine Methyl-, Ethyl-, Phenyl-, Allyl- oder eine Vinylgruppe, wobei die Methyl- und die Vinylgruppe besonders bevorzugt sind.
Bevorzugt ist der Quotient aus Anzahl der C-Atome in Y und Wertigkeit von Y maximal 10, vorzugsweise maximal 5 und besonders bevorzugt maximal 3.
Y ist vorzugsweise eine verbindende organische Einheit mit 1 bis 24 C-Atomen zwischen zwei bis zwölf Siloxanyleinheiten (Si-Atomen) . Bevorzugt ist Y zwei-, drei- oder vierwertig, be- sonders bevorzugt zweiwertig.
Beispiele für Y sind die Methylen-, die Methingruppe oder der vierwertige Kohlenstoff, die 1, 1-Ethandiyl- und die 1,2- Ethandiylgruppe, die 1,4 Butandiyl- und die 1,3- Butandiylgruppe .
Enthält Y mindestens 2 C-Atome, kann dieser Rest auch ungesättigt sein. Beispiele hierfür sind die -CH=CH-Gruppe (eis oder
Besonders bevorzugt ist Y eine organische Einheit mit maximal 12 C-Atomen, insbesondere bevorzugt mit 2 C-Atomen. Beispiele für insbesondere bevorzugte Reste sind -CH2CH2-, -CH(CH3)-, -CH=CH-, -C(=CH2)- oder -C ≡ C-.
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Organosiloxanver- bindungen Strukturelemente der allgemeinen Formel
wobei
R1 gleich oder verschieden sein kann und einen einwertigen SiC gebundenen organischen Rest mit 1 bis 30 C-Atomen, der ein oder mehrere N- und oder O-Atome enthalten kann, bedeutet und c 0, 1, 2 oder 3 ist.
Beispiele für R1 entsprechen den für R genannten, c ist vorzugsweise 2 oder 3.
Die erfindungsgemäßen Organopolysiloxane können in Abhängigkeit der Anzahl der Struktureinheiten (I) und (II) pro durchschnittlichem Molekül in ihrer Viskosität über einen weiten Bereich variieren. Bevorzugt ist der Bereich von ca. 10 bis ca. 10.000.000 mPa-s, wobei der Bereich von ca. 100 bis ca. 100.000 mPa-s besonders bevorzugt ist.
Das molekulare Verhältnis der Strukturelemente (II) zu (I) beträgt mindestens 2,0, vorzugsweise mindestens 10,0 und beson- ders bevorzugt mindestens 50,0.
Im Fall, dass R ein aliphatisch ungesättigter Rest ist, beträgt dessen Menge bezogen auf die Summe der Elemente (I) und (II) bevorzugt nicht mehr als 5 mEquiv./g.
Die erfindungsgemäßen Organopolysiloxane können nach beliebigen Verfahren hergestellt werden. Ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen ist die Hydrolyse von Verbindungen der allg. Formel (III)
X3-aRaSi-Y(SiRaX3-a)b (HI)
wobei X eine hydrolysierbare Gruppe bedeutet und R, Y, a und b die bereits genannte Bedeutung haben.
Bevorzugt ist X eine Halogen-, Säure- und Alkoxygruppe; besonders bevorzugt ist X eine Chlor-, Acetat-, Formiat-, Methoxy- oder Ethoxygruppe .
Besonders bevorzugt ist ein Verfahren bei dem eine Cohydrolyse von Verbindungen der allg. Formel (III) mit Silanen der allg. Formel (IV)
RcSiX4-C (IV)
wobei X eine hydrolysierbare Gruppe bedeutet und R und c die bereits genannte Bedeutung haben.
In der Regel erhält man so leicht handhabbare Organosiloxane, die sich in den üblichen Verfahren/Apparaturen equilibrieren lassen. Dadurch ist es möglich, nahezu beliebige verzweigte Siloxanpolymere herzustellen.
Vorzugsweise wird die Cohydrolyse so ausgeführt, dass ein Gemisch aus den Verbindungen (III) und (VI) unter Kühlung in Wasser oder verdünnten Säuren dosiert wird. Bei gasförmigen Säuren wie HCl ist eine Dosierung in eine konzentrierte wäss- rige HCl-Lösung ebenfalls sinnvoll, wenn die frei werdende
Säure als Gas zurück gewonnen werden soll. Je nach der Natur der Gruppe X ist die Hydrolyse stark exotherm, so dass Kühlung notwendig ist. Zur Vermeidung von Nebenreaktionen ist es vorteilhaft, die Reaktionstemperatur im kühlen Bereich zu halten, bevorzugt bei ca. 5 bis 5O0C und besonders bevorzugt bei ca. 10 - 250C.
Die Reaktionszeiten sind im Fall von Chlorsilanen sehr kurz, so dass die zur Durchführung des Verfahrens im Batchbetrieb benötigte Zeit hauptsächlich von der Kühlleistung abhängt. Alternativ kann die Cohydrolyse von (III) und (VI) auch kontinuierlich durchgeführt werden. Zur Abreicherung von Restsäuren ist gutes Waschen mit Wasser, saubere Phasentrennung sowie Reinigung des Hydrolyseprodukts im Vakuum vorteilhaft.
Das Massenverhältnis der Verbindungen (III) und (IV) wird dem beabsichtigten Molverhältnis der Struktureinheiten (I) und (II) angepasst und entspricht gewöhnlich den berechneten Werten, da die Cohydrolyse im wesentlichen verlustfrei arbeitet. Das Verfahren kann bei Normaldruck durchgeführt werden. Je nach Zielsetzung ist aber höherer oder niedriger Druck ebenfalls praktikabel.
Eine bevorzugte Ausführung des Verfahrens ist die Herstellung erfindungsgemäßer Organopolysiloxane in zwei Stufen: Eine Cohydrolyse der Verbindungen (III) und (VI) zur Herstellung eines Konzentrates, gefolgt von einer Equilibrierung dieses Konzentrats mit Organopolysiloxanen, die die Struktureinheit (I)
nicht enthalten. Es liegt in der Natur der Sache, dass in solchen Fällen in der ersten Stufe eher geringere Molverhältnisse der Strukturelemente (II) zu (I) angesteuert werden, die bevorzugt unter ca. 50 liegen. Ein höheres Molverhältnis ergibt sich dann nach der Equilibrierung mit Organopolysiloxanen, die keine Struktureinheiten (I) enthalten.
Die erfindungsgemäßen Organopolysiloxane sind verzweigte, stark verzweigte bis nahezu dendrimerartige Polymere, die ü- berall da eingesetzt werden können, wo diese Strukturtypen aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften Vorteile bieten. Polymere, die Vinyldimethylsiloxyendgruppen enthalten, werden bevorzugt zur Formulierung schnell vernetzender Systeme nach dem Hydrosilylierungsprinzip verwendet. Durch einen höheren Verzweigungsgrad und damit verbundener Erhöhung reaktiver Gruppen pro Polymermolekül, lassen sich Vernetzungsgeschwindigkeiten weiter steigern. Daher können erfindungsgemäße Polymere vorteilhaft zur Herstellung schnell vernetzender Additionssysteme eingesetzt werden, wie sie wiederum zur Herstellung von Trennbeschichtungen auf Papieren und Folien benötigt werden.
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung:
Beispiel 1:
Ein Gemisch aus 109 g redestilliertem 1, 2-Bis (methyldichlor- silyl)ethan (1,7 Equ. Cl) und 820 g Vinyldimethylchlorsilan (6,8 Equ. Cl) wird auf 1O0C gekühlt. Unter Rühren und gleich- zeitigem Kühlen werden in ca. 80 Minuten insgesamt 1,7 1
5 %ige HCl-Lösung so zudosiert, dass die Temperatur des Reaktionsgemisches bei 10 - 2O0C gehalten werden kann. Danach wird 30 Minuten lang kräftig gerührt, anschließend die Phasen separiert. Die Siloxanphase wird 4x mit je 1 1 Wasser gewaschen, mit 0,51 5 %iger NaHCO3-Lösung neutralisiert und erneut mit 11 Wasser nachgewaschen. Flüchtige Hydrolyseprodukte werden im Vakuum bis 8O0C abgetrennt (hauptsächlich Divinyltetramethyl- disiloxan) . Man erhält 149,8 g einer klaren Flüssigkeit als
Rückstand, die eine Viskosität von 7,2 mrtι2/s (250C) hat und mit einer Jodzahl von 169,6 genau eine C=C-Doppelbindung pro 149,8 g aufweist. Das Verhältnis von Endgruppen/Verzweigungseinheit beträgt 2,57. Das Produkt enthält ca. 90 % des einge- setzten 1, 2-Bis (methyldichlorsilyl) ethans in hydrolysierter Form.
Beispiel 2 :
Das Beispiel 1 wird mit denselben Rohstoffen wiederholt, wobei aber nur 25 % des Vinyldimethylchlorsilans (also 205 g) eingesetzt werden. Nach Destillation der flüchtigen Produkte erhält man diesmal 89,4 g eines klaren Öls als Rückstand, dessen Viskosität 25,4 mrnVs (250C) beträgt.
Beispiel 3:
Das Beispiel 2 wird mit denselben Rohstoffen sinngemäß wiederholt, wobei diesmal 436g 1, 2-Bis (methyldichlorsilyl) ethan (6,8 Equ. Cl) eingesetzt werden. Nach Dosierung der HCl-Lösung zwischen 10 und 2O0C lässt man die hochviskose Mischung 90 Minu- ten unter Rühren nachreagieren. Identische Aufarbeitung ergibt ein hochviskoses Rohprodukt, das Gel-Anteile enthält. Nach Entfernen flüchtiger Bestandteile wird das trübe hochviskose Öl in Toluol gelöst und Gel-Anteile werden abfiltriert. Nach Entfernung des Lösemittels erhält man ein klares Öl mit der Viskosität 9100 mm2/s (250C). Das Versuchsergebnis zeigt, dass bei gleichem Molverhältnis von Verbindung der Formel (IV) mit „c=3" und Verbindung der Formel (III) mit Y=difunktionell, ,,a=l" und „b=l" keine sinnvolle Cohydrolyse durchgeführt werden kann, da das Produkt Gel-Anteile enthält, die als Verluste entfernt werden müssen.
Beispiel 4 :
Aus dem in Beispiel 1 hergestellten verzweigten Vinylsiloxan mit einer Vinylgruppenkonzentration von 6,68/kg wird durch E- quilibrieren mit einem linearen Siloxan ein verzweigtes Vinyl- polymer hergestellt. Hierzu werden 32,5 g dieses Produkts mit 520g eines methylterminierten Siliconöls der Viskosität von 5000mm2/s vermischt und bei 12O0C unter Katalyse von 0,1 g
PNCI2 equilibriert . Nach 2 Stunden wird der Katalysator mit Natriumacetat desaktiviert . Das Rohprodukt wird bei 14O0C im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit und anschließend filtriert. Man erhält ein farbloses, klares Siliconöl mit einer Viskosität von 210 mm2/s und einer Jodzahl von 10,3.