Bediensystem für ein Fahrzeug
Die Erfindung betrifft ein Bediensystem für ein Fahrzeug nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
In modernen Fahrzeugen werden zunehmend multimediale Bediensysteme eingesetzt . Beispielhaft wird hier das Command- System in der Mercedes-Benz S-Klasse angegeben .
In der DE 197 52 056 Al wird ein Bediensystem für ein ( Fahrzeug beschrieben . Bei diesem Bediensystem werden auf einer Bildschirmanzeige in einer Menüstruktur mit mehreren Menüebenen zwei Darstellungsbereiche angezeigt . In einer ersten Menüebene werden in einem ersten Darstellungsbereich acht Felder mit Einträgen angezeigt , die ausführbaren Applikationen entsprechen und vertikal und horizontal angeordnet sind. Die Auswahl eines Eintrags erfolgt durch eine Schiebe- oder Kippbewegung eines manuellen Betätigungsmittels mit mehreren Verstellfreiheitsgraden in Richtung der Position des entsprechenden Eintrags im ersten Darstellungsbereich . Durch Drücken des manuellen Betätigungsmittels wird ein angewählter Eintrag aktiviert .
In der WO 96/24095 Al wird ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Simulation von Schaltzuständen eines mechanischen
Schalters auf einer berührungsempfindlichen Eingabeeinheit beschrieben. Zur Simulation der Schaltzustände werden Kontaktzeitintervalle und der zeitliche Abstand zwischen aufeinander folgenden Kontaktzeitintervallen ausgewertet . Basierend auf der Auswertung wird ein Cursor auf einer Bildschirmanzeige bewegt und der Wert des Schaltzustandes verändert . Durch die Vorrichtung kann der Cursor auf der Bildschirmanzeige bewegt werden und es können eine einfache Schaltfunktion, eine Mehrfachschaltfunktion, eine Ziehfunktion, eine Auslöse- und Ziehfunktion oder eine Mehrfachauslöse- und Ziehfunktion ausgeführt werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Bediensystem für ein Fahrzeug anzugeben, durch das eine intuitive Bedienung ermöglicht und der Umfang von ablenkenden Informationen verringert wird.
Die Erfindung löst diese Aufgabe durch Bereitstellung eines Bediensystems für ein Fahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
Erfindungsgemäß umfasst das Bediensystem ein als Touchpad ausgeführtes manuelles Betätigungsmittel zur Auswahl und/oder Aktivierung von Einträgen in einer Menüstruktur mit mehreren Menüebenen, wobei zum Wechseln eines in mindestens einem Darstellungsbereich einer Bildschirmanzeige sichtbar markierten Feldes eine Auswerte- und Steuereinheit entsprechende von einem Aufsatzpunkt ausgehende gleitende Wischbewegung auf dem Touchpad klassifiziert , und zur
Klassifizierung der Wischbewegung eine Wischstrecke und eine Wischrichtung auf dem Touchpad auswertet .
Dadurch kann in vorteilhafter Weise ein „ Ziehen" des Fingers auf der Oberfläche des Touchpads erkannt und die Schiebeoder Kippbewegungen eines herkömmlichen manuellen Betätigungsmittels nachgebildet werden. Die Klassifizierung der Richtung erfolgt über eine Auswertung der Finger- Ziehstrecke in Kombination mit der Ziehrichtung . Durch die Verwendung des Touchpads wird eine intuitive Bedienung unterstützt , da die Bewegungsrichtung des Fingers der Bewegungsrichtung einer Feldmarkierung auf der Bildschirmanzeige entspricht .
In Ausgestaltung des Bediensystems tastet die Auswerte- und Steuereinheit das Touchpad zur Klassifizierung der Wischbewegung zyklisch ab und bildet bei Überschreiten einer vorgegebenen Streckenlänge in Richtung einer Koordinatenachse aus den Punktkoordinaten einen resultierenden Vektor zur Richtungsbestimmung . Die Punktekoordinaten sind die diskreten Koordinaten, welche das Touchpads zyklisch, beispielsweise mit einer Abtastperiode von 12 , 5 oder 25ms, der Auswerte- und Steuereinheit zur Verfügung stellt .
In weiterer Ausgestaltung des Bediensystems sind zur Klassifizierung von vorgegebenen Wechselrichtungen Winkelbereiche vorgegeben. Dadurch ist für den Benutzer eine eindeutige Zuordnung der Bewegung bei der Bedienung möglich .
Zur Klassifizierung wird beispielsweise für eine erste Richtung ein erster Winkelbereich zwischen 60° bis 120° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben, für eine zweite Richtung wird ein zweiter Winkelbereich zwischen 150° bis
210° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben, für eine dritte Richtung wird ein dritter Winkelbereich zwischen 240° bis 300° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben, und für eine vierte Richtung wird ein vierter Winkelbereich zwischen 330° bis 30° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben.
In weiterer Ausgestaltung des Bediensystems klassifiziert die Auswerte- und Steuereinheit die Wischbewegung zwischen dem Auflegen, z . B . eines Fingers, auf dem Touchpad und dem Abheben vom Touchpad, wobei aus den Koordinaten des Aufsetzpunktes ein erster Datenpunkt bestimmt wird und aus der letzten Position vor dem Abheben ein letzter Datenpunkt bestimmt wird . Die abgetasteten Daten werden während eines Eingabevorgangs intern zur Auswertung gespeichert . Wird eine Bedienungsbewegung erkannt , dann wird der letzte Punkt der erkannten Bedienungsbewegung zum ersten Datenpunkt . Für die exakte Wegstreckenlängen- oder Richtungsbestimmung wird die räumliche Abmessung des Touchpads bezüglich der Auflösung in x-Richtung und y-Richtung berücksichtigt .
In weiterer Ausgestaltung des Bediensystems erzeugt die Auswerte- und Steuereinheit in Abhängigkeit von den zyklisch abgetasteten Daten Steuersignale zur Ansteuerung der Bildschirmanzeige, wobei bei der Auswertung der Daten die Wischbewegung erkannt und klassifiziert wird.
Bei der Klassifizierung der Wischbewegung ordnet die Auswerte- und Steuereinheit die vom Touchpad zyklisch abgetasteten Daten beispielsweise Intervallen von minimalen und/oder maximalen Koordinatenwerten einer aktiv genutzten Touchpadflache zu . Dadurch können in vorteilhafter Weise auftretende Fehlmessungen korrigiert werden .
Zudem können die vom Touchpad zyklisch abgetasteten Daten auf die aktiv genutzte Touchpadflache normiert werden.
In weiterer Ausgestaltung des Bediensystems bestimmt die Auswerte- und Steuereinheit aus den normierten Daten ein aktuelles Segmentfeld, in welches der normierte Wert fällt , und verwendet zur weiteren Auswertung den zugehörigen Segmentmittelpunkt . Eine potentielle Wischbewegung kann dann beispielsweise durch Ermittlung eines Segmentwechsels klassifiziert werden, wobei der Segmentwechsel über die Entfernung der Mittelpunktwerte des ersten und des aktuellen Messpunktes bestimmt wird.
In weiterer Ausgestaltung des Bediensystems zur Prüfung der Plausibilität der klassifizierten Wischbewegung der Vektor zwischen dem ungemittelten Endpunkt und dem Startpunkt berechnet und der Winkel eines zugehörigen Ortsvektors ausgewertet . Liegt der Winkel innerhalb des Winkeltoleranzbereichs dann wird die korrespondierende klassifizierte Richtung als Steuersignal ausgegeben .
Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden nachfolgend beschrieben.
Dabei zeigen :
Fig . 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen
Bediensystems für ein Fahrzeug, Fig . 2 eine schematische Darstellung einer Wischbewegung auf einem Touchpad aus Fig . 1 , Fig . 3 eine schematische Darstellung einer weiteren
Wischbewegung auf dem Touchpad aus Fig . 1 , und
Fig . 4 bis 8 j eweils einen Teil eines Flussdiagramms des vom Bediensystem aus Fig . 1 ausgeführten Klassifikationsverfahrens .
Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist , umfasst ein Bediensystem 10 für ein Fahrzeug ein manuelles als Touchpad ausgeführtes Betätigungsmittel 100 zur Auswahl und/oder Aktivierung von Einträgen in einer Menüstruktur mit mehreren Menüebenen, eine Bildschirmanzeige 300 mit mehreren Darstellungsbereichen zur Darstellung der Menüstruktur, wobei die Darstellungsbereiche jeweils mindestens ein Feld zur Darstellung eines der Einträge umfassen, und eine Auswerte- und Steuereinheit 200 , welche zum Wechseln eines in mindestens einem der Darstellungsbereiche sichtbar markierten ausgewählten Feldes entsprechende von einem Aufsatzpunkt PO ausgehende gleitende Wischbewegung auf dem Touchpad 100 klassifiziert , und zur Klassifizierung der Wischbewegung eine Wischstrecke und eine Wischrichtung auf dem Touchpad 100 auswertet .
Die Auswerte- und Steuereinheit 200 liest im Block 210 Daten vom Touchpad ein, in dem das Touchpad 100 zur Klassifizierung der Wischbewegung zyklisch abgetastet wird, beispielsweise mit einer Abtastperiode von 12 , 5ms oder 25ms . Fig . 2 zeigt beispielhaft eine Wischbewegung auf dem Touchpad 100. Bei einer Überschreitung einer vorgegebenen Streckenlänge in Richtung einer der Koordinatenachse eines x-y- Koordinatensystems wird aus den einzelnen abgetasteten Punktkoordinaten PO , Pl , P2 , P3 , P4 , welche die Wischbewegung auf der Oberfläche des Touchpad repräsentieren, ein resultierender Vektor V4 zur Richtungsbestimmung gebildet . Die Punktkoordinaten PO entsprechen dem Aufsetzpunkt des Fingers eines Benutzers und der Punkt P4 repräsentiert den Abhebepunkt des Fingers . Die Punktkoordinaten und die
resultierenden Vektoren werden zur Klassifizierung zum Block 220 in der Auswerte- und Steuereinheit 200 übertragen.
Im Block 220 erfolgt die Klassifizierung der Richtung über eine Auswertung der Finger Ziehstrecke in Kombination mit der Ziehrichtung. Dabei werden die Richtungen beim Überschreiten einer bestimmten Strecke anhand des resultierenden Vektors klassifiziert . Bei der Klassifizierung werden Todbereiche benutzt , d. h. für j ede klassifizierbare Bedienrichtung sind Winkelbereiche vorgegeben, in denen eine zugehörige Bedienungsrichtung erkannt wird, wobei die Todbereiche zwischen diesen vorgegebenen Winkelbereichen angeordnet sind und beispielsweise bei der Auswertung nicht berücksichtigt werden.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel kann eine eingegebene Wischbewegung in vier vorgegebene Wechselrichtungen Nord, West , Süd, Ost klassifiziert werden. Selbstverständlich können auch mehr als vier Wechselrichtungen vorgegeben werden. Zur Klassifizierung der ersten Richtung Nord ist beispielsweise ein erster Winkelbereich zwischen 60° bis 120 ° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben, für die zweite Richtung West ist ein zweiter Winkelbereich zwischen 150° bis 210° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben, für die dritte Richtung Süd ist ein dritter Winkelbereich zwischen 240° bis 300° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben und für die vierte Richtung Ost ist ein vierter Winkelbereich zwischen 330° bis 30° bezüglich der positiven x-Achse vorgegeben . Dadurch umfassen die vorhandenen Todbereiche die Winkelbereiche zwischen 30° bis 60 ° , zwischen 120° bis 150° , zwischen 210° bis 240° und zwischen 300° bis 220° .
Zur exakten Winkelbestimmung werden bezüglich der Auflösung in x- und y-Richtung die räumlichen Abmessungen des Touchpads 100 berücksichtigt .
Nach der Klassifizierung der Wischbewegung im Block 220 wird die erkannte Wechselrichtung an den Block 230 übertragen, in welchem die Steuersignale zur Ansteuerung der Bildschirmanzeige 300 erzeugt werden.
Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf die Fig . 3 bis 8 die Klassifizierung einer eingegebenen Wischbewegung beschrieben.
Die Daten des Touchpads 100 werden über den Block 210 der Auswerte- und Steuereinheit 200 eingelesen und dem Klassifizierungsblock 220 übergeben. Dieser prüft die Daten und versendet erkannte Schieberichtungen, d.h . Wechselrichtungen an Block 230 , welcher die Steuersignale für die Bildschirmanzeige 300 erzeugt .
Die Auswertung der Benutzereingaben über das Touchpad 100 wird gestartet , sobald ein Finger das Touchpad 100 berührt und endet beim Abschluss der Berührung der Oberfläche des Touchpads 100. Die während einer Eingabe eingegebenen Daten werden intern zur Auswertung gespeichert . Der Datenpunkt PO ergibt sich aus der Koordinate beim Aufsetzen des Fingers auf dem Touchpad 100 , der Datenpunkt mit der höchsten Zahl stellt die letzte Position vor dem Abheben des Fingers dar, hier P4 in Fig . 1 bzw . P3 in Fig . 2. Wird eine Bedienbewegung erkannt , dann wird der letzte Datenpunkt der Bedienbewegungserkennung zum Datenpunkt PO . Eine Bedienbewegung wird beispielsweise dann erkannt , wenn die Wischbewegung in einer klassifizierbaren Richtung eine Feldwechselstreckenlänge überschreitet , d. h . auf der
Bildschirmanzeige wird die sichtbare Markierung auf das in der klassifizierten Wechselrichtung liegende nächste Feld bzw. Eintrag gewechselt . Vor der Klassifizierung werden die abgetasteten Daten in Intervalle der minimalen bzw. maximalen Koordinaten der aktiv genutzten Fläche des Touchpads 100 zugeordnet um auftretenden Fehlmessungen zu korrigieren. Anschließend werden die Daten auf die aktive Fläche normiert , wobei die linke obere Ecke dem Nullpunkt entspricht . Die so bearbeiteten Daten werden als Datenpunkte PO , Pl , P2 und P3 abgespeichert . Danach wird zu jedem der normierten Datenpunkte ein zugehöriges Segment berechnet und der zugehörige Segmentmittelpunkt PCO , PCl , PC2 und PC3 bestimmt und gespeichert .
Wie aus Fig . 4 ersichtlich ist , wird ein Klassifizierungsvorgang im Schritt SlO gestartet . Die Erkennung einer potentiellen Wischbewegung erfolgt über einen Segmentwechsel der im Schritt S20 über die Entfernung der Mittelpunktswerte PCO des ersten und aktuellen Messpunktes PCl , PC2 oder PC3 bestimmt und als Vektor VDC abgespeichert wird . Im Schritt S30 wird der Abstand des ungemittelten Endpunktes , hier der Punkt P3 , zum Startpunkt PO berechnet und als Vektor VD gespeichert . Im Schritt S40 wird der Winkel NW des Vektors VD bezüglich der Koordinatenachsen x und y berechnet . In den Schritten S50 bis S150 wird überprüft ob eine horizontale Wischbewegung in einem vorgegebenen Winkelbereich vorliegt , und in den Schritten S160 bis S260 wird überprüft , ob eine vertikale Wischbewegung in einem vorgegebenen Winkelbereich vorliegt . Ergibt die Überprüfung, dass der vorliegende Winkel des Ortsvektors in den Winkelbereich einer möglichen Wechselrichtung fällt , d . h. dass eine entsprechende horizontale oder vertikale Wischbewegung erkannt wurde, dann wird die korrespondierende
Richtung an den Block 230 weitergegeben. Der Block 230 erzeugt dann die zugehörigen Steuerbefehle zur Ansteuerung der Bildschirmanzeige 300.
Durch das erfindungsgernäße Bediensystem kann in vorteilhafter Weise ein „ Ziehen" des Fingers auf der Oberfläche des Touchpads erkannt und die Schiebe- oder Kippbewegungen eines herkömmlichen manuellen Betätigungsmittels nachgebildet werden. Zusätzlich kann das Touchpad auf einem Schalter gelagert sein, so dass eine Druckbetätigung auf das Touchpad ausgewertet werden kann. Durch eine solche Druckbetätigung kann beispielsweise ein ausgewähltes Feld aktiviert werden. Zudem kann die Dauer der Druckbetätigung und/oder die Anzahl der Druckbetätigung zur Bedienung von Applikationen, Funktionen, Subfunktionen und/oder Optionen ausgewertet werden.
Zusätzlich kann eine automatische Wiederholfunktion implementiert werden, wenn der Finger beim Ausführen der Wischbewegung einen Randbereich des Touchpads 100 erreicht, welcher mindestens die Größe eines Segments hat . Zur Aktivierung der Wiederholfunktion muss der Finger für eine vorgegebene Zeitspanne im Randbereich abgelegt bleibt , dann wird die zuletzt erkannte Bedienungsrichtung solange fortgesetzt , wie der Finger auf dem Randbereich des Touchpads liegt .