Strahlungshärtbare Schmelzklebstoffe
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein strahlungshärtbares Polymer, aufgebaut aus
a) mindestens 60 Gew. % C 1 bis C 18 Alkyl(meth)acrylaten b) 3 bis 8 Gew. % mindestens einer ethylenisch ungesättigten Säure c) 0,10 bis 0,23 Gew. % eines ethylenisch ungesättigten, copolymerisierbaren Fotoinitiator und d) 0 bis 30 weitere Monomere
und seine Verwendung als Schmelzhaftklebstoff.
Bei Haftklebstoffen ist sowohl eine gute Haftung (Adhäsion) zum Substrat als auch eine ausreichende innere Festigkeit (Kohäsion) gewünscht.
Strahlungshärtbare Haftklebstoffe, insbesondere von Wasser und Lösemittel freie Schmelzhaftklebstoffe haben eine gute Adhäsion. Die Kohäsion kann durch Bestrah- lung mit energiereichem Licht erhöht werden.
Durch Art und Dauer der Bestrahlung kann die gewünschte Kohäsion eingestellt werden. Vorteil ist, dass sich ein Schmelzhaftklebstoff mit bestimmter chemischer Zusammensetzung für unterschiedliche Verwendungen eignen kann, je nachdem, welche Kohäsion durch die Bestrahlung eingestellt wird. Bekannt sind derartige Schmelzhaftklebstoffe z. B. aus EP-A 246 848, EP-A 377 191 , EP-A 445 641 und WO 01/23489.
Nachteil ist, dass ungewollte, versehentliche Abweichungen bei der Bestrahlungsdosis natürlich auch die Klebeeigenschaften, insbesondere auch die Adhäsion des Endpro- dukts verändern.
Gewünscht sind daher strahlungshärtbare Haftklebstoffe, welche eine hohe Toleranz gegenüber Schwankungen der Bestrahlungsdosis haben. Schwankungen der Bestrahlungsdosis sollen sich möglichst wenig auf das Adhäsion/Kohäsion Niveau auswirken.
Demgemäss wurde das oben definierte Polymer und seine Verwendung gefunden.
Das Polymer besteht zu mindestens 60 Gew.-%, vorzugsweise zu mindestens 80 Gew.-%, besonders bevorzugt zu mindestens 85 Gew.-% und ganz besonders bevor- zugt zu mindestens 90 Gew.-% aus d-C18 Alkyl(meth) acrylaten.
Genannt seien insbesondere C1-C8 Alkyl(meth)acrylate, z.B. Methyl(meth)acrylat, E- thyl(meth)acrylat, n-Butyl(meth)acrylat, 2-Ethylhexyl(meth)acrylat.
Als Monomere b) in Betracht kommen insbesondere Monomere mit Carbonsäure-, Sulfonsäure- oder Phosphonsäuregruppen. Bevorzugt sind Carbonsäuregruppen. Genannt seien z. B. Acrylsäure, Methacrylsäure, Itaconsäure, Maleinsäure oder Fummar- säure. Der Gehalt der Monomere b) beträgt vorzugsweise 3 bis 6 Gew.-%, besonders bevorzugt 4 bis 6 Gew.-%.
Das Polymer enthält weiterhin einen Fotoinitiator c), so dass das Polymer mit UV-Licht vernetzbar ist.
Durch Bestrahlung mit energiereichem Licht, insbesondere UV-Licht, bewirkt der Fotoinitiator eine Vernetzung des Polymeren, vorzugsweise durch eine chemische Pfropf- reaktion des Fotoinitiators mit einer räumlich benachbarten Polymerkette. Insbesondere kann die Vernetzung durch Einschub einer Carbonylgruppe des Fotoinitiators in eine benachbarte C-H-Bindung unter Ausbildung einer -C-C-O-H Gruppierung erfolgen.
Der Fotoinitiator wird durch radikalische Copolymerisation in die Polymerkette einge- baut.
Geeignete copolymerisierbare Fotoinitiatoren sind Acetophenon- oder Benzophenon- derivate, welche mindestens eine, vorzugsweise eine ethylenisch ungesättigte Gruppe enthalten. Bei der ethylenisch ungesättigten Gruppe handelt es sich vorzugsweise um eine Acryl- oder Methacrylgruppe.
Die ethylenisch ungesättigte Gruppe kann direkt an den Phenylring des Acetophenon- oder Benzophenonderivats gebunden sein. Im allgemeinen befindet sich zwischen Phenylring und ethylenisch ungesättigter Gruppe eine Spacergruppe (Abstandshalter). Die Spacergruppe kann z.B. bis 100 C-Atome enthalten.
Geeignete Acetophenon- oder Benzophenonderivate sind z. B. in EP-A 346 734, EP- A 377 199 (1. Anspruch), DE-A 4 037 079 (1. Anspruch) und DE-A 3 844444 (1. Anspruch) beschrieben und sind durch diesen Verweis auch in der vorliegenden Anmel- düng offenbart. Bevorzugte Acetophenon- und Benzophenonderivate sind solche der
Formel
worin R
1 für einen organischen Rest mit bis zu 30 C-Atomen, R
2 für ein H-Atom oder eine Methylgruppe und R
3 für eine gegebenenfalls substituierte Phenylgruppe oder eine C
1-C
4-AIKyIgHJpPe steht.
R1 steht besonders bevorzugt für eine Alkylengruppe, insbesondere für eine C2-C8- Alkylengruppe. R3 steht besonders bevorzugt für eine Methylgruppe oder eine Phenylgruppe.
Der Gehalt an Monomeren c) ist vorzugsweise 0,14 bis 0,22, besonders bevorzugt 0,14 bis 0,18 Gew.-%.
Weitere Monomere d), aus denen das Polymer aufgebaut sein kann, sind z.B. Vinyles- ter von bis zu 20 C-Atome enthaltenden Carbonsäuren, Vinylaromaten mit bis zu 20 C-Atome, ethylenisch ungesättigten Nitrile, Vinylhalogenide, Vinylether von 1 bis 10 C-Atome enthaltenden Alkoholen, aliphatischen Kohlenwasserstoffe mit 2 bis 8 C- Atomen und 1 oder 2 Doppelbindungen oder Mischungen dieser Monomeren.
Als Vinylester kommen insbesondere Vinylpropionat und besonders bevorzugt Vinyl- acetat in Betracht.
Als vinylaromatische Verbindungen kommen z. B. Vinyltoluol a- und p-Methylstyrol, a- Butylstyrol, 4-n-Butylstyrol, 4-n-Decylstyrol und vorzugsweise Styrol in Betracht. Beispiele für Nitrile sind Acrylnitril und Methacrylnitril.
Die Vinylhalogenide sind mit Chlor, Fluor oder Brom substituierte ethylenisch ungesättigte Verbindungen, bevorzugt Vinylchlorid und Vinylidenchlorid.
Als Vinylether zu nennen sind z. B. Vinylmethylether, Vinylethylether oder Vinylisobuty- lether. Bevorzugt wird Vinylether von 1 bis 4 C-Atome enthaltenden Alkoholen.
Als Kohlenwasserstoffe mit 2 bis 8 C-Atomen und zwei olefinischen Doppelbindungen seien Butadien, Isopren und Chloropren genannt.
Weitere Monomere sind z. B. auch Hydroxylgruppen enthaltende Monomere, insbe- sondere Ci-C^-HydroxyalkyKmethJacrylate, (Meth)acrylamid.
Darüber hinaus seinen Phenyloxyethylglykolmono-(meth)acrylat, Glydidylacrylat, GIy- cidylmethacrylat, Amino-(meth)acrylate wie 2-Aminoethyl(meth)acrylat genannt. Monomere, die außer der Doppelbindung noch weitere funktionelle Gruppen tragen, z. B. Isocyanat-, Amino-, Hydroxy-, Amid- oder Glycidyl-, können z. B. die Haftung auf Substraten verbessern.
Das Polymer kann ausschließlich aus Monomeren a), b) und c) bestehen. Monomere d) werden im Rahmen dieser Erfindung nicht benötigt, ihre Mitverwendung ist aber
möglich. Der Gehalt an Monomeren d) liegt daher insbesondere bei 0 bis 10, besonders bevorzugt bei 0 bis 5 Gew.-%.
Das Polymer hat vorzugsweise einen K-Wert von 20 bis 90, besonders bevorzugt von 40 bis 60, gemessen in Tetrahydrofuran (1%ige Lösung, 210C).
Der K-Wert nach Fikentscher ist ein Maß für das Molekulargewicht und Viskosität des Polymeren.
Die Glasübertragungstemperatur (Tg) des Polymeren beträgt vorzugsweise -60 bis +100C1 besonders bevorzugt -55 bis O0C, ganz besonders bevorzugt -55 bis -100C.
Die Glasübertragungstemperatur des Polymeren A) lässt sich nach üblichen Methoden wie Differentialthermoanalyse oder Differential Scanning Calorimetrie (s. z.B. ASTM 3418/82, sog. "midpoint temperature" bestimmen.
Polymere können durch Copolymerisation der monomeren Komponenten unter Verwendung der üblichen Polymerisationsinitiatoren sowie gegebenenfalls von Reglern hergestellt werden, wobei man bei den üblichen Temperaturen in Substanz, in Emulsion, z.B. in Wasser oder flüssigen Kohlenwasserstoffen, oder in Lösung polymerisiert. Durch Emulsionspolymerisation werden wässrige Dispersionen des Polymeren A) erhalten.
Vorzugsweise werden die Polymeren durch Polymerisation der Monomeren in Lösungsmitteln (Lösungspolymerisation), insbesondere in Lösungsmitteln eines Siedebe- reichs von 50 bis 1500C, vorzugsweise von 60 bis 1200C unter Verwendung der üblichen Mengen an Polymerisationsinitiatoren, die im allgemeinen bei 0,01 bis 10, insbesondere bei 0,1 bis 4 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Monomeren liegt, hergestellt. Als Lösungsmittel kommen insbesondere Alkohole, wie Methanol, Ethanol, n- und iso-Propanol, n- und iso-Butanol, vorzugsweise Isopropanol und/oder Isobu- tanol sowie Kohlenwasserstoffe wie Toluol und insbesondere Benzine eines Siedebereichs von 60 bis 1200C in Frage. Femer können Ketone, wie Aceton, Methylethylke- ton, Methylisobutylketon und Ester, bei Essigsäureethylester sowie Gemische von Lösungsmitteln der genannten Art eingesetzt werden, wobei Gemische, die Isopropanol und/oder Isobutanol in Mengen von 5 bis 95, insbesondere von 10 bis 80, vorzugswei- se von 25 bis 60 Gew.-%, bezogen auf das eingesetzte Lösungsgemisch, enthalten, vorgezogen werden.
Als Polymerisationsinitiatoren kommen bei der Lösungspolymerisation beispielsweise Azoverbindungen, Ketonperoxide und Alkylperoxide in Betracht.
Nach der Polymerisation in Lösung können die Lösungsmittel gegebenenfalls unter vermindertem Druck abgetrennt werden, wobei man bei erhöhten Temperaturen, beispielsweise im Bereich von 100 bis 1500C arbeitet. Die Polymeren können dann in lösungsmittelfreiem Zustand, d. h. als Schmelzen, eingesetzt werden. In manchen Fällen ist es auch von Vorteil, die Polymeren durch Polymerisation in Substanz, d. h. ohne
Mitverwendung eines Lösungsmittels, herzustellen, wobei man chargenweise oder auch kontinuierlich, z. B. nach den Angaben der US-PS 4,042,768, arbeiten kann.
Die in dem erfindungsgemäßen Gemisch verwendeten Polymeren sind vorzugsweise lösungsmittelfrei. Ein Restgehalt an Lösungsmitteln, z. B. organischen Lösungsmitteln und/oder Wasser, kann jedoch unter 5 Gew.-Teilen, insbesondere unter 2 Gew.-Teil, besonders bevorzugt unter 1 Gew.-Teilen, ganz besonders bevorzugt unter 0,5 Gew.- Teilen bzw. unter 0,1 Gew.-Teil Lösungsmittel, bezogen auf 100 Gew.-Teile der Summe aus Polymer und Polymer B), betragen. Die Polymeren sind vorzugsweise bei Raumtemperatur flüssig, aber hochviskos.
Zur Erhöhung der Fließfähigkeit, z. B. beim Beschichten von Trägern für selbstklebende Artikel empfiehlt sich eine Temperaturerhöhung auf z. B. bis zu 1500C.
Die erfindungsgemäßen strahlungshärtbaren Polymere können als Haftklebstoff, ins- besondere Schmelzklebstoff verwendet werden.
Die erfindungsgemäßen Haftklebstoffe können allein aus dem Polymer bestehen.
Die Haftklebstoffe können weitere Additive enthalten.
Weitere Additive sind z. B. Füllstoffe, Farbstoffe, Verlaufshilfsmittel und insbesondere Tackifier (klebrigmachende Harze).
Tackifier sind z. B. Naturharze, wie Kolophoniumharze und deren durch Disproportio- nierung oder Isomerisierung, Polymerisation, Dimerisation, Hydrierung entstehenden Derivate. Diese können in ihrer Salzform (mit z. B. ein- oder mehrwertigen Gegenionen (Kationen) oder bevorzugt in ihrer veresterten Form vorliegen. Alkohole, die zur Veresterung verwendet werden, können ein- oder mehrwertig sein. Beispiele sind Methanol, Ethandiol, Diethylenglykol, Triethylenglykol, 1,2,3-Propanthiol, Pentaerythrit.
Des weiteren finden auch Kohlenwasserstoffharze, z. B. Cumaron-Inden-Harze, PoIy- terpen-Harze, Kohlenwasserstoffharze auf Basis ungesättigter CH-Verbindungen, wie Butadien, Penten, Methylbuten, Isopren, Piperylen, Divinylmethan, Pentadien, Cyclo- penten, Cyclopentadien, Cyclohexadien, Styrol, a-Methylstyrol, Vinyltoluol Verwen- düng.
Als Tackifier werden zunehmend auch Polyacrylate, welche ein geringes Molgewicht aufweisen, verwendet. Vorzugsweise haben diese Polyacrylate ein gewichtsmittleres Molekulargewicht Mw unter 30 000. Die Polyacrylate bestehen bevorzugt zu mindes- tens 60, insbesondere mindestens 80 Gew.-% aus C1-C8 Alkyl(meth)acrylaten.
Bevorzugte Tackifier sind natürliche oder chemisch modifizierte Kolophoniumharze. Kolophoniumharze bestehen zum überwiegenden Teil aus Abietinsäure oder Abietin- säurederivaten.
Die Gewichtsmenge der Tackifier beträgt z. B. 5 bis 10O Gew.-Teile. besonders bevorzugt 10 bis 50 Gew.-Teile. bezogen auf 100 Gew.-Teile Polyacrylat (fest/fest).
Die Haftklebstoffe werden vorzugsweise als Schmelzhaftklebstoffe verwendet, d. h. sie werden aus der Schmelze auf die gewünschten Träger aufgetragen.
Die Schmelzklebstoffe sind vorzugsweise völlig oder zumindest weitgehend frei von Wasser oder organischen Lösemitteln (insbesondere solchen mit Siedepunkt unter 2000C bei Normaldruck). Sie erhalten allenfalls den bereits oben genannten Restgehalt an Wasser oder Lösemitteln.
Insbesondere eigenen sich die erfindungsgemäßen Haftklebstoffe bzw. Schmelzklebstoffe zur Herstellung von selbstklebenden Artikeln, wie Etiketten, Klebebändern oder Klebefolien, z. B. Schutzfolien.
Die selbstklebenden Artikel bestehen im allgemeinen aus einem Träger und einer ein- oder beidseitig, vorzugsweise einseitig aufgebrachten Schicht des Klebstoffs. Die Schichtdicke beträgt vorzugsweise 20 bis 150 μm, insbesondere 40 bis 150 μm, insbesondere auch 100 bis 150 μm.
Bei dem Trägermaterial kann es sich z. B. im Papier, Kunststofffolien aus Polyolefinen oder PVC handeln.
Die selbstklebenden Artikel werden insbesondere dadurch hergestellt, dass der Haftklebstoff auf den Träger aufgebracht wird und anschließend eine Vernetzung mit UV- Licht erfolgt.
Die selbstklebenden Artikel eignen sich für unterschiedlichste Substrate. Die Substrate können aus Metallen, Papier, Karton, Holz, Kunststoffen etc. sein.
Die erfindungsgemäßen Haftklebstoffe bzw. Schmelzhaftklebstoffe haben eine gute Adhäsion und Kohäsion.
Die Kohäsion wird durch die Bestrahlungsdosis eingestellt. Die Haftklebstoffe haben aber eine hohe Toleranz gegen Schwankungen der Bestrahlungsdosis.
Derartige Schwankungen wirken sich kaum auf die Klebeeigenschaften, insbesondere kaum auf die Adhäsion aus.
Insbesondere können auch Schichtdicken des Haftklebstoffs von 100 bis 200 μm mit guten Klebeeigenschaften (Adhäsion/Kohäsion) erhalten werden.
Beispiele:
Die Haftklebstoffe wurden auf Polyesterfolie (Hostaphan RN 36) beschichtet, auf ein Transportband gelegt und mit unterschiedlicher Bestrahlungsdosis (UV-C2)"Strahlung) bestrahlt.
Anschließend wurde die Schälfestigkeit (Adhäsion) bestimmt.
Bei der Bestimmung der Schälfestigkeit (Adhäsion) wurde jeweils ein 2,5 cm breiter Prüfstreifen auf ein chromiertes V2A-Prüfblech geklebt und mit einer 1 kg schweren Rolle 1 mal angerollt. Er wurde dann mit einem Ende in die oberen Backen einer Zug- Dehnungs-Prüfapparatur eingespannt. Der Klebestreifen wurde mit 300 mm/min unter einem 180° Winkel von der Prüffläche abgezogen d. h. der Klebestreifen wurde umgebogen und parallel zum Prüfblech abgezogen und der dazu benötigte Kraftaufwand gemessen. Das Maß für die Schälfestigkeit war die Kraft in N/2,5 cm, die sich als Durchschnittswert aus fünf Messungen ergab.
Die Schälfestigkeit wurde 24 Stunden nach der Verklebung bestimmt. Nach dieser Zeit hat sich die Klebekraft voll ausgebildet.
Beispiele
Abkürzungen:
BA: n-Butylacrylat
AS: Acrylsäure
Fl: Fotoinitiator der Formel
Zusammensetzung des Haftklebstoff-polymeren in Gew.-%.