Gelenkabdichtung
Beschreibung
Die Erfindung betrifft eine Gelenkabdichtung eines Gleichlaufdrehgelenks gegenüber einem Wellenzapfen, der mit dem Gelenkinnenteil des Gleichlaufdrehgelenks fest verbunden ist, mittels eines Rollbalgs, der zumindest mittelbar mit dem Gelenkau¬ ßenteil des Gleichlaufdrehgelenks fest verbunden ist, wobei eine Axialsicherung des Gleichlaufdrehgelenks gegenüber dem Wellenzapfen durch eine mit dem Gelenkin¬ nenteil verbundene Axialsicherungshülse gebildet wird, die in einzelnen axialen Fin¬ gern endet, welche in eine Ringnut im Wellenzapfen radialelastisch eingerastet sind und von einem aufsitzenden Bund des Rollbalgs mit aufgezogenem Spannband ge¬ sichert sind.
Gleichlaufdrehgelenke, insbesondere VL-Verschiebegelenke, die in der vorstehend definierten Weise axial gegenüber dem in das Gelenkinnenteil eingesteckten Wellen- zapfen gesichert sind, sind in der älteren Anmeldung DE 10 2004 009 477.2 der An¬ melderin erstmals beschrieben. Hierbei bildet der verwendete Rollbalg oder Falten¬ balg einen integralen Bestandteil der verwendeten Axialsicherung mittels einer neu¬ artigen Axialsicherungshülse, die bevorzugt aus Blech bestehen kann, am Gelenkin¬ nenteil angeschweißt ist und mit radialelastischen Fingern mit Hilfe des Rollbalges und eines Spannbandes in einer Ringnut des Wellenzapfens festgelegt ist. i
Es ist allgemein bekannt, daß Abdichtungsanordnungen von Gleichlaufdrehgelenken ein Entlüftungssystem aufweisen sollten, das bei steigender Betriebstemperatur ei¬ nen Abbau des Überdrucks im Gelenkinneren zuläßt, damit der Faltenbalg oder RoII- balg nicht aufbläht und infolge einer nicht bestimmungsgemäßen Form im Betrieb Schäden erleidet. Auf der anderen Seite ist das Entlüftungssystem dahingehend
auszulegen, daß eine Eindringen von Wasser und Schmutz in das Gelenkinnere ver¬ hindert wird, insbesondere bei Watfahrten des Fahrzeugs, in dem das Gleichlauf¬ drehgelenk Verwendung findet. Bei den zunehmendem Anteil von geländegängigen Fahrzeugen im Gesamtmarkt ist dies ein zunehmend wichtiger Faktor. Entlüftungs- Systeme, die die Verformung eines Rollbalgs oder Faltenbalgs unter Fliehkrafteinfluß zum gesteuerten Freigeben oder Schließen einbeziehen, sind bereits bekann gewor¬ den.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges und be- triebssicheres Entlüftungssystem für eine Gelenkabdichtung bereitzustellen, die mit dem eingangs beschriebenen Axialsicherungssystem in Verbindung gebracht werden kann.
Eine erste Lösung hierfür besteht in einer Gelenkabdichtung eines Gleichlaufdrehge- lenks gegenüber einem Wellenzapfen, der mit dem Gelenkinnenteil des Gleichlauf¬ drehgelenks fest verbunden ist, mittels eines Rollbalgs, der zumindest mittelbar mit dem Gelenkaußenteil des Gleichlaufdrehgelenks fest verbunden ist, wobei eine Axi¬ alsicherung des Gleichlaufdrehgelenks gegenüber dem Wellenzapfen durch eine mit dem Gelenkinnenteil verbundene Axialsicherungshülse gebildet wird, die in einzelnen axialen Fingern endet, welche in eine Ringnut im Wellenzapfen radialelastisch einge¬ rastet sind und von einem aufsitzenden Bund des Rollbalgs mit aufgezogenem Spannband gesichert sind, wobei Entlüftungskanäle für das Gelenkinnere des Gleichlaufdrehgelenks durch axiale Schlitze zwischen den einzelnen axialen Fingern der Hülse gebildet werden, die im Inneren des Rollbalgs frei enden und zur Außen- seite des Rollbalgs von einer am Rollbalg angeformten Dichtlippe verschließbar sind, die in Ruhelage am Wellenzapfen und einem mit diesem verbundenen Bauteil ring¬ förmig abdichtend anliegt und bei erhöhter Drehzahl unter Freigabe der Entlüftungs¬ kanäle vom Wellenzapfen oder dem mit diesem verbundenen Bauteil abhebt.
Hiermit werden die zwischen den axialen Fingern vorhandenen Schlitze in das Ent¬ lüftungssystem eingebunden, was den Vorteil hat, daß weder im Wellenzapfen Längsnuten oder dergleichen ausgebildet werden müssen, noch im Bund des Fal¬ tenbalgs irgendwelche Längskanäle eingeformt werden müssen. Der Wellenzapfen
hat somit seinen ungeschwächten Tragquerschnitt, während der Faltenbalg in gün¬ stiger einfacher Weise herzustellen und zu entformen ist. Die Dichtlippe liegt im Ru¬ hestand am Wellenzapfen oder einem damit verbundenen Bauteil abdichtend an. Als Anlagefläche ist hierbei insbesondere eine radiale Anlagefläche günstig. In diesem Fall kann die Dichtlippe eine leicht konische Form aufweisen. Die Axiallage des Bun¬ des des Faltenbalges und damit auch der Dichtlippe ist nach der Montage exakt fest¬ gelegt. Hieraus ergibt sich eine gut reproduzierbare Vorspannung der Dichtlippe an der entsprechenden Anlagefläche. Bei erhöhter Drehzahl kann sich die Dichtlippe aus ihrer konischen Form unter dem Einfluß der Fliehkraft zu einer stärker radial e- benen Form formen, so daß ein Ringspalt frei wird, von dem aus die freien Enden der Schlitze mit der Umgebung verbunden werden können. In vorteilhafter Weise ist hiermit das Entlüftungssystem an seinem äußeren Ende verschließbar, so daß im Falle der Langsamfahrt oder Watfahrt kein Wasser und kein Schmutz in das Innere des Faltenbalges eindringen kann.
Eine zweite erfindungsgemäße Lösung besteht in einer Gelenkabdichtung eines Gleichlaufdrehgelenks gegenüber einem Wellenzapfen, der mit dem Gelenkinnenteil des Gleichlaufdrehgelenks fest verbunden ist, mittels eines Rollbalgs, der zumindest mittelbar mit dem Gelenkaußenteil des Gleichlaufdrehgelenks fest verbunden ist, wobei eine Axialsicherung des Gleichlaufdrehgelenks gegenüber dem Wellenzapfen durch eine mit dem Gelenkinnenteil verbundene Axialsicherungshülse gebildet wird, die in einzelnen axialen Fingern endet, welche in eine Ringnut im Wellenzapfen radi¬ alelastisch eingerastet sind und von einem aufsitzendem Bund des Rollbalgs mit aufgezogenem Spannband gesichert sind, wobei Entlüftungskanäle für das Gelenk- innere durch axiale Schlitze zwischen den einzelnen axialen Fingern gebildet wer¬ den, die zur Außenseite des Rollbalges frei enden und im Inneren des Rollbalgs von einer Wandung des Rollbalgs verschließbar sind, die in Ruhelage an der Axialsiche¬ rungshülse vor dem Anfang der axialen Schlitze ringförmig abdichtend anliegt und die bei erhöhter Drehzahl unter Freigabe der Entlüftungskanäle von der Axialsiche- rungshülse abhebt. Auch hierbei wird in gleicher Weise ein drehsymmetrischer Quer¬ schnitt des Wellenzapfens ebenso wie ein störungsfreier Rotationsquerschnitt des Rollbalgs gewahrt, indem die Schlitze zwischen den axialen Fingern der Axialsiche¬ rungshülse den wesentlichen Bestandteil des Entlüftungssystems bilden. Die Ab-
dichtfunktion wird hierbei von einem Teil der Faltenbalgwandung wahrgenommen, die mit dem ringförmig ausgebildeten Teil der Axialsicherungshülse vor dem Anfang der Schlitze zusammenwirkt. Diese Wandung kann mit konstruktiv vorgegebener Vorspannung an der Axialsicherungshülse anliegen und damit bei vorbestimmter Drehzahl unter dem Einfluß von Fliehkräften von eben dieser abheben. Sofern eine Ringlippe am Ende des Faltenbalgs im Anschluß an den Bund auch hier vorgesehen ist, was nicht erforderlich ist und zur Einsparung von axialer Baulänge auch eher be¬ vorzugt ist, sind Noppen oder Rippen an der Ringlippe oder an einer entsprechenden Gegenfläche vorzusehen, die das Entlüftungssystem bis zum Abdichtungsbereich ständig offen halten. Hierbei können die entsprechenden Formgebungen nach Art einer Labyrinthdichtung ausgestaltet werden.
Die Ringnut auf dem Wellenzapfen ist bevorzugt eine flache Rundnut, in die ein In¬ nenwulst des Rollbalges passend eingreift. Der Rollbalg wird bevorzugt aus Gummi gefertigt sein, um die erforderlichen Formänderungen unter Fliehkrafteinfluß besser zu ermöglichen.
Die erste Lösung und die zweite Lösung können in Kombination zur Ausführung kommen.
Bevorzugte Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Gelenkabdichtung mit drehzahlabhängig gesteuerter Entlüftungsmöglichkeit sind in den Zeichnungen dar¬ gestellt.
Figur 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Gelenkab¬ dichtung im Längsschnitt sowohl bei geschlossener Entlüftung (oben) als auch bei freigegebener Entlüftung (unten);
Figur 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Gelenkab- dichtung im Längsschnitt sowohl bei geschlossener Entlüftung (oben) als auch bei freigegebener Entlüftung (unten);
Figur 3 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Gelenkab-
dichtung, bei dem die Merkmale nach Figur 1 und die Merkmale nach Figur 2 kombiniert sind, sowohl bei geschlossener Entlüftung (oben) als auch bei freigegebener Entlüftung (unten).
In Figur 1 ist ein Verschiebegelenk 11 gezeigt, das als wesentliche Baugruppen ein Gelenkaußenteil 12, ein Gelenkinnenteil 13, drehmomentübertragende Kugeln 14 und einen Kugelkäfig 15 umfaßt. Die Kugeln sind in Bahnen 16 im Gelenkaußenteil und Bahnen 17 im Gelenkinnenteil gehalten. An das Gelenkaußenteil 12 ist ein Übergangsstück 18 und an dieses eine Rohrwelle 19 angeschweißt. Das Gelenkau- ßenteil 12 ist in Richtung zur Rohrwelle 19 mit einem Deckel 20 abgedichtet. Ein wei¬ terer Deckel 21 dient der separaten Abdichtung einer Innenöffnung 23 des Gelenkin¬ nenteils. In die Innenöffnung 23 ist ein Wellenzapfen 31 eingesteckt, der über ein Wälzlager 32 in einem Getriebegehäuse 33, insbesondere dem Gehäuse eines Hinterachsgetriebes, gelagert ist. Das Lager 32 ist mittels einer Mutter 34, die auf den Wellenzapfen 31 aufgeschraubt ist, verspannt. Zur Abdichtung des Wellenzapfens 31 gegenüber dem Getriebegehäuse 31 dient eine Wellendichtung 35 und eine Schutzkappe 36. Der Wellenzapfen 31 und die Innenöffnung 23 des Gelenkinnenteils 13 weisen in üblicher Weise Wellenverzahnungen zum gegenseitigen drehfesten Eingriff auf. Die Axialsicherung des Gelenkinnenteils 13 und damit des gesamten Gleichlaufdrehgelenks 11 gegenüber dem Wellenzapfen 31 erfolgt mittels einer Blechhülse 22, die fest mit dem Gelenkinnenteil 13 verbunden ist und die in Richtung zum Gehäuse 33 in einzelnen radialelastischen Fingern 24 endet, zwischen denen Längsschlitze 25 ausgebildet sind, die Entlüftungskanäle bilden. Die Finger 24 sind radial gesichert durch den Bund 28 eines Rollbalgs 27, der über eine weitere Blechkappe 26 mit dem Gelenkaußenteil 12 verbunden ist. Der Bund 28 greift mit einem Innenwulst in eine Ringnut 37 auf dem Wellenzapfen 31 ein und ist durch ein Spannband 29 axial formschlüssig auf dem Wellenzapfen 31 festgelegt. Außerhalb des Spannbandes 29 schließt sich am Rollbalg 27 eine Dichtlippe 30 an, die in der in der oberen Bildhälfte gezeigten Ruhestellung ringförmig abdichtend an der Stirnseite 38 der Mutter 34 anliegt. Das Innere des Gleichlaufdrehgelenks ist somit durch die Dichtlippe 30, die unter Material¬ vorspannung an der Mutter 34 anliegt, abgedichtet.
In der unteren Bildhälfte ist die Situation bei erhöhter Drehzahl gezeigt, wobei die Dichtlippe 30 unter dem Einfluß von Zentrifugalkräften sich aus ihrer konischen Form in eine radiale Form verändert hat, so daß Entlüftungskanäle, die durch die Schlitze 25 zwischen den Fingern 24 gebildet werden, nach außen frei werden und eine Ge- lenkentlüftung gegeben ist. Hierbei kann Wasser unter dem Einfluß der Zentrifugal¬ kräfte bei höheren Drehzahlen aus dem Gelenkinneren entweichen, während bei ge¬ ringerer Drehzahl, insbesondere bei Watgeschwindigkeit eines Fahrzeugs, das Ge¬ lenkinnere nach außen abgedichtet ist und ein Eindringen von Wasser verhindert wird.
In Figur 2 sind entsprechende Einzelheiten wie in Figur 1 mit um jeweils 30 herauf¬ gesetzten Bezugsziffem bezeichnet. Auf die vorangehende Beschreibung kann dabei weitgehend Bezug genommen werden. Unterschiede, die zu beschreiben sind, fin¬ den sich nur im Bereich der drehzahlabhängig steuerbaren Entlüftung der gezeigten Gelenkabdichtung. Der Rollbalg 57 ist in gleicher Weise wie in Figur 1 mittels einer Blechhülse 56 auf dem Gelenkaußenteil 42 festgelegt und greift ebenfalls mit einem Bund 58 in eine Ringnut 67 des Wellenzapfens 61 formschlüssig ein. Auch hier ist der Bund 58 mit einem Spannband 59 gesichert. Abweichend von Figur 1 weist der Rollbalg jedoch am freien Ende keine Dichtlippe auf. Vielmehr liegt er an aufgeboge- nen Enden der Finger 54 der Blechhülse 52 an, die auch hier mit dem Gelenkinnen¬ teil 43 zur Axialsicherung des Gleichlaufdrehgelenks 41 auf dem Wellenzapfen 61 fest verbunden ist. Auch hier bilden Schlitze 55 zwischen den Fingern 54 Entlüf¬ tungskanäle, die jedoch in der in der oberen Bildhälfte gezeigten Ruhestellung durch eine Innenwelle 69 verschlossen werden, die im Bereich der ungeschlitzten Hülse 52 aufliegt. In der in der unteren Bildhälfte gezeigten Situation bei erhöhter Drehzahl hebt die Innenwelle 69' des Rollbalgs 57 von der Axiaisicherungshülse 52 ab, so daß der Bereich der Schlitze 55 zwischen den Fingern 54 zum Inneren des Gelenks frei wird und durch die Schlitze 55 gebildete Entlüftungskanäle vom Gelenkinneren zum Gelenkäußeren offen werden. Sofern bei dieser Ausführung zusätzlich eine Dichtlip- pe am freien Ende des Rollbalges vorgesehen werden soll, ist diese mit Rippen oder Noppen zu besetzen, so daß ein ständig offenes Entlüftungssystem am Ende des Rollbalgs gebildet wird, da der Verschließmechanismus hier durch die Rollbalgwan- dung 69 weiter innen dargestellt wird. Diese Rippen oder Noppen können als Art von
Labyrinthelichtungen ausgeführt werden, die zumindest das Eindringen von Schmutz in den ständig offenen Bereich des Entlüftungssystems erschweren.
In Figur 3 sind entsprechende Einzelheiten wie in Figur 1 mit um jeweils 60 herauf¬ gesetzten Bezugsziffern und entsprechende Einzelheiten wie in Figur 2 mit jeweils um 30 heraufgesetzten Bezugsziffern bezeichnet. Auf die vorangehenden Beschrei¬ bungen, die sämtliche Einzelheiten bereits ansprechen, wird Bezug genommen.
Gelenkabdichtung
Bezugszeichenliste
11,41,71 Verschiebegelenk
12, 42, 72 Gelenkaußenteil
13,43,73 Gelenkinnenteil
14, 44, 74 Kugeln
15,45,75 Kugelkäfig
16, 46, 76 äußere Kugelbahn
17, 47, 77 innere Kugelbahn
18.48.78 Übergangsstück
19.49.79 Rohrwelle 20, 50, 80 Deckel 21,51,81 Deckel
22, 52, 82 Axialsicherungshülse
23, 53, 83 Innenöffnung
24, 54, 84 Finger
25, 55, 85 Schlitze
26, 56, 86 Blechkappe
27, 57, 87 Rollbalg
28, 58, 88 Bund
29, 59, 89 Spannband
30, - , 90 Dichtlippe 31,61,91 Wellenzapfen
2, 62, 92 Wälzlager 3, 63, 93 Getriebegehäuse 4, 64, 94 Mutter 5, 65, 95 Wellendichtring 6, 66, 96 Schutzkappe 7, 67, 96 Ringnut (Wellenzapfen) 8, - , 98 Stirnfläche (Mutter) - , 69, 99 Faltenbalgwandung