Typ-Pept 1 -Prot ein-Assay
Die Erfindung betrifft einen Typ-PepTl -Protein -Assay und insbesondere ein Verfahren zum Identifizieren eines Substrats und/ oder Modulatoren eines Typ-PepTl-Proteins.
Die Erfindung betrifft ferner einen Wirkstoffkomplex, der gemäß dem erfin¬ dungsgemäßen Verfahren identifiziert wurde, ein Verfahren zum Herstellen ei¬ nes Arzneimittels, welches ein Substrat des Typ-PepTl -Proteins ist, oder durch Konjugation mit einem Substrat für ein Typ-PepTl -Protein zu einem solchen Substrat gemacht wurde, einen Testkit zum Durchführen des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens, ein Screeningverfahren sowie die Verwendungen des erfindungsgemäßen Verfahrens, des erfindungsgemäßen Testkits sowie des Arzneimittels.
Die rasanten Fortschritte in der pharmazeutischen Wirkstoffentwicklung be¬ wirken ein rasches Ansteigen der Anzahl von potentiell zur Verfügung stehen¬ den therapeutischen Mitteln. Es ist jedoch noch immer sehr häufig ein großes Problem, die entsprechenden Mittel so zu formulieren, dass sie oral gut biover- fügbar sind, d.h. bei oraler Aufnahme vom Körper hinreichend gut aufgenom¬ men werden, um eine optimale Wirksamkeit bzw. Verträglichkeit zu sichern.
Natürliche Transportproteine spielen bei der Aufnahme unterschiedlichster Moleküle z.B. aus dem Darm eine wichtige Rolle.
Polare oder hydrophile Verbindungen werden im Darm meist nur schlecht ab¬ sorbiert, da deren Transport über die Zellmembran energetisch ungünstig ist, und einen Energieaufwand bedingt. Aminosäuren, Di- und Tripeptide, Mono¬ saccharide, Vitamine Nukleoside usw. sind solche polaren Verbindungen, de- ren Aufnahme für den Organismus jedoch essentiell ist. Für solche Substan¬ zen gibt es zumeist spezifische Transportsysteme.
In Säugern wurden bisher zwei Peptidtransporter PepTl und PepT2 nachge¬ wiesen. PepTl wird im Dünndarm, der Niere, dem Gallengang und der Pankre- as exprimiert, während PepT2 in der Niere, dem Zentralnervensystem (ZNS), dem peripheren Nervensystem (PNS), der Lunge, der Brustdrüse, der Milz, dem Dickdarm und der Pankreas exprimiert wird (Übersicht bei Rubio-Aliaga & Daniel 2002).
Anfang der 1960er Jahre gelang der Nachweis der aktiven Aufnahme von GIy- GIy in intestinale Epithelzellen (Newey & Smyth 1962), Der Carrier ist von ei¬ nem zelleinwärts gerichteten H+-Gradienten abhängig (Ganapathy & Leibach 1985). Er wird vom Membranpotential stimuliert, ist sättigbar und elektrogen. Durch Expressionsklonierung in Xenopus laeυis Oocyten gelang es Mitte der 1990er Jahre, die Primärstruktur zunächst für den intestinalen Peptidtrans- porter (PepTl ) und kurz darauf für die renale Isoform (PepT2) aufzuklären (Fei et al. 1994; BoIl et al. 1996). Aus der großen Anzahl seiner strukturell diver¬ sen natürlichen Substrate (8400 Di- oder Tripeptide) resultiert, dass die Sub- stratspezifität der Peptidtransporter nicht stark ausgeprägt ist.
So zeigten schon Anfang der 1970er Jahre einige Arbeiten, dass der Transpor¬ ter neben seinen natürlichen Substraten auch - Lactamantibiotika, die eine tripeptidtähnliche Struktur besitzen, erkennt (Quay 1972). Somit wird das Peptidtransportsystem für die pharmazeutische Industrie interessant,, da mit dessen Hilfe die orale Applikation von Peptidpharmaka ermöglicht werden kann.
Aus den bisherigen Untersuchungen über die Substratspezifität des intestina- len H+/ Peptidsymporters konnten wenige und zum Teil auch widersprüchliche Aussagen über die Faktoren für eine optimale Erkennung durch den Transpor¬ ter abgeleitet werden.
Lange Zeit wurde die Peptidbindung und ein freier N- und C-Terminus für eine optimale Interaktion zwischen Substrat und Transporter als notwendig erach¬ tet. Neuere Erkenntnisse geben Anlass zur Revision dieser Ansicht. Beispiels¬ weise konnte gezeigt werden, dass der Peptidtransporter eine Ketomethylen- gruppierung (Döring et al. 1998a) oder eine Esterbindung (Ganapathy, M. E. et al. 1998) anstatt einer Peptidbindung mit ähnlicher Affinität erkennt.
In der Literatur über Inhibitoren des Peptidtransporters wurden bisher entwe¬ der widersprüchliche Ergebnisse publiziert (Taub et al. 1997; Abe et al. 1999; Yang et al. 2002) oder der beschriebene Inhibitor zeigte nur eine geringe Affi¬ nität zum Transporter (4-Aminomethylbenzoesäure: Meredith et al. 1998).
Darüber hinaus werden vom Transporter zum Teil auch voluminöse Blockie¬ rungsgruppen mit relativ geringer Affinitätserniedrigung toleriert. Neben der Identifizierung von Inhibitoren ergibt sich auch die Möglichkeit, Prodrugs zu
entwickeln, in dem z.B. oral nicht verfügbare Medikamente an die Seitenkette des Dipeptids gekoppelt werden.
Da PepTl , nicht aber PepT2 im Darm exprimiert wird, haben sich die heutigen Bemühungen darauf gerichtet, die orale Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu verbessern, in dem pharmakologische Mittel gesucht wurden, die Substrate für PepTl sind bzw. so modifiziert werden können, dass sie von PepTl erkannt und transportiert werden können.
Im Stand der Technik sind unterschiedliche Verfahren und Messeinrichtungen bekannt, mit denen Eigenschaften bestimmter Wirkstoffe quantitativ und qua¬ litativ analysiert und beschrieben werden können.
Es ist dabei wünschenswert, vorgegebene und bekannte Wirkstoffe am Wirk- ortkomplex zu applizieren, z.B. am PepTl -Protein, an einer Zelle , einem Gewe¬ be oder dergleichen, um die Funktionsweise dieses Wirkortes zu beeinflussen und/oder zu untersuchen.
Übliche Experimente am Gesamtorganismus sind aufgrund der Komplexität der Organismen und ferner aufgrund ethischer und moralischer Umstände oft bedenklich, und die damit erzielten Ergebnisse haben eine nur beschränkte Aussagekraft.
Folglich wurden Verfahren und Einrichtungen entwickelt, mit deren Hilfe eine isolierte Betrachtung der Wirkungsweise zu testender Wirkstoffe auf isolierte Wirkzentren oder eine Untersuchung der Wirkzentren selbst möglich ist. Dabei werden bestimmte Gewebe, isolierte Zellen und/oder andere biologische Ein¬ heiten, zum Beispiel Proteine oder dergleichen, in isolierter Art und Weise ei¬ ner Betrachtung zugänglich gemacht. Es sind zum Beispiel Techniken be- kannt, die unter Verwendung von Farbstoffen oder radioaktiven Stoffen arbei¬ ten und sich ändernde Transport- und/oder Bindungsspezifitäten ausnutzen und darstellen. Falls diese Vorgehensweise überhaupt möglich ist, ist sie aber dahingehend nachteilig, dass ihr oft nur ein geringes Auflösungsvermögen und eine hohe Fehleranfälligkeit zukommen.
Oft sind solche Methoden auch relativ unempfindlich.
Es sind ebenfalls elektrophysiologische Methoden bekannt, zum Beispiel die sogenannten Patch -Clamp -Technik oder Voltage-Clamp-Technik, bei welchen zum Beispiel Zellen isoliert einer elektrophysiologischen Untersuchung zu¬ gänglich sind. Bei diesem Vorgehen werden native Zellen unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt und es werden bestimmte elektrische Aktivitäten, die über die Zellmembran durch darin enthaltenen Proteine, Proteinkomplexe oder dergleichen vermittelt werden, gemessen.
Trotz der dabei erzielbaren hohen Genauigkeit sind diese bekannten elektro- physiologischen Methoden dahingehend nachteilig, dass sie aufgrund ihres hohen messtechnischen Aufwandes und ihrer Störanfälligkeit für einen schnellen, automatisierbaren und/ oder breiten Einsatz ungeeignet sind und aufgrund der in der Regel nativen Umgebung der zu untersuchenden Objekte gewisse Probleme bei der Diskriminierung unerwünschter Signalanteile auf- weisen. Darüberhinaus sind diese Methoden sehr kostenintensiv.
Ein besonders günstiges Verfahren zum Messen von elektrochemischen Vor¬ gängen an beispielsweise Membranfragmenten wird in der WO 02/074983 be¬ schrieben, auf die für die Zwecke der vorliegenden Anmeldung vollinhaltlich Bezug genommen wird. Eine Verwendung des dort offenbarten Verfahrens zur Testung an Typ-PepTl -Proteinen wird nicht offenbart.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Typ-PepTl-Protein- Assay zu schaffen, bei welchem auf besonders einfache und gleichwohl zuver- lässige Art und Weise eine rasche Wirkstofftestung, insbesondere im Massen¬ betrieb, unter vertretbaren Kosten möglich ist.
Gelöst werden diese und weitere Aufgaben, die sich zwanglos aus dem ein¬ gangs diskutierten Stand der Technik ergeben, durch ein Verfahren zum Iden- tifizieren eines Wirkstoffkomplexes mit allen Merkmalen des Anspruchs 1.
Weiterhin sind Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein Wirkstoff oder Wirkstoffkomplex gemäß Anspruch 20, ein Verfahren zum Herstellen eines Arzneimittels gemäß Anspruch 21, ein Testkit zur Durchführung des erfin- dungsgemäßen Verfahrens gemäß Anspruch 22, ein Screeningverfahren gemäß Anspruch 23, sowie Verwendungen des Verfahrens, des Testkits sowie des Arzneimittels gemäß den Ansprüchen 24, 25 bzw. 26. Vorteilhafte Weiterbil¬ dungen sind Gegenstand der jeweiligen abhängigen Unteransprüche.
Im Transportzyklus von PepTl wird (werden) jeweils 1 (nach neuesten Erkent- nissen möglicherweise 2) Proton(en) zusammen mit 1 Substratmolekül, natür¬ licherweise im Darm normalerweise 1 kleinen Peptid, insbesondere 1 Di- oder Tripeptid, über die Membran verschoben.
Der Erfindung liegt unter anderem die Idee zu Grunde, die entstehende La¬ dungsverschiebung - also den Ionentransport von Protonen und/ oder von ge¬ ladenen Substraten wie z.B. Di- oder Tripeptiden oder auch von elektrisch un¬ geladenen Substraten - direkt durch Anbindung von Enzympräparationen auf einer geeigneten Oberfläche, die in ein Durchflusssystem integriert ist und/oder bei der ein Substratsprung durchgeführt werden kann, als elektri¬ schen Strom oder als elektrische Potentialänderung zu messen und/ oder den Einfluss verschiedener Substanzen auf die elektrischen Messgrößen Strom o- der Potenzial zu untersuchen.
Die Erfindung betrifft damit ein Verfahren zum Identifizieren von potentiellen Substraten und/ oder Inhibitoren/Aktivatoren eines Typ-PepTl -Proteins, wel¬ che eine enzymatische Eigenschaft und/ oder das Transportverhalten des Typ- PepTl -Proteins oder eines Teils davon enthält, modifiziert. Das erfindungsge- mäße Verfahren weist folgende Schritte auf:
(a) Bereitstellen einer Mehrzahl Primärträger, welche den Wirkortkomplex enthaltend das Typ-PepTl Protein umfassen, insbesondere in einer Mehr¬ zahl im Bereich einer Membran des jeweiligen Primärträgers enthalten,
(b) Anlagern oder In-Kontakt-Bringen der Primärträger am oder im Oberflä¬ chenbereich eines Isolationsbereichs einer als Sekundärträger dienenden Biosensorelektrode in den Anlagerungspuffer, wobei der Sekundärträger bevorzugt gegenüber dem Anlagerungspuffer und gegenüber den Primär - trägem mittels des Isolationsbereichs elektrisch isoliert ist oder wird,
(c) Bereitstellen mindestens eines potenziellen Wirkstoffkomplexes ,
(d) In-Kontakt-Bringen und insbesondere In-Wechselwirkung-Bringen des potenziellen Wirkstoffkomplexes mit dem Wirkortkomplex der Primärträ¬ ger oder Teilen davon, und
(e) Bestimmen des qualitativen und/ oder quantitativen Einflusses des po¬ tenziellen Wirkstoffkomplexes oder eines Teils davon auf enzymatische Eigenschaften des Wirkortkomplexes oder eines Teils davon durch Detek- tieren einer elektrischen Aktion des oder am Wirkortkomplex oder eines Teils davon oder eine Änderung dieser elektrischen Aktion über die Bio¬ sensorelektrode als Sekundärträger,
wobei in den Verfahrensschritten (c), (d) und/oder (e) einer oder mehrere der folgenden Unterschritte durchgeführt werden:
(f) Einbringen des Sekundärträgers mit den Primärträgern in eine zweite nicht-aktivierende Lösung, bevorzugt enthaltend einen Kompensator, und gegebenenfalls Detektieren einer elektrischen Aktion gemäß dem oder im Sinne von Verfahrensschritt (e),
(g) Einbringen des Sekundärträgers mit den Primärträgern in eine dritte o- der aktivierende Lösung und Detektieren einer elektrischen Aktion gemäß dem oder im Sinne von Verfahrensschritt (e), wobei die dritte oder akti¬ vierende Lösung der zweiten oder nicht-aktivierenden Lösung entspricht, jedoch zusätzlich ein Substrat des Typ-PepTl -Proteins sowie gegebenen¬ falls den Kompensator enthält.
Dabei kann als nicht-aktivierende Lösung eine Lösung mit 140 mmol/1 KCl, 2 mmol/1 MgCl2, 30 mmol/1 Mes pH 6,0 oder Hepes pH 7,0 und 25 mmol/1 GIy- ein verwendet werden.
Ferner kann dabei als aktivierende Lösung eine Lösung mit 140 mmol/1 KCl, 2 mmol/1 MgCl2, 30 mmol/1 Mes pH 6,0 oder Hepes pH 7,0 und 25 mmol/1 Gly-Gly verwendet werden.
Die erfindungsgemäßen Schritte (f) und (g) werden - ggf. mit Wiederholungen - bevorzugt in der vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt.
Besonders günstig kann es sein, wenn vor Schritt (f) einmal ein Schritt (f ) durchgeführt wird, wobei statt mit nicht-aktivierender Lösung mit einem Anla¬ gerungspuffer inkubiert wird, wobei der Anlagerungspuffer der nicht- aktivierenden Lösung entspricht, wobei jedoch der Kompensator nicht in der Lösung enthalten ist.
Soll überprüft werden, ob ein potentieller Wirkstoff transportiert wird, sollte der potentielle Wirkstoff nur in der aktivierenden Lösung vorhanden sein, nicht jedoch in der nicht-aktivierenden Lösung.
Soll überprüft werden, ob ein potentieller Wirkstoff das Typ-PepTl -Protein ak¬ tiviert/inhibiert, kann der potentielle Wirkstoff in allen Medien vorhanden sein.
Bevorzugt wird als Wirkortkomplex oder Teil davon ein Monomer oder ein OH¬ gomer eines PepTl -Proteins verwendet.
Erfindungsgemäß bedeutet der Ausdruck „Typ-PepTl -Protein", daß das Protein die typischen Charakteristika des PepTl -Proteins aufweist. Insbesondere wer¬ den darunter Proteine verstanden, die in ihren Transport- und Substraterken- nungseigenschaften sowie ihrer Empfindlichkeit gegenüber Inhibitoren und Aktivatoren dem PepTl-Protein oder der renalen Isoform PepT2 ähneln oder entsprechen. Beide Isoformen sind im vorliegenden Testsystem einfach ein¬ setzbar.
Ferner ist es vorgesehen, dass ein Wirkortkomplex oder ein Teil davon verwen¬ det wird, welcher auf einem Typ-PepTl -Protein basiert, die aus einem Gewebe eines Säugetiers stammt, z.B. aus Dünndarm, Niere, Gallengang oder Pankre¬ as, oder hieraus abgeleitet ist.
Insbesondere stammt das Typ-PepTl -Protein aus Säugetierzelllinien, und liegt Moniert vor.
In vorteilhafter Weise ist es vorgesehen, dass der Wirkortkomplex (enthaltend das Typ-PepTl -Protein) aus dem Organismus Schwein, Maus, Schaf oder Mensch stammt oder aus diesen genetisch abgeleitet wird.
Für die Zwecke der vorliegenden Erfindung bedeutet der Ausdruck „enzymati- sche Eigenschaft" des Typ-PepTl -Proteins immer das Transportverhalten, z.B. den durch diese Proteine vermittelten Peptid- bzw. Protonentransport, und nimmt damit auch Bezug auf den eingangs diskutierten Einfluss des Proteins auf die Bioverfügbarkeit potentieller Wirkstoffe. Dies bedeutet, daß wo von der Modifizierung der enzymatischen Eigenschaften des Proteins die Rede ist, Un¬ tersuchungen erfindungsgemäß umfasst sind, die zeigen sollen, ob ein be-
stimmter Stoff vom Typ-PepTl -Protein transportiert wird und/ oder ob ein be¬ stimmter Stoff die Transporteigenschaften des Typ-PepTl -Proteins modifiziert, also ein erfindungsgemäßer Modulator des Typ-PepTl-Proteins ist.
Für die Zwecke der vorliegenden Erfindung bedeutet der Ausdruck Wirkstoff¬ komplex entweder ein potentielles Substrat, dessen Transport via dem Typ- PepTl -Protein untersucht werden soll, oder einen sogenannten Modulator, der beispielsweise den Transport vorher bestimmter Substrate inhibiert oder akti¬ viert.
Erfindungsgmäß ist es möglich, die Verfahrensschritte (c) und/ oder (d), gege¬ benenfalls auch (f), (f')und/ oder (g) mittels
Zumischen oder Injizieren des Wirkstoffkomplexes, eines Teils und/oder einer Vorstufe davon,
Austauschen oder Zumischen der Messlösung oder eines Teils davon und/ oder chemisches oder physikalisches Umsetzen oder Reagieren der Messlösung oder eines Teils davon oder des Wirkstoffs, eines Teils und/ oder einer Vor- stufe davon
durchzuführen.
Das bedeutet, dass zum einen der Wirkstoffkomplex oder ein Teil davon direkt durch Injizieren oder Beimischen in die Messlösung hinein zum Ort des Wirk¬ ortkomplexes transportiert werden kann. Besonders einfach gestaltet sich je¬ doch ein derartiger Vorgang, wenn einfach die jeweilige Messlösung ausge¬ tauscht wird, beispielsweise in kontinuierlicher Art und Weise. Des Weiteren ist es denkbar, dass der Wirkstoff erst durch ein chemisches oder physikali- sches Umsetzen oder Reagieren in der Messlösung freigesetzt wird. Dies kann zum Beispiel auch durch Zuführen von Strahlung erfolgen.
Der qualitative Einfluss und/oder der quantitative Einfluss des potenziellen Wirkstoffes oder Wirkstoffkomplexes wird erfindungsgemäß durch Detektieren einer elektrischen Aktion bestimmt, welche durch den Wirkortkomplex oder einen Teil davon und insbesondere durch das Typ-PepTl -Protein vermittelt wird.
Insbesondere wird diese elektrische Aktion mit und ohne potentiellen Wirkstoff bestimmt, und durch Vergleichen beider Meßreihen wird untersucht, ob der potentielle Wirkstoff Einfluss nimmt auf die enzymatischen Eigenschaften des Typ-PepTl-Proteins.
Wie in der WO02/ 074983 beschrieben werden die Primärträger mit den Wirk¬ ortkomplexen an einem Sekundärträger, nämlich der Biosensorelektrode und insbesondere mit deren Isolationsbereich in Kontakt gebracht und dort insbe¬ sondere angelagert.
Bei der Ausgestaltung der Biosensorelektrode als Sekundärträger bestehen vielfältige Möglichkeiten.
Es wird aber besonders bevorzugt, dass eine Biosensorelektrode als Sekundär- träger verwendet wird, bei welcher ein elektrisch leitfähiger und festkörperar¬ tiger Elektrodenbereich mit mindestens einer Elektrode vorgesehen wird, wel¬ cher gegenüber der Messlösung und gegenüber den Primärträgern elektrisch isoliert wird durch Vorsehen eines Isolationsbereichs in Form einer festkörpe¬ runterstützten Membran, welche schichtartig aufgebaut wird aus einer Unter- schicht einer organischen Thioverbindung als unterster und der Elektrode je¬ weils zugewandter Schicht und aus einer Oberschicht einer amphiphilen orga¬ nischen Verbindung.
Bei einer bevorzugten Ausgestaltungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es vorgesehen, dass eine Biosensorelektrode als Sekundärträger verwendet wird, bei welcher eine Elektrode aus Gold im Elektrodenbereich vorgesehen wird mit einer Monoschicht eines langkettigen Alkanthiols als Unterschicht darauf und einer Monoschicht eines Lipids als Oberschicht darauf.
Im Hinblick auf die Primärträger, welche den Wirkortkomplex und insbesonde¬ re die Typ-PepTl -Proteine im Bereich ihrer Membran enthalten sollen, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten, wobei der jeweiligen Zielsetzung des Ver¬ fahrens Rechnung getragen werden kann.
Zum Beispiel bietet es sich gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestal¬ tungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens an, dass als Primärträger je¬ weils eine eukariontische Zelle, eine prokariontische Zelle, insbesondere ein Oozyt, ein Bakterium, ein Virus, eine Organelle oder Bestandteile hiervon,
insbesondere Membranfragmente, oder Verbände davon in nativer Form und/oder in abgewandelter Form, insbesondere in gereinigter und/oder modi¬ fizierter Form, verwendet wird.
Es ist auch möglich, dass als Primärträger jeweils ein Vesikel, ein Liposom o- der eine mizelläre Struktur verwendet wird. Die Membranfragmente können sich auch planar anlagern, d.h. als nicht- sphärische Struktur.
Besonders vorteilhaft gestaltet sich das erfindungsgemäße Verfahren dann, wenn die Sensoranordnung aus Biosensorelektrode als Sekundärträger und daran angelagerten Primärträgern in einem Messraum, Messbereich oder Messgefäß von der Messlösung umströmt oder angeströmt wird. Auf diese Art und Weise lässt sich durch Wechsel der Messlösung zum Beispiel ein Konzent¬ rationssprung im Hinblick auf den Wirkstoffkomplex oder eines Teils davon leicht realisieren. Auch lassen sich durch ein derartiges Messen im Rahmen eines Fließsystems vorteilhaft auf leichte Art und Weise und zuverlässig mit hoher Zeitauflösung die erfindungsgemäßen Versuchsbedlngungen einstellen. Auch mithilfe einer automatisierten Pipettiervorrichtung kann das erfindungs¬ gemäße Verfahren vorteilhaft durchgeführt werden.
Besonders ökonomisch und für eine statistische Auswertung zugänglich ges¬ taltet sich das erfindungsgemäße Verfahren dann, wenn aufeinanderfolgend eine Mehrzahl von Tests durchgeführt wird, insbesondere durch aufeinander¬ folgendes Austauschen der Messlösung, ggf. mit zwischengeschaltetem Wa- sehen oder Spülen des Messraums.
Wichtig ist bei dem vorliegenden erfindungsgemäßen Verfahren das Verglei¬ chen der Aktion des Wirkortkomplexes bei vorliegendem Wirkstoffkomplex mit einer Situation, bei welcher der potenzielle Wirkstoffkomplex nicht zugegen ist. Dies kann beispielsweise geschehen durch den Wechsel zwischen nicht - aktivierender zu aktivierender Lösung in Gegenwart oder Abwesenheit des po¬ tentiellen Wirkstoffkomplexes und Vergleich der erhaltenen Messwerte.
Potentielle zu testende Modulatoren sind insbesondere bevorzugt monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, polyklonale Antikörper und Peptide. Es kön¬ nen jedoch auch andere Substanzen, von denen vermutet wird, daß sie eine entsprechende Wirkung entfalten können, zugesetzt werden. Diese Substanzen werden vorzugsweise in gelöster Form verabreicht.
Besonders bevorzugte Substanzen, die als mögliche potentielle Substrate und/ oder Modulatoren in dem erfindungsgemäßen Testsystem untersucht werden können, sind niedermolekulare Verbindungen. Solche Verbindungen haben oft keine oder nur geringe Nebenwirkungen, wenn sie als aktives Prin- zip in einer pharmazeutischen Zusammensetzung eingesetzt werden. Ein wei¬ terer Vorteil solcher Substanzen ist die Möglichkeit der oralen Verabreichung.
Beispiele hierfür sind cyclische Pentapeptide, wie sie von Haubner et. al. , J. Am. Chem. Soc. 1996, 1 18, 7641-7472, beschrieben wurden. Erfindungsge- maß werden den niedermolekularen Stoffen kleine Peptide, Aminosäuren und Aminosäureanaloga, Steroide, Nukleotide und weitere organisch- chemische Stoffe mit einem Molekulargewicht von ≤ 5000, bevorzugt ≤ 3000 und beson¬ ders bevorzugt < 2000 zugerechnet.
Es kann der Wirkstoffkomplex sowohl im Anlagerungspuffer, in den nicht- aktivierenden als auch in der aktivierenden Messlösung zugesetzt oder dort freigesetzt werden.
Auch ist als Zwischenschritt eine Inkubation der Wirkortkomplexe oder der sie tragenden Primärträger mit dem Wirkstoffkomplex denkbar.
Des Weiteren ist es denkbar, dass zwischen den Schritten (f) und (g) ein Waschschritt durchgeführt wird durch Einbringen des Sekundärträgers mit den Primärträgern in eine [Wasch]Lösung, welche bevorzugt mit dem Anlage- rungspuffer identisch ist.
Erfindungsgemäß werden wässrige Messlösungen und insbesondere wässrige Elektrolytlösungen als Messlösung verwendet, die als Anlagerungspuffer, nicht-aktivierende sowie aktivierende Lösung bezeichnet werden.
Alle verwendeten Messlösungen enthalten ein dem Fachmann bekanntes pH- Wert stabilisierendes Mittel, bevorzugt ausgewählt aus der Liste: MOPS, HE- PES, MES, Tris, PIPES u.a. , wie sie z.B. in „Buffers, Calbiochem" veröffentlicht sind, aber auch mit Leichtigkeit weiteren Veröffentlichungen und Lehrbüchern der Biochemie bzw. der organischen Chemie entnommen werden können. Er¬ findungsgemäß sollen diese an sich bekannten Mittel im Bereich von pH 6 - 8, bevorzugt etwa 7 stabilisierend wirken. Die Wahl des geeigneten pH-Bereichs
und Mittels kann dabei vom Substrat (Wirkstoffkomplex) abhängen und vom Fachmann durch Routineexperimente leicht ermittelt werden.
Der Anlagerungspuffer umfasst mindestens eine Kationenspezies, bevorzugt ausgewählt aus der Liste bestehend aus K+, Ca++, Na+, Li+, Mg++, Cholin+, Rb+, Sr++ in einer Konzentration, die bevorzugt in etwa so hoch ist wie die Ka¬ tion-Konzentration in der nicht-aktivierenden und in der aktivierenden Lö¬ sung. Beispielsweise kann diese Konzentration zwischen 1 μmol/1 und 1 mol/1 liegen, bevorzugt zwischen 10 und 200 mmol/1, besonders bevorzugt zwischen 120- 160 mmol/1.
Die nicht-aktivierende Lösung enthält ebenfalls mindestens eine Kationenspe¬ zies in einer Konzentration, die bevorzugt in etwa so hoch ist wie die Kationen Konzentration im Anlagerungspuffer.
Es handelt es sich bevorzugt um ein Kation der für den Anlagerungspuffer be¬ schriebenen Liste, bevorzugt entspricht es dem Kation oder den Kationen des Anlagerungspuffer s .
Weiterhin kann die nicht-aktivierende Lösung gegebenenfalls einen Kompensa- tor umfassen. Dieser Kompensator dient dazu, dass beim Wechsel von nicht- aktivierender Lösung zu aktivierender Lösung z.B. durch Änderung der Io¬ nenstärke kein Wirkort-unabhängiges, falsch-positives Signal detektiert wird.
Bevorzugt handelt es sich bei dem Kompensator um eine Aminosäure, und be¬ sonders bevorzugt um die Aminosäure Glycin, wenn bei Inhibitionsmessungen in der aktivierenden Lösung als Substrat das Dipeptid GIy- GIy verwendet wird.
Insbesondere hängt die Art des verwendeten Kompensators von der Art des verwendeten Substrats ab.
Wird als Substrat ein Di- oder Tripeptid verwendet, so wird als Kompensator bevorzugt eine Aminosäure mit einem pK-Wert verwendet, der in etwa gleich dem pj-Wert des Di- oder Tripeptids ist.
Bei den Untersuchungen zum potentiellen Transport von Zielmolekülen wird als Kompensator eine Säure oder eine Base eingesetzt, die einen pK-Wert auf¬ weist, der in etwa dem des untersuchten Zielmoleküls entspricht.
Die Konzentration des Kompensators richtet sich im allgemeinen nach der Konzentration des Substrats, und liegt im allgemeinen zwischen 0 bis 100 mmol/1. Im Prinzip wird die Konzentration des Kompensators so lange variiert, bis eine Wirkort-unabhängige elektrische Aktion infolge des Wechsels von nicht-aktivierender zu aktivierender Lösung nicht mehr auftritt.
Die aktivierende Lösung kann den Kompensator unabhängig davon enthalten, ob dieser in der nicht- aktivierenden Lösung enthalten ist.
Die aktivierende Lösung enthält ebenfalls mindestens eine Kationenspezies in einer Konzentration, die bevorzugt in etwa so hoch ist wie die Kationen Kon¬ zentration im Anlagerungspuffer.
Es handelt es sich bevorzugt um ein Kation der für den Anlagerungspuffer be- schriebenen Liste, bevorzugt entspricht es dem Kation oder den Kationen des Anlagerungspuffers. Desweiteren enthält sie ein Substrat des Typ-PepTl- Proteins, bevorzugt ein Di- oder Tripeptid, besonders bevorzugt GIy- GIy für Inhibitions- oder Aktivierungsmessungen.
Weitere mögliche Substrate sind beispielsweise Monosaccharide, Vitamine Nukleoside sowie beta-Lactam-Antibiotika und ähnlich aufgebaute Verbindun¬ gen. Insbesondere handelt es sich um peptidähnliche Verbindungen. Die Kon¬ zentration kann je nach Anwendung zwischen >0 und 1 M schwanken.
Die entsprechenden Konzentrationen können vom Fachmann leicht ermittelt werden.
Unter einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung kann der Kompensa¬ tor auch in der aktivierenden Lösung vorhanden sein, wenn so ein besseres Signal-Hintergrund-Verhältnis, d.h. dass Ausbleiben Wirkort-unabhängiger, falsch-positiver Signale beim Wechsel von nicht-aktivierender Lösung zu akti¬ vierender Lösung erreicht werden kann.
Erfindungsgemäß geeignete Kationen sind alle Kationen, die (a) PepTl nicht inhibieren und (b) keine Messartefakte auslösen. Unter anderem ist von Zn und Cu bekannt, dass sie PepTl inhibieren.
Gemäß eines weiteren Aspekts schafft die vorliegende Erfindung einen Wirk¬ stoff oder einen Wirkstoffkomplex, welcher eine enzymatische Eigenschaft ei¬ nes Typs eines PepTl -Proteins enthaltenden Wirkortkomplexes oder eines Teils davon modifiziert und welcher gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Identifizieren eines Wirkstoffkomplexes identifiziert ist, wird oder wurde.
Des Weiteren schafft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines Arzneimittels mit den Schritten:
- Identifizieren eines Wirkstoffs und/ oder eines Wirkstoffkomplexes, welcher eine - ggf. bestimmte - enzymatische Eigenschaft eines Wirkstoffkomplexes, welcher einen Typ eines PepTl -Proteins enthält, oder eines Teils davon oder eine Mehrzahl von Eigenschaften geeignet modifiziert, und zwar mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Herstellen und/oder Isolieren des Wirkstoffs, des Wirkstoffkomplexes, eines Teils und/ oder eines Derivats davon,
- ggf. Aufreinigen des Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/oder Deri- vats,
- ggf. Mischen und/ oder Portionieren des Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/ oder Derivats mit einer pharmazeutisch verträglichen Trägersub¬ stanz.
Des Weiteren schafft die vorliegende Erfindung einen Testkit zur Durchfüh¬ rung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Identifizieren eines Wirkstoff¬ komplexes. Dieser Testkit weist auf:
- mindestens einen Primärträger mit dem Typ-PepTl -Protein,
- einen Messbereich,
- gegebenenfalls den erfindungsgemäßen Anlagerungspuffer, die nicht- aktivierende Lösung sowie die aktivierende Lösung und
- weiterhin gegebenenfalls mindestens einen potenziellen Wirkstoffkomplex.
Erfindungsgemäß wird auch ein Screeningverfahren zum Identifizieren ge¬ schaffen, und zwar zum Identifizieren:
- eines unbekannten Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, eines Teils und/ oder Derivats davon,
- des Vorhandenseins eines unbekannten Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/ oder Derivats davon, - des Vorhandenseins eines bekannten Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/ oder Derivats davon,
- der Konzentration eines unbekannten Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/oder Derivats davon,
- der Konzentration eines bekannten Wirkstoffs, Wirkstoffkomplexes, Teils und/ oder Derivats davon.
Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird das erfin¬ dungsgemäße Verfahren zum Identifizieren eines Wirkstoffkomplexes verwen¬ det zum Auffinden von Inhibitoren, Aktivatoren, partiellen oder temporären Inhibitoren oder Modulatoren einer enzymatischen Eigenschaft eines, Wirkort¬ komplexes, welcher ein Typ-PepTl -Protein enthält.
Des Weiteren wird das erfindungsgemäße Testkit erfindungsgemäß verwendet zum Auffinden von Modulatoren, d.h. Inhibitoren oder Aktivatoren, z.B. partiellen oder temporären Inhibitoren eines einen Typ eines PepTl -Proteins enthaltenden Wirkortkomplexes.
Bevorzugt enthält der Wirkortkomplex das PepTl -Protein.
Des Weiteren wird das Arzneimittel erfindungsgemäß verwendet zur Inhibition, partiellen oder temporären Inhibition, Aktivierung oder sonstige Modulation eines Typ-PepTl -Proteins enthaltenden Wirkstoffkomplexes.
Auf der Grundlage der nachfolgenden Bemerkungen werden die voranstehen- den und weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung mit anderen Worten wei¬ ter erläutert:
Darüber hinaus ist eine z. B. wässrige Messlösung vorgesehen, in welchem die Primärträger und die Sekundärträger angeordnet werden. Der Elektrodenbe- reich wird gegenüber der Messlösung (aktivierende bzw. nicht-aktivierende Lö¬ sung), den Primärträgern und gegenüber den biologischen Einheiten bevorzugt weitestgehend elektrisch isoliert.
Der Elektrodenbereich besitzt z.B. mindestens eine Elektrode. Diese kann zum einen jeweils selbst als mechanisch stabiler Materialbereich ausgebildet sein, insbesondere als Platte, als Draht und/ oder dergleichen.
Eine besonders einfache Anordnung der Sensorelektrodeneinrichtung ergibt sich, wenn die Elektrode im Wesentlichen als auf der Oberfläche des Trägers abgeschiedene Materialschicht ausgebildet ist. Es kann sich dabei um eine aufgedampfte oder gesputterte Materialschicht handeln. Die Materialschicht zur Ausbildung der Elektrode hat vorzugsweise eine Schichtstärke von etwa 10 bis 200 nm.
Das Typ-PepTl-Protein kann jeweils in im Wesentlichen nativer Form und/ oder in abgewandelter, insbesondere gereinigter, mikrobiologisch und/oder molekularbiologisch geänderter Form vorgesehen sein. Zum einen können dadurch bestimmte native Eigenschaften getestet und pharmakolo¬ gisch untersucht werden. Andererseits bieten sich auch molekularbiologische oder gentechnisch initiierte Veränderungen an, die bestimmten Aspekte, zum Beispiel des Transports oder der pharmakologischen Wirkungsweise eines Wirkstoffes zu analysieren.
Besonders vorteilhaft ist es, dass Primärträger eines jeweils im Wesentlichen einheitlichen Typs von Primärträgern vorgesehen werden. Dies ist im Hinblick auf eine möglichst eindeutige Aussage und Analyse eines Wirkstofftests von Bedeutung und bezieht sich auf die geometrischen, physikalischen, chemi- sehen, biologischen und molekularbiologischen Eigenschaften der Primärträ- ger.
Das Nämliche gilt auch für die in dem Primärträger vorgesehenen Wirkort¬ komplexe und das Typ-PepTl -Protein. Hier sind Wirkortkomplexe und Typ- PepTl -Protein eines jeweils im Wesentlichen einheitlichen Typs vorgesehen, insbesondere im Hinblick auf ihre geometrischen, physikalischen, chemi¬ schen, biologischen und molekularbiologischen Eigenschaften. Zusätzlich sol¬ len die biologischen Einheiten in vorteilhafter Weise im Hinblick auf ihre Ori¬ entierung und/ oder im Hinblick auf ihre Aktivierbarkeit in Bezug auf den je- weiligen Primärträger in etwa einheitlich sein.
Wie bereits ausgeführt, liegt der Erfindung unter anderem die Aufgabe zu Grunde, die Wirkung von Substanzen auf die Funktion von Typ-PepTl -
Proteinen einer Untersuchung zugänglich zu machen. Substanzen, welche die Wirkung dieses Transportproteins modulieren, sind als potentielle neuropro- tektive Wirkstoffe von gewerblichem Interesse. Auch wären Substrate des Pro¬ teins, die von diesem transportiert werden, u.U. wichtige neue Moleküle.
Das erfindungsgemäße Vorgehen bietet folgende Vorteile:
Die Messung der Transportaktivität bzw. der Transporteigenschaften gemäß dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahren bedarf keiner Vermittler o- der markierten Substrate. Eine Einzelmessung dauert lediglich wenige Sekun¬ den. Die Messung ist sensitiv gegenüber allen Substraten. Sofern eine Sub¬ stanz die Reaktion nicht irreversibel inhibiert, können mit einem mit Enzym beladenen Sensor mehrere Messungen durchgeführt werden. Substrate müs¬ sen nicht chemisch modifiziert vorliegen, da die Stromantwort oder Potential- antwort des Proteins durch einen schnellen Lösungswechsel induziert wird.
Darüber hinaus ist im Gegensatz zu der Patch-Clamp-Technik ein höherer Durchsatz möglich.
BEISPIEL 1 Herstellung des EAACl -Sensorchips
10,αl einer Membransuspension (Proteinkonzentration ca. 2-3 mg mLml'1) aus einer CHO -Plasmamembranpräparation wurden auf einen vorbehandelten Sen¬ sorchip mit einer runden Goldelektrode (3 mm Durchmesser, erhältlich von IonGate Biosciences GmbH, Frankfurt am Main) aufgetragen und über Nacht im Kühlschrank (bei < 8°C) inkubiert.
Die Kapazität der proteinbeladenen Membranen lag bei ca. 1000 nF cm'2, die Leitfähigkeit G13 bei ca. 10 nS cm'2.
BEISPIEL 2 Aktivitätsmessung ohne Inhibitor
Die Durchflusszelle eines SurfE2R-Systems (IonGate Biosciences GmbH, Frankfurt am Main) mit integriertem proteinbeladenem Sensorchip wurde zu- nächst mit Anlagerungspuffer (siehe oben) durchspült. Für die eigentliche Messung wurde mittels elektromechanischem 3 /2- Wegeventil zwischen nicht - aktivierender Lösung (140 mmol/1 KCl, 2 mmol/1 MgCl2, 30 mmol/1 Mes pH6.0 oder Hepes pH7.0 + 25mmol/l Glycin) und aktivierender Lösung ( 140 mmol/1
KCl, 2 mmol/1 MgCl2, 30 mmol/1 Mes pH6,0 oder Hepes pH 7,0 + 25 mmol/1 Substrat, z.B. Gly-Gly) umgestellt.
BEISPIEL 3 Aktivitätsmessung mit Glibenclamid
Ergebnis siehe Fig. 1.
Die Messungen wurden wie oben durchgeführt, allerdings enthielten beide Lö¬ sungen aktivierende und nicht- aktivierende zusätzlich lOOμM Glibenclamid. Glibenclamid ist ein Inhibitor für PepTl (IC50 in Oozyten ca. lOOμM). Die Inhi¬ bition der Stromamplitude durch Glibenclamid beweist, dass es sich bei dem detektierten Signal tatsächlich um ein spezifisches PepTl -Signal handelt. Eine vollständige Inhibition mit Glibenclamid ist aufgrund der schlechten Löslich¬ keit von Glibenclamid nicht möglich.
Fig. 1 zeigt in Form eines Graphen schematisch den durch das PepTl -Protein hervorgerufenen Transportstrom I(t) als durch die Biosensorelektrode messba¬ re elektrische Aktion.
Grundsätzliche Vorteile der vorliegenden Erfindung sind die hohe mechani¬ sche Stabilität der vorgesehenen Sensoranordnung und damit einhergehend die große Einsatzbereitschaft, die einfache Handhabbarkeit und geringer Stör¬ anfälligkeit. In der Verwendung der Sensoranordnung ergeben sich im Rahmen von pharmakologischen Wirkstofftests eine lange Lebensdauer, eine hohe Zu- verlas sigkeit, eine geringe Störanfälligkeit sowie insbesondere ein gegenüber herkömmlichen Verfahren maßgeblich gesteigerter Testdurchsatz, wodurch entsprechende Testverfahren kostengünstig ausgearbeitet und durchgeführt werden können.