Verfahren zur Dokumentation eines Eigentums bzw. Besitzes sowie des Überganges desselben an einer Ware
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dokumentation eines Eigentums bzw. Besitzes sowie des Überganges desselben an einer Ware.
Im modernen Warenverkehr wird vermehrt Wert darauf gelegt, die Historie einer Ware in elektronischer Form an der Ware selbst zu vermerken. Zu diesem Zweck ist es bekannt, Funk¬ speicher, sogenannte RFID-Tags (Radio Frequency ID-Tags) , an den Waren anzubringen.
Bei einem bekannten Verfahren zur Kennzeichnung der Waren werden auf den RFID-Tags einmalig die Waren betreffende Da¬ ten (z.B. Art der Waren, Artikelnummer, Hersteller etc.) hinterlegt. Diese Daten können dann von den Händlern an un¬ terschiedlichen Positionen in der Handelskette ausgelesen und in deren jeweiligem Warenwirtschaftssystem verarbeitet werden. Bei diesem System werden die RFID-Tags einmalig be¬ schrieben und können insbesondere nicht einem Eigentums-
bzw. Besitznachweis bzw. der Abwicklung eines Überganges an dem Eigentum bzw. Besitz dienen.
Ein anderes bekanntes Verfahren nutzt die RFID-Tags in ge¬ schlossenen Benutzergruppen, wobei diese von den Teilnehmern der Benutzergruppe nicht nur ausgelesen, sondern zumindest von ausgesuchten Teilnehmern auch beschrieben werden können. Um einen Zugriff auf die auf den RFID-Tags gespeicherten Da¬ ten durch unberechtigte Dritte zu verhindern, werden bei diesem Verfahren kryptographische Techniken eingesetzt. Da¬ bei halten ein, einige oder alle Teilnehmer der geschlosse¬ nen Benutzergruppe einen Schlüssel, der sie zum Auslesen bzw. Beschreiben der RFID-Tags berechtigt.
Bei diesem Verfahren ist eine eindeutige Eigentums- oder Be¬ sitzzuordnung nicht vorgesehen, und es kann insbesondere ein auf dem RFID-Tag verzeichneter, für alle Beteiligten siche¬ rer Übergang an dem Eigentum bzw. Besitz nicht vollzogen werden.
Ausgehend von den bekannten Verfahren bzw. Systemen ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren bereitzustellen, bei dem unter Einsatz eines an einer Ware angeordneten Speicher¬ mediums auf diesem Speichermedium ein Eigentums- bzw. Be¬ sitzübergang eindeutig verzeichnet werden kann und bei dem nur der jeweils aktuelle Eigentümer bzw. Besitzer und gege¬ benenfalls noch eine unabhängige Kontrollinstanz Zugriff auf das Speichermedium hat.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird mit der Erfindung ein Verfah¬ ren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 vorgeschlagen. Vor¬ teilhafte Ausgestaltungen bzw. Weiterbildungen des Verfah¬ rens sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 6 spezifiziert.
Die Grundidee der Erfindung liegt in dem Einsatz der an sich bekannten Verschlüsselung mit Hilfe von Schlüsselpaaren. Je-
der Teilnehmer an diesem System hält ein individuelles und einzigartiges Paar digitaler Schlüssel, jeweils einen ersten digitalen Schlüssel, den sogenannten Public Key, und einen zweiten digitalen Schlüssel, den sogenannten Private Key. Der erste digitale Schlüssel ist „für die Öffentlichkeit be¬ stimmt", d.h. er wird von dem Inhaber des Schlüsselpaares frei herausgegeben. Den zweiten digitalen Schlüssel hält der Teilnehmer geheim. Mit Hilfe eines dieser Schlüssel können Daten nun derart verschlüsselt werden, dass nur mit Hilfe des jeweils anderen Schlüssel ein Zugriff auf die Daten er¬ folgen kann. Dieses Prinzip des Public Key und des Private Key wird bspw. bei der Verschlüsselung von E-Mails im elekt¬ ronischen Schriftverkehr eingesetzt. Als „Schlüssel" im Sin¬ ne der Erfindung sind dabei sowohl ein Schlüssel zum Ver¬ schlüsseln eines Kommandos (mit dem zweiten digitalen Schlüssel) , welches nur nach Entschlüsseln (mit dem ersten digitalen Schlüssel) verstanden wird, als auch eine einem Kommando vorangestellte Signatur zu verstehen, die dem Kom¬ mandoempfänger zu erkennen gibt, dass die Kommandos von ei¬ ner berechtigten Person stammen.
Die Erfindung macht sich dieses Prinzip zunutze, indem auf dem Speichermedium der erste digitale Schlüssel des aktuel¬ len Eigentümers bzw. Besitzers der Ware hinterlegt ist, und somit nur diese Person (bzw. Einrichtung) mit Hilfe ihres individuellen zweiten digitalen Schlüssels Zugriff auf das Speichermedium hat. Dieser Zugriff kann gegebenenfalls durch eine entsprechende Programmierung des Speichermediums hin¬ sichtlich des Auslesens und/oder des Beschreibens des Spei¬ chermediums beschränkt sein. Soll ein Eigentums- bzw. Be¬ sitzübergang an der Ware stattfinden, verkauft ein Großhänd¬ ler bspw. die Ware an einen Supermarkt, übergibt der Erwer- ber seinen ersten digitalen Schlüssel an den Veräußerer. Dies kann er bspw. mittels einer Smart-Card oder eines ande-
ren Speichermediums tun. Der Veräußerer nutzt dann seinen zweiten digitalen Schlüssel, um den ersten digitalen Schlüs¬ sel des Erwerbers auf das Speichermedium zu schreiben. Dabei ist das Speichermedium programmtechnisch so eingerichtet, dass der erste digitale Schlüssel des Veräußerers mit dem ersten digitalen Schlüssel des Erwerbers überschrieben wird. Auf diese Weise verliert der Veräußerer die Möglichkeit des Zugriffs auf das Speichermedium und dokumentiert so seinen Verlust an dem Eigentum bzw. Besitz der Waren.
Dadurch, dass nun der erste digitale Schlüssel des Erwerbers auf dem Speichermedium gespeichert ist, erhält dieser bei Einsatz seines zweiten digitalen Schlüssels - ggf. einge¬ schränkten - Zugriff auf das Speichermedium und kann sich so als Eigentümer bzw. Besitzer der Ware ausweisen.
Hält der Erwerber kein eigenes digitales Schlüsselpaar (z. B. im Falle eines die Ware erwerbenden Endverbrauchers), be¬ steht bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Möglichkeit, dass der Veräußerer einen gesonderten ersten digitalen Schlüssel auf das Speichermedium aufbringt, zu er keinen passenden zweiten digitalen Schlüssel besitzt und der das Speichermedium deaktiviert. Auf diese Weise verliert der Ve¬ räußerer das Eigentum bzw. den Besitz an der Ware eindeutig, der Erwerber ist allerdings nicht als Eigentümer bzw. Besit¬ zer eindeutig registriert, sondern es ist lediglich festzu¬ stellen, dass die Ware auf einen Erwerber übergegangen ist, der über kein individuelles Schlüsselpaar verfügt.
In einer Weiterbildung der Erfindung ist es möglich, dass das Speichermedium den Vollzug des Eigentums- bzw. Bestitzü- berganges quittiert. Dies kann z. B. durch Ausgabe eines a- kustischen oder optischen Signals erfolgen, aber auch durch Absetzen einer entsprechenden elektronischen Quittungsnach¬ richt.
Eine „Ware" im Sinne der Erfindung kann auch ein Gebinde von Einzelwaren, z.B. eine Palette mit Waschmittelpaketen, sein, wobei in diesem Fall das Speichermedium an dem Gebinde, also z.B. an der Palette, angebracht wird.
Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist der für den Fall eines nicht vorhandenen eigenen individuel¬ len Schlüsselpaares beim Erwerber bei Übergabe der Ware auf das Speichermedium aufgebrachte erste digitale Schlüssel der erste digitale Schlüssel (Public Key) eines von dem Herstel¬ ler des Speichermediums und/oder einer unabhängigen, vor¬ zugsweise öffentlichen, Institution gehaltenen individuellen Schlüsselpaares, so dass der Hersteller des Speichermediums bzw. die unabhängige Institution in der Lage ist, durch Zu¬ hilfenahme seines zweiten digitalen Schlüssels den letzten Besitz- bzw. Eigentumsübergang zu bestätigen und das Spei¬ chermedium wieder zu aktivieren und gegebenenfalls einer neuen Verwendung zuzuführen.
Auf dem Speichermedium können neben dem ersten digitalen Schlüssel des jeweiligen Besitzers bzw. dem gesonderten di¬ gitalen Schlüssel gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung zusätzlich warenbezogene Daten gespeichert sein. Die Waren sind dann vorzugsweise in einem strukturie¬ ren Format, wie z.B. XML, auf dem Speichermedium gespei¬ chert. Solche Daten sind z. B. Art der Ware, Artikelnummer, Herstellungsort, Herstellungszeit, gegebenenfalls Haltbar¬ keitsdatum oder ähnliches. Auf diese Weise kann das Spei¬ chermedium heute häufig noch in Papierform gebräuchliche Wa¬ ren- bzw. Frachtunterlagen ersetzen. Auch können die einzel¬ nen Eigentümer bzw. Besitzer jeweils zusätzliche Daten auf dem Speichermedium ablegen. So kann z. B. ein Spediteur, der die Ware zum Transport in Besitz nimmt, Daten wie Übernahme¬ zeitpunkt und Frachtweg auf dem Speichermedium sichern. Das
Speichermedium kann so die gesamte Historie der Ware in di¬ gitaler Form gespeichert enthalten. Auch können nach einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung Daten über die Besitzer bzw. Eigentümer sowie ggf. über deren Reihenfolge gespei¬ chert werden. Auf diese Weise ist auch hinsichtlich der Be¬ sitzer bzw. Eigentümer die Historie der Ware auf dem Spei¬ chermedium gesichert.
In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass über einen zusätzlich auf dem Speicher¬ medium abgelegten und nicht überschreibbaren ersten digita¬ len Schlüssel und einen zweiten, nur einer Kontrollstelle bekannten digitalen Schlüssel, die Kontrollstelle immer Zugriff auf die Daten auf dem Speichermedium hat. So kann z. B. der Zoll eine solche Kontrollstelle sein, dem es möglich sein muss, die Daten aus dem Speichermedium auszulesen. Auch ist es möglich, die Polizei mit dem zweiten digitalen Schlüssel auszurüsten, damit diese bei entwendeten Waren durch Auslesen der auf dem Speichermedium gespeicherten Da¬ ten den wahren Besitzer bzw. Eigentümer ermitteln kann.
Als Speichermedium wird gemäß der Erfindung bevorzugt ein Funkspeicher (RFID-Tag) verwendet. RFIDs haben den Vorteil, dass sie ohne eigene Energieversorgung auskommen. Sie werden zudem im Warenverkehr bereits vielfach verwendet, so dass die entsprechenden Geräte zum Auslesen bei vielen Händlern schon vorhanden sind und somit nicht mehr nachgerüstet wer¬ den müssen.
Mit der Erfindung wird zudem ein elektronisches Speicherme¬ dium angegeben, welches zum Anbringen an einer Ware sowie zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens einge¬ richtet ist. Die Speichermedien werden für das erfindungsge¬ mäße Verfahren vom Hersteller der Speichermedien typischer¬ weise entweder zunächst mit dem ersten digitalen Schlüssel
des Herstellers der Speichermedien oder mit dem ersten digi¬ talen Schlüssel des Herstellers der Waren versehen oder aber gleich mit dem ersten digitalen Schlüssel des ersten, die Waren vom Hersteller beziehenden Händlers. Bei der Program¬ mierung der Speichermedien wird das oben beschriebene Proto¬ koll des Besitzer- bzw. Eigentümerwechsels bereits angelegt. D.h. es wird auf dem Speichermedium ein Pfad zur Ablage des ersten digitalen Schlüssels angelegt und das Speichermedium so eingerichtet, dass bei Aufbringen eines neuen ersten di¬ gitalen Schlüssels der zuvor vorhandene erste digitale Schlüssel unter diesem Pfad überschrieben wird.
In Fig. 1 ist vereinfacht und schematisch das Protokoll des Eigentums- bzw. Besitzübertrages an der Ware dargestellt, wobei hier der neue Besitzer bzw. Eigentümer über ein eige¬ nes digitalen Schlüsselpaar verfügt.
Ein Erwerber E, der das Eigentum bzw. den Besitz an der Ware erwerben möchte, übergibt dem bisherigen Eigentümer bzw. Be¬ sitzer, dem Veräußerer V zunächst seinen ersten digitalen Schlüssel (Public Key) . Dies ist durch den mit 1 bezeichne¬ ten Pfeil angedeutet. Der Veräußerer V überschreibt unter Verwendung seines eigenen zweiten digitalen Schlüssels (Pri¬ vate Key) seinen ersten digitalen Schlüssel (Public Key) auf dem Speichermedium S mit dem ersten digitalen Schlüssel des Veräußerers V. Damit ist bereits der Besitz- bzw. Eigentums¬ übergang vollständig und sicher vollzogen. Der Veräußerer V verliert durch das Überschreiben seines ersten digitalen Schlüssels die Zugriffsrechte und -möglichkeit auf das Spei¬ chermedium S. Der Erwerber E hat, dadurch dass sein erster digitaler Schlüssel nun auf dem Speichermedium S gespeichert ist, unter Verwendung seines passenden zweiten digitalen Schlüssels die Zugriffsmöglichkeit auf das Speichermedium S erlangt.
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Das Verfahren erlaubt die belegbare Nachverfolgung des Ei¬ gentums bzw. Besitzes an Waren in einer offenen Benutzer¬ gruppe. Jeder Teilnehmer bringt sein eigenes, individuelles digitales Schlüsselpaar aus erstem digitalen Schlüssel (Pub¬ lic Key) und zweitem digitalen Schlüssel (Private Key) ein. Diese Schlüsselpaare werden nicht zentral vergeben oder ver¬ waltet, sondern können von jedem Teilnehmer, ggf. im Rahmen bestimmter, technisch bedingter Vorgaben, z. B. unter Ver¬ wendung einer sogenannten Passphrase, selbst erzeugt werden. Auch Teilnehmer ohne eigenes digitales Schlüsselpaar, können an diesem System teilhaben, indem für ihren Erwerb der Ware der gesonderte erste digitale Schlüssel eingesetzt wird.