MANDAPRO AG, Ettingen
Schützende Beschichtung
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Detaillierte Darstellung der Erfindung
Beschichtungen mit biozid wirksamen Zusätzen zum Schutz von damit beschichteten Gegenständen sind seit langem bekannt.
10 Als Biozide werden im Allgemeinen synthetische Biozide eingesetzt, wie sie auch als Agrochemikalien verwendet werden.
Solche Beschichtungen sind in jüngerer Zeit der Kritik ausgesetzt, weil die verwendeten Biozide für viele Anwendungen aus Umweltsicht ungeeignet 15 sind.
Daneben ist bekannt, , dass viele Pflanzen Naturstoffe mit verschiedenster biologischer Wirkung enthalten. Viele dieser Naturstoffe sind wirksam gegen Insekten, Milben, Bakterien, Pilze, Viren oder andere Schädlinge. Gegen
20 Frass-Insekten kann dabei sowohl eine abtötende als auch eine abstossende (Repellant) Wirkung nützlich sein. Sie können als isolierte Substanzen einzeln oder als Kombination in Form natürlicher Extrakte anstelle von klassischen Bioziden in Schutzbeschichtungen eingesetzt werden. Oft sind die Naturstoffe als Einzelstoffe auch gegenüber den Zielorganismen
25 (Insekten, Milben, Bakterien, Pilzen, Virenträgern oder anderen Schädlingen) nicht so toxisch wie die entsprechenden synthetischen Biozide, aber in Kombinationen sehr gut wirksam. Da sie im allgemeinen gut abbaubar sind und weil bei Separation der Komponenten durch Verdünnung die synergistischen Wirkungen abnehmen, sind sie in Ihrer Wirkung nach
30 Freisetzung in die Umwelt weniger problematisch als die synthetischen Biozide.
Diese Vorgehensweise hat zwei entscheidende Nachteile:
Zum ersten müssen die Wirkstoffe aus den Pflanzen aufwändig isoliert werden. Zum Zweiten sind die in die Beschichtungen eingearbeiteten
Wirkstoffe oft nicht genügend diffusionsfest. So müssen die Wirkstoffe in den Schutzbeschichtungen oft wieder in eine Form gebracht werden, die deren Freisetzung so verzögern, dass ein lange andauernder Schutz der beschichteten Gegenstände erzielt wird.
Seit einigen Jahren ist es auch bekannt, dass gewisse Pflanzen für die gewünschte Schutzwirkung nützliche Inhaltsstoffe in ihren verholzten Teilen enthalten. Auch diese Hölzer werden zur Extraktion von natürlichen Schutzstoffen eingesetzt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen besser umweltverträglichen und kostengünstigen Schutz von Gegenständen oder Pflanzen und Pflanzenteilen vor der Schädigung durch Insekten, Milben, Bakterien, Pilze, Viren oder andere Schädlinge zu erreichen.
Dazu zeigt die vorliegende Erfindung einen wesentlich einfacheren und gleichzeitig optimal wirksamen Weg zum Einsatz der erwünschten Naturstoffe auf.
Es wird in Anspruch 1 ein Beschichtungsstoff beansprucht, der die
Naturstoffe in ihrer natürlichen Matrix in der Weise einsetzt, dass trockene, feinst gemahlene Partikel oder Fasern der die Naturstoffe enthaltenden Pflanzenteile mit geeigneten Hilfsstoffen, insbesondere einem oder mehreren Bindern und optional anderen Komponenten zu einem für die Beschichtung geeigneten Stoff formuliert werden.
Als besonders bevorzugte natürliche Partikel werden feinst gemahlene Fasern der die Naturstoffe enthaltenden Hölzer als Komponenten in den Beschichtungsstoffen eingesetzt.
Geeignete Hölzer werden so fein gemahlen, dass sie direkt als Bestandteile von Beschichtungsformulierungen verwendet werden können. Dazu werden die Hölzer zu Fasern mit einer maximalen Länge von 1 mm, vorzugsweise von 0.2 mm oder noch kürzer gemahlen. Dabei werden Dicken von unter 0.2 mm, vorzugsweise unter 0.05 mm oder noch weniger erzielt. Fasern dieser Dimension können in übliche Beschichtungsformulierungen wie beispielsweise Lacke und Anstrichfarben oder Papierstreichmassen eingearbeitet werden.
Geeignete Partikel oder Fasern stammen aus Hölzern, getrockneten Blättern oder anderen Pflanzenteilen mit einem hohen Anteil an Naturstoffen mit den erwünschten Wirkungen gegen die Ziele (Insekten, Milben, Bakterien, Pilze, Viren oder andere Schädlinge). Besonders geeignet sind Partikel oder Fasern mit mit 0.1 % - 10% , ganz besonders bevorzugt mit mehr als 1 % Gehalt an solchen Naturstoffen. Ganz besonders geeignet sind Hölzer, die als Wirkstoffe vorzugsweise aber nicht ausschliesslich Komponenten mit Strukturen der Terpensäuren, Sesquiterpenen, Sesquiterpenalkoholen oder Laktonen enthalten. Im Speziellen geeignet sind Hölzer mit hohen Gehalten an Podophyllotoxin, Desoxipodophyllotoxin, Eudesmol, Columellarin, Callitrisin, Citronellasäure, Guajen, Selinen, Bulnesol in Form ihrer Stammkörper, deren Isomeren oder deren Derivaten.
Weil sie solche Komponenten in grossen Mengen enthalten, sind die Hölzer von Bäumen der Gattung Callitris, insbesondere aber nicht ausschliesslich Callitris collumellaris, Callitris glaucophylla und Callitris intratropica bevorzugt.
Auch Mischungen von Fasern und Partikeln verschiedener Pflanzen können erfolgreich eingesetzt werden. Zu den Holzfasern der bevorzugten Callitris - Arten können beispielsweise Fasern aus Holz oder Partikel aus Blättern oder anderen Pflanzenteilen von Araukarien, Backhousien, Eukalyptus-Arten, Leptospermen, Melaleuca-Arten oder Meliaceen wie z-B. Azadirachta indica beigemischt werden.
Im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit der erfindungsgemäss hergestellten Fasern sollten die Beschichtungsstoffe vorzugsweise ebenfalls mit natürlichen Bindern und anderen Zusatzkomponenten hergestellt werden. Dazu gehören beispielsweise Dispersionsflüssigkeiten, Binder, Verdicker, 105 Füllstoffe und weitere Komponenten.
Als Dispersionsflüssigkeiten kommen in erster Linie Wasser und wässerige Lösungen geeigneter Salze, aber auch Mischungen von Wasser mit organischen Lösungsmitteln wie beispielsweise Polyethylenglykol,
110 Propylenglykol, oder auch wässerige Emulsionen von Oelen wie beispielsweise Pflanzenölen oder Silikonölen in Frage. Daneben können aber auch organische Lösungsmittel und deren Gemische als Dispergierflüssigkeiten verwendet werden, wie sie beispielsweise in Anstrichstoffen eingesetzt werden, in Lösungsmitteln wie beispielsweise
115 Estern, Ketonen, Aethern oder Kohlenwasserstoffen.
Als Binder für wässerige Dispergierflüssigkeiten können vorzugsweise wasserlösliche Materialien eingesetzt werden: Naturstoffe vom Kohlehydrat-, Lipid- oder Protein-Typus, modifizierte Naturstoffe oder auch synthetische 120 Polymere. Beispiele für solche wasserlöslichen Binder sind in der folgenden nichtabschliessenden Liste aufgezählt:
Naturstoffe vom Kohlehdrattypus sind beispielsweise Pflanzengummis wie z.B. Gummi Arabicum, Xanthan, Guar, Karaya, oder Alginate, Cellulose, 125 Stärke.
Naturstoffe vom Lipidtypus sind beispielsweise Fette oder Wachse.
Naturstoffe vom Proteintypus sind beispielsweise Gelatine, Casein oder Zein. 130
Modifizierte Naturstoffe sind beispielsweise modifizierte Cellulosen wie z.B. Methylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Carboxymethylcellulose oder modifizierte Stärken wie z.B. gedämpfte, hydrolysierte oder anoxidierte Stärken, Methylstärke, Carboxymethylstärke.
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Synthetische Polymere sind beispielsweise Polyinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylacetat, Polyacrylsäure und ihre Copolymeren.
Als Binder für wässerige Dispergierflüssigkeiten können aber auch wässerige 140 Dispersionen verwendet werden, wie sie beispielsweise in Anstrichfarben oder auch für pharmazeutische Zwecke verwendet werden. Chemisch handelt es sich beispielsweise um Homopolymere oder Copolymere von Acrylaten, Vinylacetat, Vinylsulfonen, Ethylen, Melamin oder um natürliche Latexmaterialien wie beispielsweise Kautschuk oder Guttapercha. 145
Als Binder für wässerige Dispergierflüssigkeiten können aber auch mineralische Materialien eingesetzt werden, wie sie beispielsweise für Zemente verwendet werden.
150 Binder dieser verschiedenen Typen können auch als Mischung eingesetzt werden.
Als Binder für Formulierungen in organischen Lösungsmitteln können die üblichen, in Anstrichstoffen verwendeten Binder eingesetzt werden. Meist
155 handelt es sich dabei um Lösungen von Alkydharzen, Acrylaten, natürlichen härtenden Oelen wie beispielsweise Leinöl ggf. mit Siccativen oder anderen Oxidations-Katalysatoren, natürlichen Harzen wie beispielsweise Terpentin oder Schellack oder aber Mischungen von Monomeren, die zu Duroplasten polymerisieren, wie z.B. Epoxy-Vorkondensate oder Melamin-Vorkondensate
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Verdicker werden zur Modifikation der Theologischen Eigenschaften eingesetzt. Mit ihrer Hilfe wird die Viskosität und das Verlaufsverhalten so eingestellt, dass die Applikation optimal möglich ist. Verdicker für wasserbasierte Formulierungen sind beispielsweise wasserlösliche natürliche
165 Polymere wie modifizierte Cellulosen, Stärke oder wasserlösliche synthetische Polymere wie beispielsweise mit Acrylnitril gepfropfte Stärke oder Cellulose oder klassische Thixotropiermittel wie beispielsweise kolloidale Kieselsäure. Verdicker für Formulierungen in organischen
Lösungsmitteln dienen die geeignet aufeinander abgestimmten Binder selbst 170 wie sie oben angeführt sind und wo nötig organisch lösliche Polymere wie beispielsweise Polyisobutylene.
Füllstoffe werden vorwiegend zur Erziel ung der gewünschten mechanischen Eigenschaften der fertigen Beschichtungen verwendet. Ihre Auswahl ist im
175 Wesentlichen unbeschränkt. Mineralische Stoffe wie beispielsweise Sand, Gesteinsmehle, Bentonite, Zeolithe, Mineralfasern oder Glasfasern können ebenso eingesetzt werden wie organische Fasermaterialien wie beispielsweise Pflanzenfasern z.B. aus Baumwolle, Hanf, Kokos oder anderen Pflanzen oder reine Cellulose, Synthesefasern wie Polyester,
180 Polyamid und andere. Auch Holzmehle ohne Gehalt an Wirkstoffen im Sinne der Erfindung können zusätzlich als Füller eingesetzt werden.
Als weitere Komponenten können Materialien mit fast unbeschränkten Funktionen zugesetzt werden. Beispielsweise können Pigmente zur 185 Farbgebung, Emulgatoren zur Stabilisierung der Dispersionseigenschaften, Lichtschutzmittel, Antioxidantien, Porosierungsmittel, Stoffe zur Weiteren Beeinflussung des Freisetzungsverhaltens der Naturstoffe aus den wirksamen Holzfasern eingesetzt werden.
190 Ein Gegenstand der Erfindung sind gebrauchsfertige Beschichtungsstoffe. Sie können als flüssige Formulierungen mit allen oben beschriebenen Komponenten hergestellt werden oder aber auch als Pulvermischungen mit den festen Bestandteilen der oben genannten Komponenten. Solche Pulvermischungen können beim Gebrauch mit den notwendigen
195 Flüssigkeiten gemischt werden. Sie können aber auch mit den bekannten Verfahren zur Pulverbeschichtung aufgebracht werden und anschliessend durch Eintauchen in Lösungsmittel (vorzugsweise Wasser) oder durch Besprühen mit Lösungsmittel (vorzugsweise Wasser) verfestigt werden.
200 Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist das Verfahren des Schutzes von Gegenständen durch das Aufbringen der erfindungsgemässen Beschichtungen. Für das Aufbringen der Beschichtung können je nach zu
beschichtendem Gegenstand alle bekannten Applikations-techniken verwendet werden, beispielsweise Anstreichen mit Pinsel oder Rolle,
205 Aufsprühen, Tauchen, Pulverbeschichtung , Aufwalzen und Aufpressen.
Durch solche Beschichtungen können Materialien gegen die Schad-Einflüsse durch Bakterien und Pilze (verfaulen und Verrottung) oder Insekten und Milben (Frass) geschützt werden. Neben Konstruktionsmaterialien im weitesten Sinn können auch lebende Pflanzen oder Pflanzenteile durch
210 solche Beschichtungen geschützt werden, beispielsweise können Bäume durch Anstriche der Rinde oder junge Pflanzen im Handel durch Beschichtung des Wurzelwerkes mittels Tauchen in erfindungsgemässe Pulvermischungen geschützt werden.
215 Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist das Verfahren, die Übertragung von krankheitserregenden Mikroben (Bakterien, Pilze) und Viren dadurch zu reduzieren, dass Gegenstände, die mit solchen Mikroben in Berührung kommen, durch die erfindungsgemässen Beschichtungen behandelt werden.
220 Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind Materialien, die durch die erfindungsgemässen Beschichtungsstoffe geschützt sind. Dazu gehören Baumaterialien wie Sperrholz- und Spanplatten, Isolierplatten aus beliebigen Materialien, Abdeckfolien, -vliese und -papiere, Pflanzgefässe, Granulate aus verrottbaren Materialien, Granulate und Folien zur Freisetzung der
225 schützenden Naturstoffe, beispielsweise für den biologischen Pflanzenschutz.
Folien zur Verwendung als Abdeckfolien im Bauwesen oder im Gartenbau können beispielsweise so hergestellt werden, dass poröse Folien aus
230 bekannten Kunststoffen wie z.B. Polyethylen und Copolymeren, aus
Polyvinylalkohol oder Polyvinylacetat oder aus Cellulose-Materialien wie Kupfer-Cellulose oder Xanthogenat-Cellulose oder Acetylcellulose nach bekannten Techniken hergestellt und deren Poren durch Tauchen mit der Beschichtungsformulierung gefüllt werden. In gleicher weise können auch
235 Vliese aus beispielsweise Baumwoll-, Polyethylen-, Polypropylen- oder
Polyesterfasern mit Beschichtungsformulierungen getränkt werden. Bei der
Papierherstellung kann anstelle der üblichen Formulierung für den Papierstrich eine erfindungsgemässe Beschichtungsformulierung eingesetzt werden.
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Granulate, beispielsweise Granulate aus Altpapier zu Isolationszwecken können mit der erfindungsgemässen Beschichtungsmasse beschichtet werden. So können beispielsweise angefeuchtete Granulate durch Mischung mit der erfindungsgemässen Pulvermischung mit einer Schutzschicht
245 überzogen werden oder eine Schutzschicht kann mit den bekannten Methoden der Granulatbeschichtung, z.B. in einer Wirbelschichtanlage aufgebaut werden.
Ein spezieller Gegenstand der Erfindung ist Pflanzensaatgut, das mit den 250 beschriebenen Beschichtungssstoffen überzogen ist.
Zum Schutz von Saatgut wird bisher üblicherweise eine Behandlung des Saatgutes durch sogenanntes "Beizen" durchgeführt. Hierbei werden im Wesentlichen synthetische Stoffe mit entsprechender biozider Wirkung 255 eingesetzt. Dabei sind zum einen die relativ hohen Kosten für solche
Wirkstoffe nachteilig und zum anderen wird die Umwelt beim Einbringen eines so gebeizten Saatgutes in die Erde negativ beeinflusst.
Ein weiterer zu beachtender Aspekt besteht darin, dass herkömmliche 260 Beizmittel auch temporär ihre Wirkung verlieren können, so dass zwischen Ernte und Aussaat häufig der Beizvorgang wiederholt werden muss.
Unter Berücksichtigung insbesondere des letztgenannten Aspektes ist es auch bekannt, biozide Wirkstoffe in einer Trägermatrix auf Samenkörner 265 aufzubringen, so dass die Samenkörner von der die jeweiligen biozide Wirkstoffe enthaltenden Matrix umschlossen sind. In einer solchen Matrix können auch pflanzliche Fasern, die mit solchen synthetischen Wirkstoffen getränkt worden sind, enthalten sein.
270 Auch bei dieser Vorgehensweise sind die unerwünschte Umweltbelastung nicht vermeidbar und es besteht die Möglichkeit, dass die mit dem Saatgut in die Erde verbrachten Wirkstoffe zu einer Bodenkontamination führen.
Ein weiterer Aspekt, der bei einigen Pflanzensamenformen von Bedeutung 275 ist, ist die äußere Gestalt der einzelnen Pflanzensamenkörner und insbesondere in Verbindung mit dieser Gestalt auch deren Konsistenz. So können bestimmte Pflanzensamensorten, wie dies beispielsweise Rübensamen sind, nicht ohne weiteres maschinell ausgesät werden, da sie erheblich von einer runden Form abweichen. 280
Es ist daher Aufgabe der speziellen Erfindung, ein für die Umwelt verträgliches Pflanzensaatgutpellets zur Verfügung zu stellen, die maschinell ausgesät werden können und vor Befall von Pilzen, Insekten und/oder Mikroorganismen geschützt sind.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 12 gelöst. Die erfindungsgemäßen Pflanzensamenpellets können mit einem Verfahren, wie es in Anspruch 26 definiert ist, hergestellt werden. Vorteilhafte Ausgestaltungsformen und Weiterbildungen der Erfindung können mit den in 290 den untergeordneten Ansprüchen bezeichneten Merkmalen erreicht werden.
Bei den erfindungsgemäßen Pflanzensaatgutpellets sind einzelne oder mehrere Pflanzensamenkörner gemeinsam von einer Umhüllung umschlossen. Dabei weist die Umhüllung eine biozide Wirkung auf, so dass
295 die entsprechend behandelten Samenkörner vor einem Befall geschützt sind. Die Umhüllung wird im Wesentlichen aus einem wasserlöslichen oder in Wasser quellbaren Binder sowie mindestens 50 Vol.-% natürlicher Lignocellulosefasem gebildet. Unter natürlichen Lignocellulosefasern sollen dabei solche verstanden werden, die lediglich mechanisch zerkleinert worden
300 sind und keinerlei chemischer oder thermischer Behandlung unterzogen wurden und die auch nicht zusätzlich mit Wirkstoffen behandelt worden sind.
Dadurch können die biozide Wirkung der immanent in der jeweiligen ügnocellulose enthaltenen natürlichen Stoffe, die infolge des Stoffwechsels
305 beim Wachstum der jeweiligen Pflanzen gebildet worden sind, unmittelbar genutzt werden.
So ist es an sich bekannt, dass entsprechende Wirkstoffe in verschiedenen Holzarten enthalten sind.
310
Für die Herstellung der erfindungsgemäßen Pflanzensaatgutpellets sollten bevorzugt möglichst feinvermahlene Lignocellulosefasern eingesetzt werden. Dies führt zur erleichterten Freisetzung von in ihnen enthaltenen Biozid wirkenden Stoffen. Außerdem erleichtert dies die biologische Umsetzung der
315 Cellulose nach der Aussaat im Boden.
Die Lignocellulosefasern sollten möglichst eine maximale Länge von 1 ,5 mm, bevorzugt von 1 mm und ganz besonders bevorzugt von 0,5 mm und darunter liegend sowie eine maximale Dicke von 0,2 mm, bevorzugt von 0,1 320 mm und ganz besonders bevorzugt maximal 0,05 mm nicht überschreiten. In sehr feinfasriger Form können die einzelnen Lignocellulosefasern aber auch Längen von 0,05 und Dicken von 0,01 mm aufweisen.
Vorteilhaft sollte der Anteil an Lignocellulosefasern möglichst hoch, 325 bevorzugt bei mindestens 50 Vol.-% in einer erfindungsgemäßen Umhüllung für Pflanzensaatgutpellets gehalten werden. Im Gegensatz dazu sollte der Anteil an eingesetztem Binder so klein als möglich eingestellt werden, wobei jedoch zu sichern ist, dass die Umhüllung allseitig geschlossen und zumindest insoweit hydrophob ist, dass eine Auflösung durch in 330 Umgebungsluft vorhandener Feuchtigkeit verhindert, zumindest jedoch stark behindert werden kann.
Neben den toxikologisch und unter dem Umweltaspekt unbedenklichen Lignocellulosefasern sollte auch der eingesetzte Binder entsprechende 335 Eigenschaften aufweisen.
Hier können verschiedene natürliche Polymere auf Kohlenhydratbasis, natürliche Proteine, natürliche, modifizierte oder synthetische Cellulose, aber auch reine synthetische Polymere oder Copolymere eingesetzt werden. 340
Beispiele für Polymere auf Kohlenhydratbasis sind Stärke, Gummi Arabicum, Karaya, Guar, Xanthan oder Alginat. Entsprechend geeignete Proteine sind z.B. Gelatine, Casein oder Zein.
345 Binder auf Basis modifizierter Cellulose können beispielsweise
Methylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Carboximethylcellulose oder auf Basis modifizierter Stärke, gedämpfte oder oxidierte Stärke, Hydroxypropylstärke oder Methylstärke sein. Als polymere Binder können Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylacetat, Polyacrylsäure oder
350 entsprechende Copolymere davon eingesetzt werden.
Es besteht aber auch die Möglichkeit ein Gemisch von mindestens zwei der bezeichneten Binder, für die erfindungsgemäße Umhüllung von Pflanzensaatgutpellets einzusetzen.
355
Geeignete natürliche Stoffe mit biozider Wirkung, die in Lignocellulosefasern enthalten sein können, sind Sesquiterpene und Laktone. Des Weiteren können in den Lignocellulosefasern Podophyllotoxin, Eudesmol, Collumellarin, Callitrisin, Bulnesol oder ihre Derivate enthalten sein.
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Als besonders vorteilhaft hat es sich herausgestellt, Lignocellulosefasern einzusetzen, die aus dem Holz einer Callitrisart und insbesondere von Callitris intratropica gewonnen worden sind.
365 Es ist aber auch möglich und in einigen Fällen sicher auch vorteilhaft, für die erfindungsgemäße Umhüllung mindestens zwei unterschiedliche Lignocellulosefasern, die aus verschiedenen Hölzern gewonnen worden sind, einzusetzen. So können unter Umständen unterschiedliche biozide Wirkungen für die verschiedenen möglichen Befallsarten des Saatgutes
370 ausgenutzt werden.
Es besteht außerdem die Möglichkeit, neben Binder und Lignocellulosefasern weitere Füllstoffe in die Umhüllung einzubetten. So können unterschiedliche mineralische aber auch organische Füllstoffe 375 enthalten sein, mit denen z.B. eine wachstumsfördernde Wirkung nach dem Auskeimen des in den Boden verbrachten Saatgutes erreichbar ist.
Neben dem Aspekt, dass unterschiedliche Lignocellulosefaserarten in einer Umhüllung enthalten sind, besteht aber auch die Möglichkeit, den Anteil an 380 darin enthaltenen Lignocellulosefasern zu variieren. So können beispielsweise eine Variation von Innen nach Außen vorgenommen werden, so dass der Lignocelluloseanteil im Inneren, also in unmittelbarer Nähe der
jeweiligen Samenkörner oder an der äußeren Oberfläche der Umhüllung größer bzw. auch kleiner ist. Ein solcher variierter Lignocellulosefaseranteil 385 kann in gradierter Form eingestellt sein.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Umhüllung aus einzelnen unmittelbar aufeinander ausgebildeten Schichten auszubilden, wobei in den einzelnen Schichten unterschiedliche Anteile von Lignocellulosefasern
390 enthalten sein können. Dabei können auch Einzelschichten, in denen keine Lignocellulosefasern enthalten sind, ausgebildet sein. So kann bei empfindlichem Saatgut eine solche lignocellulosefaserfreie Schicht unmittelbar auf der Samenkornoberfläche ausgebildet sein, auf der dann mindestens eine weitere Schicht mit Lignocellulosefasern ausgebildet
395 worden ist.
Insbesondere bei einer längeren Lagerung der erfindungsgemäßen Pflanzensaatgutpellets ist es vorteilhaft eine äußere Hüllschicht auf der Oberfläche der Umhüllung auszubilden. Diese äußere Hüllschicht sollte dann
400 möglichst hydrophober sein, so dass die Resistenz gegen
Umgebungsfeuchtigkeit, insbesondere gegen Luftfeuchtigkeit erhöht ist. Eine solche Hüllschicht kann aber auch verhindern, dass einzelne erfindungsgemäße Pflanzensaatgutpellets miteinander verklumpen oder verkleben, was beispielsweise bei einer maschinellen Aussaat hinderlich
405 wäre.
Eine solche äußere Hüllschicht könnte beispielsweise aus Polyvinylalkohol auf der Umhüllung, die im Wesentlichen aus Lignocellulosefasern und beispielsweise einem zellulosebasierten Binder gebildet ist, ausgebildet 410 worden sein.
Die einzelnen Pflanzensaatgutpellets sollten eine sphärische Außenkontur aufweisen. Eine solche sphärische Kontur sollte unabhängig von der jeweiligen Samenkorngestalt oder der Anzahl, der in einem Pellet 415 enthaltenen Samenkörner eingehalten worden sein.
So sollte insbesondere dieser Aspekt auch bei einer erfindungsgemäß auf Rübensamen eingesetzten Umhüllung beachtet worden sein, so dass auch diese bis dato problematische Pflanzenart maschinell ausgesät werden kann. 420
Die erfindungsgemäßen Pflanzensamenpellets können so hergestellt werden, dass einzelne oder mehrere, möglichst vorab miteinander verbundene Samenkörner mittels eines Beschichtungsstoffes, in Form einer Dispersion oder Emulsion auf die Oberfläche von Samenkörnern aufgebracht 425 wird. Im Beschichtungsstoff sind neben dem mindestens einen bereits erwähnten Binder auch mindestens 30 Vol.-% Lignocellulosefasern enthalten.
Nach dem Aufbringen des Beschichtungsstoffes werden dann die flüssigen 430 Bestandteile durch einen Trocknungsvorgang entfernt, so dass sich eine allseitig umschlossene Umhüllung um die jeweiligen Samenkörner ausbildet.
Der Anteil an Lignocellulosefasern im Ausgangbeschichtungsstoff sollen den Flüssigkeitsanteil, der bei der Trocknung entfernt wird, berücksichtigen. 435
Der Beschichtungsstoff kann durch ein- bzw. aufsprühen auf Samenkörner in eine entsprechend geeignete Vorrichtung, in der während der Beschichtung die Samenkörner in Bewegung gehalten werden, aufgetragen werden.
440 Für den Fall, dass in einem Pellet mehrere Samenkörner enthalten sein sollen, sollten diese Samenkörner vor der Beschichtung mit dem Beschichtungsstoff miteinander verklebt worden sein, wobei hierfür möglichst der gleiche oder ein ähnlicher Binder, der für die Ausbildung der Umhüllung eingesetzt wird, genutzt werden sollte.
445
Wird eine Umhüllung aus Einzelschichten hergestellt, die ähnlich wie eine Zwiebelschale unmittelbar übereinander ausgebildet sind, können die einzelnen Schichten eine unterschiedliche Konsistenz aufweisen. So kann eine sukzessive Mehrfachbeschichtung mit einem Beschichtungsstoff
450 unterschiedlicher Konsistenz durchgeführt werden. Dabei besteht beispielsweise die Möglichkeit, für die Ausbildung einzelner Schichten den Anteil an Lignocellulosefasern oder die jeweilige Lignocellulosefaserart im Beschichtungsstoff zu variieren.
455 Nachfolgend an die Ausbildung der Umhüllung, also auch im Anschluss an eine Trocknung kann eine hydrophobe, gegebenenfalls nur geringfügig hydrophobere äußere Hüllschicht als die Umhüllung, beispielsweise aus Polyvinylalkohol aufgebracht und auf der Umhüllung ausgebildet werden.
Beispiel 1
460
Herstellung von Holzfasern aus Callitris Intratropica
Das untere Drittel des Stammes einer Australischen Blauen Zypresse wird sorgfältig von Rinde befreit und durch eine Häckselmaschine zu Holz-Chips 465 verarbeitet.
Die Chips werden in einer Hammermühle zu groben Splittern von ca. 1 cm
Länge und ca. 1-5 mm Durchmesser zerkleinert.
Diese Splitter werden durch eine Scheiben-Korundmühle bei einer
Spaltöffnung von 1 mm vorgemahlen und anschliessend der Spalt der Mühle 470 so eingestellt, dass nach einer weiteren Passage des aus der ersten
Passage resultierenden Pulvers die gewünschte Fasergrösse von weniger als einem mm Länge erreicht wird.
475 Beispiel 2
Herstellung einer Beschichtungssuspension
Mit Hilfe eines Homogenisiergerätes vom Typ Ultraturrax wird 20 g 480 Kartoffelstärke und 10 g Methylcellulose in 2 I Wasser fein verteilt. Die
Suspension wird kurz aufgekocht und auf 40 Grad abgekühlt.
Anschliessend wird 1 kg Pulver aus Beispiel 1 in dem Gemisch homogenisiert. Die resultierende Suspension kann zur Beschichtung mittels
Pinsel verwendet werden. 485
Beispiel 3
Rosenstöcke mit schimmelfest beschichteten Wurzeln 490
Rosenstöcke für den Zierpflanzenhandel werden kurz unter fliessendem Wasser abgespült, dann kurz in die Suspension aus Beispiel 3 eingetaucht
und anschliessend in einen mit Pflanzsubstrat auf Torf-/Kompostbasis beschickten Plastiksack verpackt. Die so verpackte Rose ist gegen 495 Schimmelbefall geschützt.
Beispiel 4
500 Dispersionsfarbe zum Anstrich von Bauholz
1 kg Holzfasern aus Beispiel 1 werden mit 1 kg handelsüblicher Dispersionsfarbe auf Acrylatbasis (Dispersion für Aussen) mit einem Spachtel gemischt. Anschliessend wird diese Vormischung zu 2 kg 505 Dispersionsfarbe unter Rührung mit einem üblichen Farbmischer eingerührt und mit wenig Wasser auf die geeignete Viskosität zum Anstreichen verdünnt. Diese Farbe kann zum Anstrich z.B. von hölzernen Gartenzäunen verwendet werden.
510 Beispiel 5
1 kg Zuckerrübensamen wird in einer Granuliertrommel (beispielsweise des Typs Accela Cota) mit einer Mischung folgender Zusammensetzung beschichtet: 515 - 3 kg Holzfasern aus Beispiel 1
- 300 g Kaolin pulverisiert
- 200 g Methycellulose
- 20 g Eisenoxidpulver
Die Mischung wird in 20 I Wasser durch Rühren suspendiert und im Laufe 520 von 5 Stunden nach und nach über eine grobe Düse auf die Samen in der Granuliertrommel aufgesprüht, wobei auf 700C vorgewärmte Luft durch den Siebboden der Trommel geblasen wird, wobei die Luftmenge so gesteuert wird, dass das Saatgut eine maximale Temperatur von 35 0C erreicht. Anschliessend wird 10 h mit Luft von 35°C nachgetrocknet. 525