"Blondiermittel mit Carbonsäureestern"
Die Erfindung betrifft ein Blondiermittel für menschliche Haare, das in Pulverform vorliegt.
Die Veränderung von Form und Farbe der Haare stellt einen wichtigen Bereich der modernen Kosmetik dar. Dadurch kann das Erscheinungsbild der Haare sowohl aktuellen Modeströmungen als auch den individuellen Wünschen der einzelnen Person angepaßt werden. Dabei können Dauerwell- und andere die Haarform verändernde Verfahren nahezu unabhängig vom Typ der zu behandelnden Haare eingesetzt werden. Dagegen sind Färbe- und insbesondere Blondierverfahren auf bestimmte Ausgangshaarfarben begrenzt. So eignen sich für aufhellende Verfahren, die sogenannten Blondierverfahren, im wesentlichen nur dunkelblonde oder hellere Haare. Die Grundlagen der Blondierverfahren sind dem Fachmann bekannt und können in einschlägigen Monographien, z.B. von Kh. Schrader, Grundlagen und Rezepturen der Kosmetika, 2. Auflage, 1989, Dr. Alfred Hüthig Verlag, Heidelberg, oder W. Umbach (Hrg.), Kosmetik, 2. Auflage, 1995, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, nachgelesen werden.
So werden üblicherweise feste oder pastenförmige Zubereitungen mit festen Oxi- dationsmitteln unmittelbar vor der Anwendung mit einer verdünnten Wasserstoffperoxidlösung vermischt. Diese Mischung wird dann auf das Haar aufgebracht und nach einer bestimmten Einwirkzeit wieder ausgespült.
Die genannten Zubereitungen, die vor der Anwendung mit einer Wasserstoffperoxidlösung vermischt werden, werden im weiteren als „Blondiermittel" bzw. „Blondierpulver" bezeichnet. Alle aufgeführten Mengenangaben beziehen sich, soweit nicht anders ausgeführt, ausschließlich auf diese Zubereitungen.
Weder die pastenförmigen noch die pulverförmigen Blondiermittel, die heute auf dem Markt sind, können als optimal angesehen werden. Während die Blondierwirkung auf dem Haar als befriedigend bezeichnet werden kann, bestehen doch noch eine Reihe von Nachteilen und Problemen sowohl bei Herstellung als auch bei der Handhabung dieser Mittel. Bei pastenförmigen Mitteln, die aus Stabilitätsgründen hochviskos eingestellt werden, können insbesondere die Dosierung und das Mischungsverhalten in der Wasserstoffperoxidlösung noch nicht befriedigen. Bei pulverförmigen Mitteln stehen das Staubverhalten, sowohl bei der Konfektionierung als auch bei der Anwendung, sowie ebenfalls das Mischungsverhalten bei der Anwendung im Mittelpunkt der Verbesserungsbemühungen.
In der EP 0 560 088 Blwurde beispielsweise vorgeschlagen, das Staubverhalten von Blondierpulvern durch Zugabe von Ölen oder flüssigen Wachsen zu verbessern.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Blondierpulver mit verbessertem Staubverhalten, sehr guter Lagerfähigkeit und weiteren vorteilhaften Eigenschaften erhalten werden, wenn diese Pulver bestimmte Substanzen aus der Gruppe der Carbonsäureester enthalten. Dies ist insbesondere daher überraschend, weil viele dieser Ester, und sogar erfindungsgemäß bevorzugte, selbst als relativ instabil gegenüber Oxidationsmitteln gelten.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher Mittel zum Blondieren menschlicher Haare auf Basis mindestens einer festen Peroxoverbindung und mindestens eines festen Alkaliträgers, die als Pulver vorliegen und weiterhin mindestens einen bei 60°C flüssigen Carbonsäureester enthalten.
Die erfindungsgemäßen Blondiermittel enthalten als erste zwingende Komponente eine feste Peroxoverbindung. Die Auswahl dieser Peroxoverbindung unterliegt prinzipiell keinen Beschränkungen; übliche, dem Fachmann bekannte Peroxoverbindungen sind beispielsweise
Ammoniumperoxidisulfat, Kaliumperoxidisulfat, Natriumperoxidisulfat,
Ammoniumpersulfat, Kaliumpersulfat, Natriumpersulfat, Kaliumperoxidiphosphat, Percarbonate wie Magnesiumpercarbonat, Peroxide wie Bariumperoxid sowie Perborate, Harnstoffperoxid und Melaminperoxid. Unter diesen
Peroxoverbindungen, die auch in Kombination eingesetzt werden können, sind erfindungsgemäß die anorganischen Verbindungen bevorzugt. Besonders bevorzugt sind die Peroxidisulfate, insbesondere Kombinationen aus mindestens zwei Peroxidisulfaten.
Bevorzugte erfindungsgemäße Mittel sind daher dadurch gekennzeichnet, daß die feste Peroxoverbindung ausgewählt ist aus Ammonium- und Alkalimetall- persulfaten und -peroxidisulfaten, wobei besonders bevorzugte erfindungsgemäße Mittel mindestens 2 verschiedene Peroxidisulfate enthalten.
Die Peroxoverbindungen sind in den erfindungsgemäßen Blondiermitteln bevorzugt in Mengen von 2-80 Gew.-%, insbesondere in Mengen von 5-50 Gew.-% enthalten.
Als weitere zwingende Komponente enthalten die erfindungsgemäßen Blondiermittel ein Alkalisierungsmittel, das zur Einstellung des alkalischen pH- Wertes der Anwendungsmischung dient. Erfindungsgemäß können die dem Fachmann ebenfalls für Blondiermittel bekannten, üblichen Alkalisierungsmittel wie Ammonium-, Alkalimetall- und Erdalkalimetallhydroxyde, -carbonate, - hydrogencarbonate, -hydroxycarbonate, -Silikate, insbesondere -metasilikate, sowie Alkaliphosphate verwendet werden. In einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Blondierpulver mindestens zwei
unterschiedliche Alkalisierungsmittel. Dabei können Mischungen beispielsweise aus einem Metasilikat und einem Hydroxycarbonat bevorzugt sein.
Die erfindungsgemäßen Blondiermittel enthalten Alkalisierungsmittel bevorzugt in Mengen von 10-30 Gew.-%, insbesondere 15-25 Gew.-%.
Erfindungswesentlich ist die dritte zwingende Komponente der Blondierpulver, der bei 60°C flüssigen Carbonsäureester. Als erfindungsgemäß besonders geeignet innerhalb dieser Gruppe haben sich die Lactone, d.h. die cyclischen Carbonsäureester, erwiesen. Bevorzugte Carbonsäureester sind - unabhängig davon, ob sie cyclisch sind oder nicht - bereits bei Temperaturen von 50°C flüssig, weiter bevorzugte Ester sind auch bei 40°C, besonders bevorzugt bei 30°C und insbesondere bei 25°C flüssig. Vorzugsweise weisen die erfindungsgemäß in den Mitteln enthaltenen Carbonsäureester bei den genannten Temperaturen Viskositäten (Brookfield-Viskosimeter LVT-II bei 20 U/min, Spindel 3) von 500 bis 50000 mPas auf. Bevorzugte Carbonsäureester haben bei 25°C Viskositäten von 1000 bis 4000 mPas wobei Werte zwischen 1300 bis 3000 mPas besonders bevorzugt sind.
Zusammenfassend sind erfindungsgemäße Mittel bevorzugt, die mindestens einen bei 60°C flüssigen cyclischen Carbonsäureester enthalten, wobei besonders bevorzugte erfindungsgemäße Mittel dadurch gekennzeichnet sind , daß der bzw. die Carbonsäureester Siedepunkte von 100°C oder darüber aufweisen.
Unabhängig von den physikalischen Eigenschaften und dem chemischen Aufbau des eingesetzten Carbonsäureesters sind der bzw. die Carbonsäureester in den erfindungsgemäßen Mitteln vorzugsweise in Mengen von 1 bis 15 Gew.%, vorzugsweise von 2 bis 14 Gew.%, besonders bevorzugt von 4 bis 12 Gew.% und insbesondere von 5 bis 11 Gew.%, jeweils bezogen auf das gesamte Mittel, enthalten.
Als besonders bevorzugte Carbonsäureester können erfindungsgemäß Ester der Kohlensäure eingesetzt werden. Hier kommen sowohl Kohlensäuremonoester als auch Kohlensäurediester in Frage. Erfindungsgemäß bevorzugte Mittel enthalten mindestens einen Kohlensäuremonoester der Formel (I)
R-O-C(O)-O-H (I),
in der R für einen gesättigten oder ungesättigten, geradkettigen, verzweigten, oder cyclischen, substituierten oder unsubstituierten Kohlenwasserstoffrest, oder eine substituierte oder unsubstiuierte Arylgruppe bzw. einen substituierten oder unsubstituierten Heterocyclus steht.
In Formel (I) steht R vorzugsweise für einen substituierten oder unsubstituierten, geradkettigen oder verzweigten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest, wobei als Substituenten bevorzugt Hydroxy-, Amino-, Nitro-, Sulfonsäuregruppen oder Halogene in Frage kommen. Weitere Bevorzugte Reste R sind Phenyl- und Benzylreste sowie weiter substituierte Vertreter. Besonders bevorzugt steht R für eine Cι-6-Alkylgruppe. Beispiele für erfindungsgemäße C-i-Cβ-Alkylgruppen sind die Gruppen Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sec-Butyl, iso-Butyl, tert- Butyl, Pentyl, iso-Pentyl und Hexyl.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugte Mittel sind dadurch gekennzeichnet, daß der Rest R in Formel (I) ausgewählt ist aus Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso- Propyl-, n-Butyl-, iso-Butyl-, te/τ-Butyl- sowie Hydroxymethyl- und Hydroxyethyl- Resten.
Das acide H-Atom des Kohlensäuremonoesters kann auch in neutralisierter Form vorliegen, d.h. es können erfindungsgemäß auch Salze von Kohlensäuremonoestern eingesetzt werden. Hier sind erfindungsgemäße Mittel bevorzugt, die den Kohlensäuremonoester Kohlensäuremonoamid in ganz oder
teilweise neutralisierter Form, vorzugsweise in Form seines Alkalimetall-, Ammonium-, Erdalkalimetall- oder Aluminiumsalzes und insbesondere in Form seines Natriumsalzes, enthalten.
Als weitere bevorzugte Ester der Kohlensäure können erfindungsgemäß Kohlensäurediester eingesetzt werden. Erfindungsgemäß bevorzugte Mittel enthalten daher mindestens einen Kohlensäurediester der Formel (II)
R-O-C(O)-O-R' (II),
in der R und R' jeweils unabhängig voneinander für einen gesättigten oder ungesättigten, geradkettigen, verzweigten, oder cyclischen, substituierten oder unsubstituierten Kohlenwasserstoffrest, oder eine substituierte oder unsubstituierte Arylgruppe bzw. einen substituierten oder unsubstituierten Heterocyclus stehen.
In Formel (II) stehen R und R' jeweils unabhängig voneinander vorzugsweise für einen substituierten oder unsubstituierten, geradkettigen oder verzweigten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest, wobei als Substituenten bevorzugt Hydroxy-, Amino-, Nitro-, Sulfonsäuregruppen oder Halogene in Frage kommen. Weitere Bevorzugte Reste R bzw. R' sind Phenyl- und Benzylreste sowie weiter substituierte Vertreter. Besonders bevorzugt steht R bzw. R' für eine d-6- Alkylgruppe. Beispiele für erfindungsgemäße C-i-Cβ-Alkylgruppen sind die Gruppen Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sec-Butyl, iso-Butyl, tert- Butyl, Pentyl, iso-Pentyl und Hexyl.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugte Mittel sind dadurch gekennzeichnet, daß der Rest R und R' in Formel (II) jeweils unabhängig voneinander ausgewählt ist aus Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, n-Butyl-, iso-Butyl-, te/τ-Butyl- sowie Hydroxymethyl- und Hydroxyethyl-Resten.
Anstelle von Kohlensäuremonoestern und/oder ihren physiologisch verträglichen Salzen und/oder Kohlensäurediestern können die erfindungsgemäßen Mittel auch Ester der Orthokohlensäure enthalten. Als weitere bevorzugte Ester der Kohlensäure können daher erfindungsgemäß Orthokohlensäureester eingesetzt werden. Erfindungsgemäß bevorzugte Mittel enthalten daher mindestens einen Kohlensäurediester der Formel (III)
O-R' _0-C-O-R' " (III), I O-R"
in der R, R', R" und R'" jeweils unabhängig voneinander für einen gesättigten oder ungesättigten, geradkettigen, verzweigten, oder cyclischen, substituierten oder unsubstituierten Kohlenwasserstoffrest, oder eine substituierte oder unsubstituierte Arylgruppe bzw. einen substituierten oder unsubstituierten Heterocyclus stehen.
In Formel (III) stehen R, R', R" und R' " jeweils unabhängig voneinander vorzugsweise für einen substituierten oder unsubstituierten, geradkettigen oder verzweigten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest, wobei als Substituenten bevorzugt Hydroxy-, Amino-, Nitro-, Sulfonsäuregruppen oder Halogene in Frage kommen. Weitere Bevorzugte Reste R, R', R" und R'" sind Phenyl- und Benzylreste sowie weiter substituierte Vertreter. Besonders bevorzugt steht R bzw. R' für eine Cι-6-Alkylgruppe. Beispiele für erfindungsgemäße Cι-C6-Alkylgruppen sind die Gruppen Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sec-Butyl, iso-Butyl, tert- Butyl, Pentyl, iso-Pentyl und Hexyl.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugte Mittel sind dadurch gekennzeichnet, daß die Reste R, R', R" und R' " in Formel (III) jeweils unabhängig voneinander ausgewählt sind aus Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, n-Butyl-, iso-Butyl-, terf-Butyl- sowie Hydroxymethyl- und Hydroxyethyl-Resten. Besonders bevorzugte Vertreter sind Tetramethyl- und Tetraethylorthocarbonat.
Ganz besonders bevorzugt ist erfindungsgemäß der Einsatz von cyclischen Kohlensäureestern. Diese cyclischen Ester der Kohlensäure werden als 1 ,3- Dioxolan-2-one bezeichnet und lassen sich durch folgende Struktur beschreiben:
er
Im Grundkörper der 1 ,3-Dioxolan-2-one sind in 4- und 5-Stellung jeweils zwei H- Atome gebunden. Es ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung möglich und bevorzugt, auch Derivate dieser Grundstruktur, also in 4- oder 4- und 5-Stellung substituierte 1 ,3-Dioxolan-2-one, einzusetzen. Hierbei sind der strukturellen Vielfalt keine Grenzen gesetzt, so daß sich mono-, di-, tri- und tetra-substituierte 1 ,3-Dioxolan-2-one zum Einsatz im Rahmen der vorliegenden Erfindung eignen.
Erfindungsgemäß bevorzugte Mittel sind daher dadurch gekennzeichnet, daß sie mindestens einen Carbonsäureester aus der Gruppe der substituierten oder unsubstituierten 1 ,3-Dioxolan-2-one
ζr enthalten.
Besonders bevorzugt sind neben dem unsubstituierten 1 ,3-Dioxolan-2-on insbesondere die in 4-Stellung monosubstituierten Derivate, der nachstehenden Formel
in der R für einen substituierten oder unsubstituierten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkylarylrest steht. Bevorzugte Reste R sind Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl- sowie Hydroxymethyl- und Hydroxyethyl-Reste.
Besonders bevorzugte erfindungsgemäße Mittel sind daher dadurch gekennzeichnet, daß sie mindestens ein in 4-Stellung monosubstituiertes 1 ,3- Dioxolan-2-on-Derivat der nachstehenden Formel (IV)
enthalten, in der R für einen substituierten oder unsubstituierten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkylarylrest steht, wobei in weiter bevorzugten erfindungsgemäßen Mitteln der Rest R in Formel (III) ausgewählt ist aus Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl- sowie Hydroxymethyl- und Hydroxyethyl-Resten.
Besonders bevorzugte 1 ,3-Dioxolan-2-one stammen aus der Gruppe Ethylencarbonat (R = H), Propylencarbonat (R = CH3) und Glycerincarbonat (R = CH2OH).
Ethylencarbonat ist eine farblose kristalline Verbindung, die bei 39°C schmilzt und bei 238°C siedet. Das in Wasser, Alkoholen und organischen Lösungsmitteln leicht lösliche Ethylencarbonat ist über großtechnische Synthesen aus
Ethylenoxid und flüssigem CO2 herstellbar. Propylencarbonat ist eine wasserhelle, leichtbewegliche Flüssigkeit, mit einer Dichte von 1 ,2057 gern"3, der Schmelzpunkt liegt bei -49°C, der Siedepunkt bei 242°C. Auch Propylencarbonat ist großtechnisch durch Reaktion von Propylenoxid und CO2 bei 200°C und 80 bar zugänglich. Glycerincarbonat ist durch Umesterung von Ethylencarbonat oder Dimethylcarbonat mit Glycerin zugänglich, wobei als Nebenprodukte Ethylenglycol bzw. Methanol anfallen. Ein weiterer Syntheseweg geht von Glycidol (2,3-Epoxy-1-propanol) aus, das unter Druck in Gegenwart von Katalysatoren mit CO2 zu Glycerincarbonat umgesetzt wird. Glycerincarbonat ist eine klare, leichtbewegliche Flüssigkeit mit einer Dichte von 1 ,398 gern"3, die bei 125-130°C (0,15 mbar) siedet.
Besonders bevorzugt ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Verwendung von Glycerincarbonat, das beispielsweise in Mengen von 1 ,0 bis 15,0 Gew.-%, vorzugsweise von 2,0 bis 13,5 Gew.-% und insbesondere von 3,5 bis 11 ,5 Gew.- %, jeweils bezogen auf das Mittel, eingesetzt wird.
Weiterhin hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die erfindungsgemäßen Blondiermittel nichtionogene grenzflächenaktive Stoffe enthalten. Dabei sind solche grenzflächenaktive Stoffe, die einen HLB-Wert von 5,0 und größer aufweisen, bevorzugt. Für die Definition des HLB-Wertes wird ausdrücklich auf die Ausführungen in Hugo Janistyn, Handbuch der Kosmetika und Riechstoffe, III. Band: Die Körperpflegemittel, 2. Auflage, Dr. Alfred Hüthig Verlag Heidelberg, 1973, Seiten 68-78 und Hugo Janistyn, Taschenbuch der modernen Parfümerie und Kosmetik, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft m.b.H. Stuttgart, 1974, Seiten 466-474, sowie die darin zitierten Originalarbeiten Bezug genommen.
Besonders bervorzugte nichtionogene oberflächenaktive Substanzen sind dabei wegen der einfachen Verarbeitbarkeit Substanzen, die kommerziell als Feststoffe oder Flüssigkeiten in reiner Form erhältlich sind. Die Definition für Reinheit
bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht auf chemisch reine Verbindungen. Vielmehr können, insbesondere wenn es sich um Produkte auf natürlicher Basis handelt, Mischungen verschiedener Homologen eingesetzt werden, beispielsweise mit verschiedenen Alkylkettenlängen, wie sie bei Produkten auf Basis natürlicher Fette und Öle erhalten werden. Auch bei alkoxylierten Produkten liegen üblicherweise Mischungen unterschiedlicher Alkoxylierungsgrade vor. Der Begriff Reinheit bezieht sich in diesem Zusammenhang vielmehr auf die Tatsache, daß die gewählten Substanzen bevorzugt frei von Lösungsmitteln, Stellmitteln und anderen Begleitstoffen sein sollen.
Bevorzugte nichtionogene grenzflächenaktive Stoffe sind
- alkoxylierte Fettalkohole mit 8 bis 22, insbesondere 10 bis 16, Kohlenstoffatomen in der Fettalkylgruppe und 1 bis 30, insbesondere 1 bis 15, Ethylenoxid- und/oder Propylenoxid-Einheiten. Bevorzugte Fettalkylgruppen sind beispielsweise Lauryl-, Myristyl-, Cetyl-, aber auch Stearyl-, Isostearyl- und Oleylgruppen. Besonders bevorzugte Verbindungen dieser Klasse sind beispielsweise Laurylalkohol mit 2 bis 4 Ethylenoxid-Einheiten, Oleyl- und Cetylalkohol mit jeweils 5 bis 10 Ethylenoxideinheiten, Cetyl- und Stearylalkohol sowie deren Mischungen mit 10 bis 30 Ethylenoxideinheiten sowie das Handelsprodukt Aethoxal®B (Henkel), ein Laurylalkohol mit jeweils 5 Ethylenoxid- und Propylenoxideinheiten. Neben den üblichen alkoxylierten Fettalkoholen können auch sogenannte „endgruppenverschlossene" Verbindungen erfindungsgemäß eingesetzt werden. Bei diesen Verbindungen weist die Alkoxygruppe am Ende keine OH-Gruppe auf, sondern ist in Form eines Ethers, insbesondere eines C1-C4-Alkyl-Ethers, „verschlossen". Ein Beispiel für eine solche Verbindung ist das Handelsprodukt Dehypon®LT 054, ein Cι2--ιa-Fettalkoholol + 4,5 Ethylenoxid-butylether.
- alkoxylierte Fettsäuren mit 8 bis 22, insbesondere 10 bis 16, Kohlenstoffatomen in der Fettsäuregruppe und 1 bis 30, insbesondere 1 bis 15, Ethylenoxid-
und/oder Propylenoxid-Einheiten. Bevorzugte Fettsäuren sind beispielsweise Laurin-, Myristin-, Palmitin-, Stearin-, Isostearin- und Ölsäure.
- alkoxylierte, bevorzugt propoxylierte und insbesondere ethoxylierte, Mono-, Di- und Triglyceride. Beispiele für bevorzugte Verbindungen sind Glycerin- monolaurat + 20 Ethylenoxid und Glycerinmonostearat + 20 Ethylenoxid.
- Polyglycerinester und alkoxylierte Polyglycerinester. Bevorzugte Verbindungen dieser Klasse sind beispielsweise Poly(3)glycerindiisostearat (Handelsprodukt: Lameform®TGI (Henkel)) und Poly(2)glycerinpolyhydroxy- stearat (Handelsprodukt: Dehymuls®PGPH (Henkel)).
- Sorbitan-Fettsäureester und alkoxylierte Sorbitan- Fettsäureester wie beispielsweise Sorbitanmonolaurat und Sorbitanmonolaurat + 20 Ethylenoxid (EO).
- Alkylphenole und Alkylphenolalkoxylate mit 6 bis 21 , insbesondere 6 bis 15, Kohlenstoffatomen in der Alkylkette und 0 bis 30 Ethylenoxid- und/oder Propylenoxid-Einheiten. Bevorzugte Vertreter dieser Klasse sind beipielsweise Nonylphenol + 4 EO, Nonylphenol + 9 EO, Octylphenol + 3 EO und Octylphenol + 8 EO.
Besonders bevorzugte Klassen an nichtionogenen grenzflächenaktiven Stoffen stellen die alkoxylierten Fettalkohole, die alkoxylierten Fettsäuren sowie die Alkylphenole und Alkylphenolalkoxylate dar.
Als besonders vorteilhaft haben sich erfindungsgemäße Mittel erwiesen, die nichtionogene grenzflächenaktive Substanzen in Mengen von 1 - 5 Gew.-% enthalten.
Weiterhin können die erfindungsgemäßen Blondiermittel alle in solchen Zubereitungen bekannten Wirk-, Zusatz- und Hilfsstoffe enthalten. In vielen Fällen enthalten die Färbemittel mindestens ein Tensid, wobei prinzipiell sowohl anionische als auch zwitterionische, ampholytische, nichtionische und kationische Tenside geeignet sind. In vielen Fällen hat es sich aber als vorteilhaft erwiesen, die Tenside aus anionischen, kationischen oder nichtionischen Tensiden auszuwählen. Anionische Tenside können dabei ganz besonders bevorzugt sein.
Bevorzugte anionische Tenside sind Alkylsulfate, Ethercarbonsäuresalze mit 10 bis 18 C-Atomen in der Alkylgruppe und bis zu 12 Glykolethergruppen im Molekül wie Cι2H25-(C2H4O)6-CH2-COONa sowie insbesondere Salze von gesättigten und speziell ungesättigten C8-C22-Carbonsäuren wie Ölsäure, Stearinsäure, Isostearinsäure und Palmitinsäure.
Diese anionischen Tenside sollten bevorzugt in fester, insbesondere Pulverform vorliegen. Ganz besonders bevorzugt sind dabei bei Raumtemperatur feste Seifen, insbesondere Natriumstearat. Diese liegen bevorzugt in Mengen von 5 bis 20 Gew.-%, insbesondere 10 bis 15 Gew.-.%, vor.
Als nichtionische Tenside eignen sich insbesondere C8-C22-Alkylmono- und oli- goglycoside und deren ethoxylierte Analoga. Insbesondere die nichtethoxylierten Verbindungen, die zudem in Pulverform kommerziell erhältlich sind, haben sich als besonders geeignet erwiesen.
Beispiele für die in den erfindungsgemäßen Haarbehandlungsmitteln verwendbaren kationischen Tenside sind insbesondere quartäre Ammoniumverbindungen. Bevorzugt sind Ammoniumhalogenide wie Alkyltrimethylammoniumchloride, Dialkyldimethylammoniumchloride und Trialkylmethylammoniumchlo de, z. B. Cetyltrimethylammoniumchlorid, Stearyltrimethylammoniumchlorid, Distearyldimethylammoniumchlorid,
Lauryldimethylammoniumchlorid, Lauryldimethylbenzylammoniumchlorid und Tricetylmethylammoniumchlorid. Weitere erfindungsgemäß verwendbare kationische Tenside stellen die quaternisierten Proteinhydrolysate dar.
Alkylamidoamine, insbesondere Fettsäureamidoamine wie das unter der Bezeichnung Tego Amid®S 18 erhältliche Stearylamidopropyldimethylamin, zeichnen sich neben einer guten konditionierenden Wirkung speziell durch ihre gute biologische Abbaubarkeit aus.
Ebenfalls sehr gut biologisch abbaubar sind quaternäre Esterverbindungen, sogenannte "Esterquats", wie das unter der Bezeichnung Dehyquart®F 75 in Ab- mischung mit Cetearylalkohle erhältliche Distearoylethylhydroxyethylammoni- ummethosulfat.
Bei den als Tenside eingesetzten Verbindungen mit Alkylgruppen kann es sich jeweils um einheitliche Substanzen handeln. Es ist jedoch in der Regel bevorzugt, bei der Herstellung dieser Stoffe von nativen pflanzlichen oder tierischen Rohstoffen auszugehen, so daß man Substanzgemische mit unterschiedlichen, vom jeweiligen Rohstoff abhängigen Alkylkettenlängen erhält.
Weitere Wirk-, Hilfs- und Zusatzstoffe sind beispielsweise nichtionische Polymere wie beispielsweise Vinylpyrrolidon Vinylacrylat-Co- polymere, Polyvinylpyrrolidon und Vinylpyrrolidon/Vinylacetat-Copolymere und Polysiloxane, kationische Polymere wie quaternisierte Celluloseether und andere, als Feststoff stabile bzw. im Handel erhältliche Verbindungen, zwitterionische und amphotere Polymere, die als Feststoffe stabil bzw. bevorzugt als Handelsprodukte erhältlich sind,
anionische Polymere wie beispielsweise Polyacrylsäuren, vernetzte Polyacrylsäuren und Vinylacetat/Crotonsäure-Copolymere, sofern diese als Feststoffe stabil bzw. bevorzugt im Handel erhältlich sind, Verdickungsmittel wie Agar-Agar, Guar-Gum, Alginate, Xanthan-Gum, Gummi arabicum, Karaya-Gummi, Johannisbrotkernmehl, Leinsamengum- men, Dextrane, Cellulose-Derivate, z. B. Methylcellulose, Hydroxyalkylcellu- lose und Carboxymethylcellulose, Stärke-Fraktionen und Derivate wie Amy- lose, Amylopektin und Dextrine, Tone wie z. B. Bentonit oder vollsynthetische Hydrokolloide wie z.B. Polyvinylalkohol, Strukturanten wie Glucose, Maleinsäure und Milchsäure, haarkonditionierende Verbindungen wie Phospholipide, beispielsweise Soja- lecithin, Ei-Lecitin und Kephaline, sowie Silikonöle Proteinhydrolysate, insbesondere Elastin-, Kollagen-, Keratin-, Milcheiweiß-, Sojaprotein- und Weizenproteinhydrolysate, deren Kondensationsprodukte mit Fettsäuren sowie quaternisierte Proteinhydrolysate, Parfümöle, Dimethylisosorbid und Cyclodextrine, Farbstoffe zum Einfärben der Zubereitungen, Wirkstoffe wie Panthenol, Pantothensäure, Allantoin, Pyrrolidoncarbonsäuren und deren Salze, Cholesterin, Fette und Wachse wie Walrat, Bienenwachs, Montanwachs, Paraffine, Fettalkohole und Fettsäureester, Fettsäurealkanolamide, Komplexbildner wie EDTA, NTA und Phosphonsäuren, Quell- und Penetrationsstoffe wie Carbonate, Hydrogencarbonate, Guanidine, Harnstoffe sowie primäre, sekundäre und tertiäre Phosphate,
Die Auswahl dieser weiteren Stoffe wird der Fachmann gemäß der gewünschten Eigenschaften der Mittel treffen.
Da sich gezeigt hat, daß auf die Anwesenheit insbesondere von größeren Mengen an Ölen und flüssigen Wachsen, wie beispielsweise Paraffinöl, verzichtet werden kann, können erfindungsgemäße Mittel, insbesondere wenn das Haar nicht übermäßig beschwert werden soll, in einer bevorzugten Ausführungsform ohne diese Öle und flüssigen Wachse konfektioniert werden. Dabei ist klarzustellen, daß der Begriff öle die bekannten fetten und synthetischen Öle, nicht aber Parfümöle umfaßt, die selbstverständlich in geringen Mengen als Duftstoffe eingesetzt werden können. Erfindungsgemäße Mittel, die frei von Ölen und flüssigen Wachsen sind, wobei Parfümöle ausgenommen sind, sind bevorzugt.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Blondiermittel kann nach den üblichen, dem Fachmann bekannten Verfahren erfolgen.
Ein bevorzugtes Verfahren besteht darin, die anorganischen, als Feststoff vorliegenden Komponenten, gegebenenfalls nach Mischung z.B. in einem Drais-Mi- scher, vorzulegen und mit dem grenzflächenaktiven Mittel zu besprühen. Dies erfolgt bevorzugt bei Raumtemperatur, d. h. bei Temperaturen unterhalb von ca. 30 °C; lediglich wenn die gewählten staubbindenden Komponenten bei diesen Temperaturen nicht als Flüssigkeit vorliegen, wird man erhöhte Temperaturen anwenden.
Ein weiteres Herstellungsverfahren für die erfindungsgemäßen Blondiermittel ist das Mischen aller Komponenten und die anschließende Behandlung, bevorzugt bei erhöhten Temperaturen, im Wirbelbett.
Schließlich ist es auch möglich, die erfindungsgemäßen Blondiermittel durch Vermählen aller Komponenten in einer Kugelmühle, einer Ringwalzenmühle oder insbesondere einer Spindelmühle herzustellen.
Für die Anwendung der erfindungsgemäßen Mittel auf dem Haar werden die pulverförmigen Blondiermittel unmittelbar vor dem Auftragen mit einer Wasserstoffperoxid-Lösung vermischt. Die Konzentration dieser Wasserstoffperoxid-Lösung wird einerseits von den gesetzlichen Vorgaben und andererseits von dem gewünschten Effekt bestimmt; in der Regel werden 6- bis 12prozentige Lösungen in Wasser verwendet. Die Mengenverhältnisse von Blondierpulver und Wasserstoffperoxid-Lösung liegen dabei üblicherweise im Bereich 1 :1 bis 1 :2, wobei ein Überschuß an Wasserstoffperoxid-Lösung insbesondere dann gewählt wird, wenn keine zu ausgeprägte Blondierwirkung erwünscht ist.
Ein weitrer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von bei 60°C flüssigen Carbonsäureestern zur Entstaubung von pulverförmigen Mitteln zum Blondieren menschlicher Haare.
Bezüglich bevorzugter erfindungsgemäßer Verwendungen gilt mutatis mutandis das zu den bevorzugten Mitteln Ausgeführte.
Beispiele:
Es wurden 2 Mischungen zubereitet, deren Zusammensetzung (in g) in Tabelle 1 angegeben sind:
Komponenten E1 E2
Ammoniumperoxidisulfat 25 25
Kaliumperoxidisulfat 35 35
Natriummetasilikat 18 18
Magnesiumhydroxycarbonat 3 3
Natriumstearat 11 11 pyrogenes Siliziumdioxid 3,5 3,5
Dinatriumdihydrogenethylendiamin- tetaacetat 2 2
Propylencarbonat 10 -
Glycerincarbonat - 10
Gesamtmenge 107,5 107,5
Beide Mittel waren absolut staubfrei und ergaben beim Vermischen mit H2O2-Lö- sungen innerhalb kurzer Zeit homogene Mischungen.