Spannvorrichtung
Die Erfindung betrifft eine Spannvorrichtung zum Spannen eines Werkzeugs oder Werkzeughalters in einer Maschinenspindel, insbesondere einer Werkzeugmaschine, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Eine derartige Spannvorrichtung ist aus der EP 0 339 321 Bl bekannt. Dort ist innerhalb einer mit einem Innenkegel versehenen Maschinenspindel eine mittels einer Zugstange verschiebbare Spannbuchse angeordnet, an deren Außenseite mehrere in Umfangsrichtung voneinander beabstandete Spannelemente anliegen. Diese weisen an ihrem vorderen Ende schräge erste Spannflächen zur Anlage an korrespondierenden Spannschrägen des Hohlschaftwerkzeugs und an ihrem hinteren Ende schräge zweite Spannflächen zur Anlage an einer entsprechenden Gegenfläche der Maschinenspindel auf. Durch Axialverschiebung der Spannbuchse werden die Spannelemente in einer zur Mittelachse der Maschinenspindel parallelen Lage radial nach außen oder innen verschoben, wodurch das Hohlschaftwerkzeug gespannt bzw. freigegeben werden kann. Ein Problem derartiger Spannvorrichtungen besteht darin, dass der Spannzustand von außen nicht ohne weiteres beurteilt werden kann. Auch eventuelle Verschleißerscheinungen des Spannsystems, die das Spannverhalten beinträchtigen können, sind von außen nicht erkennbar.
Aufgabe der Erfindung ist, eine Spannvorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, deren Spannzustand einfach erfasst und überwacht werden kann.
Diese Aufgabe wird durch eine Spannvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Weiterbildungen und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Bei der erfindungsgemäßen Spannvorrichtung können über den Kraft- oder Drucksensor verschiedene Kräfte bzw. Spannzustände sowohl im Stillstand als auch während der Drehung der Maschinenspindel erfasst werden. So können durch einen den Spannelementen zugeordneten Kraft- oder Drucksensor z.B. die Spann- oder Einzugkräfte gemessen und der ordnungsgemäße Spannzustand überwacht werden. Durch einen dem Federelement zugeordneten Kraft- oder
Drucksensor kann außerdem die Federkraft erfasst und überwacht werden. Auch eventuelle Verschleißerscheinungen oder ungleichmäßige Spannkraftverteilungen sind erkennbar. Bei einer mehrteiligen Ausführung der Kraft- oder Drucksensors kann auch eine Aussage über die Plananlage oder eventuelle Fehlstellungen getroffen werden, da dann die notwendige gleichmäßige Verteilung der Kraft über den Umfang nicht erreicht wird. Da sich der Kraft- oder Drucksensor an einer geschützten Stelle innerhalb der Maschinenspindel befindet, ist er auch besonders gut gegen Verschmutzung oder Beschädigungen geschützt.
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung besteht der Kraft- oder Drucksensor aus einer dünnen Sensorschicht, die auf diamantartigen Kohlenstoff basiert und extrem verschleiß- und korrosionsfest ist. Im Vergleich zu konventionellen Kraft- und Drucksensoren sind derartige Dünnschicht-Sensoren relativ starr und erfahren auch bei großen Belastungen nur eine geringe Verformung. Die Sensorschicht weist neben der hohen Verschleißbeständigkeit auch einen geringen Reibungskoeffizienten auf, was bei den hier auftretenden Belastungen von Vorteil ist. Die Sensoren können somit in idealer Weise in die Spannvorrichtung integriert und im Hauptkraftfluss eingesetzt werden. Derartige Sensoren sind hoch belastbar und außerdem auch unempfindlich gegen äußere Umgebungseinflüsse, wie sie beim Einsatz von Werkzeugmaschinen auftreten. Aber auch die Verwendung konventioneller piezo-elektrischer, piezo-resistiver oder DMS-Sensoren ist grundsätzlich möglich.
In einer möglichen Ausgestaltung kann die Sensorschicht auf einem einteiligen oder mehrteiligen Druckring aufgebracht sein, der als Widerlager für die Spannelemente dient. Ein mehrteiliger Druckring weist den wesentlichen Vorteil auf, dass er von der Vorderseite der Maschinenspindel bei Bedarf einfach ausgetauscht werden kann. Bei einem Druckring kann die Sensorschicht sowohl auf der den Spannelementen zugewandten Seite als auch an der gegenüberliegenden Seite angeordnet sein. Auch an der Maschinenspindel kann der Kraft- oder Drucksensor bzw. die Sensorschicht angebracht sein.
In einer zweckmäßigen Ausführung ist die Kraft- oder Drucksensor mit einer geeigneten Auswerteeinrichtung verbunden. Dies kann über geeignete Verbindungsleitungen oder drahtlos auf der Grundlage der Transpondertechnologie erfolgen.
Weitere Besonderheiten und Vorzüge der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung. Es zeigen:
Figur 1 einen erfindungsgemäße Spannvorrichtung in einem Längsschnitt;
Figur 2 einen vergrößerten Teil der in Figur 1 gezeigte Spannvorrichtung im Längsschnitt und
Figur 3 eine Sensoranordnung zur Kraftmessung innerhalb der in Figur 1 gezeigten Spannvorrichtung.
In Figur 1 ist eine hohlzylindrische Maschinenspindel 1 einer Werkzeugmaschine im Längsschnitt gezeigt. Die Maschinenspindel 1 enthält an ihrem in Figur 1 linken vorderen Ende einen Innenkegel 2, der zum Eingriff eines Kegel-Hohlschafts 3 eines Hohlschaftwerkzeugs 4 oder eines Werkzeughalters ausgebildet ist. In der Maschinenspindel 1 ist eine Spannvorrichtung zum Spannen des Hohlschaftwerkzeugs 4 integriert.
Die Spannvorrichtung enthält eine innerhalb der Maschinenspindel 1 zu deren Mittelachse 5 konzentrische Zugstange, die an ihrem Ende eine Spannhülse 7 trägt. Die Spannhülse 7 wird über die Zugstange 6 durch ein um dieses konzentrisch angeordnetes Federelement 8 in Form eines Tellerfederpakets nach hinten vorgespannt. Das als Tellerfederpaket ausgeführte Federelement 8 ist an der einen Seite an einer innerhalb der Maschinenspindel 1 abgestützten Anlagescheibe 9 und an der anderen Seite an einem am hinteren Ende der Zugstange 6 befindlichen Ringabsatz 10 abgestützt. Die Zugstange 6 ist für die Zuführung eines Arbeitsfluids zum Hohlschaftwerkzeug 4 hohl ausgeführt. An dem hinteren Ende der Zugstange 6 ist eine - nicht dargestellte - Betätigungseinrichtung angeordnet, durch welche die Zugstange 6 entgegen der Kraft des Federelements 8 nach vorne geschoben werden kann.
Wie aus Figur 2 hervorgeht, hat die Zugstange 6 an ihrem dem Hohlschaftwerkzeug 1 zugewandten vorderen Ende ein Gewinde 11, auf das die Spannhülse 7 aufgeschraubt ist. Durch eine zusätzliche Konterschraube 12 wird die Spannhülse 7 an der Zugstange 6 axial gesichert. An der Außenseite der Spannhülse 7 liegen mehrere in Umfangsrichtung gleich beabstandete Spannelemente 13 in Form von Zangensegmenten an, die sich parallel zur Mittelachse 5 der
Maschinenspindel 1 erstrecken. Die Spannelemente 13 haben an ihrem zum Kegel-Hohlschaft 3 weisenden vorderen Ende eine radiale Verdickung 14 mit einer durch einen konischen Flächenabschnitt gebildeten ersten Spannfläche 15. Diese Spannfläche 15 liegt bei der in Figur 1 dargestellten Spannstellung an einer konischen Innenfläche 16 an der Innenseite des Kegel- Hohlschafts 3 an. Die konische Innenfläche 16 weist gegenüber der Längsachse des Kegel- Hohlschafts 3 denselben Neigungswinkel wie die erste Spannfläche 15 der Spannelemente 13 auf. Auch an ihrem hinteren Ende haben die Spannelemente 13 eine Verdickung 17 mit einer zur ersten Spannfläche 15 entgegengesetzt geneigten zweiten Spannfläche 18, mit der sich die Spannelemente 13 an einer Sensorschicht 19 eines in einer Ringnut 20 der Maschinenspindel 1 angeordneten Kraft- oder Drucksensors 21 abstützen. Die zweite Spannfläche 18 der Spannelemente 13 ist ebenfalls durch einen konischen Flächenabschnitt gebildet und weist einen an die Neigung der Gegenfläche 19 am Sensor 21 angepassten Neigungswinkel auf.
Die Spannhülse 7 hat an der Außenseite ihres dem Kegel-Hohlschaft 3 zugewandten vorderen Endes erste konische Spannflächenbereiche 22, an denen eine entsprechende Innenfläche 23 am vorderen Ende der Spannelemente 13 zur Auflage gelangt. An dem hinteren Ende der Spannhülse 7 sind an deren Außenseite zweite konische Spannflächenbereiche 24 vorgesehen, an denen eine korrespondierende Innenfläche 25 am hinteren Ende der Spannelemente 13 zur Auflage kommt. Die Spannflächenbereiche 22 und 24 der Spannhülse 7 und die korrespondierenden Innenflächen 23 und 25 der Spannelemente 13 sind derart aufeinander abgestimmt, daß die Spannelemente 13 durch Axial bewegung der Spannhülse 7 in einer zur Mittelachse 5 der Maschinenspindel 1 parallelen Stellung radial nach außen oder innen verschoben werden.
An die hinteren Enden der Spannelemente 13 anschließend ist innerhalb der Maschinenspindel 2 ein im weiteren näher erläuterter Abstandshalter angeordnet, durch den die Spannelemente 13 in Umfangsrichtung in einem vorbestimmten Abstand voneinander gehalten werden. Der Abstandshalter enthält eine radial äußere buchsenartige Halterung 26, die an ihrem den Spannelemente 13 zugewandten Ende mehrere in Umfangsrichtung gleich beabstandete, in Axialrichtung vorstehende Ansätze 28 mit abgeschrägten Stirnflächen 27 aufweist. Die Ansätze 27 der Halterung 26 greifen in eine Nut 29 an dem rückseitigen Ende der Spannelemente 13 ein und liegen mit ihrer abgeschrägten Stirnfläche 27 an einer entsprechenden schrägen Gegenfläche 30 im Grund der Nut 29 an.
Die Halterung 26 ist auf einer Buchse 31 verschiebbar und wird durch eine Druckfeder 32 in Richtung der Spannelemente 13 beaufschlagt. Die Buchse 31 liegt mit ihrem hinteren Ende an einem Rohr 33 an, das durch einen Sicherungsring 34 in der Maschinenspindel 1 axial gesichert angeordnet ist.
Wie bereits vorstehend erläutert, liegen die Spannelemente 13 mit ihren Spannflächen 18 an der Sensorschicht 19 eines Kraft- oder Drucksensors 21 an, der in einer entsprechenden Ringnut 20 im Inneren der Maschinenspindel 1 untergebracht ist. Der Kraft- oder Drucksensor 21 liegt somit direkt im Kraftfluss der Spannvorrichtung und kann die Spannkräfte erfassen. Bei der gezeigten Ausführungsform besteht der Kraft- oder Drucksensor 21 aus einem Druckring, der mit einer auf diamantartigen Kohlenstoff basierenden, dünnen Sensorschicht 19 beschichtet ist. Derartige DLC (diamond-like-carbon) Schichten weisen neben einem guten piezoresistiven Effekt auch eine hervorragende Verschleißbeständigkeit und ein gutes Reibungsverhalten auf. Die Herstellung derartiger Sensorschichten kann mit Hilfe von plasmagestützten CVD- oder PVD- Verfahren erfolgen.
Der in Form eines Druckrings ausgeführte Druck- oder Kraftsensor 21 kann entweder einteilig oder mehrteilig mit mehreren Ringsegmenten 35 ausgeführt sein, wie dies in Figur 3 gezeigt ist. Die Sensorschichten 19 sind an eine Auswerte- und/oder Überwachungseinrichtung 36 angeschlossen. Es ist aber auch eine drahtlose Ankopplung des Druck- oder Kraftsensors 21 an eine Auslese- oder Auswerteeinheit auf der Grundlage der Transpondertechnologie möglich.
Auch an dem ein- oder mehrteilig ausgeführten Anlagering 9 kann eine Sensorschicht angebracht sein. Dadurch kann die Kraft des Federelements 8 erfasst und überwacht werden. Die Sensorschicht kann hier ebenfalls an der Vorder- oder Rückseite des Anlagerings 9 oder an der Maschinenspindel 1 angebracht sein.
Die vorstehend beschriebene Spannvorrichtung funktioniert wie folgt:
Bei der in den Figuren 1 und 2 gezeigten Spannstellung wird die Spannhülse 7 über die Zugstange 6 und das als Tellerfederpaket ausgeführte Federelement 8 nach hinten gedrückt. In dieser Stellung werden die Spannelemente 13 radial nach außen gedrückt, wobei die
Spannflächen 15 und 18 in Eingriff mit der konischen Innenfläche 16 am Kegel-Hohlschaft 3 bzw. der Sensorschicht 19 des in der Maschinenspindel 1 fest angeordneten Druck- und Kraftsensors 21 sind. Dadurch wird das Hohlschaftwerkzeug 1 in der Maschinenspindel 2 unter Zug gehalten, wobei über den Kraft- oder Drucksensor 21 die Einzugskraft bzw. der Spannzustand erfasst werden kann.
Zum Lösen der Spannvorrichtung wird die Spannhülse 7 mit Hilfe der Zugstange 6 z.B. durch einen Hydraulikkolben oder einen anderen geeigneten Betätigungsmechanismus aus der in Figur 1 gezeigten Spannstellung in Richtung des Hohlschaftwerkzeugs 4 verschoben. Durch die Vorwärtsbewegung der Spannhülse 7 in Richtung des Hohlschaftwerkzeugs 1 werden die an der Außenseite der Spannhülse 7 anliegenden Spannelemente 13 parallel nach innen verschoben, bis deren Spannflächen 15 außer Eingriff mit der konischen Innenfläche 16 an der Innenseite des Kegel-Hohlschafts 3 gelangen und das Hohlschaftwerkzeug 1 freigeben.
Die erfindungsgemäße Spannvorrichtung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann der Kraft- oder Drucksensor auch an anderen geeigneten Stellen innerhalb der Maschinenspindel oder auch direkt in den Spannelementen integriert sein. Die Kraftmessung mit Hilfe des Kraft- und Drucksensors kann außerdem auch bei Steilkegelspannsystemen zum Einsatz gelangen.