Maschinenwerkzeug mit verstellbarer Schneide
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Maschinenwerkzeug mit einem um eine Werkzeugachse drehbaren Grundkörper, mit mindestens einem am Grundkörper außerhalb der Werkzeugachse angeordneten Plattensitz zur Aufnahme einer Schneidplatte und mit mindestens einem Stellglied zur Verstellung der Schneidplatte relativ zur Werkzeugachse, wobei der Grundkörper eine Zentralpartie und mindestens eine den Plattensitz enthaltende Verstellpartie aufweist, und wobei die mindestens eine Verstellpartie an zwei ihrer voneinander abgewandten Seiten über je eine mit dem Stellglied elastisch aufbiegbare Materialbrücke einstückig mit der Zentralpartie verbunden ist.
Es sind Maschinenwerkzeuge, insbesondere Fräswerkzeuge bekannt (DE- 100 11 113 A1), die verstellbare Plattensitze aufweisen. Bei dem bekannten Maschinenwerkzeug ist die Verstellpartie durch einen axial durchgehenden langgestreckten Spreizdurchbruch von der radial innen liegenden Zentralpartie getrennt. Das Stellglied ist dort als im Wesentlichen radial zwischen Verstellpartie und Zentralpartie verdrehbare Stellschraube ausgebildet, die in eine Gewindebohrung der Verstellpartie eingedreht und mit ihrer Spitze gegen eine Widerlagerfläche der Zentralpartie abgestützt ist.
Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, das bekannte Verstellwerkzeug der eingangs angegebenen Art dahingehend zu verbessern, dass trotz kompakter Bauweise eine präzise Einstellung auch mehrerer Schneiden ermöglicht.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird die im Patentanspruch 1 angegebene Merkmalskombination vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
BESTATIGUNGSKOPIE
Die erfindungsgemäße Lösung geht von dem Gedanken aus, dass eine exakte Schneidenverstellung mit geringem Platzbedarf und ausreichender Stei- figkeit erzielt werden kann, wenn das Stellglied als in einem Drehlager der Zentralpartie verdrehbar gelagerte, mindestens einen Lagerabschnitt und einen Exzenterabschnitt aufweisende Exzenterwalze ausgebildet ist, und wenn in der Verstellpartie mindestens ein schräg oder quer zur Walzendrehachse gegen den Exzenterabschnitt anschlagbares, und zwischen diesem und der Verstellpartie abstützbares Stützorgan angeordnet ist. Das mindestens eine Stützorgan ist zweckmäßig als in ein Gewinde der Verstellpartie eingedrehte Stützschraube ausgebildet, mit der im Zuge einer Voreinstellung eine Grundspannung zwischen Verstellpartie und Zentralpartie erzeugt wird. Zweckmäßig sind zwei im Abstand voneinander angeordnete, gegen den Exzenterabschnitt abstützbare Stützorgane vorgesehen, die im Zuge der Voreinstellung auch eine Neigungsverstellung ermöglichen. Die Voreinstellung erfolgt regelmäßig in der Nullstellung der Walze, also in der Stellung des kleinsten Schneidradius der betreffenden Schneidplatte. Die eigentliche Feineinstellung erfolgt in einer Werkzeugeinstellvorrichtung durch Verdrehen der Exzenterwalze für die jeweilige Schneide. Mit dieser Maßnahme kann der Flugkreisdurchmesser der Schneiden unabhängig von den bei der Herstellung des Grundkörpers auftretenden Fehlertoleranzen exakt eingestellt werden. Auch bei mehrschneidigen Werkzeugen erhält man eine hervorragende Rundheit, Zylindrizität und Durchmessergenauigkeit, so dass ein- und dasselbe Werkzeug zum Schruppen, Zwischenbohren und Feinbohren verwendet werden kann.
Vorteilhafterweise ist die Walzendrehachse parallel zur Zentralachse ausgerichtet, während die beiden Stützorgane in axialem Abstand voneinander in der Verstellpartie angeordnet sind. Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der Exzenterabschnitt der Exzenterwalze eine umlaufende Stützrille für den Eingriff des Stützorgans aufweist, wobei die Stützrille einen im Querschnitt teilkreisförmigen Rillengrund aufweisen kann. Im letzte-
ren Fall weist das vorzugsweise als Stützschraube ausgebildete Stützorgan eine in einer Stützpfanne angeordnete, in die Stützrille eingreifende Stützkugel auf, mit der das Stützorgan vorzugsweise mit einer axialen Komponente schräg in die Stützrille eingreift. Durch den schrägen Einbau des Stützorgans kann die Verstellpartie und damit die Schneidplatte beim Verstellvorgang zusätzlich in axialer Richtung verstellt werden.
Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Exzenterwalze zwei koaxiale, durch den Exzenterabschnitt voneinander getrennte Lagerabschnitte aufweist. Das Walzendrehlager ist vorteilhafterweise zur Seite der zugehörigen Verstellpartie für den Durchgriff des mindestens einen Stützorgans offen.
Zur Vermeidung einer unerwünschten Verstellung des Schneidradius während des Betriebs ist es von Vorteil, wenn zusätzlich ein in der Zentralpartie angeordnetes, gegen einen Lagerabschnitt der mindestens einen Exzenterwalze anziehbares Feststellelement angeordnet ist.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind die Materialbrücken an voneinander in Umfangsrichtung abgewandten Seiten der Verstellpartie angeordnet. Die mindestens eine Verstellpartie ist dabei zweckmäßig durch einen axial durchgehenden Spreizdurchbruch von der radial innen liegenden Zentralpartie getrennt, wobei der Spreizdurchbruch vorteilhafterweise das Walzendrehlager auf der der Verstellpartie zugewandten Seite der Exzenterwalze durchdringt.
Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der Grundkörper mindestens jeweils einen der mindestens einen Verstellpartie zugeordneten, axial durchgehenden, durch eine der Materialbrücken vom benachbarten Ende des Spreizdurchbruchs getrennten Kompensationsdurchbruch aufweist. Bei einer geeigneten Außenkontur des Grundkörpers kann mindestens einer der Spreizdurchbrüche auch in mindestens zwei, zum
Walzendrehlager hin offene Zweige aufgeteilt sein, so dass die Materialbrücke außenseitig durch die Außenkontur des Grundkörpers begrenzt ist.
Bei mehrschneidigen Werkzeugen weist der Grundkörper gemäß der Erfindung mindestens zwei in Umfangsrichtung einen Abstand voneinander angeordnete, vorzugsweise gleichartige Verstellpartien auf.
Vorteilhafterweise ist die Exzenterwalze mit einer achsparallelen Mehrkantöffnung für den Eingriff eines Schraubendrehers versehen. Die spaltförmigen Spreiz- und Kompensationsdurchbrüche sind vorteilhafterweise drahterodiert.
Grundsätzlich ist es möglich, die Spreiz- und/oder Kompensationsdurchbrüche in Durchgangsrichtung parallel oder schräg zur Werkzeugachse auszurichten. Die Spreiz-und/oder Kompensationsdurchbrüche sind dabei zweckmäßig im wesentlichen parallel zur Drehrichtung ausgerichtet, um die Haupt- schnittkraft aufnehmen zu können. Die Enden der Spreiz- und/oder Kompensationsdurchbrüche können dabei zylindrisch erweitert sein.
Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung in schema- tischer Weise dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 eine schaubildliche Darstellung eines Bohrwerkzeugs mit vier in ihrem Flugkreis verstellbaren Schneidplatten;
Fig. 2 den Schneidkopf des Schneidwerkzeugs nach Fig. 1 in vergrößerter schaubildlicher Darstellung;
Fig. 3a und b eine Seitenansicht und eine Draufsicht des Schneidkopfs nach Fig. 2;
Fig. 4a und b zwei Schnittdarstellungen des Schneidkopfs nach Fig. 3a und b;
Fig. 5a und b zwei gegenüber Fig. 1 bis 4 abgewandelte Ausführungsbeispiele der im nicht dargestellten Grundkörper angeordneten Exzenterwalzen mit jeweils einer Stützschraube.
Das in der Zeichnung dargestellte Werkzeug ist für den Einsatz in Werkzeugmaschinen bestimmt. Es ist als vierschneidige Bohrstange ausgebildet. Die Bohrstange weist einen von einem Kupplungsflansch 10 für eine Planflächenanlage begrenzten Kupplungsschaft 12 für den Anschluss an eine nicht dargestellte Maschinenspindel auf. Die Bohrstange wird beim Bearbeitungsvorgang mit Hilfe der Maschinenspindel um ihre zentrale Werkzeugachse 15 gedreht. Mit dem Kupplungsflansch 10 ist auf der dem Schaft 12 gegenüberliegenden Seite ein langgestreckter Grundkörper 14 verbunden, der im Bereich seines stirnseitigen Schneidkopfes 20 mit vier Plattensitzen 16 versehen ist, von denen aus sich Spanfördernuten 18 über einen Teil der Grundkörperlänge erstrecken. In den Plattensitzen 16 sind vier gleich ausgebildete, im Umriss dreieckige Wendeschneidplatten 22 auswechselbar angeordnet und mit Senkkopfschrauben 24 am Grundkörper 14 befestigt. Die Plattensitze 16 befinden sich in je einer in Umfangsnähe des Grundkörpers 14 angeordneten Verstellpartie 26, die gegenüber der Zentralpartie 28 des Grundkörpers 14 radial verstellbar ist. Die Verstellpartien 26 sind an ihren beiden einander in Umfangsrichtung abgewandten Seiten über Materialbrücken 30,32 einstückig mit der Zentralpartie 28 verbunden. Sie sind dabei durch einen axial durchgehenden Spreizdurchbruch 34,36 von der radial innen liegenden Zentralpartie 28 getrennt. Auf der einen Seite weist der Spreizdurchbruch zwei Zweige 36,36' auf, die an ihren Enden durch zylindrische Erweiterungen 38 begrenzt sind. Die betreffende Materialbrücke 32 liegt hier auf der Außenseite der beiden Zweige 36,36' und ist außenseitig durch eine die Brücken-Wandstärke bestimmende Außenkontur 40 des Grundkörpers 14 begrenzt. Auf der Seite des Spreizdurchbruchs 34 befindet sich ein die andere
Materialbrücke 30 begrenzender Kompensationsdurchbruch 42, der zur Um- fangsfläche 40' des Grundkörpers 14 hin offen und an seinem inneren, durch eine zylindrische Erweiterung 38 begrenzten Ende geschlossen ist.
Die Radialverstellung der Verstellpartien 26 und der darauf befindlichen Plattensitze 16 erfolgt über je ein Stellglied 44, das als Exzenterwalze ausgebildet und um eine zur Werkzeugachse 15 parallele Achse mit Hilfe eines in den Innensechskant 46 eingreifenden Inbusschlüssels verdrehbar ist.
Die Exzenterwalze 44 weist zwei koaxiale, durch einen Exzenterabschnitt 48 voneinander getrennte Lagerabschnitte 50 auf, die in einem Drehlager der Zentralpartie 28 des Grundkörpers 14 gelagert sind. Das Drehlager 52 ist zumindest im Bereich des Exzenterabschnitts 48 zur jeweiligen Verstellpartie 26 hin offen. Von dort aus greifen zwei in axialem Abstand voneinander angeordnete Stützschrauben 54 radial durch ein Gewinde der betreffenden Verstellpartie 26 hindurch und schlagen mit ihrer Spitze gegen den Exzenterabschnitt 48 der Exzenterwalze 44 an. Das Anziehen der Stützschrauben 54 erfolgt in der Nullstellung der Exzenterwalze, also in der Stellung, die zum kleinsten Flugkreisdurchmesser führt. Die beiden Stützschrauben 54 werden so gegen den Exzenterabschnitt 48 der Exzenterwalze 44 gedreht, dass eine Grundspannung erzeugt und ein definierter Neigungswinkel an der wirksamen Schneide 56 der betreffenden Schneidplatte 22 eingestellt wird. Diese Voreinstellung wird zweckmäßig im Werk vorgenommen. Anschließend werden die Stützschrauben 54 versiegelt. Die Voreinstellung ist der Ausgangspunkt für die Einstellung eines vorgegebenen Schneidradius an einer Werkzeugeinstellvorrichtung. Dazu wird die Exzenterwalze 44 verdreht, bis der vorgegebene Schneidradius der betreffenden Schneidplatte 22 eingestellt ist. Die Feineinstellung erfolgt jedes Mal, wenn die Schneidplatte umgesetzt oder erneuert wird. Zur Lagesicherung sind zusätzlich vier Feststellschrauben 58 am Grundkörper 14 angeordnet, die nach der Feineinstellung gegen je einen der Lagerabschnitte 50 der Exzenterwalze 44 parallel zur Umfangs- richtung des Grundkörpers 14 angezogen werden.
Bei einer Exzentrizität von etwa 1/500 mm lassen sich mit den beschriebenen Maßnahmen die Bohrradien der einzelnen Schneidplatten 22 mit hoher Genauigkeit (< 5 μm) einstellen. Bei der kleinen Exzentrizität und der dadurch bedingten geringen Steigung im Verstellbereich ergibt sich außerdem eine Selbsthemmung zwischen den gegeneinander verdrehbaren Teilen.
In den Fig. 5a und b sind zwei weitere Ausführungsbeispiele einer Exzenterwalze 44 mit Stützorgan 54 dargestellt. Die Exzenterwalzen 44 weisen im Bereich ihres Exzenterabschnitts 48 eine umlaufende Stützrille 60 für den Eingriff der Stützorgane 54 auf. In beiden Fällen weist die Stützrille 60 einen im Querschnitt teilkreisförmigen Rillengrund auf, während das als Stützschraube ausgebildete Stützorgan 54 eine in einer Stirnpfanne angeordnete, in die Stützrille 60 eingreifende Stützkugel 62 aufweist. Im Falle der Fig. 5a greift das Stützorgan 54 senkrecht in die Stützrille 60 ein, während es im Falle der Fig 5b schräg mit einer axialen Komponente in die Stützrille 60 eingreift. Im letzteren Falle kann die Schneide 56 der betreffenden Schneidplatte 22 durch den schrägen Einbau des Stützorgans 54 auch in axialer Richtung verstellt werden.
Zusammenfassend ist folgendes festzuhalten: Die Erfindung bezieht sich auf ein Maschinenwerkzeug, insbesondere auf eine um eine Werkzeugachse 15 antreibbare Bohrstange mit mindestens einer verstellbaren Schneidplatte 22. Das Maschinenwerkzeug umfasst einen Grundkörper 14, mindestens einen am Grundkörper 14 außerhalb der Werkzeugachse 15 angeordneten Plattensitz 16 zur Aufnahme einer Schneidplatte 22 und mindestens ein Stellglied 44 zur Verstellung des Plattensitzes 16 relativ zur Werkzeugachse 15. Erfindungsgemäß ist das Stellglied 44 als in einem Drehlager 52 einer Zentralpartie 28 des Grundkörpers 14 verdrehbar gelagerte, mindestens einen Lagerabschnitt 50 und einen Exzenterabschnitt 48 aufweisende Exzenterwalze ausgebildet. Die zu verstellenden Plattensitze 16 sind in einer Verstellpartie 26 des Grundkörpers 14 angeordnet, in der mindestens ein quer
zur Walzendrehachse 15 gegen den Exzenterabschnitt 48 anschlagbares Stützorgan 44 angeordnet. Mit dem mindestens einen, als Stützschraube ausgebildeten Stützorgan 54 wird im Zuge einer Voreinstellung eine Grundspannung zwischen Verstellpartie 26 und Stellglied 44 eingestellt. Die eigentliche Radiuseinstellung erfolgt durch Verdrehen der Exzenterwalze 44.