Halbzeug und Herstellungsverfahren für ein Bauelement eines Fahrzeugs
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Halbzeug für ein sich nicht im wesentlichen linear erstreckendes Bauelemente für den Wagenkasten eines Fahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs, mit wenigstens einer ersten Faserlage. Sie betrifft weiterhin ein Verfah- ren zur Herstellung eines Strukturelements für den Wagenkasten eines Fahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs, bei dem in einem ersten Schritt ein bauteilspezifischer Kern mit wenigstens einer ersten Faserlage bedeckt wird.
Bei derartigen sich nicht im wesentlichen linear erstreckenden Bauelementen handelt es sich beispielsweise um Ringspanten, die häufig auch als Ringgirder bezeichnet werden. Dies sind geometrisch komplexe, hochbelastbare Strukturbauteiie für Wagenkästen, deren Herstellung in konventioneller Faserverbundbauweise (FVK-Bauweise) sehr aufwendig und teuer ist.
Grundsätzlich ist bekannt, sich im wesentlichen linear erstreckende Bauelemente für Fahrzeuge durch Laminieren aus flächigen Halbzeugen herzustellen. Dies ist jedoch mit einer hohen Verschnittrate, aufwendiger Handarbeit und ungünstigen Gestaltungsmöglichkeiten verbunden. Weiterhin ist bekannt, solche Bauelemente für Fahrzeuge durch Laminieren aus Geflechtschläuchen herzustellen. Auch hierbei ergeben sich Nachteile hinsichtlich einer aufwendigen Handarbeit und ungenügender Gestaltungsmöglichkeiten. Insbesondere in Bauteilabschnitten, in denen sich die Längserstreckungsrichtung des Bauteils stark ändert, wie dies bei den eingangs genannten Ringspanten in der Regel der Fall ist, gestaltet sich die Verwendung von solchen Geflechtschläuchen schwierig bzw. unmöglich, wenn ein faltenfreier Übergang erzielt werden soll. Bei den beiden vorgenannten Lösungen ist eine bela- stungsor ientierte Optimierung der Faserablagewinkel, sofern überhaupt, nur mit sehr hohem Aufwand möglich
Derartige Bauelemente werden im Bereich des Fahrzeugbaus für eine Vielzahl von Anwendungen eingesetzt. So offenbart die DE 44 25 829 C1 ein als Energieabsorber dienendes Strukturelement in Sandwich-Form, bestehend aus zwei im Abstand voneinander und parallel zueinander angeordneten Decklagen, zwischen denen eine Vielzahl von sich im wesentlichen senkrecht zu den Ebenen der beiden Decklagen erstreckenden Kernfasern angeordnet ist.
Die DE 29 18 280 C2 beschreibt einen energieabsorbierenden Sitz mit einem Sitzrahmen, einem am Sitzrahmen befestigten Sitzteil und einem zwischen dem Rahmen und dem Sitzteil vorgesehenen energieabsorbierenden länglichen Teil, welcher aus einem Verbundmaterial aus lasttragenden Fasern gebildet ist, die durch ein Harz verbunden sind.
Die DE 44 22 579 C2 offenbart ein Verbundbauteil als Zug-Druck-Stange für Schienenfahrzeuge mit einer Sandwich-Verbundkonstruktion.
Die DE 195 09 340 C2 offenbart ein Strukturelement in Form eines als Hohlprofil ausgebildeten Biegeträgers, bei dem Teilbereiche aus wenigstens einem metallischen Werkstoff und andere Teilbereiche aus Faserverbundwerkstoff bestehen.
Der vorliegenden Erfindung liegt vor diesem Hintergrund die Aufgabe zu Grunde, ein Halbzeug bzw. ein Verfahren der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, welches die oben genannten Nachteile nicht oder zumindest in geringerem Maße mit sich bringt und insbesondere eine Erhöhung des Automatisierungsgrades und einer Minimierung des Verschnitts bei der Herstellung eines derartigen Bauelements unter Erhöhung der Leistungsfä- higkeit und Qualität des Bauelements gewährleistet.
Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe ausgehend von einem Halbzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale. Sie löst diese Aufgabe weiterhin ausgehend von einem Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 18 durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 18 angegebenen Merkmale.
Der vorliegenden Erfindung liegt die technische Lehre zu Grunde, dass man eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Qualität des aus dem Halbzeug herzustellenden Bauelements erzielt, wenn die erste Faserlage die Form wenigstens eines Teils des Bauelements des Wagenkastens aufweist und eine bauteilspezifisch rohrför mig geflochtene Faserstruktur umfasst. Die bauteilspezifisch rohrförmig geflochtene Faserstruktur ermöglicht dabei eine optimale lokale Anpassung der Ausrichtung und Anordnung der Fasern an die Geometrie und die zu erwartenden Belastungen des Bauelements. Verschnitt oder Faltenwurf treten nicht auf. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung liegt darin, dass die Fertigung mittels einer roboterunterstützten Flechtmaschine vollautomatisch erfolgen kann. Dadurch ist einerseits eine Kostenersparnis möglich, andererseits können Leistungsfähigkeit und Qualität des geflochtenen Bauelements gesteigert werden. Ein weiterer Vorteil liegt wie erwähnt in der Minimierung des Verschnitts. Die automatisierte Fertigung führt zu einer hohen und konstanten Fertigungsqualität.
Die Erfindung lässt sich mit beliebigen sich nicht im wesentlichen linear erstreckenden Bauelementen einsetzen, die aus einem oder mehreren Strukturelementen aufgebaut werden können. Aufgrund der unter geometrischen Gesichtspunkten und Belastungsgesichtspunkten hohen Komplexität dieser Bauteile lässt sie sich besonders vorteilhaft in Zusammenhang mit den bereits erwähnten Ringspanten einsetzen. Bevorzugt weist die erste Faserlage daher die Form wenigstens eines Teils eines Ringspants des Wagenkastens auf.
Entsprechend der Geometrie solcher Bauelemente weist die erste Faserlage vorzugsweise einen ersten Abschnitt mit einer Längserstreckung in einer ersten Richtung und einen zweiten Abschnitt mit einer Längserstreckung in einer zweiten Richtung auf, wobei die erste Richtung verschieden von der zweiten Richtung ist. Besonders bei starken Richtungsunterschieden kommen die Vorteile der Erfindung besonders stark zum Tragen. Bevorzugt schließen die erste Richtung und die zweite Richtung daher einen Winkel ein, der zwischen 60° und 150°, vorzugsweise zwischen 80° und 135°, liegt. Vorzugsweise sind der erste Abschnitt und der zweite Abschnitt durch einen Übergangsabschnitt mit sich kontinuierlich än- dernder Faserausrichtung verbunden.
Bei bevorzugten Varianten der Erfindung ist vorgesehen, dass die erste Faserlage eine über ihre Länge variierende Faserausrichtung aufweist. Hierdurch ist eine Anpassung der Faserausrichtung an die geometrischen Gegebenheiten des Strukturelements und/oder die Belastungen des Bauelements möglich. Vorzugsweise ist die Faserausrichtung der ersten Fa- serlage anforderungsspezifisch, insbesondere belastungsspezifisch gewählt. Dies ist insbesondere in dem Übergangsabschnitt von Vorteil, der in der Regel höheren bzw. komplexeren Belastungssituationen ausgesetzt ist.
Für das erfindungsgemäße Halbzeug können grundsätzlich beliebige Verstärkungsfasern verwendet werden. Bevorzugt umfasst die Faserstruktur Glasfasern und/oder Kohlenstofffa- sern und/oder Kevlarfasem und/oder Borfasern. Ebenso können auch andere geeignete Verstärkungsfasern, wie beispielsweise Aramidfasern etc. eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Halbzeug kann einlagig ausgebildet sein. Bevorzugt ist es jedoch mehrlagig ausgebildet, da hiermit, insbesondere in hoch und komplex belasteten Übergangsbereichen, eine belastungsgerechtere Ausrichtung der Fasern möglich ist. Vor zugs- weise ist daher wenigstens eine mit der ersten Faserlage verbundene zweite Faserlage vorgesehen, die eine bauteilspezifisch rohrförmig geflochtene Faserstruktur umfasst. Zusätzlich oder alternativ kann wenigstens eine mit der ersten Faserlage verbundene dritte Faserlage in Form einer multiaxialen Deckschicht vorgesehen sein. Die Verbindung zwischen den Fa-
serlagen kann grundsätzlich in beliebiger Weise hergestellt werden. So können diese durchgeeignete Mittel zusammengeheftet werden. Vorzugsweise sind die Faserlagen miteinander vernäht. Die Verbindung, insbesondere das Vernähen, dient dabei zur Optimierung der Schadenstoleranz und des Crashverhaltens.
Bei besonders vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Halbzeugs ist ein bauteilspezifischer Kern vorgesehen, auf den die erste Faserlage aufgeflochten ist. Hiermit lässt sich eine besonders einfache Herstellung und Handhabung des Halbzeugs realisieren. Zudem kann der Kern auch zumindest teilweise als Last aufnehmender Teil des Bauelements dienen. Weiterhin kann jedoch vorgesehen sein, dass der bauteilspezifische Kern zumindest teilweise entfernbar, insbesondere ausschmelzbar oder demontierbar, ausgebildet ist, so- dass er beispielsweise nur bis zur Fertigstellung des Strukturelements im Halbzeug verbleibt. Zusätzlich oder alternativ kann der Kern zumindest ein Verstärkungselement umfassen. Dieses kann gegebenenfalls ebenfalls nur bis zu einem bestimmten Herstellungsstadium des Strukturelements in Kern verbleiben und dann entfernt werden.
Bei besonders vorteilhaften, weil einfach weiter zu verarbeitenden Varianten des erfindungsgemäßen Halbzeugs ist vorgesehen, dass der bauteilspezifische Kern Verteilerkanäle, insbesondere Mikrokanäle, zur Harzverteilung aufweist. Hierzu können auf den Kern auch so genannte Verteilermedien, wie beispielsweise geeignete Vlieslagen oder dergleichen aufgebracht sein. Es versteht sich, dass im Übrigen auch die erste Faserlage und mögliche weite- re Faserlagen des Halbzeugs mit solchen Verteilerkanälen, insbesondere Mikrokanälen, ausgerüstet sein können, um die spätere gleichmäßige Verteilung des Harzes zu erleichtern.
Das erfindungsgemäße Halbzeug kann als trockenes Faserhalbzeug ausgebildet sein, d. h. zunächst nicht mit einem Harz getränkt sein. Vorzugsweise ist die Faserstruktur mit einem Harz getränkt, also mit anderen Worten vorimprägniert, sodass sie ein so genanntes Pre- preg darstellt. Dabei kann das Harz ein duroplastisches Harz sein. Hierbei kann es sich insbesondere um Vinylester-Harze (VE) oder Epoxid-Harze (EP) bzw. entsprechende Harzsysteme handeln. Ebenfalls kann sich aber auch um ein thermoplastisches Harz handeln. Hierbei können insbesondere Polystyrol (PS), Polycarbonate (PC) oder Polypropylen (PP) Anwendung finden. Weiterhin kann das jeweilige Harz mit Brandschutzmittel, insbesondere Ammoniumpolyphosate mit Synergist (APP), versetzt sein.
Besonders vorteilhafte Varianten des erfindungsgemäßen Halbzeugs umfassen bereits wenigstens ein integriertes Krafteinleitungselement. Dieses kann, sofern vorhanden, in den bauteilspezifischen Kern eingebunden sein. Ebenso kann es in das Flechtwerk, also bei-
spielsweise die erste Faserlage, oder einer weiteren Faserlage integriert sein. Bei dem Krafteinleitungselement kann es sich beispielsweise um ein Anschlusselement für ein weiteres erfindungsgemäßes Halbzeug handeln, sodass ein größeres Strukturelement des Wagenkastens einfach aus mehreren solchen Halbzeugen aufgebaut werden kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Strukturelement für den Wagenkasten eines Fahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs, das ein erfindungsgemäßes Halbzeug umfasst. Erfindungsgemäß ist weiterhin vorgesehen, dass zur Bildung einer r ohrför migen Strukturschale aus Faserverbundwerkstoff wenigstens die erste Faserlage mit einem Harz getränkt ist und das Harz ausgehärtet ist. Bevorzugt weist die Strukturschale eine über ihre Länge variierende Wandstärke auf, sodass eine belastungsgerechte, materialverbrauchsoptimierte Gestaltung gewährleistet ist. Die unterschiedlichen Wandstärken können durch eine unterschiedliche Anzahl an Faserlagen erzielt werden. Zusätzlich oder alternativ können sie aber auch durch eine unterschiedliche Faserausrichtung und Faserdichte in Längsrichtung des Bauteils erzielt werden. Wird beispielsweise mit einem geringen axialen Vorschub ge- flochten, ergibt sich in Längsrichtung eine höhere Faserdichte und damit eine höhere Wandstärke.
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin einen Wagenkasten für ein Fahrzeug, insbesondere ein Schienenfahrzeug, mit einem eine Außenwand des Wagenkastens oder eine Innenwand des Wagenkastens bildenden ersten Flächenbauteil, das mit einem erfindungsge- mäßen Strukturelement verbunden ist. Vorzugsweise umfasst das erste Flächenbauteil wenigstens eine vierte Faserlage, die mit demselben Harz wie die erste Faserlage getränkt ist. Hierdurch ist ein besonders guter und zuverlässiger Verbund zwischen dem Strukturelement und dem Flächenbauteil erzielbar.
Die vorliegende Erfindung betrifft wie erwähnt weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines sich nicht im wesentlichen linear erstreckenden Strukturelements für den Wagenkasten eines Fahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs, bei dem in einem ersten Schritt ein bauteilspezifischer Kern mit wenigstens einer ersten Faserlage bedeckt wird. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der bauteilspezifische Kern in einer Form zur Verfügung gestellt wird, die der Form wenigstens eines Teils des Bauteils, insbesondere eines Ringspants, des Wagenkastens entspricht, und die erste Faserlage gebildet wird, indem Fasern auf den bauteilspezifischen Kern aufgeflochten werden.
Hiermit lassen sich der oben dargestellten Vorteile und Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Halbzeugs in derselben Weise realisieren, sodass diesbezüglich auf die obigen Ausführungen erwiesen wird.
Ein besonders hoher Automatisierungsgrad mit gut reproduzierbaren, qualitativ hochwerti- gen Ergebnissen ergibt sich, wenn die erste Faserlage automatisch durch eine roboterunterstützte Flechtmaschine erzeugt wird.
Vorzugsweise wird die erste Faserlage mit über ihre Länge variierender Faserausrichtung auf den bauteilspezifischen Kern aufgeflochten wird, um die oben beschriebenen optimale Anpassung an die Geometrie und die zu erwartenden Belastungen des Bauteils zu erzielen.
Zur Erzeugung von mehrlagigen Bauteilen bzw. Strukturelementen wird bevorzugt in einem zweiten Schritt auf die erste Faserlage wenigstens eine zweite Faserlage aufgeflochten oder wenigstens eine dritte Faserlage in Form einer multiaxialen Deckschicht aufgebracht. Die dritte Faserlage kann gegebenenfalls auch auf eine der zweiten Faserlagen aufgebracht werden. Je nach Anzahl der Lagen lassen sich damit in einfacher Weise unterschiedliche Wandstärken erzielen. Vorzugsweise werden dabei, wie bereits oben beschrieben, wenigstens zwei Faserlagen miteinander verbunden, insbesondere miteinander vernäht.
Vorzugsweise ist weiterhin vorgesehen, dass in wenigstens eine Faserlage ein Krafteinleitungselement integriert wird. Dies kann beispielsweise geschehen, indem entsprechende Anschlussbereiche des Krafteinleitungselements umflochten werden.
Zur Herstellung des Strukturelements ist bevorzugt weiterhin vorgesehen, dass die Fasern wenigstens einer Faserlage mit einem Harz getränkt werden, das zur Bildung einer rohrför- migen Strukturschale in einem dritten Schritt ausgehärtet wird.
Bei bestimmten Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass der bauteilspezifische Kern zumindest teilweise entfernt wird. Hierzu kann er beispielsweise ausgeschmolzen werden. Das Entfernen kann vor oder nach dem Tränken mit Harz bzw. dem Aushärten des Harzes erfolgen. Erfolgt das teilweise Entfernen beispielsweise vor dem Tränken mit Harz, so kann der hierdurch entstehende Freiraum mit Harz ausgefüllt werden, welches dann im ausgehärteten Zustand als innere Verstärkung bzw. Versteifung des Strukturelements wirken kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines Wagenkastens für ein Fahrzeug, insbesondere ein Schienenfahrzeug, bei dem ein Strukturelement für
den Wagenkasten mit einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt wird und mit einem eine Außenwand des Wagenkastens oder eine Innenwand des Wagenkastens bildenden ersten Flächenbauteil verbunden wird.
Vorzugsweise wird dabei in einem ersten Herstellungsschritt wenigstens eine vierte Faserla- ge des ersten Flächenbauteils in eine Form eingelegt wird. Anschließend wird in einem zweiten Herstellungsschritt das erfindungsgemäße Halbzeug in die Form eingebracht und auf die vierte Faserlage aufgelegt, wobei es insbesondere an der vierten Faserlage fixiert wird. Die Fixierung kann durch Kleben, Heften, Vernähen etc. erfolgen. Anschließend werden in einem dritten Herstellungsschritt in der Form befindliche Bauteile, insbesondere die vierte Faserlage und das Halbzeug, mit einem Harz getränkt. Dieses wird schließlich in einem vierten Herstellungsschritt ausgehärtet, wobei zum einen das erfindungsgemäße Strukturelement ausgebildet wird und sich zum anderen eine besonders gute Verbindung zwischen dem Strukturelement und dem ersten Flächenbauteil ergibt.
Vorzugsweise wird in dem zweiten Herstellungsschritt nach dem Auflegen des Struktur ele- ments auf die vierte Faserlage wenigstens eine fünfte Faserlage eines eine Wand des Wagenkastens bildenden zweiten Flächenbauteiis auf das Halbzeug aufgelegt. Auch diese fünfte Faserlage wird bevorzugt in der oben beschriebenen Weise an dem Halbzeug fixiert wird. Die fünfte Faserlage bildet dann die entsprechende Innenwand bzw. Außenwand des Wagenkastens, sodass der Wagenkasten in einem einzigen Arbeitsablauf hergestellt wer- den kann, ohne dass nach dem Aushärten des Harzes weitere Montageschritte zur Herstellung der Innenwand bzw. Außenwand des Wagenkastens erforderlich wären.
Vorzugsweise ist vorgesehen, dass in dem zweiten Herstellungsschritt weitere Halbzeuge für Strukturelemente oder Strukturelemente des Wagenkastens zwischen die vierte Faserlage und die fünfte Fasernlage eingebracht werden. Bei diesen weiteren Halbzeugen kann es sich um in Längsrichtung des Fahrzeugs oder quer dazu verlaufende Tragelemente, Bauteile zur späteren Befestigung von Ausrüstungsteilen, Fenster- oder Türrahmen etc. handeln. Die Strukturelemente können dabei miteinander verbunden werden, sodass gegebenenfalls ein entsprechend starres Fachwerk entsteht. Ebenso können natürlich Füllmaterialien zwischen die vierte und fünfte Faserlage eingelegt werden, dabei kann es sich um Füll- platten, wie Schaumstoff-, Hartschaum- oder Wabeplatten handeln, die zur Wärmeisolierung, zur Schalldämmung oder Schwingungsdämpfung oder zur Beeinflussung des Scherverhaltens dienen.
Das Harz kann auf beliebige Weise eingebracht werden. Bevorzugt wird es nach dem Vakuuminjektionsverfahren eingebracht.
Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen bzw. der nachstehenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels, welche auf die beigefügten Zeichnungen Bezug nimmt. Es zeigen
Figur 1 eine schematische perspektivische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Halbzeugs;
Figur 2 eine schematische Darstellung einer Anordnung zur Herstellung des erfindungsgemäßen Halbzeugs aus Figur 1 gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Figur 3 eine schematische perspektivische Darstellung eines aus dem Halbzeug aus Figur 1 hergestellten erfindungsgemäßen Strukturelements;
Figur 4 eine schematische perspektivische Teilschnittdarstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Wagenkastens.
Im Folgenden wird Bezug nehmend auf die Figuren 1 bis 3 eine bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Halbzeugs 1 sowie seine Herstellung und Weiterverarbeitung zu einem erfindungsgemäßen Strukturelement erläutert. Figur 1 zeigt eine schematische perspektivische Darstellung des Halbzeugs 1 , das zur Herstellung eines sich nicht im wesentlichen linear erstreckenden Strukturelements für einen Ringspant des Wagenkastens eines Schienenfahrzeugs dient. Figur 2 zeigt eine schematische Darstellung einer Anordnung zur Herstellung dieses Halbzeugs 1 gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens. Figur 3 zeigt das erfindungsgemäße Strukturelement.
Das Halbzeug 1 umfasst eine erste Faserlage 2, welche die Form eines Teils des Ringspants aufweist. Die erste Faserlage 2 umfasst eine bauteilspezifisch rohrförmig geflochtene Faserstruktur, die auf einen bauteilspezifisch geformten Kern 3 aufgeflochten ist. Die Faserausrichtung und die Faseranordnung ist dabei zum einen in Abhängigkeit von der Geometrie des Kerns 3 und damit des Strukturelements gewählt. Sie ist weiterhin in Abhängigkeit von den zu erwartenden Belastungen des Strukturelements gewählt. Demgemäß ergeben sich in unterschiedlichen Bereichen unterschiedliche Faseranordnungen und Faserausrichtungen, wie dies schematisch in den Abschnitten 2.1 , 2.2 und 2.3 angedeutet ist. Durch die bauteil-
spezifische Flechtung ergibt sich dabei eine faltenfreie Anlage der ersten Faserlage 2 an dem Kern 3.
Auf die erste Faserlage 2 sind mehrere zweite Faserlagen 4 aufgeflochten. Diese umfassen vergleichbar der ersten Faserlage 2 ebenfalls jeweils eine bauteilspezifisch rohrförmig ge- flochtene Fasernstruktur. Durch die mehrlagige Ausführung kann dabei eine besonders gute, belastungsgerechte Ausrichtung und Anordnung der Fasern erfolgen. Die Faserlagen 2 und 4 können dabei an mehreren Stellen miteinander verbunden sein, beispielsweise miteinander vernäht sein, um das Schadensverhalten des späteren Strukturelements zu optimieren.
Es versteht sich hierbei, dass zusätzlich zu den oder an Stelle der zweiten Faserlagen eine oder mehrere dritte Faserlagen in Form von so genannten multiaxialen Decklagen aufgebracht und mit der bzw. den darunter liegenden Faserlagen verbunden sein kann.
Die erste Faserlage 2 weist einen ersten Abschnitt 2.1 auf, der sich in einer ersten Richtung 5 erstreckt. Sie weist weiterhin einen zweiten Abschnitt 2.2 auf, der sich in einer zweiten Richtung 6 erstreckt. Die erste Richtung 5 und die zweite Richtung 6 schließen einen Winkel 7 von 90° ein. Der erste Abschnitt 2.1 und der zweite Abschnitt 2.2 sind durch einen Übergangsabschnitt 2.3 verbunden, in dem sich die Faserausrichtung kontinuierlich zwischen der Faserausrichtung des ersten Abschnitts 2.1 und der Faserausrichtung des zweiten Abschnitts 2.2 ändert.
An dem Kern 3 sind steckbuchsenartige Krafteinleitungselemente 8.1 und 8.2 befestigt, die ebenfalls mit den Faserlagen 2 und 4 umflochten sind, sodass sie fest in das Halbzeug 1 integriert sind. Diese Krafteinleitungselemente 8.1 und 8.2 dienen später zur Verbindung mit weiteren erfindungsgemäßen Halbzeugen, um den Ringspant fortzusetzen oder eine Verbindung mit anderen Fahrzeugelementen herzustellen.
Der Kern 3 umfasst weiterhin entfernbare Verstärkungselemente 3.1 , die beim Handhaben des Kerns 3 beim Flechten eine ausreichende Stabilität sicherstellen. Nach dem Flechten können die Verstärkungselemente 3.1 entfernt werden. Es versteht sich jedoch, dass diese Verstärkungselemente bei Varianten mit in dem Strukturelement verbleibenden Kernen zur Verstärkung der Strukturelements auch im Kern verbleiben können.
Der Kern 3 ist im vorliegenden Beispiel aus einer gießbaren Masse hergestellt, die nach dem späteren Tränken des Halbzeugs 3 mit Harz und dessen Aushärtung bei der Herstellung des Strukturelements ausgeschmolzen werden kann, sodass zur Bildung des betreffenden Teils
des Strukturelements nur noch die aus den harzgetränkten Faserlagen 2 und 4 gebildete rohrförmige Strukturschale mit den eingebetteten Krafteinleitungselementen 8.1 und 8.2 verbleibt. Der Kern 3 umfasst weiterhin - in Figur 1 nicht dargestellte - über seine Oberfläche verteilte Mikrokanäle, die beim späteren Tränken des Halbzeugs 1 mit Harz eine gute und gleichmäßige Verteilung des Harzes sicherstellen.
Figur 2 zeigt wie erwähnt eine schematische Darstellung einer Anordnung zur Herstellung des Halbzeugs 1 mit einer automatischen Flechtmaschine 9 und einem herkömmlichen Handhabungsroboter 10. Am freien Ende des Roboterarms 10.1 ist der Kern 3 über das Krafteinleitungselement 8.2 angeschlossen. Der Roboterarm 10.1 ist in an sich bekannter Weise in beliebige Richtungen beweglich, zudem kann er in den Richtungen des Doppelpfeils 10.2 verfahren werden.
Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Verstärkungselements wird zunächst das erfindungsgemäße Halbzeug 1 hergestellt. Hierzu wird in einem ersten Schritt der am freien Ende des Roboterarms 10.1 montierte Kern 3 mit Kohlenstofffasem 11 umflochten, sodass die oben beschriebene ersten Faserlage 2 entsteht, wie dies in Figur 2 dargestellt ist. Dabei wird die faltenfreie bauteilspezifische Anordnung und Ausrichtung der Kohlenstofffasern 11 unter anderem durch geeignete Wahl der Ausrichtung und des Vorschubs des Roboterarms 10.1 erzielt.
In einem zweiten Schritt werden dann ebenfalls aus Kohlenstofffasern 11 die - in Figur 2 nicht dargestellten - oben beschriebenen zweiten Faserlagen 4 auf die erste Faserlage 2 aufgeflochten und mit dieser verbunden.
Es versteht sich, dass hierbei lokal unterschiedliche Wanddicken der späteren Strukturschale erzielt werden können, indem lokal durch geeignete Wahl der Faserausrichtung und der Faserdichte und/oder durch eine größere Anzahl von zweiten Faserlagen eine größere Anzahl von Fasern appliziert wird.
In einem dritten Schritt wird dann aus dem Halbzeug 1 die - in Figur 3 dargestellte - rohrförmige Strukturschale 12 ausgebildet. Hierzu werden die Faserlagen 2 und 4 mit einem Epoxidharz getränkt. Das Harz wird anschließend ausgehärtet. Schließlich werden die Verstärkungselemente 3.1 entfernt und der Kern 3 ausgeschmolzen, sodass nur noch die rohr- förmige Strukturschale 12 mit den eingebetteten Krafteinleitungselementen 8.1 und 8.2 verbleibt. Hierbei versteht es sich, dass der Kern bei anderen Varianten der Erfindung auch schon vor dem Tränken der Faserlagen entfernt werden kann.
Diese Strukturschale kann dann unter Verwendung der Krafteinleitungselemente 8.1 und 8.2 mit anderen derart hergestellten Strukturschalen verbunden werden, um den erfindungsgemäßen Ringspant zu bilden. Es versteht sich jedoch, dass bei anderen Varianten der Erfindung die entsprechenden Halbzeuge zunächst im trockenen Zustand oder im harzgetränk- ten, noch nicht ausgehärteten Zustand miteinander verbunden werden können und erst dann das Tränken bzw. Aushärten erfolgt. Hierbei können weiterhin an den Verbindungsstellen weitere Faserlagen aufgebracht werden, um die Verbindung sicherzustellen.
Schließlich versteht es sich, dass der erfindungsgemäße Ringspant auch aus einer einzigen derart hergestellten Strukturschale bestehen kann. Die Figuren 1 und 3 würden in diesem Fall lediglich einen abgeschnittenen Teil dieses Ringspants darstellen.
Figur 4 zeigt eine schematische perspektivische Teilschnittdarstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Wagenkastens 13. Dieser umfasst unter anderem ein Fachwerk 14, welches aus Ringspanten 15 und Längsverstrebungen 16 zusammengesetzt ist.
Die Ringspanten 15 sind aus zwei Strukturelementen in Form von Strukturschalen 15.1 und 15.2 aufgebaut. Diese Strukturschalen 15.1 und 15.2 sind aus erfindungsgemäßen Halbzeugen hergestellt, deren Herstellung wiederum in der oben im Zusammenhang mit den Figuren 1 bis 3 beschriebenen Weise erfolgte.
Die Verbindung zwischen den Ringspanten 15 und den Längsverstrebungen 16 erfolgt zu- nächst in Form einer Steckverbindung über die Krafteinleitungselemente 15.3, die in den Faserlagen der Strukturschalen 15.1 und 15.2 verankert sind. Bei den Längsverstrebungen 16 handelt es sich im vorliegenden Fall um fertige Strukturelemente. Es versteht sich jedoch, dass es sich bei anderen Varianten der Erfindung zunächst auch um ein Faserhalbzeug handeln kann, welches erst später nach dem Tränken mit Harz und Aushärten des Harzes zu einem voll funktionsfähigen Strukturelement wird.
Auf der Außenseite des Wagenkastens 13 liegt auf dem Fachwerk 14 ein die Außenwand des Wagenkastens 13 bildendes erstes Flächenbauteil 17 auf, während auf der Innenseite des Wagenkasten 13 ein die Innenwand des Wagenkastens 13 bildendes zweites Flächenbauteil 18 aufliegt. Das erste Flächenbauteil 17 umfasst mehrere vierte Faserlagen aus Kohlenstofffasern, während das zweite Flächenbauteil mehrere fünfte Faserlagen aus Kohlenstofffasern umfasst. In die Zwischenräume zwischen dem ersten Flächenbauteil 17 und dem zweiten Flächenbauteil 18 sind Füllplatten 19 eingelegt, die neben ihren strukturellen Eigenschaften unter anderem zur Wärme- und Schalldämmung dienen.
Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die Figur 4 die erfindungsgemäße Herstellung des Wagenkastens 13 beschrieben.
Zunächst werden der oben im Zusammenhang mit den Figuren 1 bis 3 beschriebenen Weise die Halbzeuge für die Strukturschalen 15.1 und 15.2 hergestellt, wobei die Kerne in dem jeweiligen Halbzeug verbleiben. Diese Halbzeuge werden dann über Steckverbindungen in den Anschlussbereichen 15.4 sowie die Längsverstrebungen 16 zu dem Fachwerk mit 14 zusammengefügt.
In einem ersten Herstellungsschritt werden dann die trockenen, d. h. nicht harzgetränkten vierten Faserlagen des ersten Flächenbauteils 17 in eine der Außenwand des Wagenka- stens 13 entsprechende Form eingelegt. Die vierten Faserlagen sind dabei bereits mit den entsprechenden Ausschnitten für die Fensteröffnungen 20 des Wagenkastens 13 versehen.
In einem zweiten Herstellungsschritt wird das Fachwerk 14 mit den trockenen, d. h. nicht harzgetränkten Halbzeugen für die Strukturschalen 15.1 und 15.2 und den Längsverstrebungen 16 in die Form eingebracht und auf die vierten Faserlagen aufgelegt. Dabei wird das Fachwerk 14 zur gegenseitigen Fixierung punktuell mit den vierten Faserlagen verklebt. Weiterhin werden in dem zweiten Herstellungsschritt die Füllplatten 19 in die Freiräume des Fachwerks 14 eingelegt. Schließlich werden die fünften Faserlagen des zweiten Flächenbauteils 18 in die Form eingebracht und auf das Fachwerk 14 bzw. die Füllplatten 19 aufgelegt. Auch hierbei erfolgt zur gegenseitigen Fixierung eine punktuelle Verklebung. Weiterhin sind auch die fünften Faserlagen bereits mit den entsprechenden Ausschnitten für die Fensteröffnungen 20 des Wagenkastens 13 versehen.
In einem dritten Herstellungsschritt wird die Form dann in geeigneter Weise geschlossen und die in der Form befindlichen Bauteile mit Epoxidharz getränkt, das mit Brandschutzmittel in Form von Ammoniumpolyphosate mit Synergist (APP) versetzt ist. Hierbei wird ein her- kömmliches Vakuuminjektionsverfahren angewendet.
In einem vierten Herstellungsschritt wird das Harz dann ausgehärtet, wobei sich die Strukturschalen 15.2 und 15.1 ausbilden. Die Fasern bzw. Komponenten sämtlicher harzgetränkter Bauteile sind dann über eine gemeinsame Harzmatrix miteinander verbunden, wodurch sich ein besonders fester, hoch belastbarer Verbund ergibt.
Die vorliegende Erfindung wurde anhand von Ausführungsbeispielen mit aus mehreren
Strukturelementen zusammengesetzten Ringspanten beschrieben. Es versteht sich jedoch, dass der Ringspant bei anderen Varianten der Erfindung auch aus einem einzigen Struktu-
relement aufgebaut sein kann. So kann der jeweilige Ringspant aus Figur 4 beispielsweise aus einem einzigen erfindungsgemäßen Halbzeug hergestellt werden.
Weiterhin wurden lediglich Beispiele mit Kohlenstofffasern beschrieben. Es versteht sich jedoch, dass der anderen Varianten der Erfindung auch andere Fasern bzw. Kombinationen von Fasern aus unterschiedlichen Werkstoffen eingesetzt werden können. Als Fasern für die Faserlagen eignen sich weiterhin beispielsweise Glasfasern, Kevlarfasern, Bor- oder Synthesefasern.
Weiterhin wurden lediglich Varianten beschrieben, bei denen die trockenen Faserlagen zunächst in bestimmter Weise angeordnet und dann mit Harz getränkt wurden. Es versteht sich jedoch, dass die Faserlagen bei anderen Varianten der Erfindung bereits bei ihrer Anordnung mit Harz getränkt sein können, welches dann später ausgehärtet wird. Weiterhin können auch andere, z. B. warmhärtende oder thermoplastische Kunstharze bei der Herstellung mit den Fasern vermischt werden. Als warmhärtende Kunstharze sind beispielsweise Vinylesterharze, Polyesterharze oder Phenolharze geeignet. Basis für geeignete thermo- plastische Kunstharze sind Polystyrol, Polycarbonat und Polypropylen sowie ähnliche Kunststoffe.