Vorrichtung zur Handhabung von Flüssigkeiten in einer
Mehrzahl von Kanälen
Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Handhabung von Flüssigkeiten in verschiedenen Kanälen, bestehend aus einem Kanalträger und einem Pumpenelement.
Stand der Technik
Ein Vielzahl von chemischen und molekularbiologischen Prozessen mit Flüssigkeiten wird mit Hilfe von Pipetten manuell durchgeführt (T. Maniatis et al . , Molecular Clo- ning: A Laboratory Manual, 1989) . Zur Einsparung personeller Ressourcen und zur Vermeidung menschlicher Fehler werden standardisierte Prozesse zur Handhabung von Flüs- sigkeiten in der Regel automatisiert. Ein bekannter Weg ist die Nachbildung der manuellen Schritte mit einem Roboter, der mit einer Pipettiereinheit ausgestattet ist. Diese Roboter lohnen sich aber erst bei einem hohen Probendurchsatz und sind sehr schwierig zu bedienen (L.G. Mendoza et al.; High-throughput microarray-based enzyme- linked immunosorbent assay; Biotechniques (1999), 4, 778- 788) .
Für die Automatisierung von komplexen molekularbiologi- sehen Prozessen ist der Transfer von Flüssigkeiten erforderlich. Typische Prozesse dieser Art laufen in Reaktionsgefäßen ab, die mit den benötigten Reagenzien befüllt werden.
Ein kritischer Punkt bei dem Transfer von Flüssigkeiten in komplexen molekularbiologischen Prozessen ist häufig
das Auftreten von Fremdkontamination. Es ist Stand der Technik, dem Problem der Fremdkontamination mit Einwegkomponenten zu begegnen. Bei diagnostischen Anwendungen, bei denen die Kontamination von Proben untereinander aus- geschlossen werden uss, geht man sogar so weit, dass ein abgeschlossenes System für jede Probe verlangt wird.
Die Benutzung der Einwegkomponenten ermöglicht in idealer Weise die Entsorgung potentiell kontaminierter Komponen- ten. Die bekannten Vorrichtungen geschlossener Schlauchsysteme mit Schlauchpumpen und Schlauchquetschventilen führen jedoch zu komplizierten und kostspieligen Apparaturen. Die Schläuche sind bei steigender Komplexität auch umständlich zu wechseln.
Vorrichtungen mit Pumpen zum gerichteten Transport von Flüssigkeiten sind bekannt, und eine große Vielzahl von Kolben- und Membranpumpen sind in vielen Varianten kommerziell erhältlich. Beispiele aus der Patentliteratur sind U.S. 4.741.732 und U.S. 5.034.994 von Crankshaw et al .
Aus DE 10013528 ist eine Vorrichtung zur Handhabung von Flüssigkeiten bekannt, die einen Kanalträger und ein Pu - penelement in Form einer Dosierpumpe aufweist. Nachteilig ist dabei, dass jeder Pumpe nur ein Dosierkanal zugeordnet ist. Damit ist es nicht möglich, in mehrere Kanäle zu dosieren.
Die Dosierpumpe in der Vorrichtung aus DE 10013528 wird von einer Pumpenaufnahmeplatte getragen, was den Aufbau der Dosiervorrichtung verkompliziert Eine vernünftige Führung der Dichtflächen ist nur durch zusätzliche Komponenten realisierbar.
Manuelle und motorisierte Ventile sind ebenfalls bekannt und werden in einer Vielzahl von technologischen Varianten angeboten. Manuelle und motorisierte Drehventile werden z.B. von Firmen wie Rheodyne, Omnifit und der Argus GmbH, Ettlingen (www. argus-valves . com) angeboten. Weitere bekannte Ventiltechnologien sind zum Beispiel Schlauchquetschventile, Kugelventile und Membranventile.
Vielfach werden auch, wie zum Beispiel von der Firma Cav- ro, Kombinationen von Ventilen und Pumpen angeboten, die jedoch für den Einmalgebrauch viel zu teuer sind. Die Kombination eines Drehventils mit einer Kolbenpumpe an einem Ausgang hat auch den weiteren Nachteil, dass der Weg zwischen Ventil und Pumpe ein Totvolumen ist.
Für komplexe Abläufe sind auch integrierte fluidische Systeme vorgeschlagen worden (R.C. Anderson, et al . ; A miniature integrated device for automated multistep gene- tic assays; Nucleic Acids Res. (2000), 12, e60; P.K. Yuen, et al . ; Microchip module for blood sample prepara- tion and nucleic acid amplification reactions; Genome Research (2001), 11, 405-412). Dabei ist es Stand der Technik, die Aktoren für Ventile und Pumpen zu integrieren. Dies verlangt jedoch eine aufwendige und kostspielige Fertigung. Des weiteren haben integrierte Membranpumpen nur kleine Arbeitsvolumina. Ein anderer bekannter Weg ist es zum Beispiel Membranventile zu integrieren, und die Aktoren in eine wiederverwendbare Operationsplattform auszulagern. Dabei ist jedoch pro Ventilfunktion ein ex- ferner Aktor nötig. Die beschriebenen Systeme sind also mit einer Vielzahl von Nachteilen behaftet.
Aufgabenstellung
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine preiswerte, einfache Vorrichtung zur automatischen Handhabung von Flüssigkei-
ten in einem geschlossenen System bereitzustellen, das aus einer wiederverwendbaren Operationsplattform und Einwegkomponenten besteht. Einwegkomponenten sollen dabei diejenigen Komponenten sein, die mit den Flüssigkeiten in Kontakt kommen können. Weiterhin sollen die einfachen und robusten Eigenschaften von Drehventilen realisiert werden, wobei der Nachteil des Totvolumens zwischen Drehventil und Pumpe minimiert werden soll. Die Antriebsfunktionen sollen zur Kostenreduzierung mit einer minimalen An- zahl kompakt angeordneter Aktoren durchgeführt werden, die zur leichten Austauschbarkeit der Einwegkomponenten nur von einer Seite an die Einwegkomponenten angreifen sollen.
Die Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung zur Handhabung von Flüssigkeiten in mindestens zwei Kanälen mit den im Hauptanspruch gekennzeichneten Merkmalen. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den abhängigen Unteransprüchen gekennzeichnet.
Beschreibung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist also eine Vorrichtung zur Handhabung von Flüssigkeiten in mindestens zwei Kanälen, bestehend aus einer Komponente, im folgenden Kanalträger genannt, in der die Kanäle sternförmig- von einem Kegel ausgehen und einer zweiten Komponente, im folgenden Pumpenelement genannt, welche mindestens eine Kammer mit variablem Volumen beinhaltet und durch ein ke- gelförmiges Ende mit mindestens einer integrierten seitlichen Öffnung zu mindestens einem der Volumina, wobei die Kegel der Komponenten ineinander eingepasst sind, so dass durch Drehen der Komponenten relativ zueinander um die Kegelachsen mindestens eine Öffnung des Pumpenelemen- tes mit mindestens einem der Kanäle des Kanalträgers in Kontakt gebracht werden kann, und eine Verbindung zwi-
sehen mindestens einem Volumen und mindestens einem Kanal zustande kommt, und andere Öffnungen und Kanäle durch Kegelflächen verschlossen werden.
Bevorzugt ist, dass ein Kolben darin angeordnet ist, der in Richtung der Kegelachsen bewegbar ist und das Volumen mindestens einer Kammer des Pumpenelements durch einen Kolben variierbar ist.
Weiterhin ist bevorzugt, dass darin eine Feder angeordnet ist, die den Kolben bewegt.
Besonders bevorzugt ist ferner, dass darin ein Linearreaktor angeordnet ist, der den Kolben bewegt.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung ist bevorzugt, wobei die Kanäle in dem Kanalträger durch Zusammenfügen von mindestens zwei Flächen gebildet sind, wobei mindestens eine der Flächen mit den offenen Kanälen strukturiert ist, und die Kanäle durch das Zusammenfügen der Flächen gedeckelt werden.
Weiterhin ist bevorzugt, dass mindestens ein Teil des Kanalträgers und dessen Struktur erhältlich ist durch Frä- sen, Spritzgießen, Heißprägen, Laserschneiden, Stanzen und/oder Ätzen.
Besonders bevorzugt ist es, dass mindestens ein Teil des Kanalträgers aus Kunststoff, Glas, Metall oder Cellulose Material besteht.
Erfindungsgemäß bevorzugt ist ferner, dass mindestens ein Kanal des Kanalträgers zu einer in den Kanalträger strukturierten Kammer führt.
Erfindungsgemäß bevorzugt ist auch, dass mindestens ein Kanal des Kanalträgers zu einer in den Kanalträger strukturierten Kammer führt, die durch mindestens eine weitere Öffnung zugänglich ist.
Besonders bevorzugt ist es erfindungsgemäß, dass mindestens ein Kanal des Kanalträgers zu einer in den Kanalträger strukturierten Kammer führt, in der Reagenzien vorgelegt sind. Dabei ist es besonders bevorzugt, dass die Re- agenzien in fester Form vorliegen.
Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, wobei man eine automatisierte Bisulfitreaktion durchführt.
Beschrieben wird eine Vorrichtung zum Handhaben von Flüssigkeiten in einer Mehrzahl von Kanälen. Diese Vorrichtung besteht aus einem Kanalträger und einem Pumpenelement (Fig. 1) , die bevorzugt auf einer Operationsplatt- form angeordnet werden.
Die Kanäle des Kanalträgers sind sternförmig von einem Kegel ausgehend angeordnet. Vorzugsweise kommen die Kanäle in dem Kanalträger durch Zusammenfügen von mindestens zwei Flächen zustande, wobei mindestens eine der Flächen mit den offenen Kanälen strukturiert ist, und die Kanäle durch das Zusammenfügen der Flächen gedeckelt werden.
Es ist bevorzugt, dass mindestens ein Teil des Kanalträ- gers auf einer Fräse gefertigt wird oder vorzugsweise ein Spritzgussteil ist. Alternativ ist es auch bevorzugt, dass mindestens ein Teil des Kanalträgers heiß geprägt oder vorzugsweise mit einem Laser strukturiert wird. Alternativ ist es ebenso bevorzugt, dass mindestens ein Teil des Kanalträgers gestanzt wird oder durch Ätzen strukturiert wird. Mindestens ein Teil des Kanalträgers
wird aus Kunstoff (z.B. Polymethylmethacrylat (PMMA) , Po- lycarbonat, Polytetrafluorethylen (TEFLON™) , Polyvinylchlorid (PVC), Polydimethylsiloxan (PDMS) , Polysulfon, Polystyren, Polymethylpenten, Polypropylen, Polyethylen, Polyvinylidin Fluorid oder ABS (Acrylonitril-butadien- styren Copolymer) , Glas, Metall oder Cellulose Material gefertigt .
Das Pumpenelement ist gekennzeichnet durch mindestens ei- ne Kammer mit variablem Volumen und durch ein kegeliges
Ende mit mindestens einer integrierten seitlichen Öffnung zu mindestens einem der Volumina, wobei der Kegel des Pumpenelements" in den Kegel des Kanalträgers eingepasst wird, so dass durch Drehen der Komponenten relativ zuein- ander um die Kegelachsen mindestens eine Öffnung des Pumpenelementes mit mindestens einem der Kanäle des Kanalträgers in Kontakt gebracht werden und eine Verbindung zwischen mindestens einem Volumen und mindestens einem Kanal zustande kommt, und alle anderen Öffnungen und Ka- näle durch Kegelflächen verschlossen werden.
Bevorzugt ist es, dass die Kammer des Pumpenelements als Zylinder ausgestaltet ist und mit einem beweglichen Kolben das Volumen variiert wird. Besonders bevorzugt ist es, dass der Kolben mit einer Feder in seine Ausgangslage zurückgetrieben wird, wenn er aus dieser herausgebracht wurde .
Bevorzugt hat die Operationsplattform die Funktion, den Kanalträger zu fixieren und das Pumpenelement so gegen den Kanalträger zu pressen, dass die Kegel dieser Komponenten ineinander eingepasst werden. Das Drehen des Pumpenelements um die Kegelachsen wird besonders bevorzugt durch einen in der Operationsplattform angeordneten Motor durchgeführt. Die Bewegung des Kolbens wird bevorzugt
durch einen in der Operationsplattform angeordneten Linearreaktor durchgeführt.
Zum Ansaugen einer Flüssigkeit aus einem Kanal des Kanal- trägers in eine Kammer des Pumpenelements wird eine Verbindung zwischen dem Kanal und der Kammer hergestellt und das Kammervolumen vergrößert. Die Variation des Kammervolumens erfolgt vorzugsweise durch einen Kolben, der in Richtung der Kegelachsen bewegt wird. Bevorzugt wird der Kolben mit einem Linearreaktor aus der Ausgangslage herausbewegt und besonders bevorzugt mit einer Feder zurückgetrieben.
Zur Entnahme einer Flüssigkeit aus einem Strukturelement des Kanalträgers wird eine Kammer des Pumpenelements mit einem Kanal des Kanalträgers verbunden, der mit dem Strukturelement verbunden ist und die Flüssigkeit ansaugt. Es ist bevorzugt, dass Strukturelemente mindestens eine weitere Öffnung enthalten, durch die ein Druckaus- gleich stattfindet.
Zum Ausstoßen einer Flüssigkeit aus einer Kammer des Pumpenelements in einen Kanal des Kanalträgers werden Kanal und Kammer verbunden und das Kammervolumen verkleinert.
Zum Befüllen eines Strukturelements des Kanalträgers mit Flüssigkeit aus der Kammer des Pumpenelements wird dieses mit einem Kanal des Kanalträgers verbunden, der mit dem Strukturelement verbunden ist und die Flüssigkeit aus der Kammer des Pumpenelements ausgestoßen. Es ist bevorzugt, dass Strukturelemente mindestens eine weitere Öffnung enthalten, durch die ein Druckausgleich stattfindet.
Zum Bewegen einer Flüssigkeit in einem Strukturelement des Kanalträgers wird die Flüssigkeit angesaugt und aus-
gestoßen. Bevorzugt wird die Flüssigkeit zum Bewegen erst ausgestoßen und dann angesaugt.
Zum Dosieren wird ein erster Kanal des Kanalträgers in Verbindung mit einer Kammer des Pumpenelements gebracht und die zu dosierende Flüssigkeit in die Kammer angesaugt. Bevorzugt wird nach dem Ansaugen eventuell in der Kammer vorhandene Luft ausgestoßen. Besonders bevorzugt wird dafür die Kammer mit einem dafür vorgesehenen Ent- lüftungskanal des Kanalträgers verbunden. Dann wird die Kammer mit weiteren Kanälen des Kanalträgers verbunden und die Flüssigkeit kontrolliert ausgestoßen.
Zum Pumpen einer Flüssigkeit durch ein Strukturelement des Kanalträgers mit mindestens zwei Öffnungen, im folgenden Durchflusselement genannt, wird ein Volumen in das Durchflusselement dosiert, welches das Volumen des Durchflusselements überschreitet. Bevorzugt ist mindestens eine weitere Öffnung des Durchflusselements mit einer Kam- mer verbunden, die im folgenden Auffangkammer genannt wird. Besonders bevorzugt hat die Auffangkammer mindestens eine weitere Öffnung, die durch einen weiteren Kanal mit der Kegelfläche des Kanalträgers verbunden ist und durch welche die das Durchflusselement passierende Flüs- sigkeit angesaugt wird. Ganz besonders bevorzugt ist es, wenn die Öffnungen zum Flüssigkeitstransport sich am Boden der Auffangkammer befinden, und mindestens eine weitere Öffnung zum Druckausgleich oberhalb des maximal zu erwartenden Füllstands der Auffangkammer vorhanden ist. Weiterhin ist es bevorzugt, die Flüssigkeit in der Auffangkammer vorzulegen und dann durch das Durchflusselement anzusaugen.
Zum Mischen von Flüssigkeiten in einer Kammer des Pumpen- elements werden die zu mischenden Flüssigkeiten sequen- ziell oder parallel in die Kammer angesaugt. Bevorzugt
wird das Gemisch dann mindestens einmal ausgestoßen und angesaugt, um so die Durchmischung zu verstärken. Besonders bevorzugt wird die Kammer dazu mit einem dafür vorgesehenem Mischkanal des Kanalträgers verbunden. Ganz be- sonders bevorzugt ist der Mischkanal mit Strukturelementen versehen, die das Mischen begünstigen.
Zum Mischen von Flüssigkeiten in einer Kammer des Kanalträgers, im folgenden Mischkammer genannt, werden die Flüssigkeiten sequenziell oder parallel in die Mischkammer dosiert. Bevorzugt wird dass Gemisch dann mindestens einmal angesaugt und ausgestoßen, um die Durchmischung zu verstärken. Besonders bevorzugt ist die Mischkammer mit Strukturelementen versehen, die das Mischen begünstigen.
Zum Abtrennen von mindestens einer Komponente aus einer Flüssigkeit wird die Flüssigkeit in ein Strukturelement des Kanalträgers dosiert, im folgenden Absorber genannt, das mindestens eine Oberfläche beinhaltet, welche mindes- tens eine abzutrennende Komponente bindet. Bevorzugt wird die Flüssigkeit nach dem Abtrennen wieder angesaugt. Besonders bevorzugt ist der Absorber als Durchflusselement ausgebildet .
Zum Aufnehmen einer in dem Absorber abgetrennten Komponente wird eine Flüssigkeit in den Absorber dosiert, welche die gebundene Komponente wieder ablöst (im folgenden Eluent genannt) .
Zum Säulen einer Flüssigkeit wird diese in ein Durchflusselement des Kanalträgers dosiert, welches mit einem Säulenmaterial gefüllt ist.
Zum Filtrieren einer Flüssigkeit wird diese in ein Durch- flusselement des Kanalträgers dosiert, welches mindestens
einen Filter enthält. Bevorzugt ist das Durchflusselement mit einem Filtermaterial gefüllt.
Zum Temperieren einer Flüssigkeit wird diese in eine Ka - mer des Kanalträgers dosiert, welche im folgenden Temperierkammer genannt wird. Diese wird durch Kontakt mit einem Heiz- oder Kühlelement auf der gewünschten Temperatur gehalten. Bevorzugt ist das Heiz- oder Kühlelement ein Bestandteil des Kanalträgers. Besonders bevorzugt ist das Heiz- oder Kühlelement Bestandteil einer Operationsplattform und in mechanischem Kontakt zu mindestens einer Wandung der Temperierkammer.
Die folgende Durchführung einer automatisierten Bisul- fitreaktion ist ein Beispiel für eine Anwendung der neuen Vorrichtung:
160 ng DNA werden in einer ersten Kammer des Kanalträgers vorgelegt in 3μl H20 bidest. Diese erste Kammer ist nach oben offen und über einen Kanal mit dem Pumpenelement verbunden. 17μl einer Bisulfitreaktionslösung werden in einer zweiten Kammer vorgelegt. Diese zweite Kammer ist nach oben offen und über einen Kanal mit dem Pumpenelement verbunden. 20 μl Desulfonierungslösung werden in ei- ner dritten Kammer vorgelegt. Diese dritte Kammer ist nach oben offen und über einen Kanal mit dem Pumpenelement verbunden. Ca. 1 ml H20 bidest. werden in einer vierten Kammer vorgelegt. Diese vierte Kammer ist nach oben offen und über einen Kanal mit dem Pumpenelement verbunden. Eine weitere nach oben offene Kammer, die mit einem Kanal mit dem Pumpenelement verbunden ist, bleibt leer und dient zur Aufnahme von Abfall. Desweiteren ist in dem Kanalträger eine flache Kammer (im folgenden Heizkammer) mit 40 μl Fassungsvermögen vorhanden, die über ein Heizelement in der Operationsplattform temperiert wird und über eine weitere kleine Öffnung zum Druckaus-
gleich verfügt. Ein weiteres Strukturelement mit 200μl Volumen (im folgenden Aufreinigungskammer) ist mit vorgequollenem Säulenmaterial (0,2 g Sephadex G50 mit 190μl H20 bidest.) gefüllt. Dieses Strukturelement ist über ei- nen weiteren Kanal auf der anderen Seite mit einer weiteren nach oben offenen Kammer verbunden. Des weiteren ist diese offene Kammer mit einem weiteren Kanal mit dem Kegelventil verbunden.
In einem ersten Schritt wird die Bisulfitreaktionslösung vollständig mit dem Pumpenelement aufgesaugt und in die Kammer mit der DNA Lösung abgegeben. Das Gemisch wird dann vollständig aufgesaugt und vollständig in die Heizkammer abgegeben. Die Gemisch in der Heizkammer wird für 3 Minuten auf 95°C gebracht, dann für 10 min auf 50°C, dann für 30 sec auf 95 °C, dann für 30 min auf 50 °C, dann wieder für 30 sec auf 95 °C und abschließend für 3 h auf 50°C. Während des Inkubationsvorgangs werden 180 μl H20 aus der vierten Kammer aufgenommen und mit einer Flussra- te von lOμl/s in die Aufreinigungskammer abgegeben. Die
Flüssigkeit, die sich dann in der Auffangkammer befindet, wird über den direkten Kanal mit dem Pumpenelement aufgenommen und in die Abfallkammer abgegeben. Dann wird das Gemisch wieder aufgenommen und in die Aufreinigungskammer abgegeben, wobei die Flussrate etwa 10 μl/s beträgt. Aus der dritten Kammer werden 180μl H20 aufgenommen und mit einer Flussrate von etwa 10 μl/s in die Aufreinigungskammer abgegeben. Die Flüssigkeit, die sich in der Auffangkammer hinter der Aufreinigungskammer gesammelt hat, wird über die direkte Kanalverbindung mit dem Pumpenelement aufgenommen und in die Abfallkammer abgegeben. Dann werden weitere 20 μl H20 aus der dritten Kammer aufgenommen und wieder mit der Flussrate von etwa 10 μl/s in die Aufreinigungskammer abgegeben. Die Flüssigkeit, die sich nun in der Auffangkammer befindet, enthält die aufgereinigte DNA Fraktion. Diese Flüssigkeit wird mit dem Pumpenele-
ment durch den direkten Kanal aufgenommen und in die dritte Kammer mit der Desulfonierungslösung abgegeben. Dann wird 40 μl H20 aus der vierten Kammer mit dem Pumpenelement aufgenommen und drei Mal in die Heizkammer ab- gegeben und wieder aufgenommen. Anschließend wird das H20 in die Abfallkammer abgegeben.
Dann wird das Gemisch aus DNA Lösung und Desulfonierungslösung aus der dritten Kammer aufgenommen und in die Heizkammer abgegeben und für 10 min bei 95 °C gehalten. Abschließend wird das Gemisch mit dem Pumpenelement wieder aufgenommen und in die dritte Kammer abgegeben, wo es zur weiteren Verwendung zur Verfügung steht .
Die optische Analyse einer Flüssigkeit ist ein weiteres Anwendungsbeispiel der neuen Vorrichtung. Dazu wird die Flüssigkeit in eine Kammer des Kanalträgers dosiert. Optisch detektiert werden beispielsweise in der Flüssigkeit: fluoreszierende Komponenten oder FRET (Fluoresence Resonance Energy Transfer) Paare. Elektronisch detektiert werden beispielsweise in der Flüssigkeit: elektrochemische Potentiale oder angelagerte Komponenten.
Eine weiteres Anwendungsbeispiel ist die Hybridisierung von DNA in einer Flüssigkeit. Dazu wird die Flüssigkeit mit der DNA in eine Kammer des Kanalträgers dosiert, im folgenden Hybridisierungskammer genannt, in der mindestens ein Hybridisierungspartner für die DNA an mindestens einer Oberfläche immobilisiert ist.
Bevorzugt werden die Hybridisierungspartner auf mindestens einer Komponente des Kanalträgers immobilisiert, bevor der Kanalträger vollständig zusammengesetzt wird. Besonders bevorzugt handelt es sich bei der Hybridisie- rungskammer gleichzeitig um eine Temperierkammer. Ganz besonders bevorzugt wird die DNA vor dem Hybridisieren
und eventuell mindestens einmal während der Hybridisierung denaturiert. Weiterhin ist es bevorzugt, die Flüssigkeit mit der DNA während der Hybridisierung mindestens einmal zu bewegen. Bei den Hybridisierungspartnern han- delt es sich um DNA, RNA, PNA, LNA oder Derivate und Modifikationen davon.
Zur optischen Detektion von Hybridisierungsereignissen an immobilisierten Hybridisierungspartnern wird die Hybridi- sierungskammer gleichzeitig als optische Zelle gestaltet, in der optische Veränderungen aufgrund der Anlagerungen von Komponenten durch die Hybridisierung detektiert werden. Bevorzugt wird bei der optischen Detektion eine räumliche Auflösung erreicht und die Hybridisierung in verschiedenen Regionen erfasst.
Zur elektronischen Detektion von Hybridisierungsereignissen wird mindestens ein Hybridisierungspartner auf mindestens einer Elektrode, im folgenden Detektionselektrode genannt, in der Hybridisierungskammer immobilisiert und mindestens eine elektroaktive Komponente in die Hybridisierungskammer gebracht. Dabei handelt es sich um inter- kalierende Komponenten, modifizierte DNA, modifizierte DNA Derivate und Komponenten, die Redoxreaktionen mit DNA oder DNA Derivaten eingehen. Je nach Art der elektroakti- ven Komponente wird durch Potenzialmessung oder Anlegen geeigneter elektrischer Spannungsmuster und Erfassung der Spannung-Strom-Kurven der Hybridisierungsgrad an den De- tektionselektroden ermittelt. Dabei wird mindestens eine weitere Elektrode in der Hybridisierungskammer benutzt.
Ein zusätzliches Beispiel ist die Durchführung einer PCR- Reaktion in der erfindungsgemäßen Vorrichtung:
Zur Durchführung der PCR werden lOng DNA Templat in 2μl bidest. Wasser mit 2,5μl lOx PCR Puffer (Qiagen) , 0,2μl
Taq Polymerase (Qiagen) , 0,2 dNTPs (25mM pro Base), 2μl Primermix (jeweils 6,25pmol) und 18,lμl bidest. Wasser gemischt und in die Temperierkammer transferiert. Dann wird die Mischung nach dem folgenden Temperaturprogramm temperiert: 11 Minuten bei 9β°C, dann 40mal für 1 Minute bei 55 °C, gefolgt von 1 Minute bei 72 °C und 1 Minute bei 96°C. Abschließend wird nach einer Minute bei 55°C die Mischung für weitere 20 Minuten bei 72 °C gehalten. Bei Zusatz von interkalierenden Fluoreszensfarbstoffen wie Sybrgreen kann der Fortgang der PCR mit bekannten optischen Anregungs- und Detektionseinheiten direkt beobachtet und ausgewertet werden.
Anstatt eines interkalierenden Farbstoffes sind auch andere Methoden zur Echtzeiterfassung der Polymerase- Kettenreaktion anwendbar, wie zum Beispiel der TaqMan As- say, der Molecular Beacon Assay und der Scorpion Assay.
Legende zu den Figuren:
Figur 1: 1: Kanal A; 2: Kanal B; 3: Probenflüssigkeit; 4: seitliche Öffnung; 5: Pumpenelement; 6: Volumen im Pumpenelement; 7: Konus; 8: Kanalträger; 9: Kolben
Figur 2: Ansicht der Operationsplattform 1: Temperierblock; 2: Aufnahme für das Pumpenelement; 3: Motor zum Drehen des Pumpenelements; 4: Linearreaktor; 5: Pumpenelement; 6: Kanalträger
Figur 3: Schnitt durch Plattform, Kanalträger und Pumpen- element
1: Temperierblock; 2: Aufnahme für das Pumpenelement; 3: Motor zum Drehen des Pumpenelements; 4: Linearreaktor; 5: Stößel vom Linearreaktor; 6: Feder zum Andrücken des Pumpenelements an den Kanalträger; 7: Pumpenelement; 8: Ka- nalträger; 9: Feder zum Zurücktreiben des Pumpenkolbens; 10: Kolben
Figur 4 : Aufsicht auf den Kanalträger
1: Temperierkammer; 2: Konus; 3: Säule; 4: Säulenmaterial; 5: Fritte; 6: Auffangkammer; 7: Abfall; 8: Desulfo- nierungslösung; 9: Bisulfitlösung; 10: DNA in Lösung; 11: H20