Verfahren zur Beschichtung von elektrisch leitfähigen
Trägerwerkstoffen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung von elektrisch leitfähigen Trägerwerkstoffen mit einer Stoffverbundschicht, bei welchem elektrophoretische und galvanische Abscheidung miteinander kombiniert werden.
Es ist bekannt, dass insbesondere metallische Werkstoffe zum Schutz gegen Korrosion, Verschleiß oder aus ästhetischen Gründen beschichtet werden. Hierfür gibt es je nach Art und Funktion der Schicht die unterschiedlichsten Verfahren, bspw. Lackieren, Plasmabeschichten, Galvanisieren.
Bekannt sind auch elektrophoretische Verfahren für das Auftragen von Schichten, z. B. das elektrophoretische Tauchlackieren, für das eine ganze Reihe von Patenten angemeldet wurde. So werden in den deutschen Patenten DE 43 30 002 CI ein Verfahren zur Lackierung von metallischen Substraten oder in DE 41 42 997 CI eine Vorrichtung zum elektrophoretischen Tauchlackieren beschrieben.
Stand der Technik ist auch die Anwendung der Elektrophorese für die Herstellung keramischer Schichten auf metallischen Werkstoffen. So beschreibt das europäische Patent EP 0 381 179 die Abscheidung einer keramischen Schutzschicht auf Edelmetallen, mit dem Ziel, den Materialverlust bei Anwendungen im Hochtemperaturbereich zu verringern.
Ein anderes europäisches Patent EP 0 204 339 beinhaltet das Auftragen einer Glas/Keramik- Schicht auf einen Metallgrundkörper, um den Verschleißwiderstand des Bauteils zu verbessern.
Auch die Realisierung von Mehrfachbeschichtungen ist bekannt. So beschreiben das Patent US 5,741,596 die Herstellung einer dreilagigen OxydationsSchutzschicht und das Patent JP 06 287 798 A eine mehrlagige Oberflächenbeschichtung auf einer Magnesiumlegierung.
Für alle diese BeSchichtungen ist charakteristisch, dass die stoffliche Zusammensetzung der Schicht (oder bei Mehrlagenbe- schichtung, die stoffliche Zusammensetzung einer Lage) in einem Verfahrensschritt gebildet wird.
In der US 5,925,228 ist ein Verfahren zur Versiegelung einer porösen Beschichtung eines elektrisch leitfähigen Substrats angegeben. Dazu werden keramische Vorläuferkomponenten elektrophoretisch auf der Beschichtung abgelagert, woraufhin die Beschichtung erwärmt wird, um eine chemische Reaktion zur Ausbildung der in die Beschichtung eingebundenen Keramik hervorzurufen. Auch bei diesem Verfahren besteht die erzeugte Versiegelungsschicht aus einem einzigen Material - nämlich Keramik, so dass die Eigenschaften dieser Schicht von dieser Keramikschicht bestimmt werden. Es ist nicht möglich, die Eigenschaften mehrerer Materialien bzw. Materialgruppen vorteilhaft miteinander zu kombinieren.
Die Aufgabe der Erfindung besteht demgegenüber darin, über mehrere Verfahrensschritte eine Schicht auf Trägerwerkstoffen zu erzeugen, die aus verschiedenen Stoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften besteht und somit einen Stoffverbund darstellt, dessen resultierende Eigenschaften an die jeweiligen Anforderungen der Beschichtungs- bzw. Versiegelungsaufgaben angepasst sein können.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass in einem ersten Verfahrensschritt ein elektrisch leitfähiger Grundkörper, vorzugsweise aus Metall, in eine Dispersion mit keramischen Partikeln getaucht und durch Zuschalten eines elektrischen Feldes elektrophoretisch beschichtet wird.
Die Dispersion setzt sich zusammen aus dem Dispergiermedium, dem Pulver sowie Zusätzen, die den elektrophoretischen Effekt verstärken und die für das Handling notwendige Grünfestigkeit der Schicht sichern. Als Pulver werden Oxide, wie Ti02, Si02, A1203, Zr02, aber auch andere nichtmetallisch-anorganische Verbindungen mit Korngrößen vorzugsweise < 1 μm eingesetzt.
Nach dem Trocknen der Schicht an der Luft werden in einem zweiten Verfahrensschritt die organischen Bestandteile ausgeheizt und die Teilchen an den Korngrenzen soweit versintert, dass ein Skelettkörper mit einer offenen Porosität von 30 bis 60 Volumenprozent und einem gleichmäßigen Porengefüge im Submikrometerbereich entsteht. Bei oxydationsempfindlichen Unterlagen erfolgt die Temperaturbehandlung im Vakuum oder unter Schutzgas.
In einem dritten Verfahrensschritt erfolgt das Auffüllen der offenen Porosität mit Metall, Polymer oder nichtmetallisch- anorganischen Materialien. Als bevorzugtes Verfahren kommt bei Metallen die Galvanotechnik zum Einsatz. Für die Auffül- lung mit Polymeren eignet sich die Tauchinfiltration, ggf. mit Vakuumunterstützung, und bei nichtmetallisch-anorganischen Materialien lässt sich die Sol-Gel-Technik vorteilhaft einsetzen, ggf. in Verbindung mit der Elektrophorese.
In einem weiteren Verfahrensschritt werden Maßnahmen zur Verbesserung der Schichthaftung durchgeführt. So empfiehlt sich bei den galvanisch verfüllten Keramik-Metall-Kompositschichten eine thermische Behandlung, bei der eine Stoff- schlüssige Anbindung der Schicht an das Substrat durch Diffu- sionsprozesse erreicht wird. Dadurch ist eine sehr gute Substrathaftung der KompositSchicht an das Substrat gewährleistet . Die Schicht zeichnet sich außerdem durch eine hohe Schadenstoleranz gegenüber mechanischer Beanspruchung aus. Bei der Verwendung anderer Auffüllmaterialien kann die Schichthaftung auch durch Mehrfachinfiltration im Wechsel mit thermischen Prozessen verbessert werden.
Der Vorteil dieses StoffVerbundes gegenüber dem Stand der Technik besteht darin, dass innerhalb einer Schicht zwei oder mehrere verschiedene Materialien bzw. Materialgruppen, bspw. Metall und Keramik, nebeneinander vorliegen. Jede Komponente für sich stellt bei diesem Schichtwerkstoff quasi eine eigenständige zusammenhängende Schicht dar, deren Porosität durch die andere Komponente aufgefüllt ist. Diese Durchdringung zweier Schichten bedeutet einen Wechsel der Komponenten über submikrometergroße Abmessungen. Es ergibt sich ein neuer Werkstoff, der die Eigenschaften beider Komponenten miteinan-
der verbindet, z. B. die hohe Härte und Verschleißfestigkeit der Keramik mit der Duktilität der Metalle.
Merkmale und Einzelheiten des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung eines Ausführungsbeispieles unter Bezugnahmen auf die beigefügte Fig. 1.
Für die Herstellung von Keramik-Metall-Verbundschichten auf Stahl wird zunächst im Schritt 1 eine Dispersion hergestellt, die Ethanol, Wasser, stabilisiertes Zr02-Pulver mit einer Primärkorngröße von 40 nm sowie 4-Hydroxybenzoesäure als wesentliche Bestandteile enthält. Damit eine homogene Vertei- lung von Individualpartikeln in der Dispersion erreicht wird, sollten diese in einem Dissolver oder unter Zuhilfenahme von Ultraschall aufbereitet werden. Die Oberfläche des Stahlsubstrates ist vor der Beschichtung mit einem Entfettungsmittel zu reinigen.
Die eigentliche Beschichtung der Bauteile erfolgt in vier wesentlichen Verfahrensabschnitten. Im ersten Verfahrensabschnitt wird das Stahlteil nach einer Reinigung im Schritt 2 in die Dispersion eingetaucht und durch Zuschalten eines elektrischen Gleichfeldes elektrophoretisch im Schritt 3 mit den keramischen Partikeln beschichtet.
Nachdem die gewünschte Schichtdicke erreicht ist, wird das Bauteil aus der Dispersion entnommen und im Schritt 4 an der Luft getrocknet.
Im zweiten Verfahrensabschnitt wird die aufgebrachte Schicht thermisch fixiert. Dazu werden im Schritt 5 die organischen Bestandteile ausgeheizt und die Oberflächen der Teilchen soweit versintert, bis eine stabile Keramikmatrix mit einer offenen Porosität von ca. 50 Volumenprozent entsteht. Wegen der geringen Oxydationsbeständigkeit von Stahl erfolgt das Sintern im Vakuum oder unter Schutzgas.
Im dritten Verfahrensabschnitt wird die offene Porosität im Schritt 6 galvanisch mit Metall aufgefüllt. Besonders gut bewährt hat sich das Auffüllen mit Nickel, dem weitere Metalle zur Ausbildung spezieller Eigenschaften zugesetzt sein können. Nach dem galvanischen Prozess erfolgt im Schritt 7 eine Glühbehandlung, mit der die Haftfestigkeit der Schicht zum Stahl verbessert wird. Genutzt wird hierbei die gute Löslichkeit des Nickels im Eisen, die zur Ausbildung einer Diffusionsschicht und damit zur Ausbildung von chemischen Bindungen zwischen aufgebrachter Schicht und Substrat führt.
Die so erzielten Schichten stellen einen Metall-Keramik- Verbund dar, bei dem Metall und Keramik in submikrometergro- ßen Abständen wechseln.