Beizmittel
Die vorliegende Erfindung betrifft neue Wirkstoffkombinationen, die aus bekannten Gibberellinen einerseits und bekannten fungiziden Wirkstoffen andererseits bestehen und sehr gut zur Beizung von Saatgut geeignet sind.
Es ist bereits bekannt, dass Gibberelline als Pflanzenhormone wirken und das Wachstum von Pflanzen fördern (vgl. R. Wegler "Chemie der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel", Band 2, Springer Verlag, Berlin 1970, S. 401 - 412).
Weiterhin ist schon bekannt, dass zahlreiche Stickstoff-Heterocyclen und Guanidin- Derivate fungizide Eigenschaften besitzen und zur Beizung von Saatgut eingesetzt werden können (vgl. DE-A 23 24 010, EP-A 0 040 345, "The Pesticide Manual" l lth. Ed. (1997), Seiten 566, 651, 691, 1000 und 1258). Die Wirksamkeit dieser
Stoffe ist gut. Bei hohen Dosierungen treten allerdings in manchen Fällen Auflaufverzögerungen auf.
Schließlich ist schon beschrieben worden, dass Mischungen aus bestimmten 1 -(1,2,4- Triazol-l-yl)-l-phenyloxy-alkanonen und Gibberellinen zur Bekämpfung von phyto- pafhogenen Pilzen verwendbar sind (vgl. DE-A 25 35 332). Die Wirksamkeit dieser Zubereitungen ist aber bei niedrigen Aufwandmengen nicht immer ausreichend.
Es wurde nun gefunden, dass die neuen Wirkstoffkombinationen aus mindestens einem Gibberellin der Formel
R für ein Wasserstoffatom oder eine Hydroxygruppe steht und
die gestrichelte Linie andeutet, dass an der Stelle des Ringes entweder eine C-C-Ein- fachbindung oder eine C=C-Doppelbindung enthalten ist,
und
(1) einem Triazol-Derivat der Formel
X für Chlor oder Phenyl steht,
oder
(2) einem Triazol-Derivat der Formel
in welcher die Reste die folgenden Bedeutungen haben:
(TEBUCONAZOLE)
(πi-2) R
l = -OCH
2CH(n-C
3H
7)O-
(PROPICONAZOLE)
R2 und R3 gemeinsam = -OCH2CH(CH3)O- (DIFENOCONAZOLE)
(CYPROCONAZOLE)
(FLUTRIAFOL)
(HEXACONAZOLE)
011-7^= CI ' R2= -(CH2)3CH3, R3 = CN
(MYCLOBUTANIL)
(PENCONAZOLE)
(ETACONAZOLE)
(III-IO)R
1 CH
2-
(BROMUCONAZOLE)
R
2 und R
3 gemeinsam =
(EPOXICONAZOLE)
R3 = CN (FENBUCONAZOLE)
(TETRACONAZOLE) oder
(3) dem Azol-Derivat der Formel
(DΓNICONAZOLE) oder
(4) dem Azol-Derivat der Formel
(TRITICONAZOLE)
oder
(5) dem Imidazol-Derivat der Formel
(IMAZALIL) oder
(6) dem Azol-Derivat der Formel
(PROCHLORAZ)
oder
(7) dem Azol-Derivat der Formel
(FLUQUΓNCONAZOLE)
oder
(8) dem Hydroxyethyl-triazol-Derivat der Formel
(9) dem Pyrrol-Derivat der Formel
(FLUDIOXONIL) oder
(10) einem Guanidin-Derivat der Formel
x (2 + m) CH
3COOH in welcher
m für ganze Zahlen von 0 bis 5 steht und
R4 für Wasserstoff (17 bis 23 %) oder den Rest der Formel
-C=NH
I NH.
(77 bis 83 %) steht,
sehr gut zur Beizung von Saatgut gegen Befall durch phytopathogene Pilze geeignet sind.
Überraschenderweise zeigen die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen bei der
Beizung von Saatgut eine wesentlich bessere Pflanzenverträglichkeit als die konstitutionell ähnlichsten, vorbekannten Mischungen. Außerdem besitzt mit erfmdungsge- mäßen Wirkstoffkombinationen gebeiztes Saatgut ein deutlich günstigeres Auflaufverhalten als solches, das mit den fungizid wirksamen Komponenten oder mit einem Gibberellin der Formel (I) allein behandelt wurde. Die Wirkung der erfindungsgemäßen Kombinationen ist damit höher als die Summe der Wirkungen der einzelnen Wirkstoffe. Es liegt also ein nicht vorhersehbarer, synergistischer Effekt und nicht nur eine Wirkungsergänzung vor.
Die Formel (I) umfasst die Gibberelline der nachstehend angegebenen Formeln.
(i-i)
Gibberellin A
3 (=Gibberellinsäure)
(1-2)
(1-3) und
(1-4)
Besonders bevorzugt ist die Gibberellinsäure der Formel (1-2).
Die Gibberelline der Formel (I) sind bekannt (vgl. R. Wegler "Chemie der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel", Band 2, Springer Verlag,
Berlin-Heidelberg-New York, 1970, Seiten 401 - 412).
Die Formel (Tf) umfasst die Verbindungen l-(4-Chlorphenoxy)-3,3-dimethyl-l- (l,2,4-triazol-l-yl)-butan-2-ol der Formel
(Triadimenol) und
l-(4-Phenyl-phenoxy)-3,3-dimethyl-l-(l ,2,4-triazol-l-yl)-butan-2-ol der Formel
(Bitertanol)
Das Hydroxyethyl-triazol-Derivat der Formel (DO. kann in der "Thiono"-Form der
Formel
oder in der tautomeren "Mercapto"-Form der Formel
vorliegen. Da spektroskopische Untersuchungen ergaben, dass die Substanz überwiegend in der "Thiono"-Form vorkommt, wird im vorliegenden Fall der Einfachheit halber jeweils nur diese "Thiono"-Form aufgeführt.
Bei dem Guanidin-Derivat der Formel (XI) handelt es sich um ein Substanzgemisch mit dem Common Name Guazatine.
Die in den erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen außerdem vorhandenen fungiziden Komponenten sind ebenfalls bekannt. Im einzelnen werden die Wirkstoffe in folgenden Publikationen beschrieben:
( 1 ) Verbindungen der Formel (II) DE-A 23 24010
(2) Verbindungen der Formel (III) EP-A 0 040345
DE-A 2 551 560 EP-A 0 047 594
DE-A 2 735 872
"The Pesticide Manual", llth. Ed. (1997), Seiten 152, 317, 389, 466, 508, 607, 609, 674, 854, 933 und 1174
(3) Verbindung der Formel (IV) DE-A 28 38 847
(4) Verbindung der Formel (V) "The Pesticide Manual", 1 lth. Ed. (1997), Seitel258
(5) Verbindung der Formel (VI)
"The Pesticide Manual", llth. Ed. (1997), Seite 691
(6) Verbindung der Formel (VII)
"The Pesticide Manual," 1 lth. Ed. (1997), Seite 1000
(7) Verbindung der Formel (VIII)
EP-A 0 183 458
(8) Verbindung der Formel (IX) WO 96-16 048
(9) Verbindung der Formel (X) "The Pesticide Manual", 1 lth. Ed. (1997), Seite 566
(10) Substanz der Formel (XI)
"The Pesticide Manual", l lth. Ed. (1997), Seite 651
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen enthalten mindestens ein Gibberellin der Formel (I) sowie einen Wirkstoff von den Verbindungen der Gruppen (1) bis (10). Sie können darüber hinaus auch weitere fungizid oder insektizid wirksame Zumischkomponenten enthalten.
Wenn Wirkstoffe in den erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen in bestimmten Gewichtsverhältnissen vorhanden sind, zeigt sich der synergistische Effekt, besonders deutlich. Jedoch können die Gewichtsverhältnisse der Wirkstoffe in den Wirkstoffkombinationen in einem relativ großen Bereich variiert werden. Im allgemeinen entfallen auf 1 Gewichtsteil an Gibberellin der Formel (I)
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (1),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der
Gruppe (2),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (3),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (4),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (5),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (6),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der
Gruppe (7),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (8),
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (9) oder
0,1 bis 100 Gewichtsteile, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gewichtsteile an Wirkstoff der Gruppe (10).
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen besitzen eine sehr gute fungizide Wirksamkeit und lassen sich zur Beizung von Saatgut gegen Befall durch phytopathogene Pilze, wie Plasmodiophoromycetes, Oomycetes, Chytridiomycetes, Zygomycetes, Ascomycetes, Basidiomycetes, Deuteromycetes usw. einsetzen.
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen eignen sich besonders gut zur Bekämpfung von Getreidekrankheiten, wie Erysiphe, Cochliobolus, Septoria, Pyrenophora und Leptosphaeria, und gegen Pilzbefall an Soja, Baumwolle, Raps, Mais, Sorghum, Erbsen, Bohnen und Tabak. Sie lassen sich zum Beispiel verwenden zur Bekämpfung von Fusarium spp., Mirodochium nivale, Tilletia spp., Ustilago spp., Puccinia spp., Rhizoctonia spp. und Alternaria spp..
Somit lassen sich die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen besonders vorteil- haft zur Beizung von Weizen, Gerste, Roggen, Sorghum, Erbsen, Bohnen, Mais,
Raps und Sojabohnen sowie von Baumwoll- und Tabaksaatgut verwenden.
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen können in die üblichen, zur Beizung von Saatgut verwendbaren Formulierungen überfuhrt werden, wie Lösungen, Emulsionen, Suspensionen, Pulver, Schäume, Gele und Hüllmassen für
Saatgut.
Diese Formulierungen werden in bekannter Weise hergestellt, z.B. durch Vermischen der Wirkstoffe mit Streckmitteln, also flüssigen Lösungsmitteln und oder festen Trägerstoffen, gegebenenfalls unter Verwendung von oberflächenaktiven Mitteln,
also Emulgiermitteln und/oder Dispergiermitteln und/oder schaumerzeugenden Mitteln. Im Falle der Benutzung von Wasser als Streckmittel können z.B. auch organische Lösungsmittel als Hilfslösungsmittel verwendet werden. Als flüssige Lösungsmittel kommen im wesentlichen in Frag:. Aromaten, wie Xylol, Toluol oder Alkylnaphfhaline. chlorierte Aromaten oder chlorierte aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Chlorbenzole, Chlorethylene oder Methylenchlorid, aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Cyclohexan oder Parraffine, z.B. Erdölfraktionen, Alkohole, wie Butanol oder Glykol sowie deren Ether oder Ester, Ketone wie Aceton, Methyl- ethylketon, Methylisobutylketon oder Cyclohexanon, stark polare Lösungsmittel, wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid, sowie Wasser.
Als feste Trägerstoffe kommen in Frage: z.B. Ammoniumsalze und natürliche Gesteinsmehle, wie Kaoline, Tonerden, Talkum, Kreide, Quarz, Attapulgit, Mont- morillonit oder Diatomeenerde und synthetische Gesteinsmehle, wie hochdisperse Kieselsäure, Aluminiumoxid und Silikate. Als feste Trägerstoffe für Granulate kommen in Frage: z.B. gebrochene und fraktionierte natürliche Gesteine wie Calcit, Marmor, Bims, Sepiolith, Dolomit sowie synthetische Granulate aus anorganischen und organischen Mehlen sowie Granulate aus organischem Material wie Sägemehl, Kokosnussschalen, Maiskolben und Tabakstengeln. Als Emulgier- und/oder schaum- erzeugende Mittel kommen in Frage: z.B. nichtionogene und anionische Emulga- toren, wie Polyoxyethylen-Fettsäure-Ester, Polyoxyethylen-Fettalkohol-Ether, z.B. Alkylarylpolyglykolether, Alkylsulfonate, Alkylsulfate, Arylsulfonate sowie Eiweiß- hydrolysate. Als Dispergiermittel kommen in Frage: z.B. Lignin-Sulfitablaugen und Methylcellulose.
Es können in den Formulierungen Haftmittel wie Carboxymethylcellulose, natürliche und synthetische pulvrige, körnige oder latexförmige Polymere verwendet werden, wie Gummiarabicum, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat, sowie natürliche Phospho- lipide, wie Kephaline und Lecithine und synthetische Phospholipide. Weitere Additive können mineralische und vegetabile Öle sein.
Es können Farbstoffe wie anorganische Pigmente, z.B. Eisenoxid, Titanoxid, Ferro- cyanblau und organische Farbstoffe, wie Alizarin-, Azo- und Metallphthalocyanin- farbstoffe und Spurennährstoffe wie Salze von Eisen, Mangan, Bor, Kupfer, Kobalt, Molybdän und Zink verwendet werden.
Die Formulierungen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 95 Gewichtsprozent an Wirkstoffkombination, vorzugsweise zwischen 0,5 und 90 %.
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen können in den Formulierungen in
Mischung mit anderen bekannten Wirkstoffen vorliegen, wie Fungizide, Insektizide und Akarizide, sowie Mischungen mit Düngemitteln oder Pflanzenwachstumsregulatoren.
Die Wirkstoffkombinationen können als solche, in Form ihrer Formulierungen oder den daraus bereiteten Anwendungsformen, wie gebrauchsfertige Lösungen, emulgier- bare Konzentrate, Emulsionen, Suspensionen, lösliche Pulver und Gele, angewendet werden.
Die Anwendung geschieht in üblicher Weise, z.B. durch Trockenbeizen, Feuchtbeizen, Nassbeizen, Schlämmbeizen oder Inkrustieren.
Bei der Saatgutbehandlung mit erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen werden im allgemeinen Wirkstoffmengen von 0,001 bis 50 g je Kilogramm Saatgut, vor- zugsweise 0,01 bis 10 g benötigt.
Die gute Pflanzenverträglichkeit der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen geht aus den nachfolgenden Beispielen hervor. Während die einzelnen Wirkstoffe hinsichtlich des Auflaufverhaltens der Pflanzen Schwächen aufweisen, geht aus den folgenden Beispielen eindeutig hervor, dass die gefundene Wirkung der erfindungs-
gemäßen Wirkstoffkombinationen besser ist als die Wirkungen der einzelnen Wirkstoffe bei separater Anwendung.
Beispiel 1
Pflanzenverträglichkeitstest / Saatgutbehandlung / Weizen
Die Anwendung der Wirkstoffe erfolgt als Trockenbeizmittel. Sie werden zubereitet durch Abstrecken des jeweiligen Wirkstoffes oder der jeweiligen Wirkstoffkombination mit Gesteinsmehl zu einer feinpulvrigen Mischung, die eine gleichmäßige Verteilung auf der Saatgutoberfläche gewährleistet.
Zur Beizung schüttelt man das Saatgut 3 Minuten lang mit dem Beizmittel in einer verschlossenen Glasflasche.
Das Saatgut sät man mit 2 x 100 Korn in sterilen Quarzsand und deckt es mit einer 4 cm starken Tongranulatschicht ab. Die Kultivierung erfolgt im Gewächshaus bei einer Temperatur von ca. 18°C in Saatkästen, die täglich 15 Stunden dem Licht ausgesetzt werden.
6 Tage nach der Aussaat wird die Zahl der aufgelaufenen Pflanzen gezählt und als Maß für die Triebkraft unter dem Einfluss des jeweilige Wirkstoffes bzw. der jeweiligen Wirkstoffkombination gewertet. Je mehr Pflanzen aufgelaufen sind, desto weniger wird die Triebkraft durch den Einfluss der Präparate beeinträchtigt.
Der Wirkungsgrad der Zubereitungen wird in Prozent ausgedrückt. Dabei bedeutet 100 % ein Wirkungsgrad, der denjenigen des fungiziden Wirkstoffes bei alleiniger Applikation entspricht. Werte über 100 % kennzeichnen einen höheren Wirkungsgrad, während Werte unter 100 % einen verminderten Wirkungsgrad charakterisieren.
Wirkstoffe, Aufwandmengen und Versuchsergebnisse gehen aus der folgenden Tabelle hervor.
Tabelle 1
Pflanzenverträglichkeitstest / Saatgutbehandlung / Weizen