Verwendung von CSE-Hemmern zur Behandlung von Herzinsuffizienz
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von CSE-Hemmern, insbesondere von HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren, zur Behandlung von Herzinsuffizienz.
Unter Herzinsuffizienz versteht man eine unzureichende Funktionsleistung des Herzens, die verschiedene Ursachen haben kann. Zur Therapie der Herzinsuffizienz werden üblicherweise kontraktionsfördernde (positiv inotrope) Substanzen eingesetzt. Für die Behandlung von chronischer Herzinsuffizienz kommen auch heute noch Gly- koside, insbesondere Digoxin und Digitoxin zum Einsatz. In neuerer Zeit werden auch Vasodilatatoren wie Nitroverbindungen, Dihydralazin, Alpharezeptorenblocker und Calciumantagonisten eingesetzt.
CSE-Inhibitoren oder synonym CSE-Hemmer (Cholesterin-Synthese-Enzym-Hem- mer) sind als Lipidsenker bekannt (siehe Pharmazie in unserer Zeit, 28. Jahrg. Nr. 3,
Seiten 147-152). Insbesondere sind hier die HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren zu nennen. Sie werden hauptsächlich zur Behandlung von Hyperlipidämien, wie z.B. Hypercholesterinämie, sowie zur Vorbeugung und Behandlung von damit im Zusammenhang stehenden Zuständen und Krankheiten eingesetzt; als Beispiel sei Athe- rosklerose genannt.
Es wurde nun unerwarteterweise gefunden, dass sich CSE-Inhibitoren zur Behandlung von Herzinsuffizienz eignen.
Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von CSE-Inhibitoren zur Behandlung von Herzinsuffizienz.
Für weitere Einzelheiten zu den zuvor genannten Lipidsenkern wird in diesem Zusammenhang verwiesen auf den Aufsatz von Gilbert R. Thompson & Rossitza P. Naoumova „New prospects for lipid-lowering drugs" in Exp. Opin. luvest. Drugs
(1998), 7(5), Seiten 715 - 727, dessen gesamter Inhalt hiermit durch Bezugnahme ausdrücklich eingeschlossen ist.
Unter den zuvor genannten Lipidsenkem werden die HMG-CoA-Reduktase-Inhibito- ren erfindungsgemäß bevorzugt. Die Abkürzung „HMG-CoA" steht hierbei für „3-
Hydroxy-3 -methylglutaryl-Coenzym A".
Unter den HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren wiederum wird erfindungsgemäß insbesondere die Substanzklasse der Vastatine - der Einfachheit halber in der Literatur meist nur als „Staune" bezeichnet - bevorzugt.
Unter den Statinen wiederum erfindungsgemäß besonders bevorzugt sind
• Atorvastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Lipitor® von Parke- Davis);
• Cerivastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Lipobay® oder Baycol® von Bayer);
• Fluvastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Lescol® von Novartis);
• Lovastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Mevacor® von Merck); • Pravastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Lipostat® von Bristol- Myers Squibb);
• Simvastatin (im Handel erhältlich unter der Bezeichnung Zocor® von Merck);
• Itavastatin (auch „Nisvastatin" genannt; NK-104; systematischer Name: [S- [R* ,S * -(E)] ] -7- [2-Cyclopropyl-4-(4-fluo henyl)-3-chinolinyl] -3 ,5 -dihydroxy-6- heptensäure);
• Dalvastatin;
• Mevastatin;
• Dihydrocompactin;
• Compactin; und • (+)-(3R,5S)-Bis-(7-(4-(4-fluoφhenyl)-6-isopropyl-2-(N-methyl-N-methansulfo- nylamino)-pyrimidin-5-yl)-3,5-dihydroxy-6(E)-heptensäure;
sowie deren jeweilige Salze, Hydrate, Alkoholate, Ester und Tautomere,
hierunter ganz besonders bevorzugt Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Pravastatin, Itavastatin, Simvastatin und (+)-(3R,5S)-Bis-(7-(4-(4-flu- orphenyl)-6-isopropyl-2-(N-methyl-N-methansulfonylamino)-pyrimidin-5-yl)-3,5- dihydroxy-6(E)-heptensäure sowie deren jeweilige Salze, Hydrate, Alkoholate, Ester und Tautomere.
Hierunter wiederum ganz besonders bevorzugt sind das Cerivastatin und das Ator- vastatin sowie deren jeweilige Salze, Hydrate, Alkoholate, Ester und Tautomere.
Für weitere Einzelheiten zu den zuvor genannten Statinen wird verwiesen auf die Abhandlungen in Drugs of the Future 1994, 19(6), Seiten 537 - 541 sowie 1995, 20(6), Seite 611 sowie 1996, 21(6), Seite 642, deren jeweiliger Inhalt durch Bezug- nähme im vollen Umfang eingeschlossen ist.
Der Begriff „Salz" im Sinne der vorliegenden Erfindung meint jeweils physiologisch unbedenkliche Salze der jeweiligen Verbindungen: Dies können z.B. Salze mit Mineralsäuren, Carbonsäuren oder Sulfonsäuren sein, insbesondere mit Chlorwasser- stoffsäure, Bromwasserstoffsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Methansulfonsäure,
Ethansulfonsäure, Toluolsulfonsäure, Benzolsulfonsäure, Naphthalindisulfonsäure, Essigsäure, Propionsäure, Milchsäure, Weinsäure, Zitronensäure, Fumarsäure, Maleinsäure oder Benzoesäure oder auch Mischsalze hiervon. Es kann sich aber auch um Salze mit üblichen Basen handeln, wie beispielsweise Alkalimetallsalze (z.B. Natrium- oder Kaliumsalze), Erdalkalisalze (z.B. Calcium- oder Magnesiumsalze) oder
Ammoniumsalze, abgeleitet von Ammoniak oder organischen Aminen wie beispielsweise Diethylamin, Triethylamin, Ethyldiisopropylamin, Prokain, Dibenzylamin, N-Methylmorpholin, Dihydroabietylamin, 1-Ephenamin oder Methyl-piperidin sowie Mischsalze hiervon.
Beispiele für erfindungsgemäß verwendbare Statin-Salze sind das Fluindostatin (das Mononatriumsalz des Fluvastatins); das Monokaliumsalz und das Calciumsalz des Itavastatins; sowie das Calciumsalz der (+)-(3R,5S)-Bis-(7-(4-(4-fluorphenyl)-6-iso- propyl-2-(N-methyl-N-methane-sulfonylamino)-pyrimidin-5-yl)-3,5-dihydroxy-6(E)- heptensäure („ZD 4522" oder „S 4522" von den Firmen Shionogi bzw. AstraZeneca).
Weitere Beispiele für erfindungsgemäß verwendbare Statinsalze sind die Mono- natrium- und die Monokaliumsalze sowie die Calciumsalze des Cerivastatins, des Atorvastatins und des Pravastatins.
Weitere bevorzugte HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren sind beschrieben in der
EP-A-0 325 130 und in der EP-A-0-491 226, beide im Namen der Bayer AG, deren Inhalt hiermit durch Bezugnahme eingeschlossen ist. Gegenstand der EP-A-0 325 130 sind substituierte Pyridine, und in der EP-A-0-491 226 sind substituierte Pyridyl- dihydroxyheptensäurederivate und ihre Salze beschrieben, hierunter insbesondere das erfindungsgemäß besonders bevorzugte Cerivastatin (Anspruch 6 der EP-
A-0-491 226).
Erfindungsgemäß ebenfalls bevorzugt sind die in der WO- A-99/ 11263 genannten Statine, deren Offenbarung durch Bezugnahme eingeschlossen ist.
Erfindungsgemäß gleichermaßen bevorzugt sind die HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren, welche in der Druckschrift Bioorganic & Medicinal Chemistry, Vol. 5, No. 2, Seiten 437-444 (1997) genannt sind, deren Offenbarung hiermit im vollen Umfang durch Bezugnahme eingeschlossen ist.
Eine weitere Übersicht über HMG-CoA-Reduktase-Hemmer ist in Pharmazie in unserer Zeit, 28. Jahrg., Nr. 3, Seiten 147-152 (1999) enthalten.
Zur Verbesserung oder Ergänzung der Wirkung können die CSE-Hemmer auch in Kombination mit weiteren Wirkstoffen eingesetzt werden., sofern diese nicht dem
Indikationsgebiet zuwiderlaufen und nicht die Wirkung des CSE-Hemmers beeinträchtigen.
Diese weiteren, gegebenenfalls vorhandenen Wirkstoffe können entweder als echte Mischung, z.B. in einer gemeinsamen galenischen Formulierung („fϊxed dose com- bination) zusammen mit dem CSE-Hemmer vorliegen oder aber auch räumlich getrennt hiervon vorliegen. Ihre Verabreichung kann parallel oder gleichzeitig oder zeitlich abgestuft zu dem CSE-Hemmer erfolgen.
Zu den weiteren, gegebenenfalls einsetzbaren Wirkstoffen zählen beispielsweise:
• weitere, bei Herzinsuffizienz angezeigte Wirkstoffe, die nicht zu der Klasse der CSE-Hemmer gehören wie z.B. Glykoside, beispielsweise Digoxin, Digitoxin; Vasodilatatoren wie Nitroverbindungen, Dihydralazin, Alpha- rezeptorenblocker und Calciumantagonisten, Substanzen die mit dem RAAS
(Renin- Angiotensin-Aldosteron-System) interagieren: wie ACE (Angiotensin-Converting-Enzyme)-Hemmer (z.B. Captopril,
Enalapril, Lisinopril u.a.) wie A-II (Angiotensin II)Rezeptor-Antagonisten (z.B. Losartan, Valsartan u.a.) wie Aldosteron-Antagonisten (z.B. Spironolacton u.a.);
• Vitamine, wie z. B. Vitamin E;
• Mineralstoffe;
• Spurenelemente.
Für die Applikation der CSE-Hemmer (und der gegebenenfalls vorhandenen weiteren Wirkstoffe) kommen die bekannten Applikationsformen in Betracht. Vorzugsweise erfolgt die Applikation oral.
Für die Anwendung beim Menschen werden bei oraler Administration Dosierungen von 0,001 bis 50 mg/kg, vorzugsweise von 0,001 mg/kg bis 20 mg/kg, insbesondere
0,001 bis 10 mg/kg Köφergewicht, besonders bevorzugt 0,001 mg/kg bis 5 mg/kg, des jeweiligen CSE-Hemmers verabreicht.
Trotzdem kann es gegebenenfalls erforderlich sein, von den hier genannten Mengen abzuweichen, und zwar in Abhängigkeit vom Köφergewicht bzw. von der Art des
Applikationsweges, vom individuellen Verhalten gegenüber dem Kombinationspräparat, von der Art der Formulierung und von dem Zeitpunkt bzw. Intervall, zu welchem die Verabreichung erfolgt. So kann es in einigen Fällen ausreichend sein, mit weniger als der vorgenannten Mindestmenge auszukommen, während in anderen Fällen die genannte obere Grenze überschritten werden muss.
Im Falle der Applikation größerer Mengen kann es empfehlenswert sein, diese in mehreren Einzelgaben über den Tag zu verteilen.
Herzinsuffizienz kann vielfältige Ursachen haben, wie z.B. entzündliche und degenerative Myo- und Endokardveränderungen, koronare Durchblutungsstörungen, Myo- kardinfarkt oder Verletzungen. Herzinsuffizienz führt unter anderem zu Veränderungen am peripheren Kreislauf, Störung der Atmung (Dyspnoe), der Nierenfunktion (u.a. Nykturie) und des Elektrolytstoffwechsels (durch Einbeziehung des Wasser- haushalts zu Ödemen), zu verminderter Leistungsfähigkeit der Sklettmuskulatur (Zunahme der anaeroben Energiegewinnung durch Glykolyse, Sauerstoffschuld).
Herzinsuffizienz kann positiv beeinflusst werden durch Verbesserung der Endothel- funktion, durch pharmakologische Beeinflussung des Remodellings und/oder durch Entlastung des Herzens, beispielsweise durch Verbesserung der Hämodynamik.
Weiterhin können günstige Wirkungen erzielt werden durch die Beeinflussung der Kontraktionskraft des Herzens und des Tonus der glatten Muskulatur
Die oben genannten Wirkstoffe eignen sich zur Prophylaxe und Behandlung von Herzinsuffizienz und zwar insbesondere zur Langzeittherapie. Insbesonders zeichnen
sich die CSE-Hemmer dadurch aus, dass die Behandlung unter anderem zu einer Entlastung des Herzens und zu einer verbesserten Hämodynamik führt.
Beispiel
In- vivo Test (Ratte)
Untersucht wurde der Effekt von Cerivastatin (CER, 0,3 mg/kg/d ab dem 7. postoperativen Tag) als Zusatz zum Futter oder über Schlundsonde (CER-SS) bei Ratten nach Myokardinfarkt (MI, >40 % des linken Ventrikels [LV] im Vergleich mit schein-operierten Tieren (Sham) (n=15 Tiere pro Gruppe). Der arterielle Mitteldruck (MAP), LV systolische (LVSP) und enddiastohsche (LVEDP) sowie rechtsatriale Druck (RAP) wurden 12 Wochen nach MI mittels Millarkatheter bestimmt. Die Herzen wurden exzidiert und moφhometrisch analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte nach Studenfs t-Test: (* p<0,05 vs. Plac Sham, # p<0,05 vs. Plac MI):
Überraschenderweise führte die Behandlung mit Cerivastatin zu einer Entlastung des
Herzens und verbesserte somit signifikant die Hämodynamik und die LV Dilatation.
Dem Fachmann werden noch zahlreiche weitere Ausführungsformen bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung geläufig sein, ohne dass er damit den Rahmen der vorliegenden Erfindung verlässt.