Verfahren zur Detektion von Systemausfällen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens sowie eine Anwendung des Verfahrens bzw. eine Verwendung der Vorrichtung.
Zur Steuerung von elektrischen Antriebsmotoren kommen vorzugsweise sogenannte Leistungshalbleiter als Schaltelemente zum Einsatz. Diese werden in verschiedenen, an sich bekannten Schaltungsanordnungen zur Stromaufbereitung vor den zu steuernden Elektromotoren angeordnet. Eine Auswahl von bekannten
Schaltungsanordnungen ist beispielsweise dem „Electronics Engineers' Handbook" (Donald Christansen, McGraw-Hill, 1997, 4. Auflage, Kapitel 19 „Power Electronics") entnehmbar.
Im Anwendungsgebiet der Traktion - d.h. bei Bahnen, Trolleybussen, Aufzügen, Rolltreppen, Elektrofahrzeugen, etc. - werden die Leistungshalbleiter vorwiegend zyklisch betrieben, wobei sich diese zyklische Betriebsweise durch eine hohe Anzahl von Lastwechseln, die während kurzer Zeit erfolgen, auszeichnet.
Die in letzter Zeit als Leistungshalbleiter verwendeten sogenannten GTO- (Gate Turn Off) -Thyristoren werden nunmehr in immer grδsserem Masse durch IGBT- (Insulated Gate Bipolar
Transistor) -Module ersetzt, da diese bessere Schalteigenschaften und wirtschaftliche Vorteile aufweisen. Diese IGBT-Module sind in einer kraftschlüssigen, sandwichartigen Weise aufgebaut, wobei mehrere IGBT-Chips, d.h. IGBT-Halbleiterelemente, (beispielsweise 16 Stück) auf ein beidseitig kupferbeschichtetes Keramikplättchen aufgelötet sind, welches seinerseits - meist ebenfalls in Lδttechnik - auf einer Kupfer-Grundplatte angeordnet ist. Zuverlässigkeitsuntersuchtungen haben gezeigt, dass die Lebensdauer der Module im wesentlichen durch das Abliften von Bonddrähten, über welche die Halbleiterelemente angeschlossen werden, begrenzt wird: Beim zyklischen Betrieb wachsen infolge unterschiedlicher thermomechanischer Ausdehnung der verwendeten Materialien Mikrorisse in den BondiersteUen, die je nach Temperaturhub nach ca. 100 '000 bis 10 '000' 000 Lastwechseln zum Abliften der Bondierung führen. Der Abliftungsprozess wird durch einen Wärmeanstieg aufgrund von erzeugter Verlustleistung im Modul beschleunigt . Auch die sekundären Ausfallmechanismen, wie etwa Aluminium-Rekonstruktion oder Lunkerbildung in den Flächenverbindungen der Halbleiterelemente zur Keramik- bzw. Grundplatte führen infolge des Verlustleistungsanstiegs bzw. der verschlechterten Wärmeableitung stets über die Abliftung der Bonddrähte zunächst zum Funktionsausfall von einzelnen IGBT-Halbleiterelementen und schliesslich zum Ausfall des ganzen IGBT-Moduls.
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass eine Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Systemausfällen
darin besteht, dass über hochfrequente Signalmessungen in den Schaltpausen der Halbleiterelemente, insbesondere bei Untersuchung der 3. Harmonischen, Aufschluss über den Rissfortschritt erhalten werden kann. Eine industrielle Anwendung scheiterte jedoch daran, dass bei einer Vielzahl von parallel geschalteten IGBT-Halbleiterelementen der ohnehin winzige Messsignalanteil relativ immer geringer und damit nicht mehr mit vertretbarem Aufwand ausgewertet werden konnte .
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, welches ermöglicht, einen Funktionsausfall eines Leistungsmoduls frühzeitig zu erkennen bzw. anzuzeigen.
Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebenen Massnahmen gelöst . Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung, eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens sowie eine Anwendung des Verfahrens bzw. eine Verwendung der Vorrichtung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
Die Zuverlässigkeit komplexer Systeme stellt eine zentrale Forderung bei der Spezifikation und Entwicklung neuer technischer Geräte dar. Insbesondere für den Bereich der Traktion ist darüber hinaus die Vorhersagbarkeit möglicher Ausfälle von entscheidender Bedeutung. Die vorliegende Erfindung weist den Vorteil auf, eine zuverlässige Vorhersage eines nahenden Totalausfalls bei Leistungshalbleitermodulen zu geben, wobei ein einfach
anzuwendender Effekt einer örtlich begrenzten mechanischen Beschleunigung des Hauptausfallmechnismus ausgenutzt wird, damit die beginnende Endphase der Lebensdauer eines IGBT- Leistungshalbleiterelementes angezeigt werden kann.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass der Rissfortschritt in den BondiersteUen relativ homogen erfolgt: Nach einer zyklischen Belastungsphase, die etwa 75% der Lebensdauer eines Leistungsmoduls entspricht, wurden bei sogenannten Zieh-Tests die Abrisskräfte an den BondiersteUen gemessen. Dabei wurde festgestellt, dass durchwegs keine Drahtrisse, wie dies bei unbelasteten Bauteilen festgestellt worden ist, sondern sogenannte Bondpadabliftungen, d.h. Ablösungen von Drähten bzw. Leitungen von den BondiersteUen, auftraten. Dabei konnte insbesondere auch festgestellt werden, dass die Bondpadablif ungen mit nur geringfügigen Unterschieden der Zugkraft - nämlich bei einer Zugkraft, welche 10% derjenigen bei neuen Elementen entspricht - vorkommen.
Erfindungsgemäss werden daher einzelne oder alle Bonddrähte, d.h. Leitungen, zu den Leistungsmodulen bzw. Leistungshalbleiterelementen mit einer Zugkraft beaufschlagt, wobei das Ablösen bzw. Abreissen von einer Leitung von ihrer Bondierstelle detektiert wird, indem beispielsweise ein Signal erzeugt wird, sobald sich die Zugkraft über ein vorgebbares Mass verändert hat. Dieses Signal kann im weiteren dazu verwendet werden, den Ausfall bzw. den Abriss einer Leitung beispielsweise im Führerstand anzuzeigen, oder es kann, vorzugsweise automatisch, auf ein
redundantes Halbleiterschaltelement umgeschaltet werden.
Da ein IGBT-Halbleiterelement üblicherweise etwa zehn bis zwanzig BondiersteUen zum Anschliessen von parallel geführten Leitungen aufweist, führt ein Ablösen bzw.
Abreissen einer Leitung noch nicht zum Funktionsausfall des ganzen Moduls . Zunächst werden die übrigen - bei einer Gesamtzahl von zwanzig - neunzehn weiteren Leitungen elektrisch geringfügig mehr belastet . Es besteht nun die Möglichkeit, im Rahmen von Servicearbeiten einen entsprechenden Austausch des betroffenen IGBT-Moduls vorzunehmen, damit nicht mit einem Feldausfall (d.h. zum Beispiel mit einem Stehenbleiben eines Zuges auf freier Strecke) gerechnet werden muss.
Das erfindungsgemässe Verfahren zeichnet sich des weiteren dadurch aus, dass die Frühzeitigkeit der Warnung in äusserst einfacher Weise über die Grδsse der Zugkraft einstellbar ist.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen beispielsweise näher erläutert. Dabei zeigen
Fig. 1 einen Querschnitt durch ein bekanntes IGBT- (Insulated Gated Bipolar Transistor) -Modul,
Fig. 2 einen Querschnitt durch das IGBT-Modul gemäss Fig. 1 mit einer erfindungsgemässen Detektionseinheit zur Detektion von Systemausfällen und
Fig. 3 einen Querschnitt durch das IGBT-Modul gemäss
Fig. 1 mit einer weiteren Ausführungsform für das Detektionsmodul .
In Fig. 1 ist ein Querschnitt durch ein bekanntes IGBT- (Insulated Gated Bipolar Transistor) -Modul dargestellt. Auf eine aus Kupfer bestehenden Grundplatte 7 sind A1203- Keramikträger 3, die auf der Unterseite eine Kupferschicht 8 aufweisen, welche mit der Grundplatte 7 verlötet ist (Schicht 6) , vorgesehen. Auf der Oberseite der Keramikträger 3 sind weitere Kupferschichten 5 vorgesehen, wo dies erforderlich ist. Solche Kupferschichten 5 sind insbesondere dort vorgesehen, wo IGBT-Halbleiterelemente 2, die im wesentlichen auf einem Substrat aus Silizium aufgebaut sind, plaziert werden. Die IGBT- Halbleiterelemente 2 sind auf die obere Kupferschicht 5 des Keramikträgers 3 gelötet (Lδtschicht 9) .
Neben der oberen Kupferschicht 5 für die IGBT- Halbleiterelemente 2 sind auch andere Kupferschichten 5 vorgesehen, beispielsweise zur Verbindung einer Anschlusslasche 4, über die Leitungen 13 mit dem Emitter 18 (obere Schicht des IGBT-Halbleiterelementes 2 - in Fig. 1 nicht dargestellt) verbunden sind.
Für weiterführende Angaben zu den IGBT-Halbleiterelementen 2 sei auf das erwähnte Standardwerk von Donald Christiansen et. al. (a. a. 0., Kapitel 19.2.4.2 und Fig. 19.1) verwiesen.
Fig. 2 zeigt das IGBT-Halbleiterelement 2 gemäss Fig. 1 mit einer erfindungsgemässen Detektionseinheit zur Detektion von Systemausfällen von Halbleiterelementen 2. Gemäss dieser ersten Ausführungsvariante der Erfindung ist die Leitung 13, welche die Anschlusslasche 4 mit den IGBT- Halbleiterelementen 2 verbindet, derart mit einer Zugkraft beaufschlagt, dass die Leitung 13 stetig in Richtung von der BondiersteUen 1 weg gezogen wird. Dies bedeutet, dass sich die Leitung 13 im Bereich der Bondierstelle 1 vollständig von dieser weg bewegt, sobald die Haftkraft, mit welcher die Leitung 13 am Halbleiterelement 2 haftet, kleiner wird als die vorzugsweise einstellbare Zugkraft.
In der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform der
Erfindung wird die Zugkraft durch ein vorzugsweise mit einer Schraubenfeder realisiertes Federelement 10 erzeugt, das am einen Ende mit der als Schleife ausgebildeten Leitung 13 und am anderen Ende mit einem Schaltbügel 11 verbunden ist, wobei die Schleife dadurch gebildet ist, indem auf dem gleichen IGBT-Halbleiterelement 2 zwei BondiersteUen 1 für jede Leitung 13 vorgesehen sind. Der Schaltbügel 11 wird im dargestellten Zustand auf einen als Detektionseinheit wirkenden Schalter 12 gepresst, womit dieser - wie in Fig. 2 symbolisch dargestellt - eingeschalten ist.
Löst sich bzw. reisst die Leitung 13 ab von einer der BondiersteUen 1 auf dem IGBT-Halbleiterelement 2, so entspannt sich in der Folge das Federelement 10 und der
Schalter 12 wird über den Schaltbügel 11 geöffnet, was entsprechend angezeigt werden kann.
Wenn sich die Leitung 13 lediglich von einer der BondiersteUen 1 löst, bleibt die elektrische Verbindung zumindest teilweise erhalten, so dass die Funktionsweise des Halbleiterelementes 2 zunächst nicht unmittelbar beeinträchtigt ist. Erst weitere Ausfälle können in der Folge zu einem Totalausfall des Systems, d.h. des IGBT- Halbleitermoduls, führen.
Da die Haftkraft, mit der die Leitung 13 an der Bondierstelle 1 haftet, im Laufe der Zeit mehr oder weniger stetig abnimmt, kann die Frühzeitigkeit der Voraussage eines Systemsausfalls über die Zugkraft eingestellt werden: Je früher eine Voraussage erhalten werden muss, desto grδsser ist die Zugkraft, welche auf die Leitung wirkt, zu wählen.
In Fig. 3 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Wiederum ist die Leitung 13 mit einer Zugkraft beaufschlagt. Dies kann wiederum mit Hilfe einer Schraubenfeder 10 erfolgen, welche am einen Ende mit einer Schleife der Leitung 13 und am anderen Ende mit einem, vorzugsweise isolierten Bügel, verbunden ist.
Eine Detektionseinheit 14 besteht - im Gegensatz zur Ausführungsform gemäss Fig. 2 - nunmehr aus einer Messspule 17, einer Signalverarbeitungseinheit 16 und einer Anzeigeeinheit 15. Mit Hilfe der Messspule 17 wird der
Strom in der Leitung 13 gemessen, wobei zur Detektion eines Fehlers dieses gemessene Signal mit dem Ansteuersignal des IGBT-Halbleiterelementes 2 synchronisiert wird. Diese Synchronisation mit dem Ansteuersignal ist notwendig, damit nicht fälschlicherweise ein Systemausfall detektiert wird, wenn das Halbleiterelement 2 ausgeschaltet ist, d.h. wenn kein Kollektor-Emitter-Strom fliesst. Kann jedoch in der Messspule 17 trotz aktivem Schaltzustand des IGBT- Halbleiterelementes 2 wegen dem abgehobenen und damit stromlosen Leitungsabschnitt kein Messsignal induziert werden, so kann das vorliegende Fehlverhalten einwandfrei detektiert werden.
Der prinzipielle Aufbau der Signalverarbeitungseinheit 16 ist ebenfalls aus Fig. 3 ersichtlich. So ist zunächst ein beispielsweise als Spannungfolger ausgebildeter Messverstärker 19 vorgesehen, der das mit Hilfe der Messspule 17 gemessene Signal aufbereitet. Der Ausgang des Messverstärkers 19 wird einem Ausgang eines Komparators 20 beaufschlagt, der das gemessene Signal mit dem
Ansteuersignal des IGBT-Halbleiterelementes 2 - Anschluss 21 - vergleicht. Der Ausgang des Komparators 20 ist - wie in Fig. 3 dargestellt - mit einer Anzeigeeinheit 15, die beispielsweise aus einer Warn- bzw. Service-Lampe besteht und die sich zum Beispiel im Führerstand eines Zuges befindet. Damit wird angezeigt, dass das Halbleitermodul 2 vorzugsweise anlässlich der nächsten Unterhaltsarbeiten ersetzt werden soll.
Alternativ zur Anzeigeeinheit 15 ist denkbar, dass der Ausgang 15 des Komparators 20 auf ein Relais wirkt, dass bei entsprechender Aktivierung ein Umschalten auf ein intaktes Reserve-Halbleiterelement bzw. -modul bewirkt.
Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung von IGBT- Halbleiterelementen eingeschränkt . Vielmehr kann die Erfindung auch bei beliebig anderen Bauelementen verwendet werden.