Verfahren zur automatisierten Untersuchung katalytischer und spektroskopischer Eigenschaften der Komponenten kombinatorischer
Bibliotheken
Die vorliegende Erfindung beschreibt ein automatisches Verfahren zur ortsaufgelösten Durchführung von Reaktionen auf Materialbibliotheken und Analyse der entstehenden Produkte mit Hilfe eines einfachen Robotersystems und eines Analysegeräts, z. B. eines Massenspektrometers.
Das Verfahren bezieht sich im besonderen auf die Bestimmung der Aktivität und Selektivität von Feststoffen oder Molekülen als Katalysatoren für Gasphasenreaktionen. Durch den speziellen Aufbau wird ein kommerzieller Pipettier- oder Syntheseroboter zur Positionierung der Meßleitungen eingesetzt, um Reaktionen auf einer kombinatorischen Bibliothek ortsaufgelöst zu untersuchen. Die Besonderheit des Verfahrens liegt in der Einfachheit des Aufbaus, das keinen speziellen Reaktor benötigt, sowie des problemlosen Wechsels zwischen Synthese und Screening.
Während sich die kombinatorische Chemie in Bereichen der organischen, biochemischen und pharmazeutischen Chemie als ein wichtiges Werkzeug zur Entwicklung neuer Verbindungen etabliert hat (z.B. Special issue: Combinatorial Chemistry, Acc. Chem. Res., 1996, 29; G. Löwe, Chemical Society Reviews, 1995, 24 (5), 309; S. R. Wilson, A. W. Czarnik, Combinatorial Chemistry - Synthesis and Applikation, John Wiley & Sons, 1997), sind auf dem Gebiet der anorganischen Festkörpersynthese und Materialforschung sowie der Katalysatorentwicklung nur wenige Beispiele bekannt, bei denen kombinatorische Methoden zum Einsatz kommen. Stand der Technik ist die Herstellung von Materialbibliotheken durch physikalische Aufdampfmethoden durch die Kombination mit Maskierangstechniken, oder naßchemisch durch den Einsatz von Ink- et-Techniken oder die Verwendung von Syntheserobotern. Bibliotheksgößen variieren hier von unter 100
Komponenten bis 25.000 Komponenten je Bibliothek. Essentiell für die Auswertung solcher Bibliotheken ist die Analyse bzw. Charakterisierung bestimmter Eigenschaften. Aufgrund der miniaturisierten Dimensionen, die zur Erstellung großer Materialbibliotheken notwendig sind, stehen nur minimale Probenmengen zur Verfügung.
Bei dem Bestreben, das katalytische Verhalten von Materialien innerhalb kombinatorischer Bibliotheken zu erfassen, stechen bis zum jetzigen Zeitpunkt nur wenige Beispiele heraus. So läßt sich die freiwerdende Reaktionswärme auf den Komponenten einer Katalysatorbibliothek mit Hilfe der emissionskorrigierten IR-Thermographie orstaufgelöst und mit hoher Empfindlichkeit in Gasphasen-Reaktionen mit heterogenen (A. Holzwarth, H.-W. Schmidt, W.F. Maier, Angew. Chem. 1998, 110, 2788) und in flüssiger Phase mit homogenen und Enzymkataysatoren (M.T. Reetz, M.H. Becker, K.M. Kühling, A. Holzwarth, Angew. Chem. 1998, 110, 2792) abbilden. Die Verwendung der IR-Thermographie erlaubt jedoch nur Aussagen über die relative Aktivität der Komponenten einer Bibliothek. Dies ist immer ungenügend, wenn mit Folge- oder Parallelreaktionen gerechnet werden muß, wie z.B. der Totaloxidation bei der Suche nach selektiven Oxidationskatalysatoren. Es ist daher wünschenswert, neben der IR- Thermographie über Analysenverfahren zu verfügen, die es erlauben, auch chemische Selektivitäten ortsaufgelöst direkt auf der Bibliothek möglichst automatisiert zu erfassen.
Die aktuellen Arbeiten von Weinberg et al. zeigen die Anwendung massen- spektrometrischer Methoden zur Hochgeschwindigkeitsrasterung von Katalysator-Bibliotheken (P. Cong, R.D. Doolen, Q. Fan, D.M. Giaquinta, S. Guan, E.W. McFarland, D.M. Poojary, K. Seif, H.W: Turner, W.H. Weinberg, Angew. Chem. 1999, 111, 508, W.H. Weinberg, E.W. McFarland, P. Cong, S. Guan (Symyx Technologies), WO-A 98/15969 A2, 1998). Wein-
berg und Mitarbeiter wiesen bei der CO-Oxidation mit O2 oder NO an Metallegierungen aus Rh, Pd, Pt und Cu das gebildete CO2 sowie die Eduktgase massenspektrometrisch nach. Das in obiger Patentanmeldung ausführlicher beschriebene System zur örtlich separierten Eduktzuführung und Produktabführung direkt via Bohrung in das Massenspektrometer ist in der Ausführung aufwendig und teuer. Es ist darauf ausgelegt, auch bei kleinsten Katalysatormengen von 2-4μg auf einem Katalysatorelement noch Aussagen zuzulassen. Damit ist eine aufwendige Modifizierung des Massen- spektrometers um eine zweite Quadrupolblende (Jon guide") und die Konstruktion eines Vakuumkammersystems zur getrennten Synthese, Probenvorbehandlung und dem eigentlichen Testen nötig, um so einen direkten Transfer der Bibliothek aus der Präparation zum Massenspektrometer zu ermöglichen. Dadurch wird sowohl die Handhabung der Probe von außen als auch die Erzeugung praxisnaher Reaktionsbedingungen sehr erschwert. Das publizierte Beispiel (CO-Oxidation mit O2 oder NO zu CO2) unterscheidet nur Katalysatoraktivitäten und läßt keine Aussagen über Selektivitätsunterschiede der einzelnen Bibliotheksmitglieder zu. Bei komplexeren Reaktionen mit mehreren möglichen Produkten, die mit stark unterschiedlichen oder auch sehr ähnlichen Selektivitäten bei oft geringen Ausbeuten gebildet werden, versagt diese Methode bisher aufgrund der zu kleinen Produktmengen.
Wir haben nun überraschenderweise gefunden, daß mit einem einfachen Analysegerät, z. B. einem Massenspektrometer, in Kombination mit einem Syntheseroboter die unterschiedliche katalytische Selektivität von Materialien auf einer Bibliothek für Oxidationsreaktionen zuverlässig und vollautomatisch erfasst werden kann. Der wesentliche Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt in der Einfachheit des Aufbaus und der Untersuchungsbedingungen. Die von uns verwendeten Komponenten sind laborübliche Gerätschaften (Pipettierroboter und Massenspektrometer). Der
Roboter wird eingesetzt, um die einzelnen Bibliothekskomponenten anzusteuern, über Versorgungsleitungen in Form von Kapillaren Reaktionsgase zuzuführen, über Signalleitungen Messungen durchzuführen oder Reaktionsprodukte aufzunehmen. Alle diese Zu- und Abführungen sind in einem Bündel von Kapillaren zusammengefaßt. Für massenspektrometrische Untersuchungen besteht das Kapillarbündel lediglich aus einer Gasversorgungskapillare und einer feinen Glaskapillare, über die das Produktgemisch angesaugt wird und das lang genug ist, um den nötigen Druckunterschied zwischen dem Vakuum des Massenspektrometers und dem Normaldruck der Bibliothek zu gewährleisten. Es wurde gefunden, daß es nicht nötig ist, einen eigenen geschlossenen Reaktor für die Untersuchung der Bibliothek einzusetzen. Während der Messungen wird die Bibliothek von unten auf Reaktionstemperatur beheizt. Es genügt, die Bibliothek mit einer durchbohrten Scheibe abzudecken und in die nach oben offenen Bohrungen das Kapillarbündel mit Hilfe des Syntheseroboters oder einer geeigneten Mechanik einzuführen und die Bibliothek während des Beströmens mit den Reaktionsgasen sukzessive zu vermessen. Mit diesem einfachen Aufbau ist es bereits gelungen, sowohl Oxidations-, als auch Reduktionsreaktionen auf Bibliotheken zu vermessen und Selektivitätsunterschiede der einzelnen Bibliothekskomponenten zuverlässig zu dokumentieren.
Beispiel einer erfindungsgemäßen Meßanordnung: Figur 1 zeigt den schematischen Aufbau unserer Methode. In einem kommerziellen Pipettierroboter ist die Pipettiernadel des Roboters gegen das modifizierte Kapillarbündel auf der rechten Seite von Figur 1 ausgetauscht. Dieses Kapillarbündel besteht aus einer äußeren, umgebenden Stahlkapillare mit dem gleichen Außendurchmesser wie die Originalroboterkapillare, was den problemlosen gegenseitigen Wechsel ermöglicht. Im Inneren befinden sich die zur Versorgung, Überwachung und Messung der Reaktion nötigen Zu- und Ableitungen auf signalführende Leitungen. Diese sind in Form von
Kapillaren, Lichtleitern oder elektrischen Leitern je nach Reaktionsführung frei wählbar. In den Beispielen wird eine der innenliegenden Kapillaren als Führung für die MS-Kapillare und eine andere als Eduktzuleitung genutzt. Zur Bestrahlung für Photoreaktionen ebenso wie zur spektroskopischen Analyse (IR, VIS, UV, Raman) kann ein Lichtleiter in das Bündel eingebaut werden. Auch alle anderen über Kapillaren ansteuerbaren Analysenmethoden, wie Gaschromatographie, HPLC, GC-MS und Kapillarelektrophorese, lassen sich durch den Einbau geeigneter Kapillaren in das Kapillarbündel zur Auswertung von Materialbibliotheken nutzen.
Das System ist so ausgelegt, daß es in die Roboterführung eingebaut werden und vollautomatisch zu den Bibliothekskomponenten bewegt werden kann. Die Materialbibliothek kann über eine Heizplatte im Bereich von 20°C bis 1000°C temperiert werden. Die Temperaturabstrahlung über dem Trägermaterial der Bibliothek wird durch eine mit Bohrungen versehene Keramikabdeckmaske minimiert. Diese liegt auf der Bibliothek, läßt aber die einzelnen Bibliothekspunkte infolge der identischen Lochmaskenanordnung frei. Die Bohrungen auf der Bibliothek in der Keramikmaske erlauben eine präzise Positionierung des Kapillarbündels in der Bibliothek dicht über den einzelnen Komponenten. Die genaue Dosierung der Reaktanden erfolgt durch die Gaszuführungskapillare (rechte Seite von Figur 1). Als zuführende Kapillaren werden flexible Zuleitungen benutzt, um die Beweglichkeit des Roboters bei xyz-Bewegungen nicht zu beeinträchtigen. Über die MS-Kapillare kann die Zusammensetzung des Produktgemisches bestimmt und anhand geeigneter m/z-Signale identifiziert werden. Wahlweise kann die Materialbibliothek komplett Punkt für Punkt oder nur eine bestimmte Auswahl der Bibliothek abgetestet werden. Dies ermöglicht z.B. die sinnvolle Kombination mit emissionskorrigierter IR-Thermographie, da dann nur noch die mit Sicherheit katalytisch aktiven Bibliothekskomponenten auf ihre katalytische Selektivität untersucht werden müssen. In der im Beispiel 2 aufgeführten Untersuchung
der selektiven Oxidation von Propen mit Luft an unterschiedlichen amorphen mikroporösen Mischoxid-(AMM)-Katalysatoren konnte die literaturbekannte Selektivität der unterschiedlichen Aktivkomponenten eindeutig und reproduzierbar nachgewiesen werden. Dieses Beispiel, dessen konventionelle Durchführung während einer Doktorarbeit [H. Orzesek, Univ. GH Essen, 1998] mehrere Monate in Anspruch nahm, konnte kombinatorisch innerhalb weniger Stunden durchgeführt werden. Dies dokumentiert eindrucksvoll die mögliche Zeitersparnis durch kombinatorisches Arbeiten.
Ein weiterer Vorteil der Meßanordnung kommt insbesondere dann zum Tragen, wenn auch zur Herstellung der Bibliothek der Pipetierroboter eingesetzt wurde, da dann die ortspezifischen Teile des Syntheses-Programms auch für die Analyse genutzt werden können (siehe Beispiel 1). Der Wechsel zwischen vollautomatischer Materialsynthese und vollautomatischem Reak- tionsscreening gelingt durch den simplen Austausch von Pipettenkapillare durch das Kapillarbündel. Das System ist auch geeignet, um mehr als eine Komponente gleichzeitig zu vermessen. Hierzu muß nur das eine Kapillarbündel gegen ein Kapillarbündel- Array ausgetauscht werden. Das System läßt sich auch mit spektroskopischen Analysenverfahren kombinieren. Es wird damit möglich, UV-, Vis-, Raman- und IR-Spektren von Produkten als auch von der Einzelkomponentenoberfläche in der Bibliothek in situ, also während der Reaktionen, orts- und zeitaufgelöst zu verfolgen. Auch Photokatalyse ist so kombinatorisch durchführbar, wenn dem Kapillarbündel zur Untersuchung ein Lichtleiter beigefügt wird. Auch die Bestrahlung mit Lasern zur Reaktionsaktivierung, Materialsveränderung und zur spektroskopischen Charakterisierung läßt sich auf diese Weise sehr einfach realisieren. Das Verfahren ist insofern beschränkt, als es keine Untersuchungen unter Druck zuläßt. Unter absolutem Ausschluß von Luftsauerstoff oder unter Schutzgas kann gearbeitet werden, indem der relative kleine Synthese-
roboter mit einer geeignete gasdichten Umhüllung zugeben wird, wie z.B. einer Glove-Box oder einem Plexiglasgehäuse.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1: Bibliotheksherstellung zur Katalyse der Verbrennung von Methan
Als Trägerplatte wurde eine Schieferplatte (10 cm Durchmesser) mit 2 mm tiefen Bohrungen (Durchmesser 2 mm) im Pipettierroboter positioniert und mit den, für Katalysatorsynthese nötigen Lösungen befüllt. Die Katalysatorsynthese basierte auf dem Sol-Gel- Verfahren. Zum Schutz der Bohrungen in der Platte während der Befüllung wurde die Schief erplatte mit entsprechend durchbohrten Teflon-, Viton- und Stahlscheiben abgedeckt die durch entsprechende Verschraubungen angepreßt wurden. Als Basismaterialien für die Bibliothek wurden SiO2, TiO2, ZrO2 und Al2O3 in variierender Zusammensetzung (AXB) gewählt. Die Alkoxidvorstufen Si(OEt)4, Ti(OnPr)4, Zr(OnPr)4 und Al(OsecBu)3 wurden in alkoholischer Lösung vorgelegt. Als katalytisch aktive Zentren wurden dann Pt, Pd, Ru und Rh in Form von alkoholischen Metallsalzlösungen verwendet. Per Computerprogramm wurden mit dem Syntheseroboter aus diesen alkoholischen Lösungen 585 Sol-Gel-Mischungen in den einzelnen Bibliothekslöchern vorgelegt. Der Belegungsplan ist in Figur 2 dargestellt. Der tiefgestellte Index in Figur 2 gibt das molare Verhältniss der Basisoxide wieder. Der Aktivmetallgehalt, angedeutet durch die Edelmetallsalze in Figur 3, betrug in allen Materialien 3 mol%. Nach vollautomatischer Addition aller Sol-Gel-Komponenten wurde die Bibliothek 1 Tag bei Raumtemperatur und 2h bei 65°C vorgetrocknet. Nach Abnahme der Masken erfolgte die endgültige Kalzinierung der Bibliothek (Schieferplatte) bei 250°C für 3h.
Beispiel 2: Untersuchung der Verbrennung von Methan Die Katalysatorbibliothek wurde auf dem Heizblock fixiert und im Pipettierroboter passend angeordnet. Die Bibliothek wurde mit entsprechend durchbohrten Keramik- und Messingmasken abgedeckt (siehe Figur 3). Der Pipettierroboter wurde mit dem benötigten Kapillarbündel versehen und die zu untersuchenden Positionen im Steuercomputer aus dem Syntheseprogramm abgerufen.
Über Massendurchflussregler wurde ein Methan / synthetische Luft- Verhältniss von 0,02 bei einem Gesamtfluß von 7ml/min in der zuführenden Kapillare eingestellt. Die Produktbildung wurde massenspektrometrisch anhand des Massensignals für CO2 (m/z = 44) registriert.
Die Materialien wurden in Schritten von 10 bzw. 50 °C über einen Temperaturbereich von 250°C bis 600 °C untersucht. Während bei vielen Komponenten eine deutliche Aktivität erst bei höheren Temperaturen über 300 °C erkennbar war, zeigten andere Komponenten über den gesamten Temperaturbereich keine Aktivität.
Figur 4 zeigt typische Ergebnisse an dem Bibliothekspunkt in der 2. Zeile und 2.Spalte in System 7. Es handelt sich dabei um eine tertiäre Mischung (20mol-% ZrO2, 79mol-%Al2O3, lmol-% SiO2), die als katalytisch aktive Komponente 3mol-% Pt enthält. Deutlich zu sehen am CO2-Peak (m/z 44) ist die katalytische Verbrennung ab 300°C, bei 320°C ist die Kohlendioxidbildung konstant.
Beispiel 3: Oxidation von Propen
Allgemein wurde wie in Beipiel 2 beschrieben verfahren. Neben Produkten der Totaloxidation (CO und CO2) können bei dieser Reaktion unterschiedliche Hauptprodukte in unterschiedlichem Ausmaß auftreten, die aufgrund typischer Massensignale identifizierbar sind: Acrolein (m/z = 56), 1,5- Hexadien (m/z = 67), Benzol (m/z = 78) und AUylalkohol oder Propenoxid (m/z = 58). Als Bibliothek wurde eine Schieferplatte mit 33 verschiedenen AMM-Katalysatoren (je 2,5 mg) eingesetzt (Tabelle 1).
Tabelle 1: AMM-Katalysatorbibliothek*
* amorphe, mikroporöse Mischoxide; die tiefgestellte Zahl gibt den molaren %-Anteil des katalytisch aktiven Metalloxids an, der %-Gehalt des Matrixoxids ergibt sich aus der Differenz zu 100% (z.B. Fe3Zr = 3% FeOx in 97% ZrO2)
Über Massendurchflussregler wurde ein Propen / synthetische Luft- Verhältniss von 0,4 bei einem Gesamtfluß von 7ml/min in der zuführenden Kapillare eingestellt. Die Reaktion wurde bei 450, 500 und 550 °C untersucht. Eine Auswahl typischer Ergebnisse ist in Figur 5 (500 °C) dargestellt. Deutlich sichtbar ist die unterschiedliche Selektivität der verschiedenen Katalysatormaterialien. Die in Figur 6 dargestellten Ergebnisse reproduzieren in nahezu perfekter Weise die bereits bekannte Ergebnisse derselben Reaktion im konventionellen Strömungsrohrreaktor im Labor-maßstab (ca.
500mg Katalysatormasse, V/t = 200ml/min) (Orzesek, Dissertation Universität GH Essen, 1998; Orzesek et al, Chem. Eng. Technol. im Druck).
Beispiel 4: Hydrierreaktion
Analog Beispiel 1 wurden Komponenten auf einer Bibliothek von amorphen mikroporösen Mischoxiden (je 2,5 mg) mit einer Mischung von 1 ml/min Propen und 2,5 ml/min H2 beströmt (Temp. 70 °C). Im MS zeigten sich bei den Mischungen AMM-PdiSi und AMM-Pt2Si ein intensives Signal bei m/z = 29 (signifikant für die Bildung von n-Propan). Bei AMM-PtiTi und AMM- PdiTi war nur ein schwaches, bei allen anderen vermessenen Komponenten war kein signifikantes m/z =29 Signal detektierbar.
Beispiel 5: Photokatalyse
Analog Beispiel 1 wurde eine Bibliothek mit TiO2-Photokatalysatoren bei einer Temperatur von 30 °C mit aceton- und wsserhaltiger Luft beströmt. Zusätzlich zur MS-Kapillare und der Gaszuführung enthielt das Kapillarbündel noch einen Lichtleiter, mit dem die Komponentenoberfläche intensiv mit Licht bestrahlt wurde (Lichtquelle: 50 W Halogenglühlampe mit Fokus- siereinrichtung, Lichtleiterinnendurchmesser 1 mm). Im Massenspektrometer zeigte sich ein Abfall der Acetonkonzentration (m/e = 58) reproduzierbar mit Einschalten der Beleuchtungsquelle.
Beispiel 6: Oxidation von Propen untersucht mit doppelt fokussierendem Massenpektrometer
Während in den Beispielen 2-5 die entstehenden gasförmigen Produkte mit Hilfe eines einfachen Massenspektrometers analysiert wurden, macht Beispiel 6 die Vorteile des Einsatzes von Massenspektrometern mit höherer
Empfindlichkeit und besserer Auflösung deutlich. So kann z.B. an Stelle eines einfachen Massenspektrometers auch ein doppelt fokussierendes Sektorfeldgerät oder ein Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometer (ICR-MS) über die Kapillare gekoppelt mit dem Analyseroboter eingesetzt werden. Der Einsatz solcher Geräte hat den Vorteil drastisch erhöhter Empfindlichkeit und analytischer Auflösung. Dies bedeutet, daß mit wesentlich kleineren Katalysatormengen oder geringerer Gesamtoberfläche gearbeitet werden kann und daß MS-Fragmente gleicher Masse, aber unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung, wie z.B. Kohlenmonoxid, Ethylen und Stickstoff (alle m/z = 28) grandlinienaufgelöst in kombinatorischen Experimenten erfasst werden können. Die Empfindlichkeit der Messungen wird so groß, daß auch glasartige Katalysatoren, wie sie häufig in robotergesteuerten Synthesen erzeugt werden, in Mengen < OJ mg noch zuverlässig MS-meßbare Produkt-Intensitäten ergeben. Während in den Beispielen 2-5 mit einer unbeheizten Kapillare nur gasförmige Produkte analysiert wurden, wird in Beispiel 6 eine beheizte Kapillare eingesetzt, die es erlaubt auch schwerer flüchtige Verbindungen zu detektieren.
Allgemein wurde wie in Beispiel 3 verfahren, allerdings wurde ein doppelt fokussierendes Massenspektrometer (Auflösung bis 10.000) an Stelle des in Beispielen 1-5 eingesetzen Gasanalysengerätes verwendet. Als Bibliothek diente eine, durch Robotersynthesen hergestellte AMM-Bibliothek, vergleichbar der in Beispiel 2, aber mit geringeren Katalysatormengen. Die Katalysatoren lagen nicht mehr pulverförmig, wie in den Beispielen 1-5 vor (je 2,5 mg), sondern als glasartige Schicht in Mengen von 0,2-1 mg. Die Kapillare zwischen dem Roboter und dem Massenspektrometer wurde mit einem 2m Thermoelement (1mm Durchmesser) in einem Schrumpfschlauch verbunden und durch Anlegen einer Spannung auf Temperaturen bis 250 °C beheizt. Durch die Beheizung der Kapillare können auch schwerer flüchtige
Produkte analysiert werden. In einfachen Tests wurde gefunden, daß mit dieser beheizten Kapillare z.B. Phenol in der Luft über einer Phenol-haltigen Flasche oder Glykol über einer Glykol-haltigen Flasche im MS nachweisbar werden. Versuche mit dem in Beispielen 1 -5 eingesetzen Quadrupol- Massenspektrometer zeigten keine meßbaren Intensitäten (zu schlechtes Signal-Rausch- Verhältnis). Figur 6 zeigt anhand ausgewählter Produktspektren, die nun mit dem Sektorfeld-Massenspektrometer erhalten wurden, daß Acrolein (m/z = 56) bzw. Benzol (m/z = 78) selektiv auf den einzelnen Katalysatoren gebildet werden. Die Abbildung zeigt, daß katalytische Aktivität und Selektivität auch auf kleinsten Katalysatormengen zuverlässig erkennbar ist.