Nicotianamin-Synthase-Gene, ihre Isolierung und ihre Verwendung
Die Erfindung betrifft die Nicotianamin-Synthase-Gene, ihre Isolierung und ihre Verwendung. Anwendungsgebiete der Erfindung sind die Landwirtschaft und der Umweltschutz.
Die nichtproteinogene Aminosäure Nicotianamin wurde zuerst aus Blättern von Tabak (Nicotiana tabacum; Tetrahedron Lett. 22, 2017-2020 [1971]) und Luzerne (Medicago εativa ; Phytochemistry 19, 2295-2297 [1980]) isoliert. Sie kommt in allen untersuchten mehrzelligen Pflanzen vor (Biochem. Physiol. Pflanzen 180, 557-563 [1985]). Nicotianamin ist eine entscheidende Komponente bei der Regulierung der pflanzlichen Eisen- und Schwermetallassimilation (J. Plant Nutr. 15, 1647- 1665 [1992]; Physiol. Plant. 88, 522-529 [1993]). Nicotianamin ist in der Lage, die auxotrophe Tomatenmutante c loronerva phänotypisch zu normalisieren (Plant Sei. Lett. 32, 327-332 (1983]).
Die gezielte Kontrolle der Nicotianamin-Konzentration bietet vielfältige und aussichtsreiche Möglichkeiten für die Beeinflussung des pflanzlichen Mineralstoffwechsels. Nicotianamin wird in Pflanzen aus S-Adenosyl-Methionin (SAM) synthetisiert, die Reaktion wird durch das Enzym Nicotianamin-Synthase katalysiert.
Die Erfindung hat das Ziel, die Nicotianamin-Konzentration in Pflanzen zu beeinflussen und damit positive Effekte auf auf den Mineralstoffwechsel hervorzurufen. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, die Struktur der Nicotianamin-Synthase sowie der für sie kodierenden Gene zu ermitteln, Konstrukte für den
Transfer der Gene aufzubauen und schließlich transgene Pflanzen mit veränderter Nicotianamin-Produktion herzustellen.
Ein weiteres Ziel besteht darin, das chemosynthetisch schwer zugängliche Nicotianamin auf biotechnologischem Wege zu gewinnen.
Die Aufgabe der Erfindung wird gemäß den Ansprüchen 1-14 gelöst.
Ausgangspunkt der Erfindung ist die Isolierung und
Sequenzierung der Nicotianamin-Synthasen sowie der für sie kodierenden Gene. Diese Sequenzen werden in Rahmen der vorliegenden Erfindung beansprucht.
Die Aminosäuresequenz der Nicotianamin-Synthase aus Gerste umfaßt Aminosäuren folgender Sequenz :
MDAQNKEVDALVQKITGLHAAIAKLPSLSPSPDVDALFTDLVTACVPPSPVDVTKLGSEA QEMREGLIRLCSEAEGKLEAHYSDMLAAFDNPLDHLGMFPYYSNYINLSKLEYELLARYV PGRHRPARVAFIGSGPLPFSSYVLAARHLPDAMFDNYDLCSAANDRASKLFRADKDVGAR MSFHTADVADLTGELAAYDWFLAALVGMAAEDKTKVIAHLGAHMADGAALWRSAHGHV GFLYPIVDPQDIGRGGFEVLAVCHPDDDWNSVIIAHKSKDVHANERPNGWDSTRGAVP WSPPCRFGEMVADVTHKREEFTNAEVAF
Die Aminosäuresequenz der Nicotianamin-Synthase aus Tomate umfaßt Aminosäuren folgender Sequenz:
MVCPNSNPWEKVCELYEQISRLENLSPSKDVNVLFTDLVHTCMPPNPIDVSKLCQKIQEIRSHLIKLC GQAEGLLESHFSK1LSSYENPLQHLHIFPYFDNYIKLSLLEYNILTKNTTNIPKKIAFIGSGPLPLTSLV TKHUITCFHNYDIDVDANFMASALVMDPDMSSRMTFHTADVMDVTCALKDYDWFLAALVGIvIDK EDrWKWDH^rCr'MSPGATLMLRSAHGARAFLYPVLDPRDLRGFEVLSvΥHPTDEVINSVIlARKLPV PSVPLLDGLGAYVLPSKCACAEIHAFNPLNKMNLVEEFALEE*
Die sie kodierenden DNA-Sequenzen haben folgende Basenfolgen:
a) in Gerste
CATCCACCACTCCACTTCGCTCCTGTGCCTCAGGTAGCCACAACATACAGTATTAAAATG GATGCCCAGAACAAGGAGGTTGATGCCCTGGTCCAGAAGATCACCGGCCTCCACGCCGCC ATCGCCAAGCTGCCGTCCCTCAGCCCATCACCCGACGTCGACGCGCTCTTCACCGACCTG GTCACCGCGTGCGTCCCCCCGAGCCCCGTAGACGTGACCAAGCTCGGGTCGGAGGCGCAG GAGATGCGGGAGGGCCTCATCCGCCTCTGCTCCGAGGCCGAGGGGAAGCTGGAGGCGCAC TACTCCGACΛTGCTGGCCGCCTTCGACAACCCGCTCGACCACCTCGGCATGTTCCCCTAC TACAGCAACTACATCAACC CAGCAAGCTGGAGTACGAGCTCCTGGCGCGCTACGTGCCG GGGCGGCATCGCCCGGCCCGCGTCGCGTTCATCGGGTCCGGCCCGCTGCCGTTCAGCTCC TACGTCCTCGCCGCTCGCCACCTGCCCGACGCCATGTTCGACAACTACGACCTGTGTAGC GCGGCCAACGACCGTGCGAGCAAGCTGTTCCGCGCGGACAAGGACGTGGGCGCCCGCATG TCTTTCCACACCGCCGACGTAGCGGACCTCACCGGCGAGCTCGCCGCGTACGACGTCGTC TTCCTGGCCGCGCTCGTGGGCATGGCTGCCGAGGACAAGACCAAGGTGATCGCGCACCTC GGCGCGCACATGGCGGACGGGGCGGCCCTCGTCGTGCGCAGTGCGCACGGGCACGTGGGG TTCCTCTACCCGATCGTCGATCCCCAGGACATCGGTCGAGGCGGGTTTGAGGTGCTGGCC GTGTGTCACCCCGACGATGACGTGGTGAACTCCGTCATCATCGCACACAAGTCCAAGGAC GTGCATGCCAATGAACGTCCCAACGGCGTGGTGGACAGTACGCGGGGCGCGGTGCCGGTG GTCAGCCCGCCGTGCAGGTTCGGTGAGATGGTGGCGGACGTGACCCACAAGAGAGAGGAG TTCACCAACGCGGAAGTGGCCTTCTGATCGTTGCGAGGGAATGAAAATGAAGGTGGACGT GTGTGGTCAGCATCCATACGTGGCTGCCTGCTTCATCGCTTGCAATCGTACTACTACCTA CCTATGCAGTTCAAGTCATGTGTTGTCAATGTAAGTGTGATGTTTACACTAGTCTATGAA AGGCAGGGCAGACGAGGGTAGTGTGCCAAGTAAAAGTGTGTCATTATAGGTGTAAGTGTT GAGAATAAGACCATTTTTGTTCACAAAAAAAAAAAAAAA
b) in Tomate Start
AI I I I I lACAATTCCAAGAAAAGAAAACAATTTGGTCATAGTGTCGACJÄ GGTGTGCCCAAATAG
CAATCCAGTAGTAGAAAAAGTATGTGAATTATATGAACAAATTTCAAGATTGGAGAACCTτAGCC
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AGCTGAGGGACTTTTAGAGTCACACTTTTCTAA TTCTTTCCTCCTATGAAAACCCCCTTCAAC
ATCTTCACATTTTCCCATATTTTGACAATTACATCAAACTCAGCTTACTτGAGTACAACATCCTTA
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CACTTGTTTTAGCTACCAMCATCTTAAAACCACTTGTTTTCACAACTATGACATTGATGTGGATG
CTAATTTCATGGCGTCCGCCCTTGTGGCGGCCGATCCAGACATGTCCAGCCGTATGACTTTTCA
TACGGCTGACGTCATGGATGTAACGTGTGCCTTGAAAGACTACGATGTAGTCTTTCTGGCCGCG
TTAGTTGGTATGGACAAAGAGGATAAAGTTAAGGTGGTTGATCATCTAGCTAAATACATGTCTCC
AGGGGCTACCCTGATGCTTAGAAGTGCACATGGτGCACGTGCTTTTCTATACCCTGTCCTAGAT
CCTCGGGATCTACGAGGATTTGAGGTACTATCGGTGTACCATCCTACAGATGAAGTGATCAATT
CTGTAATAATTGCAAGAAAATTGCCAGTTCCTAGTGTTCCACTACTTGATGGATTGGGTGCCTAT
GTGTTACCTAGCAAATGTGCTTGTGCTGAGATTCATGCTTTCAATCCACTCAATAAGATGAATCT
Stop
GGTTGAAGAATTTGCTCTGGAGGAqrG^fGTGAGATTTATGTCTTGTGTTATGTTTCAATAATAAT ATTACTGGAGCACTTCCAi I I I IATTGTAATTTTGTATCCCTAACTGTTTTATCAGTGTGTCCTATT TGTGTGTCTCAAACTACAAGAAAAAAGAAAAAGGCATGAGGCCTTTTGTT TCTTACAAATTTTA TCTAATATCTCGTGCCCA
Neben den angegebenen Aminosäure- und DNA-Sequenzen gehören auch deren Fragmente, Varianten und Mutanten zum Umfang der vorliegenden Erfindung.
Die erfindungsgemäßen DNA-Sequenzen eröffnen eine grundlegend neue Möglichkeit, den pflanzlichen MineralεtoffWechsel zu beeinflussen. Sie können mittels geeigneter Vektoren in das Genom von Pflanzen übertragen werden. Das führt zu transgenen Pflanzen mit Überproduktion von Nicotianamin und gesteigerter Spurenelement-Effizienz (vor allem Eisen, Kupfer, Zink).
Grundsätzlich sind die neuen DNA-Sequenzen für einen Transfer in sämtliche Pflanzen geeignet. Bevorzugt ist jedoch der Einsatz der Nicotiana in-Synthase-DNA aus dikotylen Pflanzen für die gleichen oder für weitere dikotyle Pflanzen, beispielsweise der DNA aus der Tomate für Tomaten, Kartoffeln, Zuckerrüben, Soja usw.
Der Einsatz von aus monokotylen Pflanzen erhaltener DNA ist demzufolge für die gleichen oder weitere monokotyle Pflanzen bevorzugt, beispielsweise der DNA aus Gerste für Gerste und für weitere Getreidearten.
Die Übertragung zusätzlicher Nicotianamin-Synthase-Genkopien in das Genom von Pflanzen und ihre Organ- und Ontogenesespezifische Expression führt durch Erhöhung der Nicotianamin- Konzentration zu einer Optimierung der Verteilung der o. g. Spurenelemente und damit zu verstärkter Vitalität, höherer Biomasseproduktion und somit letztlich zu besseren Erträgen. Kultursorten von z. B. Getreiden können so mit höherer Effizienz in Gebieten mit Mangelböden angebaut werden.
Eine weitere Möglichkeit besteht im Absenken der Nicotianamin-Konzentration in den Pflanzen, was vorzugsweise durch den Aufbau von Nicotianamin-Synthase-antisense- Konstruktionen zur Phytoremediation erfolgt (Suppression der Nicotianamin-Synthase-Aktivität) .
Mit Hilfe solcher Konstrukte und deren Transfer in die Pflanzen können die Wildtyp-gemäßen Nicotianamin- Konzentrationen stufenweise abgesenkt werden, um die Aufnahmereaktionen der Wurzel für solche Schwermetalle zu aktivieren, mit denen Nicotianamin Komplexe zu bilden vermag, also Cu, Ni, Co, Zn, Fe, Mn und andere. Die daraus folgendende Überaufnahme aus dem Boden kann zur Sanierung von Schwer etall-belasteten Böden genutzt werden.
Das Absenken der Nicotianamin-Konzentration in Pflanzen kann auch durch homologe Rekombination der Nicotianamin-Synthase erfolgen.
Die mit der Erfindung zur Verfügung gestellten Aminosäuresequenzen gemäß Anspruch 4-6 sind ferner als Ausgangspunkt für ein Herbizidtargeting geeignet. Potentielle Herbizide werden getestet, ob sie die Enzym-Aktivität der Nicotianamin-Synthase hemmen. Der Ausfall der Enzymaktivität führt durch Disorganisation des Mineralstoffwechsels zu semiletalen Pflanzen, die unter Feldbedingungen keine Entwicklungschancen gegenüber den mit einer entsprechenden Herbizidresistenz ausgestatteten Kulturpflanzen haben.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit der Erfindung besteht darin, daß das chemosynthetisch bisher höchstens im mg- Bereich zugängliche Nicotianamin jetzt auf biotechnologischem Wege gewonnen werden kann. Notwendig ist dazu der Transfer des Nicotianamin-Synthase-Gens in einen für die Produktion geeigneten Mikroorganismus, z. B. E. coli oder Bac. subtilis. Das damit in ausreichenden Mengen herstellbare Nicotianamin wird in der Medizin (u.a. als Angiotensin I-Konversionsenzym- Inhibitor, d.h. als Blutdrucksenker) und als Leitstruktur für weitere Synthesen eingesetzt. Diese neue Möglichkeit erlaubt auch erstmals die gezielte Produktion von speziellen Stereoisomeren des Nicotianamins, wie sie für die volle biologische Aktivität notwendig sind.
Gegenstand der Erfindung sind auch transgene Pflanzen, die DNA-Sequenzen enthalten, welche die Nicotianamin-Synthase kodieren, ebenso wie Pflanzen, die Antisense-Sequenzen gegen die in den Pflanzen vorhandenen Nicotianamin-Synthase-Gene beinhalten.
Die Erfindung soll nachfolgend durch Ausführungsbeispiele näher erläutert werden.
Beispiel 1: Nicotianamin-Synthase aus Gerste
Wurzelgewebe von Gerstenpflanzen, die unter Eiεenmangel kultiviert wurden, wird unter flüssigem Stickstoff homogenisiert. Die Extraktion der Proteine mit einem speziellen Extraktionspuffer, dem verschiedene Protease- Inhibitoren zugesetzt sind, und alle anschließenden Isolierungsschritte geschehen bei 0°C. Mittels Hydrophober Interaktions-Chromatographie, Anionenaustausch-Chromato- graphie (DEAE-Sephacel ) , Hydrophober Interaktions-Re- Chro atographie, Anionenaustausch-Chromatographie (Res™Q) , Hydroxylapatit-Chromatographie und Gelfiltration wird ein Enzymextrakt mit etwa 140-facher Aufreinigung erhalten.
Die Proteinfraktion mit Nicotianamin-Synthase-Aktivität enthält das SAM-bindende *Polypeptid B'. Dessen Reindarstellung und die Bestimmung partieller Aminosäuresequenzen führt zur Ableitung sequenzspezifischer Oligonukleotide. Mit Hilfe der RACE (rapid amplification of cDNA ends)-Technik wurde ein Teil der Nicotiana in-Synthase- Gensequenz aus Gerste isoliert. Eine Datenbanksuche findet kein bereits beschriebenes ähnlichens Gen, mit Ausnahme zweier anonymer, aus dem Genomprojekt resultierender Arajbidopsis-Sequenzen. Die gefundene Nicotianamin-Synthase- Sequenz repräsentiert demnach ein neues Pflanzengen.
Beispiel 2: Aktivitätsbestimmung der Nicotianamin-Synthase
Zur Aktivitätsbestimmung der Nicotianamin-Synthase, besonders zur Kontrolle der Reinigungsschritte bei Isolierung des Enzyms, wurde folgender Assay entwickelt:
Nach Homogenisieren von 3 g Pflanzenmaterial (Frischgewicht) unter flüssigem Stickstoff wurde das pulverisierte Material in 5 ml Extraktionεpuffer (100 mM HEPES, 5 mM MgCl2, 5 mM KC1, 1 mM EDTA, 30 mM Dithiothreitol , 1.4 μl Leupeptin, 1% (w/v) Polyvinylpyrolidon 360, 0.2% (w/v) Rinderserumalbumin, 0.2% (w/v) Casein, 200 μM S-Adenosyl-Methionin und 10 μM E64 pH 8.2) aufgenommen. 2.5 ml des Überstandes wurden nach der Zentrifugation (13.000 g, 3 min, 4"c) auf eine PDIO-Säule (Pharmacia) geladen, die vorher mit 12 ml Inkubationspuffer (50 M Tris, ImM EDTA, 3 mM Dithiothreitol, 50 μM Methionin, 200 μM S-Adenosyl-Methionin, 500 μM ATP und lOμM E64, pH 8.7) äquilibriert wurde. Nach der Elution mit 3.5 ml Inkubationspuffer wurde der Proteinextrakt mittels Ultrafiltratiόn konzentriert und für den Enzymtest eingesetzt. Die Bestimmung der Nicotianamin-Synthase- Aktivität erfolgte bei Tomate genauso wie bei Gerste. Ausgetauscht wurde lediglich der Proteasehemmstoff E64 gegen 0.1 M 4-Amidinophenylmethansulfonylfluorid und 20 μg/ml Antipain.
Die Enzymaktivität der Nicotianamin-Synthase wurde jeweils über die Produktmenge des aus 3 Molekülen S-Adenosyl-L- [carboxyl-14C]methionin synthetisierten "c-Nicotianamins quantifiziert. Unter Standardbedingungen erfolgte eine Inkubation von 50 μl Extrakt mit 20 μM "c-S-Adenosyl- Methionin bei 30 "C, pH 8.7, für 5 oder 10 min. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 99%-igem Methanol in einem Verhältnis von l:l (v/v) abgestoppt und die Proben bis zur Quantifizierung bei -80°C gelagert. Unmittelbar vor der
Dünnschichtchromatographie wurden die Proben aufgetaut und für 10 min bei 15.000 g und 4*C zentrifugiert.
Die Trennung von S-Adenosyl-L-[carboxyl-a"',lC]methionin und x*C-Nicotianamin erfolgte dünnschichtchromatographisch. Zur Identifizierung des 1AC-Nicotianamins wurde unmarkiertes Nicotianamin als Referenzsubstanz aufgetragen, das sich mit Ninhydrin anfärben läßt. Die Entwicklung der Chromatogramme auf Kieselgelplatten erfolgte entweder mit 1-Propanol/Wasser (7/8, v/v) oder mit Phenol/Butanol/Ameisensäure/Wasεer (12/3/2/3 v/v). Die Quantifizierung deε Reaktionsprodukteε wurde mit einem Bio-Imaging Analyser Fuji BAS 2000 vorgenommen.
Beispiel 3: Isolation der Nicotianaminsynthase aus der Tomate
Die Mutante chloronerva enthält kein Nicotianamin und ist eine semi-lethale Mutante. Zur Isolation des Genes für die Nicotianaminsynthase wurde ein marker-gestützter Ansatz gewählt. Hierzu wurde das chloronerva-Gen auf der genetischen Karte der Tomate auf Chromosom 1 lokalisiert. Das chloronerva-Gen liegt auf einer hochauflösenden genetischen Karte zwischen den zwei RFLP- Sonden CT224 und CT67. Ausgehend von dieser Information wurden für diese RFLP-Sonden die dazu gehörenden künstlichen Hefechromosomen (YACs) aus einer Bibliothek der Tomate isoliert. Die Analyse der Enden der YAC-Klone, welche mit der Sonde CT67 isoliert wurden, zeigen, daß die Enden zweier YACs (YAC156 und YAC403) eine Rekombination links bzw. rechts des Genes liegen. Das chloronerva-Gen liegt also zwischen diesen zwei Sonden. Ausgehend von diesen Enden (403 AL und 156AR) wurde in einem zweiten Schritt ein Kosmidkontig in einem Transformations vektor für die Region zwischen den Sonden 403 AL und 156AR erstellt. Die Kosmide wurden dann in die chloronerva-Mu.ta.nte transformiert und es konnte eine Komplementation der Mutante erreicht werden. Die Komplementation zeichnet sich dadurch aus, daß der semi- lethale Phänotyp der Mutante zum normalen Wildtyp komplementiert wird. Eine detailierte Suche nach dem Gen in der komplementierenden DNS resultierte in der Identifikation einer cDNs und des dazugehörigen Genes, welches als Kandidat für das chloronervα-Gen in Frage kam. Diese cDNS zeigte keine signifikante Homologie mit bis dahin bekannten Genen und es konnte eine Punktmutation in der chloron ervα-Mutante (Aminosäure 238) identifiziert werden. Die korrespondierende genomische Sequenz enthält keine Introns und entspricht damit der cDNS-Sequenz. Der Nachweis, daß dieses Gen für die Nicotianaminsynhase kodiert erfolgt durch einen enzymatischen Test. Die kodierende Sequenz der Nicotianaminsynthase wurde aus dem Wildtyp und der Mutante mit Hilfe der Polymerasekettenreaktion amplifiziert und in einen Expressions vektor (pET12a) kloniert. Nach Transformation in Escherichia coli (Stamm 173, DE3) wurde die Expression des Genes induziert und das exprimierte Protein auf Nicotianaminsynthase- aktivität getestet. Die Aktivitätsbestimmung erfolgte wie in Beispiel 2 dargestellt. Das Wildtypgen zeigt klare Nicotianamin- synthaseaktivität, wogegen das mutierte chloronervα-Gen keine Nicotianaminsynthaseaktivität zeigt. Diese Ergebnisse bestätigen, daß das chloronervα-Gen tatsächlich für die Nicotianaminsynthase kodiert.