Plasminogenaktivator mit verbesserter Zymogenität und verminderter Fibrinbindung
Die Erfindung betrifft neue Plasminogenaktivatoren mit verbesserter Zymogenität und verminderter Fibrinbindung, Arzneimittel zur Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen, pharmazeutische Zusammensetzungen, welche solche Plasminogenaktivatoren enthalten und deren Verwendung.
Gewebsplasminogenaktivator (t-PA) ist eine aus mehreren Domänen bestehende Serinprotea- se, welche die Umwandlung von Plasminogen in Plasmin katalysiert und zur fibrinolyti sehen Therapie verwendet wird.
Es sind eine Vielzahl von t-PA- Varianten und Mutationen bekannt, vgl. beispielsweise die Übersichtsartikel T.J.R. Harris (1987) und J. Krause (1988).
Zur Wirkungsweise von t-PA ist unter anderem bekannt, daß die Fibrinolyse teilweise durch die Interaktion zwischen t-PA und Plasminogenaktivator-Inhibitor 1 (PAI-1, ein Serinpro- tease-Inhibitor aus der Seφinfamilie) reguliert wird. Die Bindung von PAI-1 an t-PA erfolgt im wesentlichen über die Aminosäuren 296 - 302. Eine Mutation dieses Bereichs vermindert den inhibitorischen Einfluß von PAI-1 auf t-PA (E.L. Madison et al. (1990)). Zum Mechanismus der Interaktion zwischen dem Aminosäurebereich 296 - 302 von t-PA mit PAI-1 wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt (vgl. auch E.L. Madison, Nature 339 (1989) 721 - 723; RN. Schohet, Thrombosis and Haemostasis 71 (1994) 124-128; C.J. Refmo, Thrombosis and Haemostasis 70 (1993) 313 - 319; Ν.F. Paoni, Protein Engineering 6 (1993) 529 - 534 und Thrombosis and Haemostasis 70 (1993) 307 - 312; W.F. Bennett, J. Biol. Chem. 266 (1991) 5191 - 5201, D. Eastman, Biochemistry 31 (1992) 419 - 422).
Nicht modifizierter humaner t-PA (im weiteren als t-PA bezeichnet) besteht in seiner im Plasma vorkommenden Form aus 527 Aminosäuren und kann durch Plasmin in zwei Ketten, die dann noch über eine Disulfidbrücke zusammengehalten werden, gespalten werden. Die A-Kette (auch schwere Kette genannt) besteht aus vier strukturellen Domänen. Die Finger- domäne (Aminosäuren 1 - 49) zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit den Fingerstrukturen in
Fibronektin. Die Growth-Factor-Domäne (Aminosäuren 50 - 86) ist in gewissem Umfang homolog zu murinen und humanen epidermalen Wachstumsfaktoren. Die Kringledomäne (Aminosäuren 87 - 261) ist im großen Umfang homolog zur vierten und fünften Kringledomäne von Plasminogen. Die Finger- und Kringle-2-Domänen von t-PA sind in der Fibrinbindung und in der Stimulation der proteolytischen Aktivität durch Fibrin besonders involviert. Die B-Kette von t-PA (Aminosäuren 276 - 527, Proteasendomäne) ist eine Serinprotease und weitgehend homolog zu den B-Ketten von Urokinase und Plasmin (T.J.R. Harris (1987) und J. Krause (1988).
Die Stimulierbarkeit der Aktivität durch Fibrin oder durch Fibrin-Spaltprodukte ist ein wesentliches Merkmal von t-PA, das t-PA von den anderen bekannten Plasminogenaktivatoren, wie z. B. Urokinase oder Streptokinase unterscheidet. Die Stimulierbarkeit kann durch Modifikation der Aminosäuresequenz von t-PA weiter verbessert werden. Ein Maß für die Stimulierbarkeit ist das Verhältnis der katalytischen Effizienz (Kcat/Km) in Gegenwart und in Abwesenheit von Fibrin. Kca{ ist die Geschwindigkeitskonstante der katalytischen Reaktion und Km ist die Michaeliskonstante. Die Stimulierbarkeit von t-PA kann z.B. bei Modifikation der Aminosäuren 292 und/oder 305 auf das 19- bis 81 fache steigen (E.L. Madison et al., Science 262 (1993) 419 - 421.
Aus dem US-Patent 5,501,853 sind t-PA-Derivate bekannt, welche im Bereich der Aminosäuren 272 - 280, insbesondere im Bereich 274 - 277 und zusätzlich im Bereich der Glykosylierungsstellen (117 - 119 und 184 - 186) modifiziert sind. Solche t-PA-Derivate besitzen eine verbesserte proteolytische und plasminogenolytische Aktivität, eine verringerte Empfindlichkeit für Inhibition, eine verbesserte Affinität für Fibrin und/oder verbesserte Fibrinabhängigkeit der plasminogenolytischen Aktivität.
Der Wirkmechanismus von t-PA in vivo ist beispielsweise in Korninger und Collen, Thromb. Haemostasis 46 (1981) 561 - 565 beschrieben. t-PA aktiviert Plasminogen zu Plasmin. Plasmin spaltet Fibrin zu löslichen Fibrinspaltprodukten. Natürlicher humaner tPA und auch rekombinant hergestellter t-PA liegen üblicherweise im wesentlichen in einkettiger Form vor. Einkettiger t-PA wird durch im Blut vorhandene Protease/Plasmin zwischen Aminosäure 275 (Arginin) und 276 (Isoleucin) in zweikettigen t-PA gespalten, wodurch die Aktivität zunimmt.
Die enzymatische Aktivität der einkettigen Form bei der therapeutischen Anwendung ist nicht vernachlässigbar, was zu unerwünschten Wirkungen außerhalb des aufzulösenden Blut-
clots führt. Zweikettiges t-PA hat gegenüber kleinen Substraten und gegenüber Plasmin, in der Abwesenheit von Fibrin, eine größere Aktivität als einkettiger t-PA. In der Gegenwart von Fibrin, sind die Aktivitäten beider t-PA-Formen jedoch etwa annähernd gleich.
Aus W.F. Bennett et al., J. Biol. Chem. 266 (1991) 5191 - 5201 ist bekannt, daß durch Modifikation des Aminosäurebereichs um Aminosäure 275, durch Modifikation der Bereiche 339 - 351 oder 410 - 440, insbesondere an den Aminosäuren 417, 428 und 433, das Verhältnis der Aktivität der einkettigen und zweikettigen Form (Zymogenität) um den Faktor fünf bis sieben, gegenüber Wildtyp-t-PA erhöht werden kann.
In der WO 90/02798 sind t-PA- Varianten mit erhöhter Zymogenität beschrieben, die Substitutionen, Deletionen oder Insertionen um die Position 305, vorzugsweise 297 - 305, enthalten. Weiter werden dort zymogene Varianten beschrieben, welche an weiteren Positionen, u.a. an Position 267, einen Aminosäureaustausch enthalten. Diese Varianten zeigen jedoch die für t-PA spezifische hohe Fibrinbindung.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, verbesserte t-PA-Mutanten zur Verfugung zu stellen, die insbesondere in der Lage sind, tief in das Gerinnsel einzudringen und schwer aufzulösende Clots zuverlässig, sicher und schnell aufzulösen.
Die Aufgabe wird gelöst durch einen Plasminogenaktivator vom Gewebsplasminogenaktiva- tortyp, der gekennzeichnet ist durch
a) eine proteolytische Spaltbarkeit der einkettigen Form durch Plasmin,
b) eine Zymogenität, die mindestens um den Faktor 1,5 größer ist als die Zymogenität von t-PA
c) und dessen Fibrinbindung soweit reduziert ist, daß der genannte Plasminogenaktivator zu mehr als 50 % in einen Blutclot eindringen kann.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß erfindungsgemäße Plasminogenaktivatoren in der Lage sind, Blutclots sehr schnell, sicher und nachhaltig aufzulösen. Es wird angenommen, daß die erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren in ihrer einkettigen Form weitgehend und homogen den Blutclot durchdringen können und erst tief im Clot nach Aktivierung von fibringebundenem Plasminogen zu Plasmin in die zweikettige Form überführt werden.
Dadurch können schwer aufzulösende Clots, wie sie bei tiefen Venenthrombosen oder peri- pheren, arteriellen Verschlüssen vorliegen, mit den erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren schnell und erfolgreich aufgelöst werden. Gleichzeitig wird die systemische Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin vermieden.
Unter der Zymogenität ist der Quotient aus der Aktivität der zweikettigen Form und der Aktivität der einkettigen Form zu verstehen. Die Aktivität wird im amidolytischen Test bestimmt. Mit einem solchen Plasminogenaktivator wird eine hohe Selektivität und Effektivität der Thrombusauflösung in vivo bei drastisch verminderten Nebenwirkungen erreicht.
Die Zymogenität kann durch Änderungen der Aminosäuresequenz des Plasminogenaktivators erfindungsgemäß erhöht werden. Derartige Veränderungen sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise von W.F. Bennett et al.(1991) (s.o.) sowie in der WO 90/02798 beschrieben. Weitere Modifikationen des Plasminogenaktivators, die zu einer erhöhten Zymogenität führen, sind in der europäischen Patentanmeldung Nr. 971 13937.3 beschrieben.
Aus der Kristallstruktur der katalytischen Domäne von rekombinantem, humanem t-PA in einem kovalenten Komplex mit Dansyl-Glu-Gly-Arg-Chloromethylketoninhibitor zeigt sich, daß die Lys 429 Seitenkette in der Ile 276-Tasche gebunden ist und eine asymmetrische Salzbrücke mit Asp 477 bildet. Asp 477, die Aktivierungsstelle und die Substraterkennungsstelle sind in einkettigem t-PA ebenso arrangiert wie in zweikettigem t-PA (Lamba, D. et al, J. Mol. Biol. 258 (1996) 117 - 135). Lys 429 spielt eine wesentliche Rolle für die Aktivität des einkettigen t-PA und führt damit zu einer geringen Zymogenität. Das N-terminale Segment der katalytischen Domäne ist an den Rest des Moleküls über die Disulfidbrücke Cys 264-Cys 386 gebunden. Der „Activation loop" umfaßt die Reste Gin 273 bis Phe 281 und schließt hierbei die Aktivierungsspaltstelle Arg 275, Ile 276 ein.
Die Zymogenität der erfindungsgemäßen t-PA-Mutanten kann im wesentlichen durch Desta- bilisierung der Struktur des „activation loops" erhöht werden. Dies kann beispielsweise durch Unterbrechung der Salzbrücke zwischen Lys 277 und Glu 418 erfolgen. Die Unterbrechung der Salzbrücke ist beispielsweise möglich durch Austausch dieser Aminosäuren, um eine Ladungsveränderung oder eine alternative Salzbrücke zu bewirken. Die Destabilisierung des „activation loops" kann auch durch Störung der Wechselwirkung zwischen dem „activation loop" bei Thr 461 und dem Aminosäurebereich Gly 265 - Phe 274 sowie der Salzbrücke Arg 267 - Glu 411 erfolgen. Auch hier ist es zweckmäßig, Aminosäuren auszutauschen. Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Zymogenität ist die vollständige Deletion des
Aminosäurebereichs Gly 265 - Phe 274. Es hat sich gezeigt, daß die teilweise oder vollständige Deletion des Aminosäurenbereichs Gly 265 - Phe 274 die Zymogenität von t-PA und t-PA-Mutanten wesentlich erhöht. Dies ist deshalb besonders überraschend, da bisher davon ausgegangen wurde (Bennett et al., J. Biol. Chem. 266 (1991) 5191 - 5201), daß lediglich der Austausch von Aminosäuren zu einer Verbesserung der Zymogenität führt.
Der bevorzugt teilweise oder vollständig deletierte Aminosäurebereich Gly 265 - Phe 274, mit dessen Modifikation die Zymogenität erhöht werden kann, stellt einen Loop dar, wie sich aus Strukturanalysen der Erfinder ergibt. In der einkettigen Form des Proteins bilden die Aminosäuren 265 - 274 einen "activation loop", der in der Konformation eine Art Deckel oder Schild bildet, welches die Aktivierungstasche gegen Wasserzutritt schützt. In der zweikettigen Form des aktivierten Proteins enthält diese Aktivierungstasche eine Salzbrücke zwischen Asp 477 (194) und dem N-terminalen Ile 276 (16). Diese Salzbrücke ist wesentlich für die Ausbildung der proteolytischen Aktivität. In der einkettigen Form des Proteins stabilisiert das durch den loop gebildete Schild, durch Verhinderung des Wasserzutritts, eine Salzbrücke zwischen Asp 477 (194) und Lys 429 (156). Durch diese strukturelle Stabilisierung wird ebenfalls die Aktivität des einkettigen Proteins stabilisiert. Damit hat eine Verkürzung oder vollständige Entfernung des loops zur Folge, daß die Aktivierungstasche besser zugänglich wird und eine inaktive Konformation des einkettigen Proteins stabilisiert wird.
Durch die Mutationen und Deletionen in den genannten Bereichen gelingt es, die Zymogenität, im Vergleich zu humanem t-PA, mindestens um den Faktor 1,5, zu erhöhen.
Erfmdungsgemäß ist die Fibrinbindung des erfindungsgemäßen Plasminogenaktivators soweit reduziert, daß der Plasminogenaktivator zu mehr als 50 % in einen Blutclot eindringen kann und sich somit homogen im Blutclot verteilen kann. Eine solche homogene Verteilung ist durch Anfärben des clots visuell beurteilbar. Die erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren dringen in das Innere des Gerinnsels ein und sorgen somit für eine effiziente Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin im Clot. Derartige Plasminogenaktivatoren basieren beispielsweise auf der Proteasendomäne von t-PA (WO 96/17928) oder auf einer Substanz, welche als t-PA-Domänen im wesentlichen die Kringle 2-Domäne und die Proteasendomäne, nicht aber die Finger-Domäne, enthält (WO 90/09437, US-Patent 5,223,256, EP-B 0 297 066, EP-B 0 196 920).
Die Reduzierung der Fibrinbindung kann dadurch erfolgen, daß die Domäne von t-PA, welche für die Fibrinbindung spezifisch ist (Fingerdomäne) deletiert oder so mutiert ist, daß
eine Fibrinbindung über die Fingerdomäne nicht oder nur in geringem Umfang erfolgen kann (keine fünktionell wirksame Fingerdomäne). Durch die Verminderung der Fibrinbindung wird erreicht, daß der Plasminogenaktivator in den Clot eindringen kann (vorzugsweise zu mehr als 50 %) und sich gleichmäßig verteilt. Dort wird er durch Plasmin gespalten und entfaltet seine Aktivität in der aktiven zweikettigen Form. Ein solcher Plasminogenaktivator zeigt damit keine für tPA typische hochaffine Fibrinbindung mehr. Durch die Kombination von fehlender Fibrinbindung und Zymogenität wird die Potenz des Plasminogenaktivators gesteigert und Nebenwirkungen drastisch vermindert. Das Eindringen des erfindungsgemäßen Plasminogenaktivators in einen Clot kann in einem in vitro-Modell ermittelt werden. Der Umfang der Clotdurchdringung und Verteilung im Clot kann visuell ermittelt werden. Zur Beurteilung wird als Standard der in dem US-Patent 5,223,256 beschriebene Plasminogenaktivator verwendet, welcher in den Clot eindringt, sich homogen verteilt und damit definitionsgemäß den 100 % Wert (bestimmt bei einer Konzentration von 3 μg/ml) darstellt. Als weiterer Standard wird rekombinanter humaner Gewebsplasminogenaktivator gemäß EP-B 0 093 619 verwendet, der definitionsgemäß nicht in den Clot eindringt und im wesentlichen an der Oberfläche bindet. Zur Untersuchung der Clotdurchdringung wird wie in Beispiel 3 c beschrieben vorgegangen. Aus dem Vergleich dieser Standards zeigt sich, daß "Nichteindringen in den Clot" bedeutet, daß der weitaus größte Teil (80 % oder mehr) des Plasminogenaktivators sich im ersten Viertel des Clots befindet, während bei einer "homogenen Verteilung" mindestens 50 % des Plasminogenaktivators weiter in den Clot eindringen und damit in den restlichen drei Vierteln lokalisiert sind.
Gemäß der Erfindung ist unter einem Plasminogenaktivator vom Gewebsplasminogenaktiva- tortyp ein Plasminogenaktivator zu verstehen, dessen Sequenz erkennbar von der Sequenz von humanem Plasminogenaktivator abgeleitet ist. Dies bedeutet zum einen, daß die tPA- charakteristischen Strukturmerkmale (Domänen) zumindest teilweise strukturell erhalten sind. Es hat sich beispielsweise gezeigt, daß Plasminogenaktivatoren, bei denen die Struktur der Kringel 2 und/oder Proteasendomäne noch erhalten sind und zusätzlich die erfindungsgemäßen Modifikationen tragen, im Sinne der Erfindung verwendbar sind. Es ist ebenso möglich, daß weitere Domänen erhalten sind und die erfindungsgemäßen Merkmale durch Dele- tionen, Mutationen und/oder Additionen von Aminosäuren entstehen. Die Veränderungen der Aminosäuresequenz können durch die dem Fachmann geläufigen Verfahren, wie site directed mutagenesis oder PCR, durchgeführt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der erfindungsgemäße Plasminogenaktivator zusätzlich noch so modifiziert, daß er nicht durch PAI-1 hemmbar ist. Eine solche
Modifikation erfolgt vorzugsweise durch Mutation der Aminosäuren 296 - 302 (Madison, E.L. et. al, Proc. Natl. Acad. Sei. USA 87 (1990) 3530 - 3533) und besonders bevorzugt durch Austausch der Aminosäuren 296 - 299 (KHRR) durch AAAA (WO 96/01312).
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform besitzt der erfindungsgemäße Plasminogenaktivator eine gegenüber t-PA verlängerte Plasma-Halbwertszeit, vorzugsweise mindestens 10 Minuten oder länger (Halbwertszeit in der Alpha-Phase).
Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind thrombolytisch aktive Proteine, die vorzugsweise im Gegensatz zu t-PA (Alteplase) für die Verabreichung als i.v. Bolus-Injektion geeignet sind. Sie sind in einer geringeren Dosis wirksam und zeigen praktisch die gleiche thromboly- tische Wirkung wie eine klinisch übliche Infusion von Alteplase.
Die verbesserte Wirkung an schwer aufzulösenden Blutclots und die höhere Sicherheit machen die erfindungsgemäßen Verbindungen zu einem außerordentlich wertvollen Throm- bolytikum für die Behandlung aller thromboembolischen Erkrankungen. Im Gegensatz zu den bisher nur bei äußerst lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt und massiver Lungenembolie zugelassenen Thrombolytika, eröffnet die Benutzung solcher Varianten die Möglichkeit, die Thrombolyse durch die erfindungsgemäßen Verbindungen auch bei weniger akut lebensbedrohlichen Erkrankungen, wie z.B. tiefe Beinvenenthrombose oder arteriellen Verschlüssen, einzusetzen. Darüberhinaus kann die Verwendung von Thrombolytika auf Basis der durch die erfindungsgemäßen Verbindungen nun viel breiter als bisher erfolgen, da die Gefahr der Blutungskomplikationen ebenfalls geringer ist. Unabhängig davon, können die erfindungsgemäßen Verbindungen vorteilhaft auch bei akuten Erkrankungen, wie Herzinfarkt oder Lungenembolie, angewendet werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Plasminogenaktivatoren kann nach den dem Fachmann geläufigen Methoden in eukaryontischen oder prokaryontischen Zellen erfolgen. Vorzugsweise werden die erfindungsgemäßen Verbindungen gentechnologisch hergestellt. Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in der WO 90/09437, EP-A 0 297 066, EP-A 0 302 456, EP-A 0 245 100 und EP-A 0 400 545, welche Gegenstand der Offenbarung für derartige Herstellverfahren sind, beschrieben. Mutationen können durch "oligonucleotide- directed site-speeifie mutagenesis" in die cDNA von t-PA oder einem Derivat davon eingeführt werden. Die "site-speeifie mutagenesis" ist beispielsweise von Zoller und Smith (1984), modifiziert nach T.A. Kunkel (1985) und Morinaga et al. (1984) beschrieben. Ebenso geeig-
net ist das Verfahren der PCR-Mutagenese, welches beispielsweise in Ausubel et al. (1991) beschrieben ist.
Die auf diese Weise erhaltene Nukleinsäure dient zur Expression des erfindungsgemäß verwendeten Plasminogenaktivators, wenn sie auf einem für die verwendete Wirtszelle geeigneten Expressionsvektor vorhanden ist.
Die Nukleinsäuresequenz des erfindungsgemäßen Proteins kann zusätzlich noch modifiziert sein. Derartige Modifikationen sind beispielsweise:
Veränderung der Nukleinsäuresequenz, um verschiedene Erkennungssequenzen von Restriktionsenzymen zur Erleichterung der Schritte der Ligation, Klonierung und Mutagenese einzuführen
Veränderung der Nukleinsäuresequenz zum Einbau von bevorzugten Codons für die Wirtszelle
Ergänzung der Nukleinsäuresequenz, um zusätzliche Regulations- und Transkriptionselemente, um die Expression in der Wirtszelle zu optimieren.
Alle weiteren Verfahrensschritte zur Herstellung von geeigneten Expressionsvektoren und zur Expression sind Stand der Technik und dem Fachmann geläufig. Beschrieben sind derartige Methoden beispielsweise bei Sambrook et al., "Expression of cloned genes in E.coli" in Molecular Cloning: A laboratory manual (1989) Cold Spring Harbor Laboratory Press, New York, USA.
Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten glykosylierten Plasminogenaktivatoren erfolgt in eukaryontischen Wirtszellen. Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten, nicht glykosylierten Plasminogenaktivatoren erfolgt entweder in eukaryontischen Wirtszellen, wobei das dabei zunächst gewonnene glykosylierte Produkt durch dem Fachmann geläufige Methoden deglykosyliert werden muß, oder vorzugsweise durch Expression in nicht glykosylierenden Wirtszellen, besonders bevorzugt in prokaryontischen Wirtszellen.
Als prokaryontische Wirtsorganismen sind beispielsweise E. coli, Streptomyces spec. oder Bacillus subtilis geeignet. Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Protein werden die Pro-
karyontenzellen in üblicher Weise fermentiert und nach Aufschluß der Bakterien das Protein in üblicher Weise isoliert. Falls das Protein in inaktiver Form (Inclusion Bodies) anfällt, wird es nach den dem Fachmann geläufigen Verfahren solubilisiert und naturiert. Ebenso ist es nach den dem Fachmann geläufigen Methoden möglich, das Protein als aktives Protein aus den Mikroorganismen zu sekretieren. Ein hierfür geeigneter Expressionsvektor enthält vorzugsweise eine Signalsequenz, die für die Sekretion von Proteinen in den verwendeten Wirtszellen geeignet ist, und die Nukleinsäuresequenz, welche für das Protein codiert. Das mit diesem Vektor exprimierte Protein wird dabei entweder in das Medium (bei gram-positiven Bakterien) oder in den periplasmatischen Raum (bei gram-negativen Bakterien) sekre- tiert. Zwischen der Signalsequenz und der für das erfindungsgemäße t-PA-Derivat codierenden Sequenz ist zweckmäßig eine Sequenz enthalten, die für eine Spaltstelle codiert, die entweder bei der Prozessierung oder durch Behandlung mit einer Protease die Abspaltung des Proteins erlaubt.
Die Auswahl des Basisvektors, in den die für den erfindungsgemäßen Plasminogenaktivator codierende DNA-Sequenz eingebracht wird, ist abhängig von den später zur Expression verwendeten Wirtszellen. Geeignete Plasmide sowie die Minimalanforderungen, die an ein derartiges Plasmid gestellt werden (z.B. Replikationsursprung, Restriktionsschnittstellen), sind dem Fachmann geläufig. Im Rahmen der Erfindung können auch anstelle eines Plasmids ein Cosmid, die replikative doppelsträngige Form von Phagen (λ, Ml 3) oder andere dem Fachmann bekannte Vektoren verwendet werden.
Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren in Prokaryonten ohne Sekretion ist es bevorzugt, die sich bildenden Inclusion Bodies von den löslichen Zellpartikeln abzutrennen, die Plasminogenaktivator enthaltenden Inclusion Bodies durch Behandlung mit Denaturierungsmitteln unter reduzierenden Bedingungen zu solubilisieren, anschließend mit GSSG zu derivatisieren und den Plasminogenaktivator durch Zugabe von GSH und von Denaturierungsmitteln in nicht denaturierender Konzentration oder von L-Arginin zu renaturieren. Derartige Verfahren zur Aktivierung von t-PA und Derivaten aus Inclusion Bodies sind beispielsweise in der EP-A 0 219 874 und EP-A 0 241 022 beschrieben. Es können jedoch auch andere Verfahren zur Gewinnung des aktiven Proteins aus den Inclusion Bodies verwendet werden.
Vorzugsweise erfolgt die Aufreinigung der erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren in Anwesenheit von L-Arginin, insbesondere bei einer Arginin-Konzentration von 10 - 1000 mmol/1.
Die Abtrennung von Fremdproteinen erfolgt vorzugsweise durch Affinitätschromatographie und besonders bevorzugt über eine Adsorbersäule, an der ETI (Erythrina Trypsin Inhibitor) immobilisiert ist. Als Trägermaterial wird beispielsweise Sepharose® verwendet. Die Reinigung über eine ETI-Adsorbersäule hat den Vorteil, daß das ETI-Adsorbersäulenmaterial direkt aus dem konzentrierten Renaturierungsansatz sogar in Gegenwart von so hohen Argi- ninkonzentrationen wie 0,8 mol/1 beladen werden kann. Vorzugsweise erfolgt die Reinigung der erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren über eine ETI-Adsorbersäule in Gegenwart von 0,6 - 0,8 mol/1 Arginin. Die dabei verwendete Lösung hat vorzugsweise einen pH von über 7, besonders bevorzugt zwischen 7,5 und 8,6.
Die Elution der erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren von der ETI-Säule erfolgt durch pH-Erniedrigung sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von Arginin. Vorzugsweise liegt dabei der pH-Wert im sauren Bereich, besonders bevorzugt zwischen pH 4,0 und 5,5.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend ein thrombolytisch erfindungsgemäßes aktives Protein, wobei das Protein vorzugsweise als die einzige die thrombolytische Aktivität bewirkende Struktur die Proteasendomäne und gegebenenfalls die Kringel 2-Domäne des humanen Gewebsplasminogenaktivators enthält.
Die erfindungsgemäß verwendeten Plasminogenaktivatoren können zur Herstellung von Therapeutika in einer dem Fachmann geläufigen Weise formuliert werden, wobei die erfindungsgemäßen Verbindungen üblicherweise mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger kombiniert werden. Solche Zusammensetzungen enthalten typischerweise eine effektive Menge von 0,1 - 7 mg/kg, vorzugsweise 0,7 - 5 mg/kg und besonders bevorzugt 1 - 3 mg/kg Körpergewicht als Dosis. Die therapeutischen Zusammensetzungen liegen üblicherweise als sterile, wäßrige Lösungen oder sterile, lösliche Trockenformulierungen wie Lyophilisate vor. Die Zusammensetzungen enthalten üblicherweise eine geeignete Menge eines pharmazeutischen akzeptablen Salzes, mit der eine isotonische Lösung hergestellt wird. Weiter können Puffer wie Argininpuffer, Phosphatpuffer zur Stabilisierung eines geeigneten pH- Wertes (vorzugsweise 5,5 - 7,5) verwendet werden. Die Höhe der Dosierung der erfindungsgemäßen Verbindungen ist durch jeden Fachmann ohne weiteres zu ermitteln. Sie hängt beispielsweise ab von der Art der Anwendung (Infusion oder Bolus) und der Dauer der Therapie. Aufgrund ihrer verlängerten Plasma-Halbwertszeit sind die erfindungsgemäßen Verbindungen besonders geeignet für eine Bolusanwendung (Einmalbolus, Mehrfachbolus). Eine geeignete Form für eine Bolusanwendung ist beispielsweise eine Ampulle, welche 25 - 1000 mg erfmdungs-
gemäße Verbindung, eine Substanz, welche die Löslichkeit des Plasminogenaktivators verbessert (wie z.B. Tranexamsäure) und Puffer enthält. Die Anwendung erfolgt vorzugsweise intravenös, aber auch subkutan, intramuskulär oder intraarteriell. Ebenso können erfindungsgemäße Plasminogenaktivatoren infundiert oder lokal appliziert werden.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen können als Mehrfachbolus (vorzugsweise als Doppel- bolus) angewendet werden. Geeignete Zeitintervalle sind zwischen 20 und 180 Minuten, besonders bevorzugt ist ein Intervall zwischen 30 und 90 Minuten und ganz besonders ist ein Intervall zwischen 30 und 60 Minuten bevorzugt. Darüber hinaus ist auch eine Gabe als Infusion über einen längeren Zeitraum möglich.
Die erfmdungsgemäßen Verbindungen eignen sich insbesondere zur Behandlung von allen thromboembolischen Erkrankungen, wie z.B. akuter Herzinfarkt, Hirninfarkt, Lungenembolie, vorzugsweise aber von tiefen Beinvenenthrombosen und akuten arteriellen Verschlüssen. Insbesondere bei tiefen Beinvenenthrombosen oder peripheren arteriellen Verschlüssen, kann eine Infusion über mehrere Tage (z.B. 1 - 4 Tage) vorteilhaft sein. Besonders bevorzugt werden die erfindungsgemäßen Verbindungen zur Behandlung von subchronischen thromboembolischen Erkrankungen, bei denen eine längere Thrombolyse durchgeführt werden muß, angewendet.
Es ist bevorzugt, die erfindungsgemäßen Verbindungen in Kombination mit einem Hemmstoff der Gerinnung (Antikoagulans), wie z. B. Heparin und/oder einem Hemmstoff der Plätt- chenaggregation anzuwenden, wodurch die Gefäßöff ungswirkung bei geringen Nebenwirkungen gesteigert wird. Die Gabe von Antikoagulantien kann zeitgleich oder zeitversetzt zur Gabe der erfindungsgemäßen Verbindung erfolgen. Ebenso bevorzugt ist der Zusatz von durchblutungsfördernden Stoffen oder die Mikrozirkulation verbessernde Stoffe.
Die folgenden Beispiele, Publikationen, das Sequenzprotokoll und die Abbildung erläutern die Erfindung, deren Schutzumfang sich aus den Patentansprüchen ergibt, weiter. Die beschriebenen Verfahren sind als Beispiele zu verstehen, die auch noch nach Modifikationen den Gegenstand der Erfindung beschreiben.
Unter "rPA" ist im weiteren ein rekombinanter Plasminogenaktivator zu verstehen, der aus den Domänen K2 und P von humanem tPA besteht. Die Herstellung solcher Plasminogenaktivatoren ist beispielsweise im US-Patent 5,223,256 beschrieben.
Unter rPA (ΔG265, L266) ist zu verstehen, daß im aus den Domänen K2 und P bestehenden Plasminogenaktivator die Aminosäuren 265 und 266 deletiert wurden (Aminosäurenbezeichnung analog TJ. Harris (1987)).
Figur 1 ist eine schematische Darstellung des Plasma-Clot-Penetrations-Modells. Um eine durch Scherkräfte induzierte Koagulation des Plasmas zu vermeiden, wurde der Druck durch ein Pufferkompartiment (schraffiert) erzeugt. Die Mischung von Puffer und Plasma über dem Clot (gepunktet) wurde durch Verwendung einer Blasenfalle verhindert.
1.: Pufferreservoir, 2.: peristaltische Pumpe, 3.: Blasenfalle, 4.: Spritze für die Injektion des fibrinolytischen Agens, 5.: Pipettenspitze mit Clot (doppelt schraffiert), 6.: Schlauchklemme, 7.: Druckelement.
Fig. 2 - 4 zeigt die Ergebnisse von Beispiel 3 b). Es wurden r-PA (E418K), r-PA (H417T) und r-PA (K429Y) jeweils mit r-PA verglichen.
Fig. 5 zeigt den Vergleich der Fibrinbindung von t-PA, r-PA und r-PA (F274P, E418K).
Fig. 6 zeigt den konzentrationsabhängigen Einfluß von r-PA und r-PA- Varianten auf den Fibrinogengehalt im Plasma.
Fig. 7 zeigt den konzentrationsabhängigen Einfluß von r-PA und r-PA-Varianten auf die Thrombinzeit.
Fig. 8 zeigt den konzentrationsabhängigen Einfluß von r-PA und r-PA- Varianten auf den Plasminogengehalt.
Fig. 9 zeigt den konzentrationsabhängigen Einfluß von r-PA und r-PA- Varianten auf den α2- Antiplasmingehalt im Plasma.
Beispiel 1
Rekombinante Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen
a) Konstruktion des Expressionsplasmids (Deletion Δ G265, L266)
Das Ausgangsplasmid pA27fd, beschrieben in EP 0 382 174, enthält die folgenden Komponenten: tac-Promoter, lac-Operator-Region mit einem ATG-Startcodon, die kodierende Region für das t-PA-Mutein, bestehend aus Kringle 2-Domäne und der Proteasendomäne (rPA) und den fd-Transkriptionsterminator. Der Ausgangsvektor stellt das Plasmid pkk 223-3 dar.
Zur Einführung der Deletion wurde im wesentlichen die Methode von Morinaga et al., Biotechnology (1984) 636 durchgeführt. Zur Heteroduplexbildung werden aus pA27fd zwei geeignete Fragmente isoliert (z. B. Fragment A: das große BamHI-Fragment, Fragment B: der mit Pvu I linearisierte Vektor).
Als Oligonukleotid wurde verwendet: CTCCACCTGCAGACAGTACA (SEQ ID NO:l)
Der Heteroduplexansatz wurde zusammen mit dem Plasmid pUBS520 in E.coli transformiert (Brinkmann et al., Gene 85 (1989) 109). Die Transformanten wurden durch Zugabe von Ampicillin und Kanamycin (jeweils 50 ug/ml) zum Nährmedium selektioniert.
In analoger Weise wurden z.B. die rPA- Varianten
rPA (K 429 Y) rPA (E 418 K) rPA (H 417 T)
hergestellt. (K 429 Y bedeutet z.B., daß Aminosäure K an der Position 429 durch Y ersetzt ist.)
b) Expression in E.coli
Zur Überprüfung der Expressionsleistung wurde der E.coli mit dem jeweiligen Plasmid (siehe Tabelle 1) und pUBS520 in LB-Medium (Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, Cold
Spring Harbor) in Gegenwart von Ampicillin und Kanamycin (jeweils 50 ug/ml) bis zu einer OD bei 550 nm von 0.4 angezüchtet. Die Expression wurde durch Zugabe von 3 x 5 g/1 Lactose initiiert. Die Kultur wurde für weitere 4 Stunden inkubiert. Im Anschluß daran wurden die E.coli Zellen durch Zentrifugati on gesammelt und in Puffer resuspendiert ( 50 mmol/1 Tris-HCl pH8, 50 mmol/1 EDTA); durch Beschallung wurde die Lyse der Zellen herbeigeführt. Durch erneute Zentrifugation wurden die unlöslichen Proteinfraktionen gesammelt und in oben genannten Puffer durch Beschallung resuspendiert. Die Suspension wurde mit A Volumen Auftragspuffer (250 mmol/1 Tris-HCl pH 6.8, 10 mmol/1 EDTA, 5% SDS, 5% Mercaptoethanol, 50% Glycerin und 0.005% Bromphenolblau) versetzt und mit Hilfe eines 12.5% SDS-Polyacrylamidgels analysiert. Als Kontrolle wurde die gleiche Präparation mit einer Kultur von E.coli mit den jeweiligen Plasmiden, die nicht mit IPTG induziert worden war, durchgeführt und im Gel aufgetrennt. In der Präparation der IPTG-induzierten Kultur kann man, nach Anfärben des Gels mit Coomassie Blue R250 (gelöst in 30% Methanol und 10% Essigsäure), eine deutliche Bande mit einem Molekulargewicht von etwa 40 kD erkennen; diese Bande ist in der Kontrollpräparation nicht vorhanden.
Weitere Schritte zur Herstellung der aktiven Verbindung entsprechen den Beispielen 2 und 3 der EP-A 0 382 174.
Beispiel 2
In vivo Charakterisierung
Zur Prüfung der thrombolytischen Potenz und Effizienz der erfindungsgemäßen Proteine wurde das von D. Collen (J. Clin. Invest. 71 (1983) 368-376) etablierte Kaninchenmodell der Halsvenenthrombolyse angewandt. Dabei wurde bei den Tieren in der Halsvene ein radioaktiv markierter Thrombus erzeugt. Die Tiere wurden mit 100 IU/kg Heparin subkutan antikoa- guliert. Alteplase (rekombinanter Wildtyp-Gewebsplasminogenaktivator, "t-PA", kommerziell erhältlich als Actilyse® von der Firma Thomae, Biberach, Deutschland), das in Beispiel 1 beschriebene Protein, Streptokinase (kommerziell erhältlich als Streptase® von der Firma Behring, Marburg, Deutschland) oder Lösungsmittel (0,2 M Argininphosphatpuffer) wurden den Kaninchen intravenös verabreicht.
Die Placebo-Gruppe erhielt eine intravenöse Einmalbolus-Iηjektion von 1 mg/kg Lösungsmittel. Die Alteplase-Gruppe erhielt eine Gesamtdosis von 1,45 mg/kg intravenös verabreicht, davon 0,2 mg/kg als Anfangsbolusinjektion, 0,75 mg/kg als 30-minütige Infusion,
direkt gefolgt von 0,5 mg/kg als 60-minütige Dauerinfusion (Gesamtinfusion: 90 min.). Die Streptokinase-Gruppe erhielt eine 60-minütige intravenöse Infusion von 64.000 IU/kg. Die Gruppe mit dem erfindungsgemäßen Protein erhielt eine intravenöse Einmalbolus-Injektion.
Zwei Stunden nach Beginn der Therapie wurde der Restthrombus entfernt und das Ausmaß der Thrombusauflösung (Thrombolyse) mittels der Abnahme der Radioaktivität im Thrombus bestimmt. Blutproben zur Gewinnung von Plasma wurden vor Therapie und zwei Stunden nach Therapiebeginn abgenommen. Die aktivierte Thromboplastinzeit wurde mittels Standardverfahren gemessen. Außerdem wurde der Blutverlust aufgrund der thrombolyti- schen Therapie quantifiziert. Hierzu wurde vor Gabe der Thrombolytika den Tieren auf dem Oberschenkel mit Hilfe einer Schablone und eines Skalpells ein definierter Hautschnitt von 4 cm Länge und 0,3 cm Tiefe zugefügt. Die dabei entstehende Blutung kam durch die natürliche Gerinnung zum Stillstand. Nach Beginn der Therapie wurde auf die Wunde ein Schwamm gelegt, der das Blut aus der durch die Thrombolyse neu ausgebrochenen Blutung aufsog. Durch Wiegen des Schwammes (nach Abzug des Eigenwichtes) wurde die Menge des ausgetretenen Blutes gemessen und so das Ausmaß der Blutungsnebenwirkung beschrieben.
Sowohl Alteplase als auch die erfindungsgemäßen Proteine von Beispiel 1 sind thrombolytisch hochaktive Substanzen und lösten im Vergleich zur Lösungsmittelkontrolle die Thromben signifikant auf.
Beispiel 3
Vergleich der Clot-Lyse-Aktivität
a) Durchführung des Clot-Lyse-Assays
Im Clot-Lyse-Assay wurde die Aktivität von t-PA und der rekombinanten Proteine von Beispiel 1 bestimmt.
Die Probe wird durch Zugabe von Puffer (0,06 M Na2HPO_ι, pH 7,4, 5 mg/ml BSA (Rinderserumalbumin), 0,01%o Tween® wurden mit 1 ml Human-Fibrinogen-Lösung (IMCO) (2 mg/ml 0,006 M Na2HPO_ι, pH 7,4, 0,5 mg/ml BSA, 0,01% Tween® 80) versetzt und 5 min. bei 37°C inkubiert. Anschließend wurden jeweils 100 μl einer Plasminogenlösung (10 IU/ml 0,06 M Na2HPθ4/Η3Pθ4, pH 7,4, 0,5 mg/ml BSA, 0,01% Tween® 80) und einer Thrombinlösung (30 U/ml 0,06 M Na2HPO4, pH 7,4, 0,5 mg/ml BSA, 0,01% Tween® 80) hinzugegeben und der Testansatz erneut bei 37°C inkubiert. Nach zwei Minuten wird eine
Teflon®-Kugel auf den Fibrin-Clot aufgelegt und die Zeit gestoppt, bis zu der die Kugel den Boden des Test-Röhrchens erreicht hat.
b) Bestimmung der Aktivität im dynamischen Plasmamodell
In diesem dynamischen Plasmamodell werden die erfindungsgemäßen Substanzen unter Bedingungen, die den in vivo Bedingungen ziemlich ähnlich sind, untersucht. Die Substanzen werden in das Plasma über dem Clot gegeben, unter Einwirkung eines dem durch den Herzschlag verursachten Druck ähnelnden peristaltischen Druckes.
200 μl Citratplasma wurden mit 20 μl einer 0,25 mol/1 CaCl2-Lösung gemischt und bei 37°C inkubiert. 0,16 U Thrombin wurden hinzugefügt und die Mischung in eine 1 ml-Pipetten- spitze (Eppendorff, Hamburg, BRD) gegeben. Die Pipettenspitze wurde 2 min. bei 23°C vertikal gelagert, 60 min. in 0,01 mol/1 Tris/HCl, pH 7,4, 0,15 mol/l NaCl2, 0,025 mol/1 CaCl2, 0,01% Tween® 80 inkubiert und in den Clot-Lyse- Apparat gegeben. Die Clot-Lyse- Aktivität wurde in einem aus elastischen Schläuchen zusammengebauten Schaltsystem (Figur 1) bestimmt. Der Durchfluß wird durch eine peristaltische Pumpe erzeugt und in zwei parallele Zweige aufgeteilt. Zweig A enthält die mit dem Plasma-Clot gefüllte 1 ml- Pipettenspitze, welche diesen Zweig verschließt. Zweig B ist eine zu Zweig A parallel verlaufende blinde Leitung. Der Druck wurde mittels einer Schlauchklemme in Zweig B auf lO mbar eingestellt. Plasma (1 ml) wurde auf den Clot gegeben. Die Pumpe wurde eingeschaltet und die Stabilität eines jeden Clots 15 Minuten übeφrüft. Das Fibrinolytikum (Plasma-Endkonzentration zwischen 0,5 und 10 und 20 μg/ml für die Proteine von Beispiel 1 bzw. CHO-t-PA) wurde mittels einer 1 ml-Tuberkulinspritze mit einer hypodermatischen Nadel zur intramuskulären Injektion (Braun, Melsungen, BRD) vorsichtig in das Plasma injiziert. Die Clot-Lyse-Zeit wurde errechnet als Zeitdifferenz zwischen der Zugabe des fibri- nolytischen Enzyms und dem Druckabfall auf 50% des Wertes vor Zugabe des Fibrinolyti- kums. Der Druck wurde mittels eines wasser-geeichten piezoelektrischen Druckerkennungssystems bestimmt und mittels eines Computer-gestützten Dokumentationsprogramms dokumentiert. Die Ergebnisse sind in den Figuren 2 - 4 wiedergegeben.
c) Clotdurchdringung im statischen Modell
800 μl humanes Citratplasma (gesunder Spender) werden gemischt mit 75 μl Ca-Puffer (50 mmol/1 Tris/HCl, pH 7,2, 0,25 mol/1 CaCl2), 20 μl Gelatinelösung (10 % w/v) in 0,9 %
NaCl) und 100 ml Thrombinlösung (8 U/ml, 0,05 mol/1 Natriumcitrat/HCl, pH 6,5, 0,15 mol/l NaCl). 800 μl dieser Mischung werden vorsichtig in eine 2 ml-Säule (Pierce, Rockfort, IL, USA) transferiert. Durch Inkubation für drei Stunden bei 37°C bildet sich ein Plasmaclot. 2 ml Puffer (0,008 mol/1 Na2HPθ4, 0,001 mol/1 KH2PO_ι, 0,003 mol/1 KC1, 0,137 mol/1 NaCl, 0,1 % Rinderserumalbumin, 0,01 % Tween® 80) werden mit dem Plasminogenaktivator, der zuvor mit Glu-Gly-Arg-Chlormethylketon inhibiert wurde, auf die gewünschten Konzentrationen (0, 0,5, 1, 2 und 3 μg/ml) eingestellt und 1 ml dieser Lösung auf die Oberfläche des Clots aufgetragen. Der restliche Puffer wird verworfen. Die Oberfläche des Clots wird mit 2 ml PBS-Puffer (0,008 mol/1 Na2HPO_ι, 0,001 mol/1 KH PO_ι, 0,003 mol/1 KC1 und 0,137 mol/1 NaCl) gewaschen und das Protein fixiert durch Zugabe von 2 ml Glutardialdehyd-Lösung in PBS. Anschließend wird die Clotoberfläche mit 2 ml 50 mmol/1 Tris/HCl, pH 8,0 gewaschen und mit 1 ml Peroxidase markierten polyklonalen Antiköφern gegen t-PA (250 mU/ml) inkubiert. Nach Waschen des Clots mit 1 ml PBS wird das Antiköφer-gebundene Protein durch Inkubation mit 3-Amino-9-ethylcarbazol bestimmt, welches durch Peroxidase in eine unlösliche rote Farbe umgewandelt wird.
Erfindungsgemäße Plasminogenaktivatoren werden nicht an der Oberfläche des Clots konzentriert, sondern dringen in den Clot ein und verteilen sich gleichmäßig. Die Intensität des immunologisch gefärbten Teils des Clots nimmt mit zunehmender Konzentration der erfindungsgemäßen Plasminogenaktivatoren im Plasma zu.
Beispiel 4
Vergleich der Fibrinbindung
In diesem Beispiel werden die thrombolytisch aktiven Proteine von Beispiel 1 auf ihre Fähigkeit geprüft, an Fibrin zu binden, und bezüglich dieser Eigenschaft auch mit Alteplase verglichen.
Proben von Alteplase und eines erfindungsgemäßen Proteins wurden als Lösungen von 1,5 μg Protein/ml hergestellt. Anschließend wurden Proben (100 ul) des thrombolytisch aktiven Proteins jeweils mit 770 μl Puffer (0,05 M Tris/HCl, pH 7,4, 0,15 NaCl, 0,01% Tween® 80), 10 μl Rinderserumalbumin-Lösung (100 mg/ml), 10 μl Aprotinin (3,75 mg/ml), 10 μl Rinderthrombin (Konzentration 100 U/ml) und steigenden Mengen von Fibrinogen (10 μg/ml bis 300 μg/ml) gemischt. Sämtliche Lösungen waren wäßrig. Es ist bekannt, daß Thrombin Fibrinogen in einen unlöslichen Fibrin-Clot überführt.
Die Komponenten wurden gemischt und eine Stunde bei 37°C inkubiert. Anschließend wurde der Überstand durch Zentrifugation vom Fibrin-Clot abgetrennt (15 Minuten, 13.000 UPM, bei 4°C) und die Menge des im Überstand vorhandenen Plasminogenaktivator-Proteins durch einen ELISA, unter Verwendung seiner eigenen Standardkurve für jede Variante, bestimmt. Die Ergebnisse der Fibrinbindung von t-PA, r-PA und r-PA (F274P, E418K) sind in Fig. 5 gezeigt.
Beispiel 5
Vergleich der plasminogenolytischen Aktivität und der Stimulierbarkeit
Eine bekannte Verfahrensweise zur Bestimmung der Stimulierbarkeit der plasminogenolytischen Aktivität ist von Verheijen et al. in Thromb. Haemost. 48 (1982) 266-269 beschrieben.
Die als Stimulator wirkenden Fibrinogenfragmente wurden hergestellt durch Behandlung von Human-Fibrinogen mit Cyanogenbromid (l g Human-Fibrinogen, 1,3 g CNBr in 100 ml Wasser) in 70% v/v Ameisensäure über einen Zeitraum von 17 Stunden bei Raumtemperatur, mit anschließender Dialyse gegen destilliertes Wasser.
Bei der Durchführung des Assays wurden 5 ng/nl tPA bzw. eine äquivalente Konzentration der Proteine von Beispiel 1 inkubiert in 1 ml 0,1 mol/1 Tris/HCl (pH 7,5), enthaltend 0,1 % v/v Tween® 80, 0,13 μmo 1/1 Glu-Plasminogen, 0,3 mmol Substrat S2251 (chromogenes Substrat H-D-Val-Leu-Lys-p-Nitroanilide HC1) und 120 μg/ml Fibrinogenfragmente. Die Mischungen wurden zwei Stunden bei 25°C inkubiert und die Absoφtionsrate bei 405 nm ohne Unterbrechung der Reaktion gegen Kontroll-Leerwerte gemessen. Gemessen wurde die Spaltung des chromogenen Substrats S2251, als Maß für die plasminogenolytische Aktivität des Enzyms. Die Stimulierbarkeit errechnet sich als Aktivität mit Fibrinogenfragmenten geteilt durch die Aktivität ohne Fibrinogenfragmente.
Jeweils 25 μl der Probe, entsprechend vorverdünnt mit 0,1 mol/1 Tris, pH 7,5, 0.15% Tween ® 80, werden in ein "well" einer Mikrotiteφlatte pipettiert. Anschließend werden 200 μl Reagenzmischung hinzugegeben und die Extinktion bei 405 nm über einen Zeitraum von 2 h gegen den Leerwert bestimmt (25 μl, 0,1 mol/1 Tris, pH 7,5, 0,15% Tween® 80 mit 200 μl Reagenzmischung) .
EProbe = (EProbe t - EBV t) - (EProbe 0 - EBV o)
EProbe t = Probenwert nach 2 h
EB V t = Reagenzienleerwert nach 2 h
EProbe 0 = Probenwert zum Zeitpunkt t = 0
EBV 0 = Reagenzienleerwert zum Zeitpunkt t = 0
Reagenzmischung :
5 ml Testpuffer (0,1 mol/1 Tris, pH 7,5, 0,15% Tween® 80)
1 ml t-PA Stimulator (1 mg/ml Bromcyanfragmente von Human-Fibrinogen) l ml Substratlösung (3 mmol/1 S2251, H-D-Val-Leu-Lys-pNA; Chromogenix, Moelndal,
SE)
1 ml Plasminogenlösung (7 U/ml Plasminogen, Boehringer Mannheim GmbH)
Berechnung des Stimulationsfaktors:
Zur Berechnung des Stimulationsfaktors wird die Aktivität in Gegenwart des t-PA Stimula- tors durch die Aktivität in Abwesenheit des t-PA Stimulators dividiert. Die Verdünnung soll jeweils so sein, daß in beiden Präparationen eine annähernd gleiche Extinktion erzielt wird.
Der Reaktionsmischung ohne t-PA Stimulator wird anstatt 1 ml t-PA Stimulator 1 ml H2O zugegeben.
Die Aktivitätsmessung erfolgt in gleicher Weise sowohl in Abwesenheit wie in Gegenwart des Stimulators. Der Stimulationsfaktor F wird wie folgt berechnet:
EProbe mit Stimulator x Verdünnungprobe mj_t stimulator
F =
EProbe ohne Stimulator x erdünnungprobe 0hne stimulator
Die spezifische Aktivität ist der Quotient aus plasminogenolytischer Aktivität (KU/ml) und Proteinkonzentration (mg/ml).
Beispiel 6
Bolusinjektion der rekombinanten Proteine von Beispiel 1 des Ge ebsplasminogen- Aktivators induziert eine wirksame und sichere Thrombolyse in einem Hundemodell der Koronarthrombose
Die Thrombolyse, durch die in E.coli produzierten Proteine von Beispiel 1 können in einem Hundemodell einer durch elektrische Stimulation induzierten Thrombose der linken Herzkranzarterie evaluiert werden.
Beispiel 7
Bestimmung der amidolytischen Aktivität
Zur Bestimmung der amidolytischen Aktivität werden 200 ml Puffer (0,1 mol/1 Tris/HCl, pH 7,5, 0,15 % Tween®und 200 μl der Plasminogenaktivatorlösung (verdünnt mit Puffer auf eine Konzentration von 1 - 12 μg/ml) für 5 Minuten bei 37°C inkubiert. Die Bestimmung wird gestartet zur Zugabe von 200 μl S2288 (6 mmol/1, H-D-Ile-Pro-Arg-P-Nitroanilindihy- drochlorid, Kabi Vitrum, Schweden). Das S2288-Substrat wurde vorequilibriert bei 37°C. Die amidolytische Aktivität wird berechnet aus der Zunahme der Extinktion bei 405 nm innerhalb der ersten 2,5 Minuten, bei einem Extinktionskoeffizient für p-Nitroanilin von 9750 1/mol/cm.
Beispiel 8
Bestimmung der Zymogenität von r-PA (ΔG265, L266)
1. Herstellung von r-PA (ΔG265 , L266)
5.4 mg r-PA (ΔG265, L266) werden durch Inkubation mit 2 ml Plasmin-Sepharose (5 mg Plasmin/ml Sepharose) (45 min bei RT) in die zweikettige Form überführt (r-PA (ΔG265, L266). Die Plasmin-Sepharose wird durch Zentrifugation entfernt.
2. Bestimmung der Zymogenität von r-PA (ΔG265, L266)
Die Bestimmung der amidolytischen Aktivität von r-PA (ΔG265, L266) und t-PA erfolgte wie in Beispiel 7 beschrieben. Die Zymogenität wurde als Quotient aus der spezifischen
Aktivität der zweikettigen Form und der einkettigen Form berechnet und ist gegenüber t-PA deutlich erhöht.
Beispiel 9
Bestimmung der Zymogenität von r-PA (E418K) und anderer erfindungsgemäßer
Mutanten
1. Herstellung von r-PA (E418K) (tc)
5.4 mg r-PA (E418K) werden durch Inkubation mit 2 ml Plasmin-Sepharose (5 mg Plasmin/ml Sepharose) (45 min bei RT) in die zweikettige Form überführt (r-PA (E418K) (tc)). Die Plasmin-Sepharose wird durch Zentriguation entfernt. Die anderen Mutanten wurden analog hergestellt.
2. Bestimmung der Zymogenität
Die Bestimmung der amidolytischen Aktivität von r-PA (E418K) und r-PA (E418K) (tc) erfolgte nach der bereits vorliegenden Methode. Die Zymogenität wurde als Quotient aus der spezifischen Aktivität der zweikettigen Form und der einkettigen Form berechnet.
Für r-PA (E418K) wurde eine Zymogenität von 23 gefunden. Im Gegensatz dazu beträgt die Zymogenität von r-PA nur ca. 4.0.
Die Tabellen 1.1 und 1.2 zeigen die amidolytische Aktivität und die Zymogenität der erfindungsgemäßen Mutanten.
1.1 Amidolytische Aktivität
^Zymogenität = Quotient der amidolytischen Aktivität der zweikettigen und der einkettigen Form
Beispiel 10
Bestimmung der Spezifität
Zur Erfassung der Spezifität der neuen Varianten wurden die Mutanten mit Plasma inkubiert (5 μg/ml, 30 min, 37°C). Anschließend wurden folgende für die Gerinnung wichtigen Parameter bestimmt:
Plasminogen (BM Id.Nr. 233722 140) α2-Antiplasmin (Chromogenix, Nr. 41208) Fibrinogen (BM Id.Nr. 658642 140) Thrombinzeit (Thrombinreagenz BM Id.Nr. 126594 140)
Alle Bestimmungen erfolgten mit den in Klammern aufgeführten, kommerziell erhältlichen Testkits.
Die untersuchten Varianten weisen bezüglich aller Parameter bessere Ergebnisse auf als die Ausgangssubstanz r-PA.
Die Thrombinzeit steigt bei r-PA bis auf 40 s an, bei den Varianten liegt sie zwischen 20 und 35 s (Fig. 7).
Das Fibrinogen fällt bei der Inkubation mit r-PA bis auf 70 mg/dl ab, bei den Varianten M5 und M5.1 werden noch Werte zwischen 100 und 150 mg/dl erreicht. M6 und M8 sind bzgl. dieses Parameters vergleichbar mit r-PA (Fig. 6).
Das Plasminogen fällt bei Inkubation mit r-PA deutlich mehr ab als bei Inkubation mit den Varianten (Fig. 8).
α2-Antiplasmin ist nach der Inkubation mit r-PA nicht mehr meßbar, bei den Varianten sind noch meßbare Mengen an α2-Antiplasmin, bei M5.1 und M8 ist die Ausgangskonzentration nahezu vollständig erhalten (Fig. 9).
M5: rPA (E418K)
M5.1: rPA (F274P, E418K)
M6: rPA (H417T)
M8: rPA (K429Y)
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