Erdbebenüberwachung
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1, das zur Überwachung von Parametern der seismi¬ schen Aktivität in einem Untersuchungsgebiet und insbesondere zur Verbesserung der Möglichkeiten der Erdbebenvorhersage vorge¬ sehen ist.
Es ist bislang nicht möglich, Zeitpunkt, Ort (Epizentrum) und Stärke (Magnitude) für ein zu erwartendes Erdbeben hinreichend exakt zu prognostizieren, damit entsprechende Sicherheitsvorkeh- rungen, insbesondere zum Schutz der betroffenen Bevölkerung ge¬ troffen werden können. Die bisher bekannt gewordenen Verfahren weisen nicht die erforderliche Zuverlässigkeit auf, die es rechtfertigen könnte, einen Erdbebenalarm auszulösen und bei¬ spielsweise großräumige Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten.
Unter der Bezeichnung SEISMOLAP (SEISMicOverLAPping) ist ein von der Anmelderin entwickeltes Verfahren bekannt, das eine erheb¬ lich Verbesserung der Erdbebenvorhersage ermöglicht. Dieses Ver¬ fahren ist in dem ZweiJahresbericht des GeoForschungszentrum Potsdam 1992/93 beschrieben worden. Der Inhalt dieser Publika¬ tion wird hiermit in die Beschreibung einbezogen.
Das bekannte SEISMOLAP-Verfahren beinhaltet die Messung und Quantifizierung zweier Phänomene, nämlich des "seismischen Clu- stering" und der "seismischen Ruhe".
Unter dem "seismischen Ciusnering" versteht man das zeitliche und räumliche Zusammenlaufen (Fokussierung) kleiner Mikrobeben auf den Punkt des späteren großen Erdbebenereignisses. Dieses Phänomen wird durch Bildung des sogenannten SEISMOLAP-Parameters quantifiziert.
Der SEISMOLAP-Parameter (im folgenden: S) wird wie folgt ermit¬ telt (siehe Fig. 2) .
In einem mit einem Netz von Untersuchungsorten oder -punkten versehenen Untersuchungsgebiet wird eine Tabelle oder ein Kata¬ log der aufgetretenen Mikrobeben mit dem Zeitpunkt der Beben, ihrem Ort und ihrer Magnitude erstellt. Nach dem bekannten Ver¬ fahren wird jedem Mikrobeben ein 2...4-dimensionaler Körper zu¬ geordnet. Dieser wird im einfachsten Fall durch ein Quadrat ge¬ bildet, bei Einbeziehung der Bebentiefe durch einen im Epizen¬ trum zentrierten Würfel und schließlich bei Berücksichtigung eines Zeitintervalls (oder Zeitfensters), in das die Beobachtung fällt, durch ein 4-dimensionales Gebilde. Letzteres hat dann die Dimension "km3*Tage", wobei die Zeitachse jedoch lediglich in die Vergangenheit und nicht in die Zukunft reicht.
Auf dem Untersuchungsgebiet wird ein Netz von Gitterlinien ge¬ bildet, deren Schnittpunkten entsprechend jeweils ein 2...4-dimensionaler Körper zugeordnet ist. Dieser wird zum Bei¬ spiel im zweidimensionalen Fall durch ein Quadrat mit der selben Größe wie die den Mikrobeben zugeordneten Quadrate gebildet.
Die Maße der 2...4-dimensionalen Körper, die den Beben bzw. den Schnittpunkten zugeordnet sind, werden in der Regel gleichgroß und je nach den konkreten Bedingungen, insbesondere nach der Stärke der gesuchten bzw. erwarteten Hauptbeben, ausgewählt.
Der Parameter S: ergibt sich durch die Summe sämtlicher Überlap¬ pungen der 2...4-dimensionalen Körper, die jeweils den Beben bzw. dem Schnittpunkt (Untersuchungspunkt) zugeordnet sind, ge¬ mäß Gleichung (1) . Der zweidimensionale Fall ist in Figur 2 il¬ lustriert. Die Orte der Beben sind mit Sternen symbolisiert. Die schwarz gekennzeichneten Bereiche bezeichnen die Überlappungen, deren Summe den Parameter Sx ergibt.
SEISMOLAP_l = S^X^Z,!) = (1) π\,A
wobei für dit bzw . OL gilt :
dij = 0 sonst .
(XjjY./Zj) sind die Koordinaten des zum Zeitpunkt TV auftretenden Bebens, während (X,Y,Z) die Koordinaten des Untersuchungspunktes sind. Dj.3 = DX sind die Dimensionen des Raumfensters und D4 = DT bezeichnet das Zeitfensrer. Mit diesen Größen wird das "Volumen" des 2...4-dimensionalen Körpers definiert, das wiederum als Nor¬ malisierungsfaktor in Gleichung (1) erscheint.
Während also in ursprünglichen Versionen das SEISMOLAP-Verfahren lediglich ein Maß für die räumliche Konzentration von Mikrobeben ermittelte, ging in der zuletzt bekannt gewordenen Version auch eine zeitliche Häufigkeit in die Ermittlung des SEISMOLAP- Parameters mit ein. Zu diesem Zweck wurden vierdimensionale Ge¬ bilde überlagert, die neben den drei Raumkoordinaten als vierte Dimension die Zeit enthalten. Praktisch bedeutet dies, daß Mi¬ krobeben, die weit von einem untersuchten Punkt in der Erdkruste entfernt liegen oder zeitlich lange zurückliegen, nur einen ge¬ ringen oder gar keinen Beitrag zu dem SEISMOLAP-Parameter für einen untersuchten Ort und einen bestimmten Zeitpunkt liefern. Solche, die nahe an dem Punkt liegen, also beispielsweise inner¬ halb eines räumlichen Fensters um den untersuchten Ort, und zeitlich nicht weit zurückliegen, also beispielsweise innerhalb eines Zeitfensters um den bestimmten Zeitpunkt, liefern dagegen einen großen Beitrag. Je dichter die Mikrobeben sich um die un¬ tersuchte Krustenstelie konzentrieren und je öfter sie auftre¬ ten, um so größer ist der SEISMOLAP-Parameter.
Der SEISMOLAP-Parameter kann für einen bestimmten Untersuchungs¬ punkt oder für ein ausgedehntes Gebiet bestimmt werden. Wahlwei¬ se kann auch noch die Stärke des Mikrobebens gewichtet werden. Je stärker das Mikrobeben ist, um so größer wird das entspre¬ chende vierdimensionale Gebilde gewählt.
Die Wirksamkeit dieses bekannten Verfahrens wurde u. a. durch Anwendung ("Nachhersage") auf das Sapanca-Beben (9.12.1988, M = 4,2 auf der nach oben offenen Richter-Skala) unter Beweis ge¬ stellt. Wenige Tage vor dem Beben entfernte sich der SEISMOLAP- Parameter am Epizentrum deutlich von der Null-Linie und kündigte am Abend vor dem Bebentag durch einen besonders kräftigen An¬ stieg das kommende Ereignis an (s. Abb. 10 des o.a. ZweiJahres¬ berichts 1992/93) . Dieses Verhalten des SEISMOLAP-Parameters in der unmittelbaren zeitlichen Umgebung eines größeren Bebens wird als SEISMOLAP-Anomalie bezeichnet.
SEISMOLAP_l ist ein direktes Maß für das seismische Clustering. Hingegen wird die seismische Ruhe durch einen reziproken Wert dieses Parameters quantifiziert (SEISMOLAP_2 oder S2) , siehe Gleichung (2) .
SEISMOLAP_2 = S2(X,Y,Z,T) = {S1 -ι
Die Möglichkeit, nicht nur Akzivitätsphasen, sondern auch Phasen der seismischen Ruhe unterscheiden zu können, wurde so mit der Betrachtung des Kehrwerts von SEISMOLAP_l gefunden.
Alternativ zu Gleichung (2) kann der Kehrwert von SEISMOLAP_l in Bezug auf einen größeren raumlichen Bereich um den Untersu¬ chungspunkt gebildet werden. Dies wird durch den Index GR am Parameter Sx angegeben.
Die Linearkombination aus beiden Parametern Si und S2 :
A • S1 - B • l / S . ι G? = A ' Sx - B • S2 > GR
erlaubt es, sowohl seismische Aktivitäts- als auch Ruhephasen graduell zu unterscheiden. Dabei bedeutet der Index GR ein grö¬ ßeres Gebiet um den Untersuchungspunkt und S1#GR den für dieses Gebiet ermittelten SEISMOLAP_l-Parameter.
Angewendet auf das Sapanca-Beben vom Dezember 1988 ergibt sich eine ausgeprägte Ruhephase, die etwa zwei Wochen andauert und der ein bis zwei Tage vor dem Beben beginnenden Aktivitätsphase vorangeht. In anderen Fällen ergaben sich noch längere Ruhepha¬ sen. Die Ruhephase setzt dabei zum Teil mehrere Monate bis zu einigen Jahren vor dem größeren Erdbebenereignis ein. Die Dauer steht mit der Stärke des kommenden größeren Bebens in Zusammen¬ hang. In der zeitlichen Entwicklung von SEISMOLAP_2 können der¬ artige Ruhephasen besonders gut sichtbar gemacht werden. Diese Beobachtungen haben dazu geführt, daß die Berechnung und Auf¬ zeichnung des Parameters SEISMOLAP_2 in den Mittelpunkt der Un¬ tersuchungen gestellt wurden, denn dieser ist im Prinzip in der Lage, das Erdbebenereignis einige Wochen oder Monate oder bei sehr großen Beben gar Jahre vorher anzukündigen.
Das bisherige Verfahren ist nachteilig, da es noch nicht berück¬ sichtigt, daß die Orte, an denen der Sx- oder S2-Wert berechnet und überwacht wird, eine unterschiedliche Grundaktivität aufwei¬ sen können. An einem Ort mit einer höheren seismischen Grundak¬ tivität hat eine gemessene relative seismische Ruhe eine andere Bedeutung als an einem Ort, der eine niedrige seismische Grun¬ daktivität aufweist. Das bisherige Verfahren bezieht diese Un¬ terschiede von Ort zu Ort nicht in die Berechnung mit ein, was zu Fehlvorhersagen führen kann. Auf jeden Fall wird eine Vorher¬ sage dadurch unzuverlässig.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbesser¬ tes Verfahren zur Überwachung von Parametern der seismischen Aktivität in einem Untersuchungsgebiet und eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens anzugeben, welche insbesondere eine erhöhte Zuverlässigkeit der Erdbebenvorhersage ermöglichen. Insbesondere ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Verfahren zur Überwachung von Parametern der seismischen Aktivi¬ tät anzugeben, das eine verbesserte Vergleichbarkeit der ermit¬ telten SEISMOLAP_2-Parameter von Ort zu Ort liefern kann.
Diese Aufgabe wird durch die Gegenstände der Patentansprüche 1 und 11 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung er¬ geben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Das erfindungsgemäße Verfahren löst die o. a. Aufgabe insbeson¬ dere dadurch, daß als Indikator für ein bevorstehendes größeres Ereignis (Erdbeben der Stärke M > 4) nicht mehr die Werte SEISMOLAP_l oder SEISMOLAP_2 überwacht werden, sondern die Wahr¬ scheinlichkeit für das Auftreten dieser SEISMOLAP-Werte. Extrem¬ werte von SEISMOLAP_2, wie sie z.B. bei einer seismischen Ruhe beobachtet werden, treten dann als signalisierbare Werte äußerst geringer Wahrscheinlichkeit auf. Dies gewährleistet die Ver¬ gleichbarkeit der Werte von Ort zu Ort, auch wenn an den ver¬ schiedenen Orten eine unterschiedliche Grundaktivität der Mikro¬ bebentätigkeit vorhanden ist. Die Wahrscheinlichkeit kann bei dem Verfahren z.B. aus der Anpassung der "Pearson-Typ-3-Wahr- scheinlichkeitsverteilung" an die Häufigkeitsverteilung der SEISMOLAP-Werte bestimmt werden. Diese Wahrschein¬ lichkeitsverteilung wird häufig in der Wasserwirtschaft bei der Modellierung von Extremwasserständen genutzt.
Das Verfahren setzt voraus, daß für jeden Ort, für den eine Vor¬ hersage erfolgen soll, eine anpassungsfähige Häufigkeitsvertei¬ lung existiert, d.h. daß für jeden solchen Ort SEISMOLAP-Werte über einen hinreichend langen Zeitraum aufgezeichnet worden sind, so daß SEISMOLAP-Werte abgeleitet werden können und eine aus diesen SEISMOLAP-Werten gebildete Häufigkeitsverteilung durch eine Kurve einer Pearson-Typ-3-Wahrscheinlichkeitsver- teilung angepaßt werden kann.
Die Erfindung wird im folgenden im einzelnen unter Bezug auf die beigefügten Figuren beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1: Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Parameters
SEISM0LAP_1 für zwei verschiedene Untersuchungspunkte; und
Fig. 2: eine Illustration der aus dem Stand der Technik bekannten Ermittlung des Parameters SEISM0LAP_1.
Erfindungsgemäß werden zunächst in einem Untersuchungsgebiet an einem interessierenden Ort mindestens einer der Parameter SEISMOLAP_l oder SEISMOLAP_2 über einen vorgegebenen Zeitraum ermittelt und daraus entsprechende Häufigkeitsverteilungen aufgestellt.
Hierfür wird ein Zeitraum von dem n-fachen (n>l) des bei der Berechnung der SEISMOLA-?-Werte verwendeten Zeitfensters gewählt. Typischerweise beträgt n gleich 3, so daß bei einem Zeitfenster von z. B. 100 Tagen SEISMOLAP-Daten aus 300 Tagen für die Auf¬ stellung der Häufigkeitsverteilung und die nachfolgende Anpas¬ sung einer Pearson-Typ-3-Wahrscheinlichkeitskurve benötigt wer¬ den.
Anschließend wird für das entsprechende Auftreten von jedem Pa¬ rameter ein Wahrscheinlichkeitswert durch Anpassung einer Wahr¬ scheinlichkeitsverteilung an die Häufigkeitsverteilung ermittelt.
Vorzugsweise wird eine εzark asymmetrische Wahrscheinlichkeits¬ verteilung gewählt, die ermöglicht, an relativ selten auftreten¬ de Extremwerte angepaßt zu werden. Dies wird z. B. durch die Pearson-Typ-3-Wahrscheiniichkeitsverteilung gemäß der folgenden Gleichung (3) erfüllt.
P(ε) = (1/T(m)) l0 eαm-1e-αdα. (3)
ε = (2/Css){(s-μs)/σs +2/CSs} > 0
m = (4/Cls) > 0 μs = (1//) ∑& Si
σs = (!/(/-!)) {∑ä (Si - μs)2}1/2
Css = {/1/2∑ä(Si-μ,)3}/{(/-l)3/2σi}
Hierbei bedeutet s = S2(Tk) den gegenwärtigen Wert von SEISMOLAP_2 zum Zeitpunkt T = Tk, welchem Wert ein Wahrschein¬ lichkeitswert zugeordnet werden soll. Si = S2(Tlc_i) sind SEISMOLAP_2-Werte zu den Zeitpunkten T = T^ im Statistik- Zeitraum. 1 ist die Anzahl von SEISMOLAP_2-Werten in diesem Fen¬ ster. T(m) ist die Gamma-Funktion.
In Gleichung (3) ist P(ε) die Wahrscheinlichkeit, daß der Wert ε überschritten wird. Falls Css positiv ist, ist P (ε) identisch mit der Wahrscheinlichkeit, daß der SEISMOLAP_2-Wert s überschritten wird. In diesem Fall ist 1/P(ε) (entsprechend
1/Wahrscheinlichkeit) ein direktes Maß für die seismische Ruhe. Somit ist, je größer 1/P(ε) ist, desto geringer ist die Wahr¬ scheinlichkeit, daß ein sehr niedriger Pegel seismischer Aktivi¬ tät als normal betrachtet werden kann. Falls Css negativ ist, muß statt dessen 1/(1-P(ε)) verwendet werden.
Aus dem jeweiligen Wahrscheiniichkeitswert wird ein weiterer Parameter SEISMOLAP 3 ermittelt:
Dieser Wahrscheiniichkeitswert: mindestens eines Parameters (alternativ zu der Beschreibung bezüglich SEISM0LAP_2 kann der Wahrscheinlichkeitswert auch in Bezug auf SEISM0LAP_1 bestimmt werden) wird für den interessierenden Untersuchungspunkt (X,Y,Z) und für jede weitere Untersuchungszeit (Tk) gespeichert.
In Figur 1 sind beispielhaft Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Parameters SEISM0LAP_1 für zwei verschiedene Orte durch Kurven A und B (gestrichelt) dargestellt. Da der Parameter SEISMOLAP 2 im
Prinzip den Kehrwert von SEISMOLAP_l darstellt, können entspre¬ chende Wahrscheinlichkeitskurven auch für SEISMOLAP_2 erstellt werden. Figur 1 kann entnommen werden, daß der der Kurve A ent¬ sprechende Ort eine relativ niedrige seismische Grundaktivität zeigt, denn das Maximum seiner Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt im Vergleich mit Kurve B bei einem relativ niedrigen Wert von SEISMOLAP_l. Dementsprechend sind auch Phasen relativer seismischer Ruhe am Ort A erheblich wahrscheinlicher, so daß aus einem niedrigen Wert von SEISMOLAP_l noch nicht unbedingt auf ein bevorstehendes Ereignis geschlossen werden kann. Bei der Kurve B hingegen ist daε Maximum der Wahrscheinlichkeitsvertei¬ lung zu höheren Werten von SEISMOLAP_l hin verschoben. Der Ort B weist also eine relativ hohe seismische Grundaktivität auf. De¬ mentsprechend sind am Ort B Phasen relativer seismischer Aktivi¬ tät erheblich wahrscheinlicher als am Ort A, so daß hier aus einem hohen Wert von SEI5M0LAP_1 noch nicht unbedingt auf ein bevorstehendes Ereignis geschlossen werden kann. Für jeden in¬ teressierenden Ort wird also nicht die zeitliche Entwicklung des ermittelten SEISMOLAP-Werts betrachtet, sondern die des aus der Wahrscheinlichkeitsverteilung ermittelten zugehörigen Wahr¬ scheinlichkeitswerts. Dieser Wahrscheinlichkeitswert ist von Ort zu Ort vergleichbar, so daß die Vergleichbarkeit des Vorhersage¬ verfahrens insgesamt vor. Ort zu Ort verbessert und damit die räumliche Lage der Anomalie genauer bestimmt werden kann.
Schließlich wird das Auftreten von Erdbebenvorläufern jeweils in Form von MiKrεbecenhäufungen und/oder seismischer Ruhe für den Untersuchur.gspuπkt registriert und/oder signalisiert, wenn der Wahrscheiniichkeitswert für eine Folge von Zeitpunkten eine si¬ gnifikante Ar.αerung (fallende bzw. steigende Tendenz) aufweist. Die Signaiisierung kann in jeder geeigneten Form durch Mittel zur Abgabe optischer oder akustischer Signale oder andere Anzei¬ gen ausgelöst werden, sobald der Wahrscheinlichkeitswert eine bestimmte, von jeweiligen 'Jntersuchungsgebiet abhängige Schwelle unter- bzw. überschreitet oder eine jeweilige Schwelle einer definierten Anderungεrate pro Zeit überschreitet.
Das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung hat neben der Vergleichbarkeit der Ergebnisse über den Raum hinweg und damit einer genaueren Ortsbestimmung auch noch den Vorteil der Verbes¬ serung des Signal-Rausch-Verhältnisses. Außerdem wird das Ergeb¬ nis weitgehend unabhängig von der mittleren Anzahl von Beben, die in dem gewählten räumlichen Fenster auftreten.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist inzwischen mit den Meßwerten von über 100 Erdbebenereignissen in der "Nachhersage" erfolg¬ reich getestet worden, darunter Katastrophen wie Spitak (Armenien, 1988), Loma Prieta (USA, 1989), Landers (USA, 1992), Hokkaido (Japan, 1993), Northridge (USA, 1994), Kobe (Japan, 1995) und Aigion (Griechenland, 1995) .
Als besondere Modifikation des erfindungsgemäßen Verfahrens kann noch für eine fünfte Dimension, nämlich die Magnitude der Mikro¬ beben in gleicher Weise wie für die anderen vier Dimensionen (Raum und Zeit) ein Fenster eingeführt werden. Diese Modifika¬ tion ermöglicht es, die SEISMOLAP-Anomalien bevorstehender Beben auch dann zu detektieren, wenn sie nur in bestimmten Magnituden- bändern auftreten. Dem Untersuchungspunkt wird zu diesem Zweck ein Magnitudenfenster um eine zentrale Magnitude zugeordnet. Ebenso wird jedem Mikrobeben ein Fenster um seine gemessene Ma¬ gnitude zugeordnet. Üblicherweise wird für beide Arten von Fen¬ stern die gleiche Größe gewählt. Die Überlappung von beiden Fen¬ stern bestimmt nun in gleicher Weise wie bei den anderen vier Dimensionen den Beitrag eines bestimmten Magnitudenbandes (oder -intervalls oder -bereiches) zu dem SEISMOLAP-Parameter.
Alternativ dazu kann in vorteilhafter Weise auch lediglich mit einer unt ren Magnitudenschwelle gearbeitet werden, die es er¬ laubt, beispielsweise die Vorläufer ganz großer Ereignisse (auch bei größeren Mikrobeben-Magnituden zu sehen) von denen nicht so großer Ereignisse (nur bei kleineren Mikrobeben-Magnituden zu sehen) zu trennen. Eine entsprechende Trennung kann auch in ähn¬ licher Weise durch geeignete Wahl der beiden anderen freien Pa¬ rameter des Verfahrens (Zeitfenster und Raumfenster) erfolgen.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfah¬ rens verwendet z. B. ein Netz von 15 Seismographen, die in dem Untersuchungsgebiet in geeigneter Weise angeordnet sind. Das Untersuchungsgebiet hat beispielsweise eine Größe von ca. 200 ' 100 km. Die Seismographen erfassen die seismischen Schwin¬ gungen und führen die Schwingungswerte einer Anlage zu, die Zeitpunkt, Lage und Stärke der Mikrobeben bestimmt und darauf das beschriebene Verfahren realisiert. Diese Anlage kann insbe¬ sondere eine Rechner- und Speichereinheit mit Mitteln jeweils zur Durchführung der Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens und ggf. Signalisierungsmittel enthalten.