Vorrichtuncr zur Durchführi-mcr zeitcrleich oder sequentiell ab¬ laufender chemischer Reaktionen
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Durchführung zeit¬ gleich oder sequentiell ablaufender chemischer Reaktionen ge¬ mäß dem Oberbegriff des ersten Patentanspruchs.
Bei vielen chemischen Versuchsreihen ist es erforderlich, eine Vielzahl von Reaktionspartnern jeweils mit einer vorgegebenen Substanz zur Reaktion zu bringen und die jeweiligen Reaktions¬ produkte zu verwerten, weiterzuverarbeiten oder zu analysie¬ ren. Bei anderen chemischen Versuchsreihen ist es erforder¬ lich, eine vorgegebene Substanz sukzessiv mit einer Reihe von Reagentien in Kontakt zu bringen und die jeweiligen Reaktions¬ produkte zu verwerten, weiterzuverarbeiten oder zu analysie¬ ren. Solche Versuchsreihen sind immer zeitaufwendig und stel¬ len eintönige Routinearbeiten dar. Man versucht daher, solche Versuchsreihen mit Hilfe geeigneter Vorrichtungen oder Geräte zu automatisieren.
Insbesondere in der Biochemie müssen derartige Versuchsreihen, insbesondere der zweiten Art, häufig durchgeführt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Oligonukleotid-Synthese, die eine große Bedeutung für eine Reihe von molekularbiologischen Tech¬ niken erlangt hat. Dabei sind insbesondere die Methoden der PCR (poly chain reaction) und die DNA-Sequenzanalyse zu erwäh¬ nen, bei denen sogenannte "Primer", kurze DNA-Einzelstränge mit einer Länge von ca. 16 bis 20 Nukleotiden zum Einsatz kom¬ men.
Ein weiteres Problem besteht häufig darin, daß die Substanzen und ihre Reaktionspartner sehr teuer sind. Man wird daher ver¬ suchen, mit möglichst kleinen Mengen auszukommen.
Besonders in der Sequenz-Analyse mit der sogenannten "primer walking"-Methode, bei der jeweils die Primer-Sequenz für den nächsten Sequenzier-Schritt aus der neubestimmten Sequenz ab-
gelesen und für die Synthese eines neuen Primers benützt wird, werden für die eigentliche Sequenzbestimmung nur sehr kleine Oligonukleotid-Mengen, etwa im pMol-Bereich, eingesetzt.
Es gibt eine Reihe von kommerziell erhältlichen Geräten, mit denen prinzipiell Synthesen in Versuchsreihen der ersten oder der zweiten Art und insbesondere Oligonukleotid-Synthesen durchgeführt werden können. Alle diese Geräte sind aber für Substanzmengen von mehr als 40 nMol ausgelegt, also für Men¬ gen, die mehr als 1000 mal größer sind als benötigt. In vielen Fällen verhindert der hohe Preis von Primer-Synthesen mit den bekannten, kommerziell erhältlichen Geräten eine breite Anwen¬ dung dieser Methoden. Außerdem sind die kommerziell er¬ hältlichen Geräte für maximal vier parallele Synthesen ausge¬ legt, so daß eine größere Zahl paralleler Synthesen, wie sie z. B. für Primer-Walking-Sequenzierung benötigt werden, nur in kleinen Arbeitsabschnitten, bei Neubeschickung des Geräts wäh¬ rend der Arbeitszeit, jedoch z. B. nicht über Nacht durchge¬ führt werden kann.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrich¬ tung vorzuschlagen, mit deren Hilfe eine im Prinzip nahezu un¬ begrenzte Zahl von chemischen Reaktionen zeitgleich oder se¬ quentiell in der Art der oben erwähnten Versuchsreihen durch¬ geführt werden kann. Die Vorrichtung soll im Vergleich zu den bekannten Geräten mit geringeren Substanzmengen betrieben wer¬ den können. Ferner soll die Vorrichtung so konzipiert sein, daß sie automatisch gesteuert werden kann.
Die Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den im ersten Pa¬ tentanspruch genannten Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausfüh¬ rungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den ab¬ hängigen Ansprüchen angegeben.
Die Erfindung basiert auf den folgenden Überlegungen:
Wenn der Verbrauch von Reagentien niedrig gehalten werden soll, müssen sowohl das Volumen der Reaktionsräume als auch das Totvolumen zwischen Ventilen, über die die Reagentien zu den Reaktionsräumen geschaltet werden, und den Reaktionsräumen möglichst gering gehalten werden.
In den bekannten Geräten sind die Schaltventile über PTFE- Schläuche mit den Reaktionsräumen verbunden. Obwohl die Reak¬ tionsräume nur ein Volumen von ca. 100 μl aufweisen, beträgt das gesamte freie Volumen ca. 200 μl.
Wenn weiterhin die Zeiten für eine Synthese auch für kleine Mengen kurz gehalten werden sollen, muß es möglich sein, die Konzentration der Reagentien trotz der kleinen benötigten Men¬ gen hoch zu halten.
Beiden Forderungen steht die herkömmliche Anordnung von die üblichen Schaltventile und Reaktionsräumen entgegen.
Daher wird eine Vorrichtung vorgeschlagen, die ohne Ventile auskommt. Auf diese Weise kann das Totvolumen entscheidend vermindert werden.
In der Fig. 1 ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt. Mit dieser Ausführungsform können ge¬ mäß der ersten Art der eingangs genannten Versuchsreihen vor¬ gelegte Substanzen mit jeweils einem Reaktionspartner in Kon¬ takt gebracht werden. Die Erfindung wird im folgenden anhand dieser Figur erläutert.
Fig. 2 stellt eine weitere Ausführungsform dar, die bei der oligonucleotid-Synthese eingesetzt wird.
Die im folgenden verwendeten Begriffe "unten" und "oben" wer¬ den lediglich im Interesse einer klareren Darstellung der Er¬ findung verwendet und beziehen sich auf die in den Figuren
k dargestellten Ausführungsformen. Die z. B. in Fig. 1 darge¬ stellte Vorrichtung kann jedoch auch umgedreht ("auf dem Kopf stehend") oder auf der Seite liegend betrieben werden. Die Er¬ findung umfaßt auch solche Ausführungformen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung besteht im wesentlichen aus vier Stäben 1, 2, 3, 4, die horizontal angeordnet sind und übereinander liegen. Die Stäbe berühren sich daher an sechs Flächen 5, die im folgenden als Kontaktflächen bezeichnet wer¬ den. Der obere und der untere Stab 4, 1 stehen über jeweils eine Kontaktfläche 5 mit dem benachbarten Stab in Berührung; die beiden mittleren Stäbe weisen jeweils zwei Kontaktflächen 5 auf. Die Kontaktflächen 5 sollen möglichst eben und glatt sein; sie sind z. B. durch Schleifen und Polieren in der Weise bearbeitet, daß sie spaltfrei gegeneinander bewegt werden kön¬ nen.
In der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die Kontaktflächen gegeneinander gepreßt. Der erforderliche Preßdruck kann durch Ausnutzung des Eigengewichts der Stäbe und/oder durch Federe¬ lemente aufgebracht werden. Die Höhe des Preßdrucks ist u. a. vom Betriebsdruck der Vorrichtung, der Viskosität der einge¬ setzten Reagentien und dem Material der Stäbe, insbesondere von der Oberflächenspannung der Reagentien auf dem Material, abhängig und wird in Abhängigkeit von diesen Parametern vorge¬ geben.
Mit dieser Anordnung wird erreicht, daß sich die Stäbe an ih¬ ren Kontaktflächen gegeneinander bewegen lassen und daß die Kontaktflächen dennoch eine Flüssigkeitssperre bilden und so¬ mit eine flüssigkeitsdichte Abdichtung bewirken.
Im übrigen ist die Form der Stäbe frei wählbar. Vorzugsweise wird man quaderförmige oder plattenförmige Stäbe verwenden. Die Stäbe können weiterhin an den nicht als Kontaktflächen verwendeten Seiten mit Führungsnuten oder -schienen, Federele-
enten und mit solchen Halteelementen versehen werden, die einen Austausch ermöglichen.
Der unterste, erste Stab 1 ist ortsfest mit der Vorrichtung verbunden. Beispielsweise kann der erste Stab auf einer Grund¬ platte 16 befestigt sein. Er weist ferner mehrere durchgehende Bohrungen 6 auf. Obwohl die Bohrungen prinzipiell nicht verti¬ kal verlaufen müssen, wird man aus fertigungstechnischen Grün¬ den die Bohrungen senkrecht zur Längsachse der Stäbe anordnen. Mit den Bohrungen können flüssigkeitsdicht, etwa über einge¬ setzte Fittings, von unten Reagentienleitungen 12 verbunden werden, die beispielsweise in Reagentien-Vorratsflaschen mün¬ den. Die Anzahl der Bohrungen 6 hängt von der Anzahl der für die Versuchsreihe notwendigen Reagentien ab. Man wird die An¬ zahl der Bohrungen so wählen, daß möglichst für jedes erfor¬ derliche Reagenz eine Bohrung und damit eine Reagentienleitung zur Verfügung steht, so daß die Vorratsflaschen während des Versuchs nicht gewechselt werden müssen.
Der über dem ersten Stab 1 liegende und mit diesem über die beiden jeweiligen Kontaktflächen 5 in Berührung stehende zweite Stab 2 ist fest mit einer Trägerplatte 7 verbunden und läßt sich gegenüber dem ersten Stab durch eine horizontale Be¬ wegung der Trägerplatte verschieben. Dieser Stab weist eine durchgehende, vorzugsweise vertikal angebrachte Bohrung 8 auf.
Der über dem zweiten Stab 2 liegende und mit diesem über die beiden benachbarten Kontaktflächen in Berührung stehende dritte Stab 3 ist ebenfalls mit der Trägerplatte 7 verbunden, jedoch in der Weise, daß er relativ zu der Trägerplatte ver¬ schiebbar ist. Er weist eine Anzahl n von Reaktionsräumen 9 auf, die nach oben und nach unten offen sind. Die Form der Re¬ aktionsräume richtet sich nach der Art der durchzuführenden Reaktion und nach der Menge der Reagentien. Prinzipiell können die Reaktionsräume durch Bohrungen hergestellt werden. Bei Oligonukleotid-Synthesen werden als Reaktionsräume häufig
Kunststoff-Fritten eingesetzt, zwischen denen ein Träger aus porösem Glas gehalten wird. In diesem Fall kann es notwendig sein, daß die Reaktionsräume wie in der Figur angedeutet bau¬ chig erweitert sind. Der dritte Stab 3 kann dann beispielweise aus zwei Schichten bestehen, von denen eine die Reaktionsräume und die unteren Öffnungen enthält und die andere als Deckel mit den entsprechenden oberen Öffnungen ausgebildet ist. Ob¬ wohl die oberen und die unteren Öffnungen der Reaktionsräume prinzipiell nicht vertikal übereinander angeordnet werden müs¬ sen, ist eine solche Anordnung aus fertigungstechnischen Grün¬ den vorzuziehen. Die Anzahl n der Reaktionsräume hängt von der Anzahl der durchzuführenden Reaktionen ab und ist - bei ent¬ sprechender Länge der Stäbe - im Prinzip frei wählbar.
Es erweist sich als vorteilhaft, wenn alle Stäbe, zumindest jedoch der dritte Stab 3 temperierbar und thermostatisierbar sind. In diesem Fall können Reaktionen auch bei vorgegebener Temperatur oberhalb oder unterhalb der Raumtemperatur durchge¬ führt werden.
Der über dem dritten Stab 3 liegende und mit diesem über die beiden benachbarten Kontaktflächen in Berührung stehende vierte Stab 4 ist ebenso wie der zweite Stab 2 fest mit der Trägerplatte 7 verbunden und enthält eine durchgehende Bohrung 10. Für diese Bohrung wird wiederum eine vertikale Anordnung bevorzugt.
Für die Funktion der Vorrichtung ist es wesentlich, daß es n verschiedene Stellungen der Stäbe 2, 3 und 4 gibt, bei denen die Bohrungen 8 und 10 sowie die obere und die untere Öffnung eines der Reaktionsräume eine durchgehende Verbindung darstel¬ len. Die Anzahl n entspricht dabei der Anzahl der vorgesehenen Reaktionsräume. Diese Bedingung ist am einfachsten erfüllt, wenn die Bohrungen 8 und 10 senkrecht ausgeführt wurden, auf einer gemeinsamen Geraden liegen und wenn die obere und die untere Öffnung eines jeden Reaktionsraumes senkrecht überein-
ander angeordnet sind. Prinzipiell können jedoch die Bohrungen 8 und 10 auch in anderen Winkeln sowie die obere und die un¬ tere Öffnung eines jeden Reaktionsraums gegeneinander verscho¬ ben angebracht werden, solange die genannte Bedingung erfüllt ist.
Die Bohrung 10 des vierten Stabs 4 kann z. B. über geeignete Fittings mit einer Leitung 13 verbunden sein, in die eine Pumpe 14 eingesetzt ist. Eine Pumpe ist insbesondere dann er¬ forderlich, wenn die Reagentienleitungen 12, die in den unte¬ ren Teil der Bohrungen 6 münden, und die hieran angeschlosse¬ nen Reagentien-Vorratsflaschen nicht in der Weise angeordnet sind, daß die Reagentien aufgrund eines Gefälles in die Vor¬ richtung strömen. Weiterhin kann auf eine Pumpe verzichtet werden, wenn die Vorrichtung gegenüber der in der Figur darge¬ stellten Ausführungsform "aufdem Kopf stehend" betrieben wird, so daß der erste Stab 1 den oberen und der vierte Stab 4 den unteren Stab darstellt. In diesen Fällen kann für manche Ver¬ wendungszwecke der erfindungsgemäßen Vorrichtung auf eine Pumpe verzichtet werden.
Für die in der Figur dargestellte Ausführungsform wird jedoch im allgemeinen eine Saugpumpe eingesetzt werden. Besonders be¬ vorzugt wird eine solche Saugpumpe, bei der die Förderrichtung umgekehrt werden kann, z. B. eine Schlauchpumpe. Durch eine zeitweise Umkehrung der Förderrichtung kann eine gute Durchmi¬ schung der Reagentien in den Reaktionsräumen 9 erreicht wer¬ den. Zusätzlich zu der Pumpe 14 kann auch ein Durchflußmonitor 21 in die Leitung integriert werden.
Für einen automatisierten Betrieb der erfindungsgemäßen Vor¬ richtung ist es äußerst vorteilhaft, wenn sowohl die Bohrungen 6 im ersten Stab 1 als auch die oberen und unteren Öffnungen der Reaktionsräume 9 im dritten Stab 3 in einem konstanten Ab¬ stand angebracht sind. In diesem Fall kann die Trägerplatte 7 durch einen automatisch, z. B. durch einen entsprechend pro-
grammierten Computer, gesteuerten Schrittmotor horizontal be¬ wegt werden, wobei die Schritte des Schrittmotors dem konstan¬ ten Abstand entsprechen und die jeweilige Zeitdauer einer Po¬ sition durch den Computer vorgegeben wird. Über einen Schrittmotor und den Computer kann auch die Pumpe angesteuert werden.
Der dritte Stab 3, der die Reaktionsräume 9 enthält, wird beim Betrieb der Vorrichtung relativ zu der Trägerplatte 7 bewegt. Diese Bewegung kann durch verschiedene Konstruktionselemente erzielt werden. Beispielsweise ein weiterer Schrittmotor für die horizontale Bewegung des dritten Stabs 3 vorgesehen werden. Auch dieser Schrittmotor kann läßt sich durch einen Computer steuern. Häufig erscheint es jedoch einfacher, einen Anschlag 11 oder zwei Anschläge 11, 11' vorzusehen, der bei sich bewegender Trägerplatte 7 dafür sorgt, daß der dritte Stab 3 relativ zur sich bewegenden Trägerplatte 7 zumindest zeitweise in einer ortsfesten Stellung gehalten wird. Stößt der dritte Stab 3 nicht an den Anschlag an, wird er wegen der Reibung der Kontaktflächen zusammen mit der Trägerplatte be¬ wegt.
Auch der Anschlag kann prinzipiell z. B. mechanisch über ein Schraubgewinde oder automatisch über einen Motor und einen Computer verstellbar konstruiert sein. In welcher Weise der Anschlag 11 angebracht ist, hängt davon ab, ob die erste oder die zweite Art der eingangs erwähnten Versuchsreihen durchge¬ führt werden soll.
In Fig. 1 ist der Anschlag auf der rechten Seite der Figur an¬ gebracht und bewirkt, daß die Reaktionsräume 9 des dritten Stabs 3 bei sich nach rechts bewegender Trägerplatte 7 orts¬ fest relativ zum ersten Stab l und zu der Grundplatte gehalten wird. Auf diese Weise lassen sich die Reaktionsräume 9 nach¬ einander zwischen den Bohrungen 8 und 10 in den Stäben 2 bzw. 4 positionieren, um nach dem Verschieben der Trägerplatte 7
nach links über die Reagentienleitungen 12 einen Reagentien- fluß durch die ausgewählte Reaktionskammer zu ermöglichen.
Der dritte Stab 3 enthält außer den Reaktionsräumen 9 vorzugs¬ weise eine Bohrung 15, die seitlich neben der Gruppe der Reak¬ tionsräume angebracht ist, wobei man die Bohrung 15 in der Weise anordnen wird, daß ihr Abstand zu den oberen und unteren Öffnungen des nächstliegenden Reaktionsraumes dem oben erwähn¬ ten konstanten Abstand entspricht. Mit dieser Bohrung 15 kann die Vorrichtung gespült werden. Ferner lassen sich über diese Bohrung die Leitungen 12 und 13 entlüften.
Der Durchmesser sämtlicher Bohrungen sollte auf Art der Re¬ agentien, die zu verwendenden Synthesemengen und auf den er¬ wünschten Durchfluß, somit auf den tolerierbaren Stömungswi- derstand abgestimmt werden, weil das Totvolumen mit dem Durch¬ messer ansteigt. Prinzipiell existieren jedoch keine Ein¬ schränkungen bezüglich des Durchmessers der Bohrungen.
Für die Stäbe der erfindungsgemäßen Vorrichtung und insbeson¬ dere für die Kontaktflächen 5 können prinzipiell alle Materia¬ lien verwendet werden, die sich maßgenau pressen oder spanend bearbeiten, somit bohren, fräsen und schleifen lassen. Die Stäbe lassen sich gegebenenfalls auch aus Kunststoff, z. B. durch Spritzguß herstellen. Einschränkungen können sich hin¬ sichtlich der einzusetzenden Reagentien ergeben, gegen die zu¬ mindest die Bohrungen 6, 8, 10, die Reaktionsräume 9 und die Kontaktflächen 5 beständig sein müssen. Für die Stäbe kann z. B. ein Edelstahl verwendet werden, wobei man die Kontaktflä¬ chen gegebenenfalls besonders behandeln oder beschichten wird. Ein sehr geeigneter Werkstoff für die Stäbe ist sogenanntes "machinable glass", eine Mischung aus Glas und Glimmer, das sich mit hoher Präzision sägen, fräsen, bohren und schleifen läßt. Dieser Werkstoff, der gegen die meisten aggressiven Re¬ agentien beständig ist, wird z. B. unter dem Warenzeichen MACOR von der Firma Corning, USA vertrieben.
Die Stäbe brauchen nicht aus demselben Material zu bestehen. Beispielsweise kann ein dritter Stab aus Stahl oder Aluminium mit MACORR-stäben kombiniert werden.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist gegenüber den bekannten Vorrichtungen eine Reihe von wesentlichen Vorzügen auf.
Die Dichtigkeit geschliffener Kontaktflächen zwischen den Stä¬ ben ist im allgemeinen völlig ausreichend für das Ansaugen der Reagentien auch aus tiefer gelegenen Reagentien-Vorratsfla- schen und gut genug, um Kreuzkontaminationen der Reagentien hinreichend klein zu halten. Werden die Kontaktflächen frei von Kratzern gehalten, ist zu erwarten, daß die Dauerhaftig¬ keit der erfindungsgemäßen Vorrichtung besser ist als die Dau¬ erhaftigkeit herkömmlicher PTFE/Stahlventile in den bekannten Vorrichtungen.
Ein weiterer Vorteil ist, daß das Totvolumen sehr klein, z. B. bei ca 10 μl, gehalten werden kann.
Die Reagentienräume können mit sehr geringen Volumina von Re¬ agentien gespült werden und die Reagentien werden nur mit ge¬ ringer Vermischung an die Reagentienräume herangeführt. Der Verbrauch an Reagentien kann deshalb optimal an kleine Synthe¬ semengen angepaßt werden. Beispielsweise konnten mit einem Prototyp der erfindungsgemäßen Vorrichtung Oligonukleotid-Syn- thesen mit Trägermaterial für ca 10 nMol mit einem Gesamt¬ durchsatz an Reagentien von nur 1,7 ml pro Kopplung durchge¬ führt werden; dies ist ca 4 bis 5 mal weniger als bei bekann¬ ten Geräten.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann zudem in vielfältiger Form an die zu lösenden Aufgaben angepaßt werden. So ist die Zahl der Reagentienräume und Reagentienleitungen bei entspre¬ chend langen Stäben nahezu frei wählbar. Die Reagentienräume
und die Bohrungen für die Reagentienleitungen können zudem in parallelen Reihen angeordnet werden, wobei die Trägerplatte horizontal nicht nur in einer Richtung (x-Achse) , sondern in zwei Richtungen (x- und y-Achse bewegt wird. In diesem Fall kann es vorteilhaft sein, wenn der zweite 2 und der vierte 4 Stab nicht nur eine, sondern mehrere Bohrungen enthält, die über den parallelen Reihen der Reagentienräume und der Bohrun¬ gen für die Reagentienräume liegen.
Die Erfindung und ihre Wirkungweise wird im folgenden anhand eines Durchführungsbeispiels näher erläutert.
Beispiel
Ausführungsform für die Oligonukleotid-Synthese
Die für die Oligonukleotid-Synthese eingesetzte Ausführungs¬ form ist in Fig. 2 dargestellt; sie enthielt 7 Reagentienräume 9 und 14 Bohrungen 6 im ersten Stab, die jeweils in einer ein¬ zigen Reihe angeordet waren. Sämtliche Bohrungen verliefen senkrecht. Die Trägerplatte wurde über eine Spindel 19 durch einen Schrittmotor 18 bewegt, der über einen Computer gesteu¬ ert wurde. In die Leitung 13 an Bohrung 10 war eine Schlauch¬ pumpe 14 eingesetzt, die ebenfalls durch den Computer gesteu¬ ert wurde. Die Effizienz der Synthese wurde durch einen Ab¬ sorptions-Durchfluß-Monitor überwacht, der zwischen Bohrung 10 und die Schlauchpumpe 14 in die Leitung 13 eingesetzt wurde.
Die Vorrichtung enthielt ferner zwei Anschläge 11, 11' . Mit den Blöcken 20 wurde der Stab 1 auf der Grundplatte fixiert. Diese Blöcke sind vor der verschiebbaren Trägerplatte 7 mon¬ tiert.
Durchführung einer Oligonukleotid-Synthese
Mit der in Beispiel 1 beschriebenen Ausführungsform der erfin¬ dungsgemäßen Vorrichtung wurden Oligonukleotid-Synthesen durchgeführt.
Die einzelnen Nukleotid-Bausteine wurden in sich wiederholen¬ den Synthesezyklen an das erste aktivierte Nukleotid angekop¬ pelt, welches an dem porösen Glas in einem Reaktionsraum zwi¬ schen den Kunststoff-Fritten gehalten wurde. Diese Zyklen be¬ stehen aus
a) Entfernen der Trityl-Schutzgruppe durch Trichloressigsäure in Dichlorethan gelöst, b) Ankopplung des Nukleotid-Bausteins, der als Phosphoramidit in stabilisierter Form in Acetonitril gelöst vorlag, c) Blockierung der Nukleotid-Enden, die nicht reagiert haben, durch das sogenannte Capping, d) Oxidation des Phosphors durch Jod.
Vorraussetzung für eine Synthese der Oligonukleotide mit guter Effizienz ist ein möglichst vollständiger Ausschluß von Feuch¬ tigkeit. Dieser konnte durch die eingesetzte Vorrichtung ge¬ währleistet werden.
Vorbereitung einer Synthese:
Die Federn 17 werden gelöst, so daß Stab 4 abgehoben werden und Stab 3 dem Gerät entnommen werden kann. In die Reaktions- räume 9 wird die Säulenfüllung eingebracht. Dazu wird jeweils eine Fritte (3,0 mm x 1,5 mm, Polyethylen) in eine Reaktionskammer 9 gedrückt, gefolgt von ca. 2 - 3 mg eines Nukleosid-beladenen CPG-Trägers (Millipore, ca. 5 μmol/g, 500 Angström Poren) und einer zweiten Fritte als Abdeckung. Der Nukleosidträger wird entsprechend der zu synthetisierenden Sequenz für die entsprechende Reaktionskammer ausgewählt (G, A, T oder C) .
Nach Einschalten des Gerätes wird die Trägerplatte 7 nach links in eine Referenzposition gefahren. Der Stab 3, der mit den Säulenfüllungen beladen ist, wird wieder in das Gerät ein¬ gesetzt. Der Stab 4 wird wieder aufgelegt und die Federn ge¬ spannt, um beide Stäbe, 3 und 4, an den Stab 2 zu pressen. Der Druck beträgt im Prototyp ca. 500 p, richtet sich aber nach der Qualität der Kontaktflächen.
Die Trägerplatte wird unter PC-Kontrolle nach rechts gefahren, so daß der rechte Anschlag ll1 den Stab 3 so weit verschiebt, daß Bohrung 15 in Stab 3 mit Bohrung 8 in Stab 2 und Bohrung .10 in Stab 4 fluchtet.
Danach kann die Trägerplatte wieder nach links verschoben wer¬ den, so daß Bohrung 8 in Stab 2 über die jeweils benötigte Re¬ agentienleitung 6 zu stehen kommt.
Zur Entlüftung und Spülung der Reagentienleitungen werden nun vorbestimmte Mengen aller Reagentien durch die Bohrungen 8, 15 und 10 über die Leitung 13 und die Pumpe 14 abgepumpt.
Die Reihenfolge ist:
Dichlorethan, Trichloressigsaure (TCA, 1 % in Dichlorethan) , Dichlorethan, Acetonitril, Capping-Reagenz A, Capping Reagenz B, Oxidations-Reagenz, Acetronitril, Tetrazol, A-Amidit, T- Amidit, C-Amidit und G-Amidit, Acetronitril, Dichlorethan.
Danach ist das Gerät bereit zur Oligonukleotidsynthese.
Die zu synthetisierenden Sequenzen werden über die Tastatur am PC eingegeben. Dabei können am Prototyp bis zu sieben Sequen¬ zen von einer Länge bis zu 50 Nukleotiden eingegeben werden.
Nach der Eingabe wird die Synthese vom PC aus startet. Zur Synthese des ersten Oligonuklotids wird die Trägerplatte so
weit nach links gefahren, daß der Stab 3 zwischen den Stäben 2 und 4 durch den linken Anschlag nach rechts verschoben wird, bis die erste Reaktionskammer 9 in Stab 3 mit den Bohrungen 8 und 10 in den Stäben 2 und 4 fluchtet.
Beginn einer Synthese
Zum Beginn der Synthese wird zunächst die Trägerplatte wieder nach rechts verschoben, bis die Bohrung 8 über der Reaktions¬ leitung für Dichlorethan steht. Die Reaktionskammer 9, welche die Säulenfüllung enthält, wird mit 140 μl Dichlorethan ge¬ waschen. Dabei wird im Waschprogramm durch eine kurze Pump- Phase in umgekehrter Richtung für eine gute Durchmischung ge¬ sorgt.
Danach wird die Trägerplatte in die TCA-Position gefahren. Die Reaktionskammer wird mit TCA durchspült, wodurch die Schutz- gruppe am Nukleotid des CPG-Materials entfernt wird. Danach wird wieder mit Dichlorethan gewaschen.
Addition eines Nukleotids
1. Waschen mit Acetonitril. Wie beim Waschen mit Dichlorethan: 140 μl mit kurzer Pumpumkehr.
2. Zugabe von Amidit-Lösung und Tetrazol, dem Aktivator. Es werden zur besseren Durchmischung dreimal im Wechsel 10 μl Tetrazol und 10 μl Amiditlösung in die Reaktionskammer ge¬ pumpt, gefolgt von 10 μl Tetrazol. Zur Reaktion wird die Trägerplatte in die Acetonitril-Position gefahren. In die¬ ser Stellung wird zur weiteren Durchmischung während der Reaktion mit langsamer Pumpgeschwindigkeit das Reagenzge¬ misch in der Reaktionskammer dreimal um 10 μl zurück- und vorgepumpt. Nach Abschluß der Reaktion wird mit Acetonitril gewaschen.
3. Zum Inaktivieren der freien Gruppen, die kein Amidit ange¬ koppelt haben, werden die Reagenzien Capping A und Capping B in die Reaktionskammer gepumpt und kurz vermischt.
4. Nach kurzem Waschen mit Acetonitril wird Oxidations-Reagenz durch die Kammer gepumpt.
5. Nach nochmaligem Waschen mit Acetonitril, gefolgt von Di¬ chlorethan wird mit TCA die Trityl^Schutzgruppe von es neu angefügten Amidit abgespalten. i« Menge dieses Trityl- restes kann im Durchfluß-Monitor urch Absorptionsmeεs ng aei einer Wellenlänge von 550 n bestimmt werden.
ϊx Z diesem Schritt ist die Anks pelung eines Nukleotids abge- s.3Λilossen. Wenn ein weitesss Nafeleotid angefügt werden soll, itfird wie in den Schritten 1 bis 5 erfahren.
Nach Ankoppelung des letzten Nukleotids der eingegebenen Cli- gonukleotid-Sequenz wird mit Dichlorethan gewaschen.
Falls ein weiteres Oligonukleotid synthetisiert werden soll, wird die Trägerplatte nach links verschoben, bis der Stab 3 durch den linken Anschlag so weit nach rechts verschoben ist, daß die nächste Reaktionskammer mit den Bohrungen 8 und 10 in den Stäben 2 und 4 fluchtet. Dann wird die Synthese des näch¬ sten Oligonukleotids wie oben beschrieben durchgeführt.