Verfa ren und Vorrichtung zum Lösen von Gas in einer Flüssigkeit
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lösen von Gas in einer in einem Becken oder Behälter einer Anlage befindlichen Flüssigkeit, wobei sich das zu lösende Gas über dem Flüssig¬ keitsspiegel befindet, insbesondere zum Belüften von Abwasser im Becken einer Abwasserreinigungsanlage, bei welchem Verfah¬ ren mittels einer Pumpe in einem Rohr, welches einen Einlass und einen Auslass aufweist, ein Flüssigkeitsstrom erzeugt wird, der von einem Teil zu einem anderen Teil eines Behälters oder zu einem anderen, Teil der Anlage fliesst, und mindestens ein Flüssigkeitsstrahl durch das Gas über dem Flüssigkeits- εpiegel in den Flüssigkeitsstrom eingeführt wird, wobei Gas mitgerissen und in die Flüssigkeit eingetragen wird.
Bei vielen Verfahren ist es notwendig, ein Gas in eine Flüs- • sigkeit einzubringen. Dies trifft insbesondere für biologische Verfahren zu, wo den in einer Nährflüssigkeit wachsenden aeroben Mikroorganismen Sauerstoff, z.B. Luftsauerstoff, zugeführt werden muss. So wird auch bei der Abwasserreinigung dem Abwasser Sauerstoff zugeführt, um dadurch den für die Reinigungswirkung verantwortlichen Mikroorganismen den nötigen Sauerstoff zuzuführen.
Zur Belüftung von Abwasser sind bereits eine grosse Zahl von Verfahren und Vorrichtungen bekanntgeworden. Praktisch allen diesen Verfahren und Vorrichtungen ist gemeinsam, dass sie einen relativ geringen Wirkungsgrad besitzen. In der Regel wird zur Lösung von 1,5 bis 2,5 kg Sauerstoff 1 kWh benötigt.
In der SE-A-445 448 wird ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Lösen vo Gas in einer Flüssigkeit beschrieben, das einen relativ hohen Wirkungsgrad aufweist. Bei diesem bekannten Verfahren wird von der Tatsache Gebrauch gemacht, dass ein Wasserstrahl aus der Umgebungsluft erhebliche Luftmengen mitreiεst und diese unter die Wasseroberfläche verfrachtet, wobei dann wegen der Turbulenz ein Teil der Luft im Wasser aufgelöst wird. Dieses Mitreissen von Luft kann jedermann
auch beim Einströmen eines Wasserstrahls in eine Badewanne beobachten. Dort steigt aber der nicht gelöste Anteil wieder in Form von Blasen zur Oberfläche auf. Beim Verfahren gemäss der schwedischen Patentschrift wird dieses Aufsteigen von Blasen dadurch verhindert, dass der Flüssigkeitsstrahl in einen Flüssigkeitsstrom eingegeben wird, der in einem Rohr nach unten fliesst. Dieser Flüssigkeitsström wird z.B. durch eine Pumpe am Auslass des Rohrs erzeugt. Je tiefer nun die Luftblasen nach unten gezogen werden, desto grösser ist der hydrostatische Druck, welcher die Auflösung des Gases in der Flüssigkeit fördert. Auf diese Weise wird praktisch der gesamte durch den Flüssigkeitsstrahl unter den Flüssigkeits¬ spiegel getriebene Luftsauerstoff in der Flüssigkeit zur Lösung gebracht.
Es ist nun Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das bekannte Verfahren und die bekannte Vorrichtung weiter zu verbessern. Sie sollen insbesondere zur Durchführung von biologischen Reaktionen noch geeigneter gemacht werden.
Die Erfindung geht vom Verfahren der eingangs erwähnten Gattung aus, welches in der SE-A-445 448 beschrieben ist, und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe einlasseitig wirkt.
Bei den bekannten Verfahren stand immer das Lösen von Sauer¬ stoff im Wasser im Vordergrund. Bei einer solchen Aufgaben¬ stellung spielt es grundsätzlich keine Rolle, wie beim Verfah¬ ren gemäss der SE-A-445 448 ein Flüssigkeitsstrom im Rohr erzeugt wird. Es erstaunt daher auch nicht, dass die Pumpe dort angeordnet wurde, wo dies konstruktiv mit dem kleinsten Aufwand gemacht werden konnte, nämlich am Auslass des Rohrs.
Die vorliegende Erfindung geht nun aber von der Erkenntnis aus, dass bei biologischen Verfahren das Lösen von Gas, also in der der Regel von Sauerstoff, in der Flüssigkeit nur Teil eines Problems darstellt. Das Grundproblem ist nicht die Lösung des Sauerstoffs in der Flüssigkeit, sondern das
Einführen der notwendigen Sauerstoffmenge in das Innere der Zellen, welche die erwünschte biologische Tätigkeit ausführen.
In einem Belebungsbecken einer Abwasserreinigungsanlage sind es die Bakterienzellen, welche die Fähigkeit haben, das im Abwasser gelöste organische Material aufzunehmen. Eine solche Zelle ist etwa 0,001 bis 0,002 mm gross. Die Zellwand ist elastisch und erlaubt den Durchgang von Salzen und niedermole¬ kularen Stoffen in beiden Richtungen. Die Zytoplasmamembran ist semipermeabel und steuert den Ein- und Auslass von löslichen Substanzen und den osmotischen Druck in der Zelle. Das Zytoplasma ist eine kolloidale Suspension, welche Kohlen¬ hydrate, Proteine und den Zellkern enthält.
Zur Hauptsache findet die biochemische Oxidation und der Metabolismus im Innern der Zelle statt. Infolgedessen müssen alle Materialien, welche bei diesen Prozessen teilnehmen, z.B. Kohlenstoffquellen und molekularer Sauerstoff, in das Innere • der Zelle transportiert werden. Die Diffusionsgeschwindigkeit von Sauerstoffmolekülen durch die Membran ist abhängig vom Sauerstoffgehalt innerhalb und ausserhalb der Zelle. Es ist somit wichtig, dass das Wasser ausserhalb der Zelle einen hohen Gehalt an molekularem Sauerstoff aufweist. Um dies zu erreichen, ist eine hohe Turbulenz in der Flüssigkeit not¬ wendig. Durch die hohe Turbulenz werden die durch die Aggregation von Bakterienzellen sich bildenden Schlammflocken zerrissen, so dass die Gesamtoberfläche, die von Sauerstoff- reicher Flüssigkeit bespült wird, eine erhebliche Vergrösse- rung erfährt.
Dank der erfindungsgemäss einlassseitigen Anordnung der Pumpe werden durch die durch die Pumpe verursachten Scherkräfte die in der geförderten Flüssigkeit enthaltenen Schlammflocken zer¬ rissen. Eine weitere Zerkleinerung findet dann durch die vom Flüssigkeitsstrahl verursachten Scherkräfte statt. Durch den Flüssigkeitsstrahl wird zugleich Sauerstoff in den Flüssig¬ keitsstrom eingeführt. Die zerkleinerten Schlammflocken können dann auf ihrem Weg im Rohr nach unten leicht Sauerstoff auf¬ nehmen. Feine Luftbläschen hängen sich an die zerkleinerten
Flocken an und geben diesen Auftrieb. Dieser Auftrieb genügt jedoch nicht, um die Flocken zur Oberfläche treiben zu lassen. Sie wandern vielmehr mit dem Flüssigkeitsstrom, aber langsamer als dieser, im Rohr nach unten. Dabei werden Flocken und Luft¬ bläschen einem immer grösser werdenden hydrostatischen Druck ausgesetzt, der die Diffusion des Sauerstoffs im Wasser und durch die Zellwände hindurch fördert. Der Wirkungsgrad des erfindungsgemässen Verfahrens ist daher recht hoch.
Zweckmässigerweise wird durch die Pumpe der Flüssigkeitsspie¬ gel über dem Einlass des Rohrs angehoben. So kann auf einfache Weise ein Flüssigkeitsstrom im Rohr erzeugt werden.
Vorteilhaft wird durch eine weitere Pumpe Flüssigkeit aus dem Becken oder Behälter gepumpt, um den Flüssigkeitsstrahl zu erzeugen. Auch durch diese Pumpe wird eine Zerkleinerung von Schlammflocken bewirkt. Zweckmässigerweise besitzt der Flüs¬ sigkeitsstrahl beim Auftreffen auf den Flüssigkeitsspiegel eine Geschwindigkeit 1 bis 10 m pro Sekunde. Diese Geschwin¬ digkeit wird zweckmässigerweise in Abhängigkeit der Distanz bemessen, über welche der Flüssigkeitsstrom unter den Flüssig¬ keitsspiegel geleitet wird. Als besonders zweckmässig hat sich eine Geschwindigkeit des Flüssigkeitsstrahls von 3 bis 4 m pro Sekunde erwiesen. In diesem Bereich wird mit der zur Strahler¬ zeugung benötigten Energie der beste Wirkungsgrad erreicht. Zweckmässigerweise besitzt der Flüssigkeitsstrahl beim Aus¬ tritt einen Durchmesser von 8O bis 150 mm, vorzugsweise 100 mm. Bei einer solchen Dimensionierung der Austrittsöff- nu g wird eine Verstopfungsgefahr praktisch sicher vermieden. Es sind aber durchaus auch andere Abmessungen möglich. So werden auch mit kleinen Stahldurchmessern gute Resultate erzielt.
Der Flüssigkeitsstrom wird im Rohr bis in die Nähe des Becken¬ bodens geleitet. Dieser befindet sich meist etwa 3 bis 6 m unter dem Flüssigkeitsspiegel. Diese Wegstrecke genügt, um mindestens den grössten Teil des in die Flüssigkeit einge¬ brachten Gases zu lösen. Zweckmässigerweise wird dabei
vorgesehen, dass der Flüssigkeitsstrom am Auslass des Rohrs praktisch waagrecht umgelenkt wird, und dass die Umlenkung radial nach praktisch allen Seiten hin erfolgt. Dadurch wird die mit Sauerstoff angereicherte Flüssigkeit gut im Becken verteilt und durch die im Becken herrschende Turbulenz wird auch ein Absetzen des Schlamms weitgehend verhindert. Es ist auch möglich, die Umlenkung in bestimmte Richtungen vorzu¬ nehmen.
Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Diese Vorrichtung besitzt ein Rohr, welches einen Einlass und einen Auslass für einen Flüssigkeitsstrom aufweist, eine Pumpe zur Erzeugung des Flüssigkeitsstroms im Rohr und eine Vorrichtung zur Erzeugung mindestens eines Flüssigkeitsstrahls und ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Zuflusskanal zum Einlass des Rohrs vorgesehen ist und dass die Pumpe im Zuflusskanal angeordnet ist. Diese Vorrichtung ist sehr einfach im Aufbau und kann als kompakte Einheit gebaut werden. Sie lässt sich auch nachträglich, z.B. mittels eines Krans in ein bestehendes Becken absenken. Die Vorrichtung eignet sich daher sehr gut zur Sanierung von bestehenden Anlagen.
Zweckmässigerweise ist die Pumpe eine Propellerpumpe. Diese Art von Pumpe hat sich als sehr effektiv zur sanften Zerkleinerung der Schlammflocken erwiesen.
Zweckmässigerweise ist der Zuflusskanal als Steigrohr ausge¬ bildet, wobei der Einlass des Rohrs und der Auslass des Steig¬ rohrs miteinander kommunizieren. Sowohl Rohr als auch Steig¬ rohr können parallel zueinander angeordnet sein. Dies ergibt eine sehr einfache Konstruktion. Zweckmässigerweise besitzt die Vorrichtung zur Erzeugung eines Flüssigkeitsstrahls einen über dem Einlass des Rohrs angeordneten Behälter mit einem Lochboden, ein zu diesem Behälter führendes Steigrohr und eine Pumpe zum Fördern der Flüssigkeit in den Behälter. Auch diese Ausbildung trägt zur Schaffung einer einfachen und kompakten Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens bei.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nun unter Bezugnah¬ me auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
Figur 1 die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens und
Figur 2 die Vorrichtung von Figur 1 von oben betrachtet.
Die in den Figuren 1 und 2 gezeigte Vorrichtung besitzt ein Rohr 11 mit relativ grosεem Durchmesser. Dieses Rohr 11 ist senkrecht angeordnet und besitzt oben einen Einlass 13 und unten einen Auslass 15. Der Auslass 15 befindet sich in einem Abstand vom Boden 17 des Behälter 19, z.B. eines Belüftungε- beckens einer Kläranlage. Die ganze Vorrichtung wird durch die Füsse 21 getragen, die unten am Rohr 11 angeordnet sind. Die Axialpumpe 23 mit dem Propeller 25 dient der Erzeugung eines Flüsεigkeitsstroms im Rohr 11. Zu diesem Zweck ist der Propel¬ ler 25 in*einem Zufluεεkanal 27, der die Form eineε Steigrohrε besitzt, angeordnet. Der Auslaεs 29 des Steigrohrs 27 kommu¬ niziert mit dem Einlass 13 des Rohrε 11. Die Vorrichtung 31 zur Erzeugung von Flüssigkeitsstrahlen besitzt eine Axialpumpe 33 mit einem Propeller 35, der in einem zu einem Behälter 37 führenden Steigrohr 38 angeordnet ist. Der Behälter 37 besitzt einen Lochboden 39 mit einer Vielzahl von Löchern 40. Der Lochboden 39 ist in einem Abstand über dem Einlasε 13 angeord¬ net, so dasε im Betrieb der Vorrichtung eine Anzahl von Flüs- εigkeitεεtrahlen 43 durch den Raum 45 über dem Waεεerspiegel 47 strömen. Die Sauerstoffsonde 49 dient der Steuerung der Pumpe 33. Der Durchflussmeεser 51 für den Beckenfluss dient zusammen mit der Sauerstoffsonde 49 der Steuerung der Pumpe 23 Diese Vorrichtung besitzt einen einfachen Aufbau. Die Wartung ist sehr einfach, weil alle Teile gut zugänglich εind. Von Vorteil ist auch, dass beim nachträglichen Einbau das Becken 19 nicht geleert werden muss. Der Betrieb der Kläranlage muss also zum Einbau nicht unterbrochen -werden. Es müεsen keine Rohrleitungen verlegt werden, und es ist kein Kompressoren- raum notwendig.
Bei der Verwendung der Vorrichtung in einem Belebungsbecken 19 einer Kläranlage pumpen die Pumpen 23 und 33 Abwasser durch
die Steigrohre 27 und 38 nach oben. Die Pumpe 33 wird durch die Sauerstoffsonde 49 eingeschaltet oder auf eine höhere Drehzahl gebracht, wenn am Ausgang des Beckens der Sauerstoff- gehalt des Abwassers auf einen Minimalwert absinkt, und abgeschaltet oder auf eine niedrigere Drehzahl gebracht, wenn der Sauerstoffgehalt einen Maximalwert erreicht hat. Die Dreh¬ zahl der Pumpe 23 wird entsprechend dem Beckendurchflusε, welcher vom Durchflussmesser 51 ermittelt wird, und dem Sauer¬ stoffgehalt, welcher von der Sauerstoffsonde 49 ermittelt wird, geregelt. Durch die Propeller 25 und 35 werden im Abwasser enthaltene Schlammflocken zerkleinert. Da der Wasserεpiegel 47 über den Waεεerspiegel 50 im Klärbecken 19 anεteigt, entsteht im Rohr 11 ein Flüssigkeitsstrom, welcher am Auslass 15 nach allen Richtungen radial verteilt wird. Das durch die Pumpe 33 in den Behälter 37 geförderte Wasser fliesst durch die Oeffnungen 40 des Lochbodens 39 ab, so dass eine Vielzahl von Flüsεigkeitsstrahlen 43 erzeugt werden. Diese Flüssigkeitsstrahlen 43 reissen Luft aus dem Raum 45 mit und tragen sie vorerst in Form von Blasen in den im Rohr 11 fliessenden Flüssigkeitsstrom ein. Durch die Wahl, der durch die Pumpen 23 und 33 geförderten Wassermengen, wird die Geschwindigkeit des Flüssigkeitsεtroms so bemesεen, dass sie grösser ist als die Auftriebsgeschwindigkeit der Luftblasen. Durch das Auftreffen der Flüssigkeitsstrahlen 43 auf den Wasserspiegel 47 wird eine grosse Turbulenz erzeugt, die eine weitere Zerteilung der Schlammflocken bewirkt und die Lösung des Luftsauerstoffes im Abwasεer begünstigt. Da die sehr kleinen Luftblasen im Innern des Rohrs die Tendenz haben, εich an Schlammflocken anzuhängen, iεt die Sauerεtoffverεorgung der die Schlammflocken bildenden Zellen beεonders gut. Die Dif¬ fusion des Sauerstoffeε im Wasεer und durch die Zellwände hindurch wird zudem noch durch den zunehmenden hydrostatischen Druck bei der Abwärtsbewegung im Rohr 11 gefördert. Durch den radialen Austritt des Flüssigkeitsεtromε am Auεlaεs 15 des Rohrs 11 kann, wenn dies erwünscht ist, auch eine gute Durchlüftung des ganzen Belebungsbeckenε 19 erreicht werden, wobei auch die im Becken erzeugte Turbulenz die Sauerstoffauf- nahme durch die Biomaεse fördert.
Mesεungen haben ergeben, dass zur Reduktion von einem Kilo BSB nur etwa 0,15 bis 0,4 kWh notwendig sind. Im Vergleich dazu benötigt die konventionelle Tiefenbelüftung etwa 0,75 bis 1,2 kWh pro Kilo BSB.
Das Verfahren und die Vorrichtung eignen sich nicht nur zur Anwendung bei der Abwasserreinigung. Sie können auch für andere biologische Verfahren eingesetzt werden, bei welchen eine eine Biomasεe enthaltende Flüεsigkeit mit Sauerεtoff versorgt werden muεε. Eingebaut in einen Stahltank entεteht ein εehr effizienter und leicht zu wartender Bioreaktor. Grundsätzlich ist das Verfahren überall dort anwendbar, wo Gas in einer Flüssigkeit gelöst werden musε.