Beschreibung
Übertragungssystem für ein Kernkraftwerk und zugehöriges Verfahren
Gegenstand der Erfindung ist im engeren Sinne ein Übertragungssystem für eine kerntechnische Anlage, insbesondere ein Kernkraftwerk, bei dem innerhalb einer auch als Containment bezeichneten Sicherheitshülle unter potentiell widrigen Bedingungen mit vergleichsweise hoher Strahlenbelastung mit Hilfe mindestens eines Sensors ein Messwert aufgenommen und über eine aus dem Containment heraus geführte Datenübertragungsleitung an eine in einiger Entfernung außerhalb des Containments stationierte Auswertungseinheit übertragen wird. In einem weiteren Sinne kann die Schaltung auch in anderen Industriesektoren (und Forschungseinrichtungen) und Bereichen eingesetzt werden, bei denen eine zuverlässige Signalübertragung mit hoher Bandbreite von einem ersten Anlagenbereich, der insbesondere hoher ionisierender Strahlung ausgesetzt sein kann, zu einem räumlich getrennten Anlagenbereich mit geringerer Strahlenbelastung erforderlich ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, unter den genannten Bedingungen mit möglichst einfachen Mitteln eine störsichere und breitbandige Übertragung von Messsignalen über eine längere Distanz zu ermöglichen. Des Weiteren soll ein entsprechendes Verfahren angegeben werden.
Im Hinblick auf die Vorrichtung wird die genannte Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 1 . Im Hinblick auf das Verfahren wird die Aufgabe gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 5.
Vereinfacht gesagt ist ein Isolationstrennverstärker mit galvanischer Trennung der sensorischen Eingangssignale von den über die Datenübertragungsleitung übertragenen Ausgangssignalen vorgesehen, der auf dem Grundprinzip der Impulsweitenmodulation basiert, wobei der dazu notwenige Modulator eingangsseitig der durch die Datenübertragungsleitung gebildeten Übertragungsstrecke innerhalb
des Containments und der Demodulator ausgangsseitig der Übertragungsstrecke außerhalb des Containments angeordnet ist. Der Demodulator kann aber auch innerhalb des Containments angeordnet sein - z. B. in einem strahlungsmäßig abgeschirmten Ringraum. Ziel ist es vor allem, das Signal störsicher aus einem Bereich mit hoher ionisierender Strahlung in einen Bereich mit geringer oder ohne ionisierende Strahlung zu übertragen. Es erfolgt eine hochisolierend galvanisch getrennte Übertragung eines Analogsignals mit hoher Bandbreite zur direkten Analog-Digital Umsetzung mit hoher Auflösung aus einem in Störfallsituationen radiologisch belasteten Anlagenbereich zu einem sicheren Anlagenbereich.
Das heißt mit anderen Worten, durch den analogen Vergleich einer konstant ansteigenden Vergleichsspannung mit einem konditionierten Messwert wird die Messgröße in ein Signal mit zwei binären Zuständen übersetzt. Der Wert bzw. die Amplitude der Messgröße wird im zeitlichen Verhalten des so entstehenden Binärsignals wiedergeben. Nach erfolgter galvanischer Trennung steht damit ein über große Distanzen übertragbares Signal in serieller Form mit hoher zeitlicher Auflösung zur Verfügung.
Bei dem bevorzugten Einsatz im kerntechnischen Umfeld können bei geeigneten Übertragungsprotokollen (z. B. Multiplex- oder Modulationsverfahren wie Zeitmul- tiplexverfahren oder Amplituden- und Frequenzmodulation) Signalleitungen und damit auch Containmentdurchführungen eingespart werden.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile lassen sich insbesondere wie folgt charakterisieren:
1 . Strahlungsharte Ausführung
Im Gegensatz zu am Markt befindlichen kommerziellen Trennverstärkern verschiedener Hersteller ist der innerhalb des erfindungsgemäßen Ü bertrag ungssys- tems implementierte digitale Isolierverstärker auf erhöhte Zuverlässigkeit gegen ionisierende Strahlung optimiert.
Die Strahlungsabhärtung beruht auf folgenden drei Grundprinzipien, die vorzugsweise kumulativ zum Einsatz kommen:
• Die Arbeitspunkte der strahlungsexponierten elektronischen Schaltungen werden für eine erhöhte Lebensdauer unter Strahlungsbelastung optimiert bzw. angepasst. Dazu kann unter anderem auf bewährte Konzepte und Normen aus der Zuverlässigkeitsanalyse oder -technik zurückgegriffen werden. Konkrete Bauteilparameter, die eine derartige Einflussnahme ermöglichen, sind beispielsweise die Betriebstemperatur der Schaltung, die Versorgungsspannung, die Eingangsspannung, die Ausgangsspannung, die Ausgangsstromstärke und das mechanische Spannungsprofil. Diese Art der Strahlungsabhärtung wird im Englischen auch als„hardening by circuit design" bezeichnet.
• Durch geeignete (Fern-) Steuerung des Betriebszustandes kann der schädigende Einfluss von durch Strahlung bewirkter oder notwendig gemachter Verschiebung von Arbeitspunkten auf Transistorebene minimiert werden. Dabei werden auf physikalischen Effekten beruhende Kompensationseffekte auf Systemebene aktiviert. Konkrete Maßnahmen in diesem Zusammenhang umfassen beispielsweise das An- und Ausschalten der Spannungsversorgung, das Erhöhen oder Absenken der Betriebsspannung, das Umkehren / Umpolen der Betriebsspannung und/oder das Erhöhen oder Absenken der Betriebstemperatur. Diese Art der Strahlungsabhärtung wird im Englischen auch als„hardening by System design" bezeichnet.
• Eine Strahlungsabhärtung kann auch durch die Auswahl einer geeigneten Fertigungstechnologie erfolgen. Halbleiter mit vergleichsweise breiten Bandlücken wie z.B. SiGe, GaAs, InPh, SiC sind infolge der hohen Aktivierungsenergien, die für die Zerstörung ihrer atomaren Gitter notwendig sind, inhärent strahlungsresistent. Ähnliches gilt für Halbleiterfertigungsprozesse mit Strukturgrößen im Bereich von 60 bis 150 nm. Diese Art der Strahlungsabhärtung wird im Englischen auch als„hardening by technology" bezeichnet.
2. Umschaltbarer Messeingang
Durch einen auf die Systemplatine des Modulators aufsteckbaren Normierverstär- ker ist im Unterschied zu bekannten Trennverstärkern, die nur eine begrenzte Anzahl an umschaltbaren Eingangssignalen besitzen, eine weitaus größere Anzahl an analogen Schnittstellen möglich. Neben den typischen single-endet Span- nungs- und Stromeingängen ist es hierdurch möglich, sowohl Single- als auch dif- ferential-endet Eingänge für Ladung, Widerstand, Frequenz, usw... zu realisieren. Ebenso ist es möglich, Eingangsbereiche außerhalb der typischen Schnittstellenwerte zu verwenden.
3. Räumliche Trennung zwischen Modulator und Demodulator
Marktbefindliche Trennverstärker sind zumeist auf Platzersparnis optimiert. Modulator und Demodulator für die galvanisch isolierende Übertragungsstrecke befinden sich in einem Gehäuse. Durch die räumliche Trennung der Modulator- und Demodulatorseite bei dem erfindungsgemäßen System ist es möglich, ein analoges Signal in einer Umgebung mit hohen elektromagnetischen Störungen mit Hilfe von analogen Bauteilen zu wandeln und dieses in höchst störsicherer Form amplitudendigital und analog zeitcodiert (Pulsweitenmodulation, kurz PWM) über große Strecken von beispielsweise bis zu mehreren hundert Metern Länge zu übertragen.
4. Direkte A/D-Umsetzung möglich
Durch den amplitudendigitalen (d. h. es sind nur zwei logische Zustände der Amplitude möglich) Ausgang am Modulator ist es möglich, mittels präziser Zeitmessung (z. B. Zählverfahren) der Pulsdauer des PWM-Signals in Relation zur Periodendauer der Sägezahnschwingung den Wert der Amplitude des normierten Messwertes (K) direkt in eine digitale Form zu überführen. Bei den üblichen Trennverstärkern ist es notwendig, die analogen Ausgangssignale erneut mittels
Analog/Digital-Wandlern (ADC) zu digitalisieren. Durch die direkte A/D- Um Setzung entsteht ein gegen die Einwirkung ionisierender Strahlung optimierter Wandler.
5. Synchrone Abtastung mehrerer Trennverstärker
Durch die synchrone Triggerung mehrerer Modulatorstufen ist es möglich, Bauteiltoleranzen, die sich auf die Zeitbasis auswirken, zu eliminieren. Bei der direkten Umsetzung in digitale Daten (siehe Punkt 4) ist es hierdurch möglich, mittels Triangulation Ortungsfunktionen zu realisieren. Bei üblichen Analog/Digital-Wandlern ist eine synchrone Abtastung in der Regel nur über Umwege möglich.
6. Signalmultiplexing möglich
Durch die amplitudendigitale Übertragung zwischen Modulator und Demodulator über eine große Distanz ist es mit einfacher Schaltungstechnik möglich, mehrere Kanäle über eine einzige Verbindungsleitung zu übertragen (z. B. via Amplitudenmodulation, Frequenzmodulation, Zeitmultiplexverfahren). Dies ist grundsätzlich ebenso bei analogen Signalen möglich, wobei es hier jedoch zu größeren Einbußen bei der Performance und Bandbreite kommt. Die hierfür notwendige analoge Schaltungstechnik ist nicht nur komplexer und kosten intensiver, sondern auch fehleranfälliger. Das Aufmodulieren auf bestehende Leitungen (z. B. vorhandene Stromleitungen, AC oder DC) ist mit den amplitudendigitalen Signalen des erfindungsgemäßen digitalen Trennverstärkers sehr leicht und mit einer größeren Bandbreite möglich als mit analogen Signalen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert. Darin zeigen in stark vereinfachter und schematisierter Form:
FIG. 1 ein Übertragungssystem für ein Kernkraftwerk, bei dem mit Hilfe eines digitalen Isolierverstärkers eine störsichere und breitbandige Übertragung von Messsignalen über eine große Distanz erfolgt,
FIG. 2 eine diagrammatische Darstellung des Pegelverhaltens über die Zeit von verschiedenen Signalen, die in dem Isolierverstärker gemäß FIG. 1 auftreten bzw. verarbeitet werden, und
FIG. 3 eine Abwandlung des Übertragungssystems gemäß FIG. 1 .
Gleiche oder gleichwirkende Komponenten oder Signale sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
FIG. 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Kernkraftwerk 2, bei dem eine Containmenthülle 4 aus Stahl und/oder Beton einen Raumbereich umschließt, in dem es bei Störfallen zu einer intensiven Freisetzung von ionisierender Strahlung kommen kann. Für eine Überwachung relevanter Betriebs- und Zustandsparameter innerhalb des Containments 6 ist darin mindestens ein storfallfester Sensor 8 installiert, der über ein zwischengeschaltetes Übertragungssystem Messdaten an ein externes Auswertungssystem 10 übermittelt.
Der Sensor 8 erfasst eine physikalische Größe (z. B. Druck, Temperatur, Strahlung etc.), die als ein elektrisches Signal in Form eines analogen Messwertes K bereitgestellt wird.
Die sensorische Erfassung und Aufbereitung der zu übertragenden Messwerte erfolgt also innerhalb des Containments 6 in einem hier durch einen rechteckigen Kasten angedeuteten Messwertaufnahme- und Sendemodul, welches sich auf einem elektrischen Potential 1 befindet.
In einem Sägezahngenerator 14 wird mit einer über eine Konstantstromquelle geladenen Kapazität eine zeitlich linear ansteigende Spannung erzeugt, welche nach einer Periodendauer T sprunghaft auf 0V zurückgesetzt wird. Der Verlauf dieser Sägezahnschwingung B als Funktion der Zeit ist neben anderen Signalpegeln, die weiter unten beschrieben werden, in FIG. 2 diagrammatisch dargestellt.
Diese periodisch verlaufende, abschnittweise ansteigende Sägezahnspannung wird mit einer Momentanmessgröße, welche zuvor auf ein Spannungssignal konvertiert und auf den maximalen Endwert der erzeugten Sägezahnspannung nach Erreichen von T normiert wurde, analog mit hoher Genauigkeit durch einen Kom- parator 16 verglichen.
Die Normierung des analogen Messwertes K wird mittels eines Normierverstärkers 18 realisiert, welcher auch eine Umsetzung von der Ausgangsgröße des für den Sensor 8 notwendigen Messverstärkers 20 (Spannung, Strom, Ladung, Frequenz, Widerstandswert; single-endet oder differenziell) auf die für den Komparator 16 notwendige elektrische Größe vornimmt.
Die für die Messwertnormierung notwendige Schaltung wird vorzugsweise als (aus-) wechselbare und arretierbare, insbesondere aufsteckbare Baugruppe mit fest definierter Größe und Anschlussbelegung ausgeführt, um eine große Flexibilität an Eingangssignalen abdecken zu können.
Durch eine Sample&Hold-Schaltung 22 wird der zu Beginn des Messzyklus anstehende normierte analoge Messwert A für die Messdauer T analog zwischengespeichert (gespeicherter Momentanwert C), um Fehler durch sich schnell ändernde Signale zu minimieren. Die Sample&Hold-Schaltung 22 wird durch einen Impulsgeber 24 getriggert, der auch den Sägezahngenerator 14 triggert. Der Impulsgeber 24 wird seinerseits durch einen externen Taktgenerator 40 ausgelöst / synchronisiert (siehe unten).
Sobald der Pegel der erzeugten Sägezahnschwingung B nach der Zeit t-ι (Komparationszeitpunkt E) den Pegel der anliegenden, normierten und zwischengespeicherten Vergleichsspannung C erreicht oder gerade (minimal) übersteigt, ändert der Ausgang des Komparators 16 den Ausgangspegel von einem logischen Pegel zum antivalenten logischen Pegel.
Auf diese Weise wird ein binäres Ausgangssignal D erzeugt, das als pulsweiten- moduliertes Signal (PWM-Signal) vorliegt. Die für die Modulation zuständigen
Komponenten Sample&Hold-Schaltung 22, Sägezahngenerator 14 und zugehöriger Impulsgeber 24 sowie der analoge Komparator 16 werden in ihrer Gesamtheit auch als Modulator 26 bezeichnet und sind Teil eines Sendemoduls der Übertragungsschaltung.
Das amplitudenbinäre Ausgangssignal D am Komparatorausgang wird mittels einer galvanischen Trennung 28 über eine geeignete Kopplung (z. B. optische, kapazitive oder transformatorische Signalübertrager) hochisolierend vom Potential der Messgröße getrennt. Die galvanische Trennung 28 ist vorzugsweise bis zu mehreren kV dauerfest, abhängig von der konkreten Ausführung der Signaltrennung und der sicheren Trennung der Versorgungsspannung, ausgelegt.
Dieses galvanisch getrennte PWM-Signal J wird in geeigneter Form - z.B. als dif- ferenziell ausgeführtes Spannungssignal, über eine Stromschleife, frequenzmoduliert (FM), amplitudenmoduliert (AM), via Phasenmodulation (PSK) - störsicher über eine vergleichsweise große Übertragungsstrecke von bis zu mehreren hundert Metern Länge zu einer außerhalb des Containments 6 im Bereich geringer ionisierender Strahlung in einem Empfangs- und Auswertungsmodul mit dem elektrischen Potential 3 angeordneten Decoderlogik übertragen. Die Signalübertragungsleitung 34 verläuft dazu in geeigneter Weise durch eine Durchführung 36 in der Containmenthülle 4. Zur Maximierung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses und zur Minimierung elektromagnetischer Interferenzen ist eine Übertragung in Form eines Paares von differenziellen Signalen bevorzugt.
Für eine möglichst verlustfreie und unverfälschte Übertragung ist es notwendig, die Ausgangsimpedanz des modulatorseitigen Sendeverstärkers auf den Wellenwiderstand der verwendeten Signalübertragungsleitung 34 sowie die Eingangsimpedanz der Decoderlogik abzustimmen.
Wie bereits erwähnt, kann das PWM-Signal D nach erfolgter galvanischer Trennung als Spannungssignal, als Stromstärkesignal oder als optisches Signal übertragen werden. In den beiden zuerst genannten Fällen kann die jeweilige Signalübertragungsleitung 34 beispielsweise mit Hilfe von Kupferkabeln verwirklicht sein.
Optische Signale hingegen werden bevorzugt mit Hilfe von Polymerfaserkabeln oder Glasfaserkabeln übertragen, wobei Fasern aus Quarzglas in der Regel eine größere Strahlenresistenz aufweisen und deshalb bei der hier vorgestellten Anwendung bevorzugt sind. Abhängig vom gewählten Typ der Signalübertragung ist es unter Umständen notwendig, den jeweiligen Modulator 26 zu modifizieren oder schaltungsmäßig um die für einen Medienkonverter erforderlichen Funktionen zu ergänzen. Medienkonverter sind im Netzwerkbereich eingesetzte Geräte, die Netzwerksegmente unterschiedlicher Medien (z.B. Kupfer, Lichtwellenleiter) miteinander verbinden und damit die übertragenen Daten physikalisch von einem Medium auf das andere umsetzen. Bei der Verwendung eines Multiplexers 47 (siehe unten) kann der Medienkonverter auch in selbigen integriert werden.
In bevorzugter Ausgestaltung findet eine optische Signalübertragung statt, wobei der dazu erforderliche Med ienkonverter vorzugsweise mit Hilfe von Laserdioden auf der Senderseite implementiert wird. Laserdioden sind als betriebsbewährt anzusehen und besitzen eine vergleichsweise hohe Strahlenresistenz. Seit ein paar Jahren existieren auch geeignete faseroptische Übertragungskabel, die sich zum Einsatz in Umgebungen mit hoher Strahlenbelastung (Gamma- und Neutronenstrahlung) eignen. Aufgrund der gepulsten Übertagung kann selbst ein hoher strahlungsbedingter Schädigungsgrad der Laserdioden mit entsprechend verminderter Lichtausbeute bzw. Leuchtkraft verkraftet werden, so dass sich die effektiv nutzbare Lebensdauer des Signalübertragungssystems gegenüber anderen Technologien deutlich erhöht. Ein weiterer Vorteil der optischen Signalübertragung liegt im hohen Grad der galvanischen Trennung und in der Unempfindlich- keit gegenüber elektromagnetischer Störbeeinflussung (engl, electromagnetic in- terference, EMI). Optische Übertragungskabel verhindern auch Potentialverschleppungen unterschiedlicher Erdungspunkte innerhalb der Kraftwerksanlage.
Innerhalb der Decoderlogik wird der im Zeitverhalten codierte und normierte Amplitudenwert wiederhergestellt, sowie eine Rücknormierung auf einen dem ursprünglichen physikalischen Messwert proportionalen Ausgangswert für eine weitere Auswertung vorgenommen und gegebenenfalls gefiltert. Die hierfür zuständi-
gen Komponenten werden zusammenfassend auch als Demodulator 38 bezeichnet.
Die Decodierung kann analog erfolgen und den rekonstruierten analogen Messwert an ein Auswertungssystem 10 ausgeben.
Eine weitere Möglichkeit der Rekonstruktion besteht in der direkten, hochauflösenden Zeitmessung der Pulsdauer des PWM-Signals J durch einen digitalen Baustein (z. B. CPLD; FPGA; DSP; ASIC; digitale Messkarte; ...), welche in direktem Zusammenhang mit der konstanten Periodendauer T der Sägezahnschwingung B eine Proportionalität zum normierten Messwert A darstellt und ebenfalls rücknormiert und gefiltert werden kann.
Wird diese Digitalwertbildung noch innerhalb des Containments 6, vorzugsweise in einem Bereich mit relativ geringer ionisierender Strahlung, durchgeführt, kann mittels eines Digitalbus und Multiplexverfahrens eine große Anzahl an Signalen über wenige Durchführungen an ein externes Auswertungssystem übergeben werden.
Die für eine verlustfreie Rekonstruktion von sinusförmigen Signalen notwendige Abtastfrequenz nach dem Nyquist-Shannon-Abtasttheorem liegt bei mehr als der doppelten der maximal auftretenden Frequenz der Messgröße. Durch eine weitere Erhöhung der Abtastfrequenz (Überabtastung, engl. Oversampling) ist es möglich, bei einer nachträglichen analogen oder digitalen Filterung auftretende Störsignale oberhalb der Zielabtastfrequenz zu minimieren (analog) oder zu entfernen (digital). Daher sollte die Frequenz (Kehrwert der Periodendauer T) der Sägezahnschwingung B oberhalb des vierfachen (bevorzugt in Zweierpotenzen) der analogen Grenzfrequenz des Normierverstärkers liegen.
Eine zeitlich synchrone Umsetzung mehrerer unterschiedlicher Messwerte von verschiedenen Messstellen, wie sie für Ortungsfunktionen nach dem Triangulationsprinzip notwendig ist, kann über einen isoliert zugeführten synchronen Triggerimpuls aus einem gemeinsamen Taktgenerator 40 für den Beginn einer Säge-
zahnschwingung an eine beliebige Anzahl (in Abhängigkeit der Treiberstufe und Impulsverformung) von Umsetzungsschaltungen realisiert werden. Die Verteilung des gemeinsamen Taktsignals an die einzelnen Baugruppen erfolgt dabei bevorzugt über ein sogenanntes Clock-Distribution Network, welches in einer Baumstruktur ausgefertigt ist (Clock-Tree).
In FIG. 1 ist exemplarisch der Fall zweier funktionell ähnlich aufgebauter Messwertaufnahme- und Sendemodule veranschaulicht, von denen sich das eine in Bezug auf die von ihm zu messende physikalische Größe auf einem ersten elektrischen Potential befindet und das andere auf einem im Allgemeinen davon verschiedenen zweiten elektrischen Potential. Jedes der beiden Module überträgt über eine ihm zugeordnete, galvanisch vom Messeingang und von der Versorgungsspannung getrennte eigene Übertragungsstrecke (Übertragungsleitung 34) ein PWM-codiertes Messsignal an eine ihm zugeordnete eigene Decoderlogik, in der jeweils über die Signalamplitudenwiederherstellung hinaus eine Rücknormie- rung und Filterung erfolgt. Die Decoderschaltungen sind ausgangsseitig mit dem Eingang eines gemeinsamen Auswertungssystems 10 verbunden. Eine Verallgemeinerung auf n = 3, 4, ... Messsignale ist selbstverständlich möglich. Die gleichartigen Subsysteme und ihre jeweiligen Komponenten sind hier durch Striche an den Bezugszeichen, etwa 8, 8', 8" voneinander unterschieden.
Anstelle von separaten Übertragungsstrecken kann wie oben beschrieben über einen zwischengeschalteten Multiplexer 47 auf der Eingangsseite der Übertragungsstrecke und ggf. einen Demultiplexer 48 (der alternativ auch in das Auswertungssystem 10 integriert sein kann) auf der Ausgangsseite eine Mehrfachnutzung einer einzelnen Signalübertragungsleitung 49 gemäß dem Prinzip der seriellen Schnittstelle vorgesehen sein. Ein derart abgewandeltes System ist schematisch in FIG. 3 dargestellt.
Ein außerhalb des Containments 6 angeordneter gemeinsamer Taktgenerator 40 übernimmt über eine sich baumförmig in einzelne Stränge verzweigende (ggf. über geeignete elektronische Signalverteiler mit geringer Phasenlagenabweichung [Jitter], auch kaskadiert) Taktleitung 42 die simultane Ansteuerung der Impulsge-
ber 24 der einzelnen Messwertaufnahme- und Sendemodule. Die Anbindung der Taktleitung(en) 42 an diese Module erfolgt in ähnlicher Weise wie bei der Mess- signalauskopplung galvanisch getrennt über entsprechende optische, kapazitive oder transformatorische (induktive) Signalübertrager (galvanische Trennung 46, siehe auch FIG. 1 ).
Die besonderen Anforderungen an die Halbleiterbauteile in Bezug auf ein Umfeld mit ionisierender Strahlung bedingen eine dezidierte Auswahl an Fertigungstechnologien - beispielsweise auf Basis von Galliumarsenid (GaAs), Galliumnitrid (GaN), Siliziumcarbit (SiC) - welche sich für einen zuverlässigen Betrieb unter derartigen Bedingungen eignen. Dies gilt insbesondere für alle Komponenten, welche sich innerhalb des Containments 6 in Bereichen mit einer im Normalbetrieb, aber auch im Störfall, erhöhten Belastung durch ionisierende Strahlung befinden.
Bezugszeichenliste
2 Kernkraftwerk
4 Containmenthülle
6 Containment
8 Sensor
10 Auswertungssystem
14 Sägezahngenerator
16 Komparator
18 Normierverstärker
20 Messverstärker
22 Sample&Hold-Schaltung
24 Impulsgeber
26 Modulator
28 galvanische Trennung
34 Signalübertragungsleitung
36 Durchführung
38 Demodulator
40 gemeinsamer Taktgenerator
42 Taktleitung
46 galvanische Trennung
47 Multiplexer
48 Demultiplexer
49 gemeinsame Signalübertragungsleitung
A analoger Messwert (normiert)
B Sägezahnschwingung
C analog gespeicherter Momentanwert von A
D digitales PWM-Ausgangssignal
E Komparationszeitpunkt
F Rücklauf der Sägezahnschwingung
G Periodendauer der Sägezahnschwingung
H Pulsdauer des PWM-Signals
I Pausendauer des PWM-Signals
J galvanisch getrenntes PWM-Signal
K analoger Messwert (unnormiert)