Transparenter Glaskörper, Verfahren zu dessen Herstellung und dessen Verwendung
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft einen neuen, transparenten Glaskörper mit entspiegelter Oberfläche.
Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein neues Verfahren zur Herstellung eines neuen, transparenten Glaskörpers mit entspiegelter Oberfläche.
Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung eines neuen, transparenten Glaskörpers mit entspiegelter Oberfläche in der Bau-, Architektur- oder Fahrzeugverglasung, sowie in Produkten für die photovoltaische und solarthermische Energieumwandlung.
Eine Entspiegelung von Glasoberflächen kann durch unterschiedliche Maßnahmen realisiert werden. Bei interferenzoptischen Schichtsystemen wird über eine Beschichtung der Glasoberfläche mit zwei bis mehreren dünnen Schichten unterschiedlicher Brechzahl ein Teil der reflektierten Strahlung über destruktive Interferenz ausgelöscht. Ein Verfahren ist zum Beispiel aus der US 6,495,203 B2 bekannt.
Alternativ kann eine Entspiegelung durch ein Einschichtsystem erfolgen, wenn deren Brechzahl ungefähr der mathematischen Wurzel der Brechzahl des darunterliegenden Materials entspricht. Die Anpassung der Brechzahl kann für das Einschichtsystem über eine Skelettierung der Glasoberfläche oder über eine Beschichtung der Glasoberfläche mit einem porösen Film erfolgen. Ein übliches Verfahren zur Erzeugung von Glasoberflächen mit einer Beschichtung mit einem porösem Silikatfilm ist in dem Patent DE 101 46 687 C1 offenbart. Aus der DE 10 2005 020 168 A1 ist eine zusätzliche hydrophobe Beschichtung zur Erhöhung der Langzeitstabilität von porösen Silikatfilmen bekannt.
Ein Verfahren zur Herstellung eines transparenten Glaskörpers mit skelettierter Oberfläche ist in der DE 822 714 B offenbart. Aus der US 6,929,861 A ist eine skelettierte Glasoberfläche bekannt, die aufgrund ihrer Struktur verbesserte Reinigungseigenschaften aufweist.
Poröse oder skelettierte Glasoberflächen und Beschichtungen degradieren unter Bewitterung, insbesondere durch die Anwesenheit von Feuchtigkeit. Als eine Ursache kann die relativ große, frei exponierte Oberfläche von porösen oder skelettierten Glasoberflächen und Beschichtungen angesehen werden.
Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zu Grunde einen neuen, transparenten, Glaskörper bereitzustellen, der eine bewitterungsstabile entspiegelte Oberfläche aufweist.
Außerdem lag der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, ein neues Verfahren zur Herstellung von neuen transparenten Glaskörpern bereitzustellen das in einfacher und sehr gut reproduzierbarer Weise in hohen Stückzahlen transparente entspiegelte Glaskörper liefert, die bewitterungsstabile Oberflächen aufweisen.
Außerdem lag der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, eine neue Verwendung der neuen, transparenten Glaskörper in der Bau-, Architektur- oder Fahrzeugverglasung, sowie in Produkten für die photovoltaische und solarthermische Energieumwandlung zu finden.
Die vorliegende Erfindung stellt einen transparenten Glaskörper bereit, der a. mindestens eine entspiegelte Glasoberfläche aufgebaut auf mindestens einer Oberfläche des transparenten Glaskörpers und b. mindestens eine auf der entspiegelten Glasoberfläche aufgebrachte glasartige Schutzschicht umfasst.
Im Folgenden wird der entspiegelte, transparente und witterungsbeständige Glaskörper als „erfindungsgemäßer Glaskörper" bezeichnet.
Außerdem wurde das neue Verfahren zur Herstellung eines entspiegelten, transparenten und witterungsbeständigen Glaskörpers gefunden, wobei durch
I) Aufbringen einer Entspiegelungs-Lösung auf mindestens eine Glasoberfläche eine skelettierte Oberfläche erzielt wird,
II) die Zusammensetzung von der skelettierten Oberfläche abgespült wird,
III) auf den transparenten Glaskörper mit der skelettierten Oberfläche eine Sol-Gel-Lösung aufgebracht wird,
IV) durch Trocknung der Zusammensetzung bei 200C bis 2000C auf der skelettierten Oberfläche eine Schicht erzeugt wird,
V) durch thermische Behandlung bei 200°C bis 7500C aus der Schicht eine glasartige Schutzschicht erhalten wird.
Im Folgenden wird das Verfahren zur Herstellung von entspiegelten, transparenten und witterungsbeständigen Glaskörpern als „erfindungsgemäßes Verfahren" bezeichnet.
Nicht zuletzt wurde die neue Verwendung des erfindungsgemäßen Glaskörpers in der Bau-, Architektur- oder Fahrzeugverglasung, bevorzugt als Glas für Produkte der photovoltaischen und solarthermischen Energieumwandlung gefunden, was im Folgenden als „erfindungsgemäße Verwendung" bezeichnet wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht in reproduzierbarer Weise die Herstellung von hohen Stückzahlen der erfindungsgemäßen Glaskörper, die unter Beibehaltung der entspiegelnden Wirkung der skelettierten Oberfläche eine hohe Witterungsstabilität aufweisen.
Die Summe aus transmittierter, reflektierter und absorbierter elektromagnetischer Strahlung entspricht der eingestrahlten Energie. Unter der Annahme dass die Absorption durch einen transparenten Glaskörper konstant bleibt, führt eine Verringerung der Reflektion an den Grenzflächen eines Körpers, Entspiegelung genannt, zu einer Erhöhung der Transmission. Durch Entspiegelung wird der Anteil an reflektierter Strahlung an Grenzflächen, beispielweise Luft zu Glas oder Glas zu Luft verringert.
Die Brechzahl kennzeichnet die Brechung oder Richtungsänderung und das Reflexionsverhalten von elektromagnetischer Strahlung beim Auftreffen auf eine Grenzfläche zweier Medien. Des Weiteren ist die Brechzahl das Verhältnis zwischen
der Phasengeschwindigkeit des Lichtes im Vakuum und seiner Phasengeschwindigkeit in dem jeweiligem Material.
Die Anpassung der Brechzahl zur Entspiegelung im Einschichtsystem wird durch eine skelettierte Oberfläche erreicht. Aufgrund der Leerräume nimmt die mittlere Phasengeschwindigkeit des Lichts durch die skelettierte Schicht zu und damit die Brechzahl ab. Die skelettierte Glasoberfläche hat eine Schichtdicke von 30 nm bis 1000 nm, bevorzugt eine Schichtdicke von 50 nm bis 200 nm. Eine skelettierte Glasoberfläche beinhaltet Silikate, die durch definierte Leerräume voneinander getrennt sind. Die mittlere Breite der Leerräume liegt im Bereich von 0,1 nm bis 200 nm und bevorzugt von 0,5 nm bis 50 nm. Die Ausdehnung der Leerräume in die Tiefe des Glaskörpers bestimmt im Mittel die Dicke der skelettierten Glasoberfläche.
Bei einer Brechzahl von ungefähr 1 ,22 an der Grenzfläche von Luft zu Glas ist die Reflektion, insbesondere für sichtbares Licht, minimiert. Die Brechzahl der skelettierten Glasoberfläche liegt im Bereich von 1 ,22 bis 1 ,45 und bevorzugt im Bereich von 1 ,25 bis 1 ,40. Insgesamt ist der Aufbau eine Optimierung aus der zu erzielenden Brechzahl, der Schichtdicke und der Schichtstabilität der skelettierten Glasoberfläche.
Durch den Herstellungsprozess der skelettierten Glasoberfläche verbleiben in geringen Mengen Fluorverbindungen in der skelettierten Oberfläche, bevorzugt Fluoride und Fluorkomplexe und insbesondere HF, SiF und NaF und/ oder Gemische davon. Zusammen mit Feuchtigkeit, beispielsweise durch Bewitterung, wird die Degradation des Skeletts verstärkt.
Es wurde gefunden, dass die erfindungsgemäße Schutzschicht eine witterungsbedingte Degradation der Entspiegelungsschicht verhindert. Aufgabe der Schutzschicht ist es, das Eindringen von Feuchtigkeit, organischen und / oder anorganischen Kontaminationen in die Leerräume der skelettartigen Struktur zu minimieren.
Degradation bedeutet hier die Abnahme der Transmission durch ganze oder teilweise Zerstörung einer Entspiegelungsschicht und / oder des transparenten Glaskörpers. Eine Bewitterung startet üblicherweise direkt nach der Herstellung eines Produktes und
beinhaltet Lagerung, Transport, Weiterverarbeitung und den kompletten Lebenszyklus des Produktes.
Bewitterungstests können über eine beschleunigte Klimatisierung erfolgen. In DIN-EN 61215:2005, Prüfung 10.13, wird eine Feuchte- / Wärmeprüfung bei einer Temperatur von 85 0C und 85 % relativer Feuchtigkeit für eine Testzeit von 1000 h für den Produktlebenszyklus von Photovoltaik-Modulen, entsprechend ungefähr 20 Jahren in einer Außenbewitterung in gemäßigten Breiten, beschrieben.
Die Schutzschicht vor Degradation füllt die Leerräume der skelettierten Schicht nicht, ganz oder teilweise bis zu 50 % aus. Zusätzlich ist eine geschlossene und zusammenhängende Schicht über der nicht ganz oder teilweise bis 50 % ausgefüllten, skelettierten Schicht vorhanden. Die Dicke der Schutzschicht beträgt 5 nm bis 1000 nm und bevorzugt 10 nm bis 200 nm. Aufgrund der Bedeckung der skelettierten Glasoberfläche mit der Schutzschicht bleibt die Entspiegelung der Oberfläche bestehen.
Die Schutzschicht beinhaltet Metalloxide oder Halbmetalloxide, bevorzugt Oxide von Si, Ti, Zr, AI, Sn, W, Ce und besonders bevorzugt Silikate. Eine Absorption von Sonnenlicht in der Schutzschicht selbst ist je nach Schichtdicke der Schutzschicht minimal bis komplett zu vernachlässigen.
An einer Grenzfläche Luft zu Glas betragen bei senkrechtem Einfall von Licht die Reflektionsverluste etwa 4%. Eine hochtransparente Glasplatte mit einer vernachlässigbaren Absorption hat damit eine Transmission von etwa 92%. An einem hochtransparentem Glas wird bei einer einseitigen Entspiegelung eine Energietransmission nach DIN-EN 410:1998 von >93% erzielt. Unter Berücksichtigung der unterschiedlich stark absorbierenden Gläsertypen weist der erfindungsgemäße Glaskörper inklusive der skelettierten Oberfläche und der Schutzschicht eine Energietransmission nach DIN-EN 410:1998 von >80 %, bevorzugt >90 % und besonders bevorzugt >93 % auf.
Die Energietransmission eines Körpers berechnet sich nach DIN-EN 410:1998 aus der mathematischen Faltung seines Transmissionsspektrums mit einem gewichteten
Sonnenspektrum im Bereich von 300 nm bis 2500 nm. Die Energietransmission ist eine strahlungsphysikalische Kenngröße von Verglasungen.
Werden transparente Glaskörper zur direkten Wärmegewinnung, beispielsweise in der Solarthermie oder der Gebäudeverglasung eingesetzt, ist die Energietransmission eine Kennzahl für den Wärmeeintrag. In Produkten der Solarthermie wird die Strahlungsenergie der Sonne bevorzugt über das komplette Spektrum von 300 nm bis 2500 nm in geeigneten Wärmetauschern absorbiert. Als primäre Speichermedien werden bevorzugt Flüssigkeiten verwendet, die insbesondere Wasser oder thermisch stabile organische Verbindungen enthalten. Die Wärme kann primär oder sekundär als Prozess- oder Nutzwärme in Privathaushalten oder der Industrie genutzt werden.
Photovoltaik-Module weisen eine Reihenschaltung aus Solarzellen auf, die zur direkten Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie verwendet werden. Solarzellen enthalten Halbleitermaterial, insbesondere Silizium mit einer amorphen bis zu einer einkristallinen Struktur, Verbindungshalbleiter enthaltend Kadmium, Tellur und/oder die Gruppe der Chalkopyrite enthaltend Kupfer, Indium, Gallium, Selen und/oder Legierungen oder Gemische davon. Die spektrale Empfindlichkeit ist für eine Vielzahl von Solarzellen in einem Spektralbereich von 400 nm bis 1100 nm besonders hoch. Eine Entspiegelung für diesen Wellenlängenbereich führt zu einer Erhöhung der Transmission von Licht zu den Solarzellen und damit zu einer Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrades von Photovoltaik-Modulen.
Die erfindungsgemäßen Glaskörper werden bevorzugt zur Abdeckung von Photovoltaik-Modulen verwendet. In Anlehnung an die Berechnung nach DIN-EN 410:1998, kann eine strahlungsphysikalische Kennzahl über den eingeschränkten Bereich von 400 nm bis 1100 nm berechnet werden.
Die erfindungsgemäßen Glaskörper können unterschiedlich räumlich ausgedehnte oder planare Formen haben. Sie können in mehrere Richtungen des Raumes leicht oder stark gebogen oder gekrümmt sein. Die Fläche der erfindungsgemäßen Glaskörper kann breit variieren und richtet sich nach dem jeweiligen Verwendungszweck im Rahmen der erfindungsgemäßen Verwendung. Sie können eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern in der Fahrzeugverglasung bis zu mehreren Quadratmetern in der Bauverglasung haben. Als Deckgläser für
Solarthermie- und Photovoltaik haben sie eine Fläche von 0,5 m2 bis 3 m2. Die Dicke von Platten liegt bei 1 mm bis 20 mm, bevorzugt bei 2,5 mm bis 4,5 mm.
Eine Härtung des Glaskörpers ist je nach Verwendung notwendig, insbesondere um den Sicherheitsanforderungen in der Bau-, Architektur-, oder Fahrzeugverglasung zu entsprechen. Durch eine Teilvorspannung oder eine Vorspannung werden die mechanische Stabilität und das Bruchverhalten einer Glasplatte erhöht. Für Anwendungen im Baubereich sind insbesondere die Anforderungen der DIN-EN 12150:2000 zu erfüllen, für Anwendungen in der Photovoltaik sind insbesondere die Anforderungen der DIN-EN 61730:2005 zu erfüllen.
Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des transparenten Glaskörpers wird die Oberfläche des Glaskörpers durch Aufbringen einer Lösung skelettiert. Die Lösung wird im Wesentlichen aus H2SiFβ sowie gelöstem SiÜ2 zusammengesetzt. Das gelöste SiÜ2 wird in einer Konzentration von bis zu 3 Millimol pro Liter größer der Sättigungskonzentration eingesetzt. Ein Verfahren hierzu ist aus der DE 822 714 B bekannt.
Die Lösung wird durch Sprüh-, Tauch-, oder Flutungsverfahren aufgebracht. Die Art der Aufbringung der Lösung ist von wesentlicher Bedeutung für die Qualität der zu erzeugenden Schicht. Bevorzugt wird ein Tauchverfahren verwendet. Bei gleichartigen Platten können mehrere Platten vertikal in die Lösung eingetaucht werden. Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist der hohe Grad der Automatisierung. Im sogenannten „Batch"-Verfahren werden in den wesentlichen Prozessstufen mehrere Körper parallel behandelt und ein hoher Durchsatz unter gleichbleibender Qualität erzielt. Ein Batch beinhaltet mehrere gleichartige transparente Glaskörper, oftmals in einem Gestell. Die Gestelle mit den transparenten Glaskörpern werden parallel von Prozessstufe zu Prozessstufe verbracht.
In einer optionalen Vorstufe werden die transparenten Glaskörper gereinigt. Jegliche Art von Verunreinigungen oder Inhomogenitäten können die Verfahren beeinflussen, die zur Skelettierung genutzt werden, was letztlich zu einer inhomogenen Entspiegelung führen kann. Der Reinigungsprozess wird in mehreren Stufen und bevorzugt mit entmineralisiertem Wasser durchgeführt. Nach einem optionalen Trockenschritt werden die gereinigten transparenten Glaskörper auf einem Gestell in
eine Kaskade von temperierten Becken verbracht. In einer ersten Stufe wird die zu skelletierende Oberfläche des transparenten Glaskörpers in einer Lösung enthaltend Natrium-Hydroxid oder Fluor-Wasserstoff vorbehandelt. Nach einer oder mehreren Zwischenspülstufen wird mit der eigentlichen Lösung aus hbSiFβ sowie gelöstem SiÜ2 die Oberfläche des transparenten Glaskörpers skelettiert. Die Reaktionsrate und die Form der entstehenden Strukturen werden wesentlich von der eingestellten Temperatur und Zusammensetzung der Lösung sowie der Vorbehandlung der Oberfläche bestimmt. Es wird eine skelettierte Oberflächenschicht aus dem Glasvolumen herausgebildet. Das Verhältnis von Leerräumen zu verbleibendem Material bestimmt wesentlich die Brechzahl. Die Skelettierung wird nach einer oder mehreren Spülstufen abgeschlossen.
Auf die skelettierte Oberfläche wird die Schutzschicht über ein Sol-Gel-Verfahren aus einer Lösung über mehrere Verfahrensstufen aufgebracht. Die Lösung wird über Sprüh-, Tauch-, Flutungs-, oder Schleuderverfahren aufgebracht und dann in einer oder mehreren Stufen getrocknet. Die verwendete Beschichtungsart und Charakteristiken der Lösung haben wesentlichen Einfluss auf die Schichtdicke und Homogenität. Es wird ein Tauchverfahren bevorzugt. Die Zusammensetzung der Lösung enthält Metallalkoxide oder kolloidale Suspensionen von Siliziumdioxiden, bevorzugt Si-Alkoxide, Ti- Alkoxide, Zr- Alkoxide, Al-Alkoxide, Sn-Alkoxide, W- Alkoxide, Ce-Alkoxide, besonders bevorzugt Tetraethylorthosilikat, Methyltriethoxysilan und/oder Gemische davon.
Die Dauer und Temperatur für die sich anschließende Trocknung und thermische Behandlung sind von der Reaktivität des Lösungsmittels abhängig. Die mit der Lösung benetzte, skelettierte Glasoberfläche wird bei Temperaturen von 20 0C bis 200 0C getrocknet, vorzugsweise bei 25 0C. Es wird ein Gel-Film erzeugt. Der Gel-Film wird in einer thermischen Behandlung im Bereich von 200 0C bis 750 0C zu einer glasartigen Schicht umgewandelt. Die glasartige Schicht füllt nicht, teilweise oder ganz die Leeräume aus und / oder liegt bevorzugt als geschlossene Schicht über der skelettierten Oberfläche des transparenten Glaskörpers. Die zur Trocknung und thermischen Behandlung notwendige Wärme kann über Wärmestrahlung oder Wärmeleitung zugeführt werden. Wärmestrahlung kann kurzwelliges Licht, sichtbares Licht sowie langwellige Infrarotstrahlung beinhalten. Alternativ kann der Wärmeeintrag über die Wärmeleitung der Luft erfolgen.
Die erfindungsgemäßen Glaskörper werden in der Form von Glasplatten beispielsweise als Verglasung im Fahrzeugbau eingesetzt um störende Reflektionen im Innenraum für den Fahrer zu vermeiden. Auch werden die erfindungsgemäßen Glaskörper als Schaufenster eingesetzt, um störende Reflektionen für den Betrachter zu vermeiden.
Die erfindungsgemäßen Glaskörper werden bevorzugt als Deckgläser für Photovoltaik oder Solarthermie eingesetzt.
Es zeigen
Figur 1 einen Querschnitt einer transparenten Glasplatte nach dem Stand der Technik,
Figur 2 einen Querschnitt einer transparenten Glasplatte gemäß der Erfindung, Figur 3 zwei Transmissionsspektren einer transparenten Glasplatte nach dem
Stand der Technik,
Figur 4 zwei Transmissionsspektren einer transparenten Glasplatte gemäß der Erfindung.
Figur 1 zeigt einen Querschnitt einer transparenten Glasplatte (1) nach dem Stand der Technik mit einer einseitig entspiegelten Oberfläche (2). Der Anteil an reflektierter Strahlung ER ist minimiert und die transmittierte Strahlung ET entsprechend erhöht. Die Kontaminationsmenge K, beinhaltend organische und anorganische Verbindungen, insbesondere aber Feuchtigkeit, kann ungehindert in die entspiegelte Oberfläche eindringen.
Figur 2 zeigt einen Querschnitt einer transparenten Glasplatte (1) gemäß der Erfindung mit einer einseitig entspiegelten Oberfläche (2) und einer Schutzschicht. Der Anteil an reflektierter Strahlung ER ist minimiert und die transmittierte Strahlung ET entsprechend erhöht. Die Kontaminationsmenge K kann nur sehr vermindert in die entspiegelte Oberfläche eindringen. Eine witterungsbedingte Degradation ist minimiert.
Figur 3 zeigt zwei Transmissionsspektren einer hochtransparenten, 3 mm dicken Glasplatte (1) mit beidseitig entspiegelter Oberfläche (2) ohne Schutzschicht, initial nach 0 h und nach einer beschleunigten Bewitterung von 500 h in einer Feuchte- /
Wärme Prüfung in Anlehnung an DIN-EN 61215:2005. Es zeigt sich eine deutliche Abnahme des Transmissionsspektrums nach Bewitterung.
Figur 4 zeigt zwei Transmissionsspektren einer erfindungsgemäßen, hochtransparenten, 3 mm dicken Glasplatte mit beidseitig entspiegelter Oberfläche mit Schutzschicht, initial nach 0 h und nach einer beschleunigter Bewitterung von 500 h in einer Feuchte- / Wärme Prüfung in Anlehnung an DIN-EN 61215:2005. Das Transmissionsspektrum ist durch Bewitterung weitestgehend unverändert.
Die erfindungsgemäßen Glaskörper haben eine entspiegelte, witterungsstabile Oberfläche. Der Anteil an reflektierter Strahlung ER der Grenzfläche Luft/Glas oder Glas/Luft ist minimiert. Die Transmission ET durch einen Glaskörper wird damit erhöht. Die Anpassung der Brechzahl zur Entspiegelung wird durch eine skelettierte Oberfläche (2) erreicht. Über eine glasartige Schutzschicht (3) wird eine witterungsbedingte Degradation minimiert. Die glasartige Schutzschicht (3) hat keine Erhöhung der reflektierten Strahlung an der Oberfläche zur Folge.
Beispiel:
Zwei Proben #1 und #2 von nicht vorgespannten hochtransparenten Glasplatten (1) mit Dicken von 3 mm wurden beidseitig mit einer skelettierten Oberfläche (2) entspiegelt. Die Probe #2 wurde zusätzlich beidseitig erfindungsgemäß mit einer Schutzschicht (3) geschützt. Die Proben wurden 500 h in einer Feuchte - / Wärme-Prüfung in Anlehnung nach DIN-EN 61215:2005 bewittert. Es wurden im Ausgangszustand nach 0 h und nach 500 h die Transmissionsspektren gemessen und die Energietransmissionswerte TE berechnet.
Es zeigte sich, dass für die erfindungsgemäße Glasplatte mit Schutzschicht (3), Probe #2, die Transmissionswerte nach Bewitterung stabil blieben. Dies war besonders für den Wellenlängenbereich zwischen 400 nm und 1100 nm ausgeprägt. Die Probe #1 ohne Schutzschicht hingegen zeigte nach der Bewitterung einen Rückgang der Transmissionswerte.
Die Transmissionsspektren der Glasplatte ohne Schutzschicht sind in Figur 3, die Transmissionskurven von der erfindungsgemäßen Glasplatte mit Schutzschicht in Figur 4 dargestellt. Es sind jeweils die Messdaten für den Ausgangszustand von 0 h und nach Bewitterung von 500 h in der Feuchte- / Wärme-Prüfung (500h) gezeigt.
Der Vergleich zwischen der Probe #1 und der erfindungsgemäßen Probe #2 zeigt, dass die erfindungsgemäße Probe #2 einen geringeren Abfall an Transmission nach Bewitterung aufweist.