Vorrichtung zur Herstellung einer schraubenförmigen, insbesondere schneckenförmigen Ausnehmung in einem Knochen.
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung, wie sie im Oberbegriff des Patentan- Spruchs 1 näher umrissen ist.
In der deutschen Gebrauchsmusterschrift DE 20 2006 012 830 U1 des Anmelders wurde vorgeschlagen, den schraubenförmigen Verankerungsteil eines Kieferimplantats ausgesprochen schneckenförmig auszubilden und dabei das Größenverhältnis Außendurch- messer zu Innendurchmesser gleich oder größer 2 zu wählen. Es wurde dort des Weiteren auch eine Vorrichtung zur Herstellung einer schraubenförmigen Ausnehmung zur Aufnahme eines schraubenförmigen und insbesondere eines solchen schneckenförmigen Verankerungsteils vorgeschlagen. Dieses Werkzeug kann mit einer materialabtragenden Vorrichtung, zum Beispiel in Form von Zähnen, versehen sein, deren wendeiförmige Be- wegungsrichtung kurzzeitig, umgekehrt wird. Wie eine solche Vorrichtung jedoch im Einzelnen aufgebaut ist, das geht aus dieser Veröffentlichung nicht hervor. Hier setzt die Erfindung an.
Ausgehend von den zuvor geschilderten Gegebenheiten und der genannten Druckschrift liegt der Erfindung das Bestreben zu Grunde, eine Vorrichtung der in Rede stehenden Art aufzeigen, mittels der die schraubenförmige und vorzugsweise schneckenförmige Ausnehmung schnell und sicher in einen Knochen, insbesondere in einen Kieferknochen, eingebracht werden kann.
Um dies zu erreichen, sieht die Erfindung bei der genannten Vorrichtung eine besondere Antriebsvorrichtung des Werkzeugs vor. Die Vorrichtung ist nach der Erfindung im Einzelnen zunächst gekennzeichnet durch eine Antriebsvorrichtung, welche über die Welle auf das Werkzeug zwei in Drehrichtung des Werkzeugs gerichtete Drehmomente aufbringt, wobei das erste Drehmoment eine zumindest nahezu konstante Größe hat und das zwei- te Drehmoment größer ist als das erste und seine Drehrichtung während der Materialabtragung fortlaufend umkehrt.
Die Vorrichtung bringt somit auf das Werkzeug zwei Drehmomente auf: Ein erstes Drehmoment der Welle dient der Sicherstellung des schraubenförmigen Vortriebs und der Nachführung des mit der Welle verbundenen Werkzeugs. Hierzu genügt es, auf die Welle
und damit auf das Werkzeug ein Drehmoment von gewisser Größe und Konstanz aufzubringen. Dieses Drehmoment wirkt mit einer praktisch konstanten Größe über die Welle auf das Werkzeug zwar fortdauernd ein, verdreht die Welle und damit das Werkzeug jedoch erst dann, wenn das nachfolgend beschriebene zweite Drehmoment auf das Werk- zeug einwirkt und das Werkzeug Material abträgt. Erst die Materialabtragung schafft Raum zum Nachführen, zum Vorschub des Werkzeugs unter der Einwirkung des ersten Drehmoments, das die Welle nun relativ langsam verdreht. Das erste Drehmoment kann separat auf seinen relativ kleinen, konstanten Wert gesteuert oder geregelt werden.
Ein zweites, größeres Drehmoment der Welle überlagert das erste Drehmoment und dient zum eigentlichen Antrieb des Werkzeugs, das durch Materialabtragung die zylindrische Bohrung zu einer im Prinzip wendeiförmigen oder doch zumindest teilwendelförmigen Ausnehmung erweitern soll. Hierzu dient eine hämmernde, hier auch oszillierend genannte Bewegung des Werkzeugs, die durch eine Steuerung oder Regelung des zweiten, rela- tiv großen Drehmoments in einem gewissen Rahmen, bezüglich Hub und Schlagzahl, verändert werden kann.
Aufgrund des erfindungsgemäßen Antriebskonzepts können die beiden hier erforderlichen Drehmomente völlig unabhängig voneinander gesteuert beziehungsweise geregelt wer- den. Dies bedeutet eine hohe Anpassungsfähigkeit der Vorrichtung an die jeweils beim Patienten vorherrschenden Gegebenheiten. Insbesondere können Vortrieb und Antrieb des Werkzeugs der individuell vorliegenden Beschaffenheit des jeweiligen Knochens, der Knochenqualität, sehr genau angepaßt werden. Dies führt zu einer schnellen und sicheren Herstellung der Ausnehmung bei weitgehend schonender Behandlung des Patienten.
Die hämmernde, oszillierende Bewegung des Werkzeugs, die durch die Umkehrung des zweiten Drehmoments erzeugt wird, kann sich über sehr kleine Wege, in Bruchteilen eines Millimeters oder Zehntelmillimeters gerechnet, erstrecken und bei einer hohen Frequenz durchgeführt werden. So kann, zum Beispiel in Abhängigkeit des Außendurchmes- sers der Ausnehmung, vorgesehen sein, dass die Umkehrung der Drehrichtung des zweiten Drehmoments vorzugsweise mindestens 50 mal oder sogar 500 mal pro Umdrehung der Welle erfolgt. Diese Werte richten sich insbesondere auch nach der Art, Form und Größe des Werkzeugs und können gegebenenfalls an der Vorrichtung in einem bestimmten Bereich wunschgemäß eingestellt werden, um damit eine optimale Anpassung des
jeweiligen Werkzeugs an die individuell unterschiedlichen Gegebenheiten des jeweiligen Einsatzfalles durchzuführen.
Das erste Drehmoment dient dem Vorschub des Werkzeug während dessen vorzugswei- se spanabhebender Arbeit sowie dem Rückhub des Werkzeugs nach der Arbeit. Das erste Drehmoment kann eine einstellbare und in engen Grenzen gleichbleibende und relativ kleine Größe haben, wobei das zweite Drehmoment vorzugsweise mindestens doppelt so groß ist wie das erste. In engen Grenzen bedeutet hier ohne große Schwankungen von zum Beispiel nicht über 20 bis 50% vom Sollwert. Relativ klein bedeutet hier generell ei- nen Bruchteil der Größe des zweiten Drehmoments, also zum Beispiel auch ein Drittel oder noch weniger.
Eine Ausführung der Vorrichtung sieht vor, dass das Werkzeug auf der Welle zwar verdrehfest, aber axial beweglich angeordnet ist. Ein derart gelagertes Werkzeug kann schnell und einfach gegen ein neues oder anderes dimensioniertes Werkzeug ausgetauscht werden, so dass bei entsprechende Lagerhaltung von unterschiedlichen Werkzeugen die Vorrichtung sehr vielseitig bis praktisch universal einsetzbar ist. Die Befestigung des Werkzeugs kann beispielsweise so geschehen, dass das Werkzeug mit der Welle über eine im Prinzip axiale Nut-Feder-Führung verbunden ist. Die Nut-Feder- Führung kann vorzugsweise wendeiförmig und mit großer Steigung ausgebildet sein. Große Steigung bedeutet hier insbesondere eine Steigung von über 45°, vorzugsweise über 60° bis nahe bei 90°. Die Wendelform erzeugt beim Verdrehen der Welle am Werkzeug eine axial gerichtete Kraftkomponente. Diese hilft einerseits beim Herstellen der schraubenförmigen Ausnehmung und andererseits beim Entfernen des Werkzeugs nach dem Fertigstellen.
Eine Ausführung der Vorrichtung sieht vor, dass die materialabtragenden Teile des Werkzeugs oder zumindest deren Trägerteil wendeiförmig oder zumindest teilwendelförmig und mit kleiner Steigung angeordnet sind bzw. ist. Materialabtragende Teile können Zähne oder dergleichen sein. Kleine Steigung bedeutet hier insbesondere eine Steigung von unter 45°, vorzugsweise aber unter 30° bis nur wenige Grad.
Werden die beiden vorgenannten wendeiförmigen Anordnungen gewählt, dann kann vorzugsweise vorgesehen sein, dass die Wendel der Nut-Feder-Führung senkrecht zur Wendel des Werkzeugs verläuft, also die Achsen der beiden Wendeln senkrecht aufein-
ander stehen. Beispielsweise können die Steigungen der beiden Wendeln 80° und 10° betragen.
Bei der Ausbildung des Antriebs kann vorgesehen sein, dass die Welle über ein Schneckengetriebe angetrieben wird, das ein an der Welle angeordnetes Schneckenrad umfaßt, das von einer Schnecke angetrieben wird. Um eine kleine, axiale Verschiebung der Schnecke gegenüber dem Schneckenrad zuzulassen, soll ein solches Schneckengetriebe vorzugsweise als Zylinderschneckentrieb ausgebildet sein, deren Schneckenzähne ein eventuell gerundetes Trapezprofil zeigen.
Zur Erzeugung der beiden Drehmomente bzw. Bewegungen des Werkzeugs wird vorgeschlagen, dass der Antrieb der Schnecke über eine drehbare und axial oszillierend verschiebbare zweite Welle erfolgt. Die zweite Welle ist von einer ersten Antriebsvorrichtung zum Aufbringen des ersten Drehmoments und von einer zweiten Antriebsvorrichtung zum Aufbringen einer oszillierenden, axialen Verschiebung der zweiten Welle angetrieben. Die axiale, oszillierende, d. h. hin- und hergehende Verschiebung der zweiten Welle, und damit der Schnecke, kann in Abhängigkeit von der Untersetzung des Schneckengetriebes über ein sehr kleine Strecke erfolgen, die z. B. nur im Bereich von einem Millimeter oder sogar noch darunter liegt.
Um das Werkzeug nach der Fertigstellung aus der schraubenförmigen Ausnehmung schnell und sicher wieder zu entfernen, wird vorgesehen, dass die Drehrichtung des Drehmoments der ersten Antriebsvorrichtung umkehrbar ist. So kann durch bloßes Umschalten der Drehrichtung der ersten Antriebsvorrichtung das Werkzeug wieder aus der dann fertigen Ausnehmung geholt werden, während dessen die zweite Antriebsvorrichtung ausgeschaltet ist. Da das Werkzeug bei diesem Rückhub nur die schon fertige Ausnehmung zurück legen muß, genügt auch hierzu die relativ geringe Größe des ersten Drehmoments.
Zum eigentlichen Antrieb des Werkzeugs können die beiden Antriebsvorrichtungen insbesondere einen Elektromotor oder eine Turbine umfassen. Derartige Antriebe sind auch aus der Zahnarztpraxis bzw. aus der Chirurgie bekannt. Um eine kompakte Bauform zu erzielen, können das Schneckengetriebe und die beiden Antriebsvorrichtungen in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht sein. Hierbei kann die Vorrichtung entweder als
sehr kompaktes, handgeführtes Werkzeug oder als stationäre Vorrichtung ausgebildet sein.
Weitere besondere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung sind auch der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels entnehmbar.
Fig. 1 zeigt eine Gesamtansicht einer Vorrichtung nach der Erfindung, in perspektivischer und schematischer Darstellung.
Fig. 2 zeigt eine Einzelheit eines ersten Antriebs.
Fig. 3 zeigt einen Schneckentrieb mit einer Schneckenwelle und einer Werkzeugwelle.
Fig. 4. zeigt das untere Ende der Werkzeugwelle.
Fig. 5 zeigt den Schnitt V - V in Fig. 4.
Fig. 6 zeigt ein auf dem unteren Ende der Werkzeugwelle anzuordnendes Werkzeug.
Fig. 7 zeigt die Zuordnung zweier Antriebe auf einer gemeinsamen Antriebswelle.
Die Vorrichtung 1 stellt ein chirurgisches Handwerkzeug dar, mit dessen Hilfe eine Sacklochbohrung in einem Kieferknochen zu einer schneckenförmigen Ausnehmung erweitert werden soll. Eine solche Vorrichtung einschließlich ihrer Wirkungsweise ist im Prinzip in der DE 20 2006 012 830 U1 im Einzelnen beschrieben, so dass hier nur der neue Aufbau und die neue Wirkungsweise der Vorrichtung 1 beschrieben werden.
Die Vorrichtung 1 umfaßt gemäß Fig. 1 ein handliches Gehäuse 2, in dessen hinterem Teil ein erster Motor 3 zur Erzeugung eines ersten Drehmoments M1 und ein zweiter Mo- tor 4 zur Erzeugung eines zweiten Drehmoments M2 gelagert sind. Der vordere Teil des Gehäuses 2 kann mit dem hinteren Teil lösbar verbunden sein und ist nur angedeutet, um die darin befindlichen Bauteile besser beschreiben zu können.
Der erste Motor 3 treibt mit dem Drehmoment M1 eine Hohlwelle 5 an, in der nach Art einer Nut-Feder-Verbindung eine waagrechte Schneckenwelle 6 begrenzt verschiebbar
aber drehfest gelagert ist, vergleiche Fig. 2. Die Schneckenwelle 6 ist fest mit einer Schnecke 7 verbunden, die als Zylinderschnecke mit einem leicht gerundeten Trapezprofil ausgebildet ist. Die Schnecke 7 kämmt mit einem Schneckenrad 8, dessen Welle 9 senkrecht und somit rechtwinklig zur Schneckenwelle 6 verläuft, vergleiche Fig. 3.
Die senkrechte Welle 9 ist an ihrem unteren Abschnitt 10 außen mit einigen längslaufenden Nuten 11 versehen, die leicht wendeiförmig in der Mantelfläche der Welle 9 verlaufen. Der untere Abschnitt 10 schließt mit einem radial über der Mantelfläche hervorstehenden Flansch 12 ab, vergleiche Fig. 4 und 5.
Auf den unteren Abschnitt 10 der Welle 9 ist ein Werkzeug 13 aufgeschoben, vergleiche Fig. 6, das hohl ausgebildet ist und mit innen wendeiförmig hervorstehenden Stegen 14 in die Nuten 11 der Welle 9 eingreifen kann. Das Werkzeug 13 ist somit auf der Welle 9 zwar verdrehfest, aber in Längsrichtung leicht wendeiförmig verschiebbar gelagert. Nach unten zu stützt sich das Werkzeug 13 an dem Flansch 12 ab.
Das Werkzeug 13 umfaßt einen Werkzeugträger in Form einer radial vorstehenden, wendeiförmigen Rippe 15, mit einem Innendurchmesser Di und einem Außendurchmesser Da. Die Rippe 15 beginnt unten mit dem Innendurchmesser Di, der sich über einen Bogen 16 auf den Außendurchmesser Da vergrößert, um dann mit gleichem Durchmesser Da sich wendeiförmig über etwa eine Umdrehung nach oben hin fortzusetzen. Im Bereich des Bogens 16 sind an der Rippe 15 vom Innendurchmesser Di bis zum Außendurchmesser Da mehrere radial und axial leicht vorstehende Zähne 17 angeordnet.
Während der erste Motor 3 die Schneckenwelle 6 mit dem ersten Drehmoment M1 antreibt, wird die Schneckenwelle 6 auch über den zweiten Motor 4 in folgender Weise angetrieben: Der Motor 4 treibt eine waagerechte, parallel zur Schneckenwalze 6 verlaufende, ortsfeste Walze 18 an, an deren Mantelfläche 19 eine sinusförmige, umlaufende Nut 20 eingebracht ist. Parallel zur Walze 18 ist ein begrenzt längs geführter Doppelnocken 21 angeordnet. Parallel zum Doppelnocken 21 ist mit der Schneckenwalze 6 ein ringförmiges Gleitstück 22 fest verbunden, das außen eine gerade, ringförmig umlaufende Nut 23 aufweist Der Doppelnocken 21 greift mit Spiel einerseits in die Nut 20 und andererseits in die Nut 23 ein.
Wenn das Werkzeug 13 in die nicht dargestellte Bohrung im Kieferknochen eingebracht wird, dann werden die beiden Motoren 3 und 4 in Gang gesetzt, was Folgendes bewirkt. Der Motor 3 bringt auf die Schneckenwelle 6 ein Drehmoment M1 auf, dann auf die Schnecke 7, dann auf das Schneckenrad 8, dann auf die Welle 9, dann auf das Werkzeug 13, wodurch schließlich die Zähne 17 durch das Drehmoment M1 gewissermaßen in Vorschub gebracht werden.
Damit die unter dem Drehmoment M1 etwa radial vorwärts strebenden Zähne 17 in eine hammerartige Bewegung gebracht werden, wird gleichzeitig über den Motor 4 ein Dreh- moment M2 auf die Walze 18 gebracht. Die sich drehende Walze 18 wandelt das Drehmoment M2 über den Doppelnocken 21 und das Gleitstück 22 in eine Längsbewegung L der Schneckenwelle 6 um, die wiederum die Schnecke 7 axial etwas verschiebt. Durch die axiale Verschiebung der Schnecke 7 wird auf das mit der Schnecke 7 kämmende Schneckenrad 8 ein Drehmoment M3 erzeugt, das auf die Welle 9 und von dort auf das Werkzeug 13 übertragen wird und nun zusätzlich zum Drehmoment M1 auf das Werkzeug 13 einwirkt.
Da die Längsbewegung L oszilliert, verdrehen sich Schneckenrad 8, Welle 9 und Werkzeug 13 dementsprechend unter dem Drehmoment M3 hin und her, wechseln also stän- dig mit einer gewissen Frequenz ihre Drehrichtung. Folglich ergibt sich an den Zähnen 17 eine etwa tangentiale, hämmernde Bewegung, welche das Drehmoment M1 überlagert. Folglich können die Zähne 17 des Werkzeugs 13 sich unter dem Einfluss beider Drehmomente M1 und M3 sehr schnell um die Bohrung in den Kieferknochen einarbeiten und die wendeiförmige Ausnehmung fertig stellen.
Bezugszeichenliste
1 Vorrichtung
2 Gehäuse
3 Motor
4 Motor
5 Hohlwelle
6 Schneckenwelle
7 Schnecke
8 Schneckenrad
9 Welle
10 Abschnitt
1 1 Nut
12 Flansch
13 Werkzeug
14 Steg
15 Rippe
16 Bogen
17 Zahn
18 Walze
19 Mantelfläche
20 Nut
21 Doppelnocke
22 Gleitstück
23 Nut
Di Innendurchmesser
Da Außendurchmesser
L Längsbewegung
M1 Drehmoment
M2 Drehmoment
M3 Drehmoment