Die Erfindung betrifft ein Hörhilfegerät mit wenigstens einem
Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung
in ein elektrisches Signal, einer Signalverarbeitungseinheit
zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen
Signals und einem Ausgangswandler zur Wandlung des verarbeiteten
elektrischen Signals in ein akustisches oder mechanisches
Ausgangssignal, wobei die Signalverarbeitung im Hörhilfegerät
durch wenigstens einen einstellbaren Parameter an unterschiedliche
Hörsituationen anpassbar ist.
Eine Hörsituation, in der sich die Masse der Hörgeräteträger
fast täglich befindet, ist die Hörsituation vor dem Fernsehgerät.
Diese Situation stellt eine besondere Problematik für
automatische Klassifikationsalgorithmen zum Erkennen einer
Hörsituation dar, da beispielsweise im Fernsehprogramm wiedergegebene
Situationen mit den Hörsituationen "Sprache im
Störgeräusch" oder "Störgeräusch" in diesem Falle Nutzsignale
sind, da der Hörgeräteträger das Fernseh-Audiosignal komplett
hören möchte, während die gleichen Situationen im realen Leben
als Hörsituationen mit Störschall klassifiziert werden
müssen.
Aus der EP 0 064 042 A1 ist ein programmierbares Hörgerät mit
einem Signalprozessor bekannt, das automatisch oder durch den
Hörgeräteträger an unterschiedliche Hörsituationen anpassbar
ist. Hierzu sind in einem Speicher unterschiedliche Parametersätze
zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche
Hörsituationen hinterlegt, die bei Bedarf abrufbar sind
und die Signalverarbeitung im Hörhilfegerät beeinflussen.
Spezielle Maßnahmen zum automatischen Erkennen der Hörsituation
"Fernsehen" gehen aus dem genannten Dokument nicht hervor.
Aus der DE 100 48 341 C1 ist ein Hörhilfegerät bekannt, das
zur automatischen Wahl eines Hörprogramms erkennt, ob es sich
in der näheren Umgebung eines externen Senders befindet. Der
Sender erzeugt ein senderspezifisches Signal, so dass eine
Zuordnung unterschiedlicher Sender erfolgen kann. Ein derartiger
Sender ist z.B. am Fernsehgerät des Hörgeräteträgers
installiert und mit dessen Ein-/Ausschalter gekoppelt. Bei
eingeschaltetem Fernsehgerät ist auch der Sender aktiv und
das Hörhilfegerät schaltet in der näheren Umgebung des eingeschalteten
Fernsehgerätes automatisch in das Hörprogramm
"Fernsehen".
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Hörhilfegerät
anzugeben, das ohne ein mit einem Fernsehgerät verbundenes
externes Zusatzgerät zuverlässig automatisch die Hörsituation
"Fernsehen" erkennt.
Diese Aufgabe wird bei einem Hörhilfegerät mit wenigstens einem
Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und
Wandlung in ein elektrisches Signal, einer Signalverarbeitungseinheit
zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen
Signals und einem Ausgangswandler zur Wandlung des verarbeiteten
elektrischen Signals in ein akustisches oder mechanisches
Ausgangssignal, wobei die Signalverarbeitung im
Hörhilfegerät durch wenigstens einen einstellbaren Parameter
an unterschiedliche Hörsituationen anpassbar ist, dadurch gelöst,
dass ein von einem Bildschirmgerät ausgehendes Zeilensignal
von dem Hörhilfegerät detektierbar ist und der Parameter
in Abhängigkeit des Zeilensignals automatisch einstellbar
ist.
Bei Bildschirmgeräten, insbesondere Fernsehgeräten, mit einer
konventionellen Bildröhre wird ein darzustellendes Bild zeilenweise
aufgebaut. In Abhängigkeit der Bildwiederholfrequenz
und der Anzahl der auf dem Bildschirmgerät darstellbaren Zeilen
wird ein in der Bildröhre erzeugter Elektronenstrahl
durch ein Zeilensignal mit einer bestimmten Zeilensignalfrequenz
abgelenkt. Bei einem Fernsehgerät nach dem weit verbreiteten
PAL-Standard beträgt die Zeilensignalfrequenz dieses
Zeilensignals z.B. 15,625 kHz. Zur Erzeugung des Zeilensignals
wird üblicherweise ein Zeilentransformator verwendet,
der neben dem elektrischen Zeilensignal auch ein akustisches
Zeilensignal mit der gleichen Signalfrequenz abgibt. Dieses
Zeilensignal ist in der näheren Umgebung eines Fernsehgerätes
hörbar. Bei einer bevorzugten Variante der Erfindung kann nun
dieses von dem Zeilentransformator abgegebene akustische Signal
von einem Mikrofon des Hörhilfegerätes aufgenommen und in
einem Signaldetektor detektiert werden. Ebenso ist es aber
auch möglich, durch einen geeigneten Detektor (z.B. eine Spule
in Verbindung mit einer Auswerteelektronik) ein von dem
Zeilentransformator abgegebenes elektromagnetisches Signal zu
detektieren. Vorzugsweise wird nachfolgend die Signalstärke
eines detektierten Zeilensignals mit einem Schwellenwert verglichen,
so dass nur in der unmittelbaren Umgebung zu einem
Bildschirmgerät die Hörsituation "Fernsehen" festgelegt wird.
Ist die Hörsituation "Fernsehen" gemäß der Erfindung automatisch
erkannt worden, so werden Parameter zur Steuerung der
Signalverarbeitung innerhalb des Hörhilfegerätes entsprechend
dieser erkannten Hörsituation eingestellt. Beispielsweise
können so Algorithmen zur Störgeräuschbefreiung ausgeschaltet
werden, da ein in dem Fernseh-Audiosignal enthaltenes "Störsignal",
z.B. Hintergrundgeräusche, während eines Gespräches
in diesem besonderen Falle ein Nutzsignal darstellen, die nur
in der gleichen Situation im realen Leben ein Störsignal darstellen
und unterdrückt werden sollten.
Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der
Schwellenwert, mit dem ein detektiertes Zeilensignal verglichen
wird, einstellbar ist. Dadurch lässt sich die Nähe zu
dem Fernsehgerät einstellen, bei der die automatische Situationserkennung
anspricht und die Hörsituation "Fernsehen"
beim Hörgerät eingestellt wird.
Bei einer anderen Variante der Erfindung ist auch die Frequenz
einstellbar, die das Zeilensignal aufweisen muss, um
als solches erkannt zu werden. Ferner kann neben einem exakten
Wert für diese Frequenz auch ein Frequenzintervall angegeben
werden. Dadurch lässt sich der Detektor an unterschiedliche
Fernseh-Normen anpassen, die mit unterschiedlichen Zeilenfrequenzen
arbeiten. Weiterhin ist dadurch auch eine Anpassung
an andere Bildschirmgeräte, beispielsweise Computermonitore,
möglich. Bei diesen ist üblicherweise die Auflösung
und damit die Zeilenzahl sowie die Bildwiederholfrequenz einstellbar.
Daraus resultiert eine Vielzahl möglicher Zeilensignalfrequenzen
bei einem Monitor. Der Detektor in dem Hörhilfegerät
kann dann vorteilhaft an das spezielle Zeilensignal
des von dem Hörhilfegeräteträger üblicherweise verwendeten
Monitors eingestellt werden.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen,
dass das Hörhilfegerät in das ursprünglich eingestellte
Hörprogramm zurückschaltet, das vor der Detektion der
Hörsituation "Fernsehen" aktiv gewesen ist, sobald das Zeilensignal
nicht mehr im Hörhilfegerät detektiert werden kann
oder die Signalstärke des im Hörhilfegerät detektierten Zeilensignals
einen vorzugsweise einstellbaren Schwellenwert unterschreitet.
Die Erfindung kann bei allen bekannten Hörhilfegeräte-Typen
angewendet werden, beispielsweise bei hinter dem Ohr tragbaren
Hörhilfegeräten, in dem Ohr tragbaren Hörhilfegeräten,
implantierbaren Hörhilfegeräten oder Taschenhörhilfegeräten.
Weiterhin kann das Hörhilfegerät gemäß der Erfindung auch
Teil eines mehrere Geräte zur Versorgung eines Schwerhörigen
umfassenden Hörgerätesystems sein, z.B. Teil eines Hörgerätesystems
mit zwei am Kopf getragenen Hörhilfegeräten zur binauralen
Versorgung oder Teil eines Hörgerätesystem, bestehend
aus einem am Kopf tragbaren Gerät und einer am Körper
tragbaren Prozessoreinheit.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Dabei zeigt die Figur das vereinfachte
Blockschaltbild eines Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung
in unmittelbarer Nähe zu einem Fernsehgerät.
Bei der in dem Ausführungsbeispiel gezeigten Hörsituation befindet
sich ein Hörhilfegerät 1 in unmittelbarer Nähe zu einem
Fernsehgerät 2. Das Fernsehgerät 2 wird nach der PAL-Fernsehnorm
betrieben, so dass von dem internen Zeilentransformator
des Fernsehgerätes 2 ein Zeilensignal mit einer Zeilensignalfrequenz
von 15,625 kHz erzeugt wird. Von dem Zeilentransformator
geht auch ein in der unmittelbaren Umgebung
des Fernsehgerätes 2 detektierbares akustisches Signal mit
der gleichen Signalfrequenz aus.
Das Hörhilfegerät 1 umfasst ein Mikrofon 3 zur Aufnahme eines
akustischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches
Signal. Das elektrische Eingangssignal wird in einer Signalverarbeitungseinheit
4 weiterverarbeitet und in Abhängigkeit
von der Signalfrequenz verstärkt, bevor es von einem Hörer 5
in ein akustisches Signal zurückverwandelt und ausgegeben
wird.
Das Hörhilfegerät 1 gemäß dem Ausführungsbeispiel weist weiterhin
eine Signalanalyseeinrichtung zur Analyse des von dem
Mikrofon erzeugten elektrischen Signals auf. Insbesondere
wird das elektrische Eingangssignal in der Signalanalyseeinrichtung
6 dahingehend analysiert, ob darin ein Signal mit
der Signalfrequenz 15,625 kHz enthalten ist. Wird ein derartiges
Signal für eine gewisse Zeitdauer permanent festgestellt,
so wird die Signalstärke dieses Signals mittels eines
Schwellenwertelements 6A innerhalb der Signalanalyseeinrichtung
6 mit einem vorzugsweise einstellbaren Schwellenwert
verglichen. Liegt die Signalstärke eines erkannten Signals
mit der besagten Zeilensignalfrequenz oberhalb des Schwellenwertes,
so ist damit die Hörsituation "Fernsehen" klassifiziert.
Dadurch wird ein Signal an eine Steuereinheit 7 weitergeleitet,
die darauf automatisch Parameter zur Steuerung
der Signalverarbeitung in der Signalverarbeitungseinheit 4
zur Anpassung an diese Hörsituation einstellt. Sobald das
Zeilensignal nicht mehr im Hörhilfegerät erkannt werden kann
oder die Signalstärke eines erkannten Zeilensignals wieder
unter den Schwellenwert sinkt, werden wieder die im Hörhilfegerät
vor der Detektion der Hörsituation "Fernsehen" eingestellten
Werte der betreffenden Parameter eingestellt.
Bei dem Hörhilfegerät gemäß dem Ausführungsbeispiel ist die
Steuereinheit 7 vorteilhaft zusätzlich mit einem Bedienelement
8, beispielsweise einem Tastschalter, verbunden, durch
den das Hörhilfegerät 1 auch manuell an unterschiedliche Hörsituationen
angepasst werden kann.
Zusammenfassend wird festgehalten:
Das richtige Erkennen der Hörsituation "Fernsehen" stellt für
Hörhilfegeräte mit automatischer Situationserkennung oftmals
ein Problem dar, da durch das Fernseh-Audiosignal eine Vielzahl
unterschiedlicher realer Situationen vorgetäuscht wird.
Zum richtigen Erkennen der Situation "Fernsehen" sieht die
Erfindung daher vor, ein von dem Fernsehgerät ausgehendes
Zeilensignal mit einer bestimmten Zeilensignalfrequenz zu detektieren
und bei Vorhandensein eines derartigen Zeilensignals
automatisch die Hörsituation "Fernsehen" einzustellen.