Vorliegende Erfindung betrifft ein Trennmittel zur Verwendung in Giessformen, insbesondere
Giessformen aus Metall, von Giessvorrichtungen zur Herstellung von Metallgussteilen,
insbesondere Metallgussteilen aus einem Leichtmetall, sowie die Verwendung des Trennmittels.
Bei Formgiessverfahren werden mit metallischen Giessformen direkt Guss- bzw. Formteile
gegossen. Es sind beispielsweise Formgiessverfahren wie Kokillenguss, Kippguss, Vakuumguss
oder Niederdruckguss bekannt, welche sich durch vergleichsweise langsame
Formfüllzeiten auszeichnen. Ferner sind weitere Formgiessverfahren wie Druckguss,
Thixoguss oder Vacural bekannt, welche sich durch vergleichsweise kurze Formfüllzeiten
auszeichnen.
Während beispielsweise beim Kokillenguss die Metallschmelze allein durch die Schwerkraft
in die Giessform fliesst, wird die Schmelze in den Druckguss-, Niederdruckguss- und
Thixogussverfahren mit Druckbeaufschlagung, gegebenenfalls unter Erzeugung eines Unterdruckes
bzw. Vakuums, in die Giessform gepresst.
Die in einem Druckgussverfahren angewendeten Drücke können dabei mitunter sehr hoch
sein und beispielsweise im Bereich von 100-1000 bar liegen, so dass die Metallschmelze
gewissermassen in die Giessform hinein geschossen wird. Die für ein Formteil vorgesehene
Metallschmelze wird in der sogenannten Füllbüchse oder Giesskammer dosiert bereit
gestellt und mittels eines Kolbens über den Angiesskanal in den Formhohlraum gepresst.
Nach Erstarrung der Metallschmelze zum Gussteil kann die Giessform geöffnet und das
Gussteil entnommen werden. Der Druckguss eignet sich insbesondere zur rationellen Fertigung
von Grossserien sowie zur Herstellung dünnwandiger Gussteile.
Bei den sogenannt modifizierten Druckgussverfahren wird der Formhohlraum der Giessform
vor dem Einschiessen der Metallschmelze evakuiert bzw. es wird ein Unterdruck erzeugt.
Solche Verfahren sind beispielsweise unter der Bezeichnung MFT-Verfahren (Minimum
Filling Time) oder Vacural-Verfahren bekannt.
Bei den vorgenannten Formgiessverfahren werden in der Regel Dauerformen, d.h. wiederverwendbare
Giessformen, eingesetzt, wobei es sich bei diesen Dauerformen überwiegend
um metallische Dauerformen aus z.B. Stahl, insbesondere aus nitriertem Warmarbeitsstahl,
handelt.
Um ein Verkleben der Metallschmelze, insbesondere der unter hohem Druck eingeschossenen
Metallschmelze, mit der Giessform zu verhindern und die Entformbarkeit zu gewährleisten,
werden sogenannte Trennmittel eingesetzt, die vor dem eigentlichen Giessvorgang
auf die Oberfläche des Formhohlraumes der Giessform aufgebracht werden.
Trennmittel haben dabei die Aufgabe die Adhäsionskräfte zwischen Schmelze und Giessform
zu verringern, d.h. ihr Verkleben zu verhindern, indem sie zwischen beiden Oberflächen
einen leicht trennbaren Film bilden. Die Trennwirkung dieses Filmes basiert zumeist
auf der Herabsetzung der zwischenmolekularen Kräften, wobei das Trennmittel als Scherfläche
wirkt.
Nach jedem Giessvorgang wird die gereinigte, beispielsweise mit komprimierter Luft ausgeblasene
Giessformoberfläche im Anschluss an die Entformung in Vorbereitung des
nächsten Giessvorganges wieder von Neuem mit Trennmittel beaufschlagt.
Das Trennmittel wird in der Regel aufgesprüht, wobei die Temperatur der Giessform genügend
hoch sein muss, damit das Lösungsmittel innert einer vertretbar kurzen Zeit verdampfen
und sich ein Trennmittelfilm ausbilden kann. Um einen sogenannten Leidenfrosteffekt,
d.h. die Bildung eines Dampfpolsters zwischen Giessform und Trennmittel, zu verhindern,
darf die Temperatur der Giessform jedoch auch nicht allzu hoch sein.
In der Regel liegen bekannte Trennmittel als Suspensionen, d.h. als grobdisperses Systeme
mit Teilchengrössen von grösser als 1 µm, oder als Emulsionen vor.
Die wichtigsten üblichen Klassen von Trennmitteln sind die Silikone in Form von Ölen,
Ölemulsionen in Wasser oder Fetten und Harzen, Wachse, wie Polyethylen- und Esterwachse,
Metallseifen, Fette, Polymere, Kohlenwasserstoffe und anorganische Trennmittel
in Form von Pudern (wie Graphit, Talk u. Glimmer).
Es sind beispielsweise wasserfreie Trennmittelsysteme auf Siloxan- und Wachsbasis sowie
graphitbasierte Trennmittel, Trennmittel auf Basis von Kaliumiodid, wassermischbare
Trennmittel in Form von Emulsionen auf der Basis von modifizierten Polysiloxanen und
synthetischer Wachse sowie pulver- bzw. pelletförmige Trennmittel auf Basis hochschmelzender,
synthetischer Wachse und modifizierter Polysiloxanen bekannt.
Gebräuchliche, lösungsmittelbasierte Trennmittel enthalten oder bestehen jedoch oft aus
organischen Bestandteilen, die beim Kontakt mit der heissen Schmelze zersetzt werden
und Gase freisetzen, welche bei der Formfüllung in das Gussteil eingeschlossen werden
können und dessen mechanischen Eigenschaften sowie die Schweissbarkeit beeinträchtigen.
Gute mechanische Eigenschaften lassen sich folglich nur durch wenig ausgasende
Trennmittel erreichen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Trennmittel für Formgiessverfahren zur Herstellung
von Metallgussteilen vorzuschlagen, welches die vorgenannten Nachteile überwindet
und insbesondere:
- eine gute Trennwirkung zwischen dem Metallgussteil und der Giessform bei Temperaturen
der Metallschmelze von rund 600°C und der Giessform von rund 200°C aufweist;
- keine oder eine möglichst geringe Gasbildung bei Kontakt mit der heissen Metallschmelze
hervorruft;
- nicht zur Bildung von dauerhaften Ablagerungen auf der Giessformoberfläche führt;
- bei Giessform-Temperaturen von 100-300°C auf die Trennfläche aufgebracht werden
kann und thermisch stabil ist;
- keine korrosive Wirkung gegenüber der Giessform, insbesondere der Stahlgiessform,
entfaltet;
- weder umwelt- noch gesundheitsbelastend ist; und
- möglichst kostengünstig in seiner Herstellung bzw. in seiner Beschaffung ist.
Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass das Trennmittel Kolloid-Teilchen
mit Teilchendurchmessern im Bereich von 1 - 1000 nm enthält und die Kolloid-Teilchen
zum Auftrag auf die Giessformoberfläche in einem dispersen System gelöst sind, und die
Kolloid-Teilchen auf der Giessformoberfläche nach Verdampfen des Lösungsmittels
schichtbildend vorliegen.
Weitere erfindungsgemässe Merkmale sind durch die Unteransprüche beschrieben.
Das Trennmittel besteht vorzugsweise im wesentlichen oder vollständig (mit Ausnahme
von Additiven) aus vorgenannten Kolloid-Teilchen. Die nach Verdampfen des Lösungsmittels
an der Trennfläche der Giessform vorliegenden Kolloid-Teilchen bilden vorzugsweise
eine unvernetzte Festkörperstruktur aus.
Die Kolloid-Teilchen weisen bevorzugt einen Durchmesser im Bereich von 1 bis 500 nm,
insbesondere von 1 bis 200 nm, vorteilhaft von 5 bis 100 nm auf. Bei nicht kugelförmigen
Teilchen ist mit dem Begriff "Durchmesser" ohne nähere Präzisierung der maximale Teilchendurchmesser
gemeint. Zur Herstellung von Gussteilen aus Aluminium oder einer Legierung
davon liegen die Durchmesser der Kolloid-Teilchen, in Abhängigkeit der angewendeten
Giessdrücke, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 100 nm.
Die Kolloid-Teilchen liegen vorzugsweise in 3-dimensional rundlichen Umfangsgeometrien
vor und sind vorteilhaft kugelförmig. Bevorzugt sind globuläre Kolloide oder Sphärokolloide.
Die Kolloid-Teilchen können ferner auch 3-dimensional polygonale Umfangsgeometrien
aufweisen. Die Kolloid-Teilchen können überdies in Form von fraktalen Raumgeometrien
aufgebaut sein.
Der maximale Durchmesser des einzelnen Kolloid-Teilchen weicht vorzugsweise nicht
mehr als 100%, insbesondere nicht mehr als 50%, von dessen kleinsten Durchmesser ab.
Die Grössenverteilung der Kolloid-Teilchen im Trennmittel ist vorzugsweise mono- bzw.
iso-dispers, d.h. die Kolloid-Teilchen sind im wesentlichen von einheitlicher Grösse. Die
Kolloid-Teilchen können auch in einer poly- bzw. heterodispersen Grössenverteilung vorliegen.
Die Grössenverteilung entspricht dabei vorzugsweise einer Gauss-Verteilung.
Die Trennmittel-Lösung mit Kolloid-Teilchen, auch kolloiddisperses System oder kolloide
Lösung bezeichnet, enthält oder besteht aus:
- Molekülkolloiden, d.h. die disperse Phase besteht aus Makromolekülen, die, bedingt
durch ihre Grösse, keine Lösungen zu bilden vermögen; und/oder
- Assoziationskolloiden (Mizellkolloiden), d.h. die disperse Phase besteht aus kolloidalen
Teilchen, die sich (von selbst) aus echten Lösungen bilden, wenn eine bestimmte Konzentration
überschritten wird; und/oder vorzugsweise
- Dispersionskolloiden, d.h. die disperse Phase besteht aus kolloiden Teilchen, die durch
Dispersion (Zerteilung) aus kompakten Substanzen, durch Kondensation (z.B. Keimbildung
und -wachstum, Aggregation) aus echten Lösungen oder durch Peptisation hergestellt
werden.
Ferner können die Kolloide auch durch chemische Reaktion aus einer Lösung, z.B. durch
Hydrolyse eines Sols, entstehen.
Nach einer weiteren Einteilung können die Kolloide lyophile Kolloide sein, d.h.die Kolloide
werden durch direktes Lösen fester oder flüssiger Stoffe gebildet bzw. durch das Lösungsmittel
solvatisiert. Ferner können die Kolloide lyophobe Kolloide sein, d.h. die Kolloide
sind nur in flüssigen Zerteilungsmedien herstellbar, in denen der betreffende Stoff unlöslich
ist.
Es sind auch Gemische aus zwei oder drei der obgenannten dispersen Phasen möglich.
Die Trennmittel-Lösung liegt vorzugsweise als inkoheräntes System bzw. als Sol vor, d.h.
die Kolloid-Teilchen sind frei beweglich und hängen nicht mit anderen Kolloid-Teilchen zusammen.
Das Lösungsmittel des erfindungsgemässen Trennmittels ist bevorzugt auf wässriger Basis
aufgebaut. Möglich sind auch Lösungsmittel auf organischer Basis, insbesondere auf alkoholischer
Basis wie Methanol oder Ethanol.
Das Trennmittel liegt zum Auftrag auf die Giessformoberfläche in Form einer Lösung vor.
Der Auftrag des Trennmittels geschieht mittels bekannter Verfahren, wie Sprühen oder
Streichen. Nach Auftrag der Trennmittel-Lösung wird das Lösungsmittel zum Verdampfen
gebracht, so dass Kolloid-Teilchen der genannten Grösse auf der Giessformoberfläche
zurück bleiben. Die Kolloid-Teilchen können auf der Trennfläche nach Verdampen des Lösungsmittels
ein- oder mehrlagige Schichten ausbilden, wobei mit Anzahl Lagen die Anzahl
der in Schichtdicke übereinander angeordneten Kolloid-Teilchen gemeint ist. Die Anzahl
der Schichtlagen kann z.B. von 1 bis 100, vorzugsweise 1 bis 50 und insbesondere 1 bis
20 betragen.
Die Wirkung der erfindungsgemässen kolloidalen Trennmittel-Schicht beruht darin, dass
die Kontaktfläche bzw. Auflagefläche zwischen Metallschmelze und Trennmittel erheblich
verkleinert ist, d.h. die Metallschmelze liegt lediglich punktuell bzw. teilflächig auf den Kolloid-Teilchen
auf, derart dass kein direkter Kontakt zwischen dem flüssigen Metall und der
Giessform entsteht, wobei aufgrund der gezielt optimierten Kolloidgrösse das flüssige Metall
wegen seiner Oberflächenspannung nicht zwischen die Kolloid-Teilchen eindringen
kann. Die Kolloid-Teilchen sollten jedoch vom flüssigen Metall nicht oder nur geringfügig
benetzt werden. Der Benetzungswinkel oder Randwinkel liegt vorzugsweise im Bereich
von 90° bis 180°, vorzugsweise im Bereich von 150° bis 180°, und insbesondere bei rund
180° (Winkelgrade) (siehe "Messung der Oberflächenspannung flüssiger Aluminiumlegierungen",
S. Engler u. R. Ellerbrok., Giessereiforschung, 1/1974, S. 47).
Aufgrund der punktweisen bzw. teilflächigen Auflage der Metallschmelze ist die Haft- und
Reibungsfläche erheblich verkleinert. Die Entformungskräfte sind dadurch entsprechend
verringert.
Die geometrische Form und die Grösse der Kolloid-Teilchen sind somit entscheidend für
eine optimale Wirkung des Trennmittels. Die Grösse der Kolloid-Teilchen wird hierbei in
Abhängigkeit zu den physikalischen Eigenschaften der Metallschmelze, wie z.B. Oberflächenspannung,
und zu den angewendeten Formfülldrücken, bzw. dem Auflagedruck der
Metallschmelze auf die Giessformoberfläche, gezielt optimiert. Der mittlere Durchmesser D
der Kolloid-Teilchen ist daher vorzugsweise eine Funktion der Oberflächenspannung σ der
Metallschmelze und des auf die Oberfläche der Metallschmelze wirkenden Druckes P:
D = f(σ,P), wobei sich D näherungsweise direkt-proportional zu σ und umgekehrt-proportional
zu P verhält.
Die Kolloid-Teilchen sind vorzugsweise anorganische Kolloide, und enthalten oder bestehen
aus Oxiden bzw. Metalloxiden. Ferner können die Kolloid-Teilchen auch metallorganische
Verbindungen, insbesondere auf Basis von Alkolaten, Ketonen oder Carbensäuren,
enthalten oder daraus bestehen.
Die Kolloid-Teilchen sind vorzugsweise aus Metalloxiden. Geeignete Beispiele von Metalloxiden
sind ZnO, Fe2O3, SiO2, Al2O3, TiO2, ZrO2, SnO2, Li2O, CeO2 oder V2O5 und insbesondere
SiO2, und Al2O3 oder Gemische zweier oder mehrerer der vorgenannten Metalloxiden.
Geeignete Mischoxide sind z.B. ZnO/Al2O3, Fe2O3/SiO2, und insbesondere
Al2O3/SiO2.
Die Kolloid-Teilchen einer Trennmittel-Lösung liegen beispielsweise in einer gewichtsbezogenen
Konzentration von 1:100 bis 1:1000 (Kolloide : Lösungsmittel), insbesondere von
1:500 bis 1:1000, vor.
Nachfolgend sind Beispiele von erfindungsgemässen Trennmittel-Lösungen aufgezeigt:
Beispiel 1:
Trennmittel: kolloidale SiO2-Teilchen
Teilchengrösse: ca. 10 nm
Lösungsmittel: Wasser
Anwendungsgebiet: Aluminium- oder Magnesium-Druckgussverfahren mit Dauerformen
aus Stahl mit Giessformtemperaturen von ca. 200°C.
Beispiele solcher dispersen Systeme auf Kieselsäure-Basis sind Particlear® von Dupont,
Ludox® von Grace Davison oder Snowtex® von Nissan Chemical America Corp.
Beispiel 2:
Trennmittel: kolloidale Al2O3-Teilchen
Teilchengrösse: ca. 25 nm
Lösungsmittel: Wasser
Anwendung: Aluminium- oder Magnesium-Niederdruckgussverfahren mit Dauerformen aus
Stahl mit Giessformtemperaturen von ca 150°C.
Beispiel eines solchen dispersen Systems auf Aluminiumoxid-Basis ist Dispersal® von
Condea.
Die oben aufgeführten dispersen Systeme auf kolloidaler Basis sind als solche für verschiedene
Anwendungszwecke bekannt, ihr Einsatz als Trennmittelsysteme in Metallgiessverfahren
ist jedoch bis anhin nicht bekannt.
Dem Trennmittel, bzw. der Trennmittel-Lösung, können ferner Additive beigemischt sein,
z.B. Additive wie Säuren oder Basen zur Einstellung des pH-Wertes, Additive zur Stabilisierung
des Trennmittels bzw. der Kolloidalen Lösung, Inhibitoren als Korrosionsschutz, Additive
wie Fungizide oder Bakterizide zur Verhinderung von Pilzbildung oder Ähnlichem, Tenside
zur Benetzung der Oberflächen, oder Additive zur Konservierung bzw. Haltbarmachung
des Trennmittels. Ferner können Addiditve zur Erhöhung der Viskosität der
Trennmittel-Lösung eingesetzt werden.
Basierend auf Modellrechnungen lassen sich die optimalen Durchmesser der Kolloid-Teilchen
von Trennmitteln zum Giessen von bestimmten Metallen unter spezifischen
Druckverhältnissen berechnen, bei welcher die vorbeschriebenen Effekte optimal zum Tragen
kommen.
Solche Berechnungen lassen sich beispielsweise für Trennmittel zum Einsatz in Aluminiumdruckgussverfahren
durchführen, wobei in den nachfolgenden Berechnungsbeispielen
mit Bezug auf die Figuren 1-2 folgende Annahmen getroffen wurden:
- die Kolloid-Teilchen sind kugelförmig;
- der Benetzungswinkel beträgt 180°;
- die zu vergiessende Metallschmelze ist flüssiges Aluminium mit einer Oberflächenspannung
von σ = 0,9 N/m;
- die maximal zulässige Durchbiegung der Oberfläche α beträgt 30° (Fig. 1a, 1b);
- der maximale von der Metallschmelze auf die Giessformoberfläche ausgeübte Druck P
beträgt 1000 bar = 108 N/m2 (Fig. 1a, 2a);
- die Deformation der Kolloid-Teilchen ist vernachlässigbar.
Mittels eines 2D-Modells (2-dimensional) kann der maximale Abstand zwischen zwei Auflagepunkten
der Metallschmelze, ohne dass die Metallschmelze bei einer Oberflächendurchbiegung
von höchstens α = 30° in den Zwischenraum fliesst, durch folgende Berechnung
näherungsweise ermittelt werden (siehe Fig. 1a und 1b):
Fp = 2 * Fs* sinα
P * L = 2 * σ * sinα
L ≤2 * σ * sinα P = 0,9N/m 108 N/m 2 = 9nm
wobei L der Abstand zwischen den beiden Auflagepunkten 2, P der in der Metallschmelze
herrschende Druck, Fp die von der Metallschmelze auf die Oberfläche 1 wirkende Kraft
und Fs die Spannkraft der Oberfläche 1 ist.
Der maximale Abstand der Metallschmelze zwischen den beiden Auflagepunkten 2 ist gemäss
Gleichung (3) proportional zur Oberflächenspannung σ und umgekehrt-proportional
zum angewandten Druck P. Der maximale Durchmesser der Kolloid-Teilchen, bei welchem
der obgenannte Effekt noch auftritt, beträgt gemäss Gleichung (3) des 2-D-Modells rund 9
nm und bei einem herrschenden Druck P von 100 bar und gleichbleibender Oberflächenspannung
σ rund 90 nm.
Der maximale Durchmesser der Kolloid-Teilchen kann ferner in weiterer Annäherung an
realistische Bedingungen mittels eines 3D-Modells berechnet werden. Die Kolloid-Teilchen
liegen vereinfacht als Kugeln 11 vor, wobei die Anordnung der Kugeln für nachfolgende
Berechnungsmethode der dichtesten Kugelpackung entspricht (siehe Fig. 2a und 2b).
Die Oberfläche 15 des flüssigen Metalles liegt dabei in Annäherung der Wirklichkeit für
folgende Berechnungen nicht punktförmig an den drei benachbarten Kolloid-Teilchen 11,
12, 13 auf, vielmehr greift die Oberflächenspannung auf einer bestimmten Bogenlänge, der
sogenannten Kontaktlinie 14, an. Für den Fall der dichtesten Kugelpackung beträgt die
Bogenlänge 14 rund π*r/3. Das Kräftegleichgewicht lässt sich wie folgt ausdrücken:
Fp = 3 * Fs * sinα
3 * R2 * P = π * r * σ * sinα
wobei
r = R * sinα
R = π * σ * sin2α 3 * P = π * 0,9N/m * 0,25 3 * 108 N/m 2 ≈ 4nm
wobei R dem Kugelradius entspricht, P der auf die Oberfläche der Metallschmelze wirkende
Druck, Fp die von der Metallschmelze auf die Oberfläche 15 wirkende Kraft und Fs die
Spannkraft der Oberfläche 1 ist.
Der maximale Abstand der Metallschmelze zwischen den beiden Kontaktlinien (Bogenlinien)
14 (in Annäherung durch den Mittelpunktabstand 2*R zweier Kugeln beschrieben) ist
gemäss Gleichung (7) ebenfalls proportional zur Oberflächenspannung σ und umgekehrt-proportional
zum angewandten Druck P. Der maximale Durchmesser 2*R der Kolloid-Teilchen
beträgt gemäss Gleichung (7) (3-D-Modell) näherungsweise 8 nm und bei einem
herrschenden Druck P von 100 bar und gleichbleibender Oberflächenspannung σ näherungsweise
80 nm.
Die Variabilität der Oberflächenspannung σ ist vergleichsweise zur Variabilität des herrschenden
Drucks P gering. Selbst die Abweichung der Oberflächenspannung zwischen
flüssigem Aluminium und flüssigem Magnesium (σ = 0,7 N/m) ist derart gering, dass bei
der Optimierung der Kolloidgrösse die Erfassung und Berücksichtigung der herrschenden
Giessdrücke von primärer Wichtigkeit sind.
Fig. 2a zeigt die Durchbiegung der Oberfläche 15 des flüssigen Metalls zwischen drei kugelförmigen
Kolloid-Teilchen 11, 12, 13.
Fig. 2b zeigt schematisch die Anordnung der Kolloid-Teilchen 11, 12, 13 in der dichtesten
Kugelpackung und die Auflagefläche der Metallschmelze mit den Kontaktlinien 14 in Draufsicht.
Das erfindungsgemässe Trennmittel eignet sich für alle Formgiessverfahren, in welchen
Dauerformen, insbesondere Dauerformen aus Metall, Einsatz finden. Das erfindungsgemässe
Trennmittel eignet sich insbesondere für Anwendungen auf metallische Dauerformen,
insbesondere aus Stahl, wie Warmarbeitsstahl, oder aus Grauguss sowie für Dauerformen
aus Aluminium und seinen Legierungen.
Das erfindungsgemässe Trennmittel kann, vorausgesetzt die Durchmesser der Kolloid-Teilchen
sind entsprechend den vorgenannten physikalischen Eigenschaften der Metallschmelze
bzw. den angewendeten Drücken ausgelegt, zum Giessen einer Vielzahl von
Metallen eingesetzt werden, insbesondere zum Giessen von Zinn und Zinnlegierungen,
Kupfer und Kupferlegierungen, Bronze, Blei und Bleilegierungen, Zink und Zinklegierungen,
Silber und Silberlegierungen, Gallium und Galliumlegierungen, und insbesondere
Aluminium sowie Magnesium und deren Legierungen. Weitere giessbare Metalle, bei welchen
sich das erfindungsgemässe Trennmittel einsetzen lässt, sollen durch vorangehende
Aufzählung nicht ausgeschlossen sein.
Das erfindungsgemässe Trennmittel eignet sich für alle Formgiessverfahren, insbesondere
für die einleitend genannten Giessverfahren, wie Vakuumguss-, Niederdruckguss-, Druckguss-,
Thixoguss-, Vacural- oder Squeeze-Casting-Verfahren.
Ein Trennmittel von erfindungsgemässem Aufbau und Zusammensetzung zeichnet sich
durch seine ausgezeichnete Trennwirkung und der fehlenden oder verminderten Gasentwicklung
bei Kontakt mit der flüssigen Metallschmelze aus. Ferner kann das Trennmittel in
verhältnismässig geringen Mengen angewendet werden, z.B. in einer Menge von weniger
als 1g Kolloid-Teilchen pro Giessvorgang. Im weiteren findet keine Benetzung des Trennmittels
durch die Metall-, insbesondere die Aluminium- oder Magnesiumschmelze statt. Das
Trennmittel geht weder chemische Reaktionen mit der Metallschmelze, insbesondere mit
der Aluminium- oder Magnesiumschmelze ein, noch zeigt es korrosive Wirkung gegenüber
der Giessform, insbesondere gegenüber Giessformen aus Stahl. Das vorgeschlagene
Trennmittel, insbesondere die daraus hervorgehenden Abfälle beim Reinigen der Giessform,
sind überdies umweltverträglich.
Dank der verringerten Auflagefläche der Metallschmelze auf dem Trennmittel weist diese
aufgrund der daraus resultierenden geringeren Reibung eine verbesserte Fliessfähigkeit
auf. Die mechanischen Belastungen, insbesondere bei Druckgussverfahren, sind dank der
verbesserten Fliessfähigkeit der Metallschmelze bis zum Abschluss der Formfüllung kleiner,
d.h. aufgrund der guten Fliessfähigkeit kann die Giessform mit geringerem Druck gefüllt
werden als bisher. Ferner können Dank der verbesserten Fliessfähigkeit der Metallschmelze
Gussteile mit komplizierten geometrischen und dünnwandigen Strukturen hergestellt
werden.